Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. |
Autor: | W. Leybold |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 176 |
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Neuerungen in der Gasindustrie.
(Fortsetzung des Berichtes S. 129128 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
9.
Neuerungen in der Gasindustrie.
Verfahren und Apparat zur Herstellung von brennbaren bezieh.
Heizgasen. Von B. Loomis in Hartford,
Connecticut, Nordamerika (D. R. P. Kl. 26 Nr.
49224 vom 4. November 1888). Während bisher bei der Herstellung von
Heizgasen die Luft von unten durch den Boden des Ofens in den Brennstoff mittels
Gebläsemaschinen eingeführt wurde, wird bei vorliegendem Verfahren die Luft durch
die Wirkung einer mit dem Boden des Ofens bezieh. Generators A (Fig.
13) in Verbindung stehenden Saugvorrichtung T
von oben in den oben offenen Ofen eingeführt, geht durch den glühenden Brennstoff
nach unten, und werden die daraus entstehenden Gase am Boden des Ofens unter dem
Aschenbehälter B abgesaugt und von hier durch den
Ventilator hindurch nach dem Gasometer geführt. Ehe jedoch die Gase den Sauger
passiren, werden dieselben zuvor vom Boden des Ofens ab durch einen zwischen Ofen
und Ventilator eingeschalteten röhrenförmigen Kühler H
geleitet, wodurch dieselben dermaſsen erkalten, daſs sie beim Durchgang durch den
Ventilator letzteren nicht beschädigen können.
Dieses neue Verfahren hat folgende Vortheile: Dadurch, daſs Asche und Staub in den
Aschenbehälter eingesaugt werden, wird die Bildung von Herdschlacke beinahe
vollständig vermieden, ferner werden fette und theerige Dämpfe, welche sich in den
oberen bezieh. frisch eingeführten Kohlenlagen bilden, gezwungen, durch die unteren
heiſsen Kohlenlagen zu gehen, wodurch dieselben in sehr werthvolle
Kohlenwasserstoffgase umgebildet werden, endlich kann der Ofen mit gröſserer
Geschwindigkeit beschickt und der Brennstoff so gelagert werden, daſs sich keine
Löcher im Brennstoffbett bilden können, wobei auch der Wärter direkt oberhalb des
Ofens arbeiten und den letzteren von oben besichtigen kann, weil der Rauch und die
Gase von demselben durch die Saug Vorrichtung nach unten entfernt werden.
Das beim Dampf blasen entstehende Wassergas wird in einen Behälter geleitet und kann
carburirt und fixirt werden zur Beleuchtung oder auch nicht leuchtend zu Heizzwecken
dienen. Das beim Heiſsblasen entstehende Generatorgas kann dem Wassergas beigemischt
oder auch unter den Dampfkessel geleitet werden, um denselben, mit Luft gemischt, zu
heizen.
Nach einem Vortrage von R. N. Oakman in der Institution of Mechanical Engineers zu Sheffield (Gas World vom 9. August 1890 S. 157) haben die
erzeugten Gase folgende Zusammensetzung:
Wassergas
Generatorgas beimHeiſsblasen
Wasserstoff
57,4
Vol.-Proc.
22,5
Vol.-Proc.
Kohlenoxyd
36,6
„
13,2
„
Kohlensäure
4,5
„
7,4
„
Stickstoff
1,5
„
56,9
„
Ofen zur Erzeugung von Leuchtgas und Wassergas, von W. S. Wright (Amerikanisches Patent Nr. 414470). Verf.
destillirt in schief liegenden betörten (vgl. Fig. 14 bis 16 Taf. 9)
Kohle, wenn nöthig unter Zusatz von Cannel; der erzeugte Koks wird noch glühend in
den unter dem Ofen C liegenden Schacht B gestürzt und dort Wassergas erzeugt. Bei dem
Heiſsblasen des Generators werden zugleich die oben im Ofen liegenden Retorten C1 geheizt; Leuchtgas und Wassergas können
getrennt aufgefangen oder auch gemischt werden:, letzteres allein oder auch das
Gemenge kann nachfolgend carburirt werden.
