Titel: | Die elektrische Kraftübertragung in Schaffhausen. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 89 |
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Die elektrische Kraftübertragung in
Schaffhausen.
Die elektrische Kraftübertragung in Schaffhausen.
Den von Gisbert Kapp in einem Vortrage vor der Society
of Arts am 2. März d. J. gemachten Mittheilungen über die elektrische
Kraftübertragung in Schaffhausen entnehmen wir (nach Industries, 1891 S. 235) Folgendes:
Die Kraft wird von einer TurbinenanlageUeber eine
ebenfalls durch Turbinen getriebene elektrische Lichtanlage in Keswick, wo ein grosser, nur spärlich mit
Häusern besetzter Raum zu erleuchten war, haben W.
P. J. Fawcus und
E. W. Cowan, welche Anfang 1889 von der Keswick Electric Light Company mit dem Entwürfe
der Pläne betraut wurden, in der Institution of
Civil Engineers eingehenden Bericht erstattet (vgl. Engineering News, 1890 * S. 227). Die Turbine
hat 50 ; eine 50 -Westinghouse-Dampfmaschine, steht zur Verwendung bei etwaigem
Wassermangel bereit. Die Wechselstrommaschine ist von Gisbert Kapp entworfen und von Johnson und Phillips gebaut; sie ist eine 30
Kilo-Watt-Maschine mit besonderer Erregung und gibt 15 Ampère bei 2000 Volt;
ihre Geschwindigkeit ist 750 Umläufe in der Minute, ihre Wechselzahl 75. Das
magnetische Feld besteht aus 12 Magneten auf jeder Seite des Ankers; sein
Widerstand ist 11,2 Ohm, der des Ankers 7 Ohm, beides nach einem Laufe von
einigen Stunden. Die oberirdische Leitung liegt auf Johnson und Phillips-Oelisolatoren. Die Anlage ist so getroffen,
dass sie sich bis zu 12000 Glühlampen und 1200 Bogenlampen erweitern lässt,
wozu 16 Edison-Dynamo Nr. 20 und 24 Thomson-Houston-Dynamo für 50 Bogenlampen
nöthig wären. über den Rhein nach den etwa 680 m davon entfernten
Spinnereien in Schaffhausen übertragen. An der Stromerzeugungsstelle sind vier
Turbinen von je 350 aufgestellt, von denen jedoch jetzt zur Zeit nur zwei
in Benutzung sind. Die von den Turbinenriemenscheiben abgegebene Energie wird den
Spinnereibesitzern zum Preise von 56 M. für 1 BP jährlich geliefert. Von den
Riemenscheiben aus werden zwei 6polige Dynamo durch Baumwollseile getrieben; jede
Dynamo liefert bei 300 Umdrehungen in der Minute 330 Ampère bei 624 Volt. Diese
Maschinen sind mit Uebergemischtwickelung versehen, so dass sie am Motorende der
Leitung eine unveränderliche Spannung von 600 Volt geben, und arbeiten gewöhnlich in
Parallelschaltung. Am Empfangsende ist ein Zwillingsmotor von 380 und zwei
andere Motoren von je 60 ; ersterer ist 6polig, letzterer 2polig; die Kraft
wird von ihnen der Spinnereiwelle durch Baumwollseile zugeführt. Ausführlicheres
gibt folgende Tabelle:
Strom-erzeuger
Zwillings-motor
KleineMotoren
Zahl der Maschinen
2
1
2
Zahl der
300
380
60
„ „ Pole im Magnetfelde
6
6
2
Umdrehungen in 1 Minute
300
300
350
Klemmenspannung
624
600
600
Ampère des Normalstromes
330
500
81
Ankerdurchmesser (Zoll)
47½
42½
23⅝
Ankerkernlänge (Zoll)
20
20⅜
22½
Radiale Dicke des Ankerkernes
8
7
4¾
Querschnitt des Ankerdrahtes (Quadratzoll)
0,103
0,078
0,0287
Zahl der Ankerdrähte
316
316
540
Zahl der Stromsammlerabthei- lungen
158
158
90
Verlust im Ankerwiderstand, Proc.
1,46
1,52
2,7
Induction im Anker, C.-G.-S.- Einheiten
7500
7600
15800
Nebenschlusswiderstand, Ohm
140
143
295
Verlust durch Nebenschluss- erregung, Proc.
1,35
1,68
–
Hauptwindungen für 1 Magnet
6
4
–
Verlust durch Erregung in den Hauptwindungen
0,3
0,2
–
Der Anker der Stromerzeuger und des Zwillingsmotors hat Trommelwickelung, die kleinen
Motoren Cylinderwickelung.
Es sind vier oberirdische LeiterUeber eine von der
Interior Conduit and Insulation Company in
Vorschlag gebrachte Ausführungsweise der für Beleuchtung dienenden Leitungen
im Inneren der Häuser hat das Committee on Science
and the Arts des Franklin Institute in dessen Journal 1891 Bd. 131
* S. 161 ff. eingehend berichtet, während ebenda S. 169 ein Vortrag von E. H. Johnson in New York über die Haus- und
Untergrundleitungen derselben Gesellschaft abgedruckt ist. Bei letzteren
soll ein Bündel Röhren in einegrössere Röhre eingesteckt und dann in ein Bad
einer gut isolirenden Masse getaucht werden, damit bei deren Erstarrung ein
festes Ganze entstehe. vorhanden, deren jeder 0,437
Quadratzoll (2,8 qc) Querschnitt besitzt; sie liegen auf 13,8 m hohen Eisenthürmen;
die Spannweite über den Fluss misst 100 m, die übrigen Spannweiten 130 m.
Vertragsmässig zugesagt sind 78 Proc. ökonomische Leistung, von den Riemenscheiben
der Turbinen abgerechnet eine 3 Proc. nicht übersteigende Schwankung der
Motorgeschwindigkeit bei voller Beanspruchung und Leergang, Dauer der Bürsten nicht
unter 2000 Stunden und des Stromsammlers nicht unter 20000 Stunden. Die Kosten des
elektrischen Theiles der Anlage einschliesslich der Eisenthürme sammt Einrichtung
betrug 136000 M.
Von den nutzlos bleibenden 3,5 Millionen des Niagara gedenkt die Cataract Company 125000 nach Städten und
anderen Plätzen zu übertragen, auf eine höchste Entfernung von 32 km. Bei einer
jüngst von der Gesellschaft ausgeschriebenen Wettbewerbung waren unter 15 Plänen 7
elektrische, 6 pneumatische und 2 hydraulische; zwei von den elektrischen empfahlen
Wechselströme von 5000 und 10000 Volt zu übertragen, die übrigen fünf dagegen
Gleichstrom von 1600 bis 4500 Volt. Die Gesellschaft baut jetzt einen Tunnel von 9 m
Höhe, 6 m Breite und 2010 m Länge, welcher das Ende des Gerinnes für die
aufzustellenden Wassermotoren bilden soll.