Titel: | Leimen der Papierfaser mit Ammoniumalbumin. |
Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 299 |
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Leimen der Papierfaser mit
Ammoniumalbumin.
Leimen der Papierfaser mit Ammoniumalbumin.
Das AmmoniumalbuminVgl. E. Muth 1890 275
75. besteht aus in der Milch enthaltenen Stoffen, welche in Bezug
auf ihre Verwendbarkeit mit dem Leime aus Knochen, Leder u.s.w. die grösste
Aehnlichkeit haben. Diese Bestandtheile der Milch, mit Ausnahme des Fettes der Salze
und des Milchzuckers sind im Ammoniumalbumin in haltbare Form gebracht und letzteres
hat die Fähigkeit, sich ohne Rückstand zu milchig getrübter Flüssigkeit zu lösen.
Die grobkörnige, schwach gelblich gefärbte Masse wird zum Lösen mit so viel Wasser
von etwa 15° C. übergossen, dass das Ganze damit bedeckt ist, und bleibt über Nacht
stehen. Hierbei entsteht eine gallertartige Masse, in welcher sich die Klumpen
leicht zerdrücken lassen, so dass beim Zusatz der nöthigen Menge Wasser eine milchig
getrübte Flüssigkeit entsteht, welche frei von Klumpen und ungelösten Theilen ist.
Diese Art der Lösung hat sich am vorteilhaftesten erwiesen, weit besser als das
Verrühren mit heissem Wasser. Sollte der Fall eintreten, dass durch längere Lagerung
die äussere Kruste zu sehr erhärtet ist, dass Wasser dieselbe aufweichen kann, so
wird zum Aufquellen das Ammoniumalbumin mit mehreren Bechern Harzleimlösung
übergossen und auf die gleiche Art behandelt, wie angegeben; es wird sich dasselbe
alsdann leicht und vollständig lösen.
Textabbildung Bd. 279, S. 298
Herstellung der Smyrnateppiche von v. Seydlitz.
Die so erhaltene Flüssigkeit lässt sich mit Harzleimlösung in jedem Verhältnisse
mischen, ohne dass Aenderung beider stattfindet. Ebenso verhält sich dieselbe gegen
Füllstoffe, Stärkemehl und die verwendeten Farbstoffe. Die Lösung des
Ammoniumalbumins hat mit der Harzleimlösung, was die Abscheidung der Albuminate
betrifft, die grösste Aehnlichkeit; hier wie dort erfolgt die Abscheidung durch schwefelsaure
Thonerde, auch werden für beide die gleichen Mengen an Thonerde nöthig. Für die
Verwendung des Ammoniumalbumins gilt alles, was auf die Harzleimung Anwendung
findet, und erreicht wird damit, was mit dem bisher verwendeten thierischen Leim
angestrebt wird, jedoch nur, wenn die grossen Mengen Leim unberücksichtigt bleiben,
welche mit dem Siebwasser verloren gehen.
Die Vortheile, welche die Leimung der Faser mit Ammoniumalbumin hat, lässt sich
deutlich und klar machen durch die Vorgänge bei der Masseleimung.
„Vollständige Leimung der Faser im Holländer wird
nur erhalten, wenn jede einzelne Faser mit lehnenden
Stoffen ausgefüllt und durchdrungen ist, was jedoch nur möglich ist,
wenn die Leimflüssigkeit derart beschaffen, dass dieselbe durch die Poren der
Faser circuliren kann und die leimenden Stoffe im Inneren der Faser festgehalten
werden. Durch die hierdurch entstehende Verschiedenartigkeit der Flüssigkeiten
in der Faser und ausserhalb derselben wird diese Circulation so lange
stattfinden, als die Poren der Faser offen bleiben. Für die Leimung der Faser
ist weiter von Werth die Beschaffenheit der aus der
Flüssigkeit ausgeschiedenen Körper, welche die Faser dicht und gleichmässig überziehen. Die feinste Vertheilung haben die
gallertartigen Ausscheidungen; hier geht die feine Vertheilung so weit, dass die
einzelnen Theile an einander haften bleiben und bedeutende Mengen Wasser und
Luft einschliessen, wodurch die Ausscheidung sehr voluminös ist. Selbst wenn die
Faser dick mit der voluminösen Ausscheidung überzogen ist, so wird die Weichheit
und Geschmeidigkeit derselben hierdurch nicht beeinflusst, so dass die
Verfilzung und Verschlingung der Faser auf dem Siebe nicht beeinflusst wird und
das Papier später die grösste Festigkeit erhält. Um die auf dem Siebe
entstehenden Zwischenräume auszufüllen, welche im
Papier entstehen, ist es nöthig, dass die ausgeschiedenen Körper auch verschiedene
Grösse haben, damit die grösseren Zwischenräume durch die grösseren
Theilchen zuerst verstopft und später durch die feineren Theilchen dicht
geschlossen werden. Würde dieses nicht der Fall sein, so müssten die in der
Flüssigkeit vertheilten feineren Theilchen durch die grossen Zwischenräume mit
dem Siebwasser abfliessen, die Leimung würde schlechter oder mehr leimende
Körper erfordern. Zur Erlangung verschiedener Grosse der Ausscheidung, abgesehen
von weiteren Gründen, ist die Lösung des Harzleimes sehr geeignet; wirken hier
concentrirtere Flüssigkeiten auf einander, ist die Ausscheidung grösser, und
