Titel: | Lüftungsanlagen im Anschlusse an die gebräuchlichen Heizungssysteme und eine kritische Beleuchtung dieser letzteren. |
Autor: | F. H. Haase |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 57 |
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Lüftungsanlagen im Anschlusse an die
gebräuchlichen Heizungssysteme und eine kritische Beleuchtung dieser
letzteren.
(Eine Artikelfolge von F.
H. Haase, gepr. Civilingenieur, Patentanwalt in Berlin.)
(Fortsetzung des Berichtes S. 31 d.
Bd.)
Mit Abbildung.
Lüftungsanlagen im Anschlusse an die gebräuchlichen
Heizungssysteme.
Zu 2. Erfolgt die Einführung der Frischluft unter Wirkung
eines Druckes, dessen Grösse jeweils der algebraischen
Summe eines constanten disponiblen Förderdruckes und
des veränderlichen Gegendruckes gleich ist – wie es beispielsweise der Fall
ist, wenn die Frischluft durch Einblasen eines besonderen Luftstromes in beliebig
gerichtetem oder durch Einblasen eines Wassersprühregens in abwärts gerichtetem oder
erhitzt in aufwärts gerichtetem Zuführungskanale beschleunigt wird – so ändert sich
mit dem Gegendrucke jeweils auch die in den zu lüftenden Raum einströmende
Frischluftmenge.
Ist die Richtung des Abströmungskanales von dem zu lüftenden Raume aus ansteigend und
seine Temperatur höher als die der Aussenluft, seine Wirkung auf die Raumluft also
eine saugende, so bewirkt ein Abschliessen desselben und das Oeffnen einer dritten
Mauerdurchbrechung, welche unmittelbar ins Freie mündet, eine Verminderung der
Einströmungsgeschwindigkeit der Druckluft auf
c'=c_1-0,268\,.\,\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}}
. . . . . . . . . . (6)
wenn bei verschlossener dritter Mauerdurchbrechung und
vollständig geöffnetem Abströmungskanale die Einströmungsgeschwindigkeit der
Druckluft c1 war und
h, t3, tα wie früher
die effectiv wirksame Saughöhe des Abströmungskanales bezieh. dessen Lufttemperatur
und die Temperatur der Aussenluft bezeichnen.
Denkt man sich andererseits den Zuführungskanal der Frischluft abgeschlossen und den
Abströmungskanal nebst der dritten Mauerdurchbrechung geöffnet, so wird – wenn diese
letztere eine so grosse Fläche hat, dass man den in ihr auftretenden
Contractionswiderstand vernachlässigen kann – die durch die Abströmungsöffnung F2 entweichende
Luftgewichtsmenge:
l_g=0,268\,.\,F_2\,.\,\gamma_a\,.\,\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}}
wenn, wie früher, γα. das specifische Gewicht der Aussenluft
bezeichnet.
Sind nun alle drei Oeffnungen gleichzeitig offen, so ist die Zugwirkung des
Abströmungskanales betreffs der Luftmenge keine andere, als wenn er allein mit der
dritten Durchlassöffnung in Wechselwirkung steht, und der Druck der Druckluft im
Zuströmungskanale überwiegt den von der dritten Durchlassöffnung her auf die
Raumluft drückenden um ebenso viel, wie in dem Falle, in welchem die letztere
Oeffnung mit dem Zuströmungskanale allein in Wechselwirkung steht.
Die Luftgewichtsmenge, welche die dritte Durchlassöffnung in den Raum eindringen
lässt, ist demnach
lg – F1.c'.γ1
Soll also keine Luft durch diese Oeffnung eindringen, so muss:
F1.c'.γ1 ≧ lg
Substituirt man in diese Beziehungsgleichung die für lg und c' aufgestellten Ausdrücke und ersetzt dann das Verhältniss
\frac{\gamma_1}{\gamma_a} durch den allgemeinsten Ausdruck
desselben \left(\frac{{\gamma_1}''}{\gamma_a} Gl. 1b mit
Vernachlässigung des Factors \left\frac{b+e}{b}\right), so erhält
man nach gehöriger Umformung als Bedingung für
die Verhinderung des Einbringens unerwünschter Aussenluft mit Hilfe der
Druckluft die Beziehung:
F_2\,\leq\,F_1\,.\,\frac{1+0,00367\,t_a}{1+0,00367\,t''}\,.\,\left[3,731\,.\,c_1\,.\,\sqrt{\frac{1+0,00367\,t_3}{h\,(t_3-t_a)}}-1\right]
. . . . . . . . . . (7)
Wenn beispielsweise die Temperatur der Druckluft t'' =
30° C, die Aussenlufttemperatur tα= 0° C., die
Temperatur im Abströmungskanale t3 = 20° und die effectiv wirksame Saughöhe h = 1 m, so findet man als Bedingung für die
Verhinderung einer Lufteinströmung durch die dritte Durchlassöffnung für
c1 =
6,0 m
4,0 m
2,0 m
1,17 m
F2 ≦
3,75.F1
2,18.F1
0,64.F1
0
Wenn man nun annimmt, dass bei normalem Gange der Lüftung 10 Proc. der zuströmenden
Druckluftmenge durch Wände, Fenster- und Thürspalten entweicht und demnach 90 Proc.
