Titel: | Schneidstähle. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 11 |
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Schneidstähle.
Mit Abbildungen.
Schneidstähle.
S. W. Reese's Schneidwerkzeug (Fig.
1).
Im American Machinist 1890, Bd. 18 Nr. 52 * S. 11, ist
ein von S. W. Reese und Co., New York City,
hergestellter Schneidstahl S beschrieben, welcher sich
ohne jegliche Stellschraube im Halter H durch den
blossen Schnittdruck festhält, und dem man jede gewünschte Lage geben kann.
Textabbildung Bd. 284, S. 11
Fig. 1.Reese's Schneidwerkzeug.
Joh. Martignoni's Scheibendrehstahl (Fig. 2).
In verschiedene Zeitschriften, wie Engineer 1890, Bd. 70
* S. 238, Iron 1890, Bd. 36 * S. 402, findet sich Martignoni's Scheibendrehstahl beschrieben.
Derselbe besteht aus einer stählernen Tellerscheibe mit scharf auslaufendem Rand
(Fig. 2), in welchem ein sägezahnartiger
Einschnitt eingeschliffen wird, der die Schneidkante ergibt.
Textabbildung Bd. 284, S. 11Fig. 2.Martignoni's Scheibendrehstahl. Während in den älteren Ausführungen diese Scheibe auf einem Vierkant eines
Bolzen gesteckt (Fig. 2) und dieser in einem
Stahlhalter mit Klemme festgelegt wurde, ist nach dem D. R. P. Nr. 45873 vom 5. Juni
1888 die Befestigung und Einstellung der Schneidscheibe durch eine
Schnekkentriebschraube und dreier Befestigungsschrauben durchgeführt.
P. A. Frasse's Drehstahl- und Stahlhalter (Fig. 3 u. 4).
Textabbildung Bd. 284, S. 11Frasse's Drehstahl- und Stahlhalter. Ein Stahlstab von rautenförmigem bezieh. schrägeckigem Querschnitt wird in
der Richtung der langen Diagonale nach einem Kreis gebogen (vgl. Dubois und Bengler 1879
233 * 29). Dieser wird alsdann in einem Stahlhalter
eingelegt, der an seiner seitlichen Kopffläche eine entsprechende kreisförmige Nuth
besitzt. Mit einem passenden Deckelstück wird mittels zweier Schrauben der
Bogenstahl eingeklemmt. (The Engineer 1891, Bd. 72 * S.
211.)
Berger's Gewindeschneidstahl mit Halter (Fig. 5).
Textabbildung Bd. 284, S. 11Fig. 5.Berger's Gewindeschneidstahl.Berger Brothers in Brooklyn, New York, verfertigen nach
American Machinist, 1891 Bd. 14 Nr. 45 * S. 6 einen
kreisbogenförmigen Schneidstahl für constanten Formquerschnitt nach amerikanischem
Normalgewinde oder Scharfgewinde. Der Stahl wird in eine im Halter und Deckel
vorgesehene Aussparung eingeklemmt.
J. E. Reinecker's Stahlhalter für Gewindeschneidzähne (Fig. 6).
Bei keiner Drehbanksarbeit dürfte ein Stahlhalter so zur Geltung kommen, wie beim
Schneiden scharfer Gewinde.
Textabbildung Bd. 284, S. 11Fig. 6.Reinecker's Stahlhalter. Ganz abgesehen von der Materialersparniss, kann für die Verwendung eines
Stahlhalters die Stetigkeit des Gewindequerschnittes, die richtige Lage desselben
zur Drehungsachse und die Leichtigkeit, mit welcher der Gewindeschneidzahn in die
richtige Lage einzustellen ist, als Vorzug angeführt werden.
Ausserdem ist die Stetigkeit des Formquerschnittes leicht durch einen einfachen
Schleifvorgang gesichert, indem nur die obere Stirnfläche parallel zur
Halteroberfläche eingeschliffen zu werden braucht, während die Seitenleiste am
Gewindeschneidzahn die Lage zum Halter feststellt.
