Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 138 |
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Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
Cement.
(Fortsetzung des Berichtes S. 114 d.
Bd.)
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
II. Verhalten der Cemente.
A) Vor der Verwendung.
Das Annässen von heissen Portlandcementklinkern wird
bei Ringöfen des öfteren durchgeführt, um mit Hilfe des plötzlich entwickelten
Wasserdampfes die gesinterten Massen zu zerkleinern und das Entleeren der
Kammern, sowie das nachherige Zerkleinern und Zermahlen zu erleichtern. Nach Erdmenger ist diese Operation besonders
vortheilhaft bei zerrieselnden Cementmassen
(Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 169 und 187). Bringt man ein Stück
heissen Klinkers, der eben im Zerrieseln begriffen ist, schnell unter Wasser, so
wird man einen sofort eintretenden dauernden Stillstand im Zerrieseln beobachten
können. Läuft hierbei das Wasser von der heissen Probe ab, so erhält man nach
dem Erkalten guten, festen Klinker. Wird das heisse Stück dagegen in ein mit
Wasser gefülltes Gefäss gebracht, so kann es leicht in kleine Stücke
zerspringen, oder auch sich in einen grobkörnigen, mürben Klumpen verwandeln,
also granulirt werden. Beim Einführen eines Wasserstrahles in die Ringofenkammer
werden beide Producte neben einander entstehen, und man wird daher ein Gemisch
von hartklinkeriger und mürber, geborstener und feuchter Masse erzielen. Beide
Massen werden dann gemeinsam vermählen.
An Stelle des Wassers kann man auch Schnee oder Wasserdampf verwenden, oder
irgend ein Mittel, das die Klinker schnell abkühlt. Wasserdampf wirkt weniger
sicher als Wasser, und unterbricht den Process des Zerrieselns nur solange er
auf die Massen ausströmt. Nach Erdmenger beseitigt
das Abschrecken solcher Cementmassen bis zu einem gewissen Grade auch deren
Neigung zu treiben, falls dieselbe nur in geringem Maasse vorhanden war;
eingeschlossene Aetzkalktheilchen werden unschädlich gemacht. Als Beispiel der
Wirkung des Wasserstrahles führt Verfasser folgende Tabelle an:
Zugfestigkeit mit 3 Th. Sand, normengemäss eingeschlagen.
a
b
c
d
k/qc
k/qc
k/qc
k/qc
Nach 2 Tagen
4,5
8,3
8,0
9,0
„ 3 „
5,0
9,4
10,0
11,3
„ 1 Woche
8,0
15,0
17,3
17,1
„ 4 Wochen
13,7
22,7
24,1
25,2
„ 3 Monaten
16,8
28,0
30,6
31,1
a) an der Luft zerrieseltes Pulver;
b) durch Wasserstrahl abgeschreckte Stücke, welche darauf in nunmehr fest
gebliebenem Zustande entsprechend gefeint wurden;
c) bis zur Zertrümmerung zu grobkörnigem Pulver abgeschreckte Stücke; das Pulver
nachher getrocknet und gefeint (wie a und b);
d) von Haus aus ganz bleibende, nicht zerrieselnde Stücke in gleicher Weise
gefeint.
Besonderes Interesse beanspruchen die unter c angeführten Festigkeitszahlen,
welche sich auf granulirten Cement beziehen und die den unter d angeführten
Zahlen für normalen Cement sehr nahe kommen.
Man vergleiche die Wirkung der Granulirung auf Hochofenschlacke, namentlich im
Hinblicke auf den Umstand, dass zerrieselnde Cementmassen meist reich an
Thonerde sind.
Ueber die Fortsetzung seiner Versuche, betreffend die Einwirkung der Luft und anderer Gase auf Cement berichtet Tomëi-Oppeln (12. Generalversammlung, vgl. 1889 273 556). Es zeigte sich, dass das specifische
Gewicht sowohl, als auch das Litergewicht durch Luftlagerung beeinflusst wird,
und dass die Abnahme der Dichte besonders auf die Feuchtigkeit der Luft
zurückzuführen ist. Damit hängt auch die Zunahme des Glühverlustes zusammen. –
Cement, welcher 28 Tage an feuchter, kohlensäurefreier Luft lagerte, hatte ein
Litergewicht von 1207 g und ein specifisches Gewicht von 3,085 g und der
Glührückstand betrug 96 Proc. Für den frischen Cement sind die entsprechenden
Werthe 1250 g, 3,085 bezieh. 98,8 Proc. Bei der Beurtheilung der Grenzwerthe für
guten Cement sind diese Verhältnisse zu berücksichtigen. Für denselben Cement
ging die Zugfestigkeit von 17,8 k/qc auf 13,5 k/qc und die Druckfestigkeit von 201
k/qc auf
143 k/qc
zurück.