dieser Luftmenge durch den Abströmungskanal abströmen muss, so müsste in Anbetracht
der Beziehung:
F2.c2.γ2 = 0,9.F1.c1.γ1
wenn γ2 die Raumluftdichtigkeit und c2 die normale
Abströmungsgeschwindigkeit bezeichnet, nothwendig
c_2=0,9\,.\,\frac{F_1}{F_2}\,.\,\frac{\gamma_1}{\gamma_2}\,.\,c_1=0,9\,.\,\frac{F_1}{F_2}\,.\,c_1\,.\,\frac{1+0,00367\,t_2}{1+0,00367\,t''}
sein. Wenn also die Raumlufttemperatur t2 = 20° C, so würde den vorstehenden
Beispielen entsprechend die normale Abströmungsgeschwindigkeit sein müssen:
c2 = 1,4
m
1,6 m
2,7 m
∞
Man sieht also, dass, wenn selbst die normale Einströmungsgeschwindigkeit der
Druckluft eine sehr hohe ist, es niemals möglich ist, das Verhältniss der
Abströmungsöffnung zur Zuströmungsöffnung derart zu bestimmen, dass demzufolge beim
Oeffnen eines Fensters oder einer Thür von aussen keine Luft in den unter der
Einwirkung eines saugenden Abströmungskanales stehenden gelüfteten Raum eindringe,
weil ein solches Verhältniss dieser Oeffnungen, wie es hierzu erforderlich wäre,
immer unzulässig hohe Abströmungsgeschwindigkeiten benöthigen würde. Es bleibt
deshalb zur Verhinderung des Eindringens unerwünschter Luft im Falle einer saugenden
Wirkung des Abströmungskanales nichts anderes übrig, als die Oeffnung dieses Kanales
zu vermindern, sobald eine Thür oder ein Fenster geöffnet wird.
Trotzdem eine sehr hohe Einströmungsgeschwindigkeit somit den Vortheil der
Verhinderung eines Gegenstromes beim Oeffnen einer unmittelbar ins Freie führenden
Thür nicht bietet, darf man diese Geschwindigkeit doch auch nicht unter einem
gewissen Betrage wählen, weil sonst ein solcher Gegenstrom selbst bei Verminderung
der Abströmungsöffnung noch eintreten und sogar verursachen kann, dass Aussenluft in
den Zuführungskanal der Druckluft eindringt. Denn, wie ein Blick auf den Ausdruck
(6) belehrt, wird c' negativ, sobald der Werth des
zweiten Gliedes dieses Ausdruckes den der normalen Einströmungsgeschwindigkeit c1 übertrifft. Beträgt
beispielsweise die effective Saughöhe h 4 m und ist t3 = 20° und tα = 0, so wird
c' schon negativ, wenn die normale
Einströmungsgeschwindigkeit c1 weniger als 2,3 m beträgt.
Man ersieht daraus, wie irrig die frühere Regel war, die Einströmungsgeschwindigkeit
nicht über 1 m betragen zu lassen. –
Ist die Richtung des Abströmungskanales von dem zu lüftenden Raume aus abwärtsgehend
und seine Temperatur höher als die der Aussenluft, seine Wirkung also eine der
Abströmung entgegengesetzte, so strömt beim Abschliessen des Zuführungskanales und
Oeffnen einer dritten Mauerdurchbrechung Luft durch den Abströmungskanal herbei, in
den Raum ein und durch die dritte Durchlassöffnung aus demselben ab, und zwar
erfolgt hierbei die Einströmung unter einem effectiven Auftrieb, welcher die
Geschwindigkeit
c=0,268\,.\,\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}}
in der dritten Durchlassöffnung zu erzeugen vermag, wenn h die effectiv wirkende Saughöhe, welche die
Lufteinführung aus dem Abströmungskanale in den Raum verursacht, t3 die Temperatur der
Luft in diesem Kanal und tα die Aussenlufttemperatur bezeichnet.
