Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 64 |
Download: | XML |
Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photomechanischen Druckverfahren.
Von Dr. J. M. Eder und
E. Valenta in Wien.
Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
Druckverfahren.
Unterrichtsanstalten.
Die k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und
Reproductionsverfahren in Wien wurde im Schuljahre 1889 bis 1890 von 189
Schülern besucht.
Ausser den regelmässigen Cursen wurden Specialcurse über
Steindruckwesen und über Glasätzung mittels eines
photographischen Umdruckverfahrens an genannter Lehranstalt abgehalten.
Es erhalten bekanntlich an dieser Anstalt die Schüler ihre Ausbildung in
theoretischer wie praktischer Beziehung, wozu vier Aufnahmeateliers für Porträts,
Reproduction und Copirverfahren, eine Druckerei mit zehn Pressen u.s.w. den
Praktikanten zur Verfügung stehen.
In den Versuchslaboratorien der genannten Anstalt wurden zahlreiche Versuche über neu
auftauchende Erfindungen u.s.w. gemacht, welche in der Phot.
Correspondenz, sowie in Eder's Jahrbuch für
Photographie und Reproductionsverfahren mitgetheilt sind.
In Berlin wurde im Februar 1890 eine Abendfachschule für Photographie eröffnet; Prof.
Vogel trug über photographische Kunstlehre (Phot. Correspondenz; Bd. 26 S. 337) vor. Diese Curse werden 1891 fortgesetzt.
Im Lette-Verein in Berlin wird photographischer Unterricht für Frauen und Mädchen im Anschlusse an die
dortige Setzerinnen- und Zeichenschule ertheilt; den Unterricht leitet Herr Dr. Schultz-Henke.
Die praktische Lehranstalt für Photographie u.s.w. von W.
Cronenberg in Grönenbach hatte im Schuljahre 1889 bis 1890 36 Schüler aus
verschiedenen Ländern.
Einzelne Curse über Photographie finden in Deutschland ferner statt: an der
technischen Hochschule in Braunschweig (Prof. Dr. Max-Müller); an der technischen Hochschule in Karlsruhe (Leiter: J. Schmidt); an der technischen Hochschule in München
(Dr. Edelmann); ferner in der Schweiz: am Züricher
Polytechnicum (Prof. Dr. Barbièri).
Die vom Pariser Gemeinderath gegründete Fachschule für das
Buchgewerbe hat den Zweck, Arbeiter für die
Buchindustrie heranzubilden. Das Programm umschliesst: Typographie,
Lithographie, Gravüre, Photographie und Buchbinderarbeiten und wurde im J. 1890 100
jungen Leuten unentgeltlicher Unterricht in den genannten Fächern ertheilt.
Prof. Vidal in Paris hält ebenso wie in früheren Jahren
seine Curse über Photographie.
Photochemie.
Ueber die Wirkung des Lichtes auf Chlorsilber berichtet
Romyn Hitchcook.
Derselbe fand die Thatsache, dass die Einwirkung des Lichtes auf Chlorsilber bezieh.
Färbung des Letzteren bei Ausschluss von Feuchtigkeit nur eine minimale sei, was im
Widerspruche mit der Oxychloridhypothese steht.
Nach Carey Lea ist das im Lichte geschwärzte
Silberchlorid ein Oxychlorid; Chlorsilber schwärzt sich
nämlich auch bei Abwesenheit von Feuchtigkeit unter Naphta (Phot. Journal, 1890 S. 64).
Chlorsilber schwärzt sich auch unter Wasserstoffsuperoxyd (Hodgkinson, Phot. News, Bd. 31 S. 370), unter Benzin (Guthrie, Brit. Journal of Phot, Bd. 32 S. 393; Carey Lea, Americ. Journal of Sciences, [3] S. 38).
Das latente photographische Bild. C. H. Bothamly (Phot. News, 1890) veröffentlichte Studien über diesen
Gegenstand, welche sehr umfangreich sind, jedoch wenig Neues gegenüber den in Eder's Handbuch der Photographie (1891 Bd. 1 Heft 1.
