Titel: | Centrifugen (Schleudertrommeln) in der Milchwirthschaft. |
Autor: | H. Grundke |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 57 |
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Centrifugen (Schleudertrommeln) in der
Milchwirthschaft.
Von H. Grundke in
Berlin.
Mit Abbildungen.
Centrifugen (Schleudertrommeln) in der
Milchwirthschaft.
Die seit einem Vierteljahrhundert eingeführte Centrifugenentrahmung ist zur Zeit in
einem hohen Grade entwickelt. Die Verbesserungen, die in den letzten Jahren auf
diesem Gebiete erstrebt und gemacht wurden, beziehen sich auf folgende Punkte: Die
sehr grosse Umdrehungszahl (etwa 6000 Umgänge in der Minute) der Trommel lässt
besonders nach zwei Richtungen hin Schwierigkeiten unangenehm fühlen. Erstlich
bedingt dieselbe Motoren antrieb und lässt die Vortheile dieser schnellen und guten
Rahmgewinnung nur grösseren Molkereien zu gute kommen, und zweitens erfordert sie
constructiv grosse Erfahrungen und Sorgfalt in der Lagerung der Trommelwelle. Man
ist daher bestrebt gewesen, die Umgangszahl bei gleich guter Leistung zu verringern.
Der einfachste Weg war der, den Fassungsraum der Trommel zu vergrössern, um den
Inhalt länger der wirkenden Centrifugalkraft aussetzen zu können. Die Nachtheile
waren aber zu augenscheinlich, die dadurch bedingte Vertheuerung und die
Vergrösserung der rotirenden Massen mit ihren Unannehmlichkeiten verhinderten eine
häufige Anwendung dieses Mittels. Man suchte auf andere Weise zu demselben Ziel zu
gelangen, indem man die Flüssigkeit zwang, einen längeren Weg in der Trommel
zurückzulegen. Hierher gehören folgende Constructionen:
Jens Christian Feder Sörensen in Skanderborg (Dänemark)
brachte in seiner Schleudertrommel (D. R. P. Nr. 38744 vom 3. Juli 1886) an deren
inneren Wandung entlang einen Plattenschraubengang an, bei welchem die, die
Schraubenlinie erzeugende Platte wagerecht bezieh. zur Trommelachse senkrecht
gerichtet ist. Die Länge des Schraubenganges erstreckt sich auf die cylindrische
Länge der Trommel. Die Zuführung der Vollmilch geschieht durch ein Rohr nach dem
unteren Theil und die Ableitung der getrennten Flüssigkeiten am oberen Theil der
Trommel. Da die Breite der Platte der Dicke der rotirenden Flüssigkeitsschicht
mindestens gleich kommt, so ist die am unteren Theil des Schraubenganges eintretende
Milch gezwungen, diesem entlang nach oben langsam sich fortzubewegen, während sie
der Centrifugalkraft ausgesetzt bleibt. Die Zeit der Zurücklegung dieses Weges kann
noch dadurch verlängert werden, dass man der Trommel eine Umdrehungsrichtung gibt,
bei welcher der Schraubengang, bezieh. die Schraubengänge bei mehreren eingesetzten
Blechplatten, das
Bestreben haben, den Inhalt im Behälter nach unten zu treiben. Dadurch wird die
Aufwärtsbewegung des Inhalts auf den Schraubenflächen eine gewisse Verzögerung der
Geschwindigkeit erfahren, so dass die Zurücklegung des Weges nach aufwärts längs der
Seitenwände der Trommel von der Einlaufstelle an bis oben zur Ablaufstelle des Rahms
länger währt, als sonst der Umlaufsgeschwindigkeit der Maschine unter
Berücksichtigung des Reibungswiderstandes auf der Schraubenfläche entspricht. Durch
diese Verzögerung, sowie durch die in verhältnissmässig dünner Schicht erfolgende
Fortbewegung der Milch auf den Schraubengängen wird die Rahmausscheidung erheblich
vermehrt bezieh. beschleunigt, da der Grad der Ausscheidung bei derselben
Geschwindigkeit von der Zeit abhängt, in welcher die Milch der Einwirkung der
Centrifugalkraft unterworfen bleibt.
Bei den Schleudertrommeln von v. Bechtolsheim in München
(D. R. P. Nr. 48615 vom 14. Juli 1888) tritt hauptsächlich das Bestreben hervor, die
Flüssigkeit während ihres Laufes in der Trommel in niedrige Schichten zu theilen, um
das Austreten der Fettkügelchen zu erleichtern, zugleich wird auch, wenigstens bei
den meisten von v. Bechtolsheim empfohlenen Anordnungen
auch der Weg verlängert. Die Abscheidung erfolgt hauptsächlich in radialer Richtung.
Der Trommelraum wird hier durch eine der Achse parallele spiralförmige Zwischenwand
a (Fig. 1) durchzogen, wobei
die Milch in der Mitte eintritt und die Spirale in der Richtung der Pfeile
durchläuft, um schliesslich am äusseren Ende in ihren getrennten Bestandtheilen
abgeführt zu werden. Statt einer langen einzigen Spirale können auch mehrere
kürzere, aber steilere Spiralwände mit gleichem Erfolge angeordnet werden, wenn ein
Radius durch die Zwischenwände ebenso oft durchschnitten wird, wie bei der ersten
Anordnung. Man sieht also hieraus, dass das wesentlich Erwünschte hierbei in der
Eintheilung in flache Schichten liegt.
Textabbildung Bd. 279, S. 58
Schleudertrommel von v. Bechtolsheim.
Da nun wegen des Reinigens bei dem Zwischenraum zwischen zwei Spiral wänden unter
eine bestimmte Grosse nicht herunter gegangen werden darf, so ist es vortheilhaft,
am Boden und am Deckel der Trommel in einander eingreifende Spiral wände zu
befestigen, wie dies in Fig.
2 mit Anwendung zweier wagerechter Scheidewände B und C gezeigt ist. Letztere sind
angewendet, weil die Centrifugalkraft die Spiralwände leicht in ihrer Form
verändert, wenn sie nur einseitig befestigt und ziemlich hoch sind. An der
Zwischenwand B sind die Spiralen b und b1 befestigt, an der Zwischenwand C die Spiralen c und c1 endlich am Boden
bezieh. am Deckel die Spiralen a bezieh. d. Es durchläuft die Milch den Raum unterhalb B von innen nach aussen, den Raum zwischen B und C von aussen nach
innen und den oberhalb C wieder von innen nach aussen.
