Titel: | Neue Schreibmaschinen. |
Autor: | Kn. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 229 |
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Neue Schreibmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neue Schreibmaschinen.
Seit dem letzten Berichte in D. p. J., 1890 276 * 97, über die Fortschritte auf dem Gebiete der
Schreibmaschinen sind wieder eine Keine neuer Maschinen auf den Markt gelangt, von
denen einige auch in Deutschland bereits vertrieben werden, ein Beweis, dass sich
auch das deutsche Publikum mehr und mehr mit dem Wesen und den Vortheilen der
Schreibmaschinen vertraut zu machen beginnt. Ueber diese neuen Maschinen, welche
zumeist auch in Deutschland patentirt sind, sei in Folgendem berichtet, und zwar
werde mit den Maschinen deutscher Constructeure begonnen.
Eine sehr interessante Maschine liegt zunächst in dem sogen. Elektrographen von C. A. Brackelsberg in
Hagen i. W. vor, dem Erfinder der bekannten Westphalia-Schreibmaschine, über welche in D. p.
J. 1887 263 * 178 berichtet wurde. Die neue Brackelsberg'sche Maschine (* D. R. P. Nr. 52185) wird
mittels Elektricität betrieben, und bewirkt das Anschlagen einer Taste der Klaviatur
nur die Schliessung des Stromes, während alle weiteren Bewegungen danach selbsthätig
vor sich gehen. Die Maschine besitzt einen während des Gebrauches der Maschine
beständig in Umdrehung befindlichen senkrecht angeordneten Typencylinder, dessen
oberer Theil in der Fig. 1 oben in der Mitte vor dem
zu beschreibenden Papier ersichtlich ist.
Dieser Typencylinder besitzt ferner zwei sich diametral gegenüberstehende
Anhaltestifte und muss zur Einstellung der gewünschten Type in die Drucklage eine
peripherische und eventuell auch eine axiale Einstellung erfahren, da er die
Typen in fünf über einander liegenden Kreisen enthält. Die erstere Einstellung
erfolgt mit Hilfe der in der Figur links ersichtlichen neun Elektromagnete, von
denen der zu der gewünschten Type bezieh. Typengruppe gehörige beim Tastenanschlag
seinen Ankerhebel anzieht und damit einen Knaggen in die Bahn der am Typencylinder
befindlichen, oben genannten Anhaltestifte bringt. Da solcher Stifte zwei und
andererseits neun Elektromagnete vorhanden sind, so gibt das 18 peripherische
Einstellungen, den 18 Typen in jedem Horizontalkreise entsprechend.
Textabbildung Bd. 281, S. 228Fig. 1.Brackelsberg's Elektrograph. Die axiale Einstellung des Typencylinders geht von den zwei in der Mitte
der Maschine angeordneten Elektromagneten aus, welche einen gemeinsamen, zwischen
den letzteren gelagerten Ankerhebel haben, der sich bis zum Typencylinder erstreckt
und letzteren oben gabelförmig umfasst. Je nach der angeschlagenen Taste wird der
eine oder der andere Elektromagnet erregt, wodurch der Ankerhebel, und damit der
Typencylinder, nach oben oder unten bewegt wird, wobei der Ausschlag durch einen von
zwei vorhandenen, ebenfalls selbsthätig eingestellten Knaggen begrenzt wird. Der
Typencylinder kann somit von seiner Mittelstellung aus in zwei untere und in zwei
obere Lagen eingestellt werden, was zusammen mit den 18 peripherischen Lagen im
Ganzen 90 verschiedene Einstellungen ergibt, entsprechend den 90 verwendeten Typen.
Die Einfärbung der letzteren wird dabei mittels eines Farbröllchens bewirkt.
Der Abdruck erfolgt gleichfalls selbsthätig mittels eines das Papier gegen den
Typencylinder anpressenden Hammers, und geschieht in gleicher Weise selbsthätig die
Verschiebung des Papiers zur Herstellung der Buchstaben- und Wortzwischenräume. Die
Herstellung der Buchstabenzwischenräume erfolgt, der Typenbreite entsprechend, in
fünf verschiedenen Grössen, welche verschiedenen Schaltungen mit Hilfe der fünf in
der Figur rechts über der Klaviatur ersichtlichen Elektromagnete erzielt wird. Ist
auf diese Weise ein Wort gebildet, so wird zur Erzielung des Wortzwischenraumes die
Zwischenraumtaste angeschlagen und in der beschriebenen Weise weiter verfahren, bis
eine Zeile entstanden ist. Alsdann wird durch einen Druck auf einen besonderen
Hebel das Papier um eine Zeile gehoben.
