Titel: | Czeija und Nissl's Morseschreiber für gewöhnliche und für erhabene Farbschrift. |
Fundstelle: | Band 282, Jahrgang 1890, S. 226 |
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Czeija und Nissl's Morseschreiber für gewöhnliche
und für erhabene Farbschrift.
Mit Abbildungen.
Czeija und Nissl's Morseschreiber für gewöhnliche und für erhabene
Farbschrift.
Zur Ergänzung des auf S. 12 über die Morse-Farbschreiber in der Frankfurter
Ausstellung Gesagten mögen hier noch zwei dort ebenfalls ausgestellte derartige
Telegraphen von Czeija und Nissl in Wien besprochen werden. Der erste derselben stammt schon aus dem
Jahre 1886 (vgl. Zeitschrift für Elektrotechnik, 1886 *
S. 562), schliesst sich in Grösse und Anordnung den in Oesterreich-Ungarn besonders
im Eisenbahndienste gebräuchlichen Stiftschreibern möglichst an, damit die
Stiftschreiber leicht und billig in Farbschreiber umgewandelt werden könnten; dabei
wurde eine thunlichst reine und deutliche Schrift angestrebt und zugleich die
Anordnung jener der Klopfer ähnlich gewählt, damit das Anschlagen lauter und deshalb
das Lesen nach dem Gehör erleichtert würde. Der zweite ist zwar ebenfalls so
angeordnet, dass die vorhandenen Stiftschreiber leicht in Farbschreiber umgewandelt
werden können, doch liefert er eine erhaben über die Fläche des Papierstreifens
vortretende farbige Schrift, weil ja die farblose erhabene Schrift die Augen sehr
anstrengt.
1. Den älteren für Czeija und Nissl patentirten Farbschreiber zeigt Fig. 1. Sein Elektromagnet E,
Fig. 2 und 3, ist,
abweichend von dem des Stiftschreibers, mit gegen das Laufwerk hin stehenden, durch
eine Messingplatte M verbundenen Polschuhen p versehen. Seitlich an diesen Polschuhen, sind
ausserdem noch mit Schraube und Stift die wagerecht auslaufenden Messingarme A befestigt, welche als Lager für die Ankerwelle W zu dienen haben. Der Farbschreiber könnte nun zwar –
in ähnlicher Weise wie schon ein 1873 in Wien von Siemens
und Halske ausgestellter Morse – durch blosses Versetzen des Ankers d an dem Ankerhebel sowohl bei Arbeitsstrom-, wie bei
Ruhestrombetrieb benutzt werden, müsste jedoch dabei in dem einen Falle ohne
Abreissfeder arbeiten. Deshalb geben Czeija und Nissl dem Ankerhebel für jeden der beiden Fälle eine
etwas abgeänderte Form.
Bei dem Farbschreiber für Ruhestrombetrieb besteht nach Fig.
1 und 2 der an der Mitte der Ankerwelle W mittels Stellschraube befestigte Ankerhebel aus einem
nach oben hin abgebogenen Messinghebel x; dieser
erstreckt sich über die Polschuhe hin bis zu dem Ständer L, welcher die zur Regulirung der Hubhöhe dienenden Schrauben trägt, und
ist in der Nähe der Ankerwelle W unten und oben
eingekerbt, so dass sich in die Kerben der hufeisenförmige Anker a aus weichem Eisen bequem einsetzen lässt. Hier kommt
der Anker in die obere Kerbe zu liegen und wird mittels Schraube befestigt. In den
Ankerhebel ist von unten ein Stift eingeschraubt; die in letzteren eingehängte,
mittels der Mutter am Ständer stellbare Abreissfeder reisst den Anker bei
Unterbrechung des Stromes ab. Würde der Anker in die untere Einkerbung eingesetzt,
wobei derselbe unter die Polschuhe zu liegen kommt und der Ankerhebel sich durch
sein Uebergewicht auf die untere Stellschraube im Ständer L auflegt, so würde der Morse für den Arbeitsbetrieb geeignet sein; die
Abreissfeder könnte aber hierbei nur zur theilweisen Ausgleichung des Uebergewichtes
benutzt werden und die Regulirung müsste durch Begrenzung der Hubhöhe und
entsprechende Einstellung des Schreibhebels beschafft werden.
