Titel: | Rauchverbrennungsapparat von C. W. Stauss. |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 123 |
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Rauchverbrennungsapparat von C. W. Stauss.
Mit Abbildungen.
Rauchverbrennungsapparat von Stauss.
Durch D. R. P. Nr. 52022 vom 27. Februar 1889 ist C. W.
Stauss in Berlin eine Vorrichtung zum Verbrennen des Rauches unter Schütz
gestellt, welche die Beachtung der betheiligten Kreise verdient.
Der Apparat befindet sich hinter der Feuerbrücke und besteht in der Hauptsache aus
dünnen, gusseisernen Platten a, welche über dem
Luftkasten b aufrecht stehend derart angeordnet sind,
dass je zwei mit ihren Breitseiten 3 mm breite Schlitze i (nur unten und oben offen) bilden und zwischen diesen Plattenpaaren
Hohlräume entstehen, die etwa 15 mm breit, oben offen, unten über dem
Luftkasten aber durch angegossene Leisten geschlossen sind. Sämmtliche Plattenpaare
werden durch Schraubenbolzen zu einem festen Ganzen vereinigt.
Der so hergestellte Plattenkörper schliesst also den Luftkasten derart ab, dass
derselbe oberhalb nur mit den schmalen Schlitzen i der
Plattenpaare in Verbindung steht. In den Boden des Luftkastens mündet das
Luftzuführungsrohr c, welches, unterhalb des Rostes
durch die Feuerbrücke in den Aschenfall hineinreichend, die Aussenluft mit dem
Kasten b in Verbindung setzt. Während nun die Feuergase
in die Zwischenräume der Plattenpaare treten und diese erhitzen, dringt die auf
vorgeschriebenem Wege zugeführte Luft durch die schmalen Schlitze derselben.
Indem sie deren grosse Flächen bestreicht, nimmt sie die Wärme von ihnen ab, schützt
sie dadurch vor Schmelzen, tritt, stark vorgewärmt und in der ganzen Breite des
Flammrohrs vertheilt, zwischen die Feuergase und bringt diese zur vollständigen
Verbrennung.
Textabbildung Bd. 282, S. 123Stauss' Rauchverbrennungsvorrichtung. Die Verbrennung sämmtlicher noch nicht entzündeter Feuergase erfolgt aber
nicht sofort beim Eintritt der heissen Luft zwischen dieselben, sondern erst nach
gehöriger Mischung mit einander in den Feuerzügen. Die Mischung geht schnell vor
sich, weil die Gase an den gewölbeartigen Flächen der Flammrohre nach dem Scheitel
drängen und dort in einander wirbeln. Auch Hesse sich die nöthige Mischung durch
Einbauen von Chamottesteinen in die Flammrohre, sowie auch in die Züge anderer
Feuerungen, unmittelbar hinter dem Apparat, leicht befördern.
Obgleich die Luft wenig Wärmecapacität besitzt, so muss sie hier dennoch beim
Durchstreichen durch die schmalen Plattenschlitze von den Platten viel Wärme
aufgenommen haben, da dieselben trotz des starken Feuers, in welchem sie liegen,
nicht bis zum Rothglühen gebracht werden können. Dieser Umstand verhütet eine
Zerstörung der Platten und sichert ihnen eine lange Haltbarkeit. Während eines
achtmonatlichen Betriebes zeigten dieselben noch keinerlei Abnutzung, woraus auf
eine mehrjährige Dauer des Apparates geschlossen werden kann. Bei einem
Flammrohrdurchmesser von 700 bis 800 mm kommen 20 Plattenpaare zur Anwendung, und da
jedes Paar 0,25 qm Fläche hat, beträgt die zur Lufterwärmung dienende Gesammtfläche
5,0 qm. Diese Fläche kann je nach dem Bedarfsfalle verkleinert oder auch vergrössert
werden.
Bei jeder Rauch Verbrennung durch Secundärluft ist es aber von wesentlicher
Bedeutung, den Zutritt derselben zum Feuer nach Bedürfniss
leicht und sicher reguliren zu können. Es darf nur Luft zum Feuer treten
können nach dem Beschicken des Rostes mit Kohle, also während der Entgasung der
letzteren, aber nicht mehr, nachdem die Entgasung erfolgt ist, da sonst durch
überschüssige Luftzufuhr die Temperatur der Feuergase herabgemindert werden
würde.