Denkt man sich andererseits den Abströmungskanal geschlossen und den vollständig
geöffneten Zuströmungskanal mit der dritten Durchlassöffnung in Wechselwirkung, so
wird; zufolge des Wegfallens der Gegenwirkung des Abströmungskanales, die
Einführungsgeschwindigkeit der Druckluft bis auf
c''=c_1+0,268\,.\,\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}}
. . . . . . . . . . (8)
erhöht.
Befinden sich aber alle drei Oeffnungen in Wechselwirkung, so wird von dem
Abströmungskanale her eine Lufteinströmung nicht mehr erfolgen, sobald derselben ein
Widerstand entgegenwirkt, der ebenso gross oder grösser ist als derjenige, den der
Auftrieb der Luft in diesem Kanäle zu überwinden vermag. Dies ist aber dann der
Fall, wenn der Luftdruck in dem zu lüftenden Raume diesem Auftriebe gleich ist, oder
mit anderen Worten, wenn der im Zuführungskanale wirksame Druck selbst – unter
Ueberwindung des gleichen Widerstandes, den der Auftrieb des Abströmungskanales bei
geschlossener dritter Mauerdurchbrechung der Drucklufteinströmung entgegensetzt – in
den Raum eine Luftgewichtsmenge fördert, deren Hinausdrängen durch die dritte
Durchlassöffnung in dieser die Ausströmungsgeschwindigkeit
c=0,268\,.\,\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}}
benöthigt; d.h. wenn:
F_1\,.\,\gamma_1\,.\,c_1\,\geq\,0,268\,.\,F_3\,.\,\gamma_a\,.\,\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}}
sofern F3 die Grösse der dritten Durchlassöffnung und γα das
specifische Gewicht der Aussenluft am Fusse des Abströmungskanales bezeichnet.
Ersetzt man in diesem Ausdrucke wieder das Verhältniss
\frac{\gamma_1}{\gamma_a} durch dessen allgemeinsten Werth
\left(\frac{{\gamma_1}''}{\gamma_a} Gl. 1b unter
Vernachlässigung des Factors \left\frac{b+e}{b}\right), so erhält
man die Bedingung für die Verhinderung des Eindringens von Luft durch den
Abströmungskanal in einer der Gleichung 5 identischen Form ausgedrückt.
Es ist daher aus gleichen Gründen wie bei constanter Druckluftbeschaffung, auch im
Falle einer Druckluftbeschaffung, wie sie hier in Betrachtung steht, das Einströmen
von Luft durch einen abwärts gerichteten Abströmungskanal nur dadurch mit Sicherheit
verhinderbar, dass man diesen letzteren beim Oeffnen eines Fensters oder einer ins
Freie führenden Thür abschliesst.
Genau dasselbe gilt auch für Abströmungskanäle, welche von den zu lüftenden
Räumen aus ansteigen und dabei niedrigere Temperatur als die Aussenluft besitzen, da
für sie die Beziehungsgleichung 5 ebenfalls gültig ist, wenn man in derselben unter
dem Wurzelzeichen die Stellungen der Temperaturgrössen t3 und tα gegenseitig vertauscht.
Wenn endlich die Abströmungskanäle von den zu lüftenden Räumen aus abwärts gehende
Richtung und dabei niedrigere Temperatur als die Aussenluft haben, so gelten wieder
die Beziehungen 6 und 7, wenn man in denselben unter dem Wurzelzeichen die
Stellungen der Temperaturgrössen t3 und tα gegenseitig vertauscht. –
Ganz allgemein ergeben demnach die bisherigen Untersuchungen mit Bestimmtheit die
Lehren:
1) Bei allen Drucklüftungsanlagen – gleichviel ob deren Druckluftbeschaffung mittels
maschineller Mittel fortwährend in constantem Maasse bewirkt wird oder nicht – sind
abwärts gerichtete Abströmungskanäle, deren Temperatur eine höhere ist oder werden
kann als die Temperatur der Aussenluft, sowie aufwärts gerichtete Abströmungskanäle,
deren Temperatur eine niedrigere ist oder werden kann als die Temperatur der
Aussenluft, thunlichst zu vermeiden, wenn Thüren und Fenster nicht während der Dauer
der Benützung der zu lüftenden Räume dauernd geschlossen gehalten werden können.