Bei dem auf Arbeitsstrombetrieb eingerichteten Farbschreiber (Fig. 3) gleicht der Ankerhebel dem eben beschriebenen,
ist jedoch nach rückwärts gegen die Gestellplatte hin verlängert und an dieser
Verlängerung behufs theilweiser Ausgleichung mit einem Uebergewichte K versehen. Die Regulirfeder wird unmittelbar an dem
Vordertheile des Hebels x befestigt und steht hier
nicht unmittelbar mit der Regulirvorrichtung, sondern mit dem vorderen Arme des
Gabelhebels Q in Verbindung und erst an dem
rückwärtigen Arme desselben greift die von L
herkommende Regulirstange an. Der Ständer des Gabelhebels ist an die Gestellplatte
des Apparates angeschraubt. Der Anker wird in die untere Einkerbung des Ankerhebels
eingesetzt. Dieser Farbschreiber kann durch einfaches Versetzen des Ankers in die
obere Kerbe und unter Aushaken der Abreissfeder im Nothfalle auch in Ruhestromlinien
verwendet werden, weil das Uebergewicht K des
Ankerhebels den vorderen Arm desselben an die obere Stellschraube anzudrücken
bestrebt ist.
Textabbildung Bd. 282, S. 227Fig. 1.Czeija und Nissl's Morseschreiber.Textabbildung Bd. 282, S. 227Fig. 2.Czeija und Nissl's Morseschreiber. Die Papierführung liegt wie bei dem gebräuchlichen Stiftschreiber in der
Mitte des Apparates und die Fortbewegung des Papierstreifens bewirken die beiden
Zugwalzen w1, w2 (Fig. 3). Die untere dieser beiden Walzen wird durch.
Zahneingriff unmittelbar von dem Laufwerke in drehende Bewegung versetzt; sie ist
zur Erzeugung der erforderlichen Reibung gerauht, die nur durch die Reibung
mitgenommene obere Walze dagegen ist glatt und, um ein Verschmieren der Farbe am
Streifen selbst zu verhindern, mit einer etwa 5 mm breiten aber flachen Einkerbung
versehen. Wie beim Stiftschreiber wird die obere Walze durch zwei an der Gestellwand
des Laufwerkes befestigte und durch Stellschrauben regulirbare Pressfedern p1 mit entsprechender
Kraft an die untere Walze angedrückt. Der Papierständer ist wie gewöhnlich; der von
ihm ablaufende Papierstreifen muss jedoch, bevor er von den beiden Zugwalzen w1, w2 erfasst wird, auch
unter der Führungs- (Dirigirungs-) Walze dw hindurch
und dann über den Stift St hinweg gehen. Sowohl der
Stift st als die Achse der Führungswalze sind an dem an
die vordere Gestellwand des Laufwerkes angeschraubten Messingstück r1r2r3 befestigt, welches
sich unter der lose auf ihre Achse aufgeschobenen Walze dw hin so weit gegen die Führungswalzen hin erstreckt, dass der
Papierstreifen leicht und sicher eingeführt werden kann; ein seitliches Ausspringen
des Streifens ist dabei nicht zu befürchten, weil die beiden vorspringenden Ränder
der Führungswalze den oben gut abgeglätteten Führungstheil seitlich überragen.
Rückwärts, gegen den Papierständer hin, erhebt sich von diesem Führungstheile aus
ein senkrechter Vorsprung V, welcher oben die Bohrung
für den Stift St enthält; an diesem Vorsprung ist die
Achse der Führungswalze unbeweglich eingeschraubt. Der Bohrung entsprechend ist an
dem vorspringenden Theile des Führungsstückes noch eine Messinghülse eingelöthet, in
welcher der in dieselbe streng hineinpassende Stift St
in seiner Ruhelage festen Halt findet. Beim Einziehen des Streifens wird der Stift
St vorerst herausgezogen; darauf wird der Streifen
zwischen Führungsstück und Führungswalze durchgesteckt und so weit vorgeschoben,
dass derselbe von den Zugwalzen w1 und w2 erfasst und weiter bewegt werden kann; endlich
wird unter den Streifen der Stift St gesteckt, wie dies
Fig. 4 sehen lässt, und nun der Stift, von
welchem der Streifen nicht mehr herabgleiten kann, in seine Hülse eingesteckt.
(Vrgl. Fig. 1.)
