Titel: | Neuheiten für Lüftungsanlagen. |
Autor: | F. H. Haase |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 160 |
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Neuheiten für Lüftungsanlagen.
Von F. H. Haase.
Mit Abbildungen.
Neuheiten für Lüftungsanlagen.
1) Selbsttätige Lüftungsklappen.
Fabrikräume, in welchen hohe Temperaturen entwickelt werden, lassen sich im Sommer
wie im Winter durch Nutzbarmachung der natürlichen, durch Temperaturverschiedenheit
bewirkten Luftbewegung lüften, wenn man die Frischluft in der Nähe des Fussbodens
zuströmen und die höher temperirte Raumluft durch Oeffnungen in der Nähe der
Raumdecke abströmen lässt.
Es handelt sich dabei dann nur darum, die Zu- und Abströmung nach dem jeweiligen
Bedürfniss zu reguliren und zu verhindern, dass Wind und atmosphärische Niederschläge in den Raum
eindringen.
Nach diesem Grundprincip eingerichtete Lüftungsanlagen gehören zu den ersten, die
überhaupt ausgeführt wurden, und ihre Wirkung erwies sich zumeist als vollständig
zufriedenstellend, solange man eben nicht genöthigt war, des Windes und des Wetters
wegen die Oeffnungen zu schliessen. In Fabrikräumen, welche direct überdacht sind,
hielt man allerdings und hält zumeist noch immer eine besondere Luftzuführung in der
Nähe des Fussbodens für überflüssig und Abzugsöffnungen im Dach für vollständig
genügend. Einander gegenüberliegend angeordnete Dachöffnungen – in Satteldächern,
wie sie, bevor die Schedbauten aufkamen, des Oberlichtes wegen für Färbereien und
viele andere Fabrikräume als zweckmässig befunden wurden, und in besonderen
Lüftungsthürmchen, wie sie für Theatergebäude (und Krankenhäuser) vielfach in
Gebrauch sind, – verursachen natürlich geradeso wie die Luftabsauger bei Windwehung
eine kräftige Lüftung, können aber bei Windstille auch nur als einfache
Abzugsöffnungen betrachtet werden, und eine allezeit sichere Wirkung kann man nur
unter Einhaltung der vorstehend ausgesprochenen Massnahmen erwarten.
Luftströmung durch zwei einander (direct) gegenüberliegende Oeffnungen hindurch wirkt
übrigens auch bei Windwehung unter günstigen Umständen in erster Linie nur
lufterneuernd in dem unmittelbar zwischen diesen Oeffnungen liegenden Raum, und der
Betrag der Lufterneuerung in den übrigen Theilen des Raumes hängt hauptsächlich von
der zugleich erfolgenden Mischung der frischen Luft mit der ganzen Raumluft, d. i.
von der Ausbreitung der ersteren im Räume ab, welche Ausbreitung je nach der
Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Aussenluft in mehr oder weniger grossem
Umfang, aber niemals genügend gleichmässig erfolgt.
Wird dagegen frische Luft am Fussboden zu- und die höhererwärmte Raumluft an der
Raumdecke abgeführt, so kommt die Grösse der Temperaturdifferenz zwischen beiden
Luftarten nur insoweit in Betracht, als nach ihr die Grösse der für einen bestimmten
Luftwechsel erforderlichen Zu- und Abströmungsöffnungen zu bemessen ist, während
sich die Ausbreitung der Frischluft im Räume, bei nicht zu geringer Anzahl und
passender Lage der Zuströmungsöffnungen, vollständig gleichmässig vollzieht.
Dabei ist es häufig zu empfehlen, die Frischluft nur von über Dach gelegenen Stellen
zu entnehmen und sie demnach durch abwärtsführende Kanäle bis in die Nähe des
Fussbodens zu leiten.
Sind solche Kanäle in der Umfassungsmauer des Gebäudes nicht vorgesehen, so ist es
oft empfehlenswerther, sie aus Blech oder auch selbst aus Holz herzustellen, als sie
in die Mauern einzuspitzen.
Um die Lüftung auch bei starkem Wind, Regen, Schnee und Hagel nicht unterbrechen oder
vermindern zu müssen, ist es zweckmässig, derartige Kanäle immer an mehreren Seiten
des Gebäudes – insbesondere an zwei einander gegenüberliegenden Seiten –
aufzuführen, über das Dach hinaus zu verlängern, hier mit je einer oder auch mit
mehreren Seitenöffnungen zu versehen und zu deren Verschluss Klappen oder Schieber
anzuordnen, so dass man nöthigenfalls die der Wetter- und Windseite zugekehrten
Oeffnungen schliessen und andere dafür um so mehr öffnen kann.
Enthalten die Zuführungskanäle nur je einer Himmelsrichtung zugekehrte
Oeffnungen über Dach, so müssen sie natürlich so weit bemessen sein, dass sie bei
der kleinstvorkommenden Temperaturdifferenz zwischen Innenluft und über Dach
befindlicher Aussenluft im Stande sind, in halber Anzahl die ganze erforderliche
Frischluftmenge einzuführen.
