Titel: | Elektrische Pumpen, Locomotiven und Fördermaschinen in Bergwerken. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 41 |
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Elektrische Pumpen, Locomotiven und
Fördermaschinen in Bergwerken.
Elektrische Pumpen, Locomotiven und Fördermaschinen in
Bergwerken.
Die elektrische Pumpanlage in St. John's Kohlengrube in
Normanton (1888 267 543. 269
219) ist so wesentlich ausgedehnt und zugleich mit auf die Förderung ausgedehnt
worden, dass sie jetzt die grösste elektrische Kraftübertragung in einem Bergwerke
Grossbritanniens bildet. Die erste von Immisch und Co.
in London ausgeführte und an Stelle einer Druckluft anläge getretene Anlage enthielt
eine kleine Dynamo (1887 265 105) von 20 elektrischen
die von einer gewöhnlichen Dampfmaschine von Fowler (von 30 nominell) getrieben wurde. Bereits im Februar 1888
war die Anlage vergrössert worden; die Dynamo verbrauchte 66 an der Bremse
und wurde von einer Robey-Maschine von 80 indicirten
getrieben; ein grösserer Motor, setzte die Pumpen in Gang und that dies so
vorzüglich, dass Warrington die Anlage zu verdoppeln
und zugleich zur Förderung der Kohlenwagen zu benutzen beschloss. Die neue Anlage
kam im Juli 1889 in Betrieb. Die Anlage enthält nach Iron vom 6. December 1889 * S. 481, zwei Immisch-Dynamo von je 66 an der
Bremse und unter Tage zwei Immisch-Motoren von je 50
nebst der Maschinerie zum Pumpen und zum Fördern. Die beiden Dynamo
befinden sich in einem Maschinenhause in der Nähe des Schachteinganges und werden
von einem Paar liegender Fowler-Maschinen von je 40
getrieben und zwar durch Keilräder von der Schwungrad welle aus, wobei die
Kraft durch einen Ledergliederriemen mittels einer zweiten Welle jeder Maschine
zugeführt wird. Die Dynamo wiegen je 5 t, die Motoren etwa 4,5 t jeder. Die Anker
sind cylinderförmig 0,4 m lang, haben 0,6 m im Durchmesser; Stromsammler, Bürsten
und Bürstenträger sind stämmig. Die MotorenEs mag
bei dieser Gelegenheit auf den eingehenden Vortrag hingewiesen werden,
welchen F. B. Crocker am 22. Mai 1889 über die
Regulirung elektrischer Motoren im American
Institute of Electrical Engineers gehalten hat; vgl. Transactions of the Institute, Bd. 6 * S. 237;
ferner den Londoner Electrical Engineer, Bd. 23
* S. 145 (vgl. auch ebenda S. 650). sind nach Immisch's Patent gewickelt und laufen wesentlich
deshalb funkenlos, soweit die Praxis in Frage kommt. Dynamo und Motoren machen 450
Umdrehungen in der Minute. Die von den Dynamo nach den Motoren laufenden Kabel sind
über 900 m lang und bestehen aus 19 Litzen von Kupferdraht, die isolirt und mit
Bleihülle umgeben sind. Die Motoren befinden sich mit den Pumpen in einer geräumigen
Kammer etwa 270 m unter Tage und ein wenig über dem Abbau; sie sind mit den Dynamo
von gleichem Bau, haben aber leichtere Feldmagnete. Es sind zwei Sätze Pumpen
vorhanden; der eine ist differential mit zwei 6zölligen (0,152 m) und zwei
4¼zölligen (0,107 m) Kolben; der andere hat neben einander drei von einer Welle
getriebene Pumpen von 0,152 m Durchmesser und 0,804 m Hub. Das emporführende
Hauptrohr ist etwa 410 m lang und 0,101 m im Durchmesser, etwa 270 m sind lothrecht,
der Rest wagerecht.
