Titel: | Viergekuppelte Schnellzuglocomotive der französischen Westbahn. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 77 |
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Viergekuppelte Schnellzuglocomotive der
französischen Westbahn.
Mit Abbildungen.
Viergekuppelte Schnellzuglocomotive der französischen
Westbahn.
Die unter der Leitung des Oberingenieurs Clérault in den
Werkstätten der Eisenbahngesellschaft zu Sotteville erbaute Locomotive ruht mit
ihrem vorderen Ende auf einem zweiachsigen Drehgestell, welches nach den, Engineering 1890 S. 702, entnommenen Abbildungen Fig. 1 bis 2 durch zwei Längsrahmen
aus Stahlblech von je 25 mm Stärke gebildet wird, in denen die aus Rothguss
gefertigten Achsbuchsen der beiden 2,0 m von einander entfernten Laufachsen liegen,
und welche in der Mitte durch einen kräftigen Querträger aus Stahlguss, sowie an den
Enden durch Stehbolzen mit einander verbunden sind.
Textabbildung Bd. 279, S. 77
Drehvorrichtung der Locomotive der französischen Westbahn (Fig. 1 und
2).
Der Querträger dient zur Uebertragung der Belastung auf die
Rahmen bezieh. die LaufachsenAnmerkungszeichen zu dieser Fußnote fehlt im Text.Ueber Werkzeughalter vgl. New, Matthews und Berry
1877 224 * 36, Smith und
Coventry 1878 230 * 105, Baville 1879 231 *
14, Smith und Coventry, J. Barker, W. H. Berry
1887 264 * 106 bis 107. Doppelstahlhalter für
Drehbänke 1887 266 * 151. J. T. Hawkins 1888 268 * 382, J. H. Wicksteed Doppelstahlhalter zum Vor- und
Rückwärtshobeln 1887 264 * 108., weshalb ein mit dem
Hauptrahmen der Maschine fest verbundener hohler Drehzapfen aus Stahlguss um 50 mm
gegen die Mitte zwischen beiden Achsen nach rückwärts in einem ebenfalls aus
Stahlguss gefertigten Spurtopf von aussen quadratischer und innen cylindrischer
Begrenzung gelagert ist, der mit starken seitlichen Flanschen in dem Querträger
liegt; ein durchgesteckter senkrechter Bolzen verbindet dann den Drehzapfen mit dem
Spurtopf und Querstück. Der quadratische Spurtopf ist nur in der Längsrichtung der
Maschine unverschiebbar in dem Drehgestelle, gestattet dagegen seitliche
Verschiebungen des letzteren in der Richtung parallel zu den Laufachsen, so dass
dasselbe sich beim Befahren von Curven auf den Radius einstellen kann; die
Zurückführung des Drehgestelles in die Mittelebene beim Verlassen der Krümmungen
wird durch zwei Blattfedern bewirkt, welche zwischen Spurtopf und den Rahmenblechen
des Gestelles eingespannt sind. Die grösste Seitenverschiebung des Spurtopfes
beträgt 50 mm, der Auflagerdruck des ringförmigen Drehzapfens bei 2375 qc
Fläche und 18500 k Gesammtlast ungefähr 7,5 bis 8 k auf 1 qc.
Die sämmtlichen Räder der Locomotive sind schmiedeeiserne Speichenräder mit
Stahlradreifen. Zu den letzteren verwendet die Westbahn, wie Prof. Salomon in der Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure, 1889 S. 1238, berichtet, ein ziemlich hartes
Material, für welches die jetzigen Vorschriften 70 k Bruchfestigkeit für 1 qmm bei
15 Proc. Dehnung verlangen; ausserdem müssen die Reifen vier Schläge mit einem aus
10 m Höhe fallenden Gewichte von 1000 k ohne Bruch aushalten. Die Betriebsdauer der
hiernach angefertigten Radreifen soll sich gegen früher merklich erhöht, die Anzahl
der Brüche dagegen bedeutend abgenommen haben.
Textabbildung Bd. 279, S. 78
Locomotive der französischen Westbahn (Fig. 3 und 4).