Knapp, Halle a. S.) beschriebenen Verhalten des
latenten photographischen Bildes, enthalten.
Er fand, dass das latente Bild durch die Einwirkung von 25procentiger Salpetersäure
nicht gestört wird, und soll Jodkaliumlösung desgleichen dasselbe nicht zerstören
(?), was auch von Salzsäure und Bromwasserstoffsäure gilt. Bothamly hält das photographische Bild für ein auf chemischem Wege
entstandenes.
G. Gore stellte Versuche über die Zersetzung von
Chlorwasser durch den Einfluss des Lichtes an (Ber. d. Royal
chem. Soc. London, Bd. 20/6 S. 89).
Disendier construirte einen selbst anzeigenden
Photometer mit Chlor und Wasserstoffgas, welchen er für einen automatischen
Copirapparat verwendete (Soc. franç. Phot., 1890 S.
45).
Pedler machte eingehende Versuche über die Wirkung des Chlors auf Wasser im Lichte und jene des
Lichtes auf einige Chlorsäuren (Journal of Chem.
Society, Bd. 57 S. 613).
Einwirkung von Licht auf feuchten Sauerstoff. Die
Oxydation vieler Substanzen durch directe Einwirkung von Sauerstoff wird nach Art. Richardson (Chem.
News, Bd. 60 S. 255) durch die Gegenwart von flüssigem Wasser erleichtert,
während dieselbe bei Gegenwart von Wasserdampf sehr langsam von statten geht oder
gar nicht eintritt. So wird z.B. Wasserstoffsuperoxyd gebildet, wenn ein Gemenge von
Wasser und Aether dem Licht in einer Atmosphäre von Sauerstoff ausgesetzt ist, nicht
aber, wenn statt des Wassers Wasserdampf zugegen ist. Bei Gegenwart von Kohlensäure
findet keine Bildung von Wasserstoffsuperoxyd statt, auch nicht, wenn ätherhaltiges
Wasser im Dunklen in einer Atmosphäre von Sauerstoff aufbewahrt wird. Wird reines
Wasser mit etwas Schwefelsäure versetzt, so bildet sich im Lichte
Wasserstoffsuperoxyd, im Dunklen verschwindet dasselbe wieder und tritt von neuem
bei nachfolgender Belichtung auf.
Armstrong wies mit Recht in der Discussion im
letzteren Falle daraufhin, dass wahrscheinlich das Vorhandensein organischer
Substanzen Veranlassung zur Bildung von Wasserstoffsuperoxyd gegeben haben
dürfte.
Oxydation von Terpentinöl im Sonnenlichte. Armstrong
wiederholte die Versuche Sobrero's vom Jahre 1851 und
nennt die bei Gegenwart von Luft und Wasser im Sonnenlichte aus dem Terpentinöl
gebildete krystallisirte Substanz (C10H18O2) Sobrerol. Dasselbe soll nicht aus Citren, sondern nur
aus den eigentlichen Terpenen entstehen.
Ueber die Concentration der Sonnenstrahlen für chemische
Reactionen. J. Brühl leitete die Reaction von Jodäthyl auf Zinkspäne ein,
indem er das Gemenge in den Focus eines durch Sonnenlicht bestrahlten Hohlspiegels
von 20 cm Durchmesser brachte, worauf die Reaction sofort eintrat und sehr stürmisch
verlief.
Walt. Rathenau untersuchte Spiegel von Gold, Silber,
Platin, Eisen und Nickel mittels eines von Stenges
construirten Sectorenphotometers auf ihre Extinctionscoefficienten.
R. E. Liesegang stellte Versuche
über die Lichtempfindlichkeit der Bleisalze an. Er fand, dass Papier, mit
Bleinitratlösung und Stärke bestrichen, nach dem Trocknen in einer Jodkaliumlösung
gebadet, im feuchten Zustande nach 5 bis 10 Secunden Belichtung im directen
Sonnenlichte schwarz wird, während es im trockenen Zustande 2 bis 3 Minuten hierzu
braucht; Quecksilberdämpfe verstärken das Bild. Am wirksamsten sind hierbei die
violetten und blauen Strahlen (Phot. Arch., 1890 S.