Die Schreibvorrichtung hat hier bei der Schriftgebung das Farbrädchen an den
Papierstreifen heranzubewegen, wobei eben der Stift St
dem Streifen die richtige Führung und die erforderliche steife Unterlage gibt. Das
Farbrädchen K (Fig. 3,
5 und 6) presst sich genau in
der Mitte des Stiftes St an den Streifen an; dasselbe
dreht sich auf dem wagerecht in den eigentlichen Schreibhebel H eingeschraubten Stifte k. Der Schreibhebel H selbst ist auf die
Ankerwelle W lose aufgeschoben und wird zur Erzielung
eines entsprechend sanften Druckes sowie einer gewissen Elasticität durch eine
Wurmfeder b in der Richtung der Gestellwand nach vorn
gedrückt. Bei stärkerem Drucke vermag der Schreibhebel sonach sich nach rückwärts zu
bewegen; eine Drehung nach vorn kann er dagegen nur im Vereine mit der Ankerwelle
machen, weil die durch die seitliche Nase N des
Ankerhebels hindurchgehende Schraube z an dem
Vorspränge des an die Ankerwelle W festgekeilten
Ansatzstückes O anstösst und so die Drehung nach
vorn hemmt. Mittels der Schraube z wird gleichzeitig
die Entfernung des Farbrädchens von dem Papierstreifen regulirt, denn bei ihrer
Vorwärtsdrehung wird der Schreibhebel nach rückwärts gedrückt und von dem Streifen
entfernt, beim Nachlassen der Schraube dagegen durch den Druck der Wurmfeder
demselben genähert.
Textabbildung Bd. 282, S. 228Fig. 3.Czeija und Nissl's Morseschreiber. Die als Farbebehälter dienende Farbscheibe FS
(Fig. 3) besteht aus zwei runden Platten, deren
eine an der Achse derselben unmittelbar befestigt, die andere aber zum
Abschrauben eingerichtet ist. Zwischen diese beiden Platten wird eine Filzscheibe
von etwas geringerem Durchmesser als die Platten selbst eingelegt und mit Farbe
getränkt. Die Farbscheibe wird darauf mit ihren beiden vorspringenden Achsenenden in
die anfänglich schräg, dann senkrecht nach unten laufenden Schlitze der Gabel G (Fig. 3) eingehängt.
An der Gabel G ist sodann der ebenfalls gabelförmige,
um die Schraube s drehbare Hebel B befestigt. Dieser dient dazu, die eingehängte
Farbscheibe am Aufsteigen zu verhindern, und erleichtert ausserdem das Ausheben
derselben; wenn nämlich der rückwärtige Hebelarm nach abwärts gedrückt und hierdurch
der Hebel gedreht wird, so entsprechen sich, zufolge der gewählten Lage des
Drehpunktes für den Hebel B, die Schlitze der Gabel und
des Hebels stets genau, die zwischen den beiden Schlitzen eingelagerte Farbscheibe
wird daher bis an den Rand der Gabel herausgeschoben und kann dann leicht abgehoben
werden.
Textabbildung Bd. 282, S. 228Fig. 4.Czeija und Nissl's Morseschreiber.Textabbildung Bd. 282, S. 228Czeija und Nissl's Morseschreiber. Die Gabel G selbst ist auf den an den
Papierständer festgeschraubten massiven Wellenstift d
lose aufgesetzt und tun denselben drehbar und wird nur durch eine auf diesem Stifte
vorgesteckte Mutterschraube an der seitlichen Bewegung verhindert. Das an der Gabel
befestigte Uebergewicht V sucht die Gabel nach vorwärts
zu neigen und presst hierdurch die Farbscheibe, wenn dieselbe eingehängt ist, mit
ihren hervorragenden Scheibenrändern an die obere Führungswalze w2, deshalb wird die
Farbscheibe bei Ingangsetzung des Laufwerkes in drehende Bewegung versetzt und gibt
die Farbe gleichmässig ab.
