Titel: | Anwärm- und Glühofen, vornehmlich für Zwecke des Härtens. |
Autor: | W. K. |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 154 |
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Anwärm- und Glühofen, vornehmlich für Zwecke des
Härtens.
Anwärm- und Glühofen, vornehmlich für Zwecke des
Härtens.
Der in den nebenstehenden Figuren dargestellte Ofen ist als Zwillingsofen mit zwei
Ofenkammern ausgeführt (vgl. D. p. J. 1890 277 * 577) und fällt unter das deutsche Patent Friedrich Siemens Nr. 45838. Derselbe hat gegenüber den
bisher zum Anwärmen fester Körper benutzten Kohlenfeuern und Oefen den
bedeutungsvollen Vorzug, dass während des Anwärmens die Wärmezuführung zum
Werkstücke lediglich durch Ausstrahlung der in den Ofenkammerwandungen
aufgespeicherten Wärme, also nicht durch eine active Heizflamme bewirkt wird. Mithin
kann eine Steigerung der Ofentemperatur über die bei dem Einbringen des Werkstückes
vorhandene, also eine zu starke Erhitzung des letzteren, niemals stattfinden. Es
beschränkt sich daher die Controle der Ofentemperatur auf die einmalige Beobachtung
derselben bei dem Einbringen des Werkstückes. Es ist somit das schädliche Verbrennen
desselben, wie es in den bis jetzt gebräuchlichen Anwärmöfen mit während des
Anwärmens fortdauernder Wärmezuführung durch eine active Heizflamme oftmals
eintritt, mit Sicherheit ausgeschlossen. Die Feuerung der beiden Ofenkammern erfolgt
abwechselnd von innen durch die Flamme eines Leuchtgasgebläses, die mit einem an
beweglichem Schlauche angebrachten Mundstück durch die in der Ofenthür befindliche
Mittelöffnung in die eine Kammer eingeführt wird. Zur Abführung der Verbrennungsgase
kann in der Mittelöffnung der anderen Thür der Ofenkammer ein Rohr angeschlossen
werden. Während die eine Kammer aufgeheizt wird, erfolgt in der andern das Anwärmen,
wobei auf die thunlichst freieste Lage des Werkstückes inmitten der cylindrischen Kammern zu achten
ist.
Textabbildung Bd. 279, S. 155
Anwärm- und Glühofen für Zwecke des Härtens.
Die Vorgänge sind also einfach und klar zu übersehen; ausser der Unmöglichkeit, das
Werkstück während des Vorwärmens zu verbrennen, bietet aber dieser Ofen noch den für
ein nachfolgendes Härten besonders wichtigen Vortheil, dass das Anwärmen des
Werkstückes ausschliesslich durch allseitige Strahlung vollkommen gleichmässig und
nicht zu schnell bewirkt wird, so dass eine gleichmässige Vertheilung der Wärme auch
innerhalb des Werkstückes durch Leitung im Materiale sich vollziehen kann.
Die auf beiliegender Zeichnung dargestellte Ofengrösse ist vornehmlich zum Anwärmen
für nachfolgende Härtung von kleineren Werkstücken bestimmt, welche in ihren
Abmessungen etwa 200 mm und im Gewichte 2 k nicht überschreiten.
W. K.