Titel: | Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter Ausstellung. |
Autor: | L. Kohlfürst |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 1 |
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Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf
der Frankfurter Ausstellung.
Von Oberingenieur L. Kohlfürst.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 283 S.
261.)
Mit Abbildungen.
Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
Ausstellung.
VIII. Zugdeckungssignale (Blocksignale).
Blocksignale waren ausgestellt von Teirich und
Leopolder in Wien, von Woodhouse
und Rawson in London, und in
hervorragendem Maasse von Siemens und Halske in
Berlin.
Die von der erstgenannten Firma in der Halle für Telegraphie und Telephonie zur
Anschauung gebrachte Einrichtung bestand aus zwei für den Betrieb mit
Magnetinductionsströmen eingerichteten, durch eine Leitung miteinander verbundenen
Streckenblocksignalapparaten, die sich in Holzkasten befanden, deren Vorderwände
Glasfenster hatten, so dass die hübsch und solid gearbeiteten Verschlüsse theilweise
gesehen werden konnten. Näheres über die Anordnung der Constructionstheile und ihr
Ineinandergreifen bekannt zu geben, waren die Aussteller bislang nicht in der Lage,
weil die Ausbildung des Systems noch nicht völlig abgeschlossen und deshalb auch
noch die Patenterwerbung in der Schwebe ist.
Woodhouse und Rawson hatten in der Halle für
Installation eine reiche und höchst beachtenswerthe Sammlung der verschiedensten
elektrischen Einrichtungen ausgestellt und in dieser Sammlung befand sich auch ein
Exemplar eines älteren englischen Blocksignalapparates, nach dem System von C. E. Spagnoletti, von jener verbesserten Form, in
welcher dieser Signalapparat auf der District-Railway
in London und von der Great Western Company angewendet
wurde und noch benutzt wird. (Vgl. Zetzsche, Handbuch der
Telegraphie, Bd. 4 S. 675.)
Das auf dem Continente bekannteste und verbreitetste Blocksignal von Siemens und Halske war von dieser Firma in der
Eisenbahnhalle in mehrfachen, mit den neuesten Vervollkommnungen ausgestatteten
Beispielen vorgeführt, und zwar in der Weise, dass dieselben durch Leitungen zu
Gruppen, bezieh. Serien verbunden, je eine nach bestimmtem Programme ausgeführte
Signalanlage darstellten. Die einzeln mit verschiedenartigen
Abhängigkeitseinrichtungen versehenen Blockwerke der ersten und bedeutendsten dieser
Gruppen repräsentirten zusammen eine Blocksignalanlage für eine doppelgeleisige
Strecke, von der eine andere zweigeleisige Strecke abzweigt. Dieses Ganze umfasste
nachfolgende Anordnungen:
a) Einen Stationsblocksignalapparat mit vier Fenstern
(elektrischen Verschlüssen mit Zeichenscheiben), angeschlossen an einen
Streckenblockapparat und einen Bahnhofs Wärterblockapparat.
b) Einen Bahnhofswärterblockapparat mit zwei Fenstern
(Verschlüssen) zur Blockirung des Bahnhofeinfahrt- und Ausfahrtsignals.
Die Art der Verbindung der beiden Posten a) und b) ist in Fig. 58 ersichtlich gemacht, in welcher die Deblockirtaster durch B, die Vorläutetaster durch T, die elektrischen Verschlüsse mit M, die
Wecker mit W und die Magnetinductoren mit J bezeichnet sind. Aus dem dargestellten
Stromlaufschema geht hervor, dass das Wärterblocksignal, in diesem Falle der
„Bahnhofabschlussposten“, mit der eigentlichen Streckenblockleitung L3 nur in indirecter
Verbindung steht. Die Ein- und Ausfahrtsignale sind somit ausschliesslich der
Controle des dienstthuenden Stationsbeamten vorbehalten; die Einfahrt lässt sich
jederzeit an die Station zurückgeben, ohne dass der Nachbarwärter auf der Strecke
mitzuwirken braucht; das zum Ausfahrtsignal gehörige Fensterchen (Verschluss) M4 im Stationsapparate
I wird bei jedesmaliger Freigabe der Ausfahrt
blockirt, und es kann demzufolge eine zweitnächste Freigebung der Ausfahrt nur dann
erst wieder erfolgen, bis das zugehörige Blockfeld M4 von dem nächsten Streckenposten aus deblockirt
worden ist. Hat der in der Station I dienstleistende
Beamte einem ankommenden Zuge die Einfahrt zu gestatten, so drückt er zu dem Ende
die Blocktaste B1 und
entsendet mittels des Inductors J Wechselströme, welche
von I über h, den
Elektromagnet M1 und
den Vorläutetaster T1
in die Leitung L1
gelangen, und in H ihren Weg über den Läutetaster T1, den Elektromagnet
M1, den Contact a1 und den Wecker W1 zur Erde und durch
diese schliesslich wieder zu J in I zurückzufinden. Es wurden hierdurch die Fenster zu
M1, sowohl in I als in H weiss gemacht;
letzteren Ortes wird dabei durch das Emporschnellen der Arretirungstange P1 die bisher
bestandene Festriegelung des Einfahrtsignals – die zu H
gehörigen Semaphorwinden der beiden Signalflügel des Ein- und Ausfahrtsignals sind
in der Zeichnung weggelassen – behoben und dieses kann also auf „Frei“ gestellt werden. Sobald der Zug
eingefahren ist, stellt der Wärter in II das
Einfahrtsignal wieder auf „Halt“, drückt seine
Blocktaste B1 und
entsendet mit seinem Inductor J gleichfalls
Wechselströme, welche diesmal von I über a1, M1, T1 in der Leitung L1 und in I über T1, M1, h, f, M2, e, W1 zur Erde und durch diese zu J in H zurückgelangen.