In dieser Weise kann der Cement durch Lagern in undichter Verpackung nahe einer
Wasserfläche durch die Feuchtigkeit beeinflusst werden und es geht daraus
hervor, dass bei Verwendung von Cement namentlich bei grösseren Bauten besondere
Sorgfalt auf die richtige, sachgemässe Lagerung zu verwenden ist.
Schwefel wurde in den Cement durch Ueberleiten von SH2 und auch durch Zusatz von Schwefelcalcium gebracht. Die Wirkung des
Sulfides zeigt sich darin, dass der Cement langsamer abbindet, die
Temperaturerhöhung abnimmt und die Festigkeit zurückgeht. Litergewicht und
Dichte ändern sich unbedeutend.
Tomëi zieht aus seinen Beobachtungen den Schluss,
dass die Temperaturerhöhung von Aluminaten und Ferraten abhängt, da
Schwefelwasserstoff nur auf diese einwirken kann.
B) Nach der
Verwendung.
Ueber die Wasserdurchlässigkeit von Cement und
Cementmörteln haben G. Hyde und W. J. SmithJourn. of the Frankl. Inst.,
1889 S. 220. in Pennsylvanien Versuche angestellt.
Die zur Prüfung dienende Vorrichtung war einfach: in eine mit 4 ⊤-Stücken
versehene Röhre wurde Wasser unter beliebigem Drucke eingepresst. In die
⊤-Stücke waren 150 mm lange und 75 mm weite Cylinder, welche die Probestücke mit
besonders sorgfältiger Gummidichtung enthielten, eingeschraubt. Unter jedem
Cylinder wurde ein Becherglas mit Gummibändern befestigt, zur Aufnahme des
abfliessenden Wassers. Die Versuche erstreckten sich auf folgende acht Sorten
von Cement:
1) Union, bezogen von Lesley und Trinkle,
2) Old Newark von S. H. French und Co.,
3) Brooks und Shoebridge Portland von French und
Co.,
4) Stettiner Portland von denselben,
5) Anchor Coplay Portland,
6) Giant Portland von Lesley und Trinkle,
7) Improved Union „ „ „ „
8) Egyptischer Portland von Lesley und Trinkle.
Sowohl Cement als Sand wurden vor der Verwendung sorgfältig abgesiebt.
Die Untersuchung umfasste sechs Reihen von Proben:
a) von reinem Cement nach 7 Tagen,
b) „ „ „ „ 28 „
c) Mörtelproben aus gleichen Theilen Cement und Sand nach 7 Tagen,
d) dieselben nach 28 Tagen,
e) Mörtelproben aus 1 Th. Cement und 2 Th. Sand nach 7 Tagen,
f) dieselben nach 28 Tagen.
Die Cylinder von 3 Zoll (7,6 cm) Durchmesser wurden 3 Zoll hoch mit der
angemachten Mischung gefüllt. Der Druck wurde von 75 Pfund für den Quadratzoll
engl. auf 200 Pfund gesteigert.
Die von Oliver Hugh ausgeführten Analysen der
Cemente 2 bis 7 finden sich in folgender Tabelle:
Nr. 2
Nr. 3
Nr. 4
Nr. 6
Nr. 5
Nr. 7
In HCl lös-lich
SiO2Al2O3Fe3O3P2O5CaOMgOAlkalien
13,92 8,52 3,20 1,8245,07 7,86 1,61
16,88 6,92 3,82 1,08
58,40 2,06 1,03
21,14 1,02 2,01– 66,04 0,47 1,78
20,99 4,12 5,18 1,17 60,75 0,41 1,79
10,18 4,55 2,41 1,33 59,91 0,60 1,61
24,44 4,69 3,80 0,5052,39 3,47 2,03
Calciumsulfat
3,21
4,32
3,73
5,02
2,01
3,24
In HClunlöslich
SiO2Al2O3MnOMgO
11,33 2,59 0,86
4,99 0,60Spur 0,36
4,36Spur––
1,45–––
13,39 3,70 0,31
5,17SpurSpur–
Summa
99,99
100,46
100,55
100,88
100,00
99,73
GesammtkieselsäureGesammtthonerde
25,2514,31
21,87 11,34
25,50 3,03
22,44 9,30
23,57 10,66
29,61 8,49
Hyde und Smith haben
die Resultate ihrer Untersuchung in acht Tabellen niedergelegt. Es geht aus
denselben hervor, dass die besseren Cemente, wenn sie un-vermischt angewendet
werden, weder nach 7 noch nach 28 Tagen Erhärtung Wasser durchlassen. Die
weniger guten Sorten liessen auch sehr wenig Wasser hindurch; der schlechteste
nach 7tägiger Erhärtung und bei einem Drucke von 13 at etwa 40 g in 24 Stunden.
