Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 89 |
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Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
Druckverfahren.
Von Dr. J. M. Eder und
E. Valenta in Wien.
(Fortsetzung des Berichtes S. 64 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
Druckverfahren.
Photographie bei künstlichem Lichte.
Eine vollständige Uebersicht über die Methode zur Photographie bei künstlichem Lichte
gab Eder in seinem Ausführlichen Handbuch der Photographie, 1891 2. Aufl. Bd. 1.
Einzelne neuere Arbeiten auf diesem Gebiete werden in Nachfolgendem gegeben.
Eder stellte eine Tabelle auf, welche zum Zwecke des
Studiums des chemischen Lichteffectes der Magnesiumlampen ermittelt wurde. Diese
Tabelle gibt vergleichbare Zahlen, welche auf die Hefner-Alteneck'sche Amylacetatlampe und die Distanz der Lichtquelle = 1 m
reducirt sich darstellen.
Benutzte Lichtquelle in
einerDistanz = 1 m
Relativeoptische Helligkeit
Relative chemischeLeuchtkraft
bezüglichder Wirkung aufBromsilbergelatine
Zeitdauerder Ein-wirkung
derLichtquelle
ChemischeLeuchtkraft(photo-graphischeWirkung)
1. Hefner-Alteneck'sche
Amylacetat- lampe
1
1
Sec.
1
2. Drummond'sches Kalk-,
Magnesia- oder Zirkonlicht
70
1
„
260
3. Gaslicht (Argandbrenner)
16
1
„
28
4. Magnesiumband, wovon 9,6 cm = 0,05 g wägen und in 7
Se- cunden verbrennen
80
7
„
11400
5. Schirm'sche Magnesiumblitzlampe
(mit 0,05 g Mg)
?
⅛
„
18200
6. Magnesiumband, wovon 19,2 cm = 0,1 g sind und in 13
Secunden verbrennen
–
13
„
22000
7. Schirm'sche oder Beneckendorff- sche Lampe (0,1 g Mg)
–
1/7
„
36000
8. Magnesiumpulver von oben in eine Erdöllampe
geschleudert, mittels Dr. Hesekiel's Blitzlampe (0,1 g Mg)
–
1/10
„
7960
9. Explosive Magnesiummischung mit 0,1 g Magnesium, 0,75
g Kaliumchlorat, 0,75 g Kalium- perchlorat
–
1/30
„
19200
10. Haake-Albers-Blitzlampe (0,3 g Mg)
–
⅕
„
101000
11. Sinsel-Dorn'sche, sowie Hruza's Blitzlampe (1 g Mg)
–
1/4
„
350000
12. Loehr'sche Lampe (1 g Mg)
–
⅓
„
351000
13. „ „ (4 g Mg)
–
½
„
890000
14. Explosive Magnesium- mischung (1½ g Mg)
–
1/25
„
200000
15. Explosive Magnesium- mischung (4 g Mg)
–
1/20
„
500000
Das Drummond'sche Kalklicht erscheint nach dieser
Tabelle dem Auge 70mal heller als eine Kerze, während die photographische Wirkung
auf Bromsilber ungefähr 270 mal so gross ist, was mit der Beobachtung von Michalke übereinstimmt, der zufolge gedämpftes
Tageslicht bei gleicher optischer Helligkeit wie das Licht einer Amylacetatkerze
dennoch photographisch 10 mal so wirksam ist. (Phot.
Mitth., 1890 Bd. 24 S. 195.)
Berechnet man die chemische Leuchtkraft auf Secunden-Meterkerzen und ermittelt den
Effect, welcher sich ergeben würde, wenn das Licht 1 Secunde anhielte, so resultirt
folgende Tabelle (nach Eder):
Relative Wirkungauf
Bromsilbergelatineberechnet aufSecunden-Meterkerzen
1. Amylacetatlampe (Hefner-Alteneck)
1
2. Magnesiumband, wovon 0,05 g = 9,6 cm lang
sind
1630
3. Schirm'sche Lampe (mit 0,05 g
Mag- nesiumpulver)
145600
4. Schirm'sche oder Beneckendorff'sche Lampe (mit 0,1 g
Mg)
252000
5. Haake-Albers-Lampe (mit 0,3 g
Mg)
505000
6. Sinsel-Dom-Lampe (mit 1 g
Mg)
1400000
7. Loehr'sche Lampe (mit 1 g
Mg)
1053000
8. Explosivpulver (mit 1,5 g Mg nebst Chlorat und
Perchlorat)
5000000
9. Explosivpulver (mit 4 g Mg)
10000000
Daraus ergibt sich, dass das Magnesiumpulver von allen bis jetzt bekannten
künstlichen Lichtquellen bei kürzester Verbrennungsdauer den grössten chemischen
Effect äussert.
