Titel: | Ueber Vorrichtungen zur Verhütung der Wasserschläge in den Cylindern der Dampfmaschinen. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 173 |
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Ueber Vorrichtungen zur Verhütung der Wasserschläge in den Cylindern der
Dampfmaschinen.
Mit Abbildungen.
Ueber Vorrichtungen zur Verhütung der Wasserschläge in den
Cylindern der Dampfmaschinen.
Die Uebelstände, welche die bei angesammeltem Condensationswasser in den Cylindern
der Dampfmaschinen auftretenden Schläge nach sich ziehen, sind oft schwer wiegender
Natur und häufig genug die Veranlassung, dass ganze Betriebe mehrere Tage in
Stillstand versetzt werden, weshalb es auch den Maschinisten zur strengsten Pflicht
gemacht wird, nicht nur beim Ingangsetzen der Dampfmaschine, wenn die
Cylinderwandungen noch nicht genügend angewärmt sind, sondern auch während des
Betriebes das öftere Oeffnen der Ablasshähne zu Gewirken.
Diese Vorsichtsmaassregel genügt indess nicht für alle Fälle, denn sehr oft sammelt
sich in den Dampfzuleitungsröhren Condenswasser an, welches plötzlich mit dem
Einströmdampf in den Cylinder gelangt und hier die Ursache gefährlicher
Compressionen werden kann; auch kommt bei Röhrenkesseln mit heftiger
Wassercirculation, namentlich wenn dieselben in unmittelbarer Nähe der Dampfmaschine
Aufstellung gefunden haben, der Arbeitsdampf zuweilen derartig nass, d.h. mit
fortgerissenem Kesselwasser verbunden, in die Cylinder, dass sich trotz zeitweisem
Oeffnen der Ablasshähne grössere Ansammlungen von Condenswasser in den letzteren
nicht vermeiden lassen. Mit Rücksicht hierauf hat Ch.
Wandevoorde nach Mittheilungen in Revue
industrielle, 1890 S. 240, einen einfachen Apparat construirt, welcher das
selbsthätige Ausstossen von Condenswasser aus den Dampfcylindern gestattet, und wie
die Abbildung Fig. 1
veranschaulicht, aus einem gewöhnlichen von Hand regelbaren Ablasshahn besteht,
neben welchem noch ein konisches, durch eine Spiralfeder auf seinen Sitz gepresstes
Ventil angeordnet ist; die Stange dieses letzteren bewegt sich leicht in einer
Führung des aufgeschraubten Deckels, zwischen welchem und dem Ventilsitz die Feder
untergebracht ist.
Textabbildung Bd. 282, S. 173Sicherheitshahn von Wandevoorde. An das Gehäuse des Apparates schliessen sich zwei Rohre an, die, wie aus
Fig. 2 ersichtlich,
in ein einziges Rohr ausmünden, aus welchem das condensirte Wasser beider
Kolbenseiten in ein aufgestelltes Sammelgefäss fliessen kann.
Wenn die Feder für einen Widerstand von z.B. 6 k eingestellt ist, so hebt sich das
Ventil bei einem entsprechend höheren Druck von seinem Sitz und lässt das
Condenswasser ausfliessen. Man regelt je nach Bedürfniss die Empfindlichkeit der
Feder mittels einer ausserhalb des Deckels auf der Ventilspindel aufgeschraubten
Mutter derart, dass das Wasser bei jedem Kolbenhub ohne irgend welchen Dampfverlust
durch die zwischen Ventil und Gehäusedeckel angebrachte Oeffnung ins Freie tritt.
Der Apparat schützt selbstverständlich auch gegen etwaige beim Ingangsetzen der
Maschine auftretende Schläge, wenn der Maschinist das Oeffnen der gewöhnlichen
Ablasshähne vergessen haben sollte, und kann bei allen Dampfmaschinen, welche ohne
oder aber mit nur geringer Compression arbeiten, Verwendung finden.
Die mit Condensation arbeitenden Dampfmaschinen sind der steten Gefahr ausgesetzt,
dass das aus dem Condensator in den Dampfcylinder zurücktretende Wasser Zerstörungen
herbeiführt, und namentlich sind hier Unfälle dann leicht zu befürchten, wenn die
Dampfmaschine mit anderen Dampf- oder Wassermotoren zusammengekuppelt ihre Arbeit
verrichtet.
Unter den Vorrichtungen, welche den Eintritt des Wassers in die Dampfcylinder
überhaupt verhüten, verdienen, wie die Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure, 1891 S. 1030, nach Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse vom October bis November
1890 berichtet, diejenigen von dem Maschinenfabrikanten Berger-André in Thann (Elsass) erfundenen beiden Vorrichtungen besondere
Beachtung.
Textabbildung Bd. 282, S. 173Sicherheitsventil von Berger-André. Die eine Vorrichtung besteht, wie die Abbildung Fig. 3 erkennen lässt,
aus einem am Condensator selbst angeschraubten Gehäuse mit einem sogen.
Schnarchventile, welches, um der Luftverdünnung im Condensator das Gleichgewicht
halten zu können, durch eine entsprechend angespannte Feder auf seinem Sitz gehalten
wird. Tritt in dem Cylinder eine grössere Luftverdünnung ein als im Condensator,
z.B. dadurch, dass trotz abgeschnittener Dampfzufuhr die Maschine durch einen
zweiten mit ihr gekuppelten Motor in grössere Geschwindigkeit versetzt wird, so
entfernt sich das Ventil von seinem Sitz und es tritt von aussen Luft in den
Condensationsraum, dessen Saugwirkung aufhebend.
Diese Vorrichtung erfüllt ihren Zweck dann nicht mehr, wenn die durch die Pumpe
hervorgebrachte Luftverdünnung, ohne dass man es bemerkt, während des Betriebes
allmählich abnimmt, z.B. durch Schadhaftwerden eines Ventiles oder des Kolbens der
Luftpumpe. In diesem Falle bewirkt ein in dem Condensationsraum etwas unterhalb des
vom Cylinder kommenden Dampfausströmrohres gelegener Schwimmer (Fig. 4) beim Emporsteigen
mit dem Wasser das Oeffnen eines kleinen Ventiles, so dass auch hier wieder der
äusseren Luft Zutritt in den Condensationsraum gestattet und ein weiteres Ansaugen
des Wassers verhütet wird.
Letztere Vorrichtung genügt für alle Fälle; aber in Anbetracht der kleinen
Ventilöffnungen, welche man deshalb wählt, um einen guten Verschluss des Ventiles
bei
geringer Abnutzung der Schleifflächen desselben zu erzielen und um sein Gewicht
möglichst niedrig zu erhalten, ist es namentlich auch deshalb zweckmässig, stets
beide Vorrichtungen anzuordnen, weil es nützlich sein kann, eine grössere Luftmenge
in einem gegebenen Augenblick in den Condensator einführen zu können, als durch das
kleine geöffnete Ventilchen möglich ist.
Fr.