Dies wird von v. Bechtolsheim nur als eine Abänderung
angesehen, da er auch die Durchlöcherung von B und
C empfiehlt, so dass die Milch in allen drei
Theilen von innen nach aussen treten würde.
In gleicher Weise, wie durch spiralförmige senkrechte bezieh. der Achse parallele
Zwischenwände, kann eine Trommel durch in einander gesteckte Blechcylinder oder, wie
in Fig. 3 gezeichnet
ist, durch conische Zwischenböden a nach dieser
Erfindung derart getheilt werden, dass ein gezogener Radius mehrmals durchschnitten
wird. Auf diesen Tellern sind in radialer Richtung Drähte aufgelöthet, die deren
gegenseitigen Abstand sichern. Bei der linksseitigen Anordnung der Fig. 3 strömt die Milch
zwischen den sämmtlichen Tellern von innen nach aussen, bei der rechtsseitigen
Anordnung dagegen abwechselnd von innen nach aussen und von aussen nach innen. Auch
bei diesen Anordnungen wird auf das Hin- und Herfliessen keineswegs Werth
gelegt.
Textabbildung Bd. 279, S. 58
Schleudertrommel von Bäckström
Bei den neueren amerikanischen, hierher gehörigen Centrifugen findet sich ebenfalls
die Theilung des Trommelraumes, aber vorherrschend durch zur Achse senkrechte
ringförmige Zwischenwände. Letztere erstrecken sich von der Innenwand der Trommel
bis etwa zum Innenrand der geschleuderten Flüssigkeit. Einen unzweckmässig
gezwungenen Lauf nimmt die Milch bei der Schleudertrommel von G. A. Bäckström in Trenton (Amerik. Patent Nr. 355050).
In den wagerechten Scheidewänden Q der stehenden
Maschine (Fig. 4 und
5) sind versetzt und
abwechselnd über einander senkrechte Scheidewände R und
daneben dicht an der Trommelwand Oeffnungen S
angeordnet. Die Vollmilch wird durch ein (nicht gezeichnetes) Rohr in die Kammer E1 und durch das Rohr
E unter die unterste Zwischenwand Q geleitet. Die stetig zutretende Milch drängt die
schon eingeflossene bis zur Oeffnung S in dieser Wand
und durch diese auf die andere Seite des untersten Ringes Q, läuft auf dieser entlang bis zur senkrechten Wand R und soll hier gezwungen werden, ihre Richtung
umzukehren bis zur nächsten Oeffnung S. In jeder
Abtheilung findet die Abscheidung von Rahm statt, welcher über die Innenkante der
Ringe Q durch seine Schwere nach unten fallen soll, um
sich in dem unteren Räume U der Trommel zu sammeln und
durch die Oeffnung O1
abgeleitet zu werden. In jeder höher gelegenen Abtheilung wird immer magere Milch
der Centrifugalkraft ausgesetzt sein, so dass schliesslich in der obersten
Abtheilung A die Magermilch eintritt, die durch das
Rohr F nach unten abgeleitet und durch die Oeffnung O1 abgeführt wird.
Diese Anordnung hat den schwerwiegenden Nachtheil, dass durch den Gegenstrom der
getrennten Flüssigkeit und durch das beabsichtigte Umkehren der Richtung unnöthige
Strömungen stattfinden, die vermieden werden müssen, weil dadurch wieder ein Trennen
der schon vereinigten Rahmtheile und ein Vermischen mit der Magermilch eintreten
muss. In einer Abänderung (Amerik. Patent Nr. 367778) hat Bäckström diesen Fehler umgangen, indem er die Vollmilch in die obere
Abtheilung einleitet und die senkrechten Scheidewände in der Bewegungsrichtung
hinter die Oeffnungen
S anordnet, wo sie also nur ein Uebertreten der Milch
verhindern soll.
Textabbildung Bd. 279, S. 59
Fig. 6.Shepard's Trommel.
C. D. Shepard in New York (Amerik. Patent Nr. 379133)
hat bei seiner Trommel A (Fig.
6) ebenfalls die Zwischenringe Z angewendet,
aber die senkrechten Scheidewände Die auch hier von unten eintretende Milch findet
durch eine einzige Oeffnung O in jedem Ringe Z den Durchtritt zur anderen Abtheilung und zwar in der
Art, dass die Oeffnungen in jedem folgenden Ringe auf der diametral
gegenüberliegenden Seite ähnlich wie vorher sich befinden, so dass ein Durchlaufen
der Flüssigkeit über die ganze Ringfläche eintritt. Die Magermilch tritt
schliesslich in die oberste Abtheilung A2 und wird von hier durch ein Schälrohr abgeleitet.
Der Rahm fällt auch hier, wie es in der Fig. 6
punktirt angegeben ist, nach unten über die Innenkanten der Ringe hinweg in den Raum
A1 der Trommel und
fliesst bei r nach dem Auffanggefäss ab.
Textabbildung Bd. 279, S. 59
Shepard's Trommel.
In einer weiteren Abänderung (Amerik. Patent Nr. 427804) hat Shepard statt der Oeffnungen schrägliegende Rohre r (Fig. 7 und
8) eingesetzt, aber
wieder mit Scheidewänden D, um den Durchtritt der
Flüssigkeit durch die Rohre zu zwingen. Die Milch wird unten bei A1 zugeführt und oben
bei A2 abgeführt; hier
ist dasselbe zu sagen, wie bei der oben erwähnten Bäckström'schen Construction (Fig. 4 und 5). In jeder Abtheilung
entnimmt das Rohr r die magerste Milchschicht und führt
diese in die fettste Schicht der darüber liegenden Abtheilung, was zu Mischungen und
Strömungen Veranlassung gibt. Shepard hat selbst zur
Vermeidung dieses Uebelstandes angegeben, dass das Rohr r derart um die ringförmige Zwischenwand herum gebogen wird, wie Fig. 9 zeigt, so dass die
von der Trommelwand entnommene Milch wieder zur Trommelwand auf der anderen Seite
des Ringes hinübergeleitet wird. Er ist auf diese Weise aber wieder zu derselben
Wirkung wie bei Benützung einfacher Löcher zurückgekommen.
