Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 235 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 189
d. Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
b) Der Einfluss der Mineralsäuren auf die Diastase.
Durch diese Versuche sollte festgestellt werden, inwieweit die zur Bekämpfung der
Milchsäure- und Buttersäuregährung erforderlichen Säuremengen einen nachtheiligen
Einfluss auf die Wirksamkeit der Diastase ausüben. 1 Th. Grünmalz wurde mit 5 Th.
Wasser 8 bis 10 Stunden bei 15° digerirt. Verschiedene Portionen dieses Malzauszuges
wurden mit 0 bis 25 mg Flusssäure auf 100 cc versetzt und 7 Tage bei 30° erhalten.
Zur Prüfung der Wirkung wurden im Anfange des Versuches und dann alle 24 Stunden 5
cc Flüssigkeit jeder Probe entnommen und zu je 200 cc Stärkekleister gegeben und mit
diesem 45 Minuten bei 55° zur Verzuckerung stehen gelassen, dann wurde die Diastase
durch schnelles Aufkochen getödtet, in der abgekühlten Lösung wurde darauf die
Maltose bestimmt. Bezeichnet man als normales Verzuckerungsvermögen der Diastase
diejenige Maltosemenge, welche beim Beginne der Versuche durch den nicht mit Säure
versetzten Malzauszug gebildet wurde, und setzt diese = 100, so ergeben die Versuche
mit Flusssäure folgendes Resultat. In dem Versuche ohne Säurezusatz war die
Wirksamkeit der Diastase, ausgedrückt in dem Verzuckerungsvermögen, bereits am
zweiten Tage um 32 Proc., am dritten Tage um 43 Proc., am vierten Tage um 88 Proc.
gesunken und am siebenten Tage vollständig erloschen. Bei den mit Flusssäure
versetzten Versuchen dagegen ist mit Ausnahme eines Versuches in sämmtlichen neun
Lösungen noch nach 7 Tagen die diastatische Kraft nicht vollständig erschöpft;
sondern schwankt noch zwischen 20 und 45 Proc. des ursprünglichen
Verzuckerungsvermögens. Die Flusssäure wirkt also auf die diastatische Kraft
conservirend. Die gleichen Versuche mit Salzsäure und Schwefelsäure ergaben, dass 2
mg SO4H2 bezieh. 3
mg HCl im Anfange eine erhebliche Steigerung der diastatischen Kraft auf 108 bezieh.
107 Proc. hervorrufen, welche am dritten Tage auf 60 bezieh. 59, am fünften Tage
aber auf 6 Proc. gesunken war, während ohne Säurezusatz das Verzuckerungsvermögen am
fünften Tage noch 10 betrug. Es beweist dies, dass in relativ schwachen Mengen
Salzsäure und Schwefelsäure das diastatische Vermögen steigern, dass dies aber nur
vorübergehend ist und dass in den mit diesen Säuren versetzten Lösungen schliesslich
das Verzuckerungsvermögen eher unterdrückt wird als in den ohne Säurezusatz
gebliebenen Lösungen, während die Flusssäure am vierten Tage das diastatische
Vermögen noch zu 80 Proc. conservirt hatte. Die vorstehenden Versuche beweisen also,
dass man den Malzauszug conserviren kann, aber sie geben keinen Anhalt über die
Wirkung der Mineralsäuren auf die eigentliche Verzuckerung, denn die Menge Säure,
welche in den zur Verzuckerung der 200 cc Stärkekleister verwandten 5 cc Malzauszug
enthalten war, wurde bei dieser Verdünnung auf einen minimalen Bruchtheil reducirt.
