Titel: | Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern, Garnen u. dgl. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 25 |
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Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w.
von Gespinnstfasern, Garnen u. dgl.
Von H. Glafey, Ingenieur,
Berlin.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 279 S.
246.)
Mit Abbildungen.
Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern,
Garnen u. dgl.
An die im letzten Bericht einer Betrachtung unterzogenen Apparate und Maschinen, bei
welchen der Arbeitsprocess durch ein Durchführen des Materials durch die Flotte o.
dgl. zu Stande kommt, reihen sich nun viertens diejenigen Einrichtungen an, bei
welchen ein Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. zu Stande kommt durch ein:
D. Durchtreiben der Flotte durch das Material.
Dieses Durchtreiben der Flotte kann nun wieder in verschiedener Weise erfolgen; sie
fliesst entweder in Folge ihrer eigenen Schwere durch das Material oder wird mit
Hilfe einer Saug- bezieh. Druckwirkung durch dasselbe befördert oder endlich unter
Anwendung der Fliehkraft hindurchgeschleudert. Für jede der genannten drei
Möglichkeiten hat man eine grosse Reihe von Apparaten und Maschinen in Vorschlag
gebracht, welche sich nach den gegebenen Gesichtspunkten zum Theil streng
unterscheiden lassen, zum Theil aber auch derart construirt sind, dass sie ein
Durchführen der Flotte durch das Material in der einen oder anderen Weise gestatten.
Eine Anzahl von Beispielen neuerer Erfindungen möge das Wesen derselben näher
erläutern.
Textabbildung Bd. 284, S. 25Fig. 1.Rhodes Apparat zum Farben von loser Wolle.Fig. 1 veranschaulicht einen Apparat zum Färben von
loser Wolle, derselbe rührt von Rhodes in Wakefield her
und befindet sich bei der Firma Geo Lee und Sohn im
gleichen Ort in Betrieb. Das zu behandelnde Material wird in dem mit einem
durchlochten Boden D ausgestatteten Behälter B untergebracht, der mit Hilfe von Rädern C auf Schienen über einen zweiten Bottich A hinweg geführt werden kann, in welchem die Flotte
angerichtet und durch ein Dampfleitungsrohr auf die geeignete Temperatur gebracht
wird. Eine rotirende Pumpe saugt nun die Flotte aus dem Behälter A ab und überführt sie nach dem Behälter BC, aus welchem sie, das Material in Folge der
Schwerkraft durchdringend, wieder nach dem Bottich A
zurückgelangt, um den Kreislauf von neuem zu beginnen.
Sollen mit dem Apparat auch Bobinen gefärbt werden, so wird der durchlochte Boden D durch einen solchen ersetzt, welcher mit einer Anzahl
kreisförmiger Ausschnitte versehen ist, in die die mit durchlochtem Boden
versehenen, die Bobinen enthaltenden Töpfe (Fig. 4) eingesetzt
werden.
Textabbildung Bd. 284, S. 25Apparat zum Farben loser Wolle von Bradshaw und Lee. Um ferner eine gleichmässige Vertheilung der von der Pumpe in den Bottich
B geförderten Flüssigkeit besonders bei der
Behandlung von Gespinnstfasern herbeizuführen, ausserdem aber auch ein Auflösen des
eingeschichteten Materials durch den Flüssigkeitsstrahl zu verhindern, hat der
Erfinder über dem Materialträger noch einen durchlochten Siebboden angeordnet,
welcher eine Theilung der Flotte zur Folge hat. Das Aufsetzen des Behälters B auf Räder C ermöglicht
die Aneinanderreihung einer grösseren Anzahl Farbbottiche A o. dgl. und ein leichtes Weiterführen des genannten Behälters von einem
zum anderen.
Ein dem vorstehend gekennzeichneten Apparat ganz ähnlicher Apparat ist der in den
Fig. 2, 3 und 4 wiedergegebene von Bradshaw und Lee in Wakefield, Yorkshire, welcher auch
Gegenstand des amerikanischen Patents Nr. 386 835 ist. Der das Material, hier die im
Cylinder eingesetzten Bobinen, enthaltende Behälter ist fest mit dem eigentlichen
Flottenbehälter verbunden und trägt nebst dem zur Vertheilung der Flotte bestimmten Siebboden
auch noch eine besondere Dampfleitung, die ermöglicht, die Flüssigkeit stets auf der
richtigen Temperatur zu erhalten. Die in einem Cylinder untergebrachten Bobinen,
zwei, drei oder mehr, sind durch Drahtnetze getrennt; nach dem Färbern werden sie
gespült, in Trockencylindern getrocknet, der Zug geöffnet, gekämmt und wieder
aufgewickelt.
