Titel: | Neuerungen an Dampfkesseln. |
Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 433 |
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Neuerungen an Dampfkesseln.
(Fortsetzung des Berichtes S. 385 d.
Bd.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 22, 23 und 24.
Neuerungen an Dampfkesseln.
Unausgesetzt ist die Aufmerksamkeit der Kesselfabrikanten auf die
Einzelconstructionen, insbesondere auf die Verbindung der Rohrenden mit den
Kesselwänden, gerichtet. Einzelne einschlägige Anordnungen wurden bereits
gelegentlich bei der Besprechung der ganzen Kesselanordnungen erwähnt, einige
weitere mögen noch im Nachstehenden kurz beschrieben werden.
Einen recht einfachen Rohrverschluſs zeigt das C.
Preis'sche D. R. P. Nr. 47505 vom 12. Oktober 1888. Das etwas eingezogene und
mit angeschmiedetem Verstärkungsringe versehene Rohrende E (Fig.
1 Taf. 22) wird von zwei schellenförmigen Laschen cc umfaſst, welche von den geraden Laschen dd
zusammengehalten werden. Letztere tragen die Brücke b
mit der Anpreſsschraube x, welche den Deckel a auf den mit Nuthen versehenen Verstärkungsring
drückt.
Das Wesentliche der Sperber'schen Verbindung an
Gliederkesseln (D. R. P. Nr. 47698 vom 27. November 1888) ist aus Fig. 2 zu ersehen. Die
Rohre E sind mit Rechts- und Linksgewinde versehen und
mit den Köpfen EE1
verschraubt. Diese sind unter sich und mit den Verbindungsrohren A durch Schlieſsen T von
Flacheisen zusammengehalten, welche am inneren Umfange der Köpfe so liegen, daſs
behufs Reinigung, nach Oeffnen der Verschluſsdeckel d,
zwischen denselben mit einem Reiniger hindurch gefahren werden kann. Die Schlieſsen
T sind oben an den Keilen t befestigt und gehen unten durch Stopfbüchsen, welche durch die Muttern
s an die metallische Dichtung in den Deckeln D festgepreſst werden. Der quer über dem Röhrenbündel
liegende Oberkessel ist mit der vorderen Wand durch zwei Rohre verbunden, welche, um
die Spannungen zu vermeiden, je eine kreisförmige Schlinge bilden.
H. Carpentier in Paris ordnet nach dem D. R. P. Nr.
51276 vom 13. April 1889 die Rohrbefestigung in der Weise an, daſs er die Enden der
Rohre mit einem conischen Ringe, welcher sich der Wand genau anschlieſst, versieht.
Das nach innen überstehende Rohrende wird mit einem oder mehreren Schlitzen
versehen, in welche hakenförmig umgebogene Schraubenbolzen greifen, deren Muttern
auf der naheliegenden Kappenwand ihren Stützpunkt haben und beim Anziehen die Rohre
in ihren Sitz pressen, wobei die freie Oeffnung des Rohres möglichst freigelassen
ist.
Eine Röhrenverbindung für Doppelröhren-Dampfkessel (D. R. P. Nr. 51014 vom 7. Juni
1889) ist J. P. B. Knudsen in Kopenhagen patentirt. Bei
derselben ist, wie Fig. 3 zeigt, das äuſsere Rohr R mit beiden
Enden conisch in die Wand W eingesetzt, während das
innere Rohr r als Zuganker benutzt ist. Zu dem Zwecke
ist dasselbe an der einen Seite mit dem conischen Deckel J
verschraubt, an der anderen Seite mit Gewinde und einer Mutter K versehen, welche auf einen entsprechenden Deckel J1 wirkt. Durch
Anziehen der Schraube K werden gleichzeitig alle vier
Dichtungsstellen geschlossen.
F. Sperling wendet nach D. R. P. Nr. 47687 vom 6. Januar
1889 eine Röhrenverbindung für einseitig mit dem Oberkessel verbundene
Wasserröhrenkessel in der Weise an, daſs er die Anzahl der Wasser zuführenden Röhren
beschränkt, indem er die am vorderen Ende in einer Wasserkammer B (Fig. 4) vereinigten
Siederohre AA1 am
hinteren Ende gruppenweise unter einander verbindet und nur in einzelne derselben
Wasserzuführungsröhren D einlegt.