wird diese um so feinkörniger, je verdünntere Lösungen auf einander wirken. Die
Harzausscheidung wird immer feinkörnig und bei grösster Verdünnung nicht
gallertartig werden. Die gallertartige Ausscheidung hat den weiteren Vorzug,
dass die grösseren Theilchen in der Flüssigkeit schwimmend gehalten und am
Absetzen verhindert werden, die feineren dagegen werden eingehüllt und auf diese
Art auf den Fasern befestigt, der Verlust an leimenden Stoffen mit dem
Siebwasser wird dadurch sehr vermindert. Die auf diese Art vertheilten feinsten
Harztheilchen auf der Oberfläche der Faser sind so fein, dass, wenn die
Papierbahn auf den Trockencylindern erwärmt wird, das Harz weich wird und mit
dem zunächst liegenden Körper sich verbindet; wenn jetzt die heisse Papierbahn
gepresst wird, so bildet sich nach dem Erkalten eine harte undurchdringliche
Oberfläche, welche das Eindringen der Tinte beim Beschreiben verhindert, also
die Leimfestigkeit des Papiers verursacht.“
Die in der Milch enthaltenen leimenden Körper werden deshalb mit grösserem Vortheile
als der thierische Leim verwendet, weil alle Albuminate durch schwefelsaure Thonerde
ausgeschieden werden und dem Papier die gewünschten Eigenschaften geben. Da die
Ausscheidung der Albuminate gallertartig ist, so ist damit die feinste Vertheilung
erzielt, und die Faser wird gleichmässig dicht überzogen. Die Lösung des
Ammoniumalbumins ist dünnflüssig und wird deshalb sowohl von Leinen- und
Baumwollfasern wie von den Fasern des Zellstoffes, gleichgut durch die Poren der
Faser aufgenommen und von dieser festgehalten.
Aehnlich verhielt sich nur der bisher verwendete thierische Leim. Da jedoch hierbei
der weitaus grösste Theil in der Flüssigkeit bleibt, so ist diese Art der Leimung zu
unvollständig oder zu theuer. Bei Ammoniumalbumin wird alles, was von der Faser
nicht im Inneren aufgenommen wurde, zum Ueberziehen der Oberfläche der Faser
verwendet. Die Harzleimlösung ist deshalb nicht im Stande, die Fasern im Inneren
auszufüllen, weil nach kurzer Zeit der Eingang der Poren durch Harz verschlossen
ist, so dass neue Flüssigkeit nicht eindringen kann, die Faser also mit Harz allein
nur auf der Oberfläche geleimt ist. Um die in der Papierbahn gebildeten
Zwischenräume ohne zu grossen Verlust an leimenden Stoffen auszufüllen, ist es nicht
rathsam, das Ammoniumalbumin allein für die Masseleimung zu verwenden, da dieses
sich in gleichmässig feiner Vertheilung ausscheidet, während die Zwischenräume im
Papier gross und klein sind. Wird deshalb Harzleim zur Leimung nebenbei verwendet,
so verstopfen die grösseren ausgeschiedenen Harztheilchen die grösseren
Zwischenräume zuerst und werden erst dann mit den feineren Theilchen ausgefüllt,
während diese sonst unausgenutzt mit dem Siebwasser verloren gingen.
Als ein weiterer Vortheil bei Anwendung von Ammoniumalbumin muss beachtet werden,
dass das geschmolzene Harz, welches die Faser überzieht, spröde ist und diese
Eigenschaft auf die Faser überträgt. Die Prüfung hat ergeben, dass Festigkeit wie
Dehnung des Papiers weit grösser war, wenn solches mit Ammoniumalbumin geleimt
wurde, als desjenigen, welches mit Harzleim allein geleimt worden ist. Findet hier
das richtige Mengenverhältniss von Ammoniumalbumin und Harz statt, so ist der
Hauptvortheil des Verfahrens ermittelt. Bestimmt präcisirte Mengen von dem einen
oder anderen anzugeben, ist nicht möglich; da neben Behandlung der Faser auch locale
Verhältnisse die Leimung beeinflussen. Wird jedoch bei den ersten Proben ein
gewisses System befolgt, so lässt sich das günstigste Verhältniss mit Leichtigkeit
ermitteln, wie die grosse Anzahl von Papierfabriken bewiesen haben, in welchen das
Ammoniumalbumin bisher eingeführt ist.
Die Vortheile, welche das mit Ammoniumalbumin geleimte Papier hat, sind: Grösste
Leimsicherheit selbst in Fällen, bei welchen die Leimung Schwierigkeiten machte, grosse Härte und
Griff des Papiers, bedeutender Glanz und Glätte, wobei schon geringe Pressung
ausreicht. Sollen Füllstoffe mit verarbeitet werden, so hat hier sich das
Ammoniumalbumin besonders erprobt, da selbst bei Anwendung von China Clay die
Leimfestigkeit nur wenig beeinflusst wird; bei Druckpapier aber reicht 1 bis 1½
Proc. Zusatz schon, um das so lästige Stauben beim Schneiden zu verhindern. Bessere
Druckpapiere erhalten, wenn ohne Zusatz von schwefelsaurer Thonerde gearbeitet,
angenehmen Glanz und Glätte schon durch einfache Maschinenbehandlung, ohne dass die
Saugfähigkeit des Papiers mehr nothleidet, als solches bei halbgeleimtem Papier der
Fall ist.Fabrikation und Bezug des Ammoniumalbumins durch M.
Zillibiller in Aschau, Bayern.