Titel: | Ueber Condensationsanlagen. |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 124 |
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Ueber Condensationsanlagen.
(Schluss des Berichtes S. 102 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Condensationsanlagen.
Nach einer weiteren Mittheilung hat auch die Zuckerfabrik in Frankenthal eine Klein'sche Condensationsanlage zur Kühlung von 100000 l
Wasser in der Stunde angelegt, die ausgezeichnet arbeitet und das heisse Wasser von
durchschnittlich 38 auf 20° abkühlt. Durch diese Anlage ist einer neueren
behördlichen Verfügung; nach welcher in grösseren Städten Wasser über 30° nicht in
Abflusskanäle abgelassen werden darf, Genüge geleistet.
Es sind bei der besagten Anlage vier Ventilatoren von 1500 mm Durchmesser zur
Anwendung gekommen.
––––––––––
Ueber den Popper'schen Luftcondensator haben wir 1888
268 161 berichtet und zugleich auf noch ausstehende
Zahlenergebnisse über die Versuche hingewiesen. In Nachstehendem lassen wir einen
Vortrag folgen, welchen Popper in der Fach Versammlung
der Berg- und Hüttenmänner im österreichischen Ingenieur- und Architektenverein vom
5. März 1891 hielt, von dem uns der Vortragende einen kurzen Auszug als Sonder ab
druck aus der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen die Güte hatte zu übermitteln. Der Vortrag handelt.
Ueber einen Luftcondensator im Allgemeinen und insbesondere
über den bei der 300pferdigen Fördermaschine auf dem Prokopschachte in Pribram
aufgestellten Luftcondensator. Der Popper'sche
Luftcondensator hat zum Zwecke, in solchen Fällen, wo das Speisewasser entweder nur
in ungenügender Menge vorhanden ist oder aber nur in schlechter Qualität oder mit
grossen Kosten zu beschaffen wäre, durch einfaches Niederschlagen des Auspuffdampfes
fast das ganze Wasser den Dampfkesseln als destillirtes und heisses Condensat wieder
zurückzugeben. Ein Vacuum wird hierbei jedoch nicht ins Auge gefasst.
Die Versuche zu derartigen Luftcondensatoren, welche man auch als trockene
Condensatoren bezeichnen kann, da bei diesen nicht Verdunstung oder Abkühlung
mittels Kühlwasser, sondern ausschliesslich nur direct die vorhandene atmosphärische
Luft zum Dampfcondensiren verwendet wird, datiren bis in die vierziger Jahre unseres
Jahrhunderts zurück. Der erste Versuch dürfte von dem Engländer Craddock gemacht worden sein, welcher mittels eines
Ventilators Luft auf ein System von Dampfröhren trieb und später ein solches
Röhrensystem behufs besserer Abkühlung rasch rotiren Hess. Er gab aber bald, und
zwar hauptsächlich wegen der zu grossen Abmessungen solcher Apparate, seine
Bemühungen auf. Viel später construirte der Ingenieur Perkins einen eben solchen Luftcondensator für seine Schiffsmaschine, bei
welchem aber der Ventilator beinahe 12 Proc. der gesammten Maschinenarbeit
beansprucht. Diese nothwendige Ventilatorarbeit, sowie die grossen Abmessungen und
Kosten der versuchten Luftcondensatoren verhinderten überhaupt deren praktische
Verwendung, weshalb Popper schon zu Anfang seiner
Versuche die Hauptbedingung anerkannte, für die praktische Durchführung von
Luftcondensatoren bewegte Bestandtheile überhaupt auszuschliessen; trotzdem aber
behielt er die Anwendbarkeit der Luftcondensation selbst für die grössten
Dampfmaschinen anlagen stets im Auge.
Die Grundgedanken der heute angewendeten und bereits mehrfach benutzten definitiven
Construction der Popper'schen Luftcondensatoren
sind:
Erstens, von der Röhrenform der Kühlflächen abzugehen und anstatt derselben die Form
flacher Blechkästen anzuwenden. Hierdurch muss man unbedingt viel wohlfeilere
Kühlkörper erhalten, weil auf eine gegebene Metallfläche relativ weniger Arbeit zur
Fertigstellung solcher Kühlkörper verwendet werden kann, als bei der Röhrenform.