G. Dürr in Ratingen legt nach D. R. P. Nr. 46430
Zwischenwände in die Einkammerwasserrohre, welche mittels Trichter x (Fig. 5) an das Speiserohr
s anschlieſsen. Das weitere Ende des Trichters
bildet in Verbindung mit den Platten y die
Trennungswand w, welche in Gemeinschaft mit einem
angebauten Kasten eine Verbindung des Dampftheiles der Kammer mit dem Dampfraume des
Oberkessels und eine solche des Wassertheiles der Kammer mit dem Wasserraume des
Oberkessels herstellt.
Eine Verbindung, welche für solche Kessel bestimmt ist, bei denen die Wasserröhren
mit durch dieselben hindurchgehenden Feuerrohren versehen sind, ist von K.
Gamper in Sielce und R.
Farkacz in Warschau angegeben (D. R. P. Nr. 47996 vom 13.
Oktober 1888). Die Verbindung der Rohrköpfe d (Fig.
6 und 7), welche mit kugelzonenartigen oder cylindrischen Gleitflächen f und einem zwischenliegenden kugelzonenartig oder
cylindrisch ausgehölten Ringe g versehen sind, erfolgt
durch Anziehen der Schrauben A, welche eine
entsprechende Gleitfläche i haben. Die Verbindung der
Heizröhren mit den Rohrköpfen wird mittels eingesetzter Ringe (Fig. 6) oder wie Fig. 7 zeigt,
durch eine biegsame dünne Platte p bewirkt.
Um den Uebelstand zu vermeiden, daſs sich in den Wasserröhren Dampfräume bilden,
bringt A. Horn in Dehnitz nach dem D. R. P. Nr. 46590
vom 11. Oktober 1888 innerhalb der Rohre Mulden F an
(Fig. 8),
welche auf Füſsen g ruhen. Die oberen Ränder der Mulde
sind mit Zacken i versehen, welche den Dampf
durchzulassen bestimmt sind.
Die Kleinkessel.
Neuerungen von besonderer Wichtigkeit sind auf diesem Gebiete nicht zu melden, es
seien etwa diejenigen von Serpollet ausgeschlossen,
welche wenigstens einen eigenthümlichen Grundgedanken enthalten. Im Uebrigen
beschränken wir uns auf die Wiedergabe einiger der besseren Anordnungen und
Verwendungen bekannter Grundformen.
Auf der landwirthschaftlichen Ausstellung zu Plymouth wurde eine Maschine von E. R. und F. Turner mit
dem ersten Preise bedacht, deren Kessel in Fig. 9 dargestellt ist.
Die Feuerung liegt in einem cylindrischen Raum, welcher in einen Halbcylinder
übergeht, an dessen gerade Fläche ein Röhrenbündel anschlieſst, welches die Gase zum
Schornsteine führt. Die Blechstärken sind der Skizze eingeschrieben. Die Feuerfläche
beträgt 32,2 Quadratfuſs, wovon 16,5 auf die Röhren entfallen. (Anzahl der Röhren 36
von 1,5 Zoll Durchmesser. Rostfläche 2,6 Quadratfuſs, 1 Fuſs 10 Zoll Durchmesser.)
Kesseldruck 75 Pfund auf den Quadratzoll. Die Maschine ist eine eincylindrige, von
4,5 Zoll Cylinderdurchmesser und 7,5 Zoll Hub und als zweipferdig bezeichnet.
Ein stehender Dampfkessel mit angehängten Wassersäcken und durchgehenden Heizröhren
ist Gegenstand des Patentes von W. E. Thursfield und
J.
Schreiber in Wien (D. R. P. Nr. 49409 vom 16. März
1889).
