Titel: | J. R. Smith's selbsthätiger Umschalter für Telephoncentralen. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 163 |
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J. R. Smith's selbsthätiger Umschalter für
Telephoncentralen.
Mit Abbildungen.
Smith's selbsthätiger Umschalter für Telephoncentralen.
Unter Nr. 54628 ist (vom 6. August 1889 ab) für Deutschland ein Umschalter patentirt
worden, welcher in den Centralstellen von Telephonanlagen benutzt werden soll und
die Verwendung eines Beamten in der Centralstelle entbehrlich macht, da er jedem der
Theilnehmer es möglich macht, sich selbst in der Centralstelle mit jedem anderen
Theilnehmer zu verbinden. Diesem Umschalter von John
Randolph Smith in Neosho, Newton County, Missouri, ist also eine etwas
andere Aufgabe gestellt, als dem Linienwähler von Mix und
Genest (vgl. 1891 279 * 85) und dem Umschalter
von Swinton (vgl. 1888 267 *
589) und deshalb weicht er auch ganz wesentlich von den letzteren ab.Als zwischen diesen und jenem stehend kann der
Telephonumschalter angesehen werden, welcher vom 4. December 1883 ab unter
Nr. 29896 für Charles Almon Jackson in
Lawrence, Mass., patentirt worden ist. Jackson
will ebenfalls ohne Centralstelle auskommen, berührt jedoch auch die
Uebertragung seiner Anordnung auf Netze mit Centralstelle; er führt aber
nicht von jedem Theilnehmer eine Leitung zu allen übrigen Theilnehmern,
sondern er verwendet nur so viele geschlossene Leitungen, als erforderlich
erscheinen, damit jeder Theilnehmer jederzeit eine derselben unbesetzt zu
finden hoffen darf. Jede Leitung läuft durch alle Sprechstellen und in jeder
durch einen Umschalter, worin sie durch zwei Contactfedern geschlossen
gehalten wird. Mittels eines über den Federn verschiebbaren Schiebers (oder
auch, falls in derselben Stelle Mehrere sprechen können sollen, mehrerer
solcher Schieber) kann jedes Federpaar von einander gedrückt und zugleich
der Apparatsatz des Theilnehmers in die betreffende Leitung eingeschaltet
werden; der Theilnehmer hört also im Telephon, ob die Leitung besetzt ist.
Findet er sie unbesetzt, so kann er den gewünschten Theilnehmer rufen. Da
nun über stets bloss dieser Theilnehmer gerufen werden soll, so sollen die
Ruf klingeln der einzelnen Theilnehmer durch beständig umlaufende, an die
Zeigertelegraphen mit Selbstunterbrechung erinnernde Wellen mit Zeigern der
Reihe nach eingeschaltet werden, so dass bei Unterbrechung des
Einstellstromes stets nur ein Weg für den Rufstrom nach der Rufklingel eines
einzigen Theilnehmers hergestellt ist. Es scheint, dass Jackson für die Rufzwecke eine besondere
Leitungsanlage verwenden will, die zu allen Zeigerwellen geführt
wird.
Smith braucht von jedem Theilnehmer nur zwei
Leitungsdrähte nach der Centralstelle zu führen; dagegen braucht er in letzterer für
jeden Theilnehmer einen Umschalter, in welchem bei n
Theilnehmer n (2n – 2)
Contacte erforderlich sind und die n (2n – 2) Contacte sind durch n (n – 1) Zimmerleitungsdrähte paarweise mit
einander zu verbinden. Wie dies zu geschehen hat, lässt Fig. 1 erkennen, in
welcher die Verbindungen für ein Netz mit vier Theilnehmern, jedoch nur die Contacte
der drei Umschalter I, II und IV angegeben sind. Jeder
Umschalter hat also hier sechs Contacte und diese zerfallen in zwei Gruppen; die
Contacte der linken Gruppe sind mit den Ziffern 1, 2, 3
und 4, die der rechten Gruppe mit a, b, c und d bezeichnet,
wodurch zugleich die Beziehungen der Contacte jedes Umschalters zu den drei anderen
Umschaltern angedeutet sein sollen.
Auf die sechs Contacte können sich sechs, auf eine gemeinschaftliche Achse
aufgesteckte und durch sie zugleich leitend verbundene Contacthebel auflegen, wenn
sie sich mit einem an jedem angebrachten Zahne in eine Vertiefung in einer um ihre wagerechte
Achse drehbaren Walze einsenken können. Diese Walze kann von der zu ihr gehörigen
Sprechstelle aus elektrisch in schrittweise Umdrehung versetzt werden. Dazu ist bei
jedem Umschalter ein Elektromagnet E (Fig. 2) vorhanden,
welcher bei jeder Stromgebung zufolge der Ankeranziehung mittels einer Klinke ein
auf die Walzenachse aufgestecktes Schaltrad um einen Zahn, die Walze aber hier um
den vierten (allgemein aber um den nten) Theil des
Umfanges dreht. Ein besonderes Gesperre verhindert eine grössere Drehung. Bei der
darauf folgenden Stromunterbrechung reisst die Abreissfeder den Anker wieder ab.
