Titel: | Neuheiten in Heizungs- und Feuerungsanlagen. |
Autor: | F. H. Haase |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 223 |
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Neuheiten in Heizungs- und
Feuerungsanlagen.
Von F. H.
Haase.
Mit Abbildungen.
Neuheiten in Heizungs- und Feuerungsanlagen.
I. Zimmeröfen.
Unter den neueren Füllöfen-Constructionen ist die in den Figuren 1–4 dargestellte des
königlich Württembergischen Hüttenamtes Wasseralfingen als eine der sorgfältigst
durchgearbeiteten und in ökonomischer wie in
hygienischer Beziehung als höchst zweckmässig zu bezeichnen.
Textabbildung Bd. 282, S. 224Oefen des Hüttenwerks Wasseralfingen. Der durch eine (einhängbare) Gitterwand gegen die Luftkammer E hin und durch hervorziehbaren Tragrost nach dem mit
der Luftkammer E communicirenden Aschenfallraum hin
begrenzte, im Uebrigen aber allseitig mit feuerfesten schlechten Wärmeleitern (Thon
oder dergl.) ausgekleidete Feuerherd ist wie bei den Baylac-Oefen seitwärts des Füllschachtes erweitert, so dass sich die
eigentliche Verbrennung nicht unmittelbar unter, sondern seitlich der nachfallenden
Brennstoffmasse vollzieht. –
Hier hat der Feuerherd zwei nach oben offene Ausmündungen in Seitenkammern, welche
die unmittelbar hinter dem Füllschacht A befindliche
Kammer K zwischen sich einschliessen, während diese
letztere von der von unten her durch den Sockel aufsteigenden Zimmerluft gekühlt
wird, indem diese ihrem Bestreben, den Orten höchster Temperatur zuzuströmen,
entsprechend theilweise durch Oeffnungen unten in diese Kammer eindringt und nach
Bestreichung der Seiten wände desselben durch höher gelegene Oeffnungen wieder
daraus hervortritt, um oben aus dem gitterförmigen Deckel der Ummantelung des Ofens
wieder in das Zimmer zurück zu strömen.
Hierdurch wird nicht nur eine sehr rasche Erwärmung der Zimmerluft (durch Umlauf)
ermöglicht, sondern zugleich auch durch die fortwährende Berührung des Füllschachtes
mit sich an ihm erwärmender kühlerer Luft verhütet, dass dessen Temperatur eine die
Destillation des Brennstoffes in ihm zu sehr begünstigende Höhe annehme und
demgemäss bei Verfeuerung von backfähigem Brennstoff eine das Nachrutschen hemmende
Sinterung verursache.
Um aber die sich immerhin doch im Füllschacht in mehr oder weniger grosser Masse
entwickelnden Destillationsgase nicht nutzlos in das Rauchrohr strömen zu lassen,
ist der Füllschacht über der Klappe F verschlossen, so
dass die Destillationsgase gezwungen sind, durch den Feuerherd hindurch zu strömen
und hier vollständig zu verbrennen.
Da indessen diese Gase nur gezwungenermassen abwärtsströmen und beim Oeffnen der
Klappe F, – zwecks Nachschüttens frischen Brennstoffes
–, durch die Füllöffnung hindurch in das Zimmer eindringen würden, so hat das
königliche Hüttenamt, zur Verhinderung jeglicher Raucheindringung in das Zimmer, die
Einrichtung derart getroffen, dass die Füllschachtüberdeckung selbsthätig theilweise
beseitigt wird, sobald man die Füllklappe F
öffnet, so dass die im Füllschacht sich bildenden Destillationsgase während der
Dauer des Nachschüttens frischen Brennstoffes unmittelbar in das Rauchrohr
abströmen. Zu diesem Zweck ist die Füllklappe F
vermittelst eines Gelenkgliedes mit dem einen Theil des Deckverschlusses des
Füllschachtes bildenden Schieber R zwangläufig
verbunden, so dass dieser beim Oeffnen der Klappe F von
derselben nach vorn gezogen wird und die von ihm verdeckte Oeffnnung blosslegt, beim
Wiederschliessen der Klappe F aber in seine vorherige
Lage wieder zurückgelangt.