Es wurden daher weitere Versuche ausgeführt, um zu prüfen, ob die zur Bekämpfung der
Milchsäure- und Buttersäuregährung, welche die Wirkung der Diastase während der
Zuckerbildung in der Praxis so häufig stören, erforderlichen Mengen Mineralsäuren
nicht auch bereits die Zuckerbildung beeinträchtigen. Zur Beantwortung dieser Frage
wurden je 200 cc eines 7,40 Proc. Trockensubstanz enthaltenden Stärkekleisters nach
Zusatz von 20 cc Malzauszug und verschiedenen Säuremengen während 2½ Stunden bei 55°
verzuckert. Das Resultat zeigen nachstehende Zahlen:
Säurezusatzfür 100 cc Kleistermg
Maltosemg
Verzuckerungs-vermögen
Flusssäure
0 1,5 3,0 5,0 7,015,020,0
5,1 5,285,205,224,924,033,66
100103101101 96 79 71
Salzsäure
2,0 5,010,030,0
5,304,684,531,61
101 92 87 31
Schwefelsäure
5,010,015,020,0
5,265,214,634,02
102101 91 79
Die Zahlen zeigen, dass, wenn auch geringe Säuremengen das Zuckerbildungsvermögen
etwas erhöhten, doch diejenigen Mengen Mineralsäuren, welche einen für die Hemmung
der Milchsäure- und Buttersäuregährung günstigen Einfluss ausüben, auf die Diastase
bei 55° schon nachtheilig wirken. Es ist also ihre Anwendung unter diesen
Bedingungen nicht rathsam.
Es war nun weiter zu untersuchen, wie weit die Mineralsäuren im Stande sind, den
Einfluss der Nebenfermente bei der Nachwirkung der Diastase aufzuhalten. Zu diesem
Zwecke wurden die Verzuckerungsversuche wiederholt, jedoch bei einer Temperatur von
nur 30°. Wir entnehmen diesen Versuchen die folgenden Zahlen:
Nr. desVersuchs
Säurezusatzauf 100
ccmg
Maltose in Procenten der Kohlehydrate
nach15 Stunden
nach32 Stunden
nach72 Stunden
1 2 3 4 5 6 7 8 91011
Flusssäure
0 1,5 2 2,5 5 71015254050
69,5069,5069,4870,9174,5174,1069,4866,0545,2033,9621,60
74,5075,8577,1577,2578,4078,1081,9268,9945,10––
74,3175,8277,2577,4181,9382,8593,1268,8045,30––
Nr. desVersuchs
Säurezusatzauf 100
ccmg
Maltose in Procenten der Kohlehydrate
nach15 Stunden
nach32 Stunden
nach72 Stunden
121314151617
Salzsäure
3 5 8101522
70,8671,6369,4869,6265,8133,71
74,6175,9270,2268,5765,8333,99
75,2075,4073,3272,0067,2733,62
181920212223
Schwefel-säure
3 5 8101522
71,8174,4269,5371,6569,5039,71
71,6275,3074,2776,0571,8244,92
74,3576,0576,4076,2473,5041,50
Die Zahlen dieser Tabelle sind die in jeder Probe durch Analyse gefundenen
Verhältnisszahlen zwischen Maltose und Dextrin. In Versuch 1 – ohne Säureanwendung –
stieg das Verhältniss zu Gunsten der Maltose nach 32 Stunden von 69,5 auf 74,5
Proc., ohne dann weitere Zunahme zu erfahren. Bei den Versuchen 2 bis 4 mit 1,5, 2
und 2,5 mg Flusssäure stellt das Verhältniss sich namentlich nach 32 Stunden für
Maltose günstiger als im Versuche 1, aber nach 32 Stunden ist auch hier der
Höhepunkt des Maltosegehaltes erreicht; bei den Versuchen mit 5 und 7 mg Flusssäure
gestaltet sich das Verhältniss von Maltose zu Dextrin bereits von Anfang an
günstiger – 74,5 und 74 Proc. – und steigt nach Verlauf von 32 Stunden, wo es 78,4
und 78,1 beträgt, noch weiter, bis zu einer Höhe von 82 bis 83 Proc., welche es nach
72 Stunden erreicht hat. Beim Versuche 7 mit 10 mg Flusssäure ist zwar anfänglich
das Maltoseverhältniss nicht günstiger, dasselbe steigt dann aber nach 32 Stunden
auf 82 und nach 72 Stunden auf 93 Proc. Bei Zusatz grösserer Mengen Flusssäure tritt
dann bald ein wesentlicher Rückschlag ein, der sich sowohl in dem
Maltoseverhältnisse, wie auch in dem zeitlichen Verlauf der verzuckernden Wirkung
ausspricht.
