Titel: | Bestimmung der Beimengungen in Rohparaffin. |
Autor: | J. Stuart Thomson |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 23 |
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Bestimmung der Beimengungen in
Rohparaffin.
Von J. Stuart
Thomson.
(Journal of Society of
Chemical Industry, 1891 342.)
Bestimmung der Beimengungen in Rohparaffin.
Die Scottish Mineral Oil Association, welche sich aus
Vertretern der einzelnen Mineralöl-Gesellschaften in Schottland zusammensetzt, hat
zum Zweck besserer Uebereinstimmung der Untersuchungen von Rohparaffinen in einer am
11. Juni 1890 gehaltenen Versammlung folgende Untersuchungsmethoden als zulässig
anerkannt. Der Wortlaut wurde, nach mehreren Versammlungen und nach Ausführung einer
grossen Anzahl von Analysen von den Chemikern der betheiligten Gesellschaften wie
folgt aufgesetzt.
I. Rohparaffin- (scale) Analyse.
Scale ist die Bezeichnung für das feste Rohparaffin des Handels; dasselbe hat diesen
Namen von den blättrig-krystallinischen Platten (scales) erhalten, in welchen die
höheren Glieder der Paraffinreihe (CnH2n + 2) vorkommen. Im Handelsparaffin findet sich
neben festen Kohlenwasserstoffen eine variirende Menge Oel, Wasser und
vegetabilische Beimengungen, und da diese, in grösseren Mengen sich findend, den
Werth des Paraffins bedeutend herabsetzen, so musste man Mittel finden, dieselben
quantitativ zu bestimmen. Bekanntlich existirt keine scharfe Grenze zwischen festen
und flüssigen Kohlenwasserstoffen, sondern den Uebergang bilden die weichen bezieh.
niedrig schmelzenden, und zweifelsohne werden diese weichen Kohlenwasserstoffe
theilweise mit dem Oel ausgepresst und kommen als solches in Anrechnung. Dadurch
wird die Bestimmung von Oel im Hartparaffin natürlich eine approximative. Im
Hartparaffin werden gewöhnlich 6 Proc. Beimengungen im Handel als normal angenommen,
und zwar 4 Proc. für Oel und 2 Proc. für Wasser und sonstige Beimengungen. Was an
diesen Stoffen sich ausserdem in dem Handelsproducte vorfindet, wird nicht
mitbezahlt.
1) Probenahme.
Die Erfahrung hat gelehrt, dass ohne äusserst sorgfältige Probenahme die
Analysenresultate sehr trügerisch ausfallen können. Bei Anwendung einer
conischen Metallröhre als Probenehmer kann eine gute Durchschnittsprobe erhalten
werden.
2) Aufbewahren der Probe.
Die Proben verlieren an der Luft schnell Wasser, was natürlich nach Möglichkeit
zu vermeiden ist. Ferner, wenn die Probeflasche nicht bis oben gefüllt ist, kann
sich das Wasser verflüchtigen und an der innern freien Oberfläche der Flasche
condensiren. Die Proben dürfen überhaupt nicht lange vor der Analyse aufbewahrt
werden.
3) Bestimmung von Oel im
Hartparaffin.
Das Princip der Oelbestimmung besteht darin, dass eine bestimmte Menge des
Hartparaffins eine bestimmte Zeit bei bestimmter Temperatur und bestimmtem Druck
gepresst und die Gewichtsabnahme ermittelt wird.
a) Beschreibung der
Pressen.
Die erste Form einer für obige Zwecke zuerst, in Schottland wenigstens,
benutzten Presse bestand in einer einfachen starken Schraube, welche durch
einen langen Hebel angetrieben
wurde. Diese unter dem Namen „Wallpresse“ bekannte Vorrichtung
hatte den Nachtheil, dass man den Druck nicht messen konnte, was eigentlich
das wichtigste Erforderniss ist. Die erste Presse, bei welcher der Druck
messbar ist, ist eine Hebelpresse mit Kniehebelanstellung. Der Druck wird
berechnet aus dem Gewicht und der Länge des Hebelarmes, in welcher das
Gewicht angreift. Bei einer anderen Construction wird der Druck durch eine
Schraube erzeugt und durch eine zusammengedrückte Stahl-Springfeder
gemessen. Eine dritte Construction besteht in einer Schraubenpresse mit
Hebel, bei welcher der Druck durch einen federnden Stahlbügel gemessen und,
durch Hebelübersetzung auf einer Scala vergrössert, abgelesen wird. Eine
kleine hydraulische Presse mit Bourdon'schem
Manometer, wie sie die Firma Clarkson and
Beckitt in Glasgow anfertigt, gilt allgemein als die brauchbarste.