Die Luftzuströmung zu der, vermittelst einer dichtschliessenden Thüre (vergl. Fig. 3 u. 4), von der Vorderseite
dicht abschliessbaren Luftkammer E erfolgt, wie der in
Fig. 3 gezeichnete
Pfeil andeutet, durch eine besondere Oeffnung, welche durch Auf- und Niederschrauben
eines Verschlussdeckels, dem jeweiligen Bedarf entsprechend, sehr genau regulirt
werden kann.
Textabbildung Bd. 282, S. 224Regelung der Verbrennungsluft. Die Spindel dieses Verschlussdeckels steht, vermittelst zweier Bundringe,
mit einem Winkelhebel (vergl. Fig. 4) in Eingriff und verursacht demzufolge, nach Maassgabe ihrer
eigenen Auf- und Niederbewegung, das Drehen eines den einen Arm dieses Winkelhebels
bildenden Zeigers, welcher an einem Skalabogen die Entfernung des Verschlussdeckels
von der Luftzuströmungsmündung (auf welche er aufgeschliffen ist) mit 1/4 Millimeter
Genauigkeit anzeigt.
Diese Vorrichtung bietet die Möglichkeit die Menge der in den Verbrennungsherd
einströmenden Luft derart genau zu reguliren, dass der Brennmaterialconsum ohne
Benachtheiligung der Zimmertemperatur auf das geringste Maass beschränkt wird.
Man darf diese Regulirvorrichtung indessen nicht als einen unmittelbaren
Wärmeregulator in dem Sinne auffassen, dass man, um eine bestimmte Zimmertemperatur
einzuhalten, nur nöthig hätte nach erfolgter Durchwärmung des Zimmers den
Ventildeckel soweit nieder zu schrauben, dass der Winkelheberzeiger aut' einen
bestimmten Theilstrich zu stehen kommt; denn man würde sich solchen Falles in den
meisten Fällen in seiner Erwartung sehr getäuscht finden, weil die
Temperaturerhaltung für ein Zimmer nicht von der in demselben erfolgenden
Wärmeentwickelung allein abhängt, sondern auch von einer Anzahl sich im Allgemeinen
fortwährend ändernder Zustände und ausserdem auch von der Dauer der Anheizzeit.
Der Vortheil der beschriebenen Regulirvorrichtung
liegt im Wesentlichen darin, dass man in der Lage ist sehen zu können, wie weit man die Verbrennungsluftmenge zu vermindern oder
zu vermehren im Begriffe ist, was man ohne eine solche Skalavorrichtung selbst bei
geschultestem Gefühl nicht zu beurtheilen in der Lage ist. Dass hierin aber wirklich
ein Vortheil in ökonomischer Beziehung zu erblicken ist, erhellt aus dem Umstände,
dass eine sehr verschiedenartige Verbrennung, wie man sie erzielt, wenn man ohne
genaueres Beobachtungsmittel das Ventil auf- und zudreht, häufig eine zeitweilig bedeutende Steigerung des Brennmaterialbedarfes nöthig
macht, weil das Brennmaterial nicht die Eigenschaft besitzt genau proportional dem
Verbrennungsluftquantum zu verbrennen und bei zu starkem Vermindern der Luftzufuhr
zumeist auch ganz zu brennen und zu glimmen aufhört. –
Textabbildung Bd. 282, S. 225Schwedischer Koksofen. Als zweite Ofenart führe ich einen schwedischen
Koks-Ofen nach Jonköping's System in den Abbildungen Fig. 5 u. 6 vor, ohne jedoch diese
Konstruktion als besonders empfehlenswerth zu bezeichnen, da dieselbe weder eine
besondere Brennmaterialökonomie in Aussicht stellt noch in hygienischer Beziehung
als eine neue Errungenschaft zu benutzen ist; doch mag sich dieser Ofen für einen
speziellen Zweck sehr gut eignen, für welchen ihn jedoch dem Anscheine nach der
Erfinder nicht bestimmt hat, ich meine für den
Bauzweck.
