Titel: | Die Erfindungsthätigkeit im Jahre 1891. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 39 |
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Die Erfindungsthätigkeit im Jahre
1891.
Die Erfindungsthätigkeit im Jahre 1891.
Das verflossene Jahr hat durch das am 1. October in Kraft getretene neue Patentgesetz
dem deutschen Patentschutz eine wesentlich veränderte Gestaltung gegeben; der
Erfindungsschutz ist durch das neue, am gleichen Tage zur Wirkung gelangte
Gebrauchsmusterschutzgesetz gleichzeitig in wesentlich andere Bahnen gelenkt. Die
Wahrscheinlichkeit des gesetzlichen Schutzes einer Erfindung ist hiermit wesentlich
erhöht worden.
Wenn nun auch die vorliegende Statistik die Einwirkung der neuen Gesetze noch nicht
augenscheinlich machen kann, so bedarf doch immerhin die Beurtheilung der folgenden
Zahlen einer Berücksichtigung der stattgehabten Umwälzung. –
Die Zahl der Patentanmeldungen ist wiederum erheblich gestiegen und zwar von 11882
des Jahres 1890 auf 12 775 im verflossenen Jahre, also um 7,52 Proc. Aus der
ebenfalls gesteigerten Zahl der bekannt gemachten Anmeldungen von 5989 gegen 5351
ist eine mildere Praxis in der Beurtheilung der Patentgesuche zu schliessen; der
Procentsatz der gegen 1890 mehr bekannt gemachten Anmeldungen belauft sich auf 11,92
Proc. Bestärkt wird diese Ansicht durch um 2,93 Proc. geringere Zahl der Versagungen
eines Patentes nach stattgehabter Auslegung der Anmeldung. Die Ziffern stellen sich
zu 205 im J. 1890 und 199 im J. 1891.
Insgesammt sind somit im J. 1891 5550 Patente gegen 4680 im J. 1890 ertheilt, d. i.
ein Mehr von 18,59 Proc.
Die Streitigkeiten gegen bestehende Patentrechte haben im J. 1891 zu 9 theilweisen
und 14 völligen Vernichtungen bestehender Patente geführt, d. i. ein Mehr von 53
Proc., denn im J. 1890 wurden nur 15 Patente vernichtet.
An abgelaufenen und wegen Nichtzahlung der Gebühren gelöschten Patenten zählt das
Jahr 1891 die Summe von 4435 gegen 3761 im Vorjahre; es ist das ein Mehr von 17,92
Proc. an Löschungen. Gegen 46032 seit 1877 gelöschten Patenten sind am
Jahresschlusse 1891 in Kraft geblieben 14735 Patentrechte.
Sehr interessant ist die Statistik über die Betheiligung der verschiedenen Länder an
der Patentnahme. Das Deutsche Reich wies 3631 (1890 : 3060) Patentinhaber auf,
Grossbritannien 497 gegen 459 im J. 1890, Oesterreich-Ungarn 313 gegen 226 im J. 1890, Vereinigte Staaten 509 gegen 470
Frankreich gar 237 gegen 179 im J. 1890. Man sieht hieraus, dass die allgemeine
Uebersicht der erloschenen Patente nach den Abstufungen der
Jahresgebühr für die Zeit vom 1. Juli 1877 bis 31. December 1891.
Betrag
derJahresgebührM.
Die neben-bemerkte Gebührist
fälliggeworden fürPatente
Wegen Nicht-zahlung
dernebenbemerktenGebuhr sinderloschenPatenteDie
mit dem Hauptpatente erloschenen Zusatzpatente sind in den
nachstehenden Ziffern nicht enthalten.
Von 100 der mitdem nebenbemerkten
Be-trage gebühren-pflichtig gewor-denen Patentesind
erloschenPatente
30
60502Einschliesslich 5299 Zusatzpatente.
4732
7,82
50
49314
12798
25,95
100
33034
12684
38,40
150
17920
5859
32,70
200
10822
2766
25,56
250
7216
1590
22,03
300
4977
984
19,77
350
3467
591
17,05
400
2452
375
15,29
450
1733
246
14,20
500
1238
164
13,25
550
859
109
12,69
600
584
86
14,73
650
364
45
12,36
700
201
36
17,91
Betheiligung ziemlich gleichmässig aus allen fremden
Ländern erwuchs.