Textabbildung Bd. 282, S. 124Stauss' Rauchverbrennungsvorrichtung. Um nun die Luftregulirung sicher und leicht zu ermöglichen, ist das
Luftzuführungsrohr an der Mündung in den Aschenfallraum mit einer Drosselklappe d versehen, welche mittels einer Rundeisenstange e und zweier konischer Rädchen f leicht drehbar ist. Diese Drehvorrichtung befindet sich seitlich unter
dem Rost. Am vorderen, aus dem Aschenfall heraustretenden Ende der Stange sitzt ein
kleiner Hebel, welcher durch ein Kettchen mit einem an der Stirnwand des Kessels
befestigten Laufwerk in Verbindung steht. Nach jedesmaligem Beschicken des Rostes
und Schliessen der Heizthür drückt der Heizer den Hebel herunter, öffnet damit die
Drosselklappe d und spannt zugleich die Feder des
Laufwerks. Wie weit der Hebel herabzudrücken und die Drosselklappe zu öffnen ist,
richtet sich nach der Menge der aufgeworfenen Kohle bezieh. deren Entgasungsdauer,
welche bei gewöhnlichen Kesselfeuerungen 3 bis 7 Minuten beträgt; in dieser Zeit
wird der Hebel durch das Triebwerk allmählich gehoben und die Drosselklappe
geschlossen, so dass also die Menge der zugeführten Secundärluft ganz nach
Bedürfniss bezieh. dem Vorschreiten des Brennprocesses entsprechend leicht und
sicher geregelt wird. Bei der Schlusstellung der Drosselklappe gestattet ein nur
ganz schmaler Schlitz noch einen geringen Luftzutritt zu den Platten, damit
dieselben auch in diesem Falle vor schädlicher Einwirkung des Feuers geschützt
sind.
Textabbildung Bd. 282, S. 124Fig. 5.Stauss' Rauchverbrennung. Um bei einem regelmässigen Betriebe zu wissen, wie weit der Hebel
herunterzudrücken ist, damit sowohl das Rauchen als auch zu starker Luftzutritt zum
Feuer vermieden werde, beobachte man den Schornstein nach dem Beschicken des Rostes.
Je nach der Zugstärke, Länge der Züge und Höhe des Schornsteins wird sich nach 20
bis 40 Secunden etwas heller Rauch nur während einiger Secunden zeigen, der in Folge
Einströmens kalter Luft in den Feuerraum während des Aufwerfens von Kohle entstanden
ist. Sollte nach Verlauf mehrerer Minuten der Schornstein anfangen stärker zu
rauchen, dann erfolgte das Schliessen der Klappe in zu kurzer Zeit und der Hebel ist
beim nächstmaligen Aufwerfen einer gleichen Kohlenmenge tiefer zu stellen, um die
Luftklappe weiter zu öffnen. Auf diese Weise kann der Heizer leicht die
Rauchgrenze feststellen und er wird nach einigen Tagen auch genau wissen, wie er den
Hebel bei freiem und wie bei verschlacktem Rost zu stellen hat, denn in beiden
Fällen ist die Rauchentwickelung verschieden.
Nach längerem Gebrauch der beschriebenen Rauchverbrennungsapparate wurde beobachtet,
dass auf den Kanten der Lufterwärmungsplatten Flugasche festbrannte, wodurch der
Luftaustritt allmählich verengt und somit die Wirkung auf Rauchverbrennung
beeinträchtigt wurde. Die Asche musste dann mittels einer an einem entsprechend
langen Stiel befestigten Drahtbürste entfernt werden.
Um nun jede Abwartung bezieh. Reinigung des Apparates überflüssig zu machen, sind
quer über dem Plattensystem kleine, 10 cm breite Chamotteplättchen dachziegelförmig
und so über einander liegend angeordnet, dass zwischen je zwei Plättchen ein
schmaler Zwischenraum (15 mm) zum Austritt der Luft bleibt. (Fig. 6.)
Ein anderes, diesem Zwecke dienendes Mittel besteht in der Anwendung von gusseisernen
Deckleisten, deren obere Flächen mit Chamottemörtel, mangels desselben auch mit
Lehmmörtel, geschützt und mit ihren Zapfen in die von je zwei Plattenpaaren
gebildeten, 15 mm breiten Hohlräume eingelegt werden. (Fig. 7.)
Textabbildung Bd. 282, S. 124Stauss' Rauchverbrennung. Die Deckplättchen sowohl wie die Leisten, welche beide lose auf dem
Apparat liegen, schützen zugleich denselben so vorzüglich gegen die Einwirkung des
Feuers, dass nach dreimonatlichem, stärkstem Betriebe keine Schäden oder
Veränderungen nachgewiesen werden konnten. Diese Erfahrung berechtigt zu der
Annahme, dass die Apparate durch die Abdeckung nicht nachtheilig beeinflusst werden
und mindestens so lange ihren Zweck erfüllen, als der Kessel selbst brauchbar
bleibt. Dagegen werden die Chamotteplättchen voraussichtlich jährlich, die beiden
ersten vielleicht auch öfter, ebenso der die Deckleisten schützende Mörtel, zu
erneuern sein.