Titel: | Schieber für Schiffsmaschinen von John Thom. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 259 |
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Schieber für Schiffsmaschinen von John
Thom.
Mit Abbildungen.
Schieber für Schiffsmaschinen.
Bekanntlich zeigen die Schieber der neueren Schiffsmaschinen so grosse Abmessungen,
dass es unbedingt nöthig erscheint, dieselben zu entlasten, damit dieselben mit den
auf grösseren Schiffen immer mehr zur Einführung kommenden Pressungen von 10 bis 15
at arbeiten können. Ausserdem muss man sich in Anbetracht des schnellen Ganges der
mit 3- und 4facher Expansion arbeitenden grossen Cylinder eine Compression sichern,
welche genügend ist, um die lebendige Kraft ihrer zugehörigen Theile abzuschwächen
und die Condensation durch Erwärmung der Cylinder Wandungen zu vermindern. Es lässt
sich allerdings diese Compression durch eine erhöhte Voreinströmung ersetzen,
wenigstens im unteren Theile des Cylinders, zur Ausgleichung des Gewichtes der
zugehörigen Theile, indess haben die Erfahrungen gelehrt, dass man dies nur mit
einem grösseren Dampfaufwand erreicht, als durch die einfache Compression.
Textabbildung Bd. 281, S. 259Thom's Schiffsmaschinenschieber. Der Schieber von J. Thom beseitigt diesen
Uebelstand dadurch, dass er bei der Pressung am Ende der Expansion, welche höher als
diejenige beim Ausströmen ist, ein Dampfvolumen zurückhält, welches genügt, um die
Schieberkanäle und die schädlichen Räume auszufüllen, und welches sich beim
Rückgange des Kolbens bis zum Admissionsdrucke comprimirt, worauf es wie eine
abwechselnd zusammengedrückte und wieder frei werdende Feder seine
Compressionsarbeit beim folgenden Hub von neuem leistet.
Dies wird dadurch erreicht, dass man die beiden äussersten Enden des Cylinders
kurz vor Beginn der Ausströmung mit einander in Verbindung bringt, so dass der
Kolben einen Augenblick unter gleichen, entgegengesetzt gerichteten Pressungen,
welche der Dampf auf seine beiden Flächen ausübt, im Gleichgewicht gehalten wird und
hierauf den eingeschlossenen Dampf auf derjenigen Seite comprimirt, auf welcher
nachdem die Einströmung stattfindet.
Textabbildung Bd. 281, S. 260Fig. 7.Kolbenschieber nach Thom's Bauart. Man kann den Lauf der Thom'schen
Dampfvertheilung an den, Revue industrielle, 1891 S.
93, entnommenen Abbildungen (Fig. 1 bis 6), welche die verschiedenen auf einander folgenden Stellungen eines Allen-
oder Trick-Schiebers mit durchbrochener Rückenwand nach System Thom darstellen, leicht verfolgen. Es ist klar
ersichtlich, wie gegen Ende des Hubes (Fig. 4) eine Verbindung
zwischen den beiden Cylinderkammern entsteht und wie sich der auf diese Weise
zugelassene Dampf im unteren Theile des Cylinders comprimirt (Fig. 5) bis zur erneuten
Admission (Fig. 6). Man
bemerkt auch, dass der innere Kanal des Schiebers niemals mit dem Condensator in
Verbindung tritt, so dass sich in demselben nur geringe Dampfmengen condensiren
werden. Derartige Schieber arbeiten durchaus zufriedenstellend, sowie bei den
grössten Geschwindigkeiten äusserst ruhig und selbst bei Cylindern von 2,6 m
Durchmesser.
Das Grundprincip der Thom'schen Dampfvertheilung, die
Compression durch Herstellung einer Verbindung zwischen den beiden Cylinderseiten
einzuleiten, lässt sich, wie Fig. 7 erkennen lässt,
sehr leicht auch bei Kolbenschiebern anordnen, deren Gestalt von selbst eine
vollständige Entlastung sichert.
Textabbildung Bd. 281, S. 260Fig. 8.Flachschieber nach Thom's Bauart. Bei Flachschiebern (Fig. 8) ordnet man in
der Regel noch eine besondere Hilfsausströmöffnung E
an, die sich gleichzeitig beim erfolgten Verbinden der beiden Cylinderseiten öffnet.
Die Entlastung geschieht hier mit Hilfe dampfdicht schliessender Platten P.
Was die Bewegungsenergie des Schiebers nebst zugehörigen Theilen betrifft, so
wird diese gegen Ende des Hubes durch den Widerstand eines Kolbens absorbirt,
welcher in einem mit Dampf gefüllten Cylinder beweglich ist (vgl. 1891 281 * 102). Der Dampf wird oberhalb und unterhalb der
Aussparungen B in dem Cylinder comprimirt, jedoch ist
die Compression unterhalb B grösser als oberhalb.
Die Steuerung von Thom erscheint um so beachtenswerther,
als dieselbe bereits bei einer grossen Anzahl von Maschinen, deren indicirte
Leistungen im Ganzen 120000 betragen, mit Erfolg functionirt.
Fr.