Titel: | Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 242 |
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Neuerungen an Fräsen und
Fräsemaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 217 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen.
Fräsemaschine für Selfactorgestellrahmen.
In Engineering, 1890 Bd. 50 * S. 678, bezieh. Industries, 1890 Bd. 9 * S. 588, ist von G. Addy eine Fräsemaschine angeführt, welche mit sieben
Scheibenfräsern gleichzeitig ebenso viele Arbeitsflächen an dem Rahmengestelle für
Selfactorköpfe bearbeitet.
Diese Maschine besteht aus einem rechteckigen Rahmen a
(Fig. 45 und 46), welcher die
Bettführung b mit darauf gesteuertem Aufspanntisch c überspannt.
Textabbildung Bd. 281, S. 241Fräsemaschine für Selfactorgestellrahmen. An der Vorder- und an der Rückseite dieses Seitenrahmens a sind die Lagerschlitten für die Fräsespindel
einstellbar, ebenso an der vorderen Seite des oberen Querbalkens, während an dessen
Rückenfläche zwei stark ausladende Seitenlager d
angeschraubt sind, in welchen die Vorgelege welle läuft. Von dieser wird sowohl der
Schaltungsbetrieb des Tisches c abgeleitet, als auch
jedes einzelne der sieben Fräsewerke (1 bis 7) bethätigt.
Der Arbeitslohn für die Bearbeitung eines Gestellrahmens stellt sich bei dieser
Fräsemaschine auf 0,8 M., während die gleiche Bearbeitung unter einer gewöhnlichen
Hobelmaschine sich früher auf 5 M. belief.
Beaman's Fräsemaschine für Schieberspiegel der
Locomotivcylinder (Fig. 47).
Zum Ausfräsen der Dampfkanäle im Schieberkasten der Locomotivendampfcylinder ist von
Beaman und Smith in Providence, R. I., nach American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 14 * S. 7, die in
Fig. 47 bildlich dargestellte Fräsemaschine
gebaut worden.
Der am Locomotivcylinder angeschraubte hochkantige Rahmen trägt zwei mittels
Zahnstangentriebwerkes anzustellende Seitenständer nach Hobelmaschinenbauart, an
welchen ein Querbalken mittels Hängespindeln stellbar ist.
An dem Querbalken gleitet ein Lagerschlitten für die in Rothgussbüchsen laufende
stählerne Fräsespindel, die vermöge eines Schneckenradtriebwerkes im Verhältniss 1 :
8 von einer Schneckenwelle bethätigt wird.
An dieser letzteren ist nach vorn freiliegend eine vierfache Stufenrillenscheibe
für Schnurbetrieb angesetzt, während die Schaltung des Schlittens von der
Fräsespindel aus durch Räderwerke auf eine obere Querwelle und von dieser mittels
Schnurtrieb auf die in der Querwange gelagerte Schraubenspindel übertragen wird.
Textabbildung Bd. 281, S. 241Fig. 47.Beaman's Fräsemaschine für Schieberspiegel der
Locomotivcylinder. Zwei in entsprechende Furchen der oberen und unteren Führungsleiste der
Querwange versenkte Lineale bethätigen eine Zahnkuppelung zwischen Steuerspindel und
Rillenscheibe, indem der Lagerschlitten auf die an den Linealen vorgesehenen
Stellklötzchen anschlägt und die Kuppelung ausrückt, wodurch der Schlittenhub seine
Begrenzung findet, dessen grösster Werth auf 508 mm bemessen ist.
Diese Schaltung kann nach beiden Richtungen durchgeführt werden, wozu das am
Lagerschlitten vorgesehene Wendetriebwerk dient.
Mit einer zwischen den Rahmen eingespannten getheilten Schiene werden die
erforderlichen Messungen und Anstellungen wesentlich erleichtert.
J. Spencer's Fräsewerk für Kegelbohrungen.
Die Bearbeitung von Sitzflächen für Ventilkörbe in Dampfcylindern u. dgl. kann
mittels der nach Industries, 1891 Bd. 10 * S. 145, in
Fig. 48 zur Ansicht gebrachten tragbaren
Fräsemaschine erleichtert werden.
An dem reichlich mit Spannschlitzen versehenen Dreiecksrahmen gleitet mittels
Handradspindel und bis 305 mm Verstellung ein Lagerschlitten. In diesem treibt eine
stählerne Schnecke das auf der gusseisernen Spindel aufgesetzte Schneckenrad mit
Zahnkranz aus Rothguss, während eine stählerne Gegenspitze den Druck in der
Achsrichtung auffängt.
