Titel: | Universal-Schleifmaschine |
Autor: | R. Volkmann |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 33 |
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Universal-Schleifmaschine
von The Brown and Sharpe Mfg.
Company, Providence, RI.
Mit Abbildungen.
Universal-Schleifmaschine.
Wir geben im Nachstehenden eine durch Figuren näher erläuterte Beschreibung einer
jener vorzüglichen Werkzeugmaschinen, welche die weltbekannte
Werkzeugmaschinenfabrik The Brown and Sharpe Mfg.
Company in Providence, RI, baut, ein Etablissement, das wir auf specielle
Empfehlung hin unter Führung des Chef-Constructeurs der Firma, Herrn Charles Stutz, Gelegenheit hatten, eingehend zu
besichtigen, und berichten über diese Maschine nach The Iron
Age.
Die Maschine ist von vornherein so kräftig entworfen, dass dieselbe in sich selbst
jedem Erzittern widerstehen kann, was erstens als eine wesentliche Bedingung für
ihre Dauerhaftigkeit angesehen werden muss und zweitens auch für die Genauigkeit der
Arbeit einer solchen Specialmaschine erforderlich ist.
Textabbildung Bd. 281, S. 33Universal-Schleifmaschine. Das ganze Untergestell ruht auf drei breiten Füssen und ist
werkschrankmässig allseitig geschlossen, um den Werkzeug- und Maschinenbedarf
aufzunehmen (Fig. 1 und
2). Das Gestell und
das Bett sind, wie Fig. 3 zeigt, in einem Stück
gegossen, von welchem das letztere – nach derselben Fig.
3 – links eine flache und rechts eine ⋁-förmige Bahn zeigt, welche jede
von zwei Rollen in ausgiebiger Weise geschmiert werden, während das ablaufende Oel
mittels einer Pumpe aus einem tiefer gelegenen Punkt wieder aufgesaugt wird. Um den
Tisch herum ist für hinreichenden Raum gesorgt, um alle während der Arbeit
unentbehrlichen Werkzeuge bequem zur Hand zu haben.
Textabbildung Bd. 281, S. 33Fig. 3.Universall-Schleifmaschine. Der Spindel- und der Reitstock sitzen auf einem Drehtisch, welcher auf
einem Schlitten ruht, sie sind um einen Centralpunkt drehbar. Den Spindelstock
zeigen die Fig. 5 und
6, den Reitstock die
Fig. 7 und 8. Ihre Mittellinie kann
in irgend einen Winkel zum Schlitten gestellt werden, ohne dass man gezwungen ist,
die beiden Spindeln des Spindel- und Reitstockes aus ihrer Richtung zu ziehen. Wenn
der Drehwinkel des drehbaren Tisches bestimmt ist, wird derselbe für schwere Arbeit
an jedem Ende des Schlittens verschraubt, bei gewöhnlicher Leistung genügt das
Gewicht desselben, hinreichende Stabilität zu sichern. Um den Drehwinkel des Tisches
genau einstellen zu können, ist eine Scala mit adjustirenden Schrauben angebracht,
welche den zu schleifenden Conus in Graden oder in Zoll per Fuss angibt. Die Scala, welche
mit „Ansteig in Zoll per Fuss“ bezeichnet ist, gibt den ganzen Conus, und die
Eintheilung, welche mit „Grade“ bezeichnet ist, gibt den Conus von der
Mittellinie des Werkstückes oder eine Hälfte des ganzen Ansteiges an, welche den
Winkel vorstellt, um welchen der Drehtisch aus der Mittellinie zu drehen ist. Durch
diese Einrichtung wird ein sehr exactes Einstellen erzielt. Die ⊤-förmigen Nuthen
gehen über die ganze Länge des Tisches und nehmen die Köpfe der Klemmschrauben auf,
mit welchen Spindel- und Reitstock befestigt werden sollen; diese Nuthen sowie die
entsprechenden Nuthen an Spindel- und Reitstock sind sorgfältigst geschabt und
passen dicht in einander. Das Schleifrad sitzt auf einer Ausladung des
Untergestells, welche bis zum Boden des Untergestelles hinunter reicht und einen der
erwähnten drei Füsse bildet, wie Fig. 2 zeigt. Unter
diesem Rad befindet sich ein eingetheilter Halbkreisbogen, so dass die Supportplatte
des Schleifrades in irgend einem Winkel zum Hauptschlitten aufgespannt und
jederseits mit einem Bolzen befestigt werden kann. Das Schleifrad bewegt sich in
sehr breiten Lagern, deren flache, unter ungefähr 45° geneigte Seitenwangen im
Verein mit dem beinahe das ganze Rad umhüllenden Staubgehäuse den Schlitten und die
Führungen ringsumher vor dem Schleifstaub schützen.