Der Versuch 6 mit 7 mg Flusssäure wurde nicht nur im Kleinen, sondern auch im
industriellen Betriebe mehrfach mit gleich gutem Erfolge wiederholt. Wenn man eine
auf diese Weise verzuckerte Masse auf Syrupconsistenz eindampft, so erhält man eine
Maltoselösung, aus der die Maltose leicht herauskrystallisirt, wenn man ein
Stückchen Maltose hineingibt.
Ein Vergleich der mit Flusssäure gewonnenen Resultate mit den mit den beiden anderen
Säuren gewonnenen fällt zu Gunsten der Flusssäure aus; mit Salzsäure wird ein
Maximum der Verzuckerung von 75,9 Proc. nach 32 Stunden und 75,4 nach 72 Stunden,
mit Schwefelsäure ein Maximum von 76,4 Proc. nach 72 Stunden erzielt.
Nachdem durch die in der Tabelle zusammengestellten Versuche die günstige Wirkung der
Flusssäure auf reinen Stärkekleister constatirt war, wiederholte Effront diese Versuche mit einem aus Mais hergestellten
Kleister. Auch diese Versuche gaben für die Flusssäure ein sehr günstiges Resultat,
indem sowohl das Verflüssigungsvermögen der Diastase, wie auch die Zunahme der
Maltose dem Flusssäurezusatze entsprechende waren. Effront gibt an, dass es ihm gelungen sei, 9 k Mais mit einem aus 3 k
Grünmalz stammenden Malzauszug unter Flusssäurezusatz fast vollständig zu
verzuckern, wobei das Verhältniss der Maltose zu dem Dextrin wie 96 zu 4 war. Die
bei diesem Versuche gewonnene Maltose schied sich beim Eindampfen der Lösung auf
Syrupconsistenz in Krystallen aus.
Die mit der Flusssäure gemachten Beobachtungen veranlassen den Verfasser nun
Versuche mit Fluorverbindungen auszuführen, und es
wurde zunächst der Einfluss der Fluorverbindungen –
Fluorkalium und Fluorammonium –auf die Diastase und
die Conservirung der verzuckerten Maische untersucht, und zwar bei einer
Temperatur von 30°. In der von Fluorverbindungen freien Probe wurden mit 2,5 cc
Malzauszug 65 Proc. Maltose, auf Trockensubstanz berechnet, erzeugt. Dieser unter
normalen Bedingungen erzeugte Verzuckerungsgrad wurde = 100 gesetzt; am zweiten Tage
zeigte dieselbe Probe mit 44,11 Proc. Maltose in der Trockensubstanz bereits ein
Fallen der diastatischen Kraft auf 67,86. Diese Abnahme der diastatischen Kraft wird
durch Zusatz einer Fluorverbindung aufgehalten, während gleichzeitig im Anfange der
Versuchsreihe die diastatische Kraft überhaupt gesteigert wird. So zeigte am ersten
Tage der Versuch mit 7,5 mg Fluorkalium und ein anderer Versuch mit 1 mg
Fluorammonium ein Verzuckerungsvermögen von 104, am dritten Tage zeigte ein Versuch
mit 60 mg Fluorkalium noch 92,3 Verzuckerungsvermögen, während die Probe ohne
Fluorverbindungen gleichzeitig nur noch 21,7 Proc. ihres ursprünglichen
Verzuckerungsvermögens aufweist. Am vierten Tage, wo in der Normalprobe das
Verzuckerungsvermögen bereits ganz erloschen ist, zeigte ein Versuch mit 30 mg
Fluorkalium noch 62,43 und ein anderer mit 40 mg Fluorammonium noch 82,35
Verzuckerungsvermögen.
In den früher mitgetheilten Versuchen hatte sich gezeigt, dass ein Zusatz von 20 bis
25 mg Flusssäure einen sehr nachtheiligen Einfluss auf die Diastase bei 30° ausübte.
