Titel: | Quantitative Bestimmung von Silber und Gold mittels salzsaurem Hydroxylamin. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 17 |
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Quantitative Bestimmung von Silber und Gold
mittels salzsaurem Hydroxylamin.
Von Prof. Alexander
Lainer.
Quantitative Bestimmung von Silber und Gold mittels salzsaurem
Hydroxylamin.
Wie Verf. in den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der
Wissenschaften in Wien
mittheilteBd. XCVII
Abthlg. b. J. 1888., eignet sich das salzsaure Hydroxylamin in
vortrefflicher Weise zur analytischen quantitativen Bestimmung des Silbers aus Silbernitrat-, Silbernatriumthiosulfat- und Kaliumsilbercyanid-Lösungen, sowie zur vollständigen
Reduction von Chlor-, Brom- und Jodsilber.
Die Methode der Abscheidung des Silbers mittels salzsaurem Hydroxylamin eignet sich
nicht nur zur quantitativen Bestimmung des Silbers, sondern auch zur Wiedergewinnung
des Silbers aus den silberhaltigen Abfällen in der Photographie. Im letzteren Falle
verwendet man nicht das reine salzsaure Hydroxylamin, sondern das von der badischen Anilin- und Sodafabrik gelieferte
hydroxylaminhaltige ReducirsalzAl. Lainer, Mittheilungen über das salzsaure Hydroxylamin, das Reducirsalz und die Reducirlösung. (Phot. Corresp.
1890.), welches in Verein mit Laugensteinlösungen ebenfalls sehr
kräftig reducirend wirkt.Wiedergewinnung
des Silbers aus den photographischen Rückständen mittels Reducirsalz. (Phot. Corresp. 1890.)Zur Reduction
der Silberrückstände, D. p. J.
276 565.
Die Bestimmung des Silbers aus dessen Lösungen wurde seit der ersten Publication
dieser Methode wiederholt und auch von den Frequentanten der k. k. Lehr- und
Versuchsanstalt für Photographie- und Reproductionsverfahren in Wien durchgeführt
und ergab durchschnittlich genauere Resultate als die quantitative Bestimmung des
Silbers als Chlorsilber; dies ist darauf zurückzuführen, dass die Behandlung des
gewaschenen Silberniederschlages nach dem Trocknen im Filter sich bedeutend
einfacher gestaltet als beim Chlorsilber; es wird nämlich das Filter sammt dem
Niederschlage verascht und geglüht; ausserdem geht auch die Filtration des
Silberniederschlages besser vor sich, während beim Chlorsilber häufig eine
opalisirende Trübung des Filtrates auftritt. Diesbezüglich ist zu bemerken, dass die
stark alkalische Lösung, aus der Silber bereits mittels Hydroxylamin ausgeschieden
wurde, nicht allzulange digerirt werden darf, da sonst das geballte Silber zum Theil
in Pulverform übergeht und trübe Filtrate resultiren.
Bei der Trennung des Silbers von anderen schweren Metallen ist eine vorhergehende
Abscheidung des Silbers als Chlorsilber und darauffolgende Reduction zu Silber zu
empfehlen. Verf. setzt zu dem im Becherglase befindlichen und durch Decantation
ausgewaschenen Niederschlag von Chlorsilber ein Stückchen
Aetzkali und einige Krystalle salzsaures Hydroxylamin. Das Becherglas ist
mit einem Uhrglase
zu bedecken, da ein ziemlich starkes Aufschäumen stattfindet; sodann wird bis zum
Aufkochen erhitzt. Die Fällung des Silbers aus Cyanlösungen geht am schwierigsten
vor sich; sie verlangt einen bedeutenden Aetzkaliüberschuss; am besten ist es, das
erste Filtrat nach erneutem Zusatz von etwas Hydroxylamin abzudampfen; die
zurückbleibende Masse mit Wasser aufzulösen und die letzten Spuren abgeschiedenen
Silbers abzufiltriren.
Um zu sehen, ob eine organische Säure wie z.B. die Citronensäure dem Processe
irgendwie hinderlich sei, wurde zuerst aus einem Silbernitrate das Silber mit
salzsaurem Hydroxylamin und Aetzkali bestimmt.