Fig. 14 ist
ein senkrechter Schnitt durch den Ofen nach cc in Fig. 15; Fig. 15 ist
ein wagerechter Schnitt nach dd in Fig. 14; Fig. 16 ist ein
senkrechter Schnitt nach ee in Fig. 14 und 15. B1 ist der Rost, B3 eine Aschenthüre
darunter, B4 ist der
Eintritt des Luftgebläses, B5 ist das Dampfrohr unter dem Rost, an demselben sind Düsen b6 angebracht. Das Rohr
B5 ist um seine
Achse drehbar, so daſs während des Heiſsblasens die Ansätze nach unten ragen und
nicht durch Asche verstopft werden können. Während des Dampfblasens stehen die Düsen
nach oben gedreht, der strömende Dampf verhindert ein Abschmelzen oder
Verstopfen.
Die Retorten im oben erweiterten Theil des Schachtes reichen innen bis zur mittleren
senkrechten Kammer C2,
gegen diese geneigt. Auſsen tragen die Retorten einen Schraubverschluſs, nach der
inneren Kammer sind sie offen, nur durch einen gemeinsamen Schieber zum Theil
verschlieſsbar. Das Gas tritt also durch den etwas geöffneten Schieber in die Kammer
und durch das auf dieselbe aufgesetzte Rohr in die Vorlage H, oder wenn die Gase getrennt bleiben sollen, in eine eigene Vorlage. Das
Wassergas geht durch den Aufsatz mit dem Rohr G aus dem
Ofen in die Vorlage. Am unteren Theil der Kammer C2 ist eine oder mehrere Oeffnungen L, jede durch einen Kegel L1 aus feuerfestem Material
verschlieſsbar. Letztere schlieſsen die Kammer nach unten dicht ab, lassen sich aber
auch senken, um den Koks nach unten in die Heizkammer fallen zu lassen. Die Kegel
L1 hängen an den
Führungsstangen L2,
welche oben über den Ofen hinausragen und hier mit dem Hebel L3 verbunden sind. Da die Retorten schief
liegen, so muſs der Koks vor dem Herausfallen geschützt sein, es geschieht dies
durch die Verschluſsthüren M, welche an den inneren
Retortenköpfen anliegen und die Oeffnungen M1 tragen, letztere auf die Mundstücke passend, wenn
die Thüre gesenkt ist. Wird dieselbe gehoben, so ist der untere Theil der Retorte
geschlossen, durch die obere Oeffnung entweicht das abdestillirte Leuchtgas. Die
Thüren hängen an den drehbaren Hebeln M2,
M3.
Gasmesser mit einer neuen Vorrichtung zur
Selbstnachfüllung von O. Peischer in Bozen;
von Ch. F. Schweickhart (Vortrag in der Versammlung des
Vereins der Gasindustriellen in Oesterreich-Ungarn 1890).
Bekanntlich sinkt in Folge von Verdunstung in den Gasuhren der Wasserspiegel nach und
nach; man war nun schon lange bestrebt, durch verschiedene Mittel ein selbsthätiges
Auffüllen zu erreichen, indem das Herabsinken den Meſsraum zum Nachtheil der
Gasanstalt erweitert. Die bisherigen Vorrichtungen haben sich aber nicht bewährt.
Das Gasquantum, welches jährlich in Folge eines unter dem normalen Stand stehenden Wasserspiegels
ungemessen die Gasuhren passirt, ist nicht unbedeutend. Es folgt hier eine Tabelle,
welche die Durchschnittsresultate mit 3-, 5-, 10-Flammen-Gasmessern angibt; diese
Gröſsen sind die häufigst vorkommenden. Es ergibt sich hieraus der Fehler, welchen
eine Minderfüllung veranlaſst.
1) 3-Flammen-Gasmesser J = 3l,57; V (stündl.
Durchlaſs) = 0cbm,43.
Druck amEingang
StündlicherDurchlaſs
Wasserhöhe
Fehler
40mm
430l
volle Höhe
–
– 0l,1
– 1,5
Proc.
– 0l,2
– 3,0
„
– 0l,4
– 5,0
„
– 0l,5
– 7,75
„
40mm
660l
volle Höhe
–
– 0l,1
– 1,75
Proc.