Schirm verbesserte seine Magnesiumblitzlampe dadurch,
dass er an Stelle des Gefässes mit Benzinflüssigkeit ein solches mit Werg oder Wolle
gefüllt, welche Materialien mit Benzin getränkt sind, verwendet, wodurch der
Transport und die Handhabung gefahrlos wird. (Eder's
Jahrbuch für Photographie und Reproductionsverfahren für 1891, S. 249.)
Miethe's Lampe (D. R. P. Nr. 54423) erscheint sehr
empfehlenswerth, indem die Aufgabe, bei thunlichst vollkommener Verbrennung des
Magnesiumpulvers eine leuchtende Flamme von grosser Ausdehnung zu erhalten, bei
dieser Lampe gut gelöst wird.
Textabbildung Bd. 282, S. 89Fig. 1.Miethe's Magnesiumlampe. Bei Miethe's Lampe ist ein rundes Kupferblech
in passender Höhe unter einem Winkel von 45° gegen die Flamme des Spiritusbrenners
geneigt angebracht, welches dieselbe zwingt, sich fächerförmig zu vertheilen; bläst
man nun von unten Magnesiumpulver in die Flamme, so wird der grösste Theil in der
unteren und mittleren Flamme verbrannt. Das unverbrannte Pulver prallt an dem Bleche
ab und gelangt so in die fächerförmige Flamme, woselbst totale Verbrennung
stattfindet. Die Lampe ist mit einem Magnesiumpulvermagazin versehen, welches durch
einen Hahn bei jedesmaliger Drehung nur das bestimmte Quantum (0,1 g)
Magnesiumpulver in das Blaserohr treten lässt (siehe Fig.
1).
Textabbildung Bd. 282, S. 89Fig. 2.Hruza's Magnesiumblitzlicht.Hruza in Wien construirte eine sehr brauchbare Lampe
(Fig. 2) für Magnesiumblitzlicht; das Princip
derselben besteht darin, dass sich zwei Ströme noch vor dem Eintritt in die Flamme
unter spitzem Winkel treffen, wodurch ein Zerstäuben des Magnesiumpulvers bewirkt
wird, was das Entstehen einer grossen Lichtfläche, und in Folge dessen hohe
Lichtintensität zur Folge hat. Auch kann man durch Einfüllen von Magnesiumpulver und
Schwefel in das eine und Kaliumchlorat in
das andere Rohr eine hochintensive Blitzflamme erzeugen, ohne Gefahr zu laufen,
eine vorzeitige Explosion zu bewirken. (Eder's Jahrbuch für
Photographie und Reproductionsverfahren für 1890 und dasselbe für 1891 S.
446.)
Sinsel in Leipzig gab dem Magazin für Magnesiumpulver
eine derartige Form, dass aus demselben selbsthätig beim jedesmaligen Drucke auf den
Kautschukballon das bestimmte Quantum Magnesiumpulver in die Blaseröhre gelangt,
wodurch ein rasches Wiederholen des Blitzens ermöglicht wird. (Eder's Jahrbuch, 1890 S. 447.)
Haake und Albers in
Frankfurt a. M. gaben ihrer Lampe eine sehr einfache und handliche Form (Fig. 3). Die mit Spiritus und Benzin gefüllte Lampe
ist cylinderförmig und umgibt das in der Achse befindliche Blaserohr, welches in
seiner Verlängerung von dem Magnesiumpulvermagazin umgeben ist. Aus diesem Magazin
gelangt beim jeweiligen Drucke an einen Knopf und Klopfen am Apparate die bestimmte
Menge Magnesiumpulver in das Blaserohr. (Eder's
Jahrbuch, 1891 S. 448.)