0,8444 g Silbernitrat ergaben 0,5368 g Silber oder 63,58 Proc.
Berechnet
63,53
Proc.
Silber
Gefunden
63,58
„
„
Nun wurden 0,9632 g Silbernitrat in citronensaures Silber
übergeführt und das Silber wie vorher bestimmt; es wurden 0,6118 g oder 63,52 Proc.
Silber gefunden.
Berechnet
63,53
Proc.
Silber
Gefunden
63,52
„
„
Wie diese Analyse zeigt, war ein störender Einfluss der
Citronensäure nicht zu bemerken.
Quantitative Bestimmung des Goldes aus verschiedenen
Goldsalzen mittels salzsaurem Hydroxylamin.
Die Versuche der Fällung des Goldes mit salzsaurem Hydroxylamin wurden mit einer
Goldchloridlösung durchgeführt, welche in 15 cc bei der Fällung mit Eisenvitriol
einen Goldgehalt von 0,1275 g ergab; ferner wurde die neue Methode der Fällung des
Goldes bei der quantitativen Analyse chemisch reiner Goldsalze wiederholt erprobt
und für sehr gut verwendbar befunden.
Ausser aus Goldchloridlösungen und den Lösungen gewöhnlicher Goldchloriddoppelsalze
wurde auch aus Natriumgoldthiosulfatlösungen das Gold mittels salzsaurem
Hydroxylamin und Aetzkali quantitativ gefällt, während Kaliumgoldcyanidlösungen der
Reduction widerstanden.
In Folgendem werden die Resultate der Analysen mitgetheilt:
a) 15 cc der sauer reagirenden Lösung des Goldchlorides wurden mit salzsaurem
Hydroxylamin versetzt und Kalilauge zugefügt. Es entstand ein pulveriger
Niederschlag. Die Reduction wird durch Erwärmen der Lösung beschleunigt. Während des
Umrührens mit dem Glasstabe klärte sich die Lösung allmählich und der Niederschlag
ballte sich zu braunen Massen zusammen; nachdem keine weitere Fällung zu erzielen
war, wurde der Niederschlag durch Decantation mit heissem Wasser ausgewaschen und
der Niederschlag schliesslich auf ein Filter gebracht; die an der Wandung der Schale
und am Glasstabe hängenden Partikelchen wurden mittels eines kleinen
Filterpapierstreifens gesammelt und ebenfalls auf das Filter gebracht.Verf. zieht
diese Art der Sammlung der letzten Reste von Niederschlägen, wo sie angeht,
der Benutzung der Federfahne weitaus vor und können derart die letzten
Spuren anhaftender Niederschläge rasch und sicher gewonnen
werden. Die Wägung des Niederschlages ergab nach dem Verbrennen des
Filters und Glühen der Masse im Tiegel:
0,1277 g.
Der Niederschlag bestand also nach dem Glühen desselben aus
reinem Golde.
Diese Methode der Fällung des Goldes lässt sich trefflich zur Wiedergewinnung des Goldes aus den gewöhnlichen Tonbädern
der Photographen verwerthen. Man versetzt das alte, nicht mehr weiter
verwendbare Goldbad mit etwas Laugensteinlösung und hierauf mit wenig
Reducirsalzlösung, bis kein Niederschlag mehr entsteht. Die überstehende klare
Lösung wird abgegossen und der Rückstand nach Ansammlung einer entsprechenden Menge
auf reine Goldsalze verarbeitet.
b) Die Goldbestimmung wurde in derselben Weise wie nach a) wiederholt, jedoch zu der
Lösung von 15 cc Goldchlorid etwas Salpetersäure zugefügt. Die Wägung des Goldes
ergab:
0,1274 g.
Bei Zusatz von 2 cc Salpetersäure und 1 cc Salzsäure zu 15 cc
der Lösung ergab die Goldbestimmung einen Verlust von 0,0021 g. Das erhaltene
Filtrat erschien im zerstreuten Lichte vollständig klar, während es, im directen
Sonnenlichte betrachtet, einen röthlichen Schimmer zeigte.
c) Das Gold ist aus den Lösungen des Goldchlorides und der Goldsalze auch ohne Zusatz
von Aetznatron oder Aetzkali mit salzsaurem Hydroxylamin allein unter Anwendung von
Wärme quantitativ fällbar, wie folgende Analysen zeigen.
