Titel: | M. G. Kellogg's Vielfachumschalter für Telephon-Vermittelungsämter. |
Autor: | Ed. Zetzsche |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 18 |
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M. G. Kellogg's Vielfachumschalter für
Telephon-Vermittelungsämter.
Mit Abbildung.
Kellogg's Vielfachumschalter für
Telephon-Vermittelungsämter.
Vor einiger Zeit schon sind in D. p. J. (vgl. 1889 271 * 407 und * 579, 272 335
und * 564) mehrere Vielfachumschalter beschrieben worden, welche für die
Vermittelungsämter grosser städtischer Telephonanlagen bestimmt sind. Durch die
Benutzung solcher Vielfachumschalter soll die Verbindung zweier in das
Vermittelungsamt eingeführter Leitungen zur Ermöglichung eines Gesprächs zwischen
den durch diese Leitungen an das Amt angeschlossenen Theilnehmern und die später,
nach Beendigung des Gesprächs, wieder nothwendig werdende Trennung
dieser Leitungen möglichst vereinfacht werden, so dass sie von dem Beamten
thunlichst rasch und bequem, doch vollkommen sicher ausgeführt werden kann. Je
grösser das Telephonnetz ist und je zahlreicher die an dasselbe angeschlossenen
Theilnehmer sind, desto grösser ist die Ersparniss an Arbeit und Zeit, welche durch
Vielfachumschalter erzielt werden kann. Bei der stetig wachsenden Grosse der
städtischen Telephonanlagen, besonders in Deutschland, wird es daher gerechtfertigt
sein, wenn nachfolgend einige Anordnungen von Vielfachumschaltern besprochen werden,
welche in jüngster Zeit von Milo Gifford Kellogg in
Chicago vorgeschlagen und in mehreren Ländern patentirt, bezieh. zur Patentirung
angemeldet worden sind.
I.
Unter diesen Umschaltern befindet sich zunächst einer, welcher sich von anderen
dadurch vortheilhaft auszeichnet, dass jede Leitung, welche von einem rufenden
Theilnehmer gewünscht wird, sich bei der Vorprüfung, welche der den
Umschalterschrank des rufenden Theilnehmers bedienende Beamte mit der gewünschten
Leitung vorzunehmen hat, nicht bloss dann als „besetzt“ erweist, wenn sie bereits wirklich in einem Schranke mit
einer anderen Leitung verbunden ist, sondern auch dann schon, wenn sie selbst das
Vermittelungsamt gerufen hat, weil sie z.B. mit einer anderen Leitung verbunden
werden möchte, und nicht minder während der Zeit, während welcher zufolge des Rufes
der Beamte bereits Schritte gethan hat und noch thut, um die Wünsche des Rufenden zu
erfahren und zu erfüllen.
Textabbildung Bd. 279, S. 19
Fig. 1.Kellogg's Vielfachumschalter für Telephonämter.
In grossen Vermittelungsämtern geschieht es nämlich nicht selten, dass der Beamte von
einem Theilnehmer gerufen wird, während er eben mit einem anderen Theilnehmer
spricht oder diesen bedient; wenn nun in der Zwischenzeit, welche verfliesst, bevor
der Beamte den Rufenden bedienen kann, vielleicht ein dritter Theilnehmer, dessen
Leitung einem anderen Schranke zugewiesen ist, jene Leitung des rufenden
Theilnehmers wünschen sollte, so wird der dortige Beamte diese Leitung mit der des
dritten Theilnehmers verbinden, weil er dieselbe bei der Prüfung noch als unbesetzt
erkennt und von dem aus ihr im Vermittelungsamte eingelaufenen Rufe nichts weiss.
Dies aber kann leicht Verwirrungen und Verdriesslichkeiten herbeiführen, welche
bei der nachfolgend beschriebenen Einrichtung nicht vorkommen können.
Die von Kellogg gewählte Anordnung lässt sich sowohl bei
Telephonnetzen mit ganz metallischen Leitungsschleifen anwenden, als auch bei Netzen
mit Leitungen aus einzelnen Drähten bei Benutzung von Erdleitungen; sie kann auch
für andere Arten der Dienstabwickelung und der Prüfung passend gemacht werden.
