Titel: | Ueber Wärmebewegungen in den Cylinderwandungen der Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 149 |
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Ueber Wärmebewegungen in den Cylinderwandungen der Dampfmaschinen.
Mit Abbildungen.
Ueber Wärmebewegungen in den Cylinderwandungen der
Dampfmaschinen.
Obwohl die durch den Bericht von Hallauer über im J.
1873 und 1875 in Logelbach stattgefundenen Versuche angeregten, in Deutschland seit
Gustav Schmidt als „calorimetrische“
bezeichneten Untersuchungen mit unermüdlichem Eifer weiter fortgesetzt sind und von
den namhaftesten Fachgelehrten aller Culturländer immer mehr Versuchsmaterial
zusammengetragen wurde, um das über diesen wichtigen Gegenstand schwebende Dunkel
vollständig zu lichten, so herrscht doch darüber, wie die „calorischen
Vorgänge“ im Inneren einer Dampfmaschine sich gestalten, noch immer nicht
die nöthige Klarheit, da alle bisherigen Forschungen noch nicht vermochten,
dieselben in die strenge Form von Zahlen einzukleiden.
Allerdings sind diese Vorgänge so einfach nicht, sondern ziemlich verwickelter Natur,
da der im Inneren eines Dampfcylinders zwischen Dampf und Metall stattfindende
Wärmeaustausch nach Grösse und Richtung sehr veränderlich ist und an den einzelnen
Punkten der Wandung in jedem Augenblicke wechselt.
Seit längerer Zeit hat der englische Ingenieur Donkin,
ein ehemaliger Mitarbeiter G. A. Hirn's, sich der
Aufgabe zugewendet, auf dem Wege des Versuches die Temperaturen, welche die
einzelnen Punkte der Cylinderwandung einer in Betrieb befindlichen Dampfmaschine
annehmen, zu ergründen, und es ist ihm mit Hilfe eines bereits von Hirn benutzten Instrumentes, „Révélateur“
genannt, nach gehöriger Vervollkommnung desselben, gelungen, eine Reihe wichtiger
Untersuchungen zum vorläufigen Abschluss zu bringen, so dass damit wieder ein
weiteres, dem vollen Verständnisse der Dampfmaschine bisher im Wege gestandenes
Hinderniss als beseitigt angesehen werden kann.
Prof. Dwelshauvers-Déry brachte, auf besonderen Wunsch
Donkin's in dem Bulletin de
la Société industrielle de Mulhouse, 1890, eingehendere Mittheilungen über
die Entwickelung und Ergebnisse der von diesem angestellten bezüglichen Versuche und
legte auch vor kurzem der Société d'encouragement pour
l'industrie nationale in Frankreich eine wissenschaftliche Abhandlung vor,
in welcher unter Anlehnung an die von Donkin
ermittelten Ergebnisse mit Zuhilfenahme einfacher Indicatordiagramme die
Temperaturen der Cylinderwandungen durch Rechnung gefunden werden. Diese Arbeit fand
den ungetheilten Beifall der zu ihrer Prüfung berufenen Fachmänner und wurde in dem
Bulletin de la Société veröffentlicht.
Dass die Wärmedurchlässigkeit der Cylinderwandungen nicht nur in merkbarer Weise den
Dampf verbrauch, sondern auch den Wirkungsgrad einer Dampfmaschine wesentlich
beeinflusst, darüber wird augenblicklich wohl kein Zweifel mehr bestehen, nachdem
durch verschiedene theoretische Abhandlungen die nöthigen Aufklärungen gegeben
wurden.
Unter den bemerkenswertheren neueren wissenschaftlichen Arbeiten dieser Art erwähnen
wir diejenige des Prof. Kirsch in Chemnitz, welcher die
Bewegung der Wärme innerhalb der Cylinderwandungen ermittelte und zur
übersichtlichen graphischen Darstellung brachteDie Bewegungen der Wärme in den Cylinderwandungen der
Dampfmaschinen, Leipzig 1886. Verlag von A. Felix.,
sowie diejenige des Prof. Cavalli in Rom (1891 279 229), welcher den Wärmeverlust, herrührend vom
Wärmeaustausch zwischen Dampf und Metall, einschliesslich desjenigen, welcher bei
der Condensation des Dampfes im Inneren des Cylinders verloren geht, rechnerisch
feststellte.