Bei dem Färben aufgespulter Garne ist es von grösster Wichtigkeit, eine gleichmässige
Durchdringung des Garnes auf der Spule von der Flotte derart zu erzielen, dass alle
einzelnen Fasern des Garnes womöglich zu gleicher Zeit und bei der gleichen
Temperatur in Berührung mit dem Färbemittel kommen. Zur Erzielung dieser Resultate
wird bei dem von F. D. Aoust et frères in Brüssel
construirten und durch D. R. P. Kl. 25 Nr. 50699 vom 25. Juni 1889 geschützten
Apparat zum Färben von Wollgarn auf Spulen im Farbbottich eine starke Strömung in
der Flotte erzeugt und die letztere unter entsprechendem Druck von der Mitte und von
den Seiten in die Spulen getrieben. Der geeignete Druck auf die Spulen wird
hervorgebracht durch Anbringung von Scheidewänden an den Seiten der Bottiche und
perforirten Kupferröhren, welche provisorisch in die Mitte der Spulen eingeführt
werden, nachdem man zuvor das Langgarn aus dem Inneren der letzteren entfernt
hat.
Um eine fortgesetzte lebhafte Circulation der Färbeflüssigkeit in den Küpen und
Bottichen zu erzielen, werden Flüssigkeitshebeapparate angewendet. Die bereits
bekannten Einrichtungen dieser Art gerathen theils durch die von dem Garn
abfallenden Fasern, theils durch die in den Färbemitteln enthaltenen Säuren und
Salze in Unordnung, und es ist deshalb im vorliegenden Falle eine Schraubenpumpe
angewendet, die mit senkrechter Achse so angeordnet ist, dass alle jene Theile,
welche der Reibung und der Ausbesserung unterworfen sind, leicht zugänglich sind,
und kein Verstopfen von Ventilen durch Unreinigkeiten oder Einrosten durch den
Einfluss der Säure stattfinden kann.
Die Schwierigkeit bei diesen Pumpen liegt in der Vermeidung der Bildung eines
Luftsackes im oberen Theil derselben, sowie der Stauungen des Wassers, veranlasst
durch die grosse Schnelligkeit der Schraube. Dieser Uebelstand wird vermieden, indem
man die Schraube mit einem Mantel umgibt, der mit Oeffnungen zum Eintritt der
Flüssigkeit versehen ist, welche sich unterhalb der Schraube befinden. Die gesammte
Anordnung ist hierbei so getroffen, dass der Wiederaustritt des Wassers o. dgl.
verhindert ist und dieses keine andere Richtung einnehmen kann als die zur Schraube.
Um die Wirkung der Centrifugalkraft aufzuheben, die darin besteht, dass die Flotte
gegen den Umfang der Schraube geschleudert wird, sind die Flügel der Schraube nach
einwärts gebogen. Am oberen Theil, d.h. am Ende der Schraube, sind, um der Wirkung
der sich dort ansammelnden Luft zu begegnen, in dem konischen Rohr ebenfalls kleine
Scheidewände wie die Schraubenflügel, jedoch mit bedeutend grösserer Steigung
angeordnet, welche der Flüssigkeit eine senkrechte Richtung geben.
Auf die Holzküpen, wie sie gewöhnlich in den Färbereien angewendet werden, sind
Holzunterlagen gelegt, in die die in der Regel aus Kupfer gefertigten Farbtröge
eingehängt, und auf die die Röhren, welche die Farbflüssigkeit zuführen, gelegt
werden. Dieses ganze System von Gefässen und Röhren kann in der kürzesten Zeit von
einer Küpe zur anderen transportirt werden, um so andere Farben zu geben.
Die Küpen haben an der Seite einen Flansch, an welchen die Pumpe angeschlossen werden
kann, die leicht transportabel ist, indem ihr Gewicht kaum 100 k beträgt. Die durch
die Färberei gehende Transmission ist so angeordnet, dass jede Küpe eine besondere
Riemenscheibe zum Pumpenbetrieb hat.