Nach Anschlag der betreffenden Taste vollziehen sich somit bei dieser neuen Brackelsberg'schen Maschine fast sämmtliche Bewegungen
selbsthätig, und zwar mit grösster Schnelligkeit und Genauigkeit. Der 25 g schwere
und 35 mm im Durchmesser haltende Typencylinder macht etwa 800 Umdrehungen in der
Minute und wird beim Niederdrücken einer Taste für eine ganz kurze Zeit so
angehalten, dass die der angeschlagenen Taste entsprechende Type dem Hammer genau
gegenübergestellt und unmittelbar darauf zu Papier gebracht wird. Sobald die Type
abgedruckt ist, weicht der Hammer wieder für den nächsten Druck zurück; während der
Typencylinder von dem beständig umlaufenden Motor wieder mitgenommen wird.
Dabei ist es gleichgültig, ob man die angeschlagene Taste längere oder kürzere Zeit
niedergedrückt hält. Es wird also die Geschwindigkeit des Arbeitens der Maschine von
derjenigen des Schreibenden getrennt, indem die Maschine in ihren Bewegungen bei
neuem Tastenanschlage dem Schreibenden um ein Stück voraus ist, weil der Rückgang
der Mechanismen schon eher bewirkt ist als die Taste losgelassen ist. Es ist das ein
wesentlicher Vorzug der Brackelsberg'schen. Maschine
gegenüber anderen Schreibmaschinen, bei denen erst die für den Rückgang der
Mechanismen, die mit der Taste verkuppelt sind, erforderliche Zeit nach dem
Loslassen der Taste vergehen muss, ehe man den folgenden Buchstaben anschlagen
kann.
Die Maschine, die in elektrische Lichtleitungen eingeschaltet oder durch
Batteriestrom betrieben werden kann, schreibt deutsche, lateinische und Rundschrift,
und sieht ihre sofort sichtbare Schrift nach den uns vorliegenden Proben der ersten
Versuchsmaschine schon sehr gut aus. Zufolge der sorgfältigen, oben genannten
Zwischenraumvertheilung macht die Schrift einen angenehmen, dem Buchdruck ähnelnden
Eindruck. Die Ausführung der Maschine hat die Bielefelder
Maschinenfabrik vorm. Dürrkopp und Co. übernommen.
Von den ausserdeutschen Constructionen sei zunächst eine
Maschine von A. P. Eggis in Freiburg (Schweiz) genannt,
welche in Deutschland unter Nr. 52906 patentirt ist, als eine Verbesserung der unter
Nr. 39044 geschützten Maschine desselben Constructeurs.
Bei der im Hauptpatente beschriebenen Maschine ist die mit Typen ausgerüstete Platte
um einen seitlichen Zapfen drehbar, welcher von einer durch Scharniere am Gestelle
befestigten Unterlage gestützt wird. In Folge dieser Anordnung werden die Typen
schräg auf das Papier gedrückt und ein ungleichmässiger Abdruck derselben
herbeigeführt. Es ist deshalb die Maschine dahin abgeändert worden, dass die Typen
auf einem Kautschukringe angebracht sind, welcher mittels eines Ringes an der
unteren Seite einer um einen senkrechten Zapfen drehbaren Glocke befestigt ist. Oben
trägt die Glocke einen Zeiger, den man auf einer concentrischen Scala einstellt,
worauf die eingestellte Type durch Niederdrücken der Glocke zum Abdruck gebracht
wird. Hinsichtlich der Typenanordnung weist die neue Eggis'sche Maschine ausser den an der Glocke befestigten Typen noch zwei
für sich zu benutzende Typen zum nachträglichen Drucken von Accents auf,
entsprechend der Bestimmung der Maschine für Deutsch, wie für Französisch.
Eine fernere Eigenthümlichkeit zeigt die Maschine insofern, als die zum
Einstellen einer Type vorhandene Scala verstellbar ist, um auf der Maschine
chiffrirte Schriftstücke herstellen zu können. Das Maass der Verschiebung der Scala
bildet dann natürlich den Schlüssel der Geheimschrift.