Dadurch wird das Vorgelege des Einfahrtsignalflügels am Posten II mittels des Verschlusses M1 wieder verriegelt, während zugleich in
I die beiden Tasten B1 und B2 deblockirt und die zugehörigen Fenster von Weiss
in Roth umgewandelt werden. Nunmehr ist der Stationsbeamte also in der Lage im
Bedarfsfalle durch Handhabung der Taste B2 und seines Inductors Wechselströme zum nächsten
Streckenblocksignal (in der Zeichnung nicht dargestellt) zu entsenden, welche von
1 ausgehend über e,
M2, f, T3 in die Leitung L3 und beim Streckenblockwärter durch den respectiven Verschluss zur
Erde gelangen, durch welche sie wieder zum Inductor in I zurückkehren, dabei wird der Verschluss im Apparate des Streckenwärters
deblockirt und in I die Taste B2 wieder festgelegt, d.h. verriegelt. Ist
von der Station ein abgehender Zug zu expediren, so müssen von da mit Hilfe des
Doppeltasters B3
Wechselströme entsendet werden, welche in diesem Falle von 1 über b, M3,
Hebel c, Arbeitscontact c, a,
M4, T2, in die Leitung L2, dann in H über T2, M2, a2, W2 ihren Weg zur Erde
sowie zum Inductor in I zurückfinden. Hierdurch erfolgt
in H die Deblockirung des Verschlusses M2 und das zugehörige
Ausfahrtsignal kann sonach auf „Frei“ gebracht
werden. Zugleich wurde in I das Fensterchen zu M3 von Weiss in Roth und jenes zu M4 von Roth in Weiss
umgewandelt. Nachdem der abgegangene Zug das Ausfahrtsignal passirt hat, blockirt
sich der Blockwärter in H mit Hilfe seiner Blocktaste
B2 und verwandelt
dadurch in I das Fenster des Elektromagnetes M4 in Roth. Hat der Zug endlich auch den nächsten
Blocksignalposten auf der Strecke passirt, so wird durch die von dort über L3 in die Station I gelangenden Deblockirströme das zu M3 gehörige Fensterchen
auch wieder von Roth auf Weiss zurückgebracht. (Vgl.
Prof. Dr. Tobler, Elektrotechnische Zeitschrift, Bd. 10
S. 428.)
Textabbildung Bd. 284, S. 2Fig. 58.Blocksignal von Siemens und Halske. c) Einen Streckenblockapparat mit zwei
Fenstern und mit der besonderen Anordnung, dass eine Deblockirung nach rückwärts nur
erfolgen kann, wenn der Signalflügel vorher auf „Frei“ und wieder auf „Halt“ gestellt worden ist.
Es hat diese letztgenannte Einrichtung den Zweck, die vorzeitige Freigabe einer
befahrenen Strecke hintanzuhalten, falls der Blockwärter für einen Zug etwa aus
Unachtsamkeit nach verkehrter, falscher Richtung freigeben, d.h. irrthümlich einen
unrichtigen Deblockirtaster benutzen würde. Die Semaphorwinde mit der Kurbel K (Fig. 59 und 60), welche zum Stellen
des Semaphorflügels dient, wird bekanntermaassen in der Lage auf „Halt“ festgelegt, sobald nach der betreffenden
Richtung hin die Deblockirung erfolgte, weil dann die niedergedrückte Stange P, welche die Sperrklinke S in den Einschnitt e der Einfallscheibe D hineindrückt, durch den elektrischen Verschluss in
dieser Lage festgehalten bleibt. Behufs Lösung der vorgedachten Aufgabe ist
unterhalb des Sperrkegels S die aufrechtstehende Klinke
q angebracht; die bei r drehbar lagert und zufolge des Einflusses der Spiralfeder f (Fig. 60) das Bestreben
hat, sich mit dem unteren Arm gegen einen Anschlag u zu
lehnen und sonach mit dem oberen Ende in den Scheibenausschnitt e hineinzureichen, d.h. sich unter die Sperrklinke S zu stemmen. In der That nimmt q jedesmal, sobald der Verschluss von Seite des Nachbarblocksignalpostens
freigemacht wird, die in Fig.