Fig. 10 zeigt
zwei in einander geschaltete Kessel A und B, welche durch Rohrstutzen C mit einander verbunden sind. Durch den Raum cc gehen die abziehenden Heizgase. Um die Rohrstutzen C gut verarbeiten zu können, ist die Auſsenwand b des Auſsenkessels für sich aufschiebbar und mittels
Flanschen zu verschrauben. In den Boden des Innenkessels sind Rohrstutzen D geschraubt, deren unteres Ende je eine Muffe F trägt; in die Mitte der letzteren ist ein Siederohr
E eingeschraubt, welches durch die ganze Länge des
Kessels und den oberen Kesseldeckel geht und dort verdichtet ist. Es bildet mithin
jedes einzeln combinirte Flamm- und Siederohr einen besonderen, kleinen Kessel, in
welchem das Siederohr, da dieses den ganzen Kessel durchzieht, zugleich als
Ueberhitzer dient.
Ein Röhrenkessel von Durenne, dessen Einrichtung aus
Fig. 11
zu ersehen ist, diente auf der Pariser Ausstellung zum Betriebe von elektrischen
Maschinen und bewährte sich die ganze Ausstellung hindurch bezüglich reichlicher
Dampfentwickelung und tadellosen Betriebes. Um eine gröſsere Rostfläche zu erzielen,
ist das guſseiserne Gestell desselben erweitert. Die gebogene Form der Röhren
gestattet diesen freie Bewegung, welche einen Kesselsteinansatz verhindert; auch ist
der Wasserumlauf, der noch durch einen eingehängten Blechmantel unterstützt werden
kann, ein lebhafter. Der Dampf wird dem Kessel in der Weise entnommen, daſs er vor
seinem Austritte einen um das Ableitungsrohr der Feuergase gelegten Ring zu
durchstreichen gezwungen ist. Der Kessel hat 192 Rohre von 30mm Durchmesser, 1qm,35 Rostfläche, 30qm Heizfläche,
890l Wasser, 510l Dampf und wiegt 3270k.
Einen Kleinkessel mit rechtwinkelig gebogenen Heizröhren hat sich P.
Dupuis in Aachen patentiren lassen (D. R. P. Nr. 47686
vom 20. December 1888). Der stehende Kessel hat einen nach innen
gekümpelten Boden, auf welchem sich die rechtwinkelig gebogenen Röhren ansetzen und
in verschiedener Höhe radial der Auſsenwand zugeführt sind. Zur weiteren Ausnutzung
der Feuergase sind am Umfange des Kessels zwischen je zwei hier ausmündenden
Feuerröhren eine Anzahl von Wasserröhren angebracht, welche direkte Verbindung zwischen dem Dampf-
und dem Wasserraume haben und von den zwischen Kessel und Mantel streichenden
Feuergasen erhitzt werden. Die Reinigung der Feuerröhren geschieht nach Wegnahme des
äuſseren Mantels mit einer biegsamen Bürste.
Der Kessel von G. Taylor in Liverpool,
England (D. R. P. Nr. 49337 vom 5. April
1889) hat Gasfeuerung mit einem in der Mitte liegenden Vergasungsraume. –
Die Verbrennungsluft gelangt, vorgewärmt durch die Kanäle c und die Oeffnungen a, in die
Verbrennungskammer P (Fig. 12). Die die
Feuerung speisenden Gase strömen durch ein von Wasser umspültes centrisches Rohr R und die Rohre S, S1, S2 in die Verbrennungskammer P. Der Vergaser kann von einem Vorwärmer T
umgeben sein, welcher durch ein Rohr V gespeist wird
und durch ein Rohr V1
mit dem Kessel in Verbindung steht. Die verbrannten Gase gelangen durch Röhren i in eine cylindrische, vom Wasser umspülte Kammer k, aus der sie durch ein Abzugsrohr entweichen.
E. G. Vonhof in Sachsenberg ordnet nach dem D. R. P. Nr.
47697 eine Rauchkammer unter stehenden Dampfkesseln an, welche mit einem Kranze
abführender Heizröhren versehen sind (Fig. 13). Der in der
Patentzeichnung dargestellte Kessel ist nach dem Field'schen Systeme gebaut. Etwas unterhalb der Feuerbüchsenplatte, von
welcher 31 Field-Röhren in den Feuerraum hineinragen,
gehen 17 Feuerröhren a mit kurzer Biegung durch den
zwischen Auſsenkessel und Feuerbüchse verbleibenden Raum nach unten, wo sie in einen
gemeinschaftlichen Kanal c münden und alsdann durch
einen centralen Kanal e abgeführt werden. Es soll
hierdurch ein für alle Feuerröhren gleich starker Zug erzielt werden.