Doch nicht immer ist die Wissenschaft die nimmer irrende Führerin, oft genug weichen
die theoretischen Ergebnisse bedeutend von denjenigen ab, welche sich nach Vornahme
umfassender Versuche ergeben; dies hat sich namentlich bei den Wärmekraftmaschinen
oft genug herausgestellt.
Der Hirn'sche Revelator bestand nach Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1890
S. 292, aus einem einfachen Wasserstandsglase, welches an dem einen Ende mittels
Metallpfropfen geschlossen und am anderen Ende in ein genau ausgebohrtes Rohr
eingepasst war, welches unter Zwischenschaltung eines gewöhnlichen Hahnes mit dem zu
untersuchenden Dampfcylinder in Verbindung stand; es war so eine durchsichtige
Verlängerung der mit dem Dampfe in Berührung stehenden Cylinderwandung geschaffen
und man konnte sowohl die Condensation während der Einströmperiode, als auch die
theilweise bezieh. in erheblicherem Maasse stattfindende Wiederverdampfung des
condensirten Dampfes während der Expansions- bezieh. Ausströmperiode ziemlich
deutlich erkennen. Indess schützte dieses dünne Glasrohr den Dampf noch weniger
gegen äussere Abkühlungen, als dies bei den dicken metallischen Cylinderwandungen
ohne Mantel der Fall ist, und Donkin vervollkommnete
aus diesem Grunde das Hirn'sche Instrument dadurch,
dass er Durchmesser und Wanddicke des Glasrohres vergrosserte, die Länge desselben
hingegen verkleinerte; ausserdem umgab er dasselbe mit einem zweiten Glasrohre, so
dass der zwischen den beiden Rohren verbleibende, mit Luft angefüllte Raum als
Mantel diente.
Condensation und Wiederverdampfung Hessen sich jetzt vollständig klar von einander
unterscheiden und es beeinflusste auch die Geschwindigkeit der Maschine die genaue
Beobachtung dieser Erscheinungen keineswegs, nur herrschte bezüglich der
Wiederverdampfung insofern noch Unklarheit, als man nicht ermitteln konnte, ob
dieselbe ganz vollkommen ausfällt, oder aber eine stete Flüssigkeitsschicht
zurückbleibt.
Textabbildung Bd. 282, S. 149Fig. 1.Donkin's Revelator. Um auch dieses feststellen zu können, erhielt der Apparat die in Fig. 1 ersichtliche Gestalt, a ist das äussere, b das innere Glasrohr; c und d sind
Metallplatten, zwischen denen beide Rohre festgehalten werden, und in dem
ringförmigen Raume zwischen a und b ist die als Mantel dienende Luft eingeschlossen. Das
mit einem Hahne f versehene Rohr he bringt das innere Glasrohr mit dem Dampfcylinder in
Verbindung und tritt bis zu einer gewissen Höhe in dasselbe ein, so dass die
Verdampfung des in den Raum gg gebrachten Wassers
beobachtet werden kann.
Donkin befestigte diesen Apparat im Monat Juni 1888 am
Indicatorstutzen des grossen Cylinders einer in seiner Werkstätte in Betrieb
befindlichen Woolf'schen Maschine,
nachdem er vorher den Raum g desselben bis zu
einer ungefähren Höhe von 20 mm mit kaltem Wasser angefüllt hatte; nach 3 bis 4
Minuten war das letztere vollständig verschwunden, man konnte indess beobachten,
dass der Boden des Apparates nie vollständig trocken wurde, sondern stets eine
geringe Menge Wasser als Bodensatz zurückblieb. Während der Ausströmperiode waren
die Aufwallungen des Wassers ungemein heftig und beinahe explosiv zu nennen. Hierauf
wurde der Apparat mit derselben Wasserfüllung wie vordem auf das von der Luftpumpe
kommende Rohr gesetzt, welches eine ziemlich niedrige Temperatur zeigte, und hier
verdampfte innerhalb einer Zeit von mehreren Stunden nur ein Wasserquantum,
entsprechend einer Höhe von 3 mm. Beim kleinen Cylinder, welcher mit Dampf von 5 at
Kesselspannung arbeitete, genügten 2 Minuten, um ungefähr ⅚ des Wassers zu
verdampfen; man konnte hier beobachten, wie sich Dampfwolken bildeten und durch das
mittlere Rohr nach dem Cylinder strömten. Der Rest des Wassers (⅙) war erst nach 23
Minuten vollständig verschwunden.