– 0l,2
– 3,75
„
– 0l,4
– 6,0
„
– 0l,5
– 8,75
„
20mm
430l
volle Höhe
+ 1,5
Proc.
– 0l,25
– 3,25
„
– 0l,5
– 7,5
„
20mm
660l
volle Höhe
+ 1,5
Proc.
– 0l,25
– 3,0
„
– 0l,5
– 8,0
„
2) 5-Flammen-Gasmesser J = 7l,1; V = 0cbm,86.
40mm
860l
volle Höhe
–
– 0l,25
– 2,0
Proc.
– 0l,5
– 3,25
„
– 0l,75
– 4,27
„
– 1l,0
– 6,27
„
40mm
1320l
volle Höhe
–
– 0l,75
– 5
Proc.
20mm
860l
volle Höhe
+ 0,75
Proc.
– 0l,75
– 4,0
„
20mm
1320l
volle Höhe
+ 1,0
Proc.
– 0l,75
– 4,0
„
3) 10-Flammen-Gasmesser J = 14l,11; V = 1cbm,1.
40mm
1710l
volle Höhe
–
– 1l
– 4,4
Proc.
– 2l
– 8,8
„
40mm
2580l
volle Höhe
–
– 1l
– 4,9
Proc.
– 1l,5
– 7,2
„
20mm
1711l
volle Höhe
– 4
Proc.
– 2l
– 7,2
„
20mm
2580l
volle Höhe
– 0,45
Proc.
– 1l,5
– 6,4
„
Bis zum Abschlieſsen des Schwimmers in Folge des gesunkenen Wasserstandes kann einem
3-Flammen-Gasmesser etwa 0l,6 Wasser, einem
5-Flammen-Gasmesser 0l,8, einem
10-Flammen-Gasmesser 2l,2 Wasser entnommen werden
oder auch verdunsten. Der Peischer'sche Nachfüller, D.
R. P. (Fig.
17 bis 19), läſst nun dies Wasser stets wieder in die Uhr einlaufen. Das
Nachfüllreservoir ist über dem Gasmesser angebracht, das Wasser wird mittels des Gasdruckes
nöthigenfalls übergepreſst. Die Hauptbestandtheile des Nachfüllers (Fig. 17 bis 19) sind: Das
Reservoir R mit der Füllschraube F1 und dem darunter
behufs Verhinderung absichtlicher Wasserentnahme angebrachten Siebe S; ferner das Gasdruckrohr G, welches bei sinkendem Uhrwasserstand Gas in das Reservoir R treten läſst, um aus demselben durch das
doppelschenkelige Rohr W Wasser in den Gasmesser so
lange überzupressen, bis das Rohr mit seinem unteren Ende wieder in Wasser taucht
und abschlieſst, d.h. bis der richtige Wasserstand wieder hergestellt ist. Die
Scheidewand S und die Oeffnung O haben den Zweck, den Wasserstand in dem abgetheilten Raum, in welchem
sich das die Nachfüllung bewirkende Wasserrohr G
befindet, unabhängig zu machen von dem Wasserstand des übrigen Vorderkastens,
welcher bei geändertem Gasdurchlaſs, bei plötzlichem Oeffnen des Haupthahns,
vielfach wechselt. Durch die Oeffnung O wird in dem
abgetheilten Raum der weitaus stabilere Wasserstand des Meſsraumes hergestellt, der
dann allein für das Oeffnen und Schlieſsen des Gasdruckrohres maſsgebend ist; so
wirkt der Apparat sehr exact und veranlaſst keine Ueberfüllung. Das Rohr W ist durch die Kapsel L
mit der atmosphärischen Luft in Verbindung, um eine Heberwirkung dieses Rohres zu
vermeiden. Der Peischer'sche Nachfüller vermag bei den
meist üblichen Gasmessern bei höchstem Druck Wasser nachzufüllen wie folgt:
bei
35mm
45mm Druck
3-Flammen-Gasmesser
2,03
2l,61
5- „
3,15
4l,05
10- „
4,37
5l,62.
Diese Wassermengen dürften in den meisten Fällen auf etwa ein halbes Jahr genügen.
