Titel: | Nähmaschine zur Herstellung einer Rand- oder Saumnaht von Richard Otto in Plauen i. V. |
Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 552 |
Download: | XML |
Nähmaschine zur Herstellung einer Rand- oder
Saumnaht von Richard Otto in Plauen i. V.
Mit Abbildungen auf Tafel
30.
Nähmaschine zur Herstellung einer Rand- oder Saumnaht.
Die Bildung der Rand- oder Saumnaht erfolgt bei der durch das D. R. P. Kl. 52 Nr.
41227 vom 1. März 1887 geschützten Nähmaschine in der Weise, daſs mittels des Nadel-
und Schiffchenfadens zwei von unter- und oberhalb des Stoffes schwingenden
Fadenführern eingebrachte Fäden festgenäht und auſserdem gleichzeitig am Rande des
Stoffes durch von wechselseitig auf und ab bewegten Kettenfadenführern eingebrachte
Fäden eingebunden werden.
Die Nähmaschine ist zu diesem Zweck mit einer Nadel A
ausgestattet, welche in der gewöhnlichen Weise mit einem Greifer oder einem
Schiffchen zusammenarbeitet, und enthält ferner die beiden mit Fadenöhren i, Fig. 20 und 26 Taf. 30,
versehenen Greifer a und a1, die in wagerechter Ebene zu beiden
Seiten der Stoff- oder Stichplatte b schwingen, welche
letztere zu diesem Zweck in ihrem unteren Theil hohl gearbeitet ist (Fig. 17 bis 27). Die
Greifer aa1 werden mit
ihrer Achse durch geeignete Mechanismen in Schwingung versetzt, zu welchem Zweck
beispielsweise in Fig. 15 die auf Welle B sitzenden
Curvenmuffen mit Hebeln DE und Treibstange F dienen. Drittens besitzt die Maschine die
Kettenfadenführer gg1,
die abwechselnd hoch und tiefbewegt werden, so daſs die Kettenfäden h bei jedem Stich ein Fadenkreuz oder Fach bilden, in
welches hinein die Greifer ober- und unterhalb des Stoffes ihre Fäden ll1 bringen. Die
Kettenfadenführer bestehen aus den gekröpften und zugespitzt gestalteten Theilen g und g1, welche mit ihren Tragschienen d (Fig. 15) am Arm der
Maschine geführt werden und durch Wirkung des von der Curve e bewegten Winkelhebels D und des Hebels f wechselseitig auf und nieder bewegt werden (s. Fig. 20 bis
27).
Die Spulen G und G1 (Fig. 15 und 16) geben die
Fäden für die Greifer aa1, die Spulen H und H1 enthalten die Kettenfäden, und Spule
J gibt den Faden an die Nadel ab, während das
Schiffchen eine Spule in sich selbst trägt.
Der Vorgang beim Zusammenspiel der vorerwähnten drei Hauptmechanismen ist
folgender:
Zur Klarstellung der Nähperiode sei die Bildung der Anfangsstiche vorausgesetzt und
zunächst der beginnende Niedergang der Nadel A ins Auge
gefaſst (s. Fig.
20 und 21). Die Greifer a und a1 befinden sich mit
ihren Fäden in äuſserster Stellung hinter der Nadel, welche in diesem Moment
einsticht, so daſs bei Rückkehr der Greifer die Fäden l
und l1 hinter der Nadel
hängen bleiben (s. Fig. 23). In letzterer Stellung haben gleichzeitig die Greifer aa1 ihre Fäden l und l1 durch das von den Kettenfadenführern g und g1 gebildete Kreuz gebracht. Nachdem dieses geschehen, wechseln die
Fadenführer g und g1 ihre Lage, d.h. g1 geht aufwärts und g
abwärts (s. Fig.
24), wobei durch die Kreuzbildung die Greiferfäden ll1 eingebunden werden. In derselben
Periode geht die Nadel nach aufwärts und näht mit dem Schiffchenfaden m die beiden Greiferfäden l und l1 auf
dem Stoff fest. Hierauf beginnen die Greifer wieder in ihre äuſserste Lage hinter
die Nadel zu gehen, während die Nadel ihre oberste Stellung einnimmt und der Stoff
verschoben wird. Alsdann beginnt Nadel A von Neuem
einen Stich, wobei sie wieder die von den Greifern hinter das zukünftige Stichloch
gebrachten Fäden ll1
zurückhält (s. Fig.
26 und 27), hierauf gehen die Greifer aa1 wieder gleichmäſsig vor durch das Fadenkreuz, die
Kettenfadenführer wechseln und die Nadel sticht die Greiferfäden wieder fest, so
daſs eine Schlingenreihe entsteht, wie dieselbe in Fig. 28 bis 30 dargestellt
ist.
Will man starke Randschnuren einarbeiten, so braucht man statt der zwei
Kettenfadenführer nur einen, welcher abwechselnd auf und ab bewegt wird, wobei eine
einfache Einschlingung des Fadens k und der
Greiferfäden ll1
erreicht wird (s. Schlingenbildung wie in Fig. 32 gezeigt). Ferner
kann man, um jede einzelne Schlingenlage n (s. Fig. 33) der
Greiferfäden durch ein Fadenkreuz zu binden, die Fadenführer während einer
Stichperiode zweimal wechseln lassen, so daſs eine Schlingenbindung entsteht, wie in
Fig. 33
gezeigt ist.
Die Art und das System der Nähmaschine, an welcher diese Einrichtung zur Erzielung
webartiger Saumnaht angebracht wird, hat auf die Wirkung der Mechanismen keinen
Einfluſs.