Ein Kleinkessel, der aus stehenden Rohren und Knierohren besteht, ist F. Brandner in Regensburg patentirt (D. R. P. Nr. 45507
vom 13. April 1888, Fig. 14). Das Rohrgerüst wird aus den vier senkrechten Rohren JJ, vier Querrohren und dem Rohre G gebildet. Zwischen diesen sind die winkelig gebogenen
Rohre E so angeordnet, daſs die oberen und unteren
Enden derselben abwechselnd mit je einem anderen der Gerüstrohre verbunden sind. Die
in der Mitte befindlichen Rohre L steigen senkrecht auf
und münden in das Rohr G. Das Rohr D bildet den Dampfsammler und das in dessen Nähe
befindliche, aus den Rohren N und M bestehende Rohrnetz bildet einen Vorwärmer für das
Speisewasser.
Die vielfach verwendeten Schlangenrohrkessel haben den
Nachtheil, daſs der Kesselstein schwer zu entfernen ist und daſs die Dämpfe viel
Wasser mit sich führen, während, wenn man den Dampf trocken zu halten sucht, leicht
ein Durchbrennen der Rohre stattfindet. Zur Vermeidung der erwähnten Uebelstände
ordnen nach D. R. P. Nr. 47119 vom 9. September 1888 S.
Wolfson in Zaschnick und C. Bernstein in
Berlin ihren Schlangenrohrkessel in folgender Weise an (Fig. 15). Das
Schlangenrohr ii mit einer nach unten tiefer liegenden
Wickelung i1i1, welche dem Roste Luft zuzuführen gestattet, liegt zwischen
zwei Wasserbehältern K1
K2, welche dem Kessel
als Böden dienen. Diese sind mit einander durch die Rohre a1
a2
a3 verbunden, welche
einen gröſseren Durchmesser als die Schlange i haben
und letzterer als Stütze dienen. Durch die Feuerthüre T
ist der von i1
i1 getragene Rost
zugängig. Der Boden K2
trägt den Rauchfang H. Die Pumpe E speist die Schlange i,
das Wasser durchströmt alsdann das Rohr n und geht in
die Kammer K1, in die
Rohre a1
a2
a3 und in den Boden K2, um schlieſslich im
Rohre i2 vollständig
getrocknet zu werden. Bei groſsen Dampfmaschinen soll nun dieser Dampf zunächst in
den Hochdruckcylinder strömen, von wo aus derselbe in den Niederdruckdampferzeuger
B gelangt. Bei kleineren Dampfmaschinen, wo der
erste Cylinder wegfällt, wird der Dampf ohne Weiteres in den
Niederdruckdampferzeuger B geleitet, wie auch unsere
Figur zeigt.
Bei dem Betriebe des Schlangenrohrkessels trifft die Stichflamme zunächst die Röhren
a1
a2
a3, das Rohr i wird also nicht überangestrengt. Da ferner das
Speisewasser im Schlangenrohre nicht völlig verdampft wird, so werden zunächst nasse
Dämpfe erzeugt, welche in den Niederdruckdampferzeuger B geleitet werden. Der Kessel soll sich wegen seines geringen Gewichtes
vortheilhaft für Dampfstraſsenwagen eignen, und ist er für diese Verwendung federnd
gelagert.
Einen Kessel für 1 bis 4 bauen die Rochester Machine
Tool Works in Rochester unter dem Namen Acme-Kessel. Die nachstehende
Textfigur, bei welcher der äuſsere Blechmantel entfernt ist, zeigt die Einrichtung
dieses für Kerosine als Brennmaterial berechneten Kessels. Das mittlere aus Stahl
hergestellte Rohr nimmt die radialen Röhren auf, welche mit demselben verschraubt
werden. Das andere Ende dieser Radialröhren ist mit einem T-Rohre versehen, dessen
Endflächen etwas gekrümmt sind, damit eine Verschiebung verhindert werde. Die
Dichtung derselben wird durch eine dünne Kupfereinlage bewirkt. Ein senkrechter
Schraubenbolzen preſst die ganze Reihe der T-Stücke an einander. Gegen Wärmeverluste
ist der Kessel durch einen doppelten Blechmantel mit Asbesteinlage geschützt. Die in
der Figur ersichtliche Platte ist zur Aufnahme der zweicylindrigen einfach wirkenden
Maschine bestimmt.