293).
Ueber Veränderungen gefärbter Zeuge im Lichte stellte
Prof. v. Perger am Wiener technologischen Gewerbemuseum
Versuche an, indem er das durch eine Sammellinse concentrirte Licht einer starken
elektrischen Bogenlampe auf die gefärbten Zeuge einwirken Hess. Die Lichtintensität
war im Durchschnitt etwa 50000 Amylacetat-Meterkerzen. Es wurde die Dauer der
Lichtbeständigkeit bezieh. der Eintritt des Ausbleichens der fraglichen Farbstoffe
genau bestimmt (Mitth. d. k. k. technol.
Gewerbemuseums, Wien 1889; S. 82).
Lichtabsorption.
Nach Herzberg und Schulze
(Phot. Nachr., 1889 S. 164 aus: La Nature) ist die Absorption von Licht durch
Fensterglas (vgl. 1890 278 316):
Gewöhnliches Mattglas (durchscheinend)
27
Proc.
des
einfallenden
Lichtes
Rheinisches Doppelglas
10
„
„
„
„
Dünnes Spiegelglas
10
„
„
„
„
Hellgrünes Kathedralglas
12,7
„
„
„
„
Sorret und Rilliet fanden,
dass die Alkohole eine grosse Durchlässigkeit für ultraviolettes Licht besitzen und
sich keine grossen Unterschiede zwischen den einzelnen in der genannten Richtung
ergeben. Die Aldehyde verhalten sich den Ketonen analog. Diese letzteren zeigen ein
Minimum der Durchlässigkeit bei der Linie Cd 17 und einige ein Maxiraum bei Cd 26.
Der Aldehyd absorbirt fast vollkommen die Strahlen von der Linie λ = 3466 bis zum Ende des Spectrums. Von den einfachen
Aethern bewirkt bei gleichem elektronegativem Radical (Cl, Br, J) die Substitution
eines Alkyles durch ein anderes keine besondere Aenderung der Durchsichtigkeit. Wird
das Alkyl durch ein Alkalimetall ersetzt, so wird die Durchsichtigkeit erheblich
grösser. Von den Alkylhallogenverbindungen absorbiren die Jodide am stärksten, die
Chloride am schwächsten.
Das Problem: das von der photographischen Linse
entworfene Bild zu telegraphiren, versuchte Liesegang zu lösen. Er entwirft das Bild auf einer in Quadrate getheilten
mit Selen überzogenen Platte. Jedes der Quadrate steht in leitender Verbindung mit
einem entsprechenden Quadrate der Wiedergabsplatte, welche mit Jodstärkekleister
überzogen ist. Durch die bekannten Aenderungen der Leitungswiderstände des
belichteten Selens bewirkt er, dass ein durch die Leitung gehender Strom, je nach
der Stärke der Belichtung der einzelnen Quadrate mehr oder weniger auf die Jodstärke
der entsprechenden Quadrate der Wiedergabsplatte wirkt. Da nun die Intensität der
Färbung derselben der ausgeschiedenen Jodmenge entspricht, so werden die verschieden
gefärbten Quadrate des Wiedergabapparates ein Abbild der auf den Aufnahmsapparat
gefallenen Lichtbilder geben (1891 280 191).
Photographie des rothen Endes des Spectrums. Waterhouse
empfiehlt das Alizarinblau als Sensibilisator für Bromsilbergelatine für das rothe
Ende des Spectrums.
Die Platten wurden in einer Lösung von 1 Th. Farbstoff in 1000 Th. Wasser, dem man 1
Proc. Ammoniak zusetzt, gebadet.
Die mit Cyanin und Chininsulfat gefärbten Platten sind in ihrer Wirkung zwischen A und B schwächer als die
vorigen. Dasselbe gilt von mit Cöruleïn gefärbten Platten.
Rhodamin (1 : 1000 in Wasser gelöst, mit 1 Proc.