59 und 60
dargestellte Lage an, bei welcher ein Niederdrücken der Stange P, d.h. also die Abgabe
von Deblockirströmen unmöglich ist. Wird hingegen nach dem erfolgten Einlangen einer vorerwähnten, von Seite des
Nachbarpostens bewirkten Deblockirung für den bewilligten Zug der Semaphorflügel
durch entsprechende Handhabung der Kurbel K auf „Frei“ gestellt, so gelangt der aus der Scheibe
D seitlich vorstehende Daumen x an q vorüber und drückt
diese Klinke so weit zur Seite, dass sie mit ihrem oberen, nach links hakenförmig
erbreiterten Ende (Fig.
59) über den bei v drehbaren und durch die
Flachfeder f1 (Fig. 60) gehaltenen
Schnäppern wegschlüpft. Beim Zurückstellen der Semaphorwinde, bezieh. des Signals
auf „Halt“, wird an der Stellung der Klinke q nun nichts mehr geändert, da dieselbe vom Schnäpper
w, der zu dem Ende an geeigneter Stelle seines
rückwärtigen Theiles entsprechend abgesetzt ist, festgehalten bleibt. In dieser Lage
bildet q für das Niederdrücken der Deblockirstange P, bezieh. des Sperrkegels S kein Hinderniss mehr, da q ausserhalb der
Bewegungsebene von S liegt; es kann sonach unter diesem
Verhältnisse die Benutzung des Blocktasters erfolgen.
Textabbildung Bd. 284, S. 2
Blocksignal von Siemens und Halske.
Geschieht dies, so trifft dabei der Sperrkegel S im Niedergehen auf w,
drückt diesen Schnäpper nach abwärts, so dass die Klinke q losgelassen wird und sich vermöge der Einwirkung von f gegen die Seitenwand des Sperrkegels S lehnt. Würde nach dem Festriegeln des letzteren
später wieder die Deblockirung seitens des Nachbarpostens erfolgen, so geht, wie
bereits vorhin schon in Betracht gezogen wurde, S in
die gezeichnete Stellung nach aufwärts zurück und q
tritt, von f gezogen, neuerlich unter S in jene Hemmlage, welche in den Fig. 59 und 60 dargestellt ist.
(Vgl. Dr. Tobler, Elektrotechnische Zeitschrift, Bd. 10
S. 405.)
d) Einen Streckenblocksignalapparat mit zwei Fenstern
und Semaphorwinde in Verbindung mit Signalen für beide Zugsrichtungen, rechtseitig
als Blocklinienabschluss geschaltet.
e) Einen Centralsignalweichenstell und Blocksicherungsapparat an der Einmündestelle der
zweigeleisigen, ohne Blocksignaleinrichtung zu betreibenden Anschlusstrecke in
Verbindung mit den nach beiden Richtungen der mit Blocksignalen versehenen
Hauptstrecke liegenden Streckenblockapparaten.
f) Einen Streckenblockapparat mit vier Fenstern,
linkseitig als Blocklinienabschluss geschaltet in der Anordnung, dass die
Deblockirung der rückwärts liegenden Strecke unter der sub c) gegebenen Bedingung
nur vorgenommen werden kann, wenn der rückwärts liegende Wärter das der Zugrichtung
entsprechende Signal blockirt hat, wodurch eine zwangsweise Bedienung der Apparate,
der Aufeinanderfolge der Züge entsprechend, erreicht wird.
g) Einen Streckenblockapparat mit vier Fenstern u.s.w.,
wie f), und ausserdem mit der Einrichtung, dass durch Vermittelung eines Schlüssels
der Apparat zeitweise für Zugsüberholungen als Stationsblock Verwendung finden
kann.
h) Einen Streckenblockapparat mit vier Fenstern wie f),
ausserdem verbunden mit Streckencontacten, so dass die für den Zugsverkehr
erforderliche Bedienung des Apparates nur unter Mitwirkung des Zuges selbst erfolgen
kann.
i) Einen Stationsblockapparat als Abschluss der ganzen
Anlage mit zwei Fenstern, je eins für jede der beiden Fahrtrichtungen (hinwärts,
herwärts) und mit der besonderen Einrichtung, dass die Einfahrt nur freigegeben
werden kann, wenn ein in steter Verwahrung des leitenden Stationsbeamten
befindlicher Schlüssel in die Schlossöffnung des Blockapparates eingefügt ist.