Textabbildung Bd. 282, S. 90Fig. 3.Magnesiumlampe von Haake und Albers.Hesekiel's Fulgurapparat
kann an jeder beliebigen Gas- oder Erdöllampe befestigt werden. Bei demselben wird
das Magnesiumpulver durch eine mechanische Vorrichtung (eine Art durch Federkraft
gespannter pneumatisch auszulösender Schleuder) in die Flamme geschleudert. (Eder's Jahrbuch für Photographie, 1891 S. 53.)
Zur Bestimmung der Verbrennungsdauer von
Magnesiumblitzlicht construirte Eder (siehe
Eder's Jahrbuch für Photographie, S. 449) einen
Apparat, welcher aus einem Rade besteht, das in der Secunde eine Umdrehung macht und
an der Peripherie sowie im Centrum einen glänzenden Knopf trägt. Wird nun das in
Bewegung befindliche Rad mittels Blitzlicht photographirt, so erscheint der
glänzende Knopf an der Peripherie je nach der Dauer des Lichtblitzes als kürzerer
oder längerer Bogen im Bilde, aus dessen Länge gegenüber dem Umfange des Rades sich
die Zeitdauer des Lichtblitzes leicht ermitteln lässt. Der Apparat kann auch zur
Bestimmung der Geschwindigkeit von Momentverschlüssen benutzt werden.
Orthochromatisches Verfahren.
Ueber die Herstellung orthochromatischer Platten siehe Eder,
Photographie mit Bromsilbergelatine (Halle a. S. 1890 bei W. Knapp). Ferner David
und Scolik, Die orthoskiagraphische Photographie.
Ueber Silbererythrosinplatten schrieb Prof. Zettnow.
(Eder's Jahrbuch für Photographie, 1891 S.
303.)
Eder weist nach, dass er das Erythrosin als
Sensibilisator für Bromsilbergelatineplatten zuerst beschrieben und in die Praxis
eingeführt hat. (Photographische Correspondenz, 1890 S.
455).
Ueber die Beziehungen zwischen Absorption und Empfindlichkeit sensibilisirter Platten
bemerkt J. J. Ackworth, dass die Absorptionsmaxima
gegen die brechbare Seite des Spectrums verschoben sind. Die Verschiebung ist in
einigen Fällen geringer als in anderen; bei mehreren Absorptionsmaxima kann für
eines derselben unter Umständen kein Sensibilisirungsmaximum vorhanden sein.
Die Endresultate stehen in naher Beziehung zu dem Stockes'schen Fluorescenzgesetz, sowie zu den von Ebert constatirten einseitigen Verbreiterungen der Spectrallinien. Als
Stütze für dieses Ergebniss dienen Eder's
Untersuchungen über denselben Gegenstand.
Leon Vidal erzielte mit dem Naphtalinblau als Sensibilisator lohnende Erfolge. Die Blauempfindlichkeit
der Platten wird durch Indophenol und Malachitgrün bedeutend her abgedrückt, jene
für Roth wird gesteigert. Grün und Gelb behalten die richtigen Thonwerthe. Das
Verfahren zur Herstellung der Sensibilisirungsflüssigkeit ist folgendes: 0,1 g
Indophenol werden in 500 cc Alkohol gelöst (1), andererseits 1 g Malachitgrün in 200
cc Wasser. Zu der erwärmten letzteren Lösung gibt man eine solche von 10 g
doppeltchromsaurem Kalium in 100 cc Wasser, welche ebenfalls auf 70 bis 80° C.
erwärmt worden ist. Nach ½ Stunde, während welcher Zeit die Lösung warm erhalten
wird, filtrirt man und löst den ausgewaschenen Niederschlag in 250 cc Alkohol,
welcher 6 bis 8 g Chininsulfat enthält. Die filtrirte Flüssigkeit ist schön Grünblau
gefärbt und bildet die Mutterlösung (2).