Während der Ruhe steht die Walze in jedem Umschalter so, dass die Zähne der
sämmtlichen Hebel der rechten Gruppe in einer gemeinschaftlichen Vertiefung liegen;
bei der Drehung kommen stets nur die Zähne von zwei Hebeln in Vertiefungen zu liegen
und zwar entweder die Hebel von 1 und a, oder von 2 und b, oder von 3 und c, oder endlich von 4 und
d.
Textabbildung Bd. 281, S. 163Smith's selbsthätiger Umschalter für Telephoncentralen. In jeder Sprechstelle ist ausser dem telephonischen Apparatsatze, welcher
einerseits an Erde liegt, während andererseits von ihm ein Draht L (Fig. 2) nach der
Centralstelle läuft, noch ein Kurbelumschalter vorhanden, dessen Kurbelachse
ebenfalls mit der Leitung L in Verbindung gesetzt ist.
Ausserdem besitzt der Kurbelumschalter allgemein n im
Kreise stehende Contactstifte, welche leitend mit dem zweiten von der Sprechstelle
nach der Centralen laufenden Leitungsdrahte N verbunden
sind. Zwischen N und L
sind in der Centralstelle der Elektromagnet E und die
Batterie B eingeschaltet. Für gewöhnlich steht jede
Kurbel auf demjenigen Contactstifte, welcher mit der Nummer des Theilnehmers und der
Sprechstelle bezeichnet ist; die übrigen Stifte tragen der Reihe nach die Nummern
der übrigen Theilnehmer. Für gewöhnlich ist also jeder Elektromagnet E durchströmt; wird die Kurbel des zu ihm gehörigen
Umschalters gedreht, so wird der Strom zunächst unterbrochen, dann wieder so oftmals
geschlossen, als Stifte von der Kurbel erreicht werden; um ebenso viele Schritte
dreht sich also auch die von dem Elektromagnete E
beeinflusste Walze. Das Rückwärtsdrehen der Kurbel verhindert ein Gesperre. In jeder
Stellung auf einem Contactstifte kann die Kurbel durch Einstecken eines Vorsteckers
neben dem Stifte festgelegt werden. Von der Leitung L
ist noch ein Draht y nach der gemeinschaftlichen Achse
Y der Contacthebel geführt; nach dem
Vorausgegangenen setzt sich für gewöhnlich in der Centralen jede Telephonleitung L über Y nur bis a, b, c, d fort.
Will ein Theilnehmer seine Leitung mit der eines anderen Theilnehmers verbinden,
so hat er seine Kurbel auf die Nummer dieses Theilnehmers zu stellen, dreht dadurch
die Walze in seinen Umschalter um so viele Schritte, dass der von seinem Umschalter
zum Umschalter des gewünschten Theilnehmers verbundene Contactstift mit Y und L verbunden wird,
zugleich aber auch Y von den noch vorhandenen, mit den
Umschaltern der übrigen, nicht gewünschten Theilnehmer verbundenen Stiften der
rechten Gruppe gelöst wird, diese Theilnehmer nun also sich nicht mehr mit dem
rufenden verbinden können. Der gewünschte allein vermag den Ruf zu hören und tritt
nun mit dem rufenden ins Gespräch, dreht jedoch ebenfalls die Kurbel seines
Umschalters und zwar auf die Nummer des rufenden, damit auch ihn von jetzt ab nicht
noch ein anderer rufen und so das Gespräch stören kann.
Bei der Benutzung dieser selbsthätigen Umschalter spielen sich nun die Vorgänge bei
Eröffnung und Schluss eines Gespräches in folgender Weise ab.
Während keine Stelle mit einer anderen spricht, stehen alle Kurbeln auf den zu ihren
Stellen gehörigen Contactstiften, alle Elektromagnete E
sind durchströmt und alle Contacte der rechten Gruppe (a, b,
c und d) sind in jedem Umschalter mit der
Achse Y und der Leitung L
verbunden. Will nun z.B. der Theilnehmer II mit dem
Theilnehmer IV sprechen, so stellt er seine Kurbel auf
den Stift 4 und ruft; die Contacte a und c im Umschalter II sind jetzt von Y
gelöst, 4 und d mit Y verbunden, die Rufströme können also über b und Y im Umschalter IV zu der Sprechstelle des gewünschten Theilnehmers
gelangen, aber weder von a aus zum Theilnehmer 1, noch von c aus zum
Theilnehmer III. Der Theilnehmer IV hört den Ruf und beantwortet ihn, stellt aber
zugleich seine Kurbel vom Stifte 4 auf 2, so dass nun im Umschalter IV nur noch die Contacte 2 und b mit Y verbunden sind,
nicht aber a und c. Das
Gespräch wird also nun ungestört zwischen II und IV geführt werden können. Ist es beendet, so stellen
II und IV wieder ihre
Umschalterkurbeln auf die Stifte 2 und 4 und stellen dadurch auch in der Centralen den
ursprünglichen Zustand wieder her.
Sucht während des Gesprächs zwischen den Theilnehmern II
und IV ein anderer Theilnehmer einen jener beiden zu
rufen, so wird er auf seinen Ruf keine Antwort bekommen, auch wird seine eigene
Glocke beim Rufen nicht läuten und er merkt daraus, dass der gewünschte Theilnehmer
zur Zeit besetzt ist; er wird natürlich eine Antwort auf seinen Ruf erst erhalten
können, wenn II und IV ihr
Gespräch beendet haben.