Die unter f) bis i) genannten Blocksignalapparate waren für den Betrieb mit zwei
Leitungen eingerichtet, so dass für jede Fahrtrichtung auch je eine eigene Leitung
in Anwendung kam, eine Anordnung, welche bekanntlich die Möglichkeit vollkommen
ausschliesst, dass zwei zufällig gleichzeitig abgegebene Signale sich ganz oder
theilweise aufheben, wie dies beim eindrähtigen System nicht ausgeschlossen ist.
Eine andere von Siemens und Halske in Berlin zur
Anschauung gebrachte Blockanlage stellte die Sicherung des Zugsverkehres auf
einer zwischen zwei Stationen liegenden eingeleisigen
Strecke dar, und lag dieser Anordnung die Bedingung zu Grunde, dass jeder auf die
Strecke entsendete Zug dieselbe unbedingt verlassen, d.h. die Station erreicht haben
müsse, ehe aus gleicher oder entgegengesetzter Richtung ein nächster Zug wieder
expedirt werden könne. Es waren zu diesem Ende die Blockapparate mit der
Läutewerksanlage und mit verschiedenen anderen Einrichtungen combinirt, wie Fig. 61 es ersehen lässt. Jede der die zu deckende
Strecke abschliessenden Stationen I und II besitzt zunächst für die Abgabe und den Empfang der
gewöhnlichen Läutesignale ein Stationsläutewerk L,
während bei den etwa zwischen I und II befindlichen Streckenwärterposten zu gleichem Zwecke
je ein bekanntes Spindelläutewerk G in die
Signalleitung eingeschaltet ist. Vor jeder Station steht ein Einfahrtsignal und
desgleichen befindet sich auf jeder der beiden Stationen ein Ausfahrtsignal. Diese
Signale werden mittels Drahtzügen bedient, die mit den Blockverschlüssen in
Beziehung gebracht sind. Das Ausfahrtsignal kann nur
dann auf „Frei“ gestellt werden oder in dieser
Lage verbleiben, wenn die Batterie B wirksam, und zwar
über dem am Mäste des Ausfahrtsignales angebrachten Elektromagneten M geschlossen ist, andernfalls würde der Flügel immer
selbsthätig in die Haltlage zurückfallen; weil eine Spreize, welche den Signalflügel
in der schräg nach aufwärts gerichteten Lage festzuhalten hätte, keinen Stützpunkt
findet. Die gedachte Spreize soll sich nämlich auf dem Fleischtheil einer halb
durchgefeilten drehbaren Achse stützen können; die Lage der letzteren ist aber vom
obenerwähnten Elektromagnete M derart abhängig, dass
bei abgerissenem Elektromagnetanker, d.h. bei stromlosem Elektromagnete der
durchfeilte Achsentheil die Stelle einnimmt, welche bei angezogenem
Elektromagnetanker der Fleischtheil innegehabt hat.
Textabbildung Bd. 284, S. 3
Fig. 61.Blockanlage für eine eingeleisige Strecke von Siemens und
Halske.
Das Ausfahrtsignal hat somit beiläufig dieselbe Einrichtung,
wie das 283 265 bereits geschilderte Distanzsignal des
Wiener Werkes der
Firma Siemens und Halske. In den Blockapparaten der
Stationen sind die beiden Semaphorkurbeln S1 und S2 durch einen Riegel R
wechselweise so in Abhängigkeit gebracht, dass nie beide Kurbeln gleichzeitig aus
der Normallage (auf „Halt“) in die Freilage gebracht werden können, sondern
dass stets das eine bleibend auf „Halt“ stehen
muss, wenn das andere auf „Frei“ gebracht werden
soll. Weitere Theile der Blockwerke sind die beiden Blockverschlüsse sammt ihren
zugehörigen Elektromagneten M1 und M2, sowie ein zu M1 gehöriger Deblockirtaster D. Der mechanisch arretirende elektrische Verschluss M2 ist mit der darunter
liegenden Semaphorwinde S2 des Ausfahrtsignals derart in Abhängigkeit gebracht, dass letzteres nur
dann aus der Normallage (Haltlage) bewegt werden kann, wenn beide Blockfenster zu
M1 und M2
Weiss zeigen und dass sich die Semaphorwinde beim
Zurückstellen von „Frei“ auf „Halt“ selbsthätig festlegt, d.h. mit Hilfe des
Verschlusses M2
blockirt.
