Titel: | Baumwollreinigungsmaschine „Zawiercie“. |
Autor: | Kn. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 39 |
Download: | XML |
Baumwollreinigungsmaschine
„Zawiercie“.
Von G. Josephy's Erben in
Bielitz (Oestr.-Schles.)
Mit Abbildung.
Baumwollreinigungsmaschine „Zawiercie“.
Textabbildung Bd. 281, S. 38Baumwollreinigungsmaschine „Zawiercie“. Die Baumwolle wird bekanntlich nach der Ernte, damit sie zum Versandt
möglichst wenig Kaum einnimmt und dem zufälligen Eindringen von Nässe widerstehen
kann, stark zusammengepresst, wodurch namentlich bei längerer Aufbewahrung in diesem
Zustande dichte, schwer auflösbare Klumpen entstehen, welche bei einer unmittelbaren
Auflegung der Wolle auf der Krempel zur Beschädigung des Beschlages und zu einem
Zerreissen vieler Fasern Veranlassung geben würden. Man muss deshalb die Baumwolle
zum Wiederöffnen und zugleich zur Ausscheidung von Sand, Schalen, Laub u. dgl. einer
Vorarbeit unterwerfen und lässt sie zu dem Zwecke eine Reihe Vorbereitungsmaschinen,
wie den Wolf, Oeffner, Schlagmaschine u.s.w. durchlaufen, als deren letztes
Glied vielfach die Risler'sche Expresscarde Anwendung
findet. Dieselbe hat sich bekanntlich für manche Zwecke, wie z.B. in
Webgarnspinnereien, sehr bewährt, ist indessen zur Aufarbeitung von schlechtem und
schmutzigem Abgang nicht recht geeignet.
Dieser Umstand ist bei der Aufmerksamkeit, die man heute der Verwerthung des Abgangs
widmet (vgl. 1891 279 * 224) für die Firma G. Josephy's Erben in Bielitz Veranlassung gewesen, mit
einer neuen AufbereitungsmaschineVgl. Englisches
Patent Nr. 1010 vom Jahre 1890. auf den Markt zu treten, welcher
nach den bis jetzt vorliegenden Ergebnissen das Zeugniss ausgestellt wird, dass sie
jedes Material, auch den schlechtesten Abgang in gleich zufriedenstellender Weise
bearbeitet. Diese Josephy'sche Maschine besitzt aber
der Risler'schen Expresscarde gegenüber noch den
weiteren wesentlichen Vortheil, dass man von einer Aufarbeitung nach Art der
Schlagmaschinen abgesehen hat und dass somit Einrichtungen, wie die
Luftsaugevorrichtung, der Staubkanal, die Staubkammer u.s.w., welche theilweise
schwieriger Einstellung bedürfen und leicht zu Betriebsstörungen Anlass geben,
entbehrlich geworden sind. Die Josephy'sche Maschine
ist daher von einfacherer Bauart und ist der Expresscarde nicht allein dadurch,
sondern auch in der Art der Materialbearbeitung überlegen, wie mit beiden Maschinen
in einer Baumwollspinnerei in Zawiercie angestellte Versuche ergeben haben.
Das Material wird dieser Maschine entweder lose oder in Wickeln vorgelegt und von
einem Speisewalzenpaar und einer Klaviermuldenzuführung in die Maschine eingeführt,
vor welchen Theilen eine Schutz walze für die Hände des Arbeiters gelagert ist. Hier
wird es von dem ersten der drei vorhandenen mit Zahnbeschlag versehenen Tamboure
erfasst, von denen zwei in einer Ebene liegen, während der dritte zwischen und unter
denselben angeordnet ist, wie die vorstehenden Achsen des beigegebenen Schaubildes
erkennen lassen. Der erste Tambour, der etwa 800 Umdrehungen in der Minute macht, zieht das
ihm dargebotene Material dünn aus und führt es nach unten an einem Messerrost
vorbei, dessen Messer in ihrer Stellung zu einander und zum Tambour von ausserhalb
des Maschinengestelles aus eingestellt werden können. Durch das Zusammenarbeiten
dieser Theile werden die gröberen Unreinigkeiten, wie Schalen u. dgl. ausgeschieden,
die in einem Behälter gesammelt werden.
Von diesem ersten Tambour wird die Baumwolle dann von dem tiefer liegenden, im
Durchmesser wesentlich geringeren Nebentambour abgenommen, der mit feinerem
Beschläge und ebenfalls mit einem einstellbaren Messerroste versehen ist und etwa
200 Umdrehungen in der Minute macht. Um diese Walze wird das Material unten
herumgeführt, wobei die Messer die weitere Reinigung auf derselben Vliessseite
bewirken, und wird dann an den dritten Tambour abgegeben, der mit dem ersten in
derselben wagerechten Ebene liegt und etwa 1200 Umdrehungen in der Minute macht.
Dieser Tambour, der im entgegengesetzten Sinne wie der erste Tambour umläuft, ist
mit sehr feinem und dichtem Beschlag versehen und reinigt das erzeugte Vliess auf
der anderen Seite, da bei dem Ueberführen des Vliesses auf den zweiten Tambour die
bisher dem Beschlaggrunde zugekehrten Vliesstheile jetzt nach oben zu liegen kommen.
Ein Uebertreten von Material nach dem ersten Tambour ist dabei durch ein
Zwischenblech verhütet.
Auf diesen dritten Tambour folgt dann ein in gleicher wagerechter Ebene liegender mit
radialen Lederstreifen besetzter Holzcylinder, welcher das Material dem Tambour
abnimmt und den Ablieferungswalzen zuwirft, wobei die Baumwolle über einen sehr
feinen Rost hingeführt wird, durch den die letzten Unreinigkeiten, wie Staub u.
dgl., ausgeschieden werden können. An Stelle der Ablieferungswalzen kann natürlich
irgend eine andere Wickel- o. dgl. Vorrichtung verwendet werden.
Die Arbeitsweise der Maschine besteht somit in einem continuirlich fortgesetzten
Durchkämmen der Materialfasern mittels des Zahnbelages der schnell umlaufenden
Cylinder und in einem wiederholten Abschlagen der harten Unreinigkeiten an den
successive dichter angestellten Abschlagmessern, wobei gleichzeitig der in der
Baumwolle enthaltene Staub entfernt wird. Die Maschine bedarf bei 1 m Arbeitsbreite
eines Raumes von 1,950 m in der Breite und 3,200 m in der Länge und benöthigt 3 bis
4 zum vollen Betriebe, wobei die Antriebsvorrichtungen in der aus der
Figur ersichtlichen Weise angeordnet sind.
Die Maschine, welche eine nur geringe Abnutzung zeigt und sich auch in der Erhaltung
billig stellt, hat ein Ergebniss von 60 bis 90 k gereinigtes Material in der Stunde.
Als Vorzüge können genannt werden die Einfachheit und Dauerhaftigkeit der
Construction, die grosse Production bei vollkommener Reinigung des Materials und die
Verwendbarkeit für alle Materialsorten, insbesondere auch für die schlechtesten
Baumwollabfälle.
Kn.