Die in kegelförmigen Rothgussbüchsen laufende Spindel besitzt ein Querstück, an
welchem mittels Stellspindel ein kleiner Winkelschlitten in Prismaführung geht, an
dessen zur Drehungsachse der Hauptspindel schräggestellter Bahnleiste der eigentliche
Messerhalter sich verschiebt. Diese Verschiebung erfolgt nach beendeter Einstellung
und im Arbeitsgange selbsthätig vermöge einer mit Sternrädchen geschalteten
Schraubenspindel. Kegelbohrungen von 180 bis 533 mm Durchmesser bei 300 mm Tiefe,
sowie ebene Bordflanschen bis 690 mm Durchmesser können mit dieser Maschine
Bearbeitung erhalten.
Textabbildung Bd. 281, S. 242
Fig. 48.Spencer's Fräsewerk für Kegelbohrungen.
P. Huré's wagerechtes Bohr- und Fräsewerk.
Textabbildung Bd. 281, S. 242Fig. 49.Huré's wagerechtes Bohr- und Fräsewerk. Diese Horizontalbohr- und Fräsemaschine (Fig.
49 und 50) zeichnet sich vortheilhaft in
manchen Eigenthümlichkeiten aus. Nach Revue
industrielle vom 11. October 1890 * S. 399 enthält der am senkrechten
Seitenständer gleitende Schlitten in fester wagerechter Lagerung die Bohr- und
Fräsespindel, welche auf einem Spurzapfen läuft.
Die Achsenebene dieser Spindel fällt in die lothrechte Mittelebene des Wangenbettes,
auf welcher sich ein Kreuzschlitten mit Drehtisch selbsthätig nach jeder Richtung
schalten lässt. Ausserdem ist ein Bohrstangenträgervorgesehen, in dessen Schlitz das
Lager mittels einer Hängespindel lothrecht gestellt werden kann.
Auch der Lagerschlitten für die Bohrspindel erhält Einstellbewegung mittels einer
Tragspindel, welche jedoch beim Fräsen Selbstgang erhalten kann. Der Hauptantrieb
findet von einer hochliegenden Welle aus statt, die an einem Ende die vierfache
Stufenscheibe, am anderen eine dreifache Steuerungsscheibe ebenfalls fliegend
trägt.
Mittels Winkel- und Stirnräder findet die Kraftübertragung auf eine am
Lagerschlitten angehängte Keilnuthwelle statt, von der mittels eines zweiten
Winkelradpaares die Bohrspindel bethätigt wird, eine Anordnung, durch welche der
Arbeitsraum mit Betriebsriemen nicht beeinträchtigt wird.
Textabbildung Bd. 281, S. 242Fig. 50.Huré's wagerechtes Bohr- und Fräsewerk. Die Steuerungsbewegungen werden durch die vorerwähnte dreifache
Stufenscheibe und durch Vermittlung eines Dreiradwendetriebwerkes auf eine im
Standfusse untergebrachte Quer welle und von dieser mittels Schneckentriebwerkes und
Winkelräder auf die an der Wange vorgelagerte Steuerwelle übertragen. Vorher kann
schon durch Zwischenräder die den Lagerschlitten tragende Schraubenspindel bethätigt
werden, während mittels Versatzräderwerke sowohl die in der Wange, lagernde
Bewegungsspindel für den Supportschlitten, als auch die am vorderen Schlittenschilde
befindlichen Räder von der Steuerwelle aus für die Schaltung des Querschlittens,
sowie für die selbsthätige Drehbewegung des Arbeitstisches in Eingriff gebracht
werden.
Die wagerechte Schlittenbewegung reicht bis 1000 mm, die Bewegung des Querschlittens
bis 800 mm, die lothrechte Bewegung des Lagerschlittens bis 750 mm, während der
Drehtisch 800 mm Durchmesser besitzt. Das Maschinengewicht beträgt 4 t.
Niles' Horizontalbohr- und Fräsemaschine (Fig. 51).
Niles Tool Works in Hamilton, Ohio, haben nach Iron, 1890 Bd. 35 * S. 354, eine grosse Maschine zum
Horizontalbohren und Fräsen ausgeführt, deren Abmessungen bemerkenswerth sind. Die
zur Bohrspindel winkelrecht stehenden Einstellbewegungen derselben betragen 2740 mm
in wagerechter und 1830 mm in lothrechter Richtung, während die Schaltung der
Bohrspindel in der Achsrichtung bis 1220 mm reichen kann.