Zweitens (dieser Punkt ist der maassgebende technische Gedanke) ist die Anordnung
dieser Kühlkästen so zu treffen, dass jeder einzelne unabhängig von dem anderen und
in genau gleichem Maasse wie jeder andere den Dampf zu condensiren vermag,
d.h., dass die specifische Kühlkraft aller Kühlelemente eine und dieselbe sei. Durch
Verwirklichung dieser Bedingung wird es möglich, einerseits den Condensator nach
Belieben in die Höhe zu bauen, also mit einer relativ kleinen Grundfläche des ganzen
Baues auszukommen, und andererseits das Proportionalitätsprincip für die kleinsten,
sowie auch für die allergrössten Anlagen von Luftcondensatoren anwenden zu können.
Man kann daher bei diesen Luftcondensatoren aus der Condensationskraft eines
Kühlkastens, welche man genau kennt, durch einfache Division dieser
Condensationszahl in die zu condensirende Dampfmenge sofort die Anzahl der im Ganzen
nöthigen Kühlkästen berechnen. Die nähere Berechnungsmethode für absatzweise
arbeitende Maschinen, wie z.B. Fördermaschinen, wird weiter unten behandelt
werden.
Bei Anwendung von Röhrensystemen ist dies alles, wenigstens unmittelbar, nicht
möglich; man kann nicht beliebig in die Höhe bauen, noch auch das
Proportionalitätsprincip anwenden, weil in diesem Falle die oberen bezieh. die im
Luftstrome späteren Partien der mit Dampf gefüllten Röhren bereits von den früheren
Röhren durchwärmte Luft erhalten; die hier maassgebenden Temperaturdifferenzen
nehmen immer mehr ab und die Condensationskraft ganzer Abtheilungen von Röhren wird
daher immer geringer.
Die beiden erwähnten Eigenschaften des Popper'schen
Luftcondensators begründen bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Umstandes, dass
hier die Ventilatoren ganz fehlen, die Lebensfähigkeit dieses Systems; in der That
wurden auf diesem Wege Leistungen bei sehr grossen Dampfmaschinen erzielt, welche
bis zur Veröffentlichung dieser jüngsten Ergebnisse vielen Technikern als
unerreichbar galten.
Textabbildung Bd. 282, S. 125Fig. 10.Popper's Condensator. Die hier beigegebene Figur zeigt die von Popper angewendete Construction, und entspricht diese Art der Ausführung
dem ersten, in der Kabelfabrik des Herrn Otto Bondy in
Penzing bei Wien aufgestellten und seit 1½ Jahren in Betrieb stehenden
Luftcondensator, welcher den Dampf einer 12 -Maschine niederzuschlagen hat.
Die Kühlkästen sind gegen den Horizont geneigt, jalousienartig angeordnet und lassen
zwischen einander Kanäle frei, durch welche die atmosphärische Luft einströmt und
sodann erwärmt in das Innere des Baues austreten kann. Man hat also gewissermaassen
in dem ganzen Kastensystem eine Art hohler Jalousien vor sich.
Alle diese Kästen sind durch Röhrchen mit zwei grossen Standröhren in Verbindung,
deren eine den Dampf zu vertheilen und deren andere das Condenswasser zu sammeln den
Zweck hat; das Condensat fliesst dann unten in einen Entölungsraum, welcher
gewöhnlich im Inneren des Condensators, hier aber rechts von demselben angebracht
ist. Der Schlot, aus dessen oberer Mündung die warme Luft in die Atmosphäre
heraustritt, ersetzt durch
seine Zugkraft einen Ventilator. Der ganze, die einzelnen Kühlkästen tragende
Bau besteht gewöhnlich aus Holz, welches von aussen verschalt und zum besseren
Schütze gegen die Witterungsverhältnisse noch überdies mit Blech oder Pappe
verkleidet wird.
Denkt man sich statt einer einzigen solchen Vereinigung von Kühlkästen deren mehrere
neben einander im Umfange eines solchen Baues angeordnet, so sieht man ein, wie es
möglich wird, den Dampf von einer mehrere Hundert oder Tausend Pferdestärke
zählenden Dampfmaschine, aus oben angeführten Gründen, mit voller Sicherheit
niederzuschlagen.