Wird ausserdem beachtet, dass der Halter stets winkelrecht zur Spitzenlinie und die
Schneidkante in die wagerechte Achsenebene eingelegt wird, so ist ein genaues
Schnittprofil gewährleistet.
Zu jedem Halter passen alle Schneidzähne von 24 bis zu 4½ Gang auf 1 Zoll engl.,
sowie gewünschten falls alle Backen von 1 bis 4,4 mm Steigung nach deutschem
Normalgewinde.
Verwendung mehrfacher Schneidstähle.
Sofern Bauart; Antrieb und Werkstück stark genug sind, kann man beim Vorarbeiten ganz
wohl mehrfache Angriffstellen in Anwendung bringen.
Wenn auch verschiedene Schnittgeschwindigkeiten hierbei in Frage kommen, so kann dies
doch unter Umständen gegen die Zeitersparniss zurückstehen.
Immerhin verdient die Verwendung mehrfacher Schneidwerkzeuge Beachtung, sobald die
Verhältnisse deren Anwendung rechtfertigen.
Textabbildung Bd. 284, S. 12Mehrfache Schneidstahle. Selbstverständlich wird die gezwungene Benützung veralteter und im ganzen
zu schwacher Arbeitsmaschinen oder die Gleichgültigkeit unwilliger Arbeiter ein
solches Vorgehen erschweren.
Zwei Beispiele, das Abdrehen einer abgesetzten Spindel (Fig. 7) bezieh. das Rund-
und Plandrehen der Riemenläufe einer Stufenscheibe (Fig. 8) mögen hier als
Anregung angeführt sein, wobei auf einem Supportobertheil mit zwei Spannschlitzen
besondere Stahlhalterplatten aufgesetzt, zwischen welchen die Schneidstähle
eingespannt sind. Dieser Obertheil entspricht der Bauart von Pratt und Whitney. (American Machinist
1890; Bd. 13 Nr. 48 * S. 6.)
Hartgusseiserne Schneidwerkzeuge.
In einigen amerikanischen Eisenbahnwerkstätten sind Dreh- und Hobelwerkzeuge für
Metallbearbeitung, namentlich zum Schroppen in vortheilhafter Verwendung, welche aus
Gusseisen bestehen und nach Holzmodellen in Sand geformt, deren Kopf aber in einer
gusseisernen Schalenform liegt, so dass der Abguss im Schaft weich, an dem
Schneidkopf glashart wird.
Diese Schneidwerkzeuge erhalten schon mit Rücksicht auf die Festigkeit einen
grösseren Querschnitt, daher eine grössere Masse, welche die an der Schnittstelle
sich entwickelnde Wärme besser ableitet und daher nicht nur die Abnahme stärkerer
Späne, sondern auch eine höhere Schnittgeschwindigkeit zulässt. Nachgeschärft werden
diese Schneidwerkzeuge nur mittels Schmirgelschleifräder, ihre Dauer währt so lange,
als die glasharte Schicht verbleibt. Alsdann werden dieselben eingeschmolzen.
Gute Erfahrungen hat man damit nur beim Schroppen gemacht, zum Schlichten eignen sich
dieselben nicht, aber die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten sollen beträchtlich
niedriger sein, als geschmiedete Stahlwerkzeuge.
Besondere Vorsichtsmassregeln sollen beim Giessen dieser Hartgusswerkzeuge ausser
einer entsprechenden Gattirung der Eisensorten nicht erforderlich sein.
Die chemische Zusammensetzung der verwendeten gusseisernen Schneidwerkzeuge ist nach
einer Mittheilung von Prof. Zeman in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1891, Bd.
35 Nr. 47 * S. 1327 folgende:
Kohlenstoff
3,40
Mangan
0,55
Phosphor
0,40
Silicium
0,78
Schwefel
0,05.