Die Anlage gehört zu einem Salzwasserzufluss von 5100 Gallonen (23150 l) stündlich in
etwa 270 m unter Tage. Es ward beschlossen, dass das Wasser mit 1 Hub und etwa 7200
Gallonen in der Stunde gehoben werden sollte, so dass die Pumpen täglich etwa 6
Stunden stillstehen könnten. Bei dem grossen Druck auf den Kolben (etwa 400 Pf.
englisch auf den Quadratzoll) wurden besonders gebaute Pumpen nöthig. In voller
Arbeit machen die Differentialpumpen etwa 25 Umdrehungen in der Minute. Versuche an
der kleineren Anlage hatten gezeigt, dass der Druck auf den Kolben stark wechselte
in verschiedenen Stellen des Hubes. Um die Erhitzung zu verhüten, welche in einem
gewöhnlichen Motor unvermeidlich auftreten würde, wenn derselbe mit einem starken
Strome von regelmässig und rasch wechselnder Stärke arbeitete, mussten Feldmagnete
und Anker besonders gebaut werden. Immisch und Co.
haben die Schwierigkeit mit Erfolg überwunden; die Anlage hat mit diesen Pumpen etwa
12 Monate lang täglich etwa 125000 Gallonen Wasser gehoben; etwa Mitte 1889 kam der
Dreipumpensatz in Betrieb; er liefert bei 36 Umdrehungen in der Minute etwa 130
Gallonen in der Minute.
In der Kammer befindet sich auch das Räderwerk der Fördermaschine. Das Hauptseil geht
dreimal um die treibende Scheibe, dann um die Spannscheibe und in einem kurzen
Tunnel nach aussen in den Hauptgang. Hier treibt es zwei wagerechte Scheiben, welche
durch Reibungskegel mit Schraubenübertragung mit zwei endlosen Seilen verbunden
sind. Das Hauptseil wird in der verlangten Geschwindigkeit erhalten und die beiden
Arbeitsseile werden in Gang gesetzt und zum Stillstehen gebracht, wie es eben nöthig
ist. Die Dynamo und Motoren sind so angeordnet, dass sie abwechselnd arbeiten
können, und ebenso die Motoren rücksichtlich der Pumpen und der Fördermaschine, so dass eine
Unterbrechung im Pumpen oder Fördern nicht eintreten kann.
Der Wirkungsgrad der Anlage (d.h. das Verhältniss zwischen der theoretischen Leistung
in Wasser und den indicirten BP der Dampfmaschine) scheint mit der Benutzung zu
wachsen; beim letzten Versuche war er 47¾ Proc., 7¾ Proc. höher als 12 Monate
früher.
Der von der Sprague Electric Railway and Motor Company
in New York gebaute Aufzug für Bergwerke ist in dem Engineering and Mining Journal, 1889 * S. 381, beschrieben. Er ist in den
Edison Machine Works in Schenectady, N. Y., nach
den Entwürfen von Männern gebaut, welche reiche Erfahrungen im Bergbau und in der
Elektrotechnik besitzen. Mittels des an der einen Seite befindlichen elektrischen
Umschalters lässt sich die Geschwindigkeit des Motors durch eine einzige Bewegung
des Umschalterhebels ändern, je nach der Richtung dieser Bewegung steigern und
vermindern, der Motor in und ausser Gang setzen. Der Aufzug nimmt einen nur kleinen
Raum ein, ist stämmig, dauerhaft und der Abnutzung nur wenig ausgesetzt; dabei ist
doch das Gewicht möglichst gering gehalten, so dass die Maschine sich leicht von
einer Stelle der Grube an eine andere schaffen lässt. Das Räderwerk ist unter
eisernen Mänteln gegen Staub und abspringendes Gestein geschützt; diese Mäntel
lassen sich rasch entfernen, wenn dies nöthig ist. Bei voller Beanspruchung hat der
elektrische Motor über 90 Proc. Wirkungsgrad; es wird also mehr als 0,9 der
Leistung, welche in Form des elektrischen Stromes den Klemmen zugeführt wird, als
Arbeit auf die Ankerwelle übertragen. Die Gesellschaft beabsichtigt noch weitere
Anwendungen der Elektricität für den Bergbau auszuführen.
Auch die Brush Electric Company in Cleveland, Ohio, hat
nach dem Engineering and Mining Journal einen
elektrischen Aufzug für Bergwerke gebaut. Der Aufzug wird mittels Räderwerk von
einem 15 EP-Elektromotor getrieben, der mit ihm auf derselben Grundplatte steht.
