Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Autor: | Morgen |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 141 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Schluss des Berichtes S. 117 d.
Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Ueber den Ursprung der Weinhefe und hieran sich knüpfende
praktische Folgerungen von H. Müller-Thurgau.
(Weinbau und Weinhandel, 1889 Nr. 40 und 41.)
Ueber die Wirkung verschiedener Zuchthefen auf den Wein
haben Rietch und Martinand
Versuche ausgeführt. (Progrès Agricole et Vinicole,
1890 Nr. 13.)
Ueber den Einfluss der Elektricität und des Sonnenlichtes auf
Wein berichtet Biedermann's Centralblatt für
Agriculturchemie, Bd. 19 S. 574, nach Versuchen von D. Fraser.
Versuche über die Entstehung von Schwefelwasserstoff bei
der Alkoholgährung veröffentlichen L. Sostegni
und A. Sannino in Le Stazione
Speriment. Agrar. Ital., Bd. 18 S. 437. Die Versuche, welche mit Most, dem
Schwefelblumen zugesetzt waren, ausgeführt wurden, führten zu folgenden Schlüssen.
Die Menge Schwefelwasserstoff, welche entsteht, richtet sich mehr nach der Menge
Zucker, die zersetzt wird, als nach der vorhandenen Menge Schwefel. Vermehrt man die
Berührungspunkte des letzteren mit der Hefe, so vermehrt sich auch der
Schwefelwasserstoffgehalt und die Berührung zwischen Ferment und Schwefel ist zur
Entstehung des Gases nöthig. Bei Zutritt von Luft wird bekanntlich verhältnissmässig
mehr Zucker zersetzt, es entsteht dann aber weniger Schwefelwasserstoff, während er
sich reichlicher bei Luftmangel entwickelt.
Ueber die alkoholische Gährung und die Umwandlung des
Alkohols in Aldehyd durch den Soorpilz von G.
Linossier und G. Roux. (Comptes rendus, Bd.
110 S. 868.)
Die mit verschiedenen Flüssigkeiten vorgenommenen Gährversuche ergaben 2,7 bis 5,5
Proc. Alkohol. Die Soorhefe bildet also ein Alkoholferment. Ausser Glykose vergährt
sie Lävulose und Maltose, entwickelt sich auf Unkosten der Saccharose, ohne sie aber
zu vergähren, assimilirt die Laktose. Als Nebenproducte fielen ausser dem Glycerin
und der Bernsteinsäure Essigsäure in beträchtlicher Menge, wenig Buttersäure und
eine bedeutende Menge Aldehyd auf. Versuche zeigten, dass der Pilz Alkohol in
Aldehyd und Essigsäure umwandelt, wahrscheinlich findet jedoch nur die Bildung des
Aldehyds durch die Thätigkeit des Pilzes statt, die Umwandlung des Aldehyds in
Essigsäure dagegen durch Oxydation, da der Aldehyd dem Pilze nicht als
Nahrungsmittel zu dienen vermag. Weitere Studien führten zu dem Schlusse, dass die
Soorhefe Alkoholferment und Oxydationsmittel gleichzeitig ist. Die durch den
Soorpilz hervorgerufene Gährung gleicht also der durch untergetauchte Mucores
bewirkten, der Soorpilz darf demnach nicht bezüglich seiner Gährwirkung zur Gruppe
der Saccharomyceten gestellt werden.
Ueber die Vergährung des Traubenmostes durch zugesetzte
Hefe von H. Müller-Thurgau. (Weinbau und Weinhandel, 1889 Nr. 45.)