Ein anderes Mal bedeckte Donkin das im Revelator
befindliche Wasser mit einer dünnen Oelschicht und befestigte den Apparat wieder am
grossen Cylinder. Anfangs schien das Oel die Verdampfung vollständig zu
unterdrücken, doch plötzlich entstand eine heftige Aufwallung der Flüssigkeit, die
dünne Oelschicht wurde von den in grosser Menge aufsteigenden Wasserbläschen
durchbrochen und vom Dampfe, welcher nach dem mittleren Rohre zuströmte, mit
fortgerissen.
Im Februar 1889 wurde der Revelator nochmals umgebaut und erhielt eine den
calorimetrischen Untersuchungen entsprechendere Gestalt, wie sie in Fig. 2 wiedergegeben ist.
Textabbildung Bd. 282, S. 150Fig. 2.Donkin's veränderter Revelator. Von den zwei concentrisch zu einander liegenden, wie vordem zwischen
Metallplatten festgehaltenen Rohren ist nur das äussere noch aus Glas gefertigt, und
in das innere, oben offen gehaltene Metallrohr mündet ein in der unteren
Metallplatte eingeschraubtes Ablaufrohr T. Das Rohr
bildet ein Gefäss, in welches man aus dem Behälter A
Wasser von einer bestimmten Temperatur einlassen kann, wobei das von diesem Behälter
ausgehende Rohr, ebenso wie auch das Ablaufrohr T, mit
einem Hahn versehen ist; durch die gegenseitige Stellung beider Hähne kann die
Geschwindigkeit des durchfliessenden Wassers derart geregelt werden, dass im Gefäss
X trotz der durch die Wandung desselben
geleiteten Wärme stets eine gewünschte Temperatur erhalten bleibt. In den
ringförmigen Raum zwischen Glas- und Metallrohr lässt man den Cylinderdampf treten
und schraubt zu dem Zwecke das ebenfalls mit Hahn versehene Rohr D auf den Indicatorstutzen.
Die Temperaturen des durch das Gefäss X fliessenden
Wassers werden beim Ein- und Austritte desselben gemessen und ebenso auch diejenige
der metallischen Wandung, indem man zu dem Zwecke ein Thermometer B in die mit Quecksilber angefüllte Aussparung M des Gefässes X taucht;
ferner findet ein Abwiegen des aus dem Ablaufrohre T
fliessenden Wassers statt. Da dem äusseren Glasrohre ein Theil seiner empfangenen
Wärme durch Strahlung verloren geht, bedeckt es sich nach kurzer Zeit mit einem
feinen Wasserbeschlag, welcher unter Umständen eine Beobachtung der auf der äusseren
Umfläche des inneren Metallrohres vor sich gehenden Erscheinungen nicht mehr
gestattet.
Um diesem Uebelstande abzuhelfen und gleichzeitig auch das Innere des Apparates
erleuchten zu können, hat Donkin auf der einen Seite
desselben einen mit Reflector G versehenen Gasbrenner
F angeordnet, der indess innerhalb der mit
Messungen verbundenen Versuche nicht angezündet wird.
Behufs Vornahme der Versuche wurde der mit einem ziemlich dünnen Messingrohre X versehene Apparat am grossen Cylinder der bereits
oben erwähnten Woolf'schen Maschine befestigt. Der
Indicator zeigte eine anfängliche Dampfspannung von 7 Pfund auf den Quadratzoll
(0,49 k auf das Quadratcentimeter) und im Condensator eine solche von 2 Pfund auf
den Quadratzoll (0,14 k), entsprechend einer Temperatur des gesättigten Dampfes von
80,5° und 52,4°.
Beim ersten Versuche wurde die Temperatur des inneren Metallrohres X in Folge Durchlaufens von kaltem Wasser auf 39,4°
erhalten und es bildeten sich hierbei, wie Fig. 3
veranschaulicht, auf dem Glase sowohl, wie auch auf dem Metalle grosse Wassertropfen
von 4 bis 5 mm Durchmesser, welche innerhalb der ganzen Versuchsdauer längs des
Glases herabliefen; am Boden zeigte sich ein bleibender Niederschlag, welcher
zeitweise ins Sieden kam. Nach Beendigung des Versuches ermittelte man die Menge des
durch Rohr X geflossenen Wassers, sowie die Temperatum
höhung desselben, und brachte diejenige Wärmemenge in Abzug, welche bei der
Condensation des Dampfes verloren ging.