Lauf- und Treibachsen bestehen aus Stahl; die doppelt gekröpfte Treibachse ist aus
Yorkshire-Eisen geschmiedet und ihre Kurbelarme der grösseren Sicherheit halber mit
starken Schrumpfbändern umgeben.
Textabbildung Bd. 279, S. 78
Fig. 5.Gooch'sche Coulissensteuerung.
Wie aus den Fig. 3 und
4 zu ersehen, sind
die Cylinder mit den
zwischen ihnen liegenden Schiebern innerhalb des Rahmens angeordnet; der Dampf tritt
in den gemeinschaftlichen Schieberkasten durch zwei Rohre in die der Höhe nach in
zwei Hälften getheilten Dampfkanäle. Die ebenfalls getheilten Ausströmkanäle sind
zur Hälfte oberhalb und unterhalb der Cylinder um diese herum zum Blasrohr geführt,
so dass auf diese Weise der Abdampf noch zur Heizung des Cylinders Verwendung
findet. Die Kolben sind aus Stahl geschmiedet und in der gewöhnlichen Weise mit
gusseisernen Ringen versehen; die Geradführungslineale der Kreuzköpfe werden in der
Mitte unabhängig vom Cylinder durch ein Stahlgussstück gehalten, welches am Rahmen
befestigt ist. Die Dampfvertheilung wird durch geschlossene Gooch'sche Coulissen bewirkt, deren Anordnung aus Fig. 5 hervorgeht, und die Umsteuerung erfolgt durch eine
Dampfsteuervorrichtung, wie sie 1890 277 * 173
beschrieben ist.
Die äussere Feuerbüchse und der Langkessel bestehen aus Schweisseisen; letzterer
enthält 195 Siederöhren aus Messing von 49 mm äusserem Durchmesser bei 4180 mm Länge
und ist aus drei Ringblechen zusammengesetzt, welche stumpf zusammenstossen und
durch innere und äussere Laschen mit einander verbunden sind. Die äussere
Feuerbüchse ist halbcylindrisch begrenzt und die Decke der inneren kupfernen
Feuerbüchse durch Querbarren versteift, welche an der äusseren Feuerbüchse
aufgehängt sind. Der nach vorn leicht geneigte Rost ist noch mit einem Kipprost
versehen, der in üblicher Weise durch Schraube und Hebel gedreht wird. Die mit
kupferner Rohrwand versehene Rauchkammer besteht aus Stahlblechen und ist mit einem
geneigten Boden versehen, welcher die Asche in ein vorn angebrachtes Entleerungsrohr
gelangen lässt.
Die Maschine ist mit einer selbsthätigen Westinghousebremse, welche auf die
Hinterseite der Treib- und die Vorderseite der Kuppelräder wirkt, sowie mit einem
Dampfstrahlsandstreuer, System Gresham, ausgerüstet;
als Sandkasten ist die Kesselbekleidung benutzt, indem diese von der überhöhten
Feuerbüchse aus glatt durchgeführt und dadurch ein grosser Raum zwischen Kessel und
Bekleidung geschaffen worden ist.
Die Verbindung zwischen Maschine und Tender ist nach dem seit 1884 bei der Westbahn
eingeführten System Roy ausgeführt; die Maschinenpuffer
sind hierbei nach einer Kugel begrenzt, deren Mittelpunkt in der Mitte des
senkrechten Kuppelbolzens liegt, während die Pufferplatten des Tenders flach sind
und unter einem Winkel von 50° gegen die Maschinenlängsachse geneigt stehen. Die
Construction verhindert Seitenschwankungen, gestattet dagegen beim Befahren von
Curven die erforderliche Verstellung zwischen Locomotive und Tender.
Nachstehend folgen noch einige Hauptconstructionsverhältnisse der Locomotive:
Cylinderdurchmesser
460 mm
Kolbenhub
660 mm
Durchmesser der Treib- und Kuppelräder
2040 mm
„ „ Laufräder
940 mm
Heizfläche (äussere)
124,80 qm
„ der Feuerbüchse
10,00 qm
Gesammtheizfläche (äussere)
134,80 qm
Rostfläche
1,78 qm
Kesseldruck
11 at
Leergewicht
44000 k
Dienstgewicht
47800 k
Adhäsionsgewicht
29800 k
Fr.