Textabbildung Bd. 277, S. 437
Abänderungen an den Serpollet-Kesseln (vgl. 1889 272 * 359 und 1890 275 * 404)
bilden den Gegenstand des D. R. P. Nr. 50237 vom 4. Mai 1889. Anstatt der bisher
beschriebenen Röhren mit flachem Schlitze wird die capillare Fläche nunmehr durch
zwei in einander gesteckte runde Röhren gebildet, welche den engen Wasserraum zwischen sich lassen. Um
das Zusammenfallen der Mittellinien dieser beiden Rohre dauernd zu sichern, ist das
innere Rohr mit drei oder mehr äuſseren Rippen versehen, deren Höhe genau gleich der
Dicke des Zwischenraumes ist. Diese Rippen sind parallel der Achse, oder
spiralförmig.
Ein Theil der Anordnungen der Kessel ist unsern Lesern aus den oben angeführten
Berichten bekannt. Eine bisher nicht beschriebene Anordnung besteht darin, daſs die
flachen Röhren der ursprünglichen Form, zu Halbkreisen gebogen, in zwei Reihen über
der Feuerung liegen, wie Fig. 16 zeigt.
Sie empfangen das Wasser durch die Röhren J und führen
den Dampf den Rohren K zu, welche mit dem Dampfsammler
P in Verbindung stehen. Die Verbrennungsluft tritt
bei r ein, wird an den Wänden vorgewärmt und gelangt so
unter den Rost D. Die Verbrennungsluft wird durch
Führungsbleche wirksam um das Rohrsystem geleitet.
Eine weitere Anordnung der Serpollet'schen Röhren ist in
Fig. 17
und 18
dargestellt; sie besteht aus zwei aus einander geschobenen conaxialen Rohren A und B, welche ähnlich
wie diejenigen des Field'schen Kessels ausgebildet
sind. Hier findet die Speisewasserzufuhr durch ein kleines centrales Rohr u statt, welches in den unteren Theil des inneren
Rohres B einmündet. Der Dampf tritt oben bei v aus, um sich nach dem Sammelbehälter zu begeben. Das
äuſsere Rohr A ist auſsen mit Rippen e versehen, um die Heizfläche zu vergröſsern. Ferner
hat dasselbe an seiner Innenseite Rippen, welche das Zusammenfallen der Mittellinien
in der vorerwähnten Weise sichern sollen. Es soll sich empfehlen, hier des
leichteren Auseinandernehmens wegen die Röhren conisch zu halten.
Kessel verschiedener
Systeme.
Zum Schlusse seien noch einige bemerkenswerthe Kesselanordnungen erwähnt, welche sich
den früheren Abtheilungen nicht wohl unterordnen lassen.
Ein von G. Cawley in London angegebener stehender Kessel
(Englisches Patent Nr. 10540 vom 29. Juni 1889) besteht nach Fig. 19 Taf. 23 aus einem
Auſsenkessel, der annähernd in der Hälfte seiner Höhe eine Einschnürung H erhält, welche durch einen Blechmantel 1 mit Einsteigethüren Q,
letztere zum Zwecke der Reinigung, zu einem ringförmigen Kanäle geschlossen ist.
Sowohl im unteren Theile B als auch im oberen D sind conische Einsatzstücke C und F angeordnet. Die Feuerungsgase
durchstreichen auf ihrem Wege von den Rosten A aus
zunächst den unteren Einsatz C, in welchem Raume sie
sich sammeln, dann gehen sie durch die schrägen Röhren M in den Kanal H, von hier aus durch die
oberen Röhren J in den Einsatz F. Bevor die Gase in den Schornstein gelangen, durchstreichen sie noch den
Vorwärmer L für das Kesselspeisewasser. Derselbe
besteht aus den senkrechten Feuerrohren RR1, welche vom Speisewasser umspült sind. Mittels des
Ventilkörpers R2 wird
die Regelung der abgehenden Heizgase in der Weise bewirkt, daſs man von denselben
eine gröſsere oder geringere Menge durch die Vorwärmerröhren senden, oder auch, um
bei geringem Zuge denselben zu verstärken, die ganze Gasmenge ohne Weiteres in den
Schornstein kann entweichen lassen. Ober- und Unterkessel sind durch den
Flanschenring N mit einander verschraubt, so daſs der
Kessel behufs Ausbesserung und Reinigung leicht auseinandernehmbar ist. Die
conischen Flächen sind durch Stehbolzen E und G gegen einander abgesteift.