Ein solch grösserer, aus zwei Kastenbatterien bestehen der Luftcondensator ist in der
Fabrik der elektrotechnischen Firma Siemens und Halske
in Wien aufgestellt, und zwar handelt es sich hier darum, bei einer sehr schnell
laufenden Dampfmaschine von etwa 60 , stündlich 1000 k Dampf bei + 20° C.
niederzuschlagen. Die Messung der Leistungsfähigkeit dieses Condensators wurde
mehrmals, und zwar einmal bei voller Windstille und einer Temperatur von 21,5° C. im
Schatten und das andere Mal bei 28,5° C. um die Mittagszeit vorgenommen; die
Maschine machte dabei gegen 200 Umgänge in der Minute und lieferte an zwei Dynamos
345 Ampère bei 105 Volt Spannung, dabei wurden nun binnen 1 Stunde 831 k Dampf
bezieh. so viel Liter Wasser condensirt. Bei entsprechender Reduction auf 20°
C.Die hier geltende Formel ist die folgende: Wenn W1 die Menge Condenswasser bei der
Lufttemperatur t1 und einer Schlothöhe k1 sind, so ist in einem anderen Falle bei
h2 und t2 die
Wassermenge
W_2=W_1\,\frac{(\alpha-t_2)\,(\beta-t_2)}{(\alpha-t_1)\,(\beta-t_1)}\,\sqrt{\frac{h_2}{h_1}},
in welcher Formel α und β empirisch gewonnene Constanten bedeuten. bedeutet das
eine Condensation von 987 k Dampf auf die Stunde. Das Proportionalitätsprincip, das
Popper seiner Construction zu Grunde legte,
ermöglichte somit, die versprochene Leistung bis auf 1,3 Proc. einzuhalten.
Allerdings muss hier noch erwähnt werden, dass die Dampfmaschine bei der eben
angegebenen Leistung von 36225 Volt-Ampère und 60 mehr als 831 k Dampf
verbrauchte; der Ueberschuss ging einfach durch den Condensator ins Freie. Hierzu
wäre noch zu bemerken, dass dieser soeben besprochene Bau eine Grundfläche von etwa
14 qm und eine Gesammthöhe von 13 m beanspruchte und noch weiter im Stande ist,
falls die Reserveräume mit Kühlkästen versehen würden, gegen 3000 k Dampf in der
Stunde zu condensiren; bei etwas höherem Schlote liessen sich sogar 4000 bis 4500 k
Dampf stündlich niederschlagen.
In der Siemens und Halske'schen Fabrik war nun nach
Mittheilung des Vortragenden auch Gelegenheit gegeben, auf eine äusserst genaue und
zugleich neue Weise den Nachweis zu führen, dass dieser Luftcondensator keinen
Gegendruck auf die Maschine hervorruft. Die betreifende Dampfmaschine treibt nämlich
zwei Dynamomaschinen und werden die Leistungen der letzteren an zwei Voltametern und
an zwei Ampèremetern abgelesen. Zwischen Auspuffrohr und Condensator ist eine
Wechselvorrichtung angebracht, durch welche es ermöglicht wird, in jedem Augenblicke
nach Belieben den Auspuffdampf entweder in den Condensator oder ins Freie ausströmen
zu lassen. Wäre nun eine Gegenspannung im Condensator vorhanden, so würde man
während und nach dem Wechseln ein Zurückgehen oder aber ein Ansteigen der
elektrischen Leistungen bemerkt haben. Es wurde jedoch bei wiederholten Versuchen
durchaus keine Aenderung der Nadelstellungen an den Messinstrumenten beobachtet und
sonach der Genauigkeit dieser Instrumente entsprechend bis auf 1 Proc. genau das
Nicht Vorhandensein jedes schädlichen Gegendruckes nachgewiesen. Da ferner bei
dieser Maschine der Regulator gar nicht arbeitete, weil seine Schwungmassen
festgeschraubt waren, so ist es auch nicht möglich, dass ein dennoch vorhandener
Gegendruck etwa durch das Spiel des Regulators verdeckt oder aufgehoben wird.
Die Entölung des Condensators zeigt sich als eine vollkommene.