Die Fig. 5 und 6 lassen
die constructive Durchbildung des gekennzeichneten Apparates erkennen.
Textabbildung Bd. 284, S. 26Fig. 5.Vorrichtung zum Farben aufgespulter Garne von Aoust. Die Speisepumpe A ist in der unmittelbaren
Nähe der Küpe aufgestellt. Der Antrieb erfolgt durch die an der Pumpe angeordneten
Riemenscheiben und die konischen Räder B. Die Schraube
sitzt in dem Gehäuse G, in dessen Seitenstutzen sich
die Klappe D befindet, durch welche die
Färbeflüssigkeit aus der Küpe E zugeleitet wird. Die
Flüssigkeit tritt durch die Oeffnungen aa in den
Pumpenkörper ein und ist durch Anordnung von Lamellen oder Zungen in bekannter Weise
gehindert, wieder durch dieselben auszutreten, und steigt durch die Drehung der
Schraube nach aufwärts, ohne einen Windsack zu bilden. Das letztere wird dadurch
erreicht, dass unmittelbar oberhalb der Schraube die Schaufeln oder Blätter H angebracht sind, welche ebenfalls einen Tbeil einer
Schraube mit sehr starker Steigung bilden; durch diese Schaufeln wird die
Flüssigkeitssäule gezwungen, sich nach oben zu verengen und die schraubenförmige
Bewegung zu verlängern.
Vom Pumpengehäuse aus steigt die Flüssigkeit in die Vertheilungsröhre, um von hier
aus an die einzelnen Kupfergefässe abgegeben zu werden.
Das Gefäss I, das sich über der Küpe E befindet (Fig. 5), ist
mit Scheidewänden j1j1 versehen, die sich
über die ganze Fläche des Gehäuses erstrecken und oben mit Löchern jj versehen sind, welche dazu dienen, die
Farbflüssigkeit in den zwischen den Wänden j1 und j1
freigelassenen Raum
einfliessen zu lassen, von wo sie in die konischen Rohre K, welche in die Spule eingeschoben worden sind, gelangt. Die Rohre K sind mit ihren dünnen Enden in der Mitte der Spule
zusammengestossen und mit Löchern ll versehen, durch
welche die Farbflüssigkeit in das Garn auf der Spule eindringen kann und dann durch
den durchlöcherten Boden des Gefässes in die grosse darunter befindliche Küpe E abfliesst.
Textabbildung Bd. 284, S. 27Fig. 6.Vorrichtung zum Farben aufgespulter Garne von Aoust. Die Hannel frères in Val de Bois bei
Bazancourt, Marne, Frankreich, verwendet zum Ueberführen der Flotte aus dem
Flottenbehälter in den Materialträger bei ihrer Wollfärbemaschine nicht eine
rotirende Pumpe (Centrifugalpumpe), wie Lee, oder eine
Schraubenpumpe, wie Aoust, sondern einen Hebeapparat,
welcher aus einem mit Saug- und Druckrohr versehenen geschlossenen Gehäuse besteht,
in welchem sich ein oben offener und in der Nähe des Bodens auf dem Umfang gelochter
Cylinder dreht und die Flotte durch Centrifugalkraft in das Druckrohr drängt.
In Fig. 7 und 8 ist eine mit derartigem
Flottenheber ausgestattete Färbemaschine dargestellt, die zur Behandlung von Wolle
in Form von Bobinen bestimmt ist und bei schwierig durchzuführenden Färbungen
Verwendung finden soll. Das Gestell, welches die Bobinen trägt, besteht aus einem
oder mehreren wagerecht liegenden Behältern A, welche
die Form von Röhren von rundem, ovalem o. dgl. Querschnitt haben. Diese Rohre sind
an einem Ende dicht verschlossen und am anderen Ende, durch welches sie gefüllt
werden, mit einem Schraubendeckel versehen. Mittels eines cylindrischen
Ansatzstückes D stehen sie mit einem Behälter C in Verbindung, der auf einem Bottich E für die Flotte ruht und mit einem Metallrahmen FG ausgestattet ist, welcher gestattet, das ganze
Gestell von dem Behälter E abzuheben und es nach einem
anderen hin zu transportiren, was zweckmässig mit Hilfe eines Laufkrahnes erfolgt.
Kleine Schraubenpressen H, welche gegen die gelochten
Platten J wirken, gestatten, die Bobinen in geeigneter
Weise gegen den Boden der Behälter A zu stützen.