Die Fällung von 50 cc einer Goldchloridlösung mit salzsaurem Hydroxylamin und
Aetzkali ergab:
0,1677 g Gold;
die Fällung von 50 cc derselben Lösung ohne Aetznatron, nur
mit salzsaurem Hydroxylamin allein, ergab:
0,1679 g Gold.
Das auf diese Weise ausgeschiedene Gold zeigt eine hellgelbe
Färbung und bildet bei Einhaltung gewisser Temperaturen und Concentrationen auch glänzende Goldflimmerchen.
Die Thatsache, dass das Gold aus den Lösungen der Goldsalze durch reines salzsaures Hydroxylamin ohne Zusatz von Aetzkali
gefällt wird, gibt dieser Methode der quantitativen Goldabscheidung eine erhöhte
Verwendbarkeit. Sowohl die Fällung des Goldes, als auch die nachfolgende Bestimmung
der Alkalichloride ist mit grosser Genauigkeit bei geringem Zeitaufwande
durchführbar.
Aus einer Reihe von Analysen, welche zum Zwecke des Studiums photographischer
Goldsalze angestellt wurden, theile ich hier das Resultat einer Analyse des
wasserfreien GoldchloridkaliumsSitzungsberichte der kaiserl. Akademie, Bd.
XCIX Abth. II c. 16. Mai 1890. Al. Lainer,
„Ein neues wasserfreies Goldchloridkalium.“ mit.
0,4012 g krystallisirtes Goldchloridkalium (AuCl3KCl)
(wasserfrei) wurden in einer Porzellanschale in wenig Wasser gelöst und ein Krystall
salzsaures Hydroxylamin zugesetzt. Die Lösung entfärbte sich innerhalb einiger
Secunden und allmählich schieden sich Goldflimmerchen aus; die Reduction wurde durch
Erwärmen beschleunigt. Das abgeschiedene Gold wurde durch Decantation mit heissem
Wasser, sowie durch Auskochen mit Wasser von den Chloriden befreit und schliesslich
nach dem Trocknen am Filter mit diesem im Porzellantiegel verascht, geglüht und
gewogen. Das Gewicht des Goldes betrug 0,2086 g oder 51,99 Proc. Das Filtrat wurde
in einer abgewogenen Porzellanschale verdampft, der Rückstand schwach geglüht und
gewogen; das Kaliumchlorid betrug 0,0801 g oder 19,96 Proc. Nach der Berechnung enthält das chemisch
reine Salz der Formel AuCl3KCl 52,05 Proc. Gold und
19,73 Proc. Kaliumchlorid.
d) Die neutrale Goldsalzlösung, mit salzsaurem Hydroxylamin versetzt, scheidet nach
einiger Zeit selbst bei gewöhnlicher Temperatur und auch im Dunkeln Gold ab; jedoch wird die Fällung des Goldes im Sonnenlichte sehr
beschleunigt,
e) Eine Goldchloridlösung wurde mit Cyankalium versetzt, bis die Lösung farblos war.
Mit salzsaurem Hydroxylamin und Aetznatron war selbst in der Kochhitze keine Fällung
zu erzielen.
f) 2 g unterschwefligsaures Natrium wurden in wenig Wasser gelöst und 15 cc
Goldchloridlösung mit einem Goldgehalte von 0,1275 g zugesetzt. Die Lösung von
Auronatriumthiosulfat ist weder durch Eisenvitriol, noch durch Oxalsäure zersetzbar.
Mit salzsaurem Hydroxylamin und Aetznatron geht die Abscheidung des Goldes aus
obiger Lösung quantitativ genau vor sich. Es wurden gefunden:
0,1276 g Gold.
Auch diese Fällungsmethode ist für die photographische Praxis
zur Abscheidung des Goldes und Silbers aus den gebrauchten Ton- und Fixirbädern
verwendbar, wenn statt des reinen salzsauren Hydroxylamins das Reducirsalz im
Vereine mit Laugenstein verwendet wird.
Chemisches Laboratorium der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für
Photographie- und Reproductions verfahren in
Wien.
Wien, November 1891.