Bei Gebrauch der Fluorsalze zeigte sich kein Nachtheil, auch nicht bei einem
Ueberschusse der Salze; im Gegentheile beweisen die Zahlen über die gebildete Säure,
dass die Fluorverbindungen eine mit ihrer steigenden Menge zunehmende Abschwächung
der Säurebildung bewirken; auch ergibt sich hieraus, dass die Abnahme des
Verzuckerungsvermögens mit der Säurezunahme in der Flüssigkeit parallel geht.
Endlich wurden diese Versuche bei einer Temperatur von 60° wiederholt und es zeigte
sich dabei, dass während durch Flusssäure das Verzuckerungsvermögen mit steigender
Temperatur abnimmt, die Fluorverbindungen, selbst in den erheblichen Mengen von 120
mg Fluorkalium oder 100 mg Fluorammonium, diese nachtheilige Wirkung nicht
ausüben.
Es folgen nun Versuche über den Einfluss der Flusssäure und
der Fluorverbindungen auf die Hefe. Die Versuche wurden mit
Rohrzuckerlösungen von 10° B., welchen 30 g Presshefe auf 2 Liter und wechselnde
Mengen Flusssäure (0 bis 5,5 mg auf 100 cc) oder Fluorkalium (2 bis 12 mg) zugesetzt
wurden, vorgenommen. Die Gährung dauerte 3 Tage bei 30°. In der ersten Versuchsreihe
wurde zur Bereitung der Rohrzuckerlösung destillirtes
Wasser verwendet. Diese Versuche zeigten, dass die Flusssäure schon in geringen
Mengen eine nachtheilige Wirkung, besonders im Anfange der Gährung ausübt und dass
durch 5,5 mg die Gährung schon vollständig gehemmt wird. Ganz anders verhält sich
dagegen das Fluorkalium, welches bis zu 5,5 mg die Gährwirkung ersichtlich
steigerte. Grössere Gaben dagegen schwächen wiederum die Wirkung der Hefe, so dass
ein Zusatz von 7 mg nur das gleiche Resultat gibt wie gar kein Zusatz. 10 bis 12 mg
Fluorkalium verlangsamten die Gährung bedeutend. Um die Frage zu entscheiden, ob der
nützliche Einfluss des Fluorkaliums sich nicht mehr auf die Gegenwart des
Kaliums als die des Fluors zurückführen lassen könne, wurden die Versuche mit einer
Lösung von Rohrzucker in gewöhnlichem Wasser in der
zweiten Versuchsreihe wiederholt. Bei diesen Versuchen wirkte die Flusssäure in viel
geringerem Grade hemmend auf die Gährung, indem ein Zusatz von 5,5 mg Flusssäure,
welcher im destillirten Wasser die Gährwirkung der Hefe vollständig hemmte, in
gewöhnlichem Wasser die Gährung bis zum Schlüsse normal verlaufen liess. In
destillirtem Wasser ist ein Zusatz von 0,5 mg Flusssäure der Hefe bereits schädlich,
während 2 bis 3 mg im gewöhnlichen Wasser ihre Wirkung steigern. – Auch das
Fluorkalium zeigte in gewöhnlichem Wasser eine noch günstigere Wirkung. Ein Zusatz
von 5,5 mg des Salzes gab nach dreitägiger Gährung eine Vergährung von 1,8, während
die Vergleichsprobe ohne Zusatz nur 2,5 zeigte. 7 mg Fluorkalium steigert noch die
Wirkung der Hefe in gewöhnlichem Wasser, während in destillirtem Wasser dieselbe
Menge schwächend wirkte.
Der Unterschied in der Wirksamkeit der Flusssäure, je nachdem sie in destillirtem
oder in gewöhnlichem Wasser wirkte, spricht dafür, dass die vortheilhafte Wirkung
des Fluorkaliums nicht sowohl dem Kaliumsalz als der Fluorverbindung zukomme.