Der in Fig. 20
und 21
dargestellte Wasserröhrenkessel von Gehr in
Rath bei Düsseldorf (D. R. P. Nr.
51405 vom 19. Oktober 1889) hat zwei Wasserkammern, deren hintere durch
eine halsförmige Verlängerung c mit dem Oberkessel in
Verbindung steht, während die vordere Kammer e mit
demselben keine direkte Verbindung hat und sich also unabhängig vom Oberkessel frei
ausdehnen kann. Das Speisewasser tritt in den Oberkessel, läuft bei a über und fällt durch die seitlichen Kanäle b in die Wasserkammer d.
Die oberste Reihe der Röhren x liegt über dem
Wasserstande des Rohrsystemes, bleibt also vom Wasser frei und kann mithin der Dampf
durch c in den Dampfraum gelangen. Etwa mitgerissenes
Wasser fällt durch c zurück. Da der Mantel des
Oberkessels zum Theil von den Heizgasen bespült wird, so wird in demselben das
Wasser vorgewärmt und der Kesselstein ausgeschieden.
Patent-Compounddampfkessel, System Kämp (Fig. 22 und 23). Der
eigentliche, als Innenfeuerungskessel mit zwei Wellflammrohren und Heizröhren
ausgeführte Dampfkessel H erhält das Speisewasser durch
zwei doppelte Vorwärmer H1 und H2,
welche über dem Kessel in der aus Fig. 22 und 23
ersichtlichen Weise angeordnet sind, zugeführt. Die Heizgase durchstreichen vom
Roste F aus die Heizkammer F1, gelangen
durch ein Heizrohrsystem nach der Rauchkammer R und
werden sodann durch die Röhren des aus zwei Einzelapparaten bestehenden Vorwärmers
H1 hindurchgejagt.
Von hier werden sie nach Passiren der Kammer V dem
oberen Vorwärmer H2
zugeführt, von dem aus sie in den Schornstein entweichen können. Die Speisung des
obersten Vorwärmers H2
erfolgt mittels des Injectors C aus einem Wassersammler
durch die Rohrleitung r, während die Rohrleitung r1 das vorgewärmte
Wasser zunächst dem Vorwärmer H1 und sodann aus diesem dem Kessel H zuleitet. Am oberen Theile des hinteren
Dampfkesselbodens ist ein Dampfventil D angeordnet,
durch welches der Uebertritt der im Kessel erzeugten Dämpfe nach der
Betriebsdampfmaschine geregelt werden kann. Um die Verbrennung in den Flammrohren zu
beschleunigen, wird die Verbrennungsluft durch einen Ventilator G in die Flammrohre gepreſst (Industries).
Der Kessel von R. Watkins and J. Dickson in New York
(Amerikanisches Patent Nr. 412438 vom 9. Juli 1889) hat, wie Fig. 24 zeigt, ein doppeltes System von
Röhren; die zunächst über der Feuerung A liegende
Gruppe besteht aus Wasserröhren a, welche von einem
Wellrohre umgeben sind. Das zweite Röhrensystem besteht aus Heizröhren b. Der Zug wird durch eingelegte Feuerbrücken
geleitet.
Gustav
Hose in Elberfeld (D. R. P. Nr. 46544 vom 30. Mai
1888) verbindet mit dem Wasserröhrenkessel stehende Kessel. In den
bereits mit Wasserumlauf versehenen Wasserröhrenkessel A (Fig.