Textabbildung Bd. 279, S. 59
Fig. 10.Shepard's Milchableitung.
Schädliche Strömungen werden am sichersten vermieden, wenn man die Magermilch und den
Rahm möglichst sofort nach der Scheidung auf getrennten besonderen Wegen ableitet.
Man findet eine nach dieser Richtung gehende Verbesserung auch schon bei Bäckström (D. R. P. Nr. 44247 vom 28. December 1886).
Er führt die Vollmilch auf einer Seite einer senkrechten Scheidewand S (Fig. 10) ein (bei G6) und auf der anderen
Seite dieser Wand die schwere Flüssigkeit (bei G4) ab, während der leichteren Flüssigkeit durch
Kanäle G3 auf dem
dazwischenliegenden Wege Gelegenheit geboten wird, nach den punktirten Pfeilen
auszutreten und in den vertieften Theil G1 der Trommel abzufliessen. Zur besseren Reinigung
ist die Trommel senkrecht zur Achse getheilt, so dass die Kanäle nach Abheben des
aufgeschraubten Deckels offen und frei daliegen. Der wirksame Raum der Trommel ist
hierbei ganz bedeutend verringert, was wahrscheinlich auf Kosten des
Ausrahmungsgrades so weit getrieben ist, dass die zu. scheidende Flüssigkeit nur in
einem im Kreise gebogenen Rohre mit den entsprechend angeordneten getrennten Ein-
und Austritt- und radial abgezweigten offenen Rohren für den Rahmaustritt der
Fliehkraft ausgesetzt wird.
Textabbildung Bd. 279, S. 59
Fig. 11.Jönssen's Entrahmungstrommel.
Es liegt auf der Hand, dass man um so fetteren Rahm aus der Trommel abziehen kann, je
dünner man bei derselben Umdrehungszahl und derselben Centrifuge die innere Schicht
abzieht, oder mit anderen Worten, man kann den Gütegrad des austretenden Rahms
ändern, je weiter von der Drehachse man den Rahm austreten lässt. Dies wird
selbstverständlich mit Veränderung der Rahmmenge geschehen. Es ist also dadurch ein
Mittel gegeben, welches für das spätere Buttern grosse Vortheile bietet. Man hat
daher Einrichtungen getroffen, welche ausser den bekannten Petersen-Schälrohren den Grad der Entrahmung, oft während des Ganges der
Trommel, regeln können. Sven Jönssen in Kopenhagen hat
zwei Constructionen angegeben, die eine für den Austritt der Magermilch, die andere
für den Rahm. Erstere stellt Fig. 11 (D. R. P. Nr.
46633 vom 21. Juni 1888) dar. Hier geschieht die Regelung indirect, indem die Menge
der austretenden Magermilch verändert wird, wodurch bei gleichbleibendem Zutritt der
Vollmilch die Menge des austretenden Rahms beeinflusst wird. Die Trommel A hat am Boden eine Oeffnung a für die Ausströmung der Magermilch und ein radial angeordnetes Rohr b für den Rahm. In der Mitte der Trommel ist eine Welle
D angebracht, welche oben das durch den
Trommeldeckel gehende Vollmilcheintrittsgefäss E und
die Regulirungsvorrichtung L für diese trägt und unten
mit einem Zapfen versehen ist, welcher in ein Lager im Trommelboden eingesetzt ist.
Um den Zapfen herum ist eine Spiralfeder F gewunden,
welche die Welle D nach oben zu drücken bestrebt. Auf der Welle sind ein oder
mehrere Flügel J befestigt, welche sich mit dieser auf
und nieder bewegen lassen, während die äusseren Kanten der Flügel in Schlitzen oder
Knaggen auf der Trommelwand gleiten. Der eine dieser Flügel, welcher gerade vor der
Milchauslassöffnung a angeordnet ist, ist mit einer
nach unten gehenden Zunge J1 versehen, welche bei der Bewegung der Welle D nach oben oder unten die Auslauföffnung mehr oder weniger deckt und
dadurch den Milch austritt regulirt. Die Verstellung geschieht durch den Kopf S der Gewindestange G.
Ausser der erwähnten Wirkung meint Jönssen noch einen weiteren
Vortheil zu erreichen. Dadurch, dass die Auslauföffnung für die Milch in der
Trommelwand angebracht ist, soll erreicht werden, dass die Milchausströmung mit der
Umdrehungsgeschwindigkeit proportional wird, indem der Druck, unter welchem die
Ausströmung vor sich geht, mit dieser vergrössert und verkleinert wird und dass es
nicht erforderlich ist, die Milch nochmals centrifugiren zu müssen, wenn die
Geschwindigkeit durch Unachtsamkeit verkleinert wird, indem die abgerahmte Milch
immer gleich rein ausströmen wird. Dadurch, dass die Ausströmungsöffnung in der
Aussenwand der Trommel angebracht ist, ist es auch möglich, die Trommel zu reinigen,
ohne dass man dieselbe zu öffnen braucht, indem man nur warmes Wasser durch die
Trommel während des Laufs fliessen lässt.
Textabbildung Bd. 279, S. 60
Fig. 12.Jönssen's veränderlicher Rahmaustritt.
Auch die Vorrichtung zur Veränderung des Rahmaustritts (D. R. P. Nr. 46631 vom 12.
Juni 1888) beeinflusst in erster Hinsicht die Menge der austretenden Flüssigkeit.
Der cylindrischen Trommel G (Fig. 12) ist nur ein geringer Durchmesser gegeben, um den Vortheil zu
erreichen, dass der Rahm aus der Schleudermaschine ohne Schaumbildung kommt, indem
die Milch fast den ganzen Raum der Trommel ausfüllt, so dass fast keine Luft in
dieser sich befindet. Ausserdem wird durch den kleinen Durchmesser ein möglichst
geringer Luftwiderstand gegen die Aussenwand der Trommel während der Rotation und
dadurch ein verringerter Kraftverbrauch erreicht. Das Vollmilchzuführungsrohr G1 trägt drei Flügel
G2, welche mit dem
Rohre herausnehmbar sind. Die Trommel ist oben durch den Deckel H geschlossen. In dem oberen Flansch J sind mehrere Oeffnungen i vorgesehen, in welche conische Zapfen k
eintreten. Diese Zapfen k sitzen an dem Flansch eines
auf dem Zuleitungsrohr G1 verschiebbaren Rohres, welches durch die Spiralfeder L nach oben gedrückt wird und durch die Mutter M nach unten geschraubt werden kann. Je nach der
Stellung der Zapfen k werden die Oeffnungen i mehr oder weniger geschlossen. Die Magermilch tritt
durch die wagerechten Rohre h aus.