Dass verhältnissmässig geringe Mengen von Fluorverbindungen sehr merklich das
Gährvermögen der Hefe schwächen, schreibt Effront der
Wirkung dieser Verbindungen auf die in der Hefe enthaltenen Salze zu, indem er die
Frage aufwirft, ob etwa durch die Umsetzung dieser Salze die Hefezellen eines
Nährstoffes beraubt und in Folge dessen in ihrer Gährkraft geschwächt würden. Die
Wirkung der Flusssäure in destillirtem Wasser wäre dann mit derselben Ursache zu
erklären. Wenn diese Annahme richtig ist, müssten die Resultate ganz andere werden
in Gährungen, bei denen die Hefe Nährstoffe im
Ueberschusse hatte. In diesem Falle könnte man verhältnissmässig grosse
Mengen von Fluorverbindungen oder Flusssäure ohne Nachtheil für die Gährung
anwenden. Zur Beantwortung dieser Frage wurden Versuche mit einer Lösung käuflichen
Maltosesyrups angestellt, welcher folgende Zusammensetzung hatte: Wasser 25,24,
Maltose 62,91, Dextrin 7,00, Calcium 0,63, Phosphorsäure 0,32, Eiweissstoffe 2,87,
verschiedene Bestandteile 1,03 Proc. Die mit dieser Lösung ausgeführten Versuche
bestätigten die Annahme des Verfassers, denn während 10 mg Fluorkalium in einer aus
gewöhnlichem Wasser bereiteten Zuckerlösung deutlich hemmten, steigerten 50 mg des
Salzes die Gährwirkung, sobald die Gährung in einer an Nährstoffen reichen Lösung
stattfindet. Das Gleiche trifft bei Flusssäure zu, indem sich der Alkoholgehalt
entsprechend der Menge des Säurezusatzes vermehrte; 10 mg Flusssäure zeigen 9,4
Alkohol, während in der zusatzfreien Probe nur 7,1 gebildet wurden. In wässeriger
Lösung dagegen hatte 0,5 mg Flusssäure die Gährung schon aufgehalten und 5,5 mg sie
vollständig zum Stillstande gebracht.
Endlich wurden, um den Verhältnissen der Praxis näher zu kommen, dieselben Versuche
noch mit geringeren Hefemengen wiederholt. Es wurden zu
diesen Versuchen 35 Proben eines 22° B. zeigenden Maltosesyrups in vier Gruppen
getheilt, deren Proben je mit 4, 3, 2, 1 g Hefe für 1 l versetzt wurden. Die Proben
der einzelnen Gruppen wurden mit verschiedenen Mengen Fluorkalium versetzt,
eine Vergleichsprobe blieb jedoch in jeder Gruppe ohne den Salzzusatz. Zunächst
zeigen die vier Vergleichsproben ohne Zusatz die bekannte Erscheinung, dass die
erzeugte Alkoholmenge mit der Abnahme des Hefeaussaatquantums fällt, denn es
gaben:
4 g
Hefe
für
1 l
7,4
Proc.
Alkohol
3 g
„
„
1 l
6,2
„
„
= 16,21
Proc.
Abnahme
2 g
„
„
1 l
5,8
„
„
= 21,62
„
„
1 g
„
„
1 l
4,4
„
„
= 40,54
„
„
Dieselben Erscheinungen zeigen sich nicht beim Zusatze von Fluorkalium zur Maische,
insofern die Verminderung der Hefemenge einen viel geringeren Einfluss auf die
Abnahme der Alkoholbildung ausübt. Wenn man diejenigen, mit Fluorkaliumzusatz
versehenen Proben, welche die besten Resultate lieferten, zusammenstellt, so zeigt
sich, dass ergeben haben:
4 g
Hefe
für
1 l
9,4
Proc.
Alkohol
3 g
„
„
1 l
9,4
„
„
2 g
„
„
1 l
8,7
„
„
= 7,44
Proc.
Abnahme
1 g
„
„
1 l
7,3
„
„
= 22,33
„
„
Es ist also die Abnahme des Alkoholgehaltes im Vergleiche zu der Alkoholabnahme bei
den Versuchen ohne Salzzusatz eine viel geringere.