25) soll das Speisewasser nicht direkt eintreten, sondern erst durch den
Stutzen B in den aufrecht stehenden Cylinderkessel C, dann in der Richtung der Pfeile durch die Stutzen
B1
B2
B3
B4 in die gleichen
Cylinderkessel C1
C2 und erst dann durch
den Stutzen B5 in den
Wasserröhrenkessel A strömen. Die drei Cylinderkessel
CC1
C2 werden durch die
abziehenden Feuergase des Wasserröhrenkessels geheizt und stehen auſserdem durch die
Dampfleitung DD1
D2 mit dem letzteren in
Verbindung, derart, daſs durch die Röhren EE1
E2 der Wasserraum der
Cylinderkessel durch Dampf geheizt wird, während sie nach den Dampfräumen GG1
G2 führen. Der Dampf
wird daher nicht aus dem Röhrenkessel, wo er erzeugt wird, entnommen, sondern
mittels der drei durchlochten Rohre FF1
F2, die im Dampfraume der Cylinderkessel vorgesehen sind,
und welche mit der gemeinschaftlichen Dampfleitung HH1
H2 communiciren. Der
Zweck dieser Einrichtung ist, eine Groſswasserraumanlage zu erhalten, welche
gefahrloser ist, als solche Groſswasserraumkessel, die der ersten Hitze des Feuers
ausgesetzt sind; ferner soll die Ausscheidung des gröſsten Theiles der Kesselstein-
und Schlammbildner aus dem Speisewasser bereits in den Cylinderkesseln erfolgen. Das
Speisewasser tritt durch die Verbindungsröhren JJ1
J2 nach der Reihe in
die drei Cylinderkessel, bewegt sich in denselben also stets von oben nach unten,
was veranlassen soll, daſs der in den mitgeheizten Verbindungsröhren sich bildende
Dampf die Bewegung des Wassers beschleunigt.
Die Patentschrift erwähnt noch mehrere Anordnungen, die aber denselben Grundgedanken
verfolgen. Wir halten bei dieser Anlage die aufgewendeten Mittel für bei weitem zu
groſs im Vergleiche zu dem erreichten Zwecke, abgesehen von anderen
Unzuträglichkeiten, die bei dem Systeme sich zeigen werden. Die Anlage mit einiger
Abänderung mag sich da empfehlen, wo es darauf ankommt, eine reichliche Menge warmen
Wassers zu gewinnen. Für die Dampfgewinnung erscheint sie uns nicht wirthschaftlich
zu sein.
Auf der Pariser Ausstellung war ein Dulac'scher Kessel,
im Wesentlichen nach der 1888 267 * 5 erwähnten
Anordnung, jedoch als Einzelkessel ausgestellt. Um den Kessel von dem Wärter
möglichst unabhängig zu machen, ist die Feuerthür durch eine schwingende Rinne
ersetzt, welche die Heizöffnung auch während des Aufgebens von Brennmaterial
abschlieſst und durch einfaches Umschwenken den Brennstoff auf den Rost entläſst.
Der Rost besteht aus prismatischen Stäben, die um ihre Achse drehbar sind und leicht die Entfernung der
Schlacken und der Asche gestatten. Der Aschenfall nimmt zugleich das Kühlwasser auf.
Die Heizgase gehen mit etwa 400° durch eine am oberen Theile des Doppelconus
ausgesparte Oeffnung ab, umstreichen jetzt noch das wagerechte Sammel- bezieh.
Vorrathsrohr, sowie den Erhitzer und entweichen mit nur noch etwa 200° in den
Schornstein. Als Beweis für die gute Wirkung der Feuerung wird angegeben, daſs eine
Analyse der abgehenden Gase mit dem Orsat'schen
Apparate 12 bis 14 Proc. Kohlensäure und keine Spur von Kohlenoxyd ergab, während
bei gewöhnlichen Feuerungen sich 5 bis 8 Proc. Kohlenoxyd vorfindet.
Der schwache Theil der vorliegenden Kesselconstruction ist offenbar der obere
Cylinder mit seinem vielfach durchbrochenen Boden. Es soll jedoch die Wärmeaufnahme
der eingehängten Röhren eine so wirksame sein, daſs die Feuergase diesen schwachen
Theil nur mehr mit 400° umstreichen, einem Wärmegrade, der jede Gefahr ausschlieſsen
soll. Selbst dies zugegeben, so müssen wir die Anordnung eines so ausgedehnten
Wärmebehälters, wie der Erhitzer ihn bildet, für sehr bedenklich halten, da
dergleichen Gefäſse erfahrungsmäſsig auch ohne unmittelbare Heizung oftmals
Explosionen verursacht haben.