Ammoniak versetzt, zum Baden der Platten verwendet) gibt zwei Maxima der Wirkung im
Sonnenspectrum, deren eines zwischen G und F liegt, während das andere zwischen E und J) befindlich ist.
Die Hinzufügung einer kleinen Menge von Silbernitrat zum Bade bewirkt eine
allgemeine Erhöhung der Empfindlichkeit der Platten, jedoch nicht der
Gelbempfindlichkeit, wie bei Erythrosin. Taucht man die Platten in eine mit
Essigsäure präparirte Lösung, so scheinen sie im Gelb so empfindlich wie die mit
Ammoniak behandelten (Phot. Journal, 1890 S. 95). (Eder hat die Wirkung des Cöruleïns als
Rothsensibilisator bereits vor Jahren beschrieben und desgleichen die Wirkung des
Alizarins erwähnt. Siehe Sitzungsber. der kaiserl. Akad. der
Wissensch., Wien 1886.)
Ueber Spectrumphotographie befindet sich eine ausführliche Anleitung in Eder's Handbuch der Photographie, Bd. 1 2. Aufl. –
Ferner siehe Artikel Spectrumphofographie in Geissler-Möller's Realencyclopädie der Pharmacie.
A. und L. Lumiere geben
eine Mittheilung über die Bildung von Lichthöfen bei photographischen Aufnahmen,
welche durch Reflexe der Rückseite der Glasplatte entstehen (Bull. Soc. franç., Paris 1890 S. 182).
Ueber photographische Lichthöfe. Notiz von M. Cornu. Die Lichthöfe auf Platten entstehen durch
Beleuchtung der Bildschicht. Der Durchmesser des Lichthofes ist proportional der
Dicke der Platte. Die Intensität ist um so schwächer, je grösser der Lichthof ist.
Die Kreisform des Lichthofes und die Grösse seines Durchmessers sind unabhängig von
der Neigung der auf die Platte fallenden Lichtstrahlen. Desgleichen sind sie
unabhängig von der Construction des Objectives, da auch bei einer kleinen Oeffnung
des letzteren Lichthofbildung nicht ausgeschlossen ist. Jede durchscheinende
lichtzerstreuende Substanz, welche auf eine der zwei Flächen einer Glasplatte
aufgetragen wird, bringt die Erscheinung des Lichthofes auch ohne die
Photographie hervor, vorausgesetzt, dass der optische Contact zwischen Substanz
und Glasfläche vorhanden ist.
Der Lichthof wird durch die totale Reflexion, welche das von der durchscheinenden
Schicht im Inneren der Glasplatte zerstreute Licht auf der rückwärtigen Fläche
erleidet, hervorgerufen. Er wird durch den Durchschnitt des Conus der von der
Hinterfläche total reflectirten Stellen mit der Vorderfläche gebildet. Verfasser
zieht daraus die Folgerung für die Praxis:
1) Man vermindert die Intensität des Lichthofes durch dickere Platten.
2) Man kann ihn verschwinden machen durch Ueberziehen der Plattenrückseite mit
schwarzem Firniss. Dieser Firniss muss jedoch trocken einen demjenigen der Platte
nahe kommenden Brechungsindex besitzen und die wirksamen Lichtstrahlen, welche die
Firnisschichte durchdringen, absorbiren. (Ball, de la Soc.
franç. de Photogr., 1890 S. 160.)
Zur Beseitigung der Lichthöfe empfehlen die Gebrüder Henry, die Platten auf der Rückseite mit
Chrysoidine-Collodion zu übergiessen. (Journal de l'Industr.
Phot., 1890 S. 72.)
Dr. Stolze empfiehlt, dem Collodion 1 bis 2 Proc.
Ricinusöl zuzusetzen, um den wirklichen optischen Contact zu erzielen. (Phot. Nachr., 1890 S. 209.)
W. E. Debenham weist die geringe Zweckmässigkeit des
Asphaltes zur Vermeidung von Lichthofbildung durch Auftragen einer Lösung von
Asphalt auf die hintere Plattenfläche nach und empfiehlt zu dem Zwecke Gummi und
Caramel oder Gelatine und Caramel. (Eder's Jahrbuch für
Photographie und Reproductionsverfahren für 1891, S. 425 bis 427.)