Die deutschen Staaten hatten folgenden Antheil: Preussen 2182 gegen 1799
Patentinhaber im J. 1890, Bayern 279 gegen 223, Sachsen 509 gegen 418, Württemberg
116 gegen 123, Hamburg 141 gegen 112, Elsass-Lothringen 41 gegen 38.
Uebersicht der im Nichtigkeitsverfahren behandelten Anträge.
1877
1878
1879
1880
1881
1882
1883
1884
1885
1886
1887
1888
1889
1890
1891
Nichtigkeitsanträge
–
61
117
134
100
92
109
118
90
102
86
92
77
77
84
Vor der Entscheidung zur Erledigung gekommene
Anträge
–
32
46
57
18
10
30
30
26
24
29
35
32
27
25
Rechtskräftige Entscheidungen:
auf Vernichtung
–
3
17
21
23
25
29
11
25
19
27
25
12
14
17
auf Beschränkung
–
1
13
26
22
23
24
14
19
18
16
5
9
14
9
auf Abweisung
–
9
33
29
43
30
26
32
32
24
24
20
21
30
29
Beim Jahresschluss unerledigte An- träge
–
16
23
24
18
22
31
45
39
46
36
43
43
36
41
Entscheidungen des Patentamtes
–
17
70
83
95
87
70
74
70
71
67
57
45
57
54
Entscheidungen des Reichsgerichtes
–
2
4
23
23
13
16
11
23
13
17
13
13
22
18
Zu erwähnen ist noch, dass gegen beschlossene Zurückweisungen von Patentanmeldungen
insgesammt 2337 Beschwerden eingelegt worden sind. Welchen Erfolg diese Beschwerden
hatten, ist aus der unten gegebenen Uebersicht ersichtlich.
Ueber die in der Zeit vom 1. October bis 31. December 1891 eingegangenen
Gebrauchsmuster-Anmeldungen wird auch eine umfassende Statistik gegeben. Insgesammt
sind 2095 Anmeldungen während dieses Vierteljahres eingegangen, aber wegen formeller
Mängel nur 1800 Stück in die Rolle für Gebrauchsmuster eingetragen, so dass noch 295
Anmeldungen im Geschäftsgange blieben.
Den Löwenantheil an diesen Anmeldungen trägt die Klasse hauswirthschaftliche Geräthe
mit 237 Anmeldungen.
An den Anmeldungen sind betheiligt:
Königreich Preussen
mit
1036
Anmeldungen
davon Berlin mit 367
Königreich Sachsen
„
360
„
„ Bayern
„
222
„
Grossherzogthum Baden
„
90
„
Königreich Württemberg
„
80
„
Freie und Hansestadt Hamburg
„
49
„
Die übrigen deutschen Bundes- staaten
„
124
„
Das Ausland im Ganzen
„
134
„
Die Gesammtzahl der Journalnummern stieg von 75933 auf 90249, ein Beweis der
gesteigerten Thätigkeit des Patentamtes.
Von den preussischen Provinzen weist Brandenburg den Hauptantheil auf; an
Berliner allein wurden im J. 1891 583 Patente ertheilt gegen 523 im Jahre zuvor.
Sodann folgt die Rheinprovinz mit 472 Patentinhabern gegen 384 im Vorjahre. Es
folgen ferner Hessen-Nassau und Sachsen mit je 200 Nummern.
Das Patentamt hatte folgende Einnahmen: aus Patentanmeldegebühren 258180 M. (1890 :
237320), aus Beschwerdegebühren 45740 M. (1890 : 58360), aus Patentgebühren 2 025
770 M. (1890 : 1784300), an Patentzuschlagsgebühren 1090 M., an Gebühren für
Einleitung des Nichtigkeitsverfahrens 900 M., aus Gebrauchsmusteranmeldegebühren 31
360 M. Insgesammt beziffert sich die Einnahme auf 2363933 M. gegen 2080713 M. im J.
1890. Von dieser Summe wurden im Interesse des Amtes verausgabt 976872 M., davon
allein 174303 M. zur Herstellung der Patentschriften.