Bewegliche auf den Spindeln der Presse H sitzende
Klappen K dienen dazu, gegebenenfalls jede Verbindung
zwischen den Behältern A und dem Reservoir C aufzuheben.
Der eigenthümliche Hebeapparat, welcher die Flotte in Umlauf versetzt, besteht aus
einem cylindrischen Gehäuse N, welches durch ein Rohr
O mit dem Boden des Bottichs E in Verbindung steht. Ein anderes Rohr verbindet den
Boden des Gehäuses N mit dem Steigrohr Q, welches die Flüssigkeit in das Reservoir befördert.
Der Deckel R und der Boden S des Gehäuses N dienen der stehenden Welle
T als Führung und Lager. Auf dieser Welle ist
mittels des aufgekeilten vollen Bodens und des Kreuzes V ein Metallrohr X verbunden, welches oben
offen und im Umfange der unteren Partie mit Löchern versehen ist. Das Ganze der
beweglichen Partie, welche aus der Welle und dem Rohr X
besteht, wird durch Vermittelung der Kegelräder Y Z von
der Transmissionswelle 2, 1 in Umdrehung versetzt.
Durch die Umdrehung des Rohres X wird die in diesem
enthaltene Flüssigkeit in Folge der Centrifugalkraft gegen die Wände des Rohres
gedrückt, tritt dort durch die Oeffnungen aus und wird durch Rohr Q nach oben getrieben, woselbst sie in den Behälter C fliesst. Die Wirkung dieses Flottenhebers ist,
solange das Gehäuse N gefüllt bleibt, eine
continuirliche. An die Röhren L und M kann auch als Reserveappavat eine zweite
Hebevorrichtung angeschlossen werden, für Fälle, wo der eben beschriebene Apparat
aus irgend einer Ursache den Dienst versagen sollte.
Textabbildung Bd. 284, S. 27Wollfarbemaschine der Société Hannel frères. Die Färbemaschine arbeitet folgendermassen:
Nachdem die Bobinen in geeigneter Weise in die gewöhnlich diesem Zwecke dienenden
Leinwandsäcke verpackt worden sind, werden sie in die Behälter A gebracht und diese alsdann mit den Schraubendeckeln
B verschlossen. Mit Hilfe der Schraubenpressen H wird die zu färbende Wolle gegen die gelochte Wand
der Behälter angelegt, derart, dass sie alle Perforationen gut bedeckt. Alsdann wird
das Ganze in dem Behälter E niedergelassen, bis das Reservoir C auf dem oberen Rande desselben aufruht, und der
Hebeapparat in Bewegung gesetzt, welcher die Färbeflüssigkeit vom Boden des
Behälters E absaugt, um sie nach G zu befördern. Von C aus
fällt die Flüssigkeit durch die Rohre D in die Behälter
A, welche sie anfüllt, und indem sie alsdann durch
die Bobinen hindurchsickert, gelangt sie durch die im Boden der Behälter A befindlichen Oeffnungen in den Behälter E zurück, von wo sie von neuem nach G befördert wird u.s.w., bis zum Ende der
Operation.
Die Anzahl der Behälter A einer und derselben Maschine
kann nach Belieben wechseln, desgleichen richtet sich die Länge derselben nach der
Anzahl Bobinen, welche jede derselben aufnehmen soll. Die auf der Zeichnung
dargestellte Maschine enthält vier Behälter A und jeder
der letzteren vier Bobinen, so dass also jeweils 16 Bobinen zu gleicher Zeit gefärbt
werden können.
Sollte, wie dies am Ende der ganzen Partie vorkommen kann, die Anzahl der zu
färbenden Bobinen nicht ausreichen, um die ganze Maschine zu füllen, so wird die
Verbindung der leer bleibenden Behälter A mit dem
Reservoir unterbrochen, indem man die entsprechenden Klappen K niederfallen lässt. Auf diese Weise kann die Flüssigkeit nur die
gefüllten Behälter A passiren.