Verwendung der Photographie zu verschiedenen
wissenschaftlichen Zwecken.
Ueber die Verwendung der Momentphotographie zur Photographie
von Luftwellen, Schallwellen u. dgl. schreibt Prof. Mach. (Jahrbuch für Photographie und
Reproductionstechnik für 1891, S. 160.)
Ferner wurde die Photographie in hervorragender Weise bei den optischen Untersuchungen der Luftstrahlen benutzt (Mach und P. Salcher), sowie zu Untersuchungen über die Interferenz der Schallwellen von
grosser Excursion. (L. Mach und E. Mach, Ann. d. Phys.u. Chem. Neue Folge 1890,
41.)
Ueber Photographie elektrischer Schwingungen siehe Miesler. (Eder, Jahrbuch,
1891 S. 95.)
Ueber Photographie mit Hilfe des elektrischen Funkens einer
Inductionsmaschine berichtet Wood (Yearbook of Photogr. for 1891, S. 67). Die kurze
Belichtungszeit ermöglichte es Rayleigh und Boys, Photographien von fallenden Wassertropfen
herzustellen. (Philos. Magazine, 1890.)
E. Liesegang schrieb über Photoelektricität, entstanden
durch photochemische Umsetzung (Phot. Arch., 1890 S.
357), Gädike über die galvanische Fortbildung des
Lichtbildes bei der Entwickelung.
Ueber die Photographie des Netzhautbildes im Käferauge
siehe Eder (Eder's Jahrbuch für
Photographie für 1891, S. 50). Verfasser gelang es, das Lichtbild eines von
Prof. Exner frisch präparirten Auges von Lampyris splendidula mikrophotographisch zu
fixiren.
Mascard und Bonasse
berichten über die Photographie
von Polarisationserscheinungen bei Krystallen (Compt.
rend., 1890 S. 83). Statt des monochromatischen Natriumlichtes verwenden
sie das Licht eines Spectrums, von dem sie mittels einer einfachen Vorrichtung nur
eine bestimmte Farbe in den Apparat fallen lassen.
A. Gleave empfiehlt die Momentphotographie zu Aufnahmen
bei Schiessübungen auf der See, sowie zum
Photographiren des Inneren der Geschütze. (Photogr.
Corresp., 1890 S. 227.)
Der elektrische Schnellseher oder das Elektrotachyshop ist ein Apparat, welcher dazu
dient, durch eine Reihe von Aufnahmen, welche in rascher Aufeinanderfolge dem Auge
vorgeführt werden, eine Bewegung (Sprung eines Pferdes, Mannes, Lauf eines Menschen,
Vogelflug u. dgl.) bildlich wiederzugeben. Anschütz
erzielte in dem kurzen Zeitraume von 0,72 Secunden 24 auf einander folgende
Aufnahmen eines sich bewegenden Gegenstandes. Werden nun diese 24 Bilder in Form
biegsamer Diapositive auf einer um eine Achse drehbaren Trommel nach einander in der
Reihenfolge der Aufnahme angebracht, welche Trommel sich in einem Kasten mit einem
entsprechenden Ausschnitte befindet, und wird die letztere entsprechend rasch
gedreht, während beim jedesmaligen Anlangen eines Bildes vor dem Ausschnitte eine
hinter einem Opalglas befindliche Geisler'sche Röhre
durch einen kräftigen elektrischen Funken erleuchtet wird, so erhält der Beschauer
das Bild des scheinbar in Bewegung befindlichen Gegenstandes. (Eder's Jahrbuch für Photographie für 1891, S. 35.)
Ueber die Mittel der Photographie vom Luftballon
berichtet Dr. Stolze. (Photogr,
Nachr., 1890 S. 131.)
Photographie und Meteorologie.