4 cc der Lösung 1 werden mit 4 cc der Lösung 2 versetzt und 600 cc destillirtes
Wasser zugefügt, in dieser Flüssigkeit werden die Platten zwei Minuten gebadet und
im dunklen Raume getrocknet. Die Platten geben das Roth nach seinem Thonwerthe
selbst durch eine intensive Gelbscheibe wieder. Eine noch höhere Rothempfindlichkeit
erzielt man durch Anwendung eines Ergänzungs-Strahlenfilters, das aus einer Substanz
gefertigt ist, welche alle Strahlen ausser Roth und Gelb absorbirt. Verfasser
empfiehlt hierzu Gelatine, welche man durch Weichen in Erythrosinlösung gefärbt hat.
Die Farbstoffe hat Leon Vidal von Durand und Huguenin in
Basel bezogen.
Bierstadt behauptet, orthochromatische Effecte nur durch
Versetzen mit farbigen Mitteln zu erreichen. Er benutzt z.B. Lösungen von Anilingelb
und Eosin, welche er in einer planparallelen Wanne hinter der Linse an der Camera
befestigt. Die Belichtungszeit dauert sehr lange. (Ann.
Amer. of Phot., 1890 S. 154.)
Ueber orthochromatische Collodion-Emulsion schreibt v. Hübl: Bromsilber-Collodion-Emulsionen lassen sich
durch Farbstoffe sehr leicht sensibilisiren. Man versetzt die Emulsion mit Eosin und
Silbernitrat oder mit einer Lösung von Eosinsilber in schwachen Säuren, sauren
Metallsalzen u.s.w. und fügt überdies etwas Silbernitrat zu oder man benutzt eine
Lösung von Eosinsilber in Ammoniak. Ein eventueller Ueberschuss davon gibt zu
Schleiern Veranlassung, er muss daher durch vorsichtiges Abstumpfen mit einer Säure
unschädlich gemacht werden. Man fährt mit dem Zusätze der Säure so lange fort, bis
eine leichte Trübung von ausfallendem Eosinsilber zu bemerken ist und filtrirt dann
die Lösung.
Mit Eosinsilber angefärbte Collodion-Emulsionen liefern bezüglich
Farbenempfindlichkeit ganz dieselben Resultate, wie die nasse Eosinbadeplatte.
Will man das gelbe Strahlenfilter in die Emulsion verlegen, so kann dies durch Zusatz
von alkoholischem neutralen pikrinsaurem Ammoniak erreicht werden. (Phot. Corr., 1890 S. 388.)
Joseph Bierfelder berichtet über die Albert'sche Collodion-Emulsion
und das Arbeiten mit derselben. (Eder's Jahrbuch für
Photographie, 1891 S. 180.)
Ueber die Photographie mit Eosincollodion schreibt v. Hübl: Als Farbensensibilisator benutzt man
ausschliesslich die Silbersalze des Eosins; der Process ist leicht und bequem
durchzuführen und hat nur einen Nachtheil: dass die photographische Schichte eine
relativ ziemlich bedeutende Unempfindlichkeit zeigt, was durch die Nothwendigkeit
von stark sauren Silberbädern, um bei Gegenwart von Eosin kräftige klare Platten zu
erhalten, bedingt erscheint, da das in der Schicht enthaltene Eosinsilber gleichsam
als Verzögerer wirkt. Der Wirkung des sauren Bades begegnet Verfasser durch
Anwendung eines zweiten Bades, welches neutral ist und einen viel geringeren
Silbergehalt als das erste hat. Die Eosinmenge kann auf eine sehr geringe (1/200 bis 1/300 des
Bromsalzes) herabgesetzt werden ohne wesentliche Beeinträchtigung des Effectes.
Verfasser gibt Formeln für Zusammensetzung von Collodion- und Silberbädern sowie
Entwickler. Als Verstärker empfiehlt er den Hydrochinon-Silbex-Verstärker, welcher
vor oder nach dem Fixiren angewendet werden kann. (Siehe Eder's Jahrbuch, 1890 S. 221.)
Als wesentlich für das Gelingen des Processes ist ein kühles Laboratorium, im heissen
Atelier versagt der Process vollkommen und ist keine klare kräftige Platte zu
erhalten.