Das Comité hat alle Pressen für zulässig erklärt, welche mit Manometer
versehen sind und deren Büchse, in welcher die Probe gepresst wird, einen
Flächeninhalt von 125 qc hat.
b) Präpariren der
Probe.
Die Probe wird vom anhaftenden Wasser und Sand befreit und durch vorsichtiges
Erwärmen zum Schmelzen gebracht. Dies hat den Zweck, das Wasser, welches
beim Pressen mit in das Oel gelangen würde, auszutreiben. Man lässt dann die
geschmolzene Masse über Nacht ganz allmählich auf 16° C. abkühlen. Das
langsame Abkühlen ermöglicht, grosse Krystalle zu erzeugen, da es sich
gezeigt hat, dass schnell gekühltes Paraffin zu einer amorphen Masse
erstarrt, welche das Oel beim Pressen nicht so vollständig abgibt. Man
erreicht dies allmähliche Abkühlen der geschmolzenen Masse am besten
dadurch, dass man den Schmelztiegel in einen grossen, mit heissem Wasser
angefüllten Behälter an der Wasseroberfläche aufhängt, so dass der Tiegel
lange warm gehalten wird. Nach dem Erkalten wird das so gereinigte
Hartparaffin zu einem Pulver im Mörser oder einer geeigneten Mühle
zerkleinert. Früher formte man die zur Prüfung nöthige Menge zu einem
flachen Kuchen und benutzte denselben ohne weiteres. Jetzt ist diese Methode
jedoch völlig durch die oben beschriebene ersetzt worden.
c) Die zu verwendende Menge des
Hartparaffins.
Man war anfangs der Ansicht, dass 16 g (250 grains) für die Bestimmung des
Oeles eine zu grosse Menge sei, da, zumal bei ölreichen Proben, das Paraffin
oft aus dem Presstuch gequetscht wurde. Da diese Befürchtungen von vielen
Seiten ausgesprochen wurden, andererseits wieder Bedenken geltend gemacht
waren, dass eine kleinere Probe Ungenauigkeiten zur Folge haben könne, so
wurden Mr. Johnston und Verfasser beauftragt,
Versuche nach dieser Richtung mit Proben von 9,5 bis 16 g zu machen. Von
zwei Proben enthielt die eine über 7 Proc., die andere etwa 3 Proc. Oel. Die
Zahlen wurden tabellarisch zusammengestellt und die Mittelwerthe daraus
bestimmt.
Paraffinprobe
Nr. 1
Nr. 2
9,5 g
7,78
Proc.
Oel
2,98
Proc.
Oel
16,0 g
7,56
„
„
2,83
„
„
Die Mehrzahl der Mitglieder des Comites waren für die kleinere Probe von 9,5
g, wogegen die Londoner Chemiker protestirten, indem sie dagegen anführten,
dass nur bei weicheren Paraffinen ein Verlust durch das Presstuch
stattfinden könne, weshalb beschlossen wurde, bei letzteren die kleinere
Probe (9,5 g) anzuwenden, während bei trockenen Hartparaffinen die übliche
Probe von 16 g beizubehalten sei. Unter Weichparaffinen seien solche Proben
zu verstehen, welche einen niederen Schmelzpunkt bezieh. über 7 Proc. Oel
enthalten.
d) Temperatur, bei welcher das
Paraffin zu pressen ist.
Die allgemein übliche Temperatur von 16° C. wurde beibehalten. Redwood hat früher bereits auf den Einfluss der
Temperaturschwankungen auf das Resultat der Oelbestimmungen hingewiesen und
gezeigt, dass schon geringe Temperaturunterschiede Ungleichheit in den
Resultaten hervorrufen können.
e) Zeitdauer, welche das
Paraffin unter der Presse bleiben soll.
Einige Vorschläge gingen dahin, die Probe in zwei Abschnitten zu pressen und
das zweite Mal frisches Fliesspapier zur Absorption des Oeles anzuwenden.
Dem zuwider wurde jedoch beschlossen, dass 15 Minuten für ununterbrochenen
Druck genügten, eine Probe auszupressen.
f) Presstuch und
Papier.
Der Zweck des Presstuches ist, das Oel, welches beim Pressen aus dem Paraffin
ausgetrieben wird, aufzusaugen. Das Presstuch wird aus feinem Leinen
geschnitten und durch Auswaschen von Stärke bezieh. Appretur befreit und
sorgfältig getrocknet. Als Presspapier kann gewöhnliches, starkes
Fliesspapier verwendet werden, welches ebenfalls sorgfältig zu trocknen ist.
