Titel: | Die Kabelführungen der Société d'Éclairage et de Force in Paris. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 88 |
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Die Kabelführungen der Société d'Éclairage et de
Force in Paris.
Mit Abbildungen.
Die Kabelführungen der Société d'Éclairage et de Force in
Paris.
Im Engineering, 1891 Bd. 51 * S. 119 ff., sind eine
Folge von Mittheilungen veröffentlicht worden, in denen die Art und Weise
beschrieben wird, in welcher die verschiedenen Elektricitätsgesellschaften in Paris
ihre Kabelführungen anlegen. Wir entnehmen daraus (a. a. O. * S. 180 und * 211)
einige Angaben über die Anlagen der Société d'Éclairage et
de Force par l'Électricité.
Textabbildung Bd. 281, S. 88Fig. 1.Kabelführung. Die Leitungen dieser Gesellschaft liegen sämmtlich unter der Erde. Die
nackten Kabel oder Streifen wechseln von 100 bis 1000 qmm Querschnitt und ruhen auf
eigenthümlichen Isolatoren in Cementkanälen von 12 cm Tiefe und 30 cm Breite, welche
zu den Häusern parallel laufen. Die von Lazare Weiller und
Co. gelieferten Kabel sind aus Siliciumbronze mit 0,98 Leitungsvermögen und
46 kg Zugfestigkeit auf 1 qmm; die Streifen sind aus Kupfer von hohem
Leitungsvermögen. Die Kanäle sind mit Cementplatten bedeckt, gewöhnlich in 30 cm
Tiefe unter der Strassenfläche; ihre Entfernung von den Häusern schwankt zwischen 0,45 m
und 1,37 m, je nach den Bezirken; stets bleibt ein freier Raum zwischen ihnen und
den Häusern für städtische Rohrleitungen; überall liegen sie tief genug, um von den
Oberflächenbauten nicht gestört zu werden, die Kothschleussen aber werden von ihnen
in I-förmigen Eisenträgern gekreuzt. Strassenkreuzungen Hegen je nach der Tiefe der
Kothschleussen in 1,8 bis 10,6 m Tiefe. Zu diesen Tunneln sind Zugänge von 60 bis 80
cm im Quadrat angelegt, welche oben mit den in Paris üblichen cementirten
Gusseisenplatten geschlossen sind. Zahlreiche Mannlöcher von 0,5 m im Quadrat sind
vorhanden, und namentlich überall da, wo die Richtung wechselt; sie sind in gleicher
Weise geschlossen. Die Stützpunkte liegen näher an einander, als bei guten
oberirdischen Leitungen; in Abständen von 3 m sind die Kabel an eigenthümlichen
Isolatoren festgemacht, welche an 17 cm langen galvanisirten Eisenstäben durch
Schwefelguss befestigt sind; diese Stäbe sind an beiden Enden mit Schraubengewinde
versehen und werden mit dem unteren Ende ebenfalls in eine Gusseisengrundplatte mit
Schwefel eingesetzt, wie dies Fig. 1 sehen lässt.
Textabbildung Bd. 281, S. 89
Kabelführung.
Textabbildung Bd. 281, S. 89
Kabelführung.
Die Isolatoren (Fig. 2 bis 4) sind Fig. 5. einfache Glocken
und oben mit einer tiefen Kehle für das Kabel versehen; auch haben sie zwei
seitliche Vorsprünge für die Bügel, welche das Kabel festhalten. Die Controldrähte
liegen in kleineren Isolatoren mit geneigter Rinne (Fig. 5 und 6); die Winkelträger,
welche sie tragen, werden in 66 mm breite und 10 mm dicke, an den Kanalseiten
angebolzte Stäbe eingeschraubt. In den Kanalgängen (Galerien) liegen die Kabel und
Controldrähte auf gleichen Isolatoren an den Seitenwänden, aber auf Eisenträgern.
Die positiven Kabel liegen alle auf einer Seite der Gänge, thunlichst an der Seite
zunächst den Häusern, die negativen auf der andern Seite. Wo dies aber, wie in der
Rue de Bondy, wegen der grossen Zahl Fig. 6. nicht möglich
ist, werden die Isolatoren auch an der Decke mit Cement eingesetzt, doch ist der
Abstand der Kabel nirgends unter 25 cm. Die bei knappem Raum verwendeten, auch von
L. Weiller in Längen von 4, 6 und 10 m gelieferten
Kupfer streifen sind von 2 bis 10 mm dick und von 35 bis 115 mm breit; sie ruhen in
der aus Fig. 7 bis 9 ersichtlichen Weise auf
Isolatoren. Die Streifen werden durch fest gegen einander gebolzte Schlussplatten
verbunden; die Streifen haben Vorsprünge, so dass die Bolzen sie in ihrer Stellung
ganz festhalten können, nach der Verbolzung aber werden sie verlöthet. Die
Verbindungen zwischen den Streifen und Kabeln werden mittels besonderer Muffen
hergestellt, in denen für die Kabel runde, für die Streifen flache Fassungen
vorhanden sind; auch hier folgt auf die Verbolzung noch eine Verlöthung.
Textabbildung Bd. 281, S. 89Kabelführung. Der Société d'Éclairage et de Force ist ein
grosses Stadtgebiet überlassen. Ihre erste Anlage entstand 1889 zwischen Porte St.
Martin und Place de la République; sie enthielt als ersten Versuch 27 Lampen zu 10
Ampère, welche zu beiden Seiten und in der Mitte des Boulevard angebracht waren;
diese Anordnung erwies sich als ganz günstig und wurde daher bleibend angenommen.
Man entschied sich für 120 Volt, da Glühlampen und Bogenlampen zugleich gespeist
werden mussten. Die Spannung schwankte zwischen 121 und 122 Volt, je nach der Ladung
der Kabel; 1,5 Volt Verlust durch die Hauptleitungen ist zugelassen. Bei stärkster
Inanspruchnahme und wirthschaftlichster Arbeit ist der höchste Verlust in den
Leitungen 12 Volt; daher kann der Strom in den verschiedenen Stationen zwischen 112
und 124 Volt regulirt werden. Dazu dienen Speicherbatterien als Regulatoren und
Kraftvorrathskammern; diese liefern bei starkem Bedarf die nöthige Ergänzung zu dem
von den Dynamo unmittelbar gelieferten Strome. Die Stationen erhalten theils von der
Hauptstation bei St. Ouen (für 1500 elektrische , mit möglicher Erweiterung
bis zu 10000 einen hochgespannten Strom und wandeln ihn durch Stromumsetzer
in einen Strom von 124 Volt um, theils erzeugen sie selbst unabhängig einen
schwachen Strom. Zwei andere Stationen sind in der Rue de Bondy und der Rue des
Filles-Dieu. In der Vorstadt hat die Gesellschaft ebenfalls die Erlaubniss zur
Anlage von Beleuchtungen.