Die Anordnung des mit D verbundenen Verschlusses M1 ist so getroffen,
dass der Tasterknopf D niedergedrückt und unter
gleichzeitigem Drehen der Kurbel des Inductors J zum
„Herläuten“ eines Zuges, dem die Fahrt gestattet wird, benutzt werden
kann, wenn das Blockfenster von M1
Weiss, jenes von M2
Roth zeigt und die beiden Semaphorwinden S1 und S2 sich correct in der
Normallage, d. i. in der Stellung für „Halt“
befinden. Dabei ist aber diese Tasterbenutzung immer nur einmal möglich. Der Verschluss M1 blockirt bei rothem Fenster die Semaphorwinde S2 mit Hilfe der auf
einer gemeinsamen Achse sitzenden Klinken a und b. Eine neben der Semaphorwinde S1 des Einfahrtsignals angebrachte
Contactvorrichtung C1
wird, wenn die Semaphorkurbel auf „Frei“
gebracht wird, geschlossen, indem die auf der Kurbelachse sitzende Einfallscheibe,
an deren Peripherie sich der Hebelarm m für gewöhnlich
lehnt, an angemessener Stelle ausgeschnitten ist, so dass der Winkelhebel nm dem Zuge der bei n
wirkenden Spiralfeder folgen und sich der Arm n auf die
Contactschraube anlegen kann, von der er sonst immer getrennt gehalten bleibt.
Während also das Einfahrtsignal auf „Frei“
steht, ist für die Batterie B, an deren Zinkpol die
Erdleitung anschliesst, andererseits über C1 und M1 bis zu einem nächst des Einfahrtsignales in die
Bahn eingelegten Schienencontactes Q1 ein Stromweg hergestellt, der geschlossen wird,
sobald der einfahrende Zug, Q1 passirend, daselbst die Erdverbindung bewirkt. Ein anderer in der Kurbel
der Semaphorwinde S2
des Ausfahrtsignales angebrachter Contact C2 ist so angeordnet, dass er in Schluss gelangt,
sobald S2 aus der
normalen Ruhelage (Haltstellung) gebracht wird; steht das Ausfahrtsignal auf „Frei“, so gelangt die Batterie B nunmehr mit einem beim Ausfahrtsignal in das Geleise
eingelegten als Unterbrechungstaster eingerichteten Schienencontact Q2 und mit dem
Semaphorelektromagneten M in Verbindung, so dass
letzterer, dessen zweites Ende zur Erde anschliesst, vom Strome der genannten
Batterie durchflössen wird.
Die weitere, schliessliche Ausrüstung der beiden Stationen I und II, die für die ganze in Betracht
genommene Anlage nur durch eine einzige Telegraphenleitung verbunden sind, besteht
noch aus den Vorweckern W, den Vorwecktastern V, sowie endlich aus den Telephonen L und den Blitzplatten P.
Befinden sich die Apparate beider Stationen in ihrer normalen Ruhelage, so stehen
die sämmtlichen Ein- und Ausfahrtsignale auf „Halt“; die Blockfenster
M1 zeigen in beiden
Stationen Weiss, die Blockfenster M2
Roth.