Kann aber die Anordnung derartiger Abströmungskanäle nicht umgangen werden, so ist
entweder durch automatisch bewegliche Klappen jeder gegen die Räume hin gerichtete
Luftstrom in ihnen zu verhindern, oder es ist nothwendig, diese Kanäle jedesmal, so
oft eine nach aussen führende Thür oder ein Fenster geöffnet wird, für den
betreffenden Raum, auf andere Weise zu schliessen.
2) Bei allen Drucklüftungsanlagen sind Abströmungskanäle, welche eine saugende
Wirkung auf die Raumluft ausüben (d. i. aufwärts gerichtete Abströmungskanäle, deren
Temperatur eine höhere ist als die der Aussenluft, und abwärts gerichtete
Abströmungskanäle, deren Temperatur eine niedrigere ist als die der Aussenluft), nur
dann zweckmässig, wenn ihre Wirkung beim Oeffnen von Fenstern oder nach aussen
führenden Thüren, jeweils den Aenderungen der Aussentemperatur entsprechend, durch
Verstellen von Verschlussvorrichtungen mehr oder weniger erheblich vermindert
wird.
Danach gelangt man zu dem Schlusse, dass es am empfehlenswerthesten ist, bei
Drucklüftungsanlagen weder aufwärts gerichtete noch abwärts gerichtete
Abströmungskanäle anzuordnen, wenn die Eingangsthüren der zu lüftenden Räume
häufiger geöffnet werden, wie es beispielsweise bei Gastwirthschaftsräumen,
Auslegeräumen von Bücher- und Schriftensammlungen u. dgl. zu geschehen pflegt. Die
Abströmungskanäle solcher Räume sollen vielmehr möglichst wagerecht verlaufen. Dies
allein ist jedoch noch nicht genügend, unerwünschte Luftströmungen beim Oeffnen von
Fenstern und Thüren zu vermeiden, die Abströmungskanäle müssen vielmehr möglichst
der gleichen Aussenlufttemperatur wie die Eingangsthüren ausgesetzt sein (also wo
möglich auf derselben Seite wie diese liegen), oder da dies im Allgemeinen schwer zu
ermöglichen ist, so ist dafür zu sorgen, dass der Widerstand, den sie der
Luftdurchströmung darbieten, so gross sei, dass ihre eigene active Wirkung dadurch
vollständig aufgehoben wird. Dies ist aber ohne Nachtheil zu bewirken, wenn man
die Abströmungskanäle möglichst zahlreich und mit dementsprechend möglichst kleinen
Mündungen nach dem Raume hin versieht und solchermaassen entweder unmittelbar ins
Freie ausmünden lässt, oder besser in einen gemeinschaftlichen wagerechten (oder
doch nur wenig ansteigenden oder abwärts gerichteten) Sammelkanal münden lässt.
Es erübrigt nun nur noch, zu zeigen, in welcher Weise man den Einfluss einer vierten Durchlassöffnung bestimmen kann.
Diese Bestimmung ist allgemein auf folgende Weise möglich:
Denkt man sich zunächst den Zuführungskanal der Lüftungsanlage abgeschlossen, so
werden sich von den drei übrig bleibenden Oeffnungen zwei der dritten gegenüber
entweder als saugend oder als Druckwirkung zulassend bemerkbar machen, wenn man sie
einzeln mit dieser dritten Oeffnung in Beziehung setzt; aber sie werden sich
bezüglich dieser Saug- oder Druckwirkung im Allgemeinen als ungleichwerthig erweisen
und deshalb werden sie durch gegenseitige Beeinflussung ihre gemeinsame Einwirkung
auf die dritte Oeffnung vermindern.
Addirt man daher die Einzelwirkung der, gleichartig zur Geltung kommenden zwei
Oeffnungen auf die dritte, in Luftgewichtsmengen ausgedrückt, und zieht von dem
Ergebnisse die gegenseitige Wirkung der beiden ersten Oeffnungen, ebenfalls in
Luftgewichtcsmenge ausgedrückt, ab, so erhält man als Resultat diejenige
Luftgewichtsmenge, welche unter der gegenseitigen Beeinflussung der drei genannten
Oeffnungen bei abgeschlossenem Zuführungskanale in den zu lüftenden Raum als
unerwünschte Luft eindringt.