Anders verhält es sich mit der Regulirungsvorrichtung von Oscar Raab in Berlin (D. R. P. Nr. 48816 vom 5. April 1888), welche von
der Actiengesellschaft Holler'sche Carlshütte gebaut wird. Die Construction ist sehr
durchdacht und die Arbeit eine entsprechend gute. Der Fettgehalt der centrifugirten
Milch ist im Durchschnitt 0,35 Proc. während bei dieser Centrifuge derselbe bis auf
0,11 verringert werden kann. Alle mit dem Schleudergefäss zusammenhängenden Theile
sind derart angeordnet, dass sie innerhalb einer Kugelfläche liegen (s. Fig. 13), deren Mittelpunkt der Aufhängungsmittelpunkt
O ist (nicht zu verwechseln mit dem Schwerpunkt)
und deren grösster Kreisumfang mit der durch O gelegten
wagerechten Ebene zusammenfällt. Da nun schon des Centrifugaldruckes wegen das
Gefäss in dieser Ebene die grösste Wandstärke besitzt, also hier die der grössten
Schwungmasse entsprechende grösste Centrifugalkraft vorhanden ist, so können
die auftretenden störenden Einflüsse der Flüssigkeitsbewegungen offenbar in nur
untergeordnetem Masse zur Geltung kommen. Es wird also ein ruhiger Gang der Trommel
gesichert sein. In der allgemeinen Form des Schleudergefässes sind Ecken oder
gebrochene Linien vermieden, so geht namentlich der Hals des Gefässes in
gleichmässig geschwungener Profillinie aus dem eigentlichen Gefäss hervor, wodurch
Stosswirkungen erheblich abgeschwächt werden.
Textabbildung Bd. 279, S. 60
Fig. 13.Raab's Regulirungsvorrichtung für den Rahmaustritt.
Die Abflussstellen für die schwerere und für die leichtere Flüssigkeit sind einander
im Durchmesser des Gefässes gegenüber gelegt. Die Magermilch wird bei D und der Rahm bei F
abgeführt und zwar so, dass die Abführung dieser getrennten Flüssigkeitsströme in
folgender eigenthümlicher Weise erfolgt. Raab lässt die
abzuführenden Ströme nicht in freiem Zusammenhange mit dem Gefässinhalt, sondern er
staut beide Flüssigkeitsströme zunächst bis auf eine gleiche Höhe an, nämlich bis zu
einer Wagerechten M, so zwar, dass diese Wagerechte
gewissermassen die Grenze zwischen der im Schleudergefäss noch zu behandelnden
Flüssigkeit und zwischen denjenigen beiden Strömen bildet, welche auf verschiedenen
Wegen das Gefäss zu verlassen im Begriffe stehen. Ferner kann die Staustelle der
Magermilch in die innere Cylinderfläche M1 des Rahms verlegt werden. Dieses Anstauen
geschieht durch Brücken A1 und A2,
welche in den beiden Abführungskanälen B und E angeordnet sind, und zwar befindet sich A1 in dem von dem
grössten Trommelumfange her kommenden und zur Abführung der schwereren Flüssigkeit
dienenden, rechteckigen Kanäle B, während A2 in eine nach oben
und nach der Trommelachse hin sich öffnende Rinne E
eingebaut ist, welche zur Ableitung der leichteren Flüssigkeit, die über die obere
Kante in dieselbe übertritt, dient. Auch B ist nach
oben und nach der Trommelachse zu offen. Die Ränder beider Rinnen springen um ein
Geringes über den inneren hohlen Flüssigkeitsspiegel M1 hervor, mit alleiniger Ausnahme der
Rinne E, deren Seitenwände nur bis M, aber nicht ganz bis zur oberen Kante des Gefässes
reichen, um den Zugang des Rahms in die Rinne zu ermöglichen. Die Brücken A1 und A2, die hier
zweckmässig als Schrauben ausgebildet sind, haben die Breite der Rinnen B und E. Durch die
Verstellung der Höhe der Brücken kann das Verhältniss der Ausflussmengen der
Magermilch und des Rahms
je nach Wunsch geregelt werden. Ist so z.B. durch eine gewisse Einstellung der
Brückenhöhe A2 die
Abführmenge des Rahms festgesetzt, so bietet die Brücke A1 das Mittel dar, die Menge der bei D überlaufenden Magermilch in das richtige Verhältniss
zu der bei F ablaufenden Fettmilch zu bringen. Ist
dieses Verhältniss nach Aufstellung einer neuen Schleudermaschine einmal
festgestellt, so bleibt es in der Regel für die Folge unverändert. Es empfiehlt sich
darum auch meist, nach einmal richtig bewirkter Einstellung der Brückenhöhe die
Schrauben festzustellen, z.B. fest einzulöthen und auszuschlichten.
Die Wirkungsweise dieser Brücken angehend, so erhellt, dass die von unten her gegen
die Brücke A1 stossende
schwere Flüssigkeit und die von oben her gegen die Brücke A2 treffende leichte Flüssigkeit an den
Brücken eine leichte Anstauung erfahren, um sodann leicht und ohne Druck frei über
die Brücken weg aus der Trommel entweder bei D oder bei
F abzufliessen. Obgleich also die beiden zu
sondernden Flüssigkeiten in gleicher Höhe M vom übrigen
Gefässinhalt abgezogen werden, erfolgt deren Abführung doch in verschiedener
Höhenlage und verschiedenen Achsenabständen, bei D
einerseits und bei F andererseits. Diese Abziehung und
in Form eines freien Ueberfalls stattfindende Abführung bewirkt eine möglichst
grosse Gleichförmigkeit der sehr schnellen Bewegung durch thunlichste Ausgleichung
der hydraulischen Stosswirkungen, wie solche mit der Abführung von Flüssigkeiten
verschiedenen specifischen Gewichts und in verschiedenen Mengen verbunden sind.