Die Mörtelproben hingegen sind alle durchlässig; wir finden da die Zahlen 8,7
bis 140 Unzen für den Quadratzoll und Stunde für einen Druck von 200 Pfund für
den Quadratzoll.
Grössere Oberflächen lassen gewöhnlich verhältnissmässig mehr Wasser durch, weil
sie meist von Rissen und Sprüngen durchsetzt sind.
Die folgenden drei Tabellen mögen hier Aufnahme finden:
Reine Cemente. – 7 Tage Bindezeit.
Handelsmarke
Liter auf 1 qc bei
5 at
6⅔ at
13⅓ at
B. u. S. engl. Portl.
–
–
–
Improved Union
–
–
–
Egypt. Portl.
–
–
–
Stettiner Portl.
–
0,001
0,007
Old Newark Portl.
–
0,005
0,026
Union
0,006
0,009
0,017
Anchor (Coplay)
0,011
0,018
0,023
Giant Portl.
0,016
0,010
0,047
Mörtel. – 7 Tage Bindezeit.
Handelsmarke
Liter auf 1 qc in 24 Stunden
CementzuSand
5 at
6⅔ at
13 ⅓ at
Anchor (Coplay)
0,26
0,41
1,11
1 : 1
Stettiner Portl.
0,37
0,58
1,58
1 : 2
Improved Union
0,61
0,94
2,07
1 : 1
Union
2,18
3,04
6,37
1 : 1
B. u. S. engl. Portl.
2,78
4,14
8,38
1 : 2
Giant. Portl.
4,51
5,85
7,55
1 : 2
Old Newark Portl.
5,46
8,83
–
1 : 2
Egypt, Portl.
7,49
9,25
17,82
1 : 2
28 Tage Bindezeit.
Handelsmarke
Verh. vonCementzu Sand
Liter auf 1 qc in 24 Stunden
5 at
6⅔ at
13⅓ at
Anchor (Coplay)
1 : 1
0,06
0,10
0,25
Improved Union
1 : 1
0,10
0,12
0,53
Union
1 : 1
0,30
0,44
0,79
Stettiner Portl.
1 : 2
0,34
0,53
1,16
Egypt. Portl.
1 : 2
0,76
1,49
2,79
Giant Portl.
1 : 2
1,26
2,43
5,54
B. u. S. engl. Portl.
1 : 2
1,92
2,39
3,52
Old Newark Portl.
1 : 2
6,00
–
–
Ueber Festigkeitsversuche, welche in Ymuiden an Betonblöcken angestellt wurden, mag hier
nach der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur-
und Architektenvereins Folgendes Erwähnung finden: Die Blöcke hatten 1
m Länge und 0,20 m Breite und blieben nach 5tägiger Luftlagerung 120 Tage in
Dünensand vergraben liegen. Die Zugfestigkeit erwies sich als 7- bis 10 m al
geringer als die Druckfestigkeit. Bei einer Mörtelmischung aus 3 Th. Sand und 2
Th. Cement erhielt Granitbeton eine Zugfestigkeit von 12 k/qc, der
Klinkerbeton 10,9 k/qc und der Kieselsteinbeton nur eine solche von 9,44 k/qc. Durch
Verwendung kleinerer Kieselsteine konnte die Festigkeit des letztgenannten
Betons erhöht werden. Der Bruch der Blöcke war in allen Fällen porös.