Die Exposition sei eine reichliche, das Bild muss beim Entwickeln momentan
hervortreten. Selbstverständlich fehlt der Eosinsilberplatte die
Rothempfindlichkeit. Das blau-stichige Roth bei Anwendung einer Gelbscheibe bleibt
selbst wirkungslos. (Eder's Jahrbuch, 1891 S. 189.)
Entwickler für Bromsilbergelatineplatten.
Dr. Andresen in Berlin stellt das Eikonogen –
Natriumsalz der Amido-β-Naphtol-β-Monosulfosäure
C10H15
SO4NaOHNH2
– in gut haltbarer Form her.
Die Actiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin
bringt Dr. Andresen's Eikonogenpatronen in den Handel, deren Inhalt (1 cc) aus gepulvertem
Eikonogen, Natriumsulfit und Soda, welche von den übrigen Bestandtheilen durch einen
Baumwollenpfropf getrennt ist, besteht. Zum Gebrauche wird der Inhalt in 100 cc
Wasser gelöst. Die Eikonogenpatronen werden Amateuren und reisenden Photographen
sehr willkommen sein.
Bottamley schreibt über Normalentwickelungsmethoden. (Eder's Jahrbuch für
Photographie, 1891 S. 5).
Belitzky berichtet über einen haltbaren Abschwächer,
derselbe besteht aus 300 cc Wasser, 15 g Ferridoxalat und 15 g Natriumsulfit. (Eder's Jahrbuch für Photographie, 1891 S. 41.)
Die Phot. Times empfiehlt Zusatz von Glycerin zum
Eikonogenentwickler, wodurch er haltbarer werden soll.
Warnercke empfiehlt statt der Potasche Aetzkali zu
verwenden und zwar:
Natriumsulfit
40
Th.
Heisses destillirtes Wasser
100
„
Eikonogen
10
„
Aetzkali
10
„
Die Lösung lässt sich aufbewahren; zur Verwendung wird mit
Wasser (2 bis 3 Th.) verdünnt.
v. Melandoni (The phot.
Journ., 1890 Bd. 14 S. 110), J. J. Ackworth
(The phot. Journ., 1890 Bd. 14 S. 110) und Arlt (Phot. Nachr., 1890
Nr. 5 S. 3) empfehlen desgleichen an Stelle von Potasche Aetzkali zum
Eikonogenentwickler zu verwenden.
Piffard empfiehlt Ammoniak entgegen anderen Angaben.
(Phot. Nachr., 1890 S. 223.)
Archer setzt dem Eikonogenentwickler gelbes
Blutlaugensalz zu. (Anthony's Bull., Februar 1890 Bd.
21 S. 69.)
R. Krügener empfiehlt den Eikonogenentwickler vor
Luftzutritt geschützt aufzubewahren, welchen Zweck er durch Anwendung von flachen
Gummibeuteln erreichen will. (Eder's Jahrbuch für
Photographie, 1891 S. 153.)
Mischungen von Eikonogen mit anderen Entwicklern werden
von vielen Seiten empfohlen.
Eikonogen-Pyroentwickler und Eikonogen-Hydrochinonentwickler sind in Amerika vielfach in Verwendung.
Unter dem Namen Crystallos kam 1890 von Paris aus ein
Rapidentwickler in den Handel, welcher aus Eikonogen, Hydrochinon, caustischem
Alkali und gelbem Blutlaugensalz bestand.
Hierdurch angeregt stellte A. Lainer seinen
Hydrochinonrapidentwickler her.
Aetzkali als Beschleuniger im Hydrochinonentwickler wurde von E. Himly, Payne, Duchesne u.a. empfohlen.
Zusatz von Ferrocyankalium zum Hydrochinonentwickler vermehrt die Contraste (E. Himly;Phot. Corr., 1889 S. 160). Beide zugleich geben dem
Hydrochinonentwickler die Eigenschaft rapid zu wirken bei vollkommener Klarheit der
Platten.
Solche Entwickler wurden fast gleichzeitig von Balagni
in Paris und A. Lainer in Wien mitgetheilt.
Balagni's Entwickler (Phot.