Dr. Regenbach in Basel photographirte in gelungener
Weise die sogen. Cirrhus-Wolken, richtete jedoch den Apparat nicht direct gegen den
Himmel, sondern gegen eine in Ruhe befindliche Wasserfläche, welche ein Spiegelbild
der Wolken gab, das sich besser photographiren lässt, als die Wolken selbst. (Phot. News, 1890 S. 136.)
Whipple berichtet über Fortschritte der Photographie in
Bezug auf Meteorologie (Phot. News, 1889 S. 845), Dr.
Spitaler über jene der astronomischen Photographie.
(Eder's Jahrbuch für Photographie, 1891 S. 258 und
264.)
Ueber Photogrammetrie und deren Anwendung zu
Terrainaufnahmen.
Die Verwendung der Photographie in der praktischen Messkunst wird eine immer
allgemeinere. Sie bietet wesentliche Vortheile vor den bisher verwendeten Verfahren
und namentlich für Militärzwecke ist man immer mehr bestrebt, photogrammetrische
Methoden in Anwendung zu bringen. Prof. F. Schiffner in
Pola berichtet in Eder's Jahrbuch für Photographie für
1891 über die Fortschritte der Photogrammetrie. G. Le
Bon (Les levers photographiques et la photographie
en voyage, II. Partie, Paris, Gauthier-Villars et
fils, 1890) beschreibt unter anderen ein vereinfachtes Instrument zur
Aufnahme von Monumenten und des sie umgebenden Terrains, das Telestereometer. Das sehr handliche Instrument hat nur die Grösse eines
Fingers und wird bei Beobachtungen in der Hand senkrecht nach abwärts gehalten. Die
von einem Objecte einfallenden Lichtstrahlen werden von einem 45 gradigen Prisma
total nach aufwärts reflectirt und treffen, nachdem sie ein Diaphragma passirt
haben, in der Entfernung von 12 mm ein Objectiv von 26 mm Brennweite. Das Bild wird
auf einem in 1/10
mm getheilten Mikrometer aufgefangen und durch ein Ocular betrachtet, welches aus
einer gewöhnlichen Linse mit 21 mm Brennweite und einer vorgesetzten planconvexen
Linse besteht. Der verhältnissmässig grosse Gesichtsfeldwinkel und die Form des
Instrumentes, die ein unauffälliges Operiren damit erleichtert, sprechen sehr zu
seinen Gunsten. Beim Gebrauche werden die gewöhnlichen photogrammetrischen Formeln
verwendet.
Es nehme z.B. das Bild eines Objectes von der Höhe H auf
dem Mikrometer n Theile ein, so muss es sich in einer
Entfernung D=H\,\times\,\frac{260}{n} befinden; für den
Höhenwinkel α hat man
\alpha=\frac{n}{f}, wenn n die
Anzahl Theilstriche am Mikrometer, f die Brennweite des
Objectives in 1/10
mm (hier 260) ist.
Leider verzichtet man beim Gebrauche des Teleostereometers auf den Hauptvortheil der
Photogrammetrie, nämlich darauf, dass man mit einer einzigen Aufnahme (welche ja
auch unauffällig mittels Momentapparat gemacht werden kann) über die Lage vieler
Punkte Aufschluss erhält.
Schiffner zieht deshalb seine Methode für
Geheimaufnahmen (Photogr. Corresp., 1890. – Photogrammetrische Studien und Mittheilungen a. d. Geb. d.
Seewesens, 1890. – Ueber die photogrammetrische
Aufnahme einer Küste im Vorbeifahren) vor. Derselben liegt der Gedanke zu
Grunde, dass man mit Benutzung von Momentphotographien die Winkel construirt oder
berechnet, unter denen zwei Strecken vom Aufstellungspunkte aus erscheinen, und mit
Zuhilfenahme dieser Winkel im Sinne der Pothenot'schen
Aufgabe den Standpunkt ermittelt.