Die Statistik über das Ergebniss der Beschwerden gegen zurückgewiesene Anmeldungen
und Einsprüche bietet folgende Ziffern:
Im J. 1890 sind bei dem kaiserl. Patentamte
2965
Beschwerden
eingegangen. Hiervon gehen ab
46
„
welche wegen Nichtzahlung der im Gesetz (§ 25)
vorgeschriebenen Gebühr von 20 M. als nicht erhoben gelten.
Es gelangten mithin zur geschäftlichen
Be- handlung
2919
„
von welchen zur Zeit noch im Geschäfts- gange
sind
8
„
Von den verbleibenden 2911 Beschwerden wurden 2597 vor Bekanntmachung der Anmeldung
und 314 nach Bekanntmachung der Anmeldung erhoben.
Erledigung der vor Bekanntmachung
der Anmeldungen erhobenen Beschwerden.
Beschwerdengegen
Zurück-weisung der An-meldung aus
Hiervonwurdenvom
Patent-sucherzuruck-gezogen
Durch Beschluss
derBeschwerde-Ab-theilung wurden zurWeiterbehandlungan
die I. Instanz(Vorprüfung) ver-wiesen
Mithin verbliebenzur
geschäftlichenWeiterbehandlungseitens
derBeschwerde-Ab-theilung
Von diesen 2532 Beschwerden
Auf die 689
Bekanntmachungenerfolgte
führten zur Be-kanntmachung
wurden ab-gewiesen aus
unbe-schränkte
be-schränkte
Ver-sa-gung
sach-lichen
for-mellen
ohne
mit
sach-lichen
for-mellen
Ertheilung
Gründen
Beschränkung derAnmeldung
Gründen
des Patentes
2550
47
26
39
2532
316
373
1801
42
600
36
53
2597
65
689
1843
Erledigung der nach Bekanntmachung
der Anmeldungen erhobenen Beschwerden.
1. Beschwerde des Patentsuchers.
ohne Einspruch
mit Einspruch
gegen
Von diesen 31 Beschwerden wurden
gegen
Von diesen 101 Beschwerden wurden
Ver-sagung
Beschrän-kung
anerkannt durch Er-theilung des
Patentesoder Aufhebung derBeschränkung
abgewiesen aus
Ver-sagung
Beschrän-kung
anerkannt durch Er-theilung des
Patentesoder Aufhebung derBeschränkung
abgewiesen aus
des Patentes
sachlichen
formellen
des Patentes
sachlichen
formellen
Gründen
Gründen
23
8
20
10
1
85
16
38
63
–
31
31
101
101
2. Beschwerde des Einsprechenden.
gegen
Hiervon wurdenzurückgezogen
vomEinsprechenden
Mithin verblieben zur
geschäft-lichen Weiterbehandlung seitensder
Beschwerde-Abtheilung
Von den 179 Beschwerden wurden
un-beschränkte
beschränkte
anerkannt durch
abgewiesen aus
Versagung
Be-schränkung
sachlichen
formellen
Ertheilung des Patentes
des Patentes
Gründen
148
34
3
179
34
14
113
1
182
162Die
Zahl von nur 162 Beschlüssen erklärt sich dadurch, dass bei 11
Patentanmeldungen je 2 Einsprechende und bei 3 Patentanmeldungen je
3 Einsprechende Beschwerde erhoben haben, und hinsichtlich jeder
dieser Anmeldungen auf die Beschwerden nur je 1 Beschluss gefasst
worden ist.
Auf die einzelnen Industriezweige vertheilt sich die Erfindungsthätigkeit in
folgender Weise:
Anmeldungen
Ertheilungen
1890
1891
1890
1891
Bergbau und Hüttenwesen
237
286
124
133
Eisen- und Metallbearbeitung
778
921
351
435
Holzindustrie
213
237
106
128
Nahrungsmittel
159
165
53
69
Chemische Industrie
1046
1013
397
464
Papierindustrie
521
516
153
180
Kraftmaschinen und Kessel, Ma- schinentheile
1078
1163
553
626
Verkehrswesen
696
749
294
359
Elektrotechnik
510
567
209
231
Kurzwaaren und Hausgeräthe
1076
1121
301
333
Instrumente
389
390
154
221
Textilindustrie
677
655
208
251
Land- und Forstwirthschaft
379
340
170
142
Mühlenwesen
160
177
51
46