Die Maschine hat eine Grösse von etwa 30 cm in Länge und Breite, ist
verhältnissmässig leicht und arbeitet im grossen Ganzen zufriedenstellend. Die
Ausführung hat die Eggis Type Writer Co., Lim., 28
Leadenhall Street, London (Vertreter Uhlich und Müller)
übernommen, von der nähere Mittheilungen nicht zu erlangen waren.
Ferner sei noch eine kleine Schweizer Geheimschriftschreibmaschine genannt, die für
den Preis von 200 M. von Rymtowtt-Prince und Co. in
Genf in den Handel gebracht wird. Diese Maschine (* D. R. P. Nr. 57812) ist
hauptsächlich für Officiere bestimmt, welche mit Hilfe derselben in Geheimschrift
gedruckte Briefe auswechseln können, die nur durch denjenigen entziffert werden
können, der einestheils den „Schlüssel“ der Geheimschrift kennt und
anderentheils eine eben solche Schreibmaschine besitzt. Die damit gedruckten Briefe
sind ausserdem von so geringer Dimension, dass dieselben durch deren Träger mit der
grössten Leichtigkeit versteckt werden können.
Die Typen sind im Kreise an einer Platte angeordnet, die nach einer darüber
befindlichen Indexplatte mit Zeiger eingestellt wird, worauf man mittels eines in
der Mitte der Maschine befindlichen, niederzudrückenden Zapfens einen Papierstreifen
an die eingestellte Type anhebt. Bezüglich der weiteren Einrichtung muss auf die
Patentschrift Nr. 57812 hingewiesen werden.
Textabbildung Bd. 281, S. 229Fig. 2.Hammond's neue Schreibmaschine. Die in Rede stehende Maschine druckt den Text des Briefes auf einen sehr
dünnen bandförmigen Papierstreifen, welcher, wenn dies wünschenswerth erscheint, vom
Empfänger auf ein grösseres Papier aufgeklebt werden kann, wie dies beim
Drucktelegraphen üblich ist. Die Maschine ist so klein (8 cm Durchmesser und 4,5 cm
Höhe), dass sie in die Tasche gesteckt werden kann, und dennoch sind alle
Bestandtheile derselben so stark und sorgfältig ausgeführt, dass sie durch
ungeschickte Hände gehandhabt werden kann, ohne in Unordnung zu gerathen. Die
Maschine ist mit einer Vorrichtung versehen, welche es gestattet, einen mit
derselben geschriebenen Brief in beliebig vielen Exemplaren zu vervielfältigen, um
gleichzeitig an mehrere Personen versendet zu werden. Endlich ist die Maschine mit einem
kleinen Mechanismus versehen, welcher es gestattet, den bedruckten Papierstreifen in
Form einer ganz kleinen Rolle zusammenzurollen.
Von amerikanischen Maschinen hat zunächst die bekannte
Hammond-Schreibmaschine eine neue Bauart in einigen
Theilen erhalten, über welche unter Nr. 28747 in Deutschland patentirte Maschine in
D. p. J. 1888 267 * 152
berichtet wurde. Die hauptsächlichste Abänderung der neuen Maschine (* D. R. P. Nr.
58104), die in der Fig. 2 veranschaulicht ist,
betrifft die Klaviatur, die bei der älteren Maschine concentrisch zur Typenachse
angeordnet war, was ein sehr leichtes Spielen derselben ermöglicht. Da indess von
Seiten des Publikums, namentlich desjenigen, welches bereits an andere
Schreibmaschinen gewöhnt war, Wünsche nach einer geradlinigen, der Remington-Maschine ähnelnden Klaviatur geäussert
wurden, entschloss sich die Gesellschaft, die Maschine für diesen Theil der Käufer
dementsprechend abzuändern. Gleichzeitig erfuhr die Lagerung der Typenhebel und
deren Verbindung mit den Typensectoren eine Abänderung, bezüglich deren Einzelheiten
auf die Patentschrift Nr. 58104 verwiesen werden muss.
Zur Erklärung der Fig. 2 sei bemerkt, dass 2, 3 die Tastenhebel sind, deren Bewegung mit Hilfe
zweier quer darüber liegender Hebel und der Hubstangen 5 auf die beiden Typenradsegmente 1
übertragen wird. Die letzteren enthalten mehrere wagerecht über einander liegende
Typenreihen, deren Einstellung in die Drucklage mittels der besonderen Tasten 7 erfolgt, welche durch Sperrungen 18 längere Zeit in dieser Lage erhalten werden können.