Textabbildung Bd. 281, S. 34Fig. 4.Universal-Schleifmaschine. Das Schleifrad selbst ist in ein ringförmiges Lager eingefasst, dessen
Durchmesser grösser ist als die Entfernung zwischen den Lagern auf der Spindel
gemessen, wodurch ein widerstandsfähiger und gegen Vibration sichernder Support
erzielt ist und das Schleifrad irgend welche Stellung einnehmen kann, in der es
alsdann jederseits mit einem Bolzen befestigt wird. Der Zweck, das Schleifrad
beweglich anzuordnen, ist der, den die Maschine bedienenden Arbeiter in den Stand zu
setzen, die Schleiffläche des Rades zu allen Schlittenführungen und Arbeitsflächen
genau einstellen zu können. Für innenseitiges Schleifen wird das Schleifrad ganz
herum gedreht, ein Tourenzähler an seine Stelle in den Schleifradständer eingelegt
und ein besonderer Schleifapparat zum Innenschleifen auf das andere Ende über den
Drehtisch montirt, wie dies Fig. 4 veranschaulicht.
Der Schutzdeckel für das Schleifrad ist an den Lagerständern befestigt, er schützt
den Arbeiter gegen Splitter, Staub und Wasser und ist stark genug, um ihn auch bei
etwaigem Zerspringen des Rades vor Unfall zu bewahren. Der Vorschub wird durch
Drücken auf einen Knopf auf dem Centrum des Handrades bewirkt, welches in Fig. 1 und 2 der Maschine
ersichtlich ist. Diese Verbindung ist zuverlässig und kann durch irgend welche
Vibration der Maschine nicht gelöst werden, während der Tisch auch durch das Handrad
selbst bewegt werden kann.
Textabbildung Bd. 281, S. 34Universal-Schleifmaschine.Textabbildung Bd. 281, S. 34Universal-Schleifmaschine. Die Bewegung des Tisches wird automatisch umgeschaltet durch einen Hebel,
in dessen Schlitz stellbar ein Nocken befestigt ist. Für feinere Einstellung der
Längsbewegung des Tisches, um Hohlkehlen und dergleichen zu schleifen, ist dieser
Hebel mit einer patentirten Extravorrichtung versehen. Der Hebel und die damit
verbundenen Theile werden durch einen einfachen Apparat so gehemmt, dass der
Rücklauf ohne irgend welchen Stoss oder Erzittern erfolgt, ein wichtiger und
beachtenswerther Umstand bei genauem Schleifen. Hebt man diese Vorrichtung am Hebel
in die Höhe, so ist der Weg für den Umsteuerdaumen frei, wenn es wünschenswerth sein
sollte, den Tisch über den Rückgangspunkt hinaus laufen zu lassen, was beim
Einstellen oder Probiren der Arbeit nothwendig erscheint. Diese passende Einrichtung
gestattet die ganz genaue Längeneinstellung des Hubes und gleichzeitig jede Länge
von Längsbewegung durch Bewegen des Tisches von der Hand. Drückt man umgekehrt diese
Vorrichtung am Hebel nieder, so arbeitet die Maschine wieder continuirlich selbst
sich umstellend. Die Mutter, mit welcher der Steuernocken angezogen wird, ist mit
dem zugehörigen Mutterschlüssel aus einem Stück und somit immer handlich bereit. Der
Querschub, durch welchen das Schleifrad dem zu bearbeitenden Arbeitsstück genähert
wird, geschieht von der Front der Maschine aus durch ein in Grade eingetheiltes
Handrad, welches 1/1000 Zoll einzustellen gestattet. Das Schleifrad kann auf das langsamste
und sanfteste vorgeschoben werden, gleichviel welche Lage oder welchen Winkel seine
Lagerständer oder sein Support und Schlitten augenblicklich gerade einnehmen, und
somit gewähren diese verschiedenen Constructionspunkte erhebliche Vortheile im
Schleifen von grossen Hohlbohrern an ihren inneren und äusseren Kanten. Der in Fig. 5 und 6 dargestellte
Spindelstock ist mit einer Klemmschraube auf dem Tisch befestigt und schwingt um
einen centralen Punkt, so dass mittels der an den unteren Enden angebrachten
Gradeintheilung der Spindelstock in jede beliebige Position genau eingestellt werden
kann. Die Spindel ist von Werkzeugstahl, die Lager gehärtet und geschliffen, die
Futter von Phosphorbronze, und diese Materialien im Verein mit exactester Ausführung
machen es möglich, dass die Spindel den schnellsten Lauf nehmen kann bei möglichst
strengstem Einklemmen in diese Lager, was aber auch um ganz exacte Flächen und
Bohrungen schleifen zu können durchaus nöthig ist. Der in den Fig. 7 und 8 dargestellte Reitstock
ist ebenfalls mit Klemmschraube auf dem Drehtisch befestigt. Die Spindel kann durch
einen Handhebel schnell bethätigt werden und das Werkstück ist zwischen den Spitzen
durch eine starke Feder gehalten. Durch dieses Arrangement adjustirt sich die
Spindel durch die veränderliche Länge des Werkstückes, verursacht durch dessen
Ausdehnung, von selbst, und die Pressung zwischen beiden Spitzen bleibt im
Wesentlichen dieselbe. Ein Oelreservoir ist vorgesehen, um die Spitzen der hohlen
Spindeln von Reit- und Spindelstock zu schmieren.