Wenn das Paraffin nicht mehr als 4 Proc. Oel enthält, genügen sechs Lagen
oben und unten. Jedenfalls muss die Zahl der Schichten Papier so gross
sein, dass die äussersten unten und oben durch das abgepresste Oel nicht
angefettet werden. In den Vorschriften ist nichts über die Art und Weise der
Wägung des Presskuchens erwähnt, und dieser Punkt wäre daher noch einiger
Ergänzungen fähig. In einigen schottischen Oelwerken ist es Sitte, Presstuch
zu verwenden, welches zuvor mit Paraffin gesättigt ist, d.h. Tuch, welches
mehrere Male hinter einander zum Pressen benutzt ist, und ferner den
Presskuchen mit dem Tuche zu wägen. Andere dagegen benutzen stets reine
Presstücher und wägen den Presskuchen ohne Tuch. Beide Arten haben ihre
Vortheile und Nachtheile. Mr. Johnston, Syme
und Verfasser haben nun nach dieser Richtung Versuche angestellt und
gefunden, dass bei verhältnissmässig trockenen Paraffinen frisches Tuch für
jeden Versuch und Wägung des Kuchens allein ein um etwa 0,5 Proc. höheres
Resultat geben, als die andere Methode, was wohl daraus zu erklären ist,
dass einmal sich nicht alles Paraffin von dem Tuch entfernen lässt und
ferner auch Paraffin von der Faser absorbirt wird. Bedenkt man nun, dass
beide Methoden nur approximative Werthe geben, so erscheint es gleichgültig,
welche von beiden man wählt.
g) Druck beim
Pressen.
Der Maximaldruck, welcher angewandt wird, beträgt 80 k auf 1 qc; der
gebräuchliche 72 k auf 1 qc. Einige Chemiker wollten denselben auf 64 k
bezieh. 56 k für 1 qc herabsetzen, was jedoch nicht durchging. Jedenfalls
haben bei den Analysen geringe Druckschwankungen nicht den Einfluss auf das
Resultat, wie Temperaturschwankungen, wie constatirt wurde.
Für Weichparaffine wäre der oben angeführte Druck natürlich viel zu hoch, da
jedoch solche Weichparaffine im Handel selten vorkommen, so ist in den
Vorschriften auf dieselben keine Rücksicht genommen.
4) Wasserbestimmung im
Hartparaffin.
Sämmtliche in Vorschlag gebrachte Methoden lassen sich in zwei Klassen
bringen.
1) Die Methode der Abscheidung des Wassers durch Schmelzen des Paraffins und
Messung bezieh. Wägung des letzteren und
2) die Methode der Verdampfung des Wassers, bei welcher das Wasser von dem
Paraffin abdestillirt wird.
Die Methode der Abscheidung des Wassers durch Schmelzen des Paraffins wurde
sogleich, als nicht genügend zuverlässig, ausser Acht gelassen. Für die
Verdampfungsmethode existiren drei Arten der Ausführung: die Destillation aus
einem kupfernen Kolben, die Methode der Price
Company und Destillation aus einem Erlenmeyer'schen Kolben.
Da von der letzten Methode Abstand genommen wurde, so seien hier nur die beiden
anderen erwähnt.
Destillation aus einer kupfernen
Flasche.
500 bis 1000 g Paraffin werden in einer Kupfer-Kochflasche von 18 cm Bodenweite,
25 cm Höhe und 2,5 cm Halsweite über einer starken Bunsenflamme erhitzt und das
entweichende Wasser im Liebig'schen Kühler
condensirt. Das condensirte Wasser wird in einem engen Maasscylinder aufgefangen
und gemessen und die etwa mit überdestillirte Schicht leichter Oele vom Wasser
abgezogen. Da im Kühler etwas Wasser zurückbleiben kann, spült man denselben am
besten mit Gasolin oder Naphta aus.
Die Methode der Price Company besteht darin, dass
etwa 32 g Paraffin in einer tarirten Porzellanschale abgewogen und unter
ständigem Umrühren auf 100° C. erhitzt werden, bis keine Blasen mehr aufsteigen
und man sicher ist, dass alles Wasser verdrängt ist. Der Gewichtsverlust wird
dann bestimmt. Darauf wird eine zweite Portion desselben Paraffins vorsichtig
zum Schmelzen gebracht und von der erstarrten Paraffinschicht 32 g wie oben in
der Porzellanschale erwärmt (auf 100° C.) und der Gewichtsverlust bestimmt,
welcher bei der zweiten Probe grösstentheils durch die Verflüchtigung von
leichten Oelen verursacht ist, und der Gewichtsverlust Nr. 2 vom Gewichtsverlust
Nr. 1 abgezogen. Die Differenz gibt die Menge Wasser an.