Textabbildung Bd. 284, S. 28Fig. 9.Wollfärbemaschine der Société Hannel frères. In Fig. 9 ist eine Abänderung der
beschriebenen Maschine dargestellt, welche sich hauptsächlich dazu eignet, Wolle auf
Bobinen mit leicht zu behandelnden Farben zu färben. In diesem Falle kann der
Behälter E ein oder mehrere Reservoirs G enthalten, an deren Boden ein oder mehrere Behälter
A1 welche zur
Aufnahme der Bobinen dienen, angeordnet sind. Diese Behälter A sind von U-förmigem Querschnitt und die
Bobinen werden in denselben neben einander auf die Hochkante aufgestellt, in welcher
Lage sie von beweglichen Deckeln I gehalten werden,
deren Druck mit Hilfe der Druckschrauben H nach
Belieben regulirt werden kann. Der untere halbkreisförmige Theil, welcher den Boden
der Behälter A bildet, ist auf seiner ganzen Länge
gelocht, so dass die Flüssigkeit, nachdem sie die Bobinen passirt hat, durch den
Boden der Behälter A hindurch nach E fliesst, um von dort durch das Druckrohr Q von neuem nach dem Reservoir G gehoben zu werden.
Eine dritte Ausführungsform der Maschine ergibt sich aus Fig. 10. Bei derselben ist es gleichgültig, in welcher Form die zu
färbende Wolle zur Behandlung kommt, dieselbe kann in Form von Bobinen, Flocken,
Kämmlingen u.s.w. gefärbt werden. Zu diesem Zweck ist das Reservoir G mit einem flachen, gelochten Boden versehen, auf
welchem der zu färbende Stoff in beliebig hoher Schicht ausgebreitet und dann mit
Hilfe des gelochten Deckels J und der Druckschrauben
niedergedrückt wird. Um in dieser Maschine die Wolle in Bobinen zu färben, stellt
man diese auf den Boden des Reservoirs C und füllt den
Zwischenraum zwischen denselben mit entsprechenden Formstücken 4 aus Metall, Holz o. dgl. aus.
Textabbildung Bd. 284, S. 28Fig. 10.Wollfärbemaschine der Société Hannel frères. Zum Färben von Garnen hat Elch. Nürnberger in
Leipzig ein Verfahren in Vorschlag gebracht, nach welchem das zu färbende Garn auf
durchlochte Röhren derartig aufgewickelt wird, dass die einzelnen Fäden nicht
parallel zu einander in dichten Schichten gelagert werden, sondern in diagonal
schräger Lage über einander gelegt werden, sich also in ihren Richtungen kreuzen, so
dass zwischen jeder Fadenschicht eine grosse Anzahl kleiner Zellen gebildet wird,
die der Färbflotte nicht allein Durchgang gewähren, sondern auch die Möglichkeit
bieten, dass jeder einzelne Fadentheil stets ringsum von Flotte umgeben, also ein
gleichmässiger Färbeprocess gesichert wird. Das solcherart aufgespulte Garn wird
mittels der hohlen, durchlochten Wickelrohre in den ebenfalls durchlochten Boden
einer Farbbütte eingesetzt und in letztere die Flotte eingeführt, welche durch den
Boden zwar abfliessen kann, aber nur erst dann, wenn sie das gespulte Garn bezieh.
die einzelnen Fäden vollständig umspült hat und nach dem Inneren der hohlen Rohre
gelangt ist, um durch letztere durch den Boden der Farbbütte hindurch zu treten. Die
Garnträger dienen mit ihren unteren Enden zum Verschliessen der Oeffnungen im
Büttenboden. Je nach der Stärke des Garnes oder je nachdem man die Flotte anfänglich
schwächer und später stärker auf die Faser einwirken lassen will, ist der
Büttenboden beweglich gestaltet, so dass man durch Verstellen desselben eine mehr
oder weniger hohe Farbflottenschicht über dem Garne herstellen kann.
Der zur Ausführung des Verfahrens dienende, durch das D. R. P. Kl. 8 Nr. 58 593 vom
8. Februar 1891 geschützte Apparat ist in Fig. 11,
11a und 11b dargestellt und es
bezeichnet in denselben A die Farbbütte, deren Boden
a mit einer grösseren Anzahl Oeffnungen i versehen ist, in welch letztere die aus durchlochten
Rohren oder Drahtstäben gebildeten Garnträger (Fig. 11a und 11b) eingesetzt werden.