Die zugehörige Textfigur erläutert diese Einrichtung bei einem Netze mit einfachen
Leitungen, welche im Vermittelungsamte an Erde E
liegen. Es sind zwei Leitungen L1 und L2 dargestellt, welche zwei verschiedenen Schränken
I und II zugewiesen
sind, und in diesen einen Leitungs- oder Stöpselumschalter U und eine Rufklappe K besitzen; doch sind in
der Figur, um diese möglichst durchsichtig zu halten, bloss für L1 der Umschalter U1 und die Klappe K1 gezeichnet und
ebenso nur für den Schrank I das Telephon t, welches dem diesen Schrank bedienenden Beamten zur
Verfügung gestellt ist, nebst der Prüfungsbatterie b
und der Rufbatterie B.
Jede Leitung durchläuft zunächst in jedem Schranke einen Klinkenumschalter fn, zuletzt in ihrem eigenen Schranke; sie gelangt
stets zuerst an die Feder f, welche auf dem Contacte
n aufliegt, und geht dann von n weiter; von ihrem eigenen Schranke geht sie über r nach U weiter. In einem
Loche des Umschalters U steckt für gewöhnlich der
Stöpsel S mit seinem unteren Ende und drängt dabei die
beiden Federn 3 und 5 des
Umschalters so weit zur Seite, dass – wie die Abbildung dies zeigt – 5 von dem Contacte 6
ferngehalten wird, 3 dagegen mit der Contactfeder 2 in Berührung tritt und dieselbe sogar noch ein Stück
seitwärts biegt. Die an dem Stöpsel S1 in U1 befestigte Schnur enthält einen Leitungsdraht, welcher einerseits über r1 mit n1 in I verbunden ist,
andererseits an dem Contacte c1 des Stöpsels S1 endet; an dem Stöpsel S1 ist ausserdem noch ein zweiter Contact
c1 vorhanden,
welcher dazu bestimmt ist, beim Einstecken des Stöpsels in das Klinkenloch einer
anderen Leitung den Contact n leitend mit der vor n liegenden, gegen n
isolirten Contactplatte i zu verbinden, während c1 beim Einstecken des
Stöpsels S1 in das Loch
der Klinke mit f in Berührung tritt und f von n abhebt. Die
Platten i der sämmtlichen zu derselben Leitung L gehörigen Klinken in den verschiedenen Schränken sind
durch einen Draht mit einander verbunden, und von dem Punkte s dieses Drahtes zweigt sich ein Draht j ab,
welcher nach dem Contacte 6 in dem zu der Leitung L gehörigen Umschalter U
läuft und sich im Drahte h wieder nach dem Contacte v verzweigt; auf diesen Contact aber legt sich ein
federnder Ansatz der Klappe u auf, wenn ein Rufstrom
den Rufklappen-Elektromagnet K durchläuft und die
Klappe u zum Herabfallen bringt; dann setzt aber z.B.
für L1 die Klappe u die Platten i1 über s1, j1, h1, v mit der Erde E in Verbindung.
In verwandter Weise legt sich die Feder 5, wenn der
Stöpsel S1 aus A1 herausgezogen wird,
an 6 an und stellt dadurch einen Stromweg von i1 aus über s1, j1, 6 nach 5 und im Drahte e1 zur Erde E her.
Wird endlich der Stöpsel S1 in ein Klinkenloch einer anderen Leitung, z.B. L2, eingesteckt, so verbindet c1 die Platte i2 mit n2 und setzt i2 über die von n2 aus etwa noch in
Schränken vor II liegenden Klinken der Leitung L2, schliesslich aber über die
in II liegende Klinke f2n2 mit r2 und durch
d2 über 3 und 2 in U2 mit K2 und E in Verbindung.
Was die Feder 3 beim Herausziehen des Stöpsels S1 aus U1 thut, hängt von der
Stellung eines neben 3 befindlichen Winkelhebels ab,
welcher mit einem aus seinem wagrechten Arme vorstehenden Stifte a auf einen an der Feder 3
angebrachten, entsprechend gestalteten Ansatz k aus
Ebonit wirken kann. Steht der Winkelhebel – wie in der Abbildung vorausgesetzt ist –
in seiner Ruhestellung, so vermag sich beim Herausziehen des Stöpsels S1 die Feder 3 an den Contact 4
anzulegen. Mittels des Winkelhebels lässt sich aber auch die Feder 3 so weit verschieben, dass sie – unter Durchbiegung
der Feder 2 – bis an den Contact 1 herantritt; der Winkelhebel muss dazu in seine
äusserste Stellung bewegt werden und wenn er in dieser Stellung losgelassen wird, so
drückt die Feder 2 die Feder 3 zwar wieder von 1 hinweg, allein 3 wird durch den jetzt vor k liegenden Stift a zurückgehalten, so dass
2 zwar mit 3 in
Berührung bleibt, aber 3 nicht bis an 4 gelangen kann.