Arch., 1891 S. 1) besteht aus drei Lösungen:
a)
Wasser (kochend)
1000 cc
Natriumsulfit
250 g
Hydrochinon
20 g
b)
Wasser
900 cc
Aetznatron
100 g
Nach erfolgter Lösung werden zugefügt:
Wasser
100 cc
Blutlaugensalz
10 g
c)
Wasser
100 cc
Bromkalium
10 g
Zur Hervorrufung einer Momentaufnahme (halbe Grösse) mischt man:
a.
80 cc
Wasser
40 cc
c.
1 cc
Für Zeitaufnahmen werden gemischt:
Wasser
80 cc
Lösung
a)
40 cc
„
b)
4 cc
A. Lainer (Phot. Corr.,
1890 Januarheft) theilt seinen Entwickler mit.
Derselbe besteht aus zwei Lösungen:
a)
Wasser
900 cc
Natriumsulfit
40 g
Gelbes Blutlaugensalz
120 g
Hydrochinon
10 g
b)
Aetzkalilösung 1 : 2.
Man mischt für den Gebrauch für die Cabinetplatte:
a)
60 cc
b)
6 cc.
Das Bild erscheint in drei Secunden und ist die Entwickelung in 30 bis 40 Secunden
beendet.
Sämmtliche Entwickler mit Aetzkali oder Aetznatron und Hydrochinon können ohne
Schaden mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt werden, sie arbeiten dann langsamer
ohne dass die Details leiden.
Die entwickelten Platten sind kräftig abzuspülen und im sauren Fixirbade zu fixiren.
Das Fixirbad kann sauer erhalten werden durch jeweiligen Zusatz von einigen Tropfen
saurer Sulfitlösung des Handels (38° Bé.); Cuvetten sind empfehlenswerth.
Für einen concentrirten Rapid-Hydrochinonentwickler gibt A.
Lainer folgende Recepte:
a)
WasserNatriumsulfitHydrochinon
100 cc 30 g 10 g
warm gelöst.
Hierzu kommen 25 g gelbes Blutlaugensalz in 100 cc Wasser.
b)
50 g Kaliumhydroxyd oder
30 g Natriumhydroxyd
in 100 bezieh. 90 cc Wasser gelöst.
Es werden zum Gebrauche 200 cc von Lösung a mit 100 cc von Lösung b gemischt.
Dr. Schleussner's Pyrohydrochinonentwickler gibt
Negative, welche den Charakter von Collodionnegativen zeigen.
Derselbe besteht aus drei Lösungen:
I.
20 g Hydrochinon in 2 l destillirtes Wasser,
II.
100 g kohlensaures Natron in 500 cc Wasser, und
III.
400 cc destillirtes Wasser, 60 g schwefligsaures Natron, 10 bis 20
Tropfen verdünnte Schwefelsäure und 20 g Pyrogallussäure.
Zum Gebrauche werden von I 40 Th. und von II und III je 10 Th. gemischt. (Talbot, Neuheiten in Photogr., September 1890.)
Lohse empfiehlt Resorcin als Zusatz zum
Hydrochinonentwickler, wo es als Verzögerer wirkt. (Phot.
Alman., 1891 S. 21.)
Pyrogallolentwickler. Als Verzögerer in diesem
Entwickler wirkt citronensaures Natron. (Yearbook of
Photogr. for 1891, S. 72.)
Ueber die Wirkung von Borax siehe Phot. Arch., 1890 S.
371.
Pyrogallol in Kapseln verschlossen wird von Frankreich aus in den Handel gebracht.
Dieselben enthalten die für die Entwickelung einer Platte nöthige Menge Pyrogallol
und verdienen wegen ihrer netten Form und Handlichkeit von Seite der Amateure und
reisenden Photographen Beachtung.
Solche Kapseln der Firma Rousseau in Paris wurden von
der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und
Reproductionsverfahren in Wien bezogen und Inhalt sowie Form praktisch
befunden.
Auf Verwendung von Naphtalinderivaten als Entwickler in
der Photographie nahm Andresen in Berlin ein Patent (D.
R. P. Nr. 53549). Es ist dies ein Zusatzpatent zum D. R. P. Nr. 50265 des Genannten
vom 10. Februar 1889. Das Patent betrifft im Wesentlichen einige Dioxynaphtaline und
deren Sulfosäuren, sowie einige Amidonaphtole und Naphtylendiamine und zwar:
I.