Die ablaufende Flotte wird mittels schrägen Brettes g
nach dem Farbtrog B geleitet, um aus letzterem wieder mittels
Becherwerks C nach der Bütte gehoben zu werden. Der
bewegliche Büttenboden wird von oben her mittels Stellspindeln h gleichmässig gehoben, und zwar kann die Verstellung
des Mechanismus von Hand mittels Stellzeuges k
geschehen oder es findet ein allmähliches Niedersenken des Büttenbodens nach
Maassgabe des fortschreitenden Färbeprocesses auf mechanischem Wege statt, zu
welchem Zweck von einer Becherwerkwelle b aus mittels
Schneckenübersetzung M die Bewegung übertragen wird, so
zwar, dass bei tiefster Stellung des Büttenbodens eine mechanische
Ausrückvorrichtung in Thätigkeit tritt.
Textabbildung Bd. 284, S. 29Fig. 11.Apparat zum Farben von Garn von Nurnberger. Während bei den vorstehend betrachteten Einrichtungen das zu behandelnde
Material, in geeignete Behälter verpackt, durch Versetzen derselben in einer
gewissen Reihenfolge den Wirkungen der einzelnen Flottenströme ausgesetzt wird, wird
bei den nachstehend erläuterten beiden Ausführungsformen das Material in
ausgebreitetem Zustande, also in möglichst dünner Schicht der Wirkung der Flotte
ausgesetzt und es erfährt der Materialträger eine Versetzung nicht.
Textabbildung Bd. 284, S. 29Apparat zum Farben von Garn von Nürnberger. Die Fig. 12 und 13 zeigen eine der in Fig. 1
wiedergegebenen ähnliche Einrichtung zum Färben u. dgl. von Wolle in losem Zustand.
Dieselbe rührt von David Smith and Co. in Halifax her
und ist Gegenstand des englischen Patents Nr. 1607 aus dem Jahre 1890 (vgl. auch Deutsches Wollengewerbe, 1891 Nr. 41). Die
Gespinnstfaser wird hier nicht, wie bei dem Apparat von Lee, in einem mit durchlochtem ausgestatteten Kasten dem Flottenregen
ausgesetzt, sondern mit Hilfe eines endlosen Siebes in dünner Lage unter demselben
hinweg geführt und beim Uebergang von einem Flottenbehälter zum anderen
gewendet; während sie bei dem Loschen Apparat hierbei nicht aus ihrer Lage gebracht
wird. Der Apparat besteht zu diesem Zweck aus den in verschiedener Höhenlage hinter
einander angeordneten Flottenbehältern e, deren jeder
von einem endlosen Lattentuch oder Siebblech d, d1, d2 .. umspannt ist, welche oberhalb der Bottiche e zwischen einer Anzahl Quetschwalzen f hindurchlaufen. Zwischen je zwei der genannten
Bottiche und am Ende des letzteren sind ein Paar Transportwalzen h, h1, h2.. vorgesehen, welche
das Material von den ihm vorausgehenden Lattentüchern abnehmen, ausquetschen und
einer Flügelwelle i, i1, 2 .. zuführen, die es auf das ihr folgende
Transporttuch schleudert. Die von den Walzen h
ausgepresste Flotte wird von einer unter ihnen angeordneten Rinne i2 aufgefangen und nach
dem tiefer liegenden Bottich zurückgeleitet. Ueber jedem der letzteren ruht in
geeigneter Entfernung von dem Material ein mit durchlochtem Boden versehener
Behälter g (Fig. 12)
bezieh. m (Fig. 13),
welchem die Flotte mittels eines Heberohrs k aus dem
Bottich e entweder direct oder indirect durch
Vermittelung eines Zwischenbehälters m (Fig. 13) zugeführt wird, um in Form eines feinen
Regens auf das Material zu fallen, dieses zu durchdringen und in die Behälter e abzufliessen. Die letzte Ausführungsform bietet den
Vortheil, den Flottenstrom mittels des Hahnes l zu
reguliren, also auch anstatt des Heberohrs k eine Pumpe
zu verwenden.
Textabbildung Bd. 284, S. 29Fig. 12.Farben der losen Wolle von Smith und Co. Bei der Verwendung der ganzen Anlage kommt die Wolle in den Behälter a, aus welchem sie mittels eines Selbstauflegers bc auf das erste Lattentuch gebracht wird, geht mit
diesem über den ersten Flottenbehälter, wird durch Quetschwalzen und Schlagwelle dem
zweiten Behälter e zugeführt und so fort. Je nach der
erforderlichen Behandlung des Materials können sämmtliche Behälter e die gleiche Flotte oder auch verschiedene
Flüssigkeiten enthalten, es wird also der ganze Betrieb zu einem selbsständigen und
ununterbrochenen.