Ueber Umstände und Verhältnisse, unter welchen eine
Erhärtung von Portlandcementmörtel nicht stattfinden kann, von H. Schiffner.12. Generalversammlung. Die Ursachen, welche
das Erhärten verhindern oder beeinträchtigen können, lassen sich in drei Gruppen
theilen:
1) Störende Ursachen, welche in der Beschaffenheit des zum Mörtel verwendeten
Sandes liegen. Es kann sowohl die physikalische, wie die chemische
Beschaffenheit ein Erhärten verhindern;
2) die Einwirkung fremder Stoffe auf den frischen Cementmörtel, z.B. von stark
säurehaltigen Flüssigkeiten, Pflanzenölen, gerbsäurehaltigen Laugen, saurem Bier
in Bierkellern, organischen Stoffen, Einwirkung von schwefelsaurem Kali oder
Natron, oder sonstigen in den Ziegelsteinen oder im Erdboden enthaltenen
löslichen Stoffen;
3) die unrichtige Verarbeitung oder Behandlung des Mörtels. Hierhin gehört z.B.
das sogen. Stören des Cementes, d.h. das Verarbeiten desselben, nachdem die
Abbindung schon begonnen hat. Dasselbe kann bei Raschbindnern am leichtesten
vorkommen, ist aber auch bei Langsambindnern nicht ausgeschlossen, wenn z.B. der
Mörtel lange vor der Verwendung zubereitet wird und stehen bleibt. Die Erhärtung
kann dann noch eintreten, sie wird aber stets in geringerem Maasse eintreten.
Hierher gehört auch das sogen. Ersäufen des Cementes, d. i. die Gefährdung oder
gänzliche Verhinderung des Erhärtens durch zu grossen Wasserzusatz beim Anmachen
des Mörtels. Endlich kann die Erhärtung verhindert werden durch Austrocknen des
Mörtels.
Die Erhärtung des Cementes läuft der Wasseraufnahme desselben parallel. Die
höchstmögliche Erhärtung tritt mit vollendeter Wasserbindung ein. Nach Feichtinger, Die chem. Technologie der
Mörtelmaterialien, 1885, findet die Wasseraufnahme des reinen
Cementmörtels wie folgt statt.
Der Mörtel enthält an chemisch gebundenem Wasser:
Gleich nach dem Anmachen
0,99
Proc.
nach
4
Stunden
1,41
„
„
20
„
2,29
„
„
3
Tagen
5,62
„
„
7
„
6,85
„
„
14
„
7,96
„
„
18
„
8,45
„
„
21
„
8,91
„
„
24
„
10,40
„
„
28
„
10,52
„
„
35
„
11,34
„
„
42
„
11,35
„
„
49
„
11,50
„
„
56
„
11,60
„
„
80
„
11,56
„
Die Proben sind unter Wasser erhärtet. Schiffner fand bei Wiederholung des Versuches Zahlen, die annähernd
mit denen von Feichtinger übereinstimmen. An
feuchter Luft findet die Wasseraufnahme etwas langsamer statt als bei Erhärtung
unter Wasser. Schiffner suchte nun festzustellen,
in welcher Weise das Erhärten der Mörtel durch geringere Zufuhr von Wasser und
durch gänzlichen Mangel desselben beeinflusst wird. Das Ergebniss der seit 3
Jahren fortgesetzten Untersuchungen ist das folgende:
1) Die Normenkuchen, welche 24 Stunden im bedeckten Kasten, dann 27 Tage unter
Wasser und von da ab an der Luft im Laboratorium aufbewahrtIm Laboratorium war die Luft sehr
trocken. wurden, sind sämmtlich durchaus volumenbeständig und
von tadelloser Erhärtung. Auch bei den ältesten zeigt sich keine Spur von
Abnahme der Festigkeit oder irgend einer Formveränderung.
2) Die 24 Stunden im bedeckten Kasten, dann 3 Tage unter Wasser und von da ab im
Laboratorium an der Luft aufbewahrten Kuchen sind ebenfalls sämmtlich bis heute
ohne Form Veränderung geblieben; die Härte derselben ist jedoch geringer als die
der Kuchen 1).
3) Die ohne jede Befeuchtung an der Luft im Laboratorium aufbewahrten Kuchen sind
sämmtlich mehr oder weniger mürbe, bröcklig und ohne jede Festigkeit. Das
Zerfallen derselben begann am Rande und pflanzte sich gegen die Mitte der Kuchen
fort. Die Zeitdauer bis zum Beginne des Zerfalles war abhängig von der
Jahreszeit, von der Mahlung, der Bindezeit, der Energie der Anfangserhärtung.
