Titel: | Bergwerkslocomotive von Parnell. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 489 |
Download: | XML |
Bergwerkslocomotive von Parnell.
Mit Abbildungen auf Taf.
27.
Bergwerkslocomotive von Parnell.
Diese, namentlich zum Transport von Lasten in staubhaltigen Räumen und Gegenden
dienende Locomotive besitzt Cylinder von 101mm,6
(4 Zoll engl.) Durchmesser und 177mm,8 (7 Zoll
engl.) Kolbenhub; der wagerecht gelagerte Kessel von 635mm Durchmesser und 1320mm Länge enthält
52 Siederohre von je 31mm,75 (1¼ Zoll engl.)
lichter Weite, einen Feuerraum von 610mm Länge bei
355mm Breite, sowie einen zwischen den Rahmen
untergebrachten Wasserbehälter von 660mm Länge,
355mm Breite und 460mm Höhe. Die zur Bewegung der Steuerungsorgane
dienenden Maschinentheile, wie Excenter, Stangen, Coulissen u. dgl., sind hier
vollständig in Wegfall gekommen, da die Regelung der Dampfvertheilung bei dieser
Locomotive mittels je eines durch den Arbeitsdampf selbst zu einer hin und her
gehenden Bewegung veranlaſsten Kolbenschiebers erfolgt.
Wie die, Industries, 1887 S. 618, entnommenen
Abbildungen Fig.
12 bis 14 Taf. 27 erkennen lassen, besitzt der in einem cylindrischen Gehäuse
genau eingepaſste, an seinen beiden Enden aa
kolbenförmig gestaltete und auf dem durch das Gehäuse gehenden Bolzen L geführte Schieber A in
seiner Mitte eine Aushöhlung c, welche abwechselnd die
Oeffnungen B und B1 mit dem Ausströmkanal C bezieh. dem Abdampfrohre K in Verbindung
bringt, und wird an einer Drehung um seine Achse durch eine auf dem Bolzen L befestigte Feder verhindert; Schieber und Gehäuse
sind aus Kanonenmetall gefertigt. Befindet sich der Schieber in seiner
Mittelstellung (Fig. 12), so tritt bei einer Weiterbewegung nach rechts frischer Dampf
durch die Oeffnung B in den Cylinder und treibt den
Kolben nach auſsen; bevor der letztere am Ende seines Hubes angelangt ist, wird die
kleine Hilfsöffnung D frei und der nun in diese
tretende Dampf geht durch die Kanäle E und F (Fig. 14) nach der im
Gehäuse liegenden kleinen Oeffnung G und bringt beim
Austreten den Schieber A nach links, während der vordem
wirksam gewesene Dampf der anderen Schieberseite durch die Kanäle F1 und E1, welche mit der
Hilfsöffnung D1
communiciren, sowie die halbrunde Aushöhlung H des
Kolbens und kleine Durchgangsöffnung J1 in den Ausströmkanal K entweicht. Da die Oeffnungen J und J1 nur einen ganz
geringen Durchmesser haben, wird der Dampf nie plötzlich, sondern nur allmählich aus
dem Gehäuse entweichen und ein Schlagen des Schiebers gegen die Gehäusedeckel nicht
eintreten können. Sobald der Schieber eine bestimmte Linksstellung erreicht hat,
beginnt der Innenhub des Kolbens, nachdem der Dampf nun durch die Oeffnung B1 in den Cylinder
getreten ist, und der verbrauchte Dampf der anderen Kolbenseite entweicht durch die
Oeffnung B, Kammer c und
Oeffnung C in den Ausströmkanal K; vor Beendung des Kolbenhubes wird die Hilfsöffnung D1 frei, der durch
diese, sowie die Kanäle E1, F1 und die
Oeffnung G1 in das
Gehäuse tretende Dampf bewirkt eine Rechtsbewegung des Schiebers, und der vordem
wirksam gewesene Dampf entweicht durch G1, F und E, sowie die Hilfsöffnung D in die halbrunde Aussparung H des Kolbens
und von hier durch die kleine Oeffnung J wieder in den
Ausströmkanal K. Behufs Umsteuerung der Locomotive ist
in die Dampfleitung ein Dreiwegehahn eingeschaltet, dessen Stellung die
Dampfzuführung entweder in beide oder aber nur in einen der beiden Cylinder
gestattet, und zwar läſst man zuerst den Dampf in das Gehäuse desjenigen Cylinders
eintreten, dessen Kolben in einer für die gewünschte Bewegungsrichtung günstigen
Lage steht:, sobald sich die Maschine dann in dieser Richtung bewegt, öffnet man den
Hahn vollständig, so daſs der Dampf nun in beide Cylinder eintreten kann. Es ist bei
der Behandlung dieses Hahnes allerdings einige Aufmerksamkeit erforderlich, um
falsches Angehen der Maschine zu verhüten, doch kann man sich bei einiger Uebung sehr leicht die
Fertigkeit aneignen, bei jeder beliebigen Kurbelstellung die Maschine
umzusteuern.
Die Locomotive wurde von der Firma Beyer, Peacock u. Co.
erbaut und kann in Parnell's Niederlagen, Suttonstreet,
Belvedere Road, Lambeth, im Betrieb besichtigt werden.
Fr.