Bei dieser Centrifuge ist auch die Regelung des Vollmilchzuflusses durch den
Schwimmer S mit dem direct auf demselben sitzenden
Conus K in dem Sammelgefäss erwähnenswerth.
Textabbildung Bd. 279, S. 61
Fig. 14.Hansen's Rahmauslassvorrichtung.
Eine veränderliche Auslassvorrichtung für den Rahm hat auch Hansen in Kopenhagen (D. R. P. Nr. 53117 vom 3. Mai 1888) bei seiner
Centrifuge (Fig. 14) angewendet. In den Trommelhals
ist ein Bronzering B eingesetzt, welcher mit einem
gegen die Mitte vorspringenden Flantsch versehen ist. In diesem Flantsch befindet
sich ein senkrechter Ausschnitt z (Nebenfigur), durch
welchen der empordringende Rahm bis zur Oberkante N des
Ringes B geführt wird, an welcher derselbe abfliesst.
Der Durchtritt des Rahms durch den Schlitz z wird
mittels eines in den Schlitz eingesetzten Stiftes T2 geregelt. In diesem Stift ist eine senkrechte
Lochung n vorgesehen, welche im Querschnitte sich nach
dem äusseren Trommelumfang zu verengt. Zu jeder Maschine gehört ein Satz solcher
Stifte T2 mit
verschieden langem und verschieden breitem Ausschnitt n. Je nach der Grosse dieses Schlitzes ändert sich der Grad der
Reinabrahmung. Je flacher der Ausschnitt n ist,
desto reiner ist der gewonnene Rahm, selbstredend ist der Procentsatz des
Rahmertrages aber auch ein entsprechend geringerer – und umgekehrt. Statt der durch
die Stifte T2
hindurchgehenden Ausschnitte n können die Stifte auch
mit entsprechenden Randausklinkungen versehen sein.
In die Trommel werden zwischen Leistenpaare, welche an der Trommelwand sich befinden,
zwei Flügel V1 und V2 eingeschoben, an
welchen unten und oben je ein Rohr angeordnet ist, die mit dem betreffenden Flügel
aus einem Stück hergestellt sind. Die unteren Rohre R
dienen zur Zuleitung der Vollmilch und stehen mit der mitten auf dem Boden
befestigten Zufuhrschale S in Verbindung. Letztere
dient zugleich zur Sicherung der Lage der Flügel. Das am Flügel V1 vorgesehene Rohr R1 ist an beiden Enden
geschlossen und nur des Gleichgewichtes wegen angeordnet. Das am Flügel V2 vorgesehene obere
Rohr R2 ist am äusseren
Ende offen, am inneren dagegen geschlossen und hier mit einer durchgehenden
seitlichen Oeffnung versehen. In diese Oeffnung wird ein nach dem Innern der Trommel
abdichtender Stift T1
eingesetzt, welcher am äusseren Ende mit einer axialen Bohrung versehen ist, die
eine in das Rohr R2
mündende seitliche Oeffnung m hat. Das äussere Ende der
axialen Bohrung des Stiftes T1 communicirt mit dem in dem Trommelhals vorgesehenen Kanal M, durch welchen die centrifugirte Milch abfliesst. Die
Ausflussmenge der Magermilch hängt hier ausser von der Drehungsgeschwindigkeit der
Trommel von der Grosse der Oeffnung m ab. Wird ein
Stift T1 mit einer
grösseren seitlichen Oeffnung m eingesetzt, so ist,
vorausgesetzt, dass diese nicht grösser als der Querschnitt der Bohrung ist, der
Ausfluss an Magermilch in der Zeiteinheit auch ein grösserer und es lässt sich auf
diese Weise mittels eines geeigneten zweiten Satzes von Stiften T1 die Ausflussmenge
der Magermilch und damit der Grad der Entrahmung leicht regeln. Die Auswechslung der
Stifte kann natürlich nur unter Anhalten der Trommel bewirkt werden.
Behufs Reinigung der Trommel werden die Schale S und die
Flügel V1 und V2 aus derselben
entfernt.
Die Zuleitung der Vollmilch geschieht fast allgemein durch ein durch eine Oeffnung in
dem oberen Trommeltheil hindurchgeführtes Rohr von oben her. Schon im Jahre 1879 hat
Krebs in Nykjobing die Vollmilchzuführung von unten
durch die hohle Achse angewendet. Auch kürzlich hat Bergner in Bergedorf eine ähnliche Anordnung getroffen (D. R. P. Nr. 49103
vom 29. März 1889). Hier ist die Achse zwar voll, aber an der Stelle des
Trommelbodens mit einer glockenförmigen Erweiterung ausgestattet, in welche hinein
die Vollmilch durch ein um die Achse gelegtes, diese aber nicht berührendes,
ringförmiges Rohr zugeleitet wird. Aus der Glocke tritt dann die Milch durch
Bohrungen in das Schleudergefäss ein.
Die Verbesserungen in der Lagerung der Trommelachse
macht besonders bei senkrechten Centrifugen Schwierigkeiten. Zur leichteren
Einstellung der Trommel in ihre Gleichgewichtslage während des Laufes ist daher
schon längst eine nachgiebige Lagerung durch Einschaltung von Gummiringen um das
Halslager angewendet. Ausserdem ist fast durchweg die Welle getheilt, indem der
Theil der Welle, auf welchem das Antriebsorgan sitzt, unabhängig von dem Theile,
welcher die Trommel trägt, sich drehen kann. Der Zweck ist der, das Anlassen und das
Anhalten der Trommel
sicher und allmählich bewirken zu können. Die Reibungsverluste werden
selbstverständlich thunlichst herabgemindert. Zu den letzten Bestrebungen sind
neuere Constructionen erwähnenswerth.