Für das Bleichen und Färben von Baumwolle in Bandform hat F.
Wilkinson in Manchester eine Maschine construirt, welche in Fig. 14 wiedergegeben ist und nach Angabe der
amerikanischen Patentbeschreibung Nr. 241464 die folgende Einrichtung besitzt.Vgl. auch D. p. J. 1883 249
303. Die in Kannen gesammelten Baumwollbänder werden über eine
Führungsschiene a neben einander in den zum Bleichen
der Baumwolle bestimmten Behälter A eingeführt und dort
wechselweise von den Leitrollen c und Druckwalzen b abwechselnd in die Bleichflüssigkeit eingetaucht und
wieder von derselben befreit. Aus dem Bleichbottich A
gelangt das Material über ein Führungstuch d nach dem
Waschapparat B. Die zum Auswaschen verwendete
Flotte fliesst durch die Leitung h in den Behälter f und fällt von hier durch die im Boden des letzteren
vorgesehenen Bohrungen g in feinem Regen auf das durch
die Quetschwalzen e geführte Vliess, um es zu
durchdringen und in den unter den Quetschwalzen angeordneten Flottenbehälter zu
gelangen. Das solcherart gewaschene Material wird schliesslich in der Kammer C getrocknet, indem es mittels der Führungsrollen i um die Heizrohre k
geleitet wird und dann über die Walzen lm zu dem
Wickelapparat no gleitet.
Textabbildung Bd. 284, S. 30Fig. 13.Färben der losen Wolle von Smith und Co.Textabbildung Bd. 284, S. 30Fig. 14.Färben und Bleichen von Baumwolle in Bandform von
Wilkinson. In gleicher Weise, wie der Bleichprocess zu Stande kommt, kommt auch der
Färbeprocess zu Stande. Es fällt entweder das Bleichen ganz aus oder es wird der
Färbeapparat an geeigneter Stelle eingeschaltet. Anstatt die Flottenbehälter aus dem
Ganzen zu construiren, können dieselben auch durch Scheidewände in Abtheilungen
getheilt sein, welche verschiedene Flüssigkeiten enthalten. Endlich kann auch
der Waschapparat B durch eine Bei he solcher ersetzt
werden, ganz wie es das Material verlangt, und auch zum Behandeln mit verschiedenen
Flotten verwendet werden.
Textabbildung Bd. 284, S. 30Apparat zum Farben von Wolle in Bobinenform von Bertrand. Eine von den bisher betrachteten Ausführungsformen von Apparaten und
Maschinen zum Waschen u.s.w. wesentlich verschiedene Wirkungsweise und Gestaltung
zeigt der in den Fig.
15 bis 18
dargestellte Apparat zum Färben u. dgl. von Wolle in Bobinenform von Jules Bertrand in Turcoing, Departement du Nord,
Frankreich. Die Flotte durchdringt das Material ebenfalls in Folge der Schwerkraft,
durchstreicht dasselbe jedoch nicht nur von einer Seite her, sondern abwechselnd von
beiden Seiten und kann in beiden Fällen beliebig lang mit dem Material in Berührung
gehalten werden, d.h. es ist der Process des Durchdringens kein continuirlicher,
sondern er findet mit Unterbrechungen statt. Will man jedoch, dass der Kreislauf der
Flotte eine Aenderung nicht erfährt, so lässt sich auch dieses Arbeitsverfahren in
Anwendung bringen.