Das Auffüllen hat bei geöffnetem Haupthahn oder Flammenhahn zu geschehen wie folgt:
Zuerst fülle man den Gasmesser bei Füllschraube F2 wie einen gewöhnlichen Gasmesser; man geht damit
sicher, daſs beim Oeffnen der Füllschraube F1 nie Gas austreten kann. Alsdann fülle man bei F1 so lange Wasser ein,
bis dasselbe bei Rohr W überläuft und sich neuerdings
Wasser am Wassersack zeigt; dann schlieſst man F1 gasdicht und der Gasmesser wie der Nachfüller sind
ordnungsgemäſs gefüllt.
Auf der Versammlung des bayrischen Gasfachmänner-Vereins sprach L. Diehl über Versuche mit dem Peischer'schen Selbstnachfüller; er stellte den Fehler fest bei 40, 30,
20mm Druck, als ständig aus der Uhr Wasser
abtropfte. Derselbe war z.B.:
Druck
40
30
20mm
Durchgang in der Minute
7,5
7,0
7l,0
Fehler bei voller Füllung
+ 0,1
+ 0,25
– 0,4
Proc.
während des Auslaufens von 0l,1
– 0,2
– 0,3
– 0,5
„
„ „ „ „ weiteren 0l,1
– 0,75
–
– 0,5
„
u.s.w.
Das Wasser wurde tropfenweise aus dem Gasmesser abgelassen, so daſs während jeden
Versuches 200l Gas durchgingen und in dieser Zeit
0l,1 ablief. Der Fehler war nie gröſser als –
0,9 Proc. Als zwei 3-Flammen-Siry-Lizars-Gasmesser nach
einander aufgestellt wurden, der letzte mit Nachfüllung, zeigte in der Zeit von 3
Monaten 5 Tagen derjenige ohne Nachfüllung 423cbm,
der mit Nachfüllung 441cbm, also 4,25 Proc. mehr
an. Bei nachheriger Prüfung zeigte ersterer – 4 Proc. Fehler, der letztere – 1 Proc.
L. Diehl machte auch auf eine bei dem
ursprünglichen Peischer'schen Apparat mögliche
Defraudation von Gas aufmerksam, welche nunmehr durch Anbringung der Scheidewand S1 beseitigt ist. (Gastechniker, 1890 Bd. 14 S. 147.)
Apparat zur schnellen Controle des
Ganges von Gasgeneratoren von W.
Thörner.
Zur fortlaufenden Controle des Generatorbetriebes genügt im Allgemeinen eine schnelle
und häufige Bestimmung der in den Gasen enthaltenen Kohlensäure; bei 2 bis 3
Vol.-Proc. ist der Betrieb sehr gut, bei 5 bis 6 Proc. mäſsig, bei 10 und mehr Proc.
sehr schlecht. Zur Ausführung der Kohlensäurebestimmungen benutzt Verf. den Apparat
Fig. 20.
Ein Kölbchen A, welches bei 17° C. 100cc enthält, mit Glasstöpsel und den aufgesetzten
Zu- und Ableitungsröhren B und C mit Glashahn. Ferner trägt der Stöpsel die in 1/10cc getheilte Bürette D von 15 bis 16cc Fassungsraum. Man
läſst mit einem Aspirator (oder Kautschukpumpe) das zu untersuchende gekühlte Gas
durch das Kölbchen streichen und öffnet zur Herstellung des gewöhnlichen Druckes
einen Augenblick einen Hahn. Nun wird der Bürettehahn geöffnet und unter Umschwenken
eine 20proc. Kalilauge einlaufen gelassen. Aus der Menge der verbrauchten
Cubikcentimeter läſst sich unter Benutzung einer für jeden Apparat und für die
betreffende Laugenconcentration aufzustellenden Correcturtabelle der Gehalt des
Gases an Kohlensäure mit ausreichender Genauigkeit bestimmen.Will man überhaupt Untersuchungen der Art
anstellen, so arbeitet man noch am einfachsten mit Bunte's Bürette und bestimmt Kohlensäure, Kohlenoxyd und
Wasserstoff, was in wenigen Minuten geschehen ist. Dann ist man besser über
den Gang des Generators unterrichtet als mit Kohlensaure allein.D. Ref. (Stahl und
Eisen, 1890 Nr. 1 S. 33.)
W. Leybold.