Titel: | M. Fonreau's biegsame Welle. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 274 |
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M. Fonreau's biegsame Welle.
Mit Abbildungen.
Fonreau's biegsame Welle.
Seit der Weltausstellung von Philadelphia 1876 sind biegsame Wellen im Maschinenbau
in Gebrauch. Stow und Burnham halten ein Patent darauf. Die verhältnissmässig hohen
Anschaffungskosten und die beschränkte Verwendung derselben für den Betrieb
tragbarer Arbeitsmaschinen mit kreisender Bewegung, wie Bohrmaschinen, waren
einer allgemeineren Verbreitung in den Werkstätten hinderlich. In neuerer Zeit
scheint die biegsame Welle in Folge ihrer billigeren Herstellung und dabei noch
kräftigeren Ausführung mehr zur Anerkennung zu gelangen, so dass nach einer Angabe
in der Revue industrielle vom 11. October 1890 * S. 400
an 1500 biegsame Wellen in Betrieb wären.
Im J. 1876 kostete eine biegsame Welle von 25 mm äusserem Durchmesser und 2440 mm
Länge 360 M., die Mehrlänge 70 M. für das Meter, so dass eine vollständige biegsame
Welle von rund 3 m Länge sich auf annähernd 400 M. stellte.
Hingegen stiegen die Kosten einer solchen Welle von 35 mm Durchmesser und 3 m Länge
bereits auf 785 M.
Textabbildung Bd. 281, S. 275Schloss für biegsame Wellen von Fonreau. Trotz dieser hohen Anschaffungskosten machte sich in der Schiffswerft von
Indret in Frankreich 1879 eine solche Welle bald bezahlt, indem der Bohrlohn eines
30 mm starken Loches von 10 auf 4 Pf., im Verhältniss der Hand- zur Maschinenarbeit
mittels biegsamer Welle, fiel.
Hiernach waren 7000 gebohrte Löcher schon ausreichend, um die Anlagekosten der Welle
zu tilgen. In neuerer Zeit vermindert sich der Preis einer 25 mm starken, 3 m langen
biegsamen Welle von 400 auf 240 M. Die Durchmesser der Wellen liegen zwischen 16 bis
62 mm und sind Längen von 2 bis 10 m in Verwendung.
Mit starken biegsamen Wellen können bei Anwendung eines tragbaren Bohrwerkes mit
Räderumsetzung (1 : 5) Löcher bis 120 mm Durchmesser in Blech gebohrt werden.
Unter Voraussetzung eines solchen Räderwerkes ertheilt man vortheilhafter Weise den
biegsamen Zwischenwellen die folgenden minutlichen Umlaufszahlen.
Durchmesser
16
30
50 mm
minutliche Umlaufszahl
450
300
100.
Fonreau und Arnodin
beschäftigen sich nach der angeführten Quelle mit der Herstellung dieser biegsamen
Wellen, deren Bauweise und Zusammensetzung hier angeführt zu werden verdient.
Textabbildung Bd. 281, S. 275Fig. 3.Stow's biegsame Welle von Fonreau. Diese biegsame Welle besteht aus einer Reihe dicht über einander
geschobener Stahldrahtwindungen, deren Gangwindungen stets zu einander
entgegengesetzt sind.
Die Drahtenden sind in Hülsen ausgestreckt und mit diesen hart verlöthet.
Beim Biegen der Welle öffnen sich diese Drahtwindungen unmerklich auf der äusseren
Seite, hingegen wird bei Uebertragung einer Drehkraft kein Oeffnen der Windungen
statthaben, weil die Windungsebene eines jeden Ganges winkelrecht zur Drehungsachse
bezieh. zur Tangente der Wellenbiegung steht.
Sofern die Drehungsrichtung richtig gewählt ist, steht die biegsame Welle bei
Kraftübertragung in jeder massigen Krümmung vollkommen still. Bestimmend für den
Drehungssinn jeder einzelnen Welle ist die Gangart der Schutzspiralen, über welche
der Lederschlauch genäht ist.
Zwischen diesen Schutzspiralen und der eigentlichen äusseren Drahtwindung bleibt ein
kleiner Zwischenraum frei.
Der Bohrbetrieb wird in der in Fig. 3 angegebenen
Weise eingerichtet; indem das tragbare Bohrwerk A an
einem Winkel angesetzt und die Triebrolle D in irgend einer Weise verankert wird,
vermittelt die biegsame Welle C die Kraftübertragung
auf den Bohrer B.
Soweit die Länge dieser Welle es zulässt, kann dieses Bohrwerk am Werkstück versetzt
werden; erst dann, wenn diese Grenze erreicht ist, muss an die Verlegung der
Seilrolle D gegangen werden.
Das in Fig. 1
dargestellte Schloss besteht aus der Drahtwelle 1,
welche in den Stahlzapfen 2 eingelöthet ist, der wieder
durch die Mutter 3 in der Lagerbüchse 4 gehalten ist. Diese steckt im Hülsenstück 5, das an das Bohrwerk A
(Fig. 3) aufgesetzt ist und vermöge einer
Zahnkuppelung den Betrieb des Räderwerkes oder unmittelbar jenen des Bohrers
vermittelt.
An die Lagerhülse 4 ist eine schwache Hülse
aufgeschraubt, in welche der lederne Schutzschlauch 7 und das aus vierkantigem Draht
gewundene Schutzgewinde 6 eingesetzt sind. Dieses
reicht bis an das andere Wellenende (Fig. 2), an dem der
Zapfen 8 und seine in die Schnurrolle D eingreifende Verlängerung das Schloss bilden. Hier
wird die Schlauchhülse 10 an das Schnurrollenlager
angeschraubt.