Textabbildung Bd. 282, S. 150Fig. 3.Donkin's Versuche. Bei einem zweiten, mit derselben Anfangstemperatur des Dampfes von 80,5°
vorgenommenen Versuche, wobei indess das durchfliessende Wasser und die Wandung des
Metallrohres auf 52,8° erhalten blieben, d.h. auf derselben Temperatur, welche der
Dampf während seiner Ausströmung besitzt, zeigte sich auf dem Glasrohre überhaupt
kein Wasserbeschlag, wohl aber auf dem Metalle (Fig.
4); der Durchmesser der Wassertropfen betrug indess nur noch ungefähr 1,5
mm und da die letzteren nicht in Thränen; ausliefen, bildete sich auch auf dem Boden
des Apparates kein Niederschlag. Die vom Dampfe an das im Rohre X
fliessende Wasser abgegebene Wärmemenge betrug hier nur den dritten Theil
derjenigen, welche beim vorausgegangenen Versuche ermittelt wurde. Dieser bedeutende
Unterschied ist einzig und allein der Temperaturdifferenz von 13,4°
zuzuschreiben.
Während eines dritten Versuches mit 82,2° Wassertemperatur im Rohre X zeigte sich auch nicht der geringste Schimmer irgend
eines Wasserbeschlages auf der metallischen Wandung; der Dampf blieb vollständig
klar und durchsichtig. Diese Versuche sind nun allerdings unter Zuständen vor sich
gegangen, wie sie innerhalb der Wandungen unserer Dampfcylinder nicht vorkommen
können, indess lässt sich aus denselben doch manches für die Untersuchung der
Wärmebewegung innerhalb dieser Wandungen verwerthen.
Textabbildung Bd. 282, S. 151Fig. 4.Donkin's Versuche. Da Donkin bemerkte, dass Eisen und Gusseisen
sich in einigen Stunden mit einer Rostschicht bedeckten, setzte er die Versuche mit
vernickelten Metallen fort; ausserdem umgab er das innere Rohr mit einer Anzahl von
über einander liegenden Ringen aus verschiedenen Metallen, um so das gegenseitige
Verhalten derselben in Bezug auf die vorliegenden Versuche mit einander vergleichen
zu können. Hierbei stellte sich heraus, dass am Zink die Wassertropfen erheblich
fester zu haften schienen, als an Kupfer und Bronze; indess sind diese Versuche
nicht bis zur Erlangung brauchbarer Ergebnisse durchgeführt.
Textabbildung Bd. 282, S. 151Fig. 5.Donkin's Versuchsapparat. Im März 1889 suchte Donkin seinem Revelator
einen neuen Charakter zu geben, um ihn zur Ermittelung der Gesetze über die
Fortpflanzung der Wärme durch das Metall der Cylinderwandungen benutzen zu können,
und fertigte denselben aus einem gusseisernen Rohre an, dessen Wandstärke so
beschaffen war, dass in verschiedenen Tiefen A, B, C, D
u.s.w. (Fig. 5) derselben Thermometer untergebracht
werden konnten. Donkin bohrte zu dem Zwecke in
ungefähren Entfernungen von 25 mm eine Anzahl Löcher von je 3 mm Durchmesser und 70
mm Tiefe in die Wandung, füllte dieselben mit Quecksilber aus, da dieses ziemlich
schnell die Temperatur des umgebenden Eisens annimmt, und tauchte ein äusserst
dünn gehaltenes Thermometer nach einander in die verschiedenen Ausbohrungen ein. Die
abgelesenen Temperaturen wurden dann als Ordinaten eines Diagrammes aufgetragen,
dessen Abscissen den Entfernungen der einzelnen Löcher vom äusseren Umfange des
Rohres entsprechen, und es entstand so ein übersichtliches Bild der Fortpflanzung
der Wärme in dem Metall.
Textabbildung Bd. 282, S. 151Fig. 6.Donkin's Versuchsapparat. Da es von Wichtigkeit ist, auch die Temperatur der äussersten
Oberflächenschicht des Dampfcylinders kennen zu lernen, brachte Donkin auch hier, wie Fig.