Die Actiengesellschaft Burmeister-Wain in Kopenhagen hat
die Verbesserung in der Verringerung des Reibungswiderstandes im Fusslager zwischen
Stützzapfen und Spurplatte vorgenommen. Man suchte früher dieses Ziel dadurch zu
erreichen, dass man den Spurzapfen auf zwei neben einander angeordneten losen Rollen
laufen liess, deren Achse in einem festen und unbeweglichen Theil des unteren
Halslagers gelagert war. Die Uebertragung der Last des Spurzapfens erfolgt bei
dieser Anordnung von der Rolle auf ihre Achse, was bei der Bewegung der Rollen
wieder bedeutende Reibungsverluste hervorruft. Bei dieser Anordnung ist es ferner
schwierig, die Rollen in genau gleichem Durchmesser herzustellen; es lief der
Spurzapfen in Wirklichkeit meistens nur auf einer Rolle. Bildet sich auf einer Rolle
durch irgend einen Umstand eine kleine ebene Fläche, so lief die Stirnfläche des
Spurzapfens auf dieser Fläche und die Drehung der Rollen hatte ganz aufgehört. Es
traten also hierbei mannigfache Schwierigkeiten auf.
Textabbildung Bd. 279, S. 62
Fig. 15.Burmeister-Wain's Achsenlagerung.
In der Fig. 15 ist die Neuerung (D. R. P. Nr. 45818
vom 19. Februar 1888) skizzirt. Die Achse o der beiden
Wälzungsrollen p ist dabei nicht in einem festen Theil
gelagert, sondern in einem beweglichen, drehbaren Cylinder q, welcher lose, d.h. drehbar in den als hohle Büchse h ausgebildeten Untertheil des Lagers eingesetzt ist.
Der Cylinder q wird von der Achse o getragen, da die Rollen. p auf der Spurplatte P sich stützen und sich
hier abwälzen. Der Cylinder q hält also die Rollen nur
in richtiger mittlerer Lage und kann sich mit denselben im Untertheil des Lagers
drehen. Durch die rollende Bewegung, durch das gleichzeitig erfolgende Abwälzen und
die Einstellbarkeit der jeweiligen Lage der verlängerten Lagerbüchse, entsprechend
der Wälzung der Rollen p auf der Spurplatte P, wird jede Unterbrechung der Drehung der Rollen
verhindert. Die Uebertragung der Last von dem Spurzapfen S erfolgt also mittels der Wälzungsrollen p
direct auf die Spurplatte P.
Noch mehr wird das Glattschleifen der Rollen durch eine weitere Verbesserung dieser
Anordnung derselben Firma vermieden (D. R. P. Nr. 46476 vom 12. Juni 1888. Zusatz
zur Nr. 45818). An Stelle der beiden Wälzungsrollen mit gemeinschaftlicher Achse
sind deren drei oder mehr Rollen mit besonderen Achsen für jede Rolle vorgesehen,
während der Spurzapfen selbst mit einem besonderen Zwischenstück wegen der hier
verbreiterten Auflagefläche versehen ist. Auch hier ist die gleitende Reibung durch
die rollende ersetzt und wegen der grösseren Anzahl der Unterstützungspunkte ist ein
Warmlaufen des Spurzapfen weniger zu befürchten.
Leop. Ziegler in Berlin (D. R. P. Nr. 49630 vom 9.
November 1888) sucht ein seitliches Ausweichen des Schleudergefässes rechwinklig zur
Längsachse der stehenden Welle durch noch ausgedehntere Anwendung von Gummi zu
erreichen. Auf das obere Ende der Welle ist ein kreuzförmiger unten mit einem
Flantsch versehener Kuppelungstheil aus Metall aufgesetzt, welcher oben in seiner
Mitte eine centrale Ausbohrung zur Aufnahme des am eingezogenen Trommelboden
sitzenden Zapfen hat. Um eine gewisse Beweglichkeit beider Theile zu gestatten, ist
die Bohrung grösser als der Zapfendurchmesser. Um den kreuzförmigen Körper liegt ein
Gummistück, welches aussen so geformt ist, dass der Körper von einer überall gleich
starken Gummischicht umgeben ist. Dieses Gummistück passt mit seiner äusseren Form
genau in den eingezogenen Theil des Trommelbodens, so dass durch das Gummistück die
Welle mit dem Schleudergefäss gekuppelt ist.
Textabbildung Bd. 279, S. 62
Fig. 16.v. Bechtolsheim's Achsenanordnung.
Textabbildung Bd. 279, S. 62
Fig. 17.Mélotte's Trommelachsenanordnung.
Während gewöhnlich die Trommelachse sich in Lagern dreht, steht dieselbe bei einer
Maschine von v. Bechtolsheim in München fest (D. R. P.
Nr. 49487 vom 3. März 1889). Die Achse a (Fig. 16) ist vermöge des Kugelsegmentes b und des Gummipuffers c
am Fundamente federnd befestigt, so dass ihr oberes Ende seitliche Bewegungen
ausführen kann, während sie durch die an dem Kugelsegment auftretende Reibung am
Umdrehen verhindert ist. Dieses Kugelsegment kann durch einen zweiten Gummipuffer
ersetzt werden. Um die Achse a dreht sich die hohle
Welle d, welche die Trommel mittels der Platte e trägt. Auf letzterer ruht die Trommel auf und wird
hier durch einen Mitnehmer f mit derselben verbunden.
Diese Anordnung wird durch eine nicht zwangläufige Verbindung besser ersetzt werden.
Das Gewicht der Trommel ruht nicht direct auf der Achse a, sondern zur Verringerung der Reibung und Abnutzung auf einer
zwischengelegten Laufkugel g, welche in einem kleinen
Kreise herumrollt. Um ein Herausfallen der Kugel beim Auseinandernehmen zu
verhindern, ist die Kugel grösser als der Spurzapfen a.
Um die Schwierigkeiten der Lagerung zu verringern, hat D.
Hummel jr. in London (D. R. P. Nr. 50139 vom 1. Mai 1889) den Antrieb
oberhalb der Trommel gelegt, d.h. also die eigentliche Trommelwelle statt nach unten
vom Trommelboden nach oben gerichtet. Hier ist sie durch einen Mitnehmerstift mit
einer kurzen, ebenfalls senkrechten Antriebswelle gekuppelt. Die Maschine ist zum
Handbetrieb und zwar mit Schneckenantrieb vorgesehen. Die Schnecke ist dabei auf
derselben derart angeordnet, dass der beim Betrieb entstehende Druck die Welle
anhebt. Dieser Druck wird durch eine axiale Stahlschraube aufgehoben. In das untere
Ende der Trommelachse ist ein kegelförmiger Spurzapfen eingesetzt, welcher in
einer senkrecht verstellbaren Spurpfanne läuft und die Trommel vor Schwankungen
bewahrt.