Nach diesen Mittheilungen geht der Vortragende auf die eingehendere Betrachtung der
Anwendung seiner Luftcondensatoren bei Maschinen mit absatzweisem Betriebe, wie
beispielsweise Fördermaschinen, und speciell auf den Fall der Anwendung derselben
bei der Pribramer Prokopischacht-Fördermaschine über, schickt aber dieser
Besprechung noch folgende allgemeine Erörterung voraus:
In solchen Fällen tritt eine ganz besondere Eigenthümlichkeit zu Tage. Das
Proportionalitätsprincip lässt sich nämlich beim Entwürfe eines solchen
Luftcondensators durchaus nicht mehr unmittelbar anwenden. Die stündlich zu
condensirende Dampfmenge W ist wohl immer gegeben, weil
man dieses Wassergewicht aus dem Gewichte der verbrannten Heizkohle hinreichend
genau berechnen kann. Bei stetig arbeitenden Maschinen genügt diese Zahl W und die Angabe der Lufttemperatur T, bei welcher dieses Dampfgewicht noch mit Sicherheit
niedergeschlagen werden soll, um die Grösse der Kühlflächen zu berechnen.
Bei absatzweisem Betriebe muss aber der Condensator in einer kürzeren Zeit den Dampf
condensiren, als er in den Kesseln erzeugt wird, und zwar: bedeutet π1 die Dauer des
Betriebes und π2 die
Dauer der Pause, so muss W in π1 Minuten condensirt werden, während zur
Erzeugung π1 + π2 Minuten nöthig
waren, d.h. der Condensator muss so viel Kühlkraft besitzen, als ob nicht W, sondern
W\,\left(\frac{\pi_1+\pi_2}{\pi_1}\right) Dampf stündlich zu
condensiren wären.
Es wären aber dann sehr grosse Kühlflächen nothwendig, und es liegt daher die Aufgabe
vor, durch irgend ein Constructionsverfahren diesem Uebelstande abzuhelfen. Dieses
kann aber offenbar nur durch eine Art von Ausgleichung der beiden Extreme des vollen
Betriebes und des vollen Stillstandes (während der Pause) geschehen, d.h. es muss
eine Accumulatorconstruction irgend einer Art angewendet werden, um die während des
Betriebes zu grosse Calorienzahl besser zu vertheilen und in die Pause
hinüberzuziehen. Eine solche Construction wäre z.B. eine Gasometerglocke, die den
überschüssigen bezieh. nicht condensirten Dampf während der Betriebspause wieder in
den Condensator zurückschieben würde; das Ganze fiele aber, wie die Rechnung zeigt,
viel zu gross aus.
Als einfachster Weg ergab sich der, die Masse der Kühlflächen in Betracht zu ziehen,
und zwar in der Art, dass der Dampf während der Zeit π1 diese Masse erwärmt, sich also ganz
condensiren kann. Während der Pause π2 kühlt sich dann die Metallmasse (nicht mehr der
Dampf, da ja keiner mehr vorhanden ist) selbsthätig an der Luft wie ein gewöhnlicher
Luftcondensator ab.
Ob es nun wirthschaftlicher ist, mehr Kühlflächen aus dünnem Metallbleche oder
weniger aus dickem anzuwenden, ergibt in jedem Falle die Rechnung und zeigt dieselbe
auch schon in ihrer allgemeinen Form, dass durch die Inbetrachtnahme der Masse eine
bedeutende Ersparniss an Kühlflächen und eine ziemliche Annäherung an die
Condensatoren der stetig arbeitenden Dampfmaschinen ermöglicht wird.
Die hier anzuwendenden Formeln ergaben sich aus einer eingehenden Analyse des
ziemlich verwickelten Vorganges des Wärmeaustausches in seinen verschiedenen Stadien
und lauten folgendermaassen:
T sei die angenommene Temperatur der atmosphärischen Luft,
D1 die Kühlflächentemperatur am Ende der Betriebsperiode von π1 Minuten,
D2 die Kühlflächentemperatur am Ende der Pause von π2 Minuten,
Dm die Mitteltemperatur beider,
W das in der Stunde von den Dampfkesseln gelieferte und also vom
Condensator zu liefernde Wassergewicht,
N die gesuchte Anzahl von Kühlkästen und
K das Gewicht der Kühlflächen für 1 qm; dann ist
D_2=T+\frac{1}{\left(\alpha\,\pi_2+\frac{1}{\sqrt{D_1-T}}\left)^2}
und
N=\frac{W\,(\pi_1+\pi_2)\,(600-D_1)}{\beta\,\pi_1\,(D\,m-T)\,\frac{5}{2}+\gamma\,K\,(D_1-D_2)}
In diesen Formeln ist T, π1, π2 und W gegeben, D1 erfahrungsmässig bekannt, α, β und γ sind Erfahrungscoefficienten und
K hängt von der Annahme der Blechdicke ab. Für K = Ø erhält man für N die
einfache Beziehung, die für continuirlich laufende Maschinen gilt, indem dann π1 = π1 + π2 wird.