Auf der zur Hauptwange des Bettes senkrechten Nebenwange wird ein einfacher
quadratischer Aufspanntisch mit Spannschlitzen oder nach Bedarf ein solcher mit
Drehscheibe für die Aufnahme des Werkstückes eingestellt. Hingegen gleitet auf der
Hauptwange eine 3200 mm hohe Standsäule, an deren vorderen, lothrechten, 780 mm
breiten Führung der 1016 mm im Quadrat messende Lagerschlitten mit Kraftbetrieb sich
bewegt.
Derselbe ist durch Gegengewichte entlastet und führt die 114 mm starke stählerne
Bohrspindel in einer entsprechenden Lagerhülse, auf welcher das Triebrad aufgekeilt
ist.
Textabbildung Bd. 281, S. 243Fig. 51.Niles' Horizontalbohr- und Fräsemaschine. Durch einen Wendetrieb kann die Drehung der Spindel nach beiden
Richtungen, und zwar mit 12 von 2 bis 200 abgestuften minutlichen Umdrehungen
durchgeführt werden. Das aus einer für 100 mm Riemenbreite bemessenen sechsfachen
Stufenscheibe mit Rädervorgelege bestehende Antrieb werk ist an das Kopfende der
Hauptwange angeordnet, daselbst aber auch das Triebwerk für die Schaltbewegungen der
Standsäule und des Lagerschlittens angeschlossen. Diese bloss zum Fräsen dienenden
Schaltungen steigen in sechs Abstufungen von 2 bis 14 mm für eine Spindelumdrehung
an, während für die Zurückführung des Hauptständers im Leergange eine
Geschwindigkeit von 20 mm/Sec. vorgesehen ist.
Zum Bohren bezieh. Ausfräsen von Bohrungen bis zu 711 mm Durchmesser sind acht
Schaltungen der Bohrstange von 1 bis 6 mm für je eine Umdrehung derselben bestimmt,
deren Triebwerk am Lagerschlitten sich vorfindet. Ebendaselbst sind ebenfalls alle
Steuerhebel, Griffräder und Handsteuerstangen angeordnet, welche von dem auf einer
gerippten Plattform stehenden Arbeiter bequem zu erreichen sind, die mit dem
Hauptständer wandert.
Shepherd und Hill's Trägerfräsemaschine (Fig. 52).
Die Endflächen starker Walz- und Blechträger von 700 mm Höhe und 600 mm
Querschnittsbreite werden mit dieser grossen Messerscheibenfräse abgerichtet. An die
2440 mm lange und 1320 mm breite Wange ist die 1830 : 1066 mm messende
Aufspannplatte unmittelbar angegossen. Der auf der Wange gleitende Schlitten ist zu
einer kreisförmigen Platte ausgebildet, auf welcher die den Spindelstock tragende
Wange schwingen kann. Ein Zahnkreisstück und ein Getriebe vermitteln diese
Einstellung in Winkellagen, wodurch ohne Umspannen des Trägerwerkstückes oder
Schräglage desselben die schiefen Stirnflächen desselben bearbeitet werden. Die
Messerscheibe hat 1067 mm Durchmesser, ihre in Rothgusslagerbüchsen gehende
Stahlspindel 203 mm Stärke, der Spindelstock 6 bis 38 mm Schaltung für je eine
Umdrehung der Messerscheibe und im Ganzen 1524 mm Verstellung auf der schwingenden
Querwange.
Textabbildung Bd. 281, S. 243Fig. 52.Shepherd und Hill's Trägerfräsemaschine. Aus dieser Anordnung der Bettheile und des Spindelstockes ergibt sich ohne
weiteres die Anlage des Triebwerkes. Die an der Bettrückseite angeordnete
Stufenscheibe treibt eine Langwelle im Bett, welche durch ein stehendes, in die
Schwingungsachse der Querwange hineinfallendes Zwischenstück durch Vermittelung
zweier Winkelradpaare eine in der Querwange lagernde Welle bethätigt, von welcher
durch ein Paar aussenliegender Stirnräder die Schnecken welle getrieben wird, welche
sich durch den Spindelstock schiebt. Nach Industries,
1890 Bd. 9 * S. 36, sind Erbauer dieser Scheibenfräse Shepherd, Hill und Co., Hunslet Road in Leeds.