Die besondere Ausführungsform des durch das englische Patent Nr. 8317 A. D. 1886
geschützten Apparates ergibt sich aus Folgendem: A ist
ein Metallcylinder, der in seinem Inneren mit einem säurewiderstandsfähigen Metall
ausgekleidet sein kann und halbcylindrische Einsatzstücke B (Fig. 16)
trägt, in die die Spulen eingesetzt werden; im Boden enthält der Cylinder einen
durchlochten Materialträger C und den oberen Abschluss
bildet ein luftdicht schliessender Deckel D. Beim
Füllen des Kessels werden zunächst die in den Theilen B
ihr Lager findenden Spulen E der untersten Reihe
eingelegt, sodann die dreieckigen Einsatzstücke b aus
Holz o. dgl. eingesetzt und schliesslich wird die mittlere Spule bezieh. Bobine
eingefügt. Das Ganze
wird sodann mit dem durchlochten Deckel F bedeckt und
es folgen die übrigen Reihen in der gleichen Weise. Die Flotte wird in dem in einem
höher gelgenen Stockwerk untergebrachten Bottich G
hergerichtet, wo sie mit Hilfe des aus der Leitung HJ
zugeführten Dampfes auf eine bestimmte Temperatur gebracht werden kann. An den Boden
des genannten Bottichs ist eine Rohrleitung K
angeschlossen, welche sich in zwei Theile theilt, deren einer M nach dem oberen, deren anderer N nach dem unteren Theil des Materialträgers A führt. In gleicher Höhe mit dem Behälter G steht ein weiterer luftdicht abgeschlossener
cylindrisch er Behälter L, welcher durch eine
Rohrleitung P Q mit dem Bottich G und eine weitere Leitung PM1N1 mit dem Farbbottich A
verbunden ist. Jedes der Leitungsrohre M1N1MN ist mit einem Hahn
R1S1 bezieh. RS ausgestattet, durch deren jeweilige Stellung der
Lauf der Flotte bestimmt wird.
Textabbildung Bd. 284, S. 31Apparat zum Farben von Wolle in Bobinenform von Bertrand. Der Apparat arbeitet nun in folgender Weise: Nachdem der Cylinder A mit Bobinen gefüllt und geschlossen ist, werden die
Hähne RS1 geöffnet, die
Hähne R1S dagegen geschlossen und das Ventil J im Boden des Bottichs G
wird gehoben. Dies hat zur Folge, dass die Flotte von oben in den Behälter A eindringt, durch das Material hindurchgeht und in der
Rohrleitung N1P bezieh. dem Cylinder L
so lange steigt, bis die Gleichgewichtslage in LQG
erreicht ist. Nachdem die Flotte 20 Minuten etwa in dieser Lage verblieben ist,
lässt man von oben in den Cylinder L Dampf eintreten,
was zur Folge hat, dass die Flüssigkeit aus dem Behälter L und der Rohrleitung Q in den Bottich G getrieben wird. Ist dies geschehen, so sperrt man den
Dampfzutritt ab, lässt den Rest von Dampf durch Hahn V
entweichen, schliesst die Hähne RS1 und öffnet dafür R1S. Die Flotte tritt in
Folge dessen in den unteren Theil des Cylinders A ein,
steigt durch die Spulen nach oben und gelangt durch Rohrleitung M1
P in den Cylinder L,
woselbst sie wieder so lange steigt, bis Gleichgewicht in den Leitungstheilen LQG eintritt. Ein zweiter Dampfstrahl durch Hahn r treibt dann die Flotte wieder nach G zurück und es beginnt das Spiel durch Oeffnen der
Hähne RS1 und
Schliessen der Hähne R1S von neuem. Der den Dampfeintritt
regulirende Hahn r kann im geeigneten Augenblick durch
Hand verstellt werden, besser erscheint jedoch eine mechanische Stellvorrichtung,
wie die Fig. 17 sie
erkennen lässt. Der durch eine Feder s nach
einwärts gezogene Hahn r trägt zu diesem Zweck ein
Schneckenrad p, das durch eine Schnecke v auf der Triebwelle g
seine Bewegung empfängt.
Für den Fall, dass mit dem Apparate nicht nur gefärbt, sondern auch gebleicht,
gallirt u.s.w. werden soll, werden mehrere Kessel G
neben einander angeordnet und jeder derselben steht durch eine Rohrleitung O bezieh. M mit den
Leitungen Q und R in
Verbindung (Fig.
15).
Bei der Verwendung von Flotten, welche eine leichte Trennung der Farbstoffe o. dgl.
von dem Wasser ermöglichen, kann der in Fig. 15 wiedergegebene
Apparat eine Verwendung nicht finden, da die dem Flotteneintritt zunächst liegende
Bobinenschicht dann als Filter auftritt und die Farbtheilchen nicht zu den mittleren
Schichten gelangen lässt. In diesem Fall erhält der Apparat die in Fig. 18 wiedergegebene
Ausführungsform. Der durchlochte Deckel F2 ist hier mittels der Winkel f an dem Deckel D
befestigt.
(Fortsetzung folgt.)