Soll ein Zug expedirt werden, so hat vorerst die bezügliche Vereinbarung zwischen den
beiden Stationen vorauszugehen, und zwar entweder telegraphisch, oder telephonisch,
oder bloss mittels des Vorweckers, je nachdem I und II Stationen mit Telegrapheneinrichtung oder bloss
Wärterposten ohne Telegraphen sind. Danach hat jene Station, gegen welche der Zug
verkehrt, also jene, in die der Zug über die gesperrte Strecke gelangen soll,
„herzuläuten“, d.h. sie hat mit Hilfe ihres Tasters D in der schon früher erwähnten Weise das
Läutewerksignal durch ein- bezieh. zweimalige Gebrauchsnahme der Inductorkurbel
abzugeben. Hierbei werden nicht nur die sämmtlichen Stations- und Streckenläutewerke
für das betreffende Läutesignal ausgelöst, sondern es wird durch die Stromgebung
gleichzeitig in der herläutenden Station das Fensterchen M2 von Weiss
in Roth umgewandelt, das Einfahrtsignal deblockirt und
das Ausfahrtsignal blockirt. In der Station, von welcher der Zug abgeht, wurde
dagegen gleichzeitig das Fensterchen M2 in Weiss umgewandelt,
dadurch das Einfahrtsignal blockirt und das Ausfahrtsignal deblockirt. Die
letztgedachte Station stellt das Ausfahrtsignal auf „Frei“. Geht nunmehr der Zug ab, so trifft er beim
Ausfahrtsignal auf den Schienencontact Q2, unterbricht im
Vorüberfahren daselbst den zufolge der Freistellung des Ausfahrtsignales über C2 und M geschlossenen Stromkreis, und der Signalflügel fällt
selbsthätig auf „Halt“ zurück, die Strecke somit
gegen jeden nachfahrenden Zug deckend. Soll das Ausfahrtsignal für einen späteren
Zug wieder auf „Frei“ gebracht werden können, so
muss vorher unbedingt die Kurbel der Semaphorwinde auf „Halt“ zurückgestellt werden, was übrigens dienstgemäss ohnehin
nach jeder Zugsausfahrt zu geschehen hat; hierbei verriegelt sich die Semaphorwinde
S2, sobald sie in die Haltlage gelangt, auf mechanischem
Wege selbsthätig und zugleich wird in gleicher Weise das Fensterchen M2 wieder auf Roth zurückgebracht. In der Empfangsstation wird
hingegen die Normallage wieder hergestellt; indem der ankommende Zug beim Befahren
des Streckencontactes Q2 einen Strom schliesst, der das Blockfeld M2 wieder in Weiss umwandelt und die Strecke für den Zugsverkehr in beiden Richtungen
wieder deblockirt.
Es wäre noch zu erwähnen, dass an der ausgestellten Anlage einer der beiden
Unterbrechungsradtaster Q2 durch ein Pedal ersetzt war, welches vom ausfahrenden Zuge thätig
gemacht, auf rein mechanischem Wege die Rückstellung
des Ausfahrtsignals von der Freilage in die Haltlage ganz in ähnlicher Weise
bewirkte, als dies in der zweiten Station mit Hilfe der geschilderten, elektrischen Anordnung geschah.
Eine letzte von Siemens und Halske ausgestellte
Zugdeckungsanlage war für eingeleisige Zwischenstrecken auf Bahnen untergeordneter
Bedeutung, also für Vicinal-, Stadt-, Strassenbahnen u.s.w. bestimmt. Es kommt ja
nicht selten vor, dass Strassenbahnen, die ihrer Hauptausdehnung nach zweigeleisig
angelegt sind, zufolge örtlicher Verhältnisse, insbesondere wegen engen Strassen o.
dgl., stellenweise nur eingeleisig ausgeführt werden können. Für solche und ähnliche
Fälle kann es wünschenswerth oder geboten erscheinen, den Verkehr der Züge auf dem
eingeleisigen Stücke
durch Signalmittel zu sichern, welche ähnlich den Blocksignalen anzeigen, ob die in
Frage kommende Strecke „Frei“ oder „Besetzt“ sei bezieh. ob ein Zug einfahren darf
oder nicht. Eben diese Aufgabe ist es, welche die vorgenannte Signaleinrichtung,
welche in Fig. 62, 63
und 64 dargestellt wird, zu erfüllen hat.
Textabbildung Bd. 284, S. 5Fig. 62.Blocksignal von Siemens und Halske. An jedem Ende der eingeleisigen Zwischenstrecke ist ein schmaler
prismatischer Signalkasten (Fig. 62) angebracht, der
entweder auf einem eigenen hölzernen oder eisernen Säulenständer, oder auch an einer
Hauswand mittels einer Console oder sonstwie befestigt wird. Eine hinter einem
verglasten Fensterchen an der Vorderwand des Signalkästchens sichtbare Kreuzscheibe,
die entweder weiss oder roth erscheint, gibt dadurch die Signalzeichen „Strecke frei“ d.h.
Einfahrt erlaubt, bezieh. „Strecke besetzt“
d.h. Einfahrt verboten.
Unterhalb der Kreuzscheibe ist noch ein zweites, viel kleineres Fensterchen
vorhanden, hinter dem die vor einem weissbemalten Hintergrunde spielende Nadel eines
Galvanoskopes beobachtet werden kann.
Die Lage der Galvanoskopnadel steht mit der Signallage der Kreuzscheibe, wie später
ersehen werden wird, in einem gewissen Abhängigkeitsverhältniss, doch besitzt
erstere keine Signalbedeutung, sondern soll lediglich Auskunft geben über die
jeweiligen Stromzustände in den Leitungen des Signals.