Textabbildung Bd. 282, S. 229Czeija und Nissl's Morseschreiber. Die Lage und Abmessung der Farbscheibe ist so gewählt, dass dieselbe
einerseits bis an die Führungswalze hinanreicht und von dieser in Drehung versetzt
wird, anderentheils das Farbrädchen gerade in der Senkrechten durch dessen Achse
trifft und dasselbe ebenfalls durch Reibung in Drehung versetzt und so dasselbe
stets gleichmässig mit Farbe versorgt. Bei der Schriftgebung drückt das Farbrädchen
sich an den Papierstreifen an und ist von der Farbscheibe abgehoben. Das Färb- oder
Schreibrädchen ist in verkleinerter Form genau so hergestellt, wie die Farbscheibe,
die zwischen den beiden Platten eingepresste Filzscheibe wird jedoch nicht
unmittelbar mit der Schreibfarbe getränkt. Diese Einrichtung des Farbrädchens bietet
nun den Vortheil, dass nicht nur eine gleichmässige Farbvertheilung stattfindet,
sondern auch die überschüssig aufgenommene Farbe von dem Filzgewebe aufgesogen, und
hierdurch übermässige Farbabgabe und durch diese bedingtes Verschmieren der
Schriftzeichen vermieden wird. Ausserdem bildet das Farbrädchen in dieser Form
gewissermaassen einen besonderen Farbebehälter, indem dasselbe stets so viel Farbe
aufgespeichert hält, um selbst bei Entfernung der Farbscheibe behufs weiterer
Tränkung mit Farbe die Abgabe der Schriftzeichen noch während der Zeit zu
ermöglichen, welche zu dieser Tränkung nöthig ist.
Die Anschaffungskosten der Farbschreiber sind gering, da sich dieselben um etwa 25
Proc. billiger stellen, als die für die dermalen gebräuchlichen Farbschreiber.
II. Der Morseschreiber für erhabene Farbschrift von 1891
gleicht dem gewöhnlichen Morsestiftschreiber, nur die Nuthwalze ist anders
gestaltet. Die Nuthwalze N (Fig. 7 und 8) ist aus zwei Theilen
a und b
zusammengesetzt; die zwischen denselben befindlichen Stahlscheibchen s und s1 werden durch eine Einlage e in entsprechender Entfernung von einander gehalten und bilden eine Art
runder Reissfeder. Der Durchmesser der Stahlscheibchen s und s1 ist
ebenfalls etwas kleiner als jener der Walze N. Wird nun
auf irgend eine Art Farbe in die Nuth zwischen den Stahlscheiben eingeführt, so
werden die durch den Druck des Schreibstiftes St
hervorgebrachten erhabenen Zeichen gleichzeitig auch gefärbt.
Um diese Zuführung der Farbe in praktischer und sicherer Weise zu erzielen, ist auf
den Gestellwänden G und G1 des Morse ein Aufsatz A befestigt worden, welcher das Farbrädchen f und die Farbrolle F
trägt. Die Achse des aus einem Metallrädchen bestehenden Farbrädchens f ist, um eine seitliche Verschiebung zu verhindern, in
einem besonderen, um die Zapfenschrauben z und z1 drehbaren Rahmen r gelagert. Die Farbrolle F liegt mit ihrer Achse in den schiefen Schlitzen des Aufsatzes A und auf den Enden des Gabelstückes B, welches um die Schrauben c und c1
drehbar ist. Beim Laufen des Werkes wird das Farbrädchen f, welches auf dem Umfange der zwei Stahlscheibchen s und s1 aufliegt, vermöge der Reibung mitgenommen und
versetzt seinerseits wieder die Farbrolle F in
Umdrehung, so dass ein gleichmässiges Abgeben der Farbe von F an das Farbrädchen f und von diesem an die
Nuth zwischen s und s1 stattfindet.
Die Farbrolle F ist aus runden Filzscheiben gebildet,
welche zwischen zwei Messingscheiben m und m1 gelagert sind. Die
Scheibe m1 ist um die
mit einem Gewinde versehene Achse drehbar; die mit Farbe getränkten Filzscheiben
können somit durch Drehen der Messingscheibe m1 mehr oder weniger zusammengepresst und dadurch die
Abgabe der Farbe regulirt werden.
Bei diesem einfachen Morse erscheint die Schrift rein und deutlich, scharf begrenzt,
wie mit einer Reissfeder gezogen. Zugleich ist für eine zuverlässige Zeichengebung
doppelte Sicherheit vorhanden; denn wenn aus was immer für einem Grunde (z.B. Mangel
an Farbe) die Farbgebung aufhören würde, so werden doch immerhin die Zeichen noch
erhaben erscheinen: auch ist verhütet, dass der Apparat, wie gewöhnliche
Farbschreiber, verschmutze.