Auf Grund dieser Betrachtungen wurde nun der Luftcondensator bei der 300
-Förderdampfmaschine am Prokopischachte in Pribram entworfen, namentlich die
Grösse des Baues bestimmt, und zwar in der Art, dass derselbe thatsächlich im Stande
sein sollte, die aus obiger Formel sich ergebende Anzahl von Kühlkästen aufzunehmen,
falls er voll belegt würde.
Von Seiten der k. k. Bergdirection Pribram wurden an den aufzustellenden
Luftcondensator folgende Anforderungen gestellt: Derselbe soll im Stande sein, bei
einer Lufttemperatur von + 10° C. gegen 1200 k Dampf in der Stunde von der
Fördermaschine und noch weitere 300 k Dampf eines gleichzeitig, aber continuirlich
arbeitenden nassen Luftcompressors niederzuschlagen. Die Lage des Baues war
gleichfalls vorgeschrieben und war als grösste Bodenfläche eine Länge von 10 m und
eine Breite von 3 m zulässig.
Die mittleren Förderzeiten bei dieser Maschine betragen 157 Secunden, die Pausen
hingegen 256 Secunden und finden diese vorläufig noch ungünstigen Verhältnisse bei
der Förderung darin ihre Erklärung, dass die 300pferdige von einem anderen Schachte
verfügbare dortselbst überstellte Maschine derzeit noch nicht vollends beansprucht
ist, jedoch nach der in Bälde zu gewärtigenden Erreichung der Schachtteufe von 1000
m und entsprechender Vorrichtung des ganzen Bergbaubetriebes wieder ihre
normale Leistung erlangen wird.
Der Prokopischacht ist gegenwärtig in seinem tiefsten Förderhorizonte 855 m tief; die
zur Förderung dienende Maschine ist eine Zwillingsmaschine mit Ridersteuerung. Die
mit einem Dampfmantel versehenen Dampfcylinder haben einen Durchmesser von 540 mm
und einen Hub von 2000 mm. Die Eintrittsspannung beträgt gegen 4 bis 5 at, der
Füllungsgrad beim Anhübe 0,8 und rechnet sich der Dampfverbrauch für die Stunde und
Pferdekraft ohne Einbeziehung der Sturzpause mit 21 k. Die bisherige indicirte
Maximalleistung betrug 228,7 .
Der für diese Maschine und für einen nassen Compressor von etwa 35 bestimmte
Popper'sche Luftcondensator besteht aus einem in
vier Abtheilungen getheilten hölzernen Bau, deren jede 80 Kühlkästen aufzunehmen
vermag. Bisher, für die Winterzeit, wurden einstweilen nur 198 solcher Kästen
eingesetzt, und zwar in drei Abtheilungsbatterien à 66 Kästen. Der ganze Bau nimmt
eine Grundfläche von 9,4 m, eine Breite von 2,8 m und eine Höhe von 11 m ein.
Das Condensat läuft im Innern des Baues in einem Entöler zusammen und von diesem,
gereinigt, in den Sumpf zur Speisepumpe. Der aus dem heissen Condensat im Entöler
aufsteigende Dunst wird durch ein eigenes Dunstrohr ins Freie geführt.
Die bisher an diesem Condensator erzielten Ergebnisse sind nun die folgenden: Der
Apparat steht seit Mitte Januar d. J. in ununterbrochenem Betriebe, und arbeitet der
gänzlich selbsthätig wirkende Luftcondensator ganz anstandslos und
zufriedenstellend. Seit Ende Februar wird dieser Condensator für den genannten
nassen Compressor gleichfalls benutzt. Die enormen Fröste und die oft sehr heftig
gewesenen Schneestürme des heurigen Winters verursachten keine weiteren Störungen an
demselben, da der Condensator durch entsprechende Mittel vor etwaigen Vereisungen
geschützt ist, welche im etwaigen Bildungsfalle binnen weniger Minuten, und zwar
während des Betriebes, behoben werden können.