Die Art und Weise wie Dulac die Field'schen Rohre verwendet, ist aus Fig. 26 zu ersehen. Der
obere Theil des Wasserzuführungsrohres ist mit einem Trichter versehen, der als
Schlammfänger dienen soll. Es ist nicht unwahrscheinlich, daſs sich dieses oder
jenes Schlammtheilchen in den Trichter begibt; eine besondere Nöthigung dazu scheint
uns nicht vorhanden zu sein. Die Befestigung der Rohre in der Kesselwand ist mittels
Einsatzringe bewirkt.
Obgleich dem Kesselsysteme in dem Berichte der Revue
industrielle nachgerühmt wird, daſs es trockenen Dampf liefere, sind
dennoch zur Vorsicht einige Dampfüberhitzungsrohre in die Abzugsheizgase gelegt.
Die Gröſsenverhältnisse des Ausstellungskessels werden wie folgt angegeben:
Heizfläche in den Röhren 61qm,63,
Gesammtheizfläche 85qm,74, Rostfläche 2qm,90, Inhalt des Wasserraumes 8220l, des Dampfraumes 4320l, zulässige Dampfspannung 8at, stündlich entwickelte Dampfmenge 2050k bei 220k
Kohlenverbrauch, stündliche Verdampfung für 1qm 20
bis 24k. An trockenem Dampf auf 1k Steinkohle (15 Proc. Asche) würde 9k = 10k,5 auf
reine Steinkohle berechnet geliefert. Das übergerissene Wasser wird zu 1 Proc.
angegeben. Der Kessel wird als rauchfrei bezeichnet.
Gustav Lenz in Düsseldorf verläſst in seinem D. R. P.
Nr. 51028 vom 20. August 1889 die bei locomobilen Kesseln gebräuchliche Form des
Auſsenkessels und setzt denselben aus zwei (Fig. 27 Taf. 24) oder
mehreren conischen Stöſsen (Fig. 28), in letztem
Falle mit Einschiebung eines schräg geschnittenen cylindrischen Theiles, zusammen.
Als Feuerbox ist ein Wellrohr verwendet, welches durch Feuerrohre in gewöhnlicher
Weise mit der
Rauchkammer in Verbindung steht. Nach dieser Construction kommt der Dampfraum zum
gröſsten Theile in die Mitte des Kessels, und die Feuerbüchse in Verbindung mit den
Siederohren genügen zur Versteifung und Verankerung des Auſsenkessels. Wegen der
Einzelconstructionen verweisen wir auf die Patentschrift.
An einem Kessel mit geschlossener Feuerung und mit Kreislauf hat Carl Naeher in Chemnitz durch D. R. P. Nr. 50927 vom
12. Juli 1889 sich die Anordnung einer Pumpe, eines Strahlapparates o. dgl. zur
Erzeugung eines Wasserumlaufes, sowie in Verbindung damit die Einschaltung eines
Filters K in den Wasserkreislauf patentiren lassen. In
Fig. 29
Taf. 23 ist A der Verbrennungsraum mit Rost C und Aschenfall D, B
dient zur Brennmaterialzuführung. Durch D wird beim
Betriebe Luft von höherer Spannung eingeführt. Die Heizgase treten durch Rohr E in den Dampfraum F und
verdampfen hier die ihrem Wärmeüberschusse entsprechende Menge des durch G eintretenden und über die Glocken H fallenden Wassers. J
stellt eine Pumpe beliebiger Art dar, welche das im Filter K gereinigte Speisewasser in das Rohr G
befördert.
Karl
Mayer in Barmen ordnet bei seinem liegenden ausziehbaren Locomobilkessel
(D. R. P. Nr. 47910 vom 2. September 1888) ein
cylindrisches, jedoch, um einen hohen Wasserstand über der hohen Feuerstelle zu
gewinnen, oben abgeflachtes Flammrohr an. Letzteres ist, wie auch die Feuerbüchse,
mit senkrecht zur oberen Fläche und radial zur cylindrischen Wand stehenden
gebogenen Wasserrohren versehen, wie Fig. 30 Taf. 23
zeigt.
(Fortsetzung folgt.)