Titel: | Wright's Spinnmaschine. |
Autor: | R. Kn. |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 504 |
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Wright's Spinnmaschine.
Mit Abbildung.
Wright's Spinnmaschine.
Textabbildung Bd. 278, S. 504 Die heutige Bauweise des Selfactors, dieser die letzte Verarbeitung und
Verfeinerung der Vorgarnfäden zu einem handelsfähigen Producte vornehmenden
Spinnmaschine, ist bekanntlich ganz allgemein derart, daſs die das Vorgespinst
liefernden Walzen festgelagert sind, während sich die die Drehung und Aufwindung der
Fäden bewirkenden Spindeln auf einem gegen die Lieferungscylinder hin und zurück
geführten Wagen befinden. Von dieser Bauweise ist man wiederholt in der Weise
abgewichen, daſs man die Rollen vertauscht hat, d.h. daſs man die Spindeln in einer
festen Bank lagerte und die Vorgarncylinder die Ein- und Ausfahrt machen lieſs.
Derartige Maschinen sind sowohl von deutschen als auch englischen Maschinenfabriken,
z.B. Asa Lees und Co. in Oldham, gebaut worden, doch
scheinen dieselben eine allgemeinere Einführung nicht erlangt zu haben. Neuerdings
ist nun eine amerikanische Firma, Davis und Furber Machine
Co. in North Andover (Mass.), mit einem derartigen Selfactor wiederum
hervorgetreten, dem eine ganze Reihe Vorzüge dem gewöhnlichen Selfactor gegenüber
nachgerühmt werden und der auch in einer Anzahl amerikanischer Spinnereien zur
groſsen Zufriedenheit arbeitet.
Durch diese Einrichtung der feststehenden Spindeln und der auf dem Wagen gelagerten
Vorgarncylinder sollen nach Journal of Commerce
(Boston) folgende Vortheile erreicht werden:
Da der jetzt die Cylinder tragende Wagen dadurch wesentlich leichter wird als der
Wagen des gewöhnlichen Selfactors, so wird zum Betriebe derselben Anzahl Spindeln
weniger Kraft erforderlich, und da ferner der Wagenauszug nur etwa halb so groſs als
sonst ist, so lassen sich auf demselben Arbeitsraum beinahe doppelt soviel Spindeln
aufstellen. Die Einwirkung der Bewegungen auf den Faden ist geringer, da der
leichtere Wagen den Betrieb sanfter macht und da auf den Spindeln bei einer
Ausfahrtlänge von etwa 900mm (gegenüber den
sonstigen 1500mm) nur ungefähr halb soviel Gewicht
an Fäden aufliegt. Auch hat die Anordnung feststehender Spindeln einen ruhigeren
Gang desselben zur Folge, was mit Rücksicht auf die Gleichmäſsigkeit des Arbeitens
nicht unwesentlich ist. Auf der Wright'schen
Spinnmaschine läſst sich überhaupt ein besseres Gespinst erzeugen, da sich die Fäden
bei der kurzen Entfernung zwischen Cylinder und Spindel in der Mitte nicht
einsenken, sondern eine gestrecktere Lage beibehalten, was natürlich eine
gleichmäſsigere Vertheilung des Drahtes zur Folge hat. Das gewährt die Möglichkeit,
auch schlechteres Material auf dem Selfactor noch mit Vortheil zu verarbeiten, und
läſst sich ferner ein festerer Kötzer aufwinden, da das Aufwinden nahezu zweimal so
oft als sonst erfolgt.
Die bei der Wright'schen Maschine getroffene Vertheilung
der Bewegungen bringt ferner eine Vereinfachung der Construction mit sich, insofern
als weniger Bewegungsglieder erforderlich werden; auch sind an Stelle der Seile
Ketten benutzt, so daſs das Nachziehen der Seile bei Witterungswechsel vermieden
ist. Der Antrieb des Wagens erfolgt von einer im hinteren Theile des Headstockes
gelegenen wagerechten Welle aus, welche ihre Bewegung wieder von einer im mittleren
Theile des Headstockes gelagerten Welle empfängt. Diese Welle trägt eine Reihe
Daumenscheiben, durch welche in der Hauptsache die Einrückung und Ausrückung der
verschiedenen erforderlichen Bewegungen zum Liefern des Vorgarnes, Ausziehen, Drehen
und Aufwinden desselben bewirkt wird. Eine dritte, noch weiter vorn gelagerte
wagerechte Welle ist die eigentliche Antriebswelle, welche mit Riemenscheiben für
zwei Spindelgeschwindigkeiten versehen ist und in deren Achse die mit ihr
gekuppelten Schnurtrommeln liegen.
Ferner wird an der Wright'schen Spinnmaschine noch die
leichtere Bedienung hervorgehoben. Da die Spindelbank fest liegt und da auf dem
Boden des Spinnsaales weder Seile noch Schienen u. dgl. liegen, so kann der Spinner
sich in leichtester und raschester Weise vor dem Selfactor auf und ab bewegen. Er
braucht sich so beim Anlegen gebrochener Fäden nicht zu übereilen, da er durch den
sich bewegenden Wagen nicht behindert wird, und kann das Anlegen daher bequemer, rascher und schneller
vornehmen. Alles dies begünstigt natürlich die Erzeugung eines vollkommneren
Gespinstes. Inwieweit diese der Wright'schen Maschine
nachgerühmten Eigenschaften thatsächlich vorhanden sind, kann natürlich allein nur
die Praxis entscheiden, unseres Wissens ist die Maschine auf dem Continent nocht
nicht im Betrieb. Die Maschine ist in Deutschland nicht patentirt und sei bezüglich
der Constructionseinzelheiten auf die englische Patentschrift 1889 Nr. 14645
verwiesen.
R. Kn.