Die Condensation des Dampfes der Fördermaschine von 4 bis 5 at Anfangsspannung findet
vollständig statt; sie erfolgt ganz geräuschlos und ohne Erschütterung des Baues,
und man sieht nur Dunst aus dem Dunstrohre in die Höhe steigen. Für die wärmere
Jahreszeit werden nöthigenfalls weitere Kühlkästen eingeschoben. Die Temperatur des
Condensates betrug im kältesten Theile des Entölers, also schon im Sumpf, gegen 50°
C. zur Winterzeit. Die Entölung selbst ist eine vollkommene, das Condensationswasser
ist ganz fettfrei und wird zum Kesselspeisen benützt. Hinsichtlich der Bildung von
Kesselstein kann vorläufig noch nichts gesagt werden, da die Campagne der Kessel
noch nicht zu Ende ist; allein selbstverständlich ist auch in dieser Beziehung ein
günstiges Ergebniss zu erwarten.
Ein Gegendruck ist nach den mit zwei Manometern vorgenommenen Messungen, welche
öfters wiederholt wurden, nicht im geringsten Maasse vorhanden, denn die Zeiger des
Manometers standen bei einem Wechsel des Auspuffes statt in den Condensator ins
Freie oder umgekehrt in beiden Fällen gleich, und zwar auf Null. Auch zeigen dies
die an der Fördermaschine bei freiem Auspuffe und bei eingeschaltetem Condensator
abgenommenen Diagramme.
Die Anfangsspannung beträgt in diesen Fällen 2,8 bezieh. 2,9 at und die
Gegenspannung ist in beiden Fällen gleich gross, nämlich 0,2 at über der
atmosphärischen Linie.
Eine Verbiegung der Bleche findet nicht statt. Im Allgemeinen sei bemerkt, dass eine
bisher 1½jährige Arbeitsdauer solcher Kühlkästen durchaus keine Verletzung irgend
welcher Art aufweist; ebenso wenig zeigte sich bisher ein Verrosten der aus
verzinktem Eisenbleche bestehenden Kühlkästen. Bei den Oberflächencondensatoren der
Dampfschiffe verwendet man gleichfalls mit Vortheil verzinktes Eisenblech (in
Röhrenform), welches ganz rein erhalten bleibt. Die Ursache des Nichtröstens der
Bleche mag dadurch erklärt werden, dass die Oberfläche derselben mit einer sehr
feinen Haut von Oel oder Fett, das mit dem Dampfe hineinkommt, bedeckt und so vor
Verrosten geschützt wird. Falls sich an den Kühlflächen ja ein Hervordringen von
Wassertropfen an irgend welchen Stellen der Ueberfalzungen zeigen sollte, so ist
dies gänzlich ohne Belang, und kann ein Zulöthen in Folge des leichten Herausnehmens
der Kästen auch während des Betriebes binnen weniger Minuten vorgenommen werden.
Nach diesen Erörterungen kommt der Vortragende zu dem Schlusse, dass mit Rücksicht
auf die neueste Anwendung seines Luftcondensators bei der
Prokopischacht-Fördermaschine, welcher den an ihn gestellten Forderungen in jeder
Hinsicht entspricht, nunmehr die Anwendbarkeit seiner Construction bei noch so
grossen Maschinen, bei jeder Art von Betrieb und zu jeder Jahreszeit mit voller
Sicherheit erwiesen ist, da schwierigere Verhältnisse im Dampfmaschinenbetriebe, als
bei der genannten Maschine, überhaupt nicht vorkommen, und fasst derselbe nach den
bisherigen Erfahrungen die Leistung seines Condensators in folgender Weise
zusammen:
Es wird durch diesen Condensator eine ununterbrochen fliessende Quelle von
destillirtem, heissem und ölfreiem Wasser eröffnet, auf gänzlich selbsthätigem Wege,
ohne Beaufsichtigung, ohne Bedienung und ohne Betriebskosten zu verursachen, und
kommt ferner die Menge des so gewonnenen Wassers der für die Dampfkesselspeisung
nöthigen so nahe, dass nur geringe Procente Ersatzwasser für Verluste durch
Undichtheiten der Kesselventile, Stopfbüchsen u.s.w. nöthig werden.