Es sind endlich sowohl in der Vorderwand als in den beiden Seiten wänden des
gusseisernen Signalkastens Schlüssellöcher vorhanden, die durch Vorlegblättchen und
kleine Regengesimse gegen das Eindringen von Staub und Feuchte bestens verwahrt
werden. Jeder Zugführer der betreffenden Route erhält dienstlich einen Schlüssel
überwiesen, der in diese Schlüssellöcher genau passt.
Die innere Anordnung des Apparates erhellt aus Fig.
63 sowie aus der schematischen Darstellung Fig.
64. Die Hauptsache ist ein Elektromagnet M
(Fig. 63), in Fig.
64
M1 bezieh. M2, dessen Anker die Kreuzscheibe K auf „Weiss“ oder „Roth“ einstellt, je nachdem er angezogen oder
abgerissen ist. Ein zweiter Elektromagnet m (Fig. 63), in Fig. 64
m1 bezieh. m2, vermittelt die
Rückstellung des Signals auf „erlaubte Einfahrt“, wenn es auf „Verbot der
Einfahrt“ gestanden hat. Alles Uebrige sind nur einfache Hebel, welche durch
die vom Schlüssel in Umdrehung zu versetzenden Excenter X,
Y oder Z (Fig.
64) gehoben oder niedergedrückt werden und dabei Contacte öffnen oder
schliessen.
Textabbildung Bd. 284, S. 5Fig. 63.Blocksignal von Siemens und Halske.Textabbildung Bd. 284, S. 5Fig. 64.Blocksignal von Siemens und Halske.Fig. 64 kennzeichnet den Stromlauf bei normaler
Ruhelage; I stellt das am linkseitigen Anfang der
eingeleisigen Strecke angebrachte, II das am andern
Ende befindliche Signal dar. An jeder dieser Signalstellen ist auch eine Batterie
B1, bezieh. B2 aufgestellt; die
Verbindung der beiden Signale wird durch die zwei Leitungen L1 und L2 bewerkstelligt. Bei der dargestellten normalen
Ruhelage sollen beide Signale „erlaubte Einfahrt“ zeigen, d.h. es müssen die
Kreuzscheiben an beiden Apparaten weiss erscheinen,
also in I der Elektromagnet M1, in II der
Elektromagnet M2 erregt
sein. In der That gelangt vom (+) Pol der Batterie B1 ein Strom über die Contacte d1 und b1 in das Galvanoskop
G1, weiter in die
Leitung L2 und in II über den Contact e2 in den Elektromagnet M2, ferner
über den Contact a2 und
den Draht t2v2 zur Erde E2 und schliesslich in
I von E1 zum (–) Pol der Batterie zurück. Hierdurch wird in
I die Nadel des Galvanoskopes G1 abgelenkt und in II die Kreuzscheibe K2 vom Anker des Elektrornagnetes M2 in der „Weiss“ zeigenden Lage festgehalten.
Uebereinstimmend findet von B2 ein Strom seinen Weg vom (+) Pol über d2, b2, G2 durch die Leitung
L1 nach e1, M1, a1, t1, v1, E1, E2 und zum Zinkpol
zurück; es zeigt also auch G2 eine Nadelablenkung und die Kreuzscheibe K1
„Weiss“.
Findet ein Zug diesen Zustand des Signals vor, so darf er in die eingeleisige Strecke
einfahren, nachdem dieselbe vorher durch die Umwandlung des Signalzeichens an beiden
Signalstellen von „erlaubter Einfahrt“ in „Verbot der Einfahrt“ für weitere Züge gesperrt
worden ist. Es hat zu diesem Ende der Zugführer seinen Signalschlüssel in das
Schlüsselloch der Vorderwand des Signalkästchens einzustecken, daselbst umzudrehen
und sodann wieder abzuziehen. Bei diesem Vorgange wird – etwa angenommen, der Zug
sei in der Richtung von I gegen II gekommen und die Handhabung des Schlüssels hätte somit im Apparate I stattgefunden – mittels des Excenters X1 der von einer
Spiralfeder regulär nach aufwärts gezogene, durch eine isolirte Gelenkstange s1 mit dem Contacthebel
h1 verbundene Arm
p1 so tief
niedergedrückt, dass sein Ende an der Nase des zum Elektromagneten m1 gehörigen
Ankerhebels i1
vorbeischlüpft. Obwohl nun X1 durch das völlige Herumdrehen des Schlüssels und beim Abziehen des
letzteren wieder seine ursprüngliche Lage erlangt, kann doch der Arm p1 dem Zuge seiner
Spiralfeder nicht mehr folgen, da ihn das Häkchen i1 festhält; es wurde also der Stromkreis in der
Leitung L1 beim Contacte a1, jener der Leitung L2 beim Contacte b1 dauernd unterbrochen
und dagegen ein neuer Contact c1 hergestellt. Demzufolge hörten in beiden
Signalapparaten die Elektromagnete M1 bezieh. M2 auf, wirksam zu sein; ihr abgerissener Anker hat
die Kreuzscheibe auf „Roth“ gebracht, d.h. beide Signale zeigen nunmehr „Verbot der Einfahrt“.