Auch dieser Aufzug ist sehr stämmig und nimmt wenig Raum ein. Mehrere ansehnliche
amerikanische Bergbaugesellschaften sollen bereits eine Anzahl solcher Aufzüge
bestellt haben. Derselbe ist in den Industries, 1889 *
S. 479, beschrieben.
Bei den Fördermaschinen liegt für den elektrischen Betrieb eine nicht unerhebliche
Schwierigkeit darin, dass in beständiger Abwechselung zwischen den einzelnen
Förderungen ziemlich lange Zeiten liegen, in denen die Maschine nichts zu leisten
braucht. Bei gewöhnlichen Motoren bringt man die Welle des Haspels zum Stillstande,
indem man den Motor anhält; bei elektrischem Betriebe geht das nicht, weil ja die
den Strom liefernde Dynamo und ihr Motor (meist ein hydraulischer) weit entfernt
ist. Will man nicht zu Speicherbatterien seine Zuflucht nehmen, oder die getriebene
Dynamo bloss Betriebswasser für die Förderung pumpen lassen, so muss man diese
Dynamo durch einen Umschalter aus dem Stromkreise ein- und ausschalten, oder sie mit
der Haspelwelle kuppeln und von ihr lösen können. Die Bedingungen für diese beiden
Verfahrungsweisen und ihre Vorzüge hat de Bovet in den
Annales des mines, 1889 Bd. 15 S. 417, erörtert.
Schaltet man die getriebene Dynamo aus, so wird man an ihrer Stelle so viel
Widerstand in den Stromkreis einschalten; dass die treibende Dynamo ihre normale
Geschwindigkeit beibehält; der Motor muss einen guten Regulator erhalten, der
möglichst rasch wirkt. Lässt man die getriebene Dynamo im Stromkreise und entkuppelt
die Haspel welle, so kann man zwar ohne Regulator und ohne Hilfswiderstand
auskommen, die Geschwindigkeit der getriebenen Dynamo würde dann aber sehr stark
zunehmen und dadurch das nachfolgende Kuppeln erschwert werden; man wird daher auch
hier, besonders wenn die getriebene Dynamo kleiner ist als die treibende, dem Motor
einen guten und möglichst rasch wirkenden Regulator geben und beim Abkuppeln einen
entsprechenden Widerstand einschalten, damit die getriebene Dynamo ihre
Geschwindigkeit nicht ändert.
Ueber die Entwickelung der elektrischen Anlagen in den Minen der Vereinigten Staaten
hat der Oberinspector der Minen im Staate Ohio einen Bericht geliefert, welcher im
Auszuge in dem Engineering and Mining Journal vom 18.
October 1890 S. 456 wiedergegeben ist. Die erste elektrische Ausführung im Staate
Ohio erfolgte in der Whip-poor-will-Mine bei Shawnee (Perry-County); sie umfasste
eine von Bidwell und Kimball in Chicago gelieferte 40
BP-Dynamo, eine 8 -Erregermaschine und einen 15 EP-Motor; die Leitung wurde
der Bidwell-Leitung für Strassenbahnen ähnlich
ausgeführt. Beim ersten Versuche am 23. December 1888 vermochte der Motor nicht
einmal sich selbst auf der schiefen Ebene fortzubewegen. Die Anlage ward daher im
Januar 1889 umgeändert, 6 Wochen darauf wieder verbessert, im September 1890 ein
kräftigerer Motor von der Jeffrey Manufacturing Company
in Columbus geliefert und die Anlage erweitert. Sie steht als Schleppvorrichtung in
dieser Kohlengrube seit April 1890 in günstigem Betriebe.
Auch die nach Vertrag vom December 1888 von der Sprague
Electric Railroad and Motor Company in New York für die Ellsworth und Morris Coal Company gelieferte, für die
Brush-Fork-Mine Nr. 2 in Hocking bestimmte Anlage (150 -Dampfmaschine, zwei
75 -Dynamo, einem 15 -Motor wagen, sechs 15
-Schleppmaschinen mit Motor und drei 1 -Bohrmaschinen mit Motor)
erwies sich als zu schwach, da der Motor nur drei beladene Wagen (von je 2,5 t) auf
einer Steigung von 2 Proc. zu bewegen vermochte; nach Herstellung einer dickeren
Leitung aber vermochte der Motor im September 1889 leicht zehn Wagen auf derselben
Bahn zu ziehen. Für diese Grube lieferte die Jeffrey
Manufacturing Company auch eine elektrische Schleppmaschine als Ersatz für
eine mit Luftbetrieb.