1) α-2) β-3) α1α3-4) α1β3-5) α1β4-6) β1β3-
Naphtohydrochinon„Dioxynaphtalin„„„
Dioxynaphtaline
II.
Dioxynaphtalinmonosulfonsäure (D. R. P. Nr. 50506)
III.
Dioxynaphtalindisulfosäure (D. R. P. Nr. 49857)
IV.
1) α1-2)
α1-3)
β1-
Amido-α2-Naphtol „ -β1 „ „ -β3 „
Amidonaphtole
V.
1) α1β1-2) α1α2-
Naphtylendiamin„
Naphtylendiamine,
welche Verbindungen als Ersatz der in D. R. P. Nr. 50265
beschriebenen Naphtalinderivate als Entwickler in der Photographie verwendbar
sind.
Leo Backeland empfiehlt einen Brenzkatechinentwickler
mit Aetzkali, welche Mischung er derjenigen mit Soda oder Potasche vorzieht. Die
Vorschrift zu diesem Entwickler lautet:
Nr. 1.
Natriumsulfit
10
Th.
Brenzkatechin
2
„
Wasser
100
„
Nr. 2.
Aetzkali
10
„
Wasser
100
„
Zum Gebrauche werden 5 cc von Lösung 1 mit 5 cc von Lösung 2 und 100 cc Wasser
gemischt. (Anthony's Phot. Bull, 1890 Bd. 21 S.
78.)
Clement Saux und Bernardt
geben Vorschriften für Brenzkatechin-Soda-Aetzkalientwickler. (Phot. News, 1890 Nr. 1633 und Helios, 1890 S. 22.)
Cowan ersetzt die Soda im Eikonogen- und
Hydrochinonentwickler durch Lithioncarbonat – was sehr kostspielig ist. Anm. des
Ref. –. (Phot. News, 1890 S. 175.)
Ueber die Hervorrufung mit Ammoniakdämpfen siehe Ph.
Luder in Anthony's Phot. Bull., 1890 Nr. 23;
ferner L'Amateur photographe, Paris 1890.
Verstärken und Abschwächen von Negativen sowie von
Opalbildern.
Ueber die Quecksilberverstärkung bemerkt Ch. Jones (Phot News, 1890
S. 100), dass bei Verstärkung mit Sublimat und Natriumsulfit sich bei der Einwirkung
von Natriumsulfit auf das mit Sublimat gebleichte Bild, welches aus
Quecksilberchlorür und Silberchlorid besteht, schwarzes Quecksilber bildet und das
Chlorsilber nur theilweise gelöst wird; es bleibt die Hälfte des Silbers und ein
Viertel Quecksilber zurück. – Die Verstärkung mit Quecksilberchlorid und nachherige
Schwärzung mit Eisenoxalat erklärt Jones sehr wirksam,
nur muss vor dem Schwärzen sehr gut gewaschen werden, der Process des Schwärzens ist
eine völlige Reduction des bei dem Behandeln mit Sublimat entstandenen Hg2Cl2 und AgCl.
Stolze behandelt das Negativ zur Verstärkung mit einer
Lösung von Kupfervitriol, Bromkalium und Wasser, wäscht gut aus und legt in
Eikonogenentwickler. (Phot, Nachr., 1891 S. 4.) –
Dessen Einstaubverfahren siehe Phot. Nachr., 1890 S. 583.
Als Abschwächungsmittel für Negative empfiehlt der Amateur photographe (Paris) die Gelatineplatten eine
halbe Stunde in Wasser einzuweichen, dann in ein Bad, bestehend aus 100 cc Wasser, 4
g Schwefelsäure und 6 g 30procentige Kaliumbichromatlösung, zu bringen. (Phot. Corr., 1890.)
L. Belitzky empfiehlt folgenden Abschwächer:
Wasser
200 g
Kaliumferridoxalat
10 g
Natriumsulfit
8 g
Oxalsäure
2½ bis 3 g
Fixirnatron
50 g
Die Mischung ist lange haltbar, wenn sie im Dunklen aufbewahrt wird. (Deutsche Phot.-Ztg., 1890 S. 63.)