Ueber Cognak, Rum und Arak. I. Mittheilung: Ueber Cognak, das
Material zu seiner Herstellung, seine Bereitung und nachherige Behandlung unter
Berücksichtigung der im Handel üblichen Gebräuche, sowie seiner Ersatzmittel und
Nachahmungen von Eugen Sell. (Arbeiten aus dem
kaiserlichen Gesundheitsamte, Bd. 6 S. 335.) Der Verfasser bespricht die
verschiedenen in den Handel gelangenden Producte, ihre Herstellung und Behandlung,
sowie die Darstellung von Kunstproducten, bringt dann eine Zusammenstellung aller
bis jetzt veröffentlichten Analysen von Cognak, sowie die im Gesundheitsamte
ausgeführten Analysen, ferner eine Besprechung der Untersuchungsmethoden auf
Verfälschungen, und kommt bei der Beurtheilung des Cognaks zu dem Schlusse, dass
durch die Prüfung des Geruches und Geschmackes von Seiten wirklich sachverständiger
Fachleute in weitaus den meisten Fällen eine viel sicherere Beurtheilung möglich
ist, als sie mit Hilfe der chemischen Analyse gewonnen werden kann.
Die Zusammensetzung einiger zur Verstärkung spirituöser
bezieh. zur Herstellung künstlichen Branntweins und Cognaksim Handel befindlichen Essenzen theilt Ed. Polenske an derselben Stelle S. 518 mit.
Ueber die Bedeutung der Verunreinigungen des
Trinkbranntweins hat Fritz Strassmann im
Anschlusse an seine früheren Untersuchungen (vgl. 1889 272 89) neue Versuche mit Hunden ausgeführt, welche die Resultate, zu
denen der Verfasser früher gelangt war, bestätigten. Der Verfasser zieht aus seinen
Versuchen den folgenden Schluss: „Für die stärkere deletäre Wirkung eines
Spiritus von 0,3 bis 0,5 Proc. Fuselöl, auf 100 Proc. Alkohol berechnet,
gegenüber einem völlig fuselfreien hat bisher weder die klinische Erfahrung,
noch das Thierexperiment Beweise erbracht; die hier mitgetheilten Versuche
lassen im Gegentheil mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass eine solche stärkere
Wirkung nicht existirt. Wir haben vielmehr Grund zu der Annahme, dass es der
Alkohol selbst ist, der, im Uebermaasse genossen, für alle die Schädigungen des
Organismus verantwortlich gemacht werden muss, die wir unter der Bezeichnung des
chronischen Alkoholismus zusammenfassen.“
(Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 327.)
Neue Untersuchungen über den Kreislauf von Saccharomyces
apiculatus von Emil Chr. Hansen. (Annales des
Sciences naturelles, Bd. 11 Nr. 3.)
Nachweis, Vorkommen und Bedeutung des diastatischen Enzyms in
den Pflanzen von Julius Wortmann. (Berichte der
deutschen botanischen Gesellschaft, Bd. 48 S. 581.)
Eine Vorschrift zur Darstellung von Diastase, welche
sich von der Lintner'schen aber nur unwesentlich
unterscheidet, gibt J. A. Wilson in Chemical News, 1890 S. 227.
Ueber die Ursache der Widerstandsfähigkeit der Sporen gegen
hohe Temperaturen hat S. Lewith Versuche
angestellt (Apothekerzeitung, Bd. 26 S. 641). Der
Verfasser prüfte die Coagulationstemperatur von Eieralbumin mit verschiedenem
Wassergehalte und fand folgende Werthe:
Eieralbumin
Coagulationstemperatur
In wässeriger Lösung
56°
Mit 25 Proc. Wasser
74 bis 80°
Mit 18 „ „
80 „ 90°
Mit 6 „ „
145°
Wasserfrei
160 bis 170°
Die Coagulation der löslichen Eiweisstoffe ist somit nicht allein eine Function der
Temperatur und der Dauer ihrer Einwirkung, sondern auch des Wassergehaltes.
Wahrscheinlich steht hiermit im Zusammenhange, dass die Desinfection, d.h. die
Tödtung von Bakteriensporen, viel leichter gelingt durch feuchte als durch trockene
Hitze.
Ueber fettspaltende Fermente im Pflanzenreiche von W. Sigmund (Monatshefte für Chemie, Bd. 11 S. 272). Dem
Verfasser ist es gelungen, aus verschiedenen Samen eine Substanz zu isoliren, welche
deutlich fettspaltende Eigenschaften zeigt.