Zwischen den Contact 1 und die Erde E ist die Rufbatterie B
eingeschaltet. An Stelle dieser Batterie könnte auch ein Inductor benutzt
werden.
Im Schranke I ist n1 über r1 noch durch den Draht d1 mit der Feder 3 in U1
verbunden, während von 2 aus ein Draht durch den
Elektromagnet der Klappe K1 hindurch zur Erde geführt ist. Das Telephon t des den Schrank I bedienenden Beamten und
die Prüfungsbatterie b sind in den von 4 nach m und der Erde E führenden Draht eingeschaltet.
Gleiche Anordnung besitzen die Apparate der anderen dem Schranke I zugewiesenen Leitungen und diejenigen der anderen
Schränke. Bei Benutzung solcher Vielfachumschalter spielen sich demnach die
dienstlichen Vorgänge im Vermittelungsamte in folgender Weise ab.
Wünscht der durch die Leitung L1 an das Telephonnetz angeschlossene Theilnehmer mit
einem anderen Theilnehmer zu sprechen, so sendet er in L1 einen Rufstrom nach dem
Vermittelungsamte, der daselbst seinen Weg durch die Klinkenumschalter f1n1 sämmtlicher Schränke
nach r1, d1, 3, 2 findet und durch K1 zur Erde E gelangt.
Die Klappe u fällt herab und legt sich auf v, setzt also dadurch sofort alle Contacte i1 der zu L1 gehörigen
Klinkenumschalter über s1, j1 und h1 mit der Erde E in Verbindung, und deshalb muss sich – wie gleich
näher erörtert werden soll – L1 bei etwaiger Prüfung jetzt
schon als besetzt erweisen.
Hat nun der den Schrank I bedienende Beamte das Fallen
der Klappe K1 bemerkt,
so zieht er den zu L1
gehörigen Stöpsel S1
aus U1 heraus;
hierdurch ändert sich die in der Abbildung dargestellte Lage der Federn in U1. Zunächst tritt 5 mit 6 in Berührung und
deshalb muss sich L1
bei etwaiger Prüfung fortgesetzt – und selbst wenn der
Beamte die Klappe K1
wieder emporhebt – als nicht frei ausweisen, weil ja die Platten i1 jetzt über j1 und e1 mit E in Verbindung stehen. Da ferner der Winkelhebel sich
zur Zeit in seiner Ruhelage befindet, so legt sich die Feder 3 an 4 an und schaltet dadurch K1 aus, dafür aber t nebst b ein. Der Beamte
kann also jetzt mit dem rufenden Theilnehmer sprechen.
Hat der Beamte dann erfahren, dass L1 mit L2 verbunden werden soll, so prüft er zunächst,
ob L2 frei ist. Dazu
hält der Beamte das Contactstück c1 des aus U1 herausgezogenen Stöpsels S1 an den in seinem Schranke I befindlichen der Contacte i2 neben dem Contacte n2 der
Klinkenumschalter, durch welche die Leitung L2 hindurchgeführt ist. Es fragt sich nun, ob der
Stromweg der Prüfungsbatterie b, welcher jetzt bereits
von E, bezieh. m aus durch
t über 4 und 3 in U1, d1, r1 und c1 bis i2 hergestellt ist, von i2 aus eine weitere Schliessung bis nach
m und T zurück
besitzt, oder nicht. Ersteres ist der Fall, wenn die Klappe von K2 herabgefallen ist,
ferner wenn der Stöpsel S2 aus U2
herausgezogen ist, und ebenfalls wenn der Stöpsel S3 einer anderen Leitung L3 in deren Schranke III in dem Loche einer zu L2 gehörigen Klinke f2n2 steckt. Denn im
ersteren und im zweiten Falle ist dann von i2 in I aus über s2 und j2 und weiter entweder
über h2 und v, u bei K2, oder über 6 und 5 in U2 ein Weg nach m
hergestellt; im dritten Falle dagegen ist – wie ja oben schon angedeutet wurde – im
Schranke III die Platte i2 durch den Contact c''' des Stöpsels S3 mit n2 verbunden und von diesem Contacte n2 aus ist durch die
noch folgenden Klinken der Leitung L2 ein geschlossener Strom weg nach r2 und über d2, 3 und 2 in U2 nach E vorhanden. In allen drei Fällen wird daher das
Telephon ein Knacken hören lassen und dadurch anzeigen, dass L2 zur Zeit nicht frei ist. Ist dagegen
L2 noch unbesetzt –
d.h. ist sie nicht schon an eine andere Leitung L3 angeschlossen, hat sie auch nicht selber gerufen
und ist der Beamte ihres Schrankes II nicht damit
beschäftigt, eine andere Leitung an L2 anzuschliessen –, so ist der Stromkreis der
Prüfungsbatterie b des den Schrank I bedienenden Beamten beim Anhalten des Stöpsels S1 an i2 in I nicht geschlossen, das Telephon t schweigt daher und bezeichnet dadurch L2 als „frei“.
