Titel: | A. Trüpel's Fallbremse. |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 219 |
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A. Trüpel's Fallbremse.
Mit Abbildung.
Trüpel's Fallbremse.
Die von A. Trüpel erfundene, eigenartige Fallbremse hat
den Zweck, die Wirkung der lebendigen Kraft der Förderschale im Falle eines
Seilbruches bei einer plötzlich eingreifenden
Fangvorrichtung weniger gefahrvoll zu machen.
Es wird hierbei die lebendige Kraft der abgerissenen Schale nicht plötzlich, sondern
nach erfolgtem Eingriff der Fänger allmählich durch Hebung eines Gewichtes mittels
eines besonderen Fangseiles und durch künstliche Selbstabbremsung aufgezehrt.
Die ganze Einrichtung, wie sie auf den Krupp'schen
Eisensteinbergwerk Vierwinde bei Bendorf ausgeführt wurde, ist aus der
nebenstehenden Abbildung (theilweise Ansicht mit zwischenliegendem Grundriss),
welche der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen 1890 Nr. 3 entnommen wurde, ersichtlich.
Textabbildung Bd. 282, S. 219Trüpel's Fallbremse. Unterhalb der eigentlichen Seilscheiben der Förderseile (im Grundriss mit
s und s1 bezeichnet) sind auf elastisch eingebauten Trägern
besondere Scheiben S und S1 gelagert, über welche ein Seil ohne
Ende als Fangseil derart geschlagen ist, dass es unten im Schachttiefsten zwei
Schlingen bildet. In letzteren sind Scheiben eingehängt, deren Achsen unter
Zwischenschaltung von Bufferfedern, behufs Erzielung eines elastischen Anhebens
durch Gabelhalter und Tragstangen mit den Gewichten G
und G1 verbunden
sind.
Die Förderschalen sind in üblicher Weise an hölzernen Spurlatten geführt. Die
zusammengehörigen Trümme σσ, bezieh. σ1σ1 des endlosen
Fangseiles gehen innerhalb der Schale durch den Boden und Kopf derselben hindurch
und sind hier zum grossen Theil durch blecherne Schutzhüllen verdeckt. Unterhalb des
Schalenkopfes ist das Fangseil beiderseits durch Führungsbüchsen geführt, in denen
es beim Bruche des Förderseiles eingeklemmt wird. Hierzu werden anstatt der
gewöhnlichen Fangkeile kleine Excenter benutzt, welche beim Seilbruch durch
Einwirkung von Federn mittels Zwischenmechanismus so verdreht werden, dass das
Fangseil in den Führungsbüchsen, deren Hohlraum in der Mitte etwas ausgebaucht ist,
festgeklemmt wird. Wird, entsprechend der in der Abbildungersichtlichen Pfeile,
angenommen, dass das linke Förderseil s gerissen ist,
und dass in Folge der Wirkung der Fangvorrichtung die Trümme σσ des Fangseiles in den beiden Führungsbüchsen der Schale festgeklemmt
sind, so ist leicht zu erkennen, dass beim Niederstürzen der letzteren das Gewicht
G1 durch das
Fangseil gehoben wird, wobei die Scheiben S und S1 nach der
angedeuteten Richtung gedreht werden.
Die abgerissene Schale würde so lange sinken, bis ihre lebendige Kraft durch die beim
Heben des Gewichtes G1
verrichtete Arbeit vollständig aufgezehrt ist. Zur Regelung der Fallhöhe der
abgerissenen Schale dient eine besondere selbst wirkende Bremsvorrichtung, durch
welche die Drehung der einen Scheibe während des Fallens der Schale gehemmt wird; in
der Abbildung ist diese nur für das linke Förderseil eingezeichnet, während für das
rechte Seil eine genau so eingerichtete; an der anderen Scheibenachse wirkende
Vorrichtung entgegengesetzt angebracht zu denken ist.
Die Bremsvorrichtung besteht aus einer auf der betreffenden Scheibenachse
aufgekeilten Bremsscheibe B, gegen welche ein Bremsband
gepresst wird; das Anziehen desselben erfolgt beim Drehen der Scheibenachse
selbstthätig mittels des konischen Räderpaares KK1 und des Wurmradtriebes W. Es wird hierbei die an der bezüglichen Scheibenachse wirkende, die
Drehung derselben hemmende Kraft um so grösser ausfallen, je grösser die Fallhöhe
der abgerissenen Schale wird, wodurch dieselbe mit verzögerter Geschwindigkeit zur
Ruhe kommt.
Die Bremsvorrichtung an der anderen Achse gelangt zur Wirkung, wenn das andere
Förderseil reisst, wobei sich die Scheiben S und S1 in entgegengesetzter
Richtung drehen.
Da bei dieser Einrichtung der Bremsvorrichtung von den activen Trümmen des Fangseiles
nur das eine in der Bewegung gehemmt wird, erfährt das eine Seiltrumm eine grössere
Beanspruchung als das andere; es wäre allerdings vortheilhafter, die Bremsung an
beiden Achsen gleichzeitig und gleichmässig stattfinden zu lassen, doch wird diese
Einrichtung wegen der erforderlichen Wechselwirkung etwas unständlicher auszuführen
sein. Nach Angaben des Erfinders kam bei den angestellten Versuchen die von dem
Förderseile losgelöste Schale mit 22000 k Gesammtlast (ebenso schwer ist auch das
von dem Fangseil zu hebende Gewicht) bei voller Fördergeschwindigkeit nach
Zurücklegung einer Fallhöhe von 6 bis 9 m mit allmählich abnehmender Geschwindigkeit
zur Ruhe. Ob die Versuche während der Auf- oder Niederfahrt vorgenommen wurden, ist
aus den Berichten leider nicht zu ersehen. Das 22 mm starke Gussstahlfangseil ist
verzinkt und besteht aus 6 Litzen zu je 12 Drähten mit einer Hanfseele. Bei den
Versuchen wurde das Fangseil jedesmal fest und sicher durch die Fangklammer erfasst,
ohne dass das Seil nur im Geringsten verletzt wurde.