Noch weiter ist die Ww. Mélotte in Rémicourt (Belgien)
gegangen, welche die Trommel vollständig frei aufhängt (D. R. P. Nr. 52294 vom 26.
September 1888). Die Achse der Trommel besteht aus den drei Theilen t t1 und t2 (Fig. 17). Auf t ist das
Antriebsrad aufgekeilt, t und t1 sind durch die Spiralfeder u mit einander verbunden, um Stösse beim Anlassen der
Centrifuge zu vermeiden. t2 ist mit der Oese o in einen Haken h der Achse t1 aufgehängt und die Trommel F ist auf irgend eine Weise mit t2 fest verbunden. Die Theile t, t1 und t2 der Trommelachse sind also gelenkig mit
einander verbunden. Die Achse t1 trägt an ihrem oberen Ende einen halbkugelförmigen
Kopf x, der in einem nach unten conisch erweiterten
Metalllager läuft und so die freie Aufhängung der Centrifuge bewirkt. Das nach unten
conisch gestaltete Kugellager lässt die Schwingungen der Achse t1 zu. Ausserdem ist
noch eine etwas eigenthümliche Führung der Achse t1 vorgesehen, welche aus einem oder mehreren sich
kreuzenden, elastischen Fäden w besteht.
Von der Lagerung wagerechter Centrifugen ist die von Fr. Jordan in Altona zu erwähnen (D. R. P. Nr. 41485
vom 9. Januar 1887). Bei dieser Anordnung ruht die Trommelachse mit den auf
derselben befestigten, mit hohen Rändern ausgestatteten Scheiben in zwei Riemen,
welche über zwei grosse Antriebsscheiben nach unten herabhängen. Durch das Gewicht
der Trommel werden die Riemen gespannt und bei Rotation der Antriebsscheiben wird
die Trommelachse in drehende Bewegung versetzt. Um eine genügende Friction zwischen
der Trommelachse und den Riemen hervorzubringen, können die auf denselben sitzenden
Scheiben mit einem Gummiüberzug versehen sein. Bei der Rotation wird die Achse mit
der Trommel aus der Schwerpunktslage abgelenkt, je nach der grösseren oder
geringeren Umdrehungszahl, sie kann jedoch in der einer beabsichtigten
Umdrehungszahl entsprechenden Lage mittels zweier wagerecht und senkrecht
verschiebbaren Arme in bestimmten Grenzen festgehalten werden. Die bei der Drehung
der Trommel noch auftretenden kleinen Schwankungen werden durch zwei Federn
ausgeglichen.
Textabbildung Bd. 279, S. 63
Fig. 18.Trommel ohne Welle von Lefehlt und Lentech.
Lefeldt und Lentsch in Schöningen (D. R. P. Nr. 46791
vom 7. Juli 1888) stellt die Trommel ganz ohne durchgehende Welle her, um ein
Festlaufen sicher zu vermeiden. Der Hals der Trommel C
(Fig. 18) ist mit Ringen a ausgestattet, zwischen welchen die Trommel auf zwei Paaren von
Mitnehmerrädern P1P2 frei aufruht. Eine
axiale Verschiebung wird durch die Ringe a verhindert.
Die Räder P1P2 dienen also sowohl
zur Unterstützung, als auch zum Antriebe. Hierdurch ist der Vortheil erreicht, dass
die sonst nothwendigen Schmiervorrichtungen, die häufig sogar die Qualität der Milch
nachtheilig beeinflussen, fortfallen. Ausserdem ist die Reinigung der Trommel ganz
bedeutend erleichtert.
Die wagerechte Handschleudermaschine von de Laval in
Stockholm (D. R. P. Nr. 38315 vom 13. Februar 1886) ruht nur auf einem
Frictionsrade, aber etwas seitlich von dessen höchstem Punkte. Die Welle,
welche leicht lösbar mit der Trommel verbunden ist, ruht aber in zwei Lagern, welche
an dem einen Ende von zwei drehbaren Armen sich befinden und durch zwei Federn an
das Frictionsrad angepresst werden.
Auf der diesjährigen Ausstellung der deutschen Landwirthschaftsgesellschaft in
Strassburg i. E. hat die Handcentrifuge von Dr. O. Braun in Berlin grosse Aufmerksamkeit erregt. Die
Trommel hat die Gestalt einer abgeplatteten Kugel, ist aus Kupfer getrieben und
überall verzinnt. Die Milch fliesst aus dem Vollmilchbehälter 1 (Fig. 19) durch den
Hahn 3 in das Zwischengefäss 6, wo der Flüssigkeitsstand durch den Schwimmer 11, welcher bis an die untere Oeffnung des Kükens 3 sich hebt, in gleicher Höhe gehalten wird. Die Trommel erhält ihre
Umdrehung von der stehenden Welle 23 durch Vermittlung
einer zwischengelegten Lederscheibe, auf welcher, um plötzliche
Geschwindigkeitsänderungen zu vermeiden, ein Gleiten stattfinden kann.
Textabbildung Bd. 279, S. 63
Fig. 19.Braun's Handcentrifuge.
Um die Geschwindigkeit der Trommel jeder Zeit auf einen
Blick wissen zu können, ist ein sinnreicher Geschwindigkeitsmesser auf derselben
aufgeschraubt. Zwischen beiden liegt eine elastische Unterlagscheibe aus Stahl zur
grösseren Sicherheit gegen unbeabsichtigtes Losdrehen. Der Geschwindigkeitsmesser
besteht aus einem cylindrischen zugeschmolzenen Glasrohr, welches nicht ganz mit
Glycerin gefüllt ist. Die Luftblase, welche sich im Zustande der Ruhe natürlich oben
befindet, verlängert sich beim Gange der Maschine um so mehr nach unten, je
schneller sich die Trommel dreht, so dass man an dem Stande der Luftblase auf der in
das Glas geäzten Scala, welche durch Versuche festgestellt ist, in jedem Augenblick
die gerade vorhandene Geschwindigkeit ablesen kann. Bei Beobachtung des
Geschwindigkeitsmessers erkennt man also, ob die Geschwindigkeit zu- oder
abnimmt.
Die Trommel ist mit der Welle 23 durch ein kardanisches
Gelenk verbunden, welches aus dem äusseren Ringe 19,
dem mittleren 20 und dem inneren Ringe 21 besteht.