In grossen Städten, in welchen Neubauten, noch bevor sie im Innern verputzt sind,
schon bis zum kleinsten Winkel vermiethet zu sein pflegen, bedarf man bekanntlich
eines Mittels die Mauern auszutrocknen, um sie baldigst verputzen, mit Tapeten
bekleiden und mit Malereien ausstatten zu können. Zu diesem Zweck stellt man im
Spätherbst und Winter in Berlin in den im Rohbau vollendeten Gebäuden eine Anzahl
von sogen. Kokskörben auf, das ist aus Blechstreifen und Draht hergestellte Gefässe,
welchen von allen Seiten her die Verbrennungsluft zuströmen kann und die, einmal mit
Koksstücken gefüllt, lange Zeit keiner Nachfüllung bedürfen.
Natürlich sind derartige provisorische Korb-Oefen so ungesund wie möglich, da sie die
Luft so reichlich mit Kohlensäure versorgen, dass häufig die sich an ihnen erwärmenden Arbeiter erkranken, so dass vor
Kurzem ein Ofensetzer-, Maler- und Stukkateur-Streik hauptsächlich dem Zweck
diente, die Bauherrn zum Abschaffen dieser Korb-Oefen zu zwingen.
Der hier vorgeführte schwedische Ofen soll sich nun ganz besonders für seltene
Nachfüllung des Brennstoffes, als welches nur Koks (und Anthrazit) bezeichnet wird,
eignen und derselbe besitzt dabei zugleich die Eigenschaft unverwüstlich zu sein,
indem er nicht nur sehr einfach konstruirt ist, sondern auch aus einem sehr
dauerhaften Materiale hergestellt wird, nämlich schwedischem Stahl- und
Eisenblech.
Für den soeben erwähnten Zweck würde der Mantel des Ofens mit zahlreichen Löchern zu
versehen und der Wasserbehälter c wegzulassen sein,
wohingegen eine Abdichtung des Deckels b durch Sand,
der den ganzen oberen Raum nach Weglassung des Wasserbehälters c erfüllen würde, nur zweckmässig sein könnte, da ein
grosses Sandbad für das Wärmen der Speisen der Arbeiter nicht unerwünscht sein
würde. Da zudem der Ofen auf Rädern ruht und man für das Abführen der sich in ihm
entwickelnden Kohlensäure nur des Einführens des Rohrstutzens, mit welchem der Ofen
versehen ist, in ein beliebiges Mauerloch oder in ein provisorisches Kaminloch
bedarf, so könnte er dem in Rede stehenden Zwecke wahrscheinlich sehr gut dienen.
Natürlich würde ihm dazu ein zierloses Aeussere zu geben sein.
Textabbildung Bd. 282, S. 225Fig. 7.Clamond's Gasofen.Textabbildung Bd. 282, S. 225Fig. 8.Zychlinsky's Füllofen. Einer eingehenderen Beachtung würdig erscheint die in Fig. 7 dargestellte Konstruktion eines Charles Clamond in Paris patentirten Gasofens, mit
welchem sowohl Leuchtgas, gemischt mit Luft, als auch Gerneratorgase gebrannt werden
können.
Derselbe enthält zwei mit einer grossen Anzahl kleiner Löcher versehene dünne Platten
B und G, von denen die
erstere aus schwerschmelzendem Metall (wie Schmiedeeisen) und die andere (die innere
G) aus feuerfestem schlechtleitenden Material (wie
Thon oder drgl.) besteht. Parallel zu diesen beiden Platten ist eine gemauerte
Scheidewand A aus Chamottemauerwerk aufgeführt, welche
mit einer grossen Anzahl wagerechter Kanäle versehen ist und in Verbindung mit einer
Eisenplatte C hinter diesen wagerechten Kanälen einen
durch eine weitere Eisenplatte D in zwei Züge
getheilten Hohlraum bildet,
welchen ein Theil der Verbrennungsluft durchströmt, um vermöge der strahlenden
Hitze der Trennungswand A stark vorerhitzt zu werden.