Der Einfluss der Fluorverbindungen auf die Alkoholerzeugung lässt sich am besten
feststellen, wenn man die Vergleichsprobe jeder Gruppe mit derjenigen Probe
vergleicht, welche die günstigste Menge Salz erhalten hatte:
Gruppe
I
7,4
und
9,4
Proc.
Alkohol
= 23,4
Proc.
mehr
mit
Fluorkalium
„
II
6,2
„
9,4
„
„
= 34,04
„
„
„
„
„
III
5,8
„
8,7
„
„
= 33,33
„
„
„
„
„
IV
4,4
„
7,3
„
„
= 39,72
„
„
„
„
Endlich weist Effront noch darauf hin, dass die
Alkoholausbeute, welche bei fallenden Hefemengen abnimmt, durch Zusatz von
Fluorverbindungen auf ihrer Höhe erhalten werden könne, ohne eine Verzögerung der
Gährung zu bewirken, wie dies folgende Zusammenstellung ergibt:
Ohne
Fluorkalium
(4 g Hefe)
gab
am
4.
Tage
7,4
Proc.
Alkohol
10 mg
„
(2 g „ )
„
„
4.
„
7,5
„
„
15 mg
„
(2 g „ )
„
„
4.
„
7,8
„
„
Die Société generale de Maltose hat der Redaction der
Zeitschrift für Spiritusindustrie eine Reihe von
Belegen über die Brauchbarkeit ihres Verfahrens vorgelegt, aus welchen sich ergibt,
dass dasselbe bereits in einer Anzahl von Fabriken, in denen es erprobt worden ist,
zur dauernden Benutzung erworben worden ist. Von den vorgelegten Belegen werden in
der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 196,
die in den Brennereien von V. Maffei in Freyham und des
Herrn G. Harrich in Irl ausgeführten Versuche
wiedergegeben, aus welchen die mit der Anwendung der Flusssäure zu erzielenden
Resultate ersichtlich sind.
Die Zahlen ergeben, dass durch die Anwendung der Flusssäure, wie dies auch bereits
früher constatirt worden ist, eine starke Verminderung der Säurebildung während der
Gährung bewirkt wird. Da hiermit gleichzeitig ein grösserer Reinheitsgrad der
Gährung Hand in Hand geht, ist es auch erklärlich, dass sich die Ausbeuten vom
Material bezieh. vom Kilo Stärkemehl steigern, und es sind in dieser Beziehung auch
die in den mitgetheilten Aufstellungen enthaltenen Angaben über die Ausbeuten vom
Kilo Stärke – wenn auch die absolute Richtigkeit derselben, da es sich zum Theil um
geschätzte Werthe handelt, nicht anzunehmen ist – doch von hohem relativem Werth, da
sie zeigen, wie bei anhaltendem Gebrauche der Flusssäure die Ausbeuten sich
steigern. Beachtenswerth scheint es zu sein, dass die Wirkung der Flusssäure keine
sofort beim ersten
Versuchsbottich eintretende ist, sondern dass dieselbe ihren stärksten Ausdruck erst
findet, nachdem die Flusssäure wiederholt angewendet ist, also alle Bottiche
mehrmals mit flusssäurehaltigen Maischen befüllt gewesen sind. Erwähnen wollen wir
noch, dass die mit flusssäurehaltigen Maischen gewonnene Schlampe vom Vieh ohne
Nachtheil genossen worden ist und dieselbe wesentlich länger aufgehoben werden kann,
ohne einer Säuerung zu unterliegen.
Eingehende Untersuchungen über den Werth der
Fluorwasserstoffsäure und der Fluorverbindungen als Antiseptica in der
Brennerei hat ferner Märcker ausgeführt (a. a.
O. S. 217). Es wurden sowohl Versuche im Grossbetriebe in drei Brennereien, wie auch
Gährversuche im Laboratorium ausgeführt.