Die Trommel ist unten offen und ist von dem aus den beiden Theilen 15 und 13 bestehenden
Mantel umgeben. Der obere Theil ist durch den Deckel 12
verschlossen und das auf demselben aufgelöthete Gitter schützt den
Geschwindigkeitsmesser. Auf diesen Teller fliesst die Vollmilch, von hier in die
Zuflussrinne 36 und durch das kurze Rohr 37 in den Scheideraum 38
der Trommel. Die Magermilch tritt von der Stelle des grössten Umfangs der Trommel
durch das Röhrchen 39, das Schräubchen 40 in den unteren Theil 41
der Rinne und spritzt durch das runde Loch in den unteren Theil 15 des Mantels. Der Rahm dagegen, der sich auf der
inneren freien Oberfläche der Flüssigkeit ablagert, fliesst, sobald die Trommel
genügend gefüllt ist, über den Rand der Rinne 43 durch
das Loch 44 aus der Trommel heraus und spritzt von dem
auf der Trommel festgelötheten geschweiften Ring 45 in
die Rahmrinne 13
des Mantels, von
dessen tiefstem Punkte der Rahm durch das Rahmrohr 14
ruhig ausfliesst.
Die Magermilch, welche auf dem oben beschriebenen Wege in den Raum 15 gelangt ist, fliesst durch das gebogene Rohr 16 auf den Boden des angehängten Eimerchens 17 und verlässt dasselbe durch eine Rinne. Der Zweck
des Eimerchens ist die Verhütung eines starken Luftstromes durch die Trommel und den
Mantel, sowohl zu dem Zwecke, die Berührung der Milch mit einer grossen Luftmenge,
als auch um schädliche Luftströmungen im Mantel zu beseitigen. Da aus dem Rahmrohr
14 nur ein sehr schwacher Luftstrom austritt, ist
hier ein solches Eimerchen nicht benutzt worden.
Textabbildung Bd. 279, S. 64
Fig. 20.Antrieb zu Braun's Handcentrifuge.
Der Antriebsmechanismus der Handcentrifuge besteht aus dem fliegend angeordneten
Handrade 52 (Fig. 20)
mit der Kurbel 53 der Leitrolle 50 und der Trommelwelle 23 mit den zwei
Rillen 47 (Fig. 19).
Sämmtliche Theile sind auf der Grundplatte 49
angeordnet. Eigenthümlich ist die Schnur geleitet. Diese geht vom Rade 52 an der Centrifugenseite abwärts, umspannt die schief
gerichtete Leitrolle 50 ungefähr auf ein Drittel ihres
Umfanges und geht in Richtung der Leitrolle, also schief in Bezug auf das Handrad
nach der linken Seite der Trommelwelle 23 in die obere
der beiden Rillen 47, umschlingt die Welle in dieser
Rille auf ihrem halben Umfange, geht von da an auf die hohe Seite der schief
stehenden Spannrolle 51, umschlingt diese auf die
Hälfte ihres Umfangs und geht von der tieferen Seite derselben nach der linken Seite
der Trommelwelle in die untere Rille 47, umschlingt
diese ebenfalls auf der Hälfte ihres Umfanges und läuft nun wagerecht nach dem
tiefsten Punkte des Handrades 52, welches sie auf über
¾ ihres Umfanges umspannt. Die Schnur wird geschlossen aufgelegt, ohne dass eine
Welle oder ein Lager abgenommen werden müsste. Sie ist von Baumwolle und die Enden
werden durch den üblichen Knoten zusammengeknüpft. Da in diesem Knoten eine
merkliche Abnutzung und ein Reissen der Schnur einzutreten pflegt, so erneuert man
den Knoten rechtzeitig. Dies kann etwa 20mal mit einer Schnur geschehen, da der
Auszug der Spannrolle etwa ¾ m beträgt. Da der Preis einer solchen Schnur nur 10 Pf.
beträgt, so ist der Ersatz billig. Die Schnur erhält ihre Spannung durch das Gewicht
54, welches den kleinen Wagen 55, der die Spannrolle 51
trägt, von der Trommel zu entfernen sucht. Das Uebersetzungsverhältniss schwankt bei
den verschiedenen Grossen zwischen 60 und 120.
Nach Versuchen in dem Milchwirthschaftlichen Institut zu Proskau genügen zum Betrieb
einer solchen Maschine mit einem 1,4 m grossen Schwungrade zwei Knaben, welche sich
viertelstündlich ablösen. Es werden drei Grossen hergestellt, welche für 40, 80
bezieh. 120 Kühe genügen.
Die Vermeidung von Zahnrädern, Vorgelegen mit metallischen Reibflächen und die
einfache Spannvorrichtung und die zweckentsprechende Lagerung geben der Maschine
einen leichten und geräuschlosen Gang, weshalb sie der Erbauer die
„Geräuschlose“ nennt.
Das Bergedorfer Eisenwerk hat vor einigen Jahren den
sogenannten Dampfturbinen-Separator von De Laval in den Handel gebracht, wodurch Vorgelege und
Transmission gänzlich vermieden sind. Der Betriebsdampf (von etwa 4 at. Druck) wird
durch ein Rohr zu dem am unteren Ende angebrachten Dampfturbinenrade zugeleitet,
während der Abdampf entweder direct ins Freie oder nach den Wasserreservoiren der
Meierei zwecks Erwärmung von Wasser geführt wird. Die Nabe des Turbinenrades ist mit
abgesetzten wagerechten Stufen ausgerüstet, welche sich auf ein um eine wagerechte
Welle drehbares Stufenrad stützen. Auf der diesjährigen Wanderausstellung der
deutschen Landwirthschaftsgesellschaft in Strassburg i. E. hatte diese Firma eine
Abänderung dieser Maschine vorgeführt, bei welcher das Dampfturbinenrad oberhalb der
Trommel auf einer senkrechten Welle aufgekeilt war. Wahrscheinlich ist dies wegen
der leichteren Zugänglichkeit geschehen, ob aber nicht dadurch die Möglichkeit der
Verunreinigung des Trommelinnern erleichtert ist, muss die Erfahrung lehren. Die
Uebersetzung geschieht hier durch Schneckenräder, während bei der früheren Anordnung
eine Uebersetzung nicht vorhanden war.