Die dritte Anlage ist auf der Grube Nr. 19, gehörig der Sunday Creek Coal Company zu Buckingham in Perry County, von Schlesinger, Kimball und Co. in Columbus ausgeführt
worden. Die 110 -Dampfmaschine läuft mit 170 Umdrehungen in der Minute, die
100 -Dynamo mit 500 Umdrehungen. Die Leitung für den die Elektricität dem
Motor zuführenden Läufer besteht aus einer (14pfündigen) ⊤-Schiene, welche so hoch
liegt, dass Arbeiter und Maulesel bequem darunter hinweg können. Auf dieser Schiene
läuft der Läufer, dessen vier Räder durch eine Feder den Schienenkopf umfassen und
somit auf dem Stege laufen. Vom Läufer zum Motor wird der Strom durch eine Reihe von
Drähten geführt, welche in eine Hülle so eingeschlossen sind, dass diejenigen,
welche auf dem Motorwagen zu thun haben, mit ihnen nicht in Berührung kommen können.
Für gewöhnlich arbeitet der Motor mit 50 Ampère, was 29,5 entspricht; theilweise
steigt die Spannung im Maschinenhause auf 440 Volt. Der 3,5 t schwere und für 35
berechnete Motor zieht einen Zug von 18 bis 23 Wagen mit etwa 60 t Gewicht
auf einer 656 m langen Bahn. Schlesinger hat auch eine
Kohlenschrämmaschine entworfen.
Eine von der Osgood Dredge Company gebaute elektrische
Grabmaschine (excavator) wird nach dem Engineering News
vom 20. September 1890 * S. 250 von der Bennett Amalgamator
Company in Denver, Col., in Verbindung mit deren Amalgamatoren in den Gold
führenden Kiesgruben benutzt. Die 100 -Dynamo wird mit Wasserkraft
getrieben; die Elektricität wird 2 km weit nach den Gruben geleitet und treibt da
einen Bagger, ein Förderband, den Amalgamator, zwei Pumpen und speist eine
elektrische Lichtanlage. Der Bagger wird von einem festliegenden 25 -Motor
und einem 15 fahrbaren Motor in Gang gesetzt. Dazu ist der das Förderband
und den Amalgamator mittels Riemen treibende 25 -Motor auf dem Wagen
aufgestellt; das Förderband ist an der einen Seite des Baggers aufgestellt, der
Amalgamator mit dem Bagger gekuppelt. Die Maschine arbeitet sehr gut und elastisch,
daher ohne die sonst bei Grabmaschinen gewöhnlichen Brüche.
Eine neue elektrische Locomotive für Bergwerke baut die Thomson- Van Depoele Electric Mining Company in Boston in verschiedener
Grösse. Die eine, in dem Engineering and Mining Journal
vom 7. Februar 1891 beschriebene ist auf 60 berechnet, von oben bis zu den
Schienen 1 m hoch. Sie wird für Spurweiten von 0,9 bis 1,44 m gebaut. Die zur
Leitung des Ganges dienenden Hilfsmittel sind sämmtlich an dem einen Ende der
Locomotive angebracht und bei der den Ausblick nicht hindernden geringen Höhe
braucht der Lenker bei Umkehrung der Fahrtrichtung seinen Platz nicht zu verändern.
An jedem Ende sind zwei elektrische Lampen mit parabolischem Spiegel angebracht und
beleuchten die Strecke weithin. Der den Strom der Leitung entnehmende Läufer hat die
Doppelellenbogenform erhalten, die sich dei früheren Anlagen als so passend für
Bergwerke erwiesen hat; derselbe passt sich innerhalb angemessener Grenzen der
wechselnden Höhe des oberirdischen Leiters an. Die Eisenblechdecke bildet eine ganz
wasserdichte Schutzhülle gegen fallendes Gestein u. dgl.