I) Versuche mit Mais in der Brennerei zu Trotha. In den
ersten Versuchen wurden die Maischen mit und ohne Flusssäure gesondert bereitet;
später wurde, um absolut vergleichbare Maischen zu erhalten, die Maische mit der
Hefe auf dem Kühlschiffe gemischt und damit zwei Bottiche befüllt, von denen der
eine 10 g käuflicher Flusssäure auf den Hektoliter erhielt. In der Brennerei Trotha
wird geschrotener Mais mit dem Hollefreund'schen
Apparat nach dem Verfahren von Riebe verarbeitet. Der
Betrieb der Brennerei, die Führung der Hefe u.s.w. sind tadellos, die Ausbeute an
und für sich eine recht befriedigende, so dass eine sehr erhebliche Erhöhung der
letzteren kaum zu erwarten stand. Trotzdem ist die Wirkung der Flusssäure immerhin
eine bemerkenswerthe gewesen, wie die nachstehenden Zahlen, welche die Durchschnitte
der direct und absolut vergleichbaren Versuche angeben, beweisen:
Gesammtdurchschnitt
mitFlusssäure
ohneFlusssäure
Mehr mitFlusssäure
Vergährung, Sacch.-Grad
0,36
0,33
– 0,03
Säure, Cubikcentimeter Normalnatron
0,57
0,81
– 0,24
Alkohol, Proc.
9,77
9,57
+ 0,20
Absoluter Alkohol vom Bottich, Liter
404,1
396,4
+ 7,7
Alkohol, Proc. für 1 Sacch.- Grad der süssen
Maische
0,537
0,527
+ 0,010
Alkohol für 1 k Mais, Liter-Proc.
35,33
34,54
+ 0,79
Aus diesen Versuchen ergeben sich überall gewisse Unterschiede zu Gunsten der
Anwendung der Flusssäure, und wenn dieselben auch nicht sehr gross sind, so spricht
doch die grosse Regelmässigkeit, mit welcher sie auftreten, dafür, dass die
Flusssäure ihre Wirkung in günstigem Sinne gethan hat. In dieser Beziehung ist
hervorzuheben: 1) Die Säuerung war an und für sich in den Maischen der Brennerei
Trotha eine sehr geringe, aber sie war in den mit Flusssäure angestellten Bottichen
doch noch deutlich niedriger als in den ohne Flusssäure bemaischten, nämlich um 0,24
cc Normalnatron. 2) In der Vergährung war ein sehr erheblicher Unterschied nicht
hervorgetreten, aber die ausgeführten specielleren Analysen zeigen doch Folgendes:
In anderen Maischen, zu welchen die Flusssäure nicht im Gährbottich, sondern in dem
Hollefreund'schen Apparat zugesetzt wurde,
bestimmte man das Verhältniss von Dextrin zu Maltose in den süssen Maischen. Die
Bestimmungen ergaben, dass von 100 Th. Kohlehydraten vorhanden waren (im Mittel von
je zwei Versuchen):
Als Maltose
Als Dextrin
Mit Flusssäure
82,45
17,55
Ohne „
88,00
12,00
Es müsste ein unerklärlicher Zufall sein, wenn man diese
Zahlen nicht dahin zu deuten hätte, dass die Zuckerbildung durch die Anwesenheit der
Flusssäure etwas verlangsamt wird, denn die ohne Flusssäure ausgeführten Maischungen
ergeben erheblich mehr Maltose. Trotzdem ist die Vergährung der mit Flusssäure
behandelten Maischen nicht allein keine schlechtere, sondern eher eine etwas bessere
gewesen, wie folgende Zahlen beweisen:
Mit Flusssäure:
Maltose
Dextrin
Summa unver-gohren
Maische
vom
4.
März
0,678
0,462
7,44 Proc.
„
„
5.
„
–
–
0,26 „
Ohne Flusssäure:
Maische
vom
4.
März
0,691
0,476
7,45 „
„
„
5.
„
–
–
8,22 „
Trotzdem also ursprünglich in den mit Flusssäure behandelten
Maischen weniger direct gährungsfähige Maltose vorhanden gewesen war, ist die
Vergährung doch eher noch etwas besser verlaufen als in den Maischen ohne
Flusssäure. Dieses scheint dafür zu sprechen, dass es weniger darauf ankommt, wie
viel Maltose von vornherein bei dem Zuckerbildungsvorgange gebildet wurde, sondern
mehr darauf, dass die Diastase während der Gährung ungeschwächt bei Wirksamkeit
erhalten werde. Solches ist nun aber durch die Vermittelung der Flusssäure der Fall,
wie später an Beispielen gezeigt werden soll. 3) Die Alkoholausbeute war bei den
direct vergleichbaren Versuchen um 0,2 Proc. höher mit Flusssäure als ohne dieselbe.