Das Eindringen solcher Luft wird verhindert, wenn, unter Ueberwindung des durch die
drei genannten Oeffnungen in dem Raume verursachten Druckes, eine der daraus
resultirenden Luftgewichtsmenge gleiche Luftgewichtsmenge durch den Zuführungskanal
eingeführt wird. Auf welche Weise dieselbe hierbei beschaffen wird, ist
gleichgültig.
Als Beispiel mag angenommen werden, der Abströmungskanal habe eine von dem zu
lüftenden Raume aus aufwärts gehende Richtung und die Luft in ihm besitze eine
höhere Temperatur als die ausserhalb der dritten Durchlassöffnung befindliche
Aussenluft, desgleichen besitze die ausserhalb der vierten Durchlassöffnung
befindliche Aussenluft, beispielsweise die eines engen Hofraumes von der Höhe h', eine höhere Temperatur als die ausserhalb der
dritten Durchlassöffnung befindliche Luft und demzufolge eine Dichtigkeit γ4, welche geringer ist
als die der letzteren Luft, deren Dichtigkeit mit γα bezeichnet sei, während die Dichtigkeit
der Luft im Abströmungskanale y3 und die effectiv zur Wirkung kommende Saughöhe
dieses Kanales h sei.
Textabbildung Bd. 282, S. 59 Bezeichnet man nun die Höhe der Atmosphäre, von
der mittleren Höhe der dritten Durchlassöffnung an gerechnet, mit a, so hat man im Hinblick auf umstehende schematische
Figur nach dem Gesetz der communicirenden Rühren für die beschleunigende
Druckdifferenz der beiden mit einander communicirenden Luftsäulen den Ausdruck:
p = (a –
h')γa + h'.γ4 – [(a – h)γa + h.γ3]
= h(γa – γ3) – h'(γa – γ4)
und demnach für die beschleunigende Differenzdruckhöhe einer
Luftsäule von dem specifischen Gewichte γα:
\frac{p}{\gamma_a}=h\,\left(1-\frac{\gamma_3}{\gamma_a}\left)-h'\,\left(1-\frac{\gamma_4}{\gamma_a}\right)
entsprechend einer Geschwindigkeit
c_0=\sqrt{2\,.\,g\,.\,\left[h\,\left(1-\frac{\gamma_3}{\gamma_a}\left)-h'\,\left(1-\frac{\gamma_4}{\gamma_a}\right)\right]}
Führt man anstatt der specifischen Gewichte die denselben entsprechenden Temperaturen
tα, t3, t4 in Rechnung, so
erhält man:
c_0=0,268\,.\,\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}-\frac{h'\,(t_4-t_a)}{1+0,00367\,t_4}}
In Luftgewichtsmenge ausgedrückt, ergibt sich die Beeinflussung der Saugwirkung der
vierten Durchlassöffnung durch diejenige des Abströmungskanales, wenn dieser die
grössere Wirkung hervorbringt und wenn seine Oeffnung F2 kleiner ist als die vierte
Durchlassöffnung, als:
{l_g}^0=0,268\,.\,F_2\,.\,\gamma_a\,.\,\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}-\frac{h'\,(t_4-t_a)}{1+0,00367\,t_4}}
Ist F2 grösser als die vierte Durchlassöffnung, so tritt diese für F2 in dem Ausdrucke lg° an dessen
Stelle.
Die unter der gegenseitigen Wirkung der beiden zusätzlichen Oeffnungen (der dritten
und der vierten Oeffnung) und des vollständig geöffneten Abströmungskanales, bei
Abschluss der Druckluft in den Raum eindringende Luftgewichtsmenge ist nun ohne
weiteres ausdrückbar durch:
l_g=0,268\,.\,F_4\,.\,\gamma_a\,.\,\sqrt{\frac{h'\,(t_4-t_a)}{1+0,00367\,t_4}}
+
0,268\,.\,F_2\,.\,\gamma_a\,.\,\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}}-lg^0
wenn F4 die Grösse der vierten (der saugenden) Durchlassöffnung bezeichnet und
die dritte Durchlassöffnung F3 ≧ F4 und ≧
F2; ist dagegen F3 < F4 aber > F2, so tritt F3 an die Stelle F4 und ist endlich F3 < F4 und < F2, so tritt auch F3 an die Stelle von
F2 (jedoch in dem
Ausdrucke lg°
nur dann, wenn auch F4
< F2).