Der Abdruck der eingestellten Type auf dem in einem Wagen 12 aufbewahrten und von Walzen 21 gehaltenen
Papiere wird unter Vermittelung des auf den Spulen 16
aufgewickelten Farbbandes 17 von dem Hammer 22 bewirkt. Die Wortspatienbildung wird in bekannter
Weise mittels der Taste 8 vorgenommen.
Textabbildung Bd. 281, S. 230Fig. 3.Neue Fitch' Schreibmaschine. Die Hammond Type Writer Company, deren
Generalvertreter für Deutschland und Oesterreich-Ungarn die Herren Schrey und Sporken in Berlin S. W., Krausenstrasse Nr.
35, sind, bringt beide Bauarten zur Ausführung, und ist die neue Bauart auch in
Deutschland bereits auf dem Markte erschienen. Die Gesellschaft gibt indess
nach wie vor der älteren Bauart (D. R. P. Nr. 28747) den Vorzug, mit welcher sich
nach ihrer Ansicht wesentlich bequemer und rascher arbeiten lässt. Die Vorzüge
dieser Maschine hinsichtlich Schnelligkeit und Genauigkeit der Arbeit sind im
Uebrigen bekannt und bedürfen keiner weiteren Hervorhebung. Es sei nur noch
angeführt, dass die Hammond-Schreibmaschine zur Zeit in
über 15000 Exemplaren ausgeführt ist und dass der Erfinder in Amerika von Seiten des
Franklin Institute (1890) mit der Elliott Cresson Medaille ausgezeichnet ist, welche
bekanntlich nur für besondere Leistungen verliehen wird.
Textabbildung Bd. 281, S. 230Fig. 4.Victor-Schreibmaschine. In der Fig. 3 ist ferner die neueste Bauart
der Fitch-Schreibmaschine dargestellt, über welche in
D. p. J. 1887 266 * 533
berichtet wurde. Bezüglich der Einzelheiten der Construction muss dabei mit
Rücksicht auf den uns zur Verfügung stehenden Raum wieder auf die Patentschriften
Nr. 44230 und Nr. 50724 verwiesen werden. Zur Verdeutlichung der Figur sei bemerkt,
dass die zu den 27 Tasten a gehörigen Typenhebel c je drei Typen b tragen,
deren mittlere Reihe (die kleinen Buchstaben enthaltend) sich für gewöhnlich in
Druckbereitschaft befindet, während die obere und untere Reihe durch Anheben oder
Niederdrücken der Taste d in die Druckstellung geführt
wird. Beim Anschlagen einer Taste schwingt der betreffende Typenhebel c an einer der Führungen i
abwärts, färbt sich an der Farbwalze e, dieselbe bei
Seite drückend, ein und gelangt dann auf dem Papiere derart zum Abdruck, dass die
Schrift sofort sichtbar wird. Die rechts in der Figur ersichtlichen Mechanismen
dienen der Wort- und Zeilenzwischenraumbildung, während der Cylinder f das zu beschreibende Papier enthält. Die Schrift der
Maschine ist dadurch, dass kein Farbband zur Verwendung kommt, sondern dass die Type
eingefärbt wird und direct druckt, eine sehr saubere.
Die Maschine, die von der Fitch Type Writer Company, of
City Bank Buildings, Queen Victoria Street, London, auf den Markt gebracht wird,
soll gegenüber anderen Maschinen verhältnissmässig leicht und niedrig im Preise
sein. Ihre Länge beträgt 30 cm, die Breite 25 cm und die Höhe 23 cm.
Eine einfache, billige und leicht zu handhabende Maschine soll mit der Victor-Schreibmaschine der Tilton M' F' G. Company in New York, 91 Duane Street, geschaffen werden,
welche Maschine in Deutschland unter Nr. 54270 patentirt ist. In Fig. 4 ist eine perspectivische Ansicht dieser
Maschine gegeben,
aus welcher ersichtlich wird, dass die Maschine zu derjenigen Art gehört, bei
welcher ein Zeiger auf einer sectorförmigen Theilung spielt (vgl. die Boston-Schreibmaschine, 1887 266 * 530). Dieser Zeiger ist am anderen Ende verzahnt und hat damit mit
einem mit dem senkrechten Typenrade fest verbundenen Zahnrade Eingriff, so dass mit
dem Einstellen des Zeigers auf der Theilung die zugehörige Type in die Drucklage
gebracht wird.