5) Bestimmung der vegetabilischen
und anderen Beimengungen.
Vegetabilische Beimengungen, besonders Pflanzenfaser, kommen nicht selten beim
Pressen des Rohparaffins aus dem Presstuch in dasselbe, ebenso Eisenoxyd von den
Condensatorschlangen u.s.w., jedoch betragen diese Verunreinigungen selten mehr
als 0,2 Proc. Dieselben zu bestimmen, schmilzt man eine gewogene Menge (200 bis
250 g) Paraffin und lässt absitzen. Dann giesst man das klare Paraffin ab und
schüttelt den die Verunreinigungen enthaltenden Rückstand mit Petroläther oder
Naphta, filtrirt den Rückstand auf einem getrockneten und gewogenen Filter,
wäscht ihn mit Petroläther aus, trocknet und wägt. Um genaue Resultate zu
erhalten, soll der Rückstand nicht viel unter 0,5 g betragen.
6) Berechnung der Analysen.
Da das Oel in einer von Wasser und vegetabilischen Beimengungen befreiten Menge
Paraffin bestimmt wird, so muss man auf die wasserhaltige, ursprüngliche
Substanz umrechnen.
7) Bestimmung des Schmelz- bezieh.
Erstarrungspunktes von Hartparaffinen.
Obgleich der Schmelzpunkt des Paraffins 1 bis 1,5° C. höher liegt als der
Erstarrungspunkt, so wird doch bei der Bestimmung des Schmelzpunktes der
Erstarrungspunkt an Stelle des ersteren angenommen. Derselbe wird nach einer
Methode bestimmt, welche den Namen „English test“ führt. Ein
Reagenscylinder von etwa 2,5 cm lichter Weite wird etwa mit einer 5 cm hohen
Schicht geschmolzenen Paraffins beschickt, ein Glasthermometer eingetaucht und
das Paraffin unter Umrühren erkalten gelassen. Wenn die Masse anfängt zu
erstarren, liest man die Temperatur ab.
II. Entflammungspunkt von schwerem Mineralöl.
8) Bestimmung des
Entflammungspunktes von schwerem Mineralöl.
Nachdem von der Regierung der Apparat von Abel zur
Bestimmung des Entflammungspunktes der Brennöle officiell eingeführt war, wurde
auch der Entflammungspunkt der Schmieröle allgemein mit diesem Apparate
bestimmt. Bei Benutzung des Abel'schen Apparates
ist darauf zu sehen, dass das Oel allmählich erwärmt wird, so dass, um dasselbe
auf 100° C. zu erwärmen, etwa 15 Minuten gebraucht werden. In
Streitigkeitsfällen ist der Pensky-Marten'sche
Apparat zur Controle zu verwenden.
III. Viscosität der Mineralöle,
9) Bestimmung der Viscosität.
Die Viscosität der Mineralöle wird mittels des von Boverton und Redwood construirten
Viscosimeters (Beschreibung Journ. of Soc. of Chem.
Ind., 5 127) bestimmt. Der Apparat muss geaicht sein. Die Resultate
werden ausgedrückt in Minuten und Secunden, welche 50 cc Oel brauchen bei 21° C.
um die Röhre des Apparates, zu passiren.
IV. Erstarrungspunkt der Mineralöle.
10) Bestimmung des
Erstarrungspunktes.
Dieselbe wird folgendermassen ausgeführt: In eine Reagensröhre von etwa 3 cm
lichter Weite wird das zu untersuchende Mineralöl in einer Höhe von etwa 5 cm
eingetragen und in einer Kältemischung bedeutend unter die Temperatur abgekühlt,
bei welcher festes Paraffin zuerst sich zeigt unter stetem Umrühren mit dem
Glasthermometer. Der Reagenscylinder wird dann aus der Kältemischung entfernt
und mit dem Thermometer gerührt, bis die letzte Spur festen Paraffins
verschwindet. Der Versuch wird mit derselben Probe wiederholt, bis man
übereinstimmende Resultate bekommt. Der Punkt, bei welchem die letzte Spur
festen Paraffins verschwindet, gilt als Erstarrungspunkt des Mineralöles.
B.