Ueber das Tiby, einen dem Kefir ähnlichen Fermentkörper,
welcher jedoch auf Milchzucker ohne Wirkung ist, dagegen Dextrose und Rohrzucker
vergährt, berichtet Albert Pabst im Bulletin Soc. Mulhouse, 1890 S. 540. Das Ferment wird
in Frankreich, besonders von den niederen Volksschichten, zur Erzeugung eines dem
Cider ähnlichen Getränkes benutzt, indem man Rohzucker (Cassonnade) damit vergähren
lässt.
Die Darstellung von Dextran aus Hefe beschreibt R. Wegner in der Vereinszeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1890 S. 789.
Sehr eingehende Untersuchungen über die Keimung einiger
Gräser veröffentlichen T. Brown und H. Morris im Journal of the
Chemical Society, 1890 S. 446.
Zur Kenntniss der Veränderung der stickstoffhaltigen
Substanzen in den Samen der Gerste während des Keimungsprocesses theilen
A. Hilger und Fritz van der
Becke im Bierbrauer, 1890 S. 1079, daselbst
nach Archiv für Hygiene, Untersuchungen mit.
Untersuchungen über die Verbreitung und Vertheilung des
Solanins in den Pflanzen veröffentlicht E.
Wotzcal in der Naturwissenschaftlichen
Rundschau, Bd. 5 S. 154.
Die Wirkungen, welche Solanin und Solanidin auf das lebende
Protoplasma hervorruft, sind von M. Perles
untersucht worden. Beide Stoffe erwiesen sich als heftige Protoplasmagifte. (Chem. Centralblatt, 1890 Bd. 1 S. 403.)
Ueber Heizflächen in Kupfer und Eisen schreibt Bruno Bruckner in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 289. Der Verfasser kommt zu
dem Schlusse, dass es für die Leistungsfähigkeit einer Heizfläche für
Verdampfungszwecke von gar keiner Tragweite ist, ob sie aus Eisen, Messing oder
Kupfer besteht, dass jedoch jede, wenn auch noch so geringe Belegung der Rohre mit
Kesselstein irgend welcher Art die Heizwirkung ganz wesentlich beeinträchtigen muss.
Inwiefern jedoch die physikalische Beschaffenheit der Oberfläche des zur Heizfläche
verwendeten Metalles der Absetzung des Kesselsteins günstig oder ungünstig ist,
hängt von der Art des Niederschlages und der Bearbeitung des Metalles so sehr ab,
dass diese Frage eines besonderen Studiums bedarf. Die Redaction der Spirituszeitung sieht in den Ausführungen des
Verfassers eine Bestätigung der von Delbrück nach
Untersuchungen von H. Paucksch jun. und Reinke angeführten Beobachtung in Betreff des Materials
zu Kühltaschen u.s.w., wonach das Eisen in Bezug auf Leitung der Wärme dem Kupfer
praktisch ebenbürtig war. – Im Gegensatze dazu gibt Joh.
Ernst Brauer an derselben Stelle S. 299 dem Kupfer zu Kühltaschen
entschieden den Vorzug. Gusseisen ist weniger haltbar, wird leichter von Säuren und
Rost angegriffen, überzieht sich mit einer Glasur und büsst dadurch sehr an
Wärmeleitungsvermögen ein. Auch durch den Temperaturwechsel verliert es in Folge
seines geringeren Ausdehnungsvermögens an Haltbarkeit, indem leicht Risse entstehen,
welche auf keine Weise wieder dicht zu bekommen sind.
Zur Dichtung der Kesselmannlöcher empfiehlt G. Tietze in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 347, eine Mischung von Cement mit
Sand.
Vormaischbottich für Hefefabrik. Die gelegentlich einer
Anfrage ausgesprochene Befürchtung, dass eiserne Maischbottiche das Blauwerden der
Hefe veranlassen können, wird in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 347, von S. in B.
und von G. Francke als unbegründet bezeichnet.
Morgen.