Hierzu mag bemerkt werden, dass sich die Erträge der Brennerei während der Zeit, wo
mit Flusssäure gearbeitet wurde, überhaupt gehoben haben, und zwar um fast 1 Proc.,
und dieses regelmässige Steigen der Erträge ist denn auch die Veranlassung geworden,
dass Gebrüder Nagel, die Inhaber der Brennerei zu
Trotha, das Flusssäureverfahren für ihren Betrieb erworben haben. – Dass eine sowohl
absolut, wie auch auf das Kilo Mais bezogene bessere Ausnutzung stattfand, ist nach
dem Vorhergesagten selbstverständlich.
Dass die Anwendung der Flusssäure durch eine vollkommene Desinfection der
Gährbottiche für eine längere Zeit im Voraus wirken soll, wird von Effront behauptet und, wie es scheint, auch durch die
in Trotha angestellten Versuche bestätigt. Es zeigen dies folgende Zahlen:
Bottichfrüher mitFlusssäure
Bottichfrüher ohneFlusssäure
Vergährung, Sacch.-Grad
0,25
0,275
Säure, Cubikcentimeter Normalnatron
0,75
0,80
Absoluter Alkohol vom Bottich, Liter
417,7
395,2
Alkohol, Vol.-Proc.
9,7
9,4
Alkohol für 1 k Mais, Liter
36,47
34,47
Die vorstehenden Zahlen ergeben somit eine deutliche Ueberlegenheit für den Bottich,
welcher durch eine frühere Anwendung der Flusssäure desinficirt worden war, und zwar
bei beiden Beispielen mit einer solchen Uebereinstimmung, dass es ein täuschender
Zufall sein müsste, wenn die bessere Ausbeute nicht der Flusssäure zugeschrieben
werden sollte. Effront theilte dem Verfasser übrigens
mit, dass es nach seinen Erfahrungen nicht nothwendig sei. die Flusssäure in der
beim Beginne ihrer Anwendung erforderlichen Menge dauernd anzuwenden; wenn man eine
Zeitlang mit dem Flusssäurezusatz zu den Maischen gearbeitet habe, genüge es, nur
die Bottiche mit Flusssäure auszustreichen.
Die mit der Flusssäure gemachten günstigen Erfahrungen gaben die Veranlassung, die
Flusssäure auch für concentrirte Maismaischen zu prüfen, da es bisher in Trotha nicht gelungen
war, mit Dickmaischen bei Mais über eine gewisse Grenze hinaus höhere Alkoholerträge
zu erzielen. Wie die nachfolgenden Zahlen dieser Versuche zeigen, war der
Alkoholertrag zwar bei der concentrirteren Maischung etwas höher, aber doch lange
nicht entsprechend der Mehranwendung an Maischgut:
Bei 1200 k Mais
1000 k Mais
Alkohol, Proc.
10,1
9,7
Absoluter Alkohol vom Bottich, Liter
412,3
410,7
Alkohol für 1 k Mais, Liter-Proc.
30,11
35,97
Es erhellt aus diesen Zahlen ohne weiteres, dass die Hoffnung, mittels der Flusssäure
eine bessere Ausnutzung der Materialien in concentrirteren Maischen zu erzielen,
sich nicht erfüllt hat. Jedenfalls wird man in dieser Beziehung vorläufig mit dem
Urtheil zurückhaltend sein müssen. – Es wurden in Trotha auch noch Versuche mit
Kartoffeln gemacht; dieselben ergaben im Allgemeinen dasselbe Resultat wie die
Maisversuche, denn es wurde auch hier im Durchschnitte für den Bottich eine
Mehrausbeute von 9,4 l erzielt.
(Fortsetzung folgt.)