Textabbildung Bd. 281, S. 35Fig. 9.Universal-Schleifmaschine. Ein Querschnitt von Schmirgelscheibe nebst Spindel ist in Fig. 9 dargestellt. Die Spindel ist von gehärtetem
Stahl und geschliffen. Das Endspiel wird durch die Mutter a und die Schraube B aufgenommen und grosse
Sorgfalt auf genaueste Einstellung gelegt. Die Büchsen sind mit ⅞ Zoll Durchmesser
bei 3 Zoll Länge in Phosphorbronze ausgeführt und durch die Muttern C und D einstellbar. Die
Büchsen G können mit der Spindel zusammen aus den
Lagerständern genommen werden, ohne dass die Einstellung dieser Büchsen verändert zu
werden braucht. Die Treibscheibe hat 2¾ Zoll Durchmesser und wird auf dem
Arbeitsconus I durch die Mutter J festgehalten. Hierbei kann auch nass geschliffen werden, wozu eine
kleine Pumpe das Wasser entweder auf das Rad oder auf das Werkstück vertheilt.
Die Deckenvorgelege haben drei Schäfte mit Fest- und Losscheiben von 8 Zoll
Durchmesser für dreizöllige Riemen und laufen in den durch Pfeile angedeuteten
Richtungen mit 2000 bis 3400 Touren für das Schleifrad und mit sechs
Geschwindigkeiten zwischen 93 bis 640 Touren für das Werkstück, wozu die
Riemenbreiten aus den Zeichnungen hervorgehen. Die Bewegung des Schleifrades ist Vom
Hauptriemenausrücker abhängig, die des Werkstückes von demselben unabhängig, so
dass dasselbe ausgewechselt werden kann, ohne das Schleifrad auszurücken; dies spart
Zeit, und findet das Rad immer im vollen Lauf beim Beginn des Schleifens.
Um jeden Zeitverlust durch Weiterlaufen der Vorgelege u.s.w. zu vermeiden, wenn das
Arbeitsstück fertig zum Abspannen ist, fällt eine Frictionsbremse ein, welche
augenblicklich wirkt, obwohl das Vorgelege 280 Touren macht. Diese Einrichtungen
zeigen Fig. 1 und 2.
Die Maschine kann Werkstücke von 8 Zoll Durchmesser und 16 Zoll Länge bearbeiten; der
Drehtisch kann nach jeder Seite von seiner Mittelstellung aus von Null bis 1½ Zoll
per Fuss oder von Null bis 3½° schwingen. Um mit der flachen Scheibe zu schleifen,
kann der Spindelstock in jeden beliebigen Winkel innerhalb eines ganzen Kreises
gesetzt werden. Der Schlitten des Rades hat 4 Zoll Bewegung, der Durchmesser des
Rades beträgt 7 Zoll bei ¼ Dicke mit 2 Zoll Bohrung. Die Maasse der Löcher, welche
auf dieser Maschine innen geschliffen werden, steigen von ¾ Zoll Durchmesser
beginnend nach aufwärts bis zu 5 Zoll, wobei das grösste Schleifrad, welches
angewandt wird, einen Zoll Durchmesser besitzt.
Die Maschine wiegt 2600 Pfund und bedarf eines Raumes von 36 × 69 Zoll. (The Iron Age.)
(R. Volkmann,Jonkers, NY.)