Soll nun das Eindringen dieser unerwünschten Luftgewichtsmenge l
g durch Einführen von Druckluft verhindert
werden, so muss ganz allgemein F1.c1.γ1 ≧ lg, d.h. es muss die Bedingungsgleichung:
F_1\,.\,c_1\,.\,\gamma_1\,\geq\,0,268\,.\,\gamma_a\,.\,\left[F_4\,.\,\sqrt{\frac{h'\,(t_4-t_a)}{1+0,00367\,t_4}}+F_2\,.\,\left(\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}}-\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}-\frac{h'\,(t_4-t_a)}{1+0,00367\,t_4}}\right)\right]
erfüllt sein, in welcher c1 diejenige Geschwindigkeit und γ1 diejenige
Dichtigkeit bezeichnet, mit welcher die Druckluft unter einem Gegendrucke einströmt,
der die Geschwindigkeit
{c_0}^1=0,268\,\left[\sqrt{h'\,(t_4-t_a)}{1+0,00367\,t_4}}+\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}}-\sqrt{\frac{h\,(t_3-t_a)}{1+0,00367\,t_3}-\frac{h'\,(t_4-t_a)}{1+0,00367\,t_4}}\right]
zu vernichten vermag.
Ist beispielsweise h' = 10 m, h = 1 m, t4 = 1° C., t3 = 20° C. und tα = 0° C., so findet man, dass c0' = 1,21 m; wenn
daher die normale Einströmungsgeschwindigkeit von Druckluft, welche unter constantem
Förderdrucke steht, 2,5 m beträgt, so beträgt deren Einströmungsgeschwindigkeit beim
Oeffnen von zwei um 1° C. verschieden temperirter Aussenluft ausgesetzten
Durchlassöffnungen nur noch c1 = 1,29 m.
Ist ferner die Temperatur, mit welcher die Druckluft in den Raum einströmt t'' = 30° C. und demnach
\frac{\gamma_a}{\gamma_1}=\frac{1+0,00367\,t''}{1+0,00367\,t_a}=1,11
und ist F4= 4. F2, so findet man als
Bedingung für die Verhinderung des Eindringens unerwünschter Aussenluft F1 ≧ 15,3 F2, eine Bedingung,
welche gewiss niemals erfüllt ist. Ohne andere Fälle näher zu untersuchen, übersieht
man auf Grund der vorstehenden Ermittelungen schon ohne weiteres, dass wenn zwei
ungleicher Aussenlufttemperatur ausgesetzte zusätzliche Durchlassöffnungen eines
gelüfteten Raumes geöffnet werden, dessen Abströmungskanal saugend oder Druckwirkung
zulassend in Betracht kommt, die Möglichkeit, dem Eindringen unerwünschter Luft
durch Wahl der Verhältnisse der Lüftungsanlage entgegen zu wirken, nicht besteht.
Schliesst man aber den Abströmungskanal oder macht man ihn in geeigneter Weise
wirkungslos, so gelten für die Wirkung der beiden zusätzlichen Oeffnungen die
gleichen Beziehungen, wie sie bei dem Vorhandensein einer einzigen zusätzlichen
Oeffnung in Gemeinschaft mit dem Abströmungskanale platzgreifen.
Glücklicher Weise ist die gegenseitige Wirkung von zwei gleichzeitig geöffneten
Thüren eines Raumes; zufolge der zumeist bestehenden baulichen Anordnungen, keine so
bedeutende wie die von zwei in einander gegenüberliegenden Wänden befindlichen
Fensteröffnungen, weil gleichzeitig geöffnete Thüren nicht unmittelbar ins Freie zu
führen pflegen und die Wirkung der einen Thüröffnung durch geeignete Einrichtungen
fast vollständig aufgehoben werden kann, so dass man im Allgemeinen bei
Drucklüftungsanlagen für Räume, deren Besucher häufig wechseln, nur die Wirkung
einer einzigen zusätzlichen Oeffnung zu berücksichtigen hat, wenn die baulichen
Verhältnisse nicht die Möglichkeit bieten, auch diese Oeffnung fast oder ganz
wirkungslos zu machen.
In welcher Weise dies geschehen kann, lernt man durch Beurtheilung gut ausgeführter
baulicher Anordnungen am besten kennen.