Prof. Steiner in Prag gibt eine Reihe zum Theil völlig
neuer Untersuchungen in den Technischen Blättern, Prag
1889 Heft 3 und 4.
In denselben ist neben anderen die Fundamentalaufgabe gelöst: Standpunkt und
Bildweite einer beliebigen Photographie zu finden, wenn fünf Punkte des Bildes fünf
Punkten der Natur entsprechen, deren Lage man kennt. Die Lösung der Aufgabe (im
Grunde nichts anderes als das erweiterte Pothenot'sche
Problem) wird unmöglich, wenn die fünf gegebenen Punkte und der gesuchte Standpunkt
zufällig auf einem Kegelschnitte liegen.
Eine weitere für die Photogrammetrie wichtige Aufgabe besteht in der Ermittelung der
wahren Lage des Bildhorizontes, wenn ganz angenähert die Richtung einer Horizontalen
und die Lage und Höhe dreier Punkte des Bildes gegeben ist.
Als für die graphische Durchführung besonders verwendbar führen wir das Verfahren an,
welches direct die Seehöhe eines Punktes des Bildes angibt, wenn die Höhe des
Standpunktes bekannt ist, von welchen aus er aufgenommen wurde.
Von Prof. Steiner ist ein Lehrbuch der Photogrammetrie
erschienen (Verlag von Lechner, Wien).
Mikrophotographie.
Zu erwähnen ist das höchst sorgfältig bearbeitete Werk von Marktanner-Turneretscher: Die Mikrophotographie als Hilfsmittel
naturwissenschaftlicher Forschung (Verlag von Knapp, Halle a. S., 1890). Ferner erschien ein umfassendes
sehr gutes Lehrbuch der Mikrophotographie von R. Neuhauss, Braunschweig 1890.
G. Marktanner-Turneretscher berichtete über die
Fortschritte der Mikrophotographie in Eder's Jahrbuch für
Photographie und Reproductionsverfahren für 1891, S. 137.
M. Thil und Thouronde
stellten etwa 400 Aufnahmen von mikroskopischen Schnitten durch Holzarten im
Auftrage des französischen Ackerbauministeriums her, welche zu Demonstrationszwecken
mittels des Projectionsapparates verwendet werden sollen.
Hitchcook macht im Amer. Monthl.
Mier. Journ., XI S. 8, darauf aufmerksam, dass die Verwendung von zu stark
tingirten Lichtfiltern bei verhältnissmässig kurzer Expositionszeit ein Fehler ist,
welchen viele Mikrophotographen in der Absicht begehen, den Contrast zwischen Object
und Hintergrund möglichst zu vergrössern.
Dabei geht die feine Structur der Objecte verloren und erscheinen dieselben wie
Silhouetten. Insbesondere gilt dies bei Bakterienaufnahmen.
Van Heurk prüfte das neue Zeiss'sche Immersionssystem von 1,63 numerischer Apertur. Als
Immersionsflüssigkeit dient für dieses System Monobromnaphtalin. Das genannte
Immersionssystem löst zufolge der hohen numerischen Apertur die Querstreifung der
Ampipleura auch bei centraler Beleuchtung auf. Der
allgemeinen Anwendung des Objectives dürfte seine complicirte Verwendungsart
hinderlich sein, wenngleich die Leistungsfähigkeit für mikrophotographische Zwecke
eine grosse ist. (Bull. Soc. Belg. Micr., XV S.
69.)
Piersal weist auf die Wichtigkeit eines genügend
stabilen Apparates mit langem Auszuge, einer guten Beleuchtung (am besten
Sonnenlicht) und passender Präparate hin, wenn man gute Resultate erzielen will.
(Amer. Journ. of Photogr., 1890.)
H. C. J. Dunker berichtet über den von Mechaniker P. Tate, Berlin, fabricirten mikrophotographischen
Apparat, welcher sehr gut die Verwendung des Magnesiumblitzlichtes zu
photographischen Zwecken gestatten soll. Der Apparat hat an Stelle der zwei
parallelen Gusseisenschienen, welche gewöhnlich die optische Bank von solchen
Apparaten bilden, zwei parallele Messingröhren und statt des gewöhnlichen
Balgauszuges ein fernrohrartig ausziehbares Rohrsystem, dessen Vortheil einem
gewöhnlichen Balgsysteme gegenüber wohl schwer einzusehen ist. An Stelle zweier
Visirscheiben verwendet Dunker nur eine streifenweise
mattirte Scheibe, was unter Umständen zweckmässig sein dürfte. (Photogr. Nachr., Bd. 2 Nr. 36 S. 552.)