Dasselbe, was hier über die Einmündungsöffnungen der Zuführungskanäle und deren Weite
gesagt ist, gilt natürlich auch für die Abzugsöffnungen.
Textabbildung Bd. 279, S. 160
Bale's Lüftungsklappen. (Fig. 1 bis 3a.)
Als Höhe der bewegenden Luftsäule ist bei derartigen Anlagen „die senkrechte
Entfernung der Abzugsöffnungen von denjenigen Stellen des Raumes in Rechnung zu
setzen, an welchen die höhere Lufttemperatur entwickelt wird“ und als
bewegend wirkende Temperaturdifferenz „die Differenz der mittleren Raumtemperatur
und der Temperatur der einströmenden Frischluft.“
Wenn man in den über Dach befindlichen Zu- und Abströmungsöffnungen nach aussen
gerichtete Jalousieklappen anordnet, welche durch ihr Eigengewicht geöffnet und
durch an ihren Zugketten hängende Scheibengewichte in mehr oder weniger geneigter
Stellung gehalten werden, so erreicht man eine sich unter Winddruck innerhalb
bestimmter Grenzen selbsthätig mehr oder weniger schliessende Verschlussvorrichtung,
die neuerdings in englischen Blättern als eine werthvolle Erfindung des Majors Bale besprochen wurde. In Wirklichkeit ist dieselbe
indessen keineswegs eine Neuheit, und die Eigenschaft des selbsthätigen Schliessens
von Jalousieklappen unter Winddruck kann auch nicht überall als Annehmlichkeit
betrachtet werden, wiewohl sie im Falle einer Lüftungsanlage der hier in Rede
stehenden Art unter Umständen willkommen sein kann; übrigens bedarf man, um sich
dieselbe zu sichern, nicht nothwendig einer Gewichtsbelastung der Zugkette, sondern
es genügt dazu schliesslich auch ein Befestigen derselben in solcher Weise, dass sie
sich im ungespannten Zustand nicht von selbst lösen kann, wofür allerdings eine
plötzlich wieder eintretende Spannung der Kette diese sehr stark in Anspruch nimmt
und unter Umständen auch bald zum Bruch bringt.
Eigenthümlich sind die in den hier angefügten Figuren angedeuteten Bale'schen Specialconstructionen, von welchen Fig. 1 eine
Jalousieklappenbelastung durch ein Rohrstück zeigt, das an zwei Kettenradsegmenten
befestigt ist, mittels deren es an den Seitenwangen des Jalousieklappenrahmens
excentrisch gelagert ist, so dass es beim Schliessen der Klappen durch Winddruck
angehoben wird und beim Nachlassen des Winddrucks wieder fällt und damit vermuthlich
auch ein klapperndes Geräusch verursacht, indem es dabei jedesmal gegen sein
Widerlager anschlägt.
Die in Fig. 2 schematisch
dargestellte Lüftungsanlage zeigt in den Zuströmungsöffnungen A, A1 Klappen, welche
ohne Gestänge, vermöge ihrer Winkelform und der Lage ihrer Drehachse innerhalb ihrer
vorderen Schenkel, durch ihr unausgeglichenes Eigengewicht stets in der bei A1 angedeuteten
geöffneten Stellung gehalten werden, solange sie keinem starken Winddruck ausgesetzt
sind, während sie durch einen solchen in die bei A
angedeutete geschlossene Stellung gedreht werden.
Da bei solcher Construction der Jalousieklappen ein Verstellen derselben von unten
nicht möglich ist, so müssen die Zuführungskanäle C,
C1 besondere Drosselklappen oder Schieber
erhalten, um die zuströmende Luftmenge bei geöffneten Jalousieklappen nach Bedarf
regeln zu können.
Die Jalousieklappen der unter dem Satteldach angeordneten Abzugsöffnungen haben
Gewichtsbelastung von der in Fig. 1 angedeuteten, bereits besprochenen Art und herabhängende Züge, um
sie unter Umständen auch dann öffnen zu können, wenn sie stärkerem Winddruck
ausgesetzt sind.
Empfehlenswerth ist die Construction der Bale'schen
hölzernen Jalousieklappen (Fig. 3 und 3a). Dieselben sind an allen vier Rändern mit Leisten versehen und zwar
am oberen und am unteren Rande in solcher Lage, dass in geschlossener Stellung je
die unteren Leisten der höher liegenden Klappen über die oberen Leisten der nächst
tiefer liegenden hinweggreifen und das Eindringen von Regen und Schnee durch die
Längsfugen verhüten, und die an den Seitenrändern angeordneten Leisten dienen
zur Ueberdeckung von ausgefransten Tuchkanten, welche mit ihren vorstehenden losen
Fadenenden dicht an den Seitenwangen des Jalousieklappenrahmens streifen und dadurch
das Eindringen von Schnee und Regen auch hier verhindern, ohne der Drehbewegung der
Klappen starken Widerstand entgegenzusetzen.