Das Typenrad trägt seine aus Kautschuk gefertigten Lettern auf radialen federnden
Fingern, und wird eine eingestellte Type in der Weise auf dem von Walzen gehaltenen
Papiere zum Abdruck gebracht, dass man zunächst auf den Hebel c drückt, wodurch der Papierwagen um Buchstabenbreite
verschoben wird und dann durch weiteres Abwärtsbewegen von c auch den Hebel i mit niederdrückt. Dessen
Bewegung überträgt sich auf einen senkrechten Hebel, vor dem die betreffende Type
eingestellt ist, und der die letztere dann auf dem Papiere zum Abdruck bringt. Die
Einfärbung der Typen erfolgt bei der Einstellung durch ein Farbkissen, an dem die
Typen vorbeistreifen.
Dieser Victor Type Writer druckt mit kleinem und grossem
Alphabet, indem er 80 Typen besitzt. Der Preis beträgt, wie der der verwandten Bostow-Schreibmaschine, 60 M.
Textabbildung Bd. 281, S. 231Fig. 5.National-Schreibmaschine. Eine Mittelstellung bezüglich des Preises nimmt die National-Schreibmaschine ein, die von der National Type Writer Company, 715, 717 und 719 Arch
Street, Philadelphia (Nordamerika), für den Preis von etwa 250 M. seit 1 Jahre in
den Handel gebracht wird. Diese Maschine, die in Deutschland durch Patent Nr. 50292
geschützt ist, ist in der Fig. 5 in einer
Gesammtansicht dargestellt. Sie arbeitet mit Typenhebeln, welche je drei Typen
besitzen und welche diese mit Hilfe eines Farbbandes unten an der Papierwalze zum
Abdruck bringen. Die Schrift ist daher nicht sofort lesbar und dürfte die bei
Bandfärbung bekannten Mängel zeigen. Die Einstellung der drei Typenreihen erfolgt
hier durch Verschiebung des die Typenhebel tragenden Rahmens, was von den in der
Figur links ersichtlichen beiden Schalttasten aus bewirkt wird.
Die Maschine ist im Uebrigen sehr vieltheilig und dürfte bezüglich der Haltbarkeit
etwas empfindlich sein, wiewohl sie sonst zur Zufriedenheit arbeiten soll (nach The Manufacturer and Builder, 1890, Augustheft). Sie
besitzt gehärtete Stahllettern und eignet sich daher zur Herstellung von Copien, von
denen 10 bis 15 Stück gleichzeitig erzeugt werden können. Länge und Höhe der
Maschine beträgt etwa 25 bezieh. 19 cm.
Ferner sei hier noch eine amerikanische Maschine, die Merritt-Schreibmaschine genannt (* D. R. P. Nr. 51319), welche von der Lyon Manufacturing Company, 59 Fifth Avenue, New York,
hergestellt wird. Sie zeigt insofern eine Besonderheit, als bei ihr einzelne, in
einer Führung 12
(Fig. 6) neben einander gereihte Lettern 13 verwendet werden, welche Letternreihe unter der
Papierwalze 73 parallel zu dieser verschoben wird. Zum
Einstellen und Abdrucken einer gewünschten Type stellt man den Letternschlitten am
Knopfe 28 entsprechend über der Indexplatte 37 ein und drückt dann den Knopf 28 in die Einschnitte 35
nieder, wodurch zunächst mittels des Rahmens 6, 7 der
Papierschlitten verschoben und dann mittels Hebels 38
ein Schieber 40 gehoben wird, der die betreffende
Letter aus der Reihe emporhebt und durch die Führung 20
hindurch an der Papierwalze 73 zum Abdrucke bringt. Die
Einfärbung der Lettern erfolgt beim Einstellen derselben durch Vorbeistreichen an
zwei Farbröllchen.
Textabbildung Bd. 281, S. 231Fig. 6.Merritt-Schreibmaschine. Der Letternschlitten enthält 78 Typen, die derart angeordnet sind, dass
die 1., 4., 7., 10., 13. u.s.w. bis 76. Type einen grossen und die 2., 5., 8. u.s.w.
bis 77. Type einen kleinen Buchstaben darstellt, während die 3., 6., 9. u.s.w. bis
78. Type eine Zahl oder ein Schriftzeichen enthält. Zu diesen 78 Typen gehört eine
Indexplatte von 26 Schriftzeichen, welche Platte bei Benutzung grosser Buchstaben
u.s.w. entsprechend seitlich verschoben wird.