Nunmehr steckt dieser Beamte den aus U1 herausgezogenen Stöpsel S1 in das zu L2 gehörige Kimkenloch in I, löst dadurch f2 und L2 von n2 und r2 und von dem durch K2 zur Erde E
gehenden Drahte d2 und
verbindet zugleich L1
über r1 und c1 mit f2 und L2 zum Sprechen. Darauf
bewegt er den Winkelhebel bei U1 in seine äusserste Lage, so dass die Feder 3 an 1 zu liegen kommt;
dadurch wird ein Rufstrom über r1 in L1 und L2 zugleich entsendetDabei ist aber ein Nebenschluss von 3 über 2 in U1 und K1 vorhanden, der sich indessen nöthigenfalls
auf die Dauer der Rufzeit leicht würde beseitigen lassen., und
die Rufklingeln in jeder der beiden verbundenen Sprechstellen werden läuten, wenn
der in L1 liegende
Theilnehmer sein Telephon wieder an den Haken des selbsthätigen Umschalters
angehängt hat, denn in der in L2 liegenden Sprechstelle hängt ja jetzt regelmässig
das Telephon noch am Haken.
Wenn dann der Beamte den Winkelhebel wieder loslässt, so geht derselbe ein Stück
zurück, die Feder 3 bleibt aber mit 2 in Berührung; somit ist im Vermittelungsamte von r1 aus ein Strom weg
durch die Klappe K1 des
rufenden Theilnehmers zur Erde vorhanden, und es kann desshalb auch von jedem der
beiden zum Gespräch verbundenen Theilnehmer bei Beendigung ihres Gesprächs das
Schlusszeichen auf der zu diesem Zwecke vom Beamten an 1 wieder empor zu hebenden Klappe K1 des rufenden Theilnehmers gegeben werden. Wegen
der Stromabzweigung von r1 aus durch K1 nach E empfiehlt es sich aber, den Widerstand des
Klappenelektromagnetes K1 gross zu nehmen und denselben so einzurichten, dass er die
Telephonströme merklich verzögert.
Will der Beamte des Schrankes I einmal an den beiden
verbundenen Leitungen L1L2 horchen,
so braucht er nur den Winkelhebel bei U1 vorübergehend in seine Ruhestellung
zurückzuführen; denn dadurch legt sich 3 an 4, und es ist dann von r1 aus eine Abzweigung durch den Draht d nach 3 und 4, t, m und E
vorhanden.
Ist endlich das Gespräch zwischen den beiden Theilnehmern zu Ende, so hat der Beamte
den Stöpsel S1 wieder
aus dem Klinkenloche in I herauszunehmen und in den
Umschalter U1
einzustecken, den Winkelhebel aber in seine Ruhelage zurückzuführen. Wird der aus
U1 herausgezogene
Stöpsel S1 in das Loch
f1n1 des Schrankes I eingesteckt, welches zu seiner eigenen Leitung L1 gehört, so
verursacht dies keine wesentliche Störung, schafft aber auch keine neue
Sachlage.
Es wird hieraus klar geworden sein, dass bei dieser Einrichtung der
Vielfachumschalter jede Leitung eines Theilnehmers ausschliesslich für diesen zur
Verfügung gehalten wird von dem Augenblicke an, wo er selbst das Vermittelungsamt
ruft, oder der dortige Beamte sich mit ihm in Verkehr setzt. Dadurch wird sowohl dem
Theilnehmer, wie dem Beamten die Arbeit wesentlich erleichtert.
(Fortsetzung folgt.)
Ed. Zetzsche.