Der Zug passirt nun die gedeckte Strecke, muss jedoch nach erfolgtem Eintreffen am
anderen Ende hinter sich die Sperrung wieder beheben, bevor er seine Fahrt auf dem
Doppelgeleise fortsetzt. Jenes geschieht durch den Zugführer, indem er seinen
Signalschlüssel diesmal in dem an der rechtseitigen
Wand des Signalgehäuses II vorhandenen Schlüsselloche
einmal herumdreht. Dabei wird ersichtlichermaassen durch das Excenter Y2 der Arm q2 niedergedrückt und
sonach der Contact bei d2 gleichwie der bei e2 vorübergehend unterbrochen, hingegen ein neuer
Contact bei f2 ebenso
vorübergehend geschlossen. In Folge dessen gelangt die Batterie B2 über f2, L2, G1, C1, m1, t1, v1, E1, E2 in Schluss; der
entstehende Strom erregt den Elektromagnet m1, dessen Anker also
angezogen wird, wodurch der Hebel p1 seinen bisherigen Halt bei i1 verliert und vermöge der Einwirkung
seiner Spiralfeder in die normale Lage zurückgelangt, so dass der Contact bei c1 aufhört, die früher
bestandenen Contacte bei a1 und b1 aber
wieder geschlossen werden. Das ursprüngliche Verhältniss ist somit in Allem
wiederhergestellt; die Batterie der beiden Signalposten geben nun wie ursprünglich
ihre, die Elektromagnete M1, bezieh. M2 erregenden Ruheströme ab und beide Kreuzscheiben
sind „weiss“ geworden, d.h. zeigen „erlaubte Einfahrt“ an, so dass der
nächstankommende Zug die eingeleisige Strecke unter den geschilderten Vorkehrungen
sofort wieder benutzen kann.
Es ist nun weiters an der Signalvorrichtung auch noch der Möglichkeit Rechnung
getragen, dass etwa einzelne Züge die Strecke nicht ganz durchfahren, sondern
von derselben wieder zurückkehren sollen. In diesem Falle geschieht die Deckung
des einfahrenden Zuges wie früher die Rückstellung der Sperrsignale von „Verbot der Einfahrt“ in „erlaubte Einfahrt“, kann jedoch nicht in der soeben
beschriebenen Weise geschehen; es ist hierfür vielmehr am Signalkästchen das dritte,
an der linken Seitenwand angebrachte Schlüsselloch vorhanden, in das der Zugführer
nach erfolgter Rückkehr aus der eingeleisigen Strecke seinen Schlüssel einzustecken
hat. Beim Umdrehen des Schlüssels hebt das mitgedrehte Excenter Z1 einen besonderen
Contacthebel n1, so dass vorübergehend der Contact g1 geschlossen wird und
ein kurzer Strom entsteht, der vom (+) Pol der Batterie B1 seinen Weg über f1, d1, a1, m1, t1 zum (–) Pol zurückfindet; m1 zieht also seinen Anker an, der
hierdurch von i1
freiwerdende Hebel p1
kehrt in seine Ruhelage zurück und die beiden Kreuzscheiben sind wieder weiss geworden, d.h. auf „erlaubte Einfahrt“ zurückgelangt.
Es bedarf wohl kaum eines besonderen Hinweises, sondern geht ohne weiteres aus Fig. 64 hervor, dass die Signalgebung für die in der
Richtung von II gegen I
verkehrenden Züge ganz genau so bewerkstelligt und durchgeführt wird, wie für die
als Beispiel gewählten von I gegen II fahrenden Züge. Mit Bedacht ist das Signal „erlaubte Einfahrt“ dem Ruhestrom und das für
„Verbot der Einfahrt“ der Stromlosigkeit
vorbehalten, damit im Falle einer Batteriestörung oder Leitungsunterbrechung das
Versagen stets nur das schützende, bezieh. ungefährliche Signalzeichen hervorrufen
könne.
Ein Sperrsignal der hier geschilderten Einrichtung ist für die Sicherung des
Wagenverkehres auf dem in der Podmaniczky-Gasse
eingelegten, eingeleisigen Streckenstücke der elektrischen Stadtbahn zu Budapest in
Aussicht genommen und vorbereitet.
(Fortsetzung folgt.)