Die Merritt-Maschine ist zum Drucke von Englisch,
Deutsch, Französisch, Schwedisch und Spanisch eingerichtet und ermöglicht eine
Geschwindigkeit von etwa 65 Worten in der Minute, wenn aus dem Gedächtniss
geschrieben wird, und von etwa 45 Worten, wenn von Stenogrammen abgelesen wird. Ihre
Länge, Breite bezieh. Höhe beträgt 30 cm, 15 bezieh. 15 cm bei einem Gewichte von
etwa 3 k. Eine Gesammtansicht der Maschine findet sich in American Mail, 1889 S. 84.
Von den neuen Schreibmaschinen englischen Ursprungs ist
besonders eine in der Construction völlig neue Maschine von J. N. Maskelyne and Son, of the Egyptain Hall (England) zu nennen, die in
Deutschland unter Nr. 51498 patentirt ist und von welcher die Fig. 7 eine Gesammtansicht gibt (Engineering, 1890 S. 693). Wie ersichtlich, besitzt
die Maschine ein rahmenartiges Gestell, auf dem die Tastenhebel l gelagert sind und auf dem ferner ein kleiner Rahmen
p aufgesetzt ist, der den Papierwagen n und den Schaltmechanismus trägt. Vor dem Papier wagen
und oberhalb der Tastenhebel ist ein Quadrant auf Säulen angebracht, der zur
Lagerung der radial angeordneten und ihre Typen an ein und demselben Punkte zum
Abdrucke bringenden Typenhebel a dient.
Die Art und Bewegung der Typenhebel wird aus den Fig. 8 und 9 deutlich ersichtlich.
Der Typenhebel besitzt, wie bei der Fitch-Maschine,
drei Typen, die in der Ruhelage auf einem Farbkissen i
aufruhen und somit ebenfalls direct drucken. Der Hebel selbst ist in Führungen b und c gehalten, von
denen die letztere lediglich ein senkrechter Schlitz ist, während die erstere dem
Hebel bei seiner Vorwärtsbewegung gleichzeitig als Drehpunkt dient und von einem
feststehenden Arme e getragen wird. An diesem Arme e sind nun zwei Hebel f
und h drehbar, welche durch ein Gelenk g mit einander verbunden sind und von denen der erstere
durch eine Stange mit dem Tastenhebel l und der
letztere mit dem Typenhebel a verbunden ist, wobei er
dementsprechend als Gegengewicht ausgebildet ist. Drückt man nun eine Taste l nieder, so gehen die Theile in die in Fig. 9 gezeichnete Lage
über, d.h. der Hebel h wird um seinen Zapfen gedreht
und führt dabei den Typenhebel vom Farbkissen weg nach der Papierwalze k, auf der die betreffende Type dann zum Abdruck
gelangt. Nach Loslassen der angeschlagenen Taste l
werden die Theile durch die Feder m in ihre
ursprüngliche Lage zurückgebracht.
Textabbildung Bd. 281, S. 232Fig. 7.Schreibmaschine von Maskelyne and Son. Die Einstellung der gewünschten Typenreihe d
(kleine und grosse Buchstaben und Zeichen, Zahlen) erfolgt hier nicht wie bei der
Fitch-Maschine durch Verschiebung der
Typenhebeldrehachse, sondern durch Wagerechtverschiebung der Papierwalze k. Diese wird durch Anschlag eines der drei Hebel r (Fig. 7) erzielt,
deren Bewegung sich entsprechend auf den an der Papierwalze angreifenden Hebel s überträgt.
Textabbildung Bd. 281, S. 232Typenhebel der Maskelyne-Maschine. Ein wesentliches Merkmal bildet für die Maskelyne-Maschine ferner die Erzielung der Buchstaben- und
Wortzwischenräume. Die Wagenbewegung erfolgt durch den Zug einer Spiralfeder, wird
aber durch eine Hemmvorrichtung geregelt, welche von drei mit Ausschnitten
versehenen, unter den Tastenhebeln in einander liegenden Rahmen derart bethätigt
wird, dass die Papierverschiebung der Buchstabenbreite entspricht. Auf diese Weise
werden, wie heute von jeder besseren Schreibmaschine verlangt werden muss, zwischen
den Buchstaben gleich grosse Zwischenräume geschaffen, so dass die Schrift einen dem
Auge angenehmen Eindruck macht. Ueber diese Einrichtung, wie über die
Papierwalzenverschiebung zwecks Abdruckes einer der drei Typenreihen d gibt im Uebrigen die Patentschrift ausführlichen
Aufschluss.