Das durch mehrere Rohranschlüsse herzuströmende Gas- und Luftgemisch strömt in die
von der Platte B und der Scheidewand A gebildete Kammer ein, wird beim Durchgang durch die
Löcher der Platte B entzündet und von der durch diese
Löcher eindringenden Luft genöthigt, theils durch die Löcher der zweiten Platte (G) hindurch und theils direct der durch die wagrechten
Kanäle der Scheidewand A herzuströmenden erhitzten Luft
entgegen zu strömen und sich innig mit dieser Luft zu vermischen. Es entwickelt sich
hierbei in der besagten Kammer zwischen B und A binnen kurzer Zeit eine so hohe Temperatur, dass die
Platte B ins Glühen geräth und fortgesetzt in
gleichmässiger Rothgluth erscheint. Hierbei soll der Anblick, den diese Platte
gewährt, vermöge der vielen Löcher derselben, durch welche das hellweisse Gaslicht
des Ofens sichtbar wird, ein dem Auge wohlthuender sein und einen ähnlichen Eindruck
hervorrufen wie ein eiserner Ofen, in welchem festes Brennmaterial verbrennt
wird.
Figur 8 veranschaulicht einen Füllofen von Zychlinsky in
Wittenberg. Derselbe erscheint insofern beachtenswerth, als er die Annehmlichkeiten
eines Kachelofens mit denen eines eisernen Ofens verbindet und zugleich den Eindruck
eines Kaminofens erweckt.
Derselbe zeigt ebenso wie der oben angeführte schwedische Füllofen einen
Luftspaltraum zwischen dem Füllschacht und dem Untertheile, welcher hier eine der
Rast eines Kupolofens ähnliche Einengung besitzt, in welcher sich hauptsächlich die
Destillation des Brennstoffes vollzieht und in einem sich erweiternden Herde endigt,
in welchem die Verbrennung erfolgt. Der konische Destillationsraum und der
Verbrennungsherd besitzen beide eine grosse Anzahl von Längsschlitzen, durch welche
die Gase seitlich entweichen, um sich unmittelbar vor Eintritt in das dahinter
befindliche eiserne Rohr H zu vereinigen, so dass sich
in diesem letzteren selbst noch ein Theil der Verbrennung vollzieht.
Oberhalb des konischen Destillationsraumes ist eine breitere Deckplatte C angeordnet, welche die Destillationsgase verhindert
den Füllschacht zu umhüllen, so dass in diesem nur ein Vorwärmen des Brennstoffes
ohne Destillirung erfolgt.
Da bei diesem Ofen das Anheizen eines besonders kräftigen Luftzuges bedarf, so ist
die Einrichtung derart getroffen, dass man die Feuergase während der Anheizzeit
unmittelbar in den Rauchkamin einströmen lassen kann. Zu diesem Zweck besitzt das
Feuerrohr unmittelbar hinter der Einströmungsstelle der Feuergase einen direct in
den Rauchkamin einmündenden Rohr stutzen, welcher für gewöhnlich durch eine
Wechselklappe k verdeckt ist, beim Anheizen aber durch
Drehen dieser Klappe in wagrechter Lage freigelegt wird; während dabei zugleich die
Feuerzüge des Ofens von dem Feuerherde abgeschlossen werden.
Ist die Verbrennung genügend eingeleitet, so ist die Wechselklappe k allmählich wieder auf ihre senkrechte Lage zurück zu
drehen; es strömen dann die Feuergase in dem durch ungefiederte Pfeile angedeuteten
Zuge durch den Ofen hindurch und am oberen Ende desselben in den Rauchkamin
ein, während die Zimmerluft durch den Ofensockel in einen rings um das Rohr H freigelassenen Raum ein und aus der Ofenbekrönung
ausströmt, wie es durch die gefiederten Pfeile angedeutet ist.
(Forts. folgt.)