Biegsame photographische Platten „Films“.
Unter dem Namen Stripping Films führte Eastman vor längerer Zeit ein Papier ein, welches
gestattet, nach dem Entwickeln die glasklare Negativhaut abzuziehen. – Die
Herstellung geschieht in der Weise, dass Eastman sein
Papier mit weicher Gelatine überzieht und auf diese Schicht erst die
Bromsilbergelatineschicht folgen lässt. Durch Aufquetschen des vorher entwickelten
Negatives auf mit Collodion überzogenes Glas und nachheriges Einweichen in lauwarmes
Wasser lässt sich das Häutchen vom Papier abziehen, indem die weiche Gelatine
schmilzt. Diese Operation ist nur mit grosser Vorsicht und Geschicklichkeit
durchführbar, was ein entschiedener Nachtheil der Stripping Films ist.
Frödtman's Vergara Films
enthalten als Unterlage der lichtempfindlichen Schichte eine mit Kaliumbichromat
versetzte durch Belichtung unlöslich gemachte Gelatineschicht. Diese Platten geben
tadellose Negative und sind dabei papierdünn. Die Herstellung aber scheint keine
leichte zu sein.
Aehnlich den Vergara Films scheinen die Balagni'schen
Films zu sein; bei denselben bilden die Unterlage für die lichtempfindliche Schichte
wahrscheinlich über einander abwechselnd geschichtete Lagen von Collodion und
Chromgelatine.
Neuerer Zeit ist es Eastman gelungen, Films, deren
Bromsilbergelatine tragende Unterlage aus einem sehr zähen Collodion besteht,
herzustellen, welche sehr dünn, biegsam und dabei durchsichtig sind.
Ein grosser Vortheil der Films liegt in dem Umstände, dass dieselben absolut niemals
die Erscheinung der sogen. Lichthöfe zeigen. Auch das geringe Gewicht kommt ihnen
vortheilhaft zu statten, wogegen ihre Kostspieligkeit und die Schwierigkeiten,
welche die Arbeit mit Films dem weniger Geübten darbietet, ihrer allgemeinen
Verwendung im Wege steht.
Ueber Photographie mit Films siehe Prof. Vogel in Eder's Jahrbuch für Photographie und
Reproductionsverfahren für 1891 S. 318.
Krügener berichtet über Celluloidfilms, deren Herstellung die Eastman
Company in New York übernommen hatte. Diese sogen. Rollfilms stellen lange
Streifen von äusserst dünnem Celluloid dar, deren eine Seite die lichtempfindliche
Schicht trägt; und welche auf Holzrollen aufgerollt in den Handel kommen. Krügener bemerkt, dass durch längeres Aufbewahren die
Empfindlichkeit der Films leidet und bei älteren Films der Art leicht
Schleierbildung eintritt. (Dieser Umstand ist bei den neueren Films der Eastman Company, welche Collodium als Unterlage haben
[siehe oben], vermieden. Anna, der Ref.)
Perutz in München erzeugt Emulsionshäute (siehe Photogr. Mitth., Bd. 26
S. 335). Zu erwähnen sind noch Anthony's Celluloidfilms, welche in Blätterform in den Handel
gelangen.
Ueber Entwickeln und Trocknen von Transparentfilms siehe
Lechner's Mittheilungen, August 1890.
Die Sensitized Opal Cards Comp. in London erzeugt seit
1890 Friese Greene's Patent Opal Cards. Bei denselben
ist die Bromsilbergelatineschicht direct auf dem Carton befindlich. Der Carton ist
mit einer Mischung von Zinkweiss, Terpentin und Firniss überzogen und auf dieser
Schicht die Bromsilbergelatineschicht aufgetragen.
Die Firma O. Moh in Görlitz erzeugt Trockenplatten
auf Glimmer, welcher so dünn ist, dass das Gewicht desselben 1/12 bis 1/23 des Gewichtes
einer ebenso grossen Glasplatte ausmacht. Die Platten zeigen gute Eigenschaften.
(Phot. Corr., Februar 1891.)
(Fortsetzung folgt.)