Bei austrocknender Luft im Frühjahre, bei starker Heizung im Winter trat der
Beginn des Zerfalles schon nach 2 bis 3 Monaten ein. Diese Erfahrungen wurden
durch Prüfung von Cementen verschiedener Herkunft bestätigt. Bei Cementen,
welche auf dem 5000-Maschensiebe einen bedeutenden Rückstand liessen, trat der
Zerfall noch früher ein.
Von der Thatsache ausgehend, dass gut erhärteter Portlandcementmörtel etwa 10 bis
12 Proc. Wasser chemisch gebunden enthält, lag der Schluss nahe, dass Mörtel
während der Erhärtung gar kein Befeuchten bedürfen, wenn man nur dafür sorgt,
dass das im Mörtel enthaltene Anmachwasser (etwa 27 Proc.) bei der Erhärtung
nicht entweicht. Es ergab sich auch, dass ein bei der Erhärtung vor Austrocknen
geschützter Kuchen gut erhärtet, wenn der Schutz so lange andauert, bis der
Gehalt an chemisch gebundenem Wasser im Minimum etwa 7 Proc. beträgt.
Wird das Austrocknen des Portlandcementmörtels künstlich beschleunigt, demselben
durch Erwärmen in den ersten 3 Tagen das hygroskopische Wasser entzogen, so
findet keine weitere Erhärtung mehr statt.
Naturgemäss wird das Austrocknen der Mörtel durch Aufstreichen derselben in
dünnen Schichten sehr beschleunigt. Damit stimmt auch überein, dass Cemente in 1
½ bis 2 cm dicken Schichten bei Lagerung im Laboratorium ihre Form und
Festigkeit behielten, also dem Austrocknen widerstanden, während dieselben
Cemente in dünnen Lagen mürbe wurden und zerfielen. Solche mürbe Kuchen
enthielten etwa 4 Proc. chemisch gebundenes Wasser und erhärteten beim
nachträglichen Einbringen in Wasser, wenn sie 4 Wochen darin verblieben. Die
Festigkeit der richtig behandelten Cemente wurde auf diesem Wege
natürlich nicht erreicht.
Aus allen angeführten Thatsachen ergibt sich der folgende Schluss: Die Befeuchtung des Portlandcementmörtels und der Schutz
desselben vor Austrocknung in den ersten Tagen nach der Herstellung sind
unbedingte Erfordernisse für die gute Erhärtung. Wird diesen
Bedingungen nicht genügt, so wird dadurch das Erhärten des Mörtels wesentlich
beeinträchtigt und ein Zerfallen desselben in kürzerer oder längerer Frist
herbeigeführt, wenn der Mörtel nicht allein in den
ersten Tagen, sondern überhaupt ohne
Schutz vor Austrocknen bleibt. Das Austrocknen der Mörtel wird durch Auftragen
in dünnen Lagen, durch trockene Ziegelsteine oder durch scharfen Wind
begünstigt.
Schiffner wendet sich am Schlusse seines Vortrages
gegen Tetmajer's Behauptung, dass die deutsche
Normenprobe einseitig und unzulänglich sei (vgl. 1889 273 593) und gegen seine Theorie des Lufttreibens. Das Mürbewerden und
Zerfallen mancher Cemente an trockener Luft liegt nach Tetmajer in einer unvollkommenen Mischung und Aufbereitung des
Rohmaterials. Nach Schiffner ist die Erklärung
dieser Erscheinung in den von ihm angestellten Versuchen gegeben. Ein dicker
Cementkuchen mit nicht scharf und dünn auslaufenden Rändern zerfällt auch ohne
Wasserzuführung an der Luft nicht, während ein Kuchen von demselben Cement, dünn
aufgetragen, mürbe wird, wenn man ihn austrocknen lässt.
Schiffner führte entgegen der Behauptung Tetmajer's, dass die Darrprobe ein Mittel zur
Erkennung der Lufttreiber sei, an, dass sämmtliche bei seinen Versuchen
verwendeten Cemente die Darrprobe bestanden haben. Ebenso behauptet er, dass
jeder Cement, der die Normenvolumenbeständigkeitsprobe tadellos besteht, auch
die Darrprobe bestehen müsse, falls dieselbe richtig ausgeführt wird. Die
Plattendarrprobe – von der Kugeldarrprobe nicht zu reden – ist schon deswegen
nicht in die Normen aufgenommen worden, weil ein Cement nach derselben als gut
erscheinen kann, während die Wasserprobe ihn als Treiber kennzeichnet.