Neuhauss bespricht in einem Aufsatze: Die Mikrophotographie auf der Jubiläumsausstellung zu Berlin
im J. 1889 die äusserst gelungenen Aufnahmen aus dem hygienischen Institute
zu Berlin. (Zeitschrift f. wissensch. Mikr. u. mikr.
Technik, Bd. 6 Heft 3.)
In dem erwähnten Werke von Neuhauss: Lehrbuch der
Mikrophotographie verdient der Abschnitt über Aufstellung der Apparate,
über Objective und Oculare besondere Erwähnung.
Um bei Verwendung eines blauen, speciell eines Kupferoxydammoniakfilters die
ultravioletten Strahlen auszuschliessen, empfiehlt Neuhauss die Einschaltung einer Cuvette mit Aesculinlösung (15 : 1000).
Aehnlich wirkt eine Lösung von schwefelsaurem Chinin. Auf diese Weise ist die
Focusdifferenz ausgeschlossen.
Hinsichtlich der Lichtquelle stellt Verfasser sehr richtig das Sonnenlicht in
erste Linie. Dem elektrischen Bogenlichte erkennt er nur dann Verwendbarkeit zu,
wenn dasselbe in Verbindung mit einer Mattscheibe benutzt wird, was jedoch von Gärtner und Stricker in
Wien widerlegt worden ist.
Ungerechtfertigt erscheint es, dass Neuhauss dem Cirkon-
bezieh. Magnesia-Hydroxygenlicht vor minderen Lichtquellen keinen Vortheil
zuspricht. (Das Magnesia-Hydroxygengaslicht entspricht jedem Zwecke der
Mikrophotographie und hat den Vorzug einer constanten Lage der Lichtquelle bei
grosser Helligkeit. Anm. d. Ref.Siehe auch: Eder, Ueber Mikrophotographie,
Centralorg. f. Waarenk. u. Technologie, 1891 S. 194. Ferner: Eder's Ausfährt. Handbuch d. Photogr., 1891 1.
Bd. 1. Th.)
Bei Aufnahmen mit Zuhilfenahme von Magnesiumblitzlicht empfiehlt Neuhauss die Einschaltung einer Cuvette mit
Aesculinlösung (s. o.) oder noch besser die Einschaltung einer Aesculinlösung und
einer Fluoresceïnlösung. (Nach Miethe: Phot. Wochenbl.,
1890 Nr. 18 S. 143.)
Anstatt zweier Cuvetten können auch zwei mit den genannten Stoffen passend präparirte
Glastafeln verwendet werden. Dieselben werden mit Gelatinschichten (2 g Gelatine, 25
cc Wasser, 2 g Glycerin, wozu je 0,05 Aesculin und 0,02 Fruoresceïn kommen)
überzogen, nach dem Trocknen Schicht an Schicht zusammengelegt und an den Rändern
mit Papier verklebt.
Die im Neuhauss'schen Werke gegebene geschichtliche
Schilderung der orthochromatischen Verfahren fand Widerspruch. (Siehe H. W. Vogel, Eder, Phot. Corresp., 1891.)
Das bereits genannte Werk von Marktanner-Turneretscher
ist bezüglich des photographischen Theiles reichhaltiger als das Neuhauss'sche. Es räumt auch dem nassen Verfahren, welches sich an der k. k.
Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in
Wien bei Aufnahme vieler Objecte dem trockenen Verfahren gegenüber als ungleich vortheilhafter bewährt hat, einen entsprechenden Platz
ein.
Ueber Mikrophotographie berichtet ferner Henri van Heuk
(Yearbook of Photogr. for 1891, S. 96) und Grimm (Eder's Jahrbuch für
Photographie und Reproductionsverfahren für 1891 S. 96).
(Fortsetzung folgt.)