6 veranschaulicht, an verschiedenen Stellen derselben kleine, mit
Quecksilber gefüllte Behälter an und, um endlich auch über die Temperatur des
Dampfes im Revelator bezieh. dem Dampfcylinder selbst unterrichtet zu sein,
schraubte Donkin kleine, ebenfalls mit Quecksilber
gefüllte Stahlröhrchen G von 3 mm innerem Durchmesser,
0,25 mm Wandstärke und 50 bis 60 mm Länge in den Deckel des Apparates bezieh. den
Cylinderdeckel, so dass diese von allen Seiten mit Dampf umgeben sind; der Kolben
erhielt, damit er, ohne mit dem Stahlröhrchen G
zusammenzutreffen, in seine obere Endstellung gelangen konnte, eine entsprechende
Aussparung.
Wohl manchem wird sich jetzt die Frage aufwerfen: Sind die mit Hilfe eines derartigen
Apparates erlangten Resultate auch genau dieselben, welche man erhalten würde, wenn
ähnliche Wärmemessungen am Cylinder der Dampfmaschine selbst ausgeführt werden? Sind
die Wandstärke des Apparates, der innere Durchmesser desselben u. dgl. ohne Einfluss
auf diese Ergebnisse?
Da es für die Glaubwürdigkeit der Versuchsresultate von Wichtigkeit war, dieses
festzustellen, sah sich Donkin veranlasst, den Cylinder
einer Dampfmaschine seinen Versuchen zum Opfer zu bringen und ihn ebenso wie den
Apparat mit einer Anzahl von Löchern zu versehen; die nun angestellten
Wärmemessungen ergaben, wenigstens bei den vorliegenden Verhältnissen, wobei auch
die Wandungen des Apparates in gleicher Weise wie diejenigen des Cylinders geschützt
wurden, so geringe Temperaturunterschiede; dass dieselben nach Donkin vernachlässigt werden können. Es lässt sich aus
diesem Grunde der Revelator ganz vortheilhaft dazu verwenden, die Wirkung des
Dampfmantels, der Ueberhitzung, der grösseren oder geringeren Kolbengeschwindigkeit
u. dgl. an einer Dampfmaschine festzustellen; er bietet in allen diesen Fällen ein
geeignetes Hilfsmittel zur Erkennung des Wärmeaustausches zwischen Dampf und Metall,
sowie der Fortpflanzung der Temperatur durch die Wandungen, und gibt über die hier
auftretenden Erscheinungen denselben genauen Aufschluss, wie dies der Indicator über
die von einer Dampfmaschine entwickelte Leistung thut.
Bevor wir einige der von Donkin ermittelten Resultate
anführen, wollen wir noch erwähnen, dass sich durch anderweitige von ihm
angestellte Versuche auch die von Prof. Kirsch
gebrauchte Annahme, dass die mittlere Temperatur der cylindrischen Wandung an den
Enden des Cylinders eine höhere ist, als in der Mitte desselben, als vollständig
richtig herausstellte.
Im weiteren Verlaufe seiner Versuche ist Donkin zu der
Auffassung gelangt, dass die Wand des Cylinders als aus zwei Theilen zusammengesetzt
angesehen werden könne, in welchen sich zwei von einander verschiedene Vorgänge
abspielen.
Textabbildung Bd. 282, S. 152Fig. 7.Wärmevertheilung in der Cylinderwand. In Fig. 7 ist die Stärke des einen an der
Innenseite des Cylinders gelegenen Theiles AC mit e, diejenige des an der äusseren Seite eines ohne
Dampfmantel angenommenen Cylinders gelegenen Theiles AB
mit e1 bezeichnet,
wobei e1 bedeutend
grösser als e. Es ist wahrscheinlich, dass die
Innenfläche C des Cylinders, welche mit dem Dampfe
stets in Berührung steht, auch die sämmtlichen Temperaturveränderungen desselben
annehmen wird; in dem Maasse jedoch, als ein Punkt des Theiles AC weiter von der Innenfläche des Cylinders entfernt
liegt, werden sich die äussersten Temperaturen, innerhalb welcher das Thermometer
schwankt, immer mehr und schliesslich bis zu einem gewissen Punkte A nähern, wo die bei jeder Umdrehung der Kurbel im
Cylinder auftretenden Temperaturschwankungen nicht mehr bemerkbar sind. Die Curven
DA und FA (Fig. 7) veranschaulichen durch ihre Ordinaten die
äussersten beobachteten Temperaturen, sowie durch die Punkte D und F diejenigen des Dampfes selbst.