Nach Schott beginnt das Zerfallen an der Luft häufig
damit, dass sich an der unteren ebenen Fläche der Kuchen kleine Erhöhungen
bilden. Beim Berühren mit der Messerspitze löst sich an diesen Punkten ein
dünnes Blättchen ab, und darunter befindet sich ein helleres Körnchen, aus
schwächerer Masse bestehend. Schott fand in den
zerfallenen Kuchen unter diesen Umständen oft 30 Proc. kohlensauren Kalk. Bei
nassen Cementen findet durch Kohlen säure aufnähme eine Nachhärtung statt; tritt
die Kohlensäure in den trockenen Cement, so scheint ein Zerspringen der
Theilchen stattzufinden.
In einer Entgegnung, Lufttreibende Portlandcemente und
die Darrprobe, hebt Tetmajer hervor, dass
Schiffner, wie aus seiner eigenen Abhandlung
hervorgeht, mit tadellosen Cementen gearbeitet hat, die nebst den deutschen
Normenproben auch die Darrprobe bestanden haben. Die Schlussfolgerungen Schiffner's, sowohl was den Werth der Darrprobe und
ihre Beziehungen zur Wasserprobe, als auch was das Verhalten der Probekörper an
der Luft anlangt, können sich, da er mit tadellosen Cementen gearbeitet hat, nur
auf tadellose Cemente beziehen und es ist nicht zulässig, dieselben auf alle
Handelswaren dieser Kategorie zu erstrecken.
Der Umstand, dass das Lufttreiben der Cemente durch dieselben Agentien
bedingt wird wie das Wassertreiben findet nach Tetmajer darin seine Erklärung, dass der Unterschied zwischen
Lufttreibern und Wassertreibern bloss ein gradueller ist. Die Lufttreiber sind
die obersten Glieder in der Reihe der Kalktreiber, die nach oben an den in jeder
Hinsicht normalen Portlandcement, nach unten an diejenigen Species grenzen, die
sowohl in Wasser als an der Luft unbeständig erscheinen.
Die Differenzen sind wohl darauf zurückzuführen, dass Schiffner gute Cemente absichtlich schlecht behandelt und dadurch den
Zerfall derselben herbeigeführt hat, während Tetmajer bei einzelnen Cementen trotz richtiger Behandlung ein
Mürbewerden und Zerfallen an der Luft beobachtet hat. Solche Cemente, die
übrigens ziemlich selten zu sein scheinen, werden durch die Darrprobe
gekennzeichnet.
Tetmajer führt folgendes Beispiel eines derartigen
Cementes an. Ein Portlandcement, aus welchem ein misslungener Betonboden in
einem Luzerner Privatgebäude hergestellt worden war, zeigte gleichzeitig die
Eigenschaft, nach etwa 2monatlicher Magazinirung die Fassdauben zu zersprengen.
Aus einem solchen zersprengten Fasse wurden zwei Proben entnommen, die eine vom
Rande, die zweite von der Mitte. Das Material vom Fassrande hatte alle Proben
(Glüh-, Koch-, Darr- und die Plattenproben, Luft- und Wasserlagerung) vollkommen
bestanden, während dasjenige aus der Fassmitte die Darr-, Glüh- und Kochproben
nicht bestanden hatte, an der Luft nach etwa ½ Jahre zu zerfallen begann und
heute fast vollständig zerfallen ist. Nach etwa 1½jähriger Luftlagerung fand Dr.
Heintzel für die Proben aus der Fassmitte 4,77
Proc. H2O, vom Fassrande 6,43 Proc. H2O. Die Probekörper hatten in der ersten Phase
der Erhärtung trotz gleichartiger Behandlung entweder verschieden grosse
Wassermengen aufgenommen, oder es hatten die an der Luft zerfallenen Probekörper
bei gleicher Wasser aufnähme einen Theil ihres Wassergehaltes zufolge der
Aufnahme atmosphärischer Kohlensäure wieder abgegeben. Der Kohlensäuregehalt
beider Proben war der gleiche, 11,8 bezieh. 11,4 Proc. Diese Uebereinstimmung
lässt sich nur dadurch erklären, dass der angemachte Mörtel die Differenz an
Kohlensäure unter gleichzeitiger Wasserabgabe aufgenommen hat und dann zerfallen
ist. (Schweizer Bauzeitung und Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 420. Die Entgegnung
Schiffner's s. Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 495.)
(Schluss folgt.)