Zum Schlusse sei noch auf eine kleine, billige Schreibmaschine aufmerksam gemacht,
die von der Miniature Pochet Type Writer Company, 265
Swan-Arcade, Bradford (England) hergestellt und von Benjamin
Schreiber in Berlin C. in Deutschland vertrieben wird. Sie wiegt nur gegen
130 g und dürfte bei einem Preise von 9 M. (unseres Wissens) wohl die billigste
aller Schreibmaschinen sein. Sie wird frei auf das zu beschreibende Papier
aufgesetzt und mittels zweier mit Gummi überzogener Walzen in der Schreibrichtung
über dasselbe hinbewegt (Papierzeitung). Ein
scharfzähniges Führungsrad, in welches eine elastische Sperrklinke eingreift, sorgt
dafür, dass die Vorwärtsbewegung stets genau eine Buchstabenbreite beträgt. An. der
Unterseite der rechts sichtbaren zifferblattähnlichen Scheibe, und zwar zwischen den
vom äusseren Rande der Scheibe abstehenden Zähnen, sitzen die Kautschuktypen,
sämmtlich Grossbuchstaben des lateinischen Alphabets nebst Ziffern und
Interpunctionen. Sie sind gemeinschaftlich in der Weise abgeformt, dass sie am
äusseren Umfange eines scheibenartigen Ringes sitzen, mit dem „Auge“ nach
unten gerichtet. Ihre Befestigung erfolgte dadurch, dass jeder Typenvorsprung
zwischen zwei Zähne der Zahnscheibe gedrückt, sodann die obere Typenscheibe
aufgelegt und festgeschraubt wurde. Diese Scheibe ist schräg gestellt, und die
Abdruckstelle liegt unten an der linken Seite, in der Mitte zwischen den beiden
Wandungen des kleinen Wagengestelles. An dieser Stelle ragt ein conischer Stift
empor, der in einem zwischen den Gestellwänden befestigten auf dem Papier
schleppenden Blech befestigt ist. Beim Schreiben führt man durch Drehung des Griffes
denjenigen Buchstaben nach dem Führungsstifte, welcher abgedruckt werden soll. Der
Führungsstift trifft dann in eine Zahnlücke, und wenn man die Scheibe mit leichtem
Drucke nach links kippt, wird der Buchstabe abgedruckt, wobei der conische Stift
etwaige Abweichungen regelt. Damit nicht die benachbarten Buchstaben mit abgedruckt
werden, ist das erwähnte Blech als Schablone benutzt und unter der Druckstelle
ausgeschnitten. Demnach kann immer nur ein Buchstabe mit dem Papier in Berührung
kommen, während der Druck der anderen durch das Blech aufgefangen wird. Die
Einfärbung der Buchstaben erfolgt durch einen mit Stempelfarbe getränkten, um die
Rolle a gewickelten Filzstreifen. Diese Rolle wird bei
jeder Drehung der Typenscheibe mitgenommen und versorgt somit die Typen fortgesetzt
mit Farbe. Das zur Fortbewegung dienende scharfzähnige Rädchen befindet sich bei b. Nach jedem Abdrucke eines Buchstabens schiebt man
das Maschinchen mit der linken Hand um einen Zahn, nach Schluss eines Wortes um zwei
Zähne nach rechts. Da man das Einschnappen der erwähnten elastischen Sperrklinke
fühlt, bedarf es nur geringer Aufmerksamkeit, um regelrechte Abstände zu
erzielen.
Textabbildung Bd. 281, S. 232Fig. 10.Schreibmaschine der Miniature Pocket Type Writer
Company. Die Einfachheit des ganzen Maschinchens lässt erkennen, dass ein sauberer,
gleichmässiger Druck nicht erzielt werden kann, und dass auch die Geschwindigkeit des
Arbeitens keine grosse sein kann. Immerhin wird sich aber die Maschine empfehlen,
wenn es sich um eine klare Niederschrift handelt, oder wenn eine Handschrift, wie
während Eisenbahnfahrten u.s.w., nicht durchführbar ist.
Kn.