Innerhalb des Theiles AC wird sich der Wärmestrom bald
in dem einen, bald in dem anderen Sinne fortpflanzen; er geht von dem Dampfe in das
Metall oder vom Metall in den Dampf, während in dem Theile AB die Fortpflanzung der Wärme stets in demselben Sinne von A nach B, vom Inneren des
Cylinders nach aussen erfolgen wird. Um den Punkt A
herum bildet sich demnach im Beharrungszustande gewissermaassen ein Wärmemagazin,
welches bald vom Inneren C aus mit neuem Wärmevorrath
versorgt wird, bald einen Theil desselben wieder nach dort zurückgibt, stets aber
den vom Inneren des Cylinders aufgenommenen Wärmeüberschuss nach der äusseren
Wandung B hin ableitet.
Es pflanzt sich demnach der Wärmestrom durch den Theil AB der Cylinderwandung nach aussen hin ausschliesslich nach Maassgabe der
in A bezieh. B bestehenden
Temperaturen fort, welche keinesfalls mit der veränderlichen Temperatur der inneren
Wandung C bezieh. derjenigen der äusseren Luft oder der
Filzumhüllung in B übereinstimmen.
Diese Thatsache wird aller Wahrscheinlichkeit nach dazu dienen, die Benutzung der
empirischen, unter ganz verschiedenen Verhältnissen erlangten Formeln
aufzuheben.
Es hält schwer, die Ergebnisse allgemein durch Zahlenwerthe auszudrücken, und wir
müssen auch in Bezug hierauf auf die von Donkin selbst
gebrachten Veröffentlichungen verweisen; indess sollen die hauptsächlichsten
Schlussfolgerungen, welche derselbe ableitete, hierunter angeführt werden:
1) Die Dicke des Theiles AC der Cylinderwandung ist im
Vergleiche zu AB stets sehr klein, und zwar fand sich
z.B. bei einer gusseisernen Wandung e = 2 mm, für e1= 23 und e + e1 = 25 mm, der
absolute Werth dieser Grössen verändert sich indess mit den jeweiligen
Betriebsverhältnissen und namentlich mit der Geschwindigkeit; er hängt ohne Zweifel
auch von dem Material der Cylinderwand ab.
Textabbildung Bd. 282, S. 152Fig. 8.Ergebnisse aus Donkin's Revelatorversuchen. 2) Bei der senkrechten, cylindrischen und sorgsam mit- Filz umkleideten
Wandung einer Dampfmaschine näherte sich die Temperaturcurve in dem Theile AB einer wagerechten Linie.
3) Die mittlere Temperatur der Wandung ist gewöhnlich ein wenig höher als die
mittlere Temperatur des Dampfes im Cylinder während zweier auf einander folgender
Kolbenhübe, und ferner ist die Temperatur an der als Wärmemagazin bezeichneten
Stelle A der Wandung etwas höher als diese
durchschnittlich selbst.
Eingehendere Versuche wurden auch mit einem in Fig. 6
ersichtlichen Doppelrevelator angestellt, der mit Hilfe eines einzigen Rohres mit dem Dampfcylinder in Verbindung
stand, und zwar wurden beide Apparate in gleichen Abmessungen gefertigt, mit
Ausnahme ihrer Wandstärken, welche bei dem Apparate A
25 mm, bei demjenigen B nur 10 mm beträgt; behufs
Ermittelung der Temperaturen wurden in die Wandungen wieder wie vordem Löcher
gebohrt.
Die mit Hilfe dieses Doppelrevelators erlangten Resultate sind in Fig. 8 zur graphischen Darstellung gebracht und es
dürften die dort eingeschriebenen Bemerkungen eine weitere Auseinandersetzung
überflüssig machen; der Apparat wurde sowohl mit dem Niederdruck- als auch mit dem
Hochdruckcylinder der genannten Woolf'schen Maschine,
welche mit 35 minutlichen Umdrehungen eine Leistung von 25 Pfd. entwickelte, in
Verbindung gebracht. Der innere Durchmesser des Revelators mit der dicken Wandung
(25 mm) betrug 60 mm; derjenige des Revelators mit dünner Wandung (10 mm) 76 mm.
Alle Temperaturen sind nach Celsius angegeben. Die erhaltenen Temperaturdiagramme
sind in vollen Linien gezeichnet; diese endigen mit einem punktirten Theil, der
allerdings sorgfältig angenommen ist, indess nicht aus den Beobachtungen
resultirt.
(Schluss folgt.)