Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. |
Autor: | W. Leybold |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 42 |
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Neuerungen in der Gasindustrie.
(Schluss des Berichtes Bd. 283 S.
229.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Gasindustrie.
Ueber Heizgas und seine Verwendung von H. J. Pfeifer.
Emerson DowsonVgl. 1889 271 * 583. construirte einen Apparat
zur ständigen Erzeugung eines Heizgases, bei welchem er das bei den
Wassergasapparaten erforderliche getrennte Heissblasen und Gasmachen gleichzeitig
besorgt, indem er mit dem Wasserdampfe auch die für die Wärmeerzeugung nöthige Luft
in den Generator einbläst. Dies geschieht sehr einfach durch einen
Dampfstrahlinjector, der die Verbrennungsluft ansaugt und dessen Düsenöffnung genau
dem Luft- und Dampfbedarfe des Generators angepasst sind. Als Brennmaterial diente
bisher Anthracit, doch ist es in neuester Zeit durch Aenderungen am Generator auch
gelungen, Gaskoks anzuwenden. Dowson-Gas brennt blau, ohne Rauch und Geruch; der
Schwefelgehalt ist nicht grösser als bei Leuchtgas;
die Verbrennungsproducte sind hauptsächlich Kohlensäure und Wasserdampf. Die
Selbstkosten betragen nach den in der Metallwaarenfabrik
Geislingen gemachten Erfahrungen 0,9 bis 1 Pfg. inclusive Amortisation und
Verzinsung des Apparates.
Dowson-Gas eignet sich sehr gut für Heizzwecke, bei welchen es nicht gerade auf sehr
hohe Flammentemperatur ankommt. Sein Heizwerth ist etwa 1312 Cal. auf 1 cbm, also
etwa die Hälfte von Wassergas, ¼ von Leuchtgas. Die Heizkraft von 1 cbm Leuchtgas =
5300 Cal. kostet in Form von Leuchtgas 16 bis 22 Pfg., bei Wassergas 6 bis 12 Pfg.,
bei Dowson-Gas nur 3,6 bis 4 Pfg. Was die Verwendung von Dowson-Gas betrifft, so
eignet es sich sehr gut zum Hartlöthen mit einem eigens dafür construirten
Pistolenlöthrohre für alle Arbeiten, die nicht eine besonders heisse, spitze
Stichflamme erfordern, ebenso zum Weichlöthen mit Löthrohr oder Gaslöthkolben. In
der Metallkränzefabrik von Otto Schlee in Biberach sind
seit 1890 60 Gaslöthkolben in Gebrauch, welche durchschnittlich je 500 bis 600 1 in
der Stunde verbrauchen, also nur für etwa ½ Pfg. Auch die Société Nestlé in Vevey löthet die Milch-Conserveblechbüchsen mit
Dowson-Gas. Für das Laboratorium ist das Gas mit Vortheil zu gebrauchen, ebenso für
jeden Koch- und Heizapparat, nur müssen hier die Gasleitungen und
Brenneröffnungen etwa den doppelten Durchmesser als für Leuchtgas haben. Dowson-Gas
wird mit Vortheil zum Rösten der Cacaobohnen benutzt in den grössten
Chocoladefabriken, wie van Houten und Sohn in Holland,
Suchard in Neuchatel, ebenso in Kaffeebrennereien.
Die neue Irrenanstalt in Gloucester benutzt ausschliesslich Dowson-Gas zum Kochen,
Waschen, Bügeln, Brotbacken, sowie zum Betriebe der Pumpwerke. Ausserdem dient es
zum Heizen von Trockenöfen, für Malzdarren, Emailliröfen, zum Erwärmen von
Pressformen, zum Decatiren, Sengen von Geweben, Firnisskochen u.s.w. Vortheilhaft
erwies sich in der Württembergischen Metallwaarenfabrik
in Geislingen das Dowson-Gas zum Heizen von Räumen, indem dort ein Neubau mit 16
Bureaux und Arbeitsräumen mit zusammen 4000 cbm Rauminhalt durch 20 Dowson-Gasöfen
geheizt wird; hierzu werden bei strengster Kälte in 12 Heizstunden täglich 900 cbm
Gas verbraucht; es entspricht dies für 100 cbm zu heizenden Raum stündlich etwa 2
Pfg. Zu Beleuchtungszwecken mittels Auer'schen
Glühlichtes oder Carburirung im Albocarbonbrenner eignet sich Dowson-Gas nicht.
Sehr gut eignet sich das Gas zum Betriebe von Gaskraftmaschinen. Die Deutzer
Gasmotoren, welche bis zu 100 für Dowson-Gasbetrieb gebaut werden,
erfordern für die Effectiv-Bremspferdekraftstunde durchschnittlich nur 3 bis 3⅓ cbm
Dowson-Gas (selbst bei Motoren unter 10 nicht mehr als 3½ cbm),
entsprechend ⅔ bis 9/10 k verbrauchter Gesammtkohle (Anthracit + Koks), während die besten
Dampfkraftanlagen unter 100 W durchschnittlich mehr als
2 k Kohlen brauchen. Nach Versuchen von Prof. Teichmann
(Stuttgart) und Oberingenieur Böcking (Düsseldorf)
verbrauchte ein Deutzer Gasmotor von nominell 40 in der Geislinger Metallwaarenfabrik für die
Bremspferdekraftstunde 0,677 k Anthracit im Generator und 0,087 k Gaskoks im
Dampfkessel.
5 Monate hindurch wurde die effective Kraftleistung und der Kohlenverbrauch der
einzelnen Motoren in der Metallwaarenfabrik notirt und die Resultate blieben stets
gleich, so dass es genügt, die in einer Woche gefundenen Zahlen anzuführen:
Motoren
TaglicheArbeitszeit
Durch-schnitts-leistung
DurchschnittlicherKohlenverbrauch für1
Stunde effectiv
Brenn-material-kosten
freiFabrik
Stund.
Pfg.
Eine Dampf- maschineZwei
Dowson- Gasmotoren
1111
556 + 32
2,0 k Saarkohle(100 k zu 2,50 M.)0,65 k Anthracit
im Generator,0,13 k Koks f. Dampf-
erzeugung––––0,78 k Gesammtkohle (100 k zu 3,04 M.)
52,47
Für die Effectiv-Pferde-kraftstunde
Die Analyse des Dowson-Gases ergab durchschnittlich Kohlenoxyd: 23,0 Vol.-Proc;
Wasserstoff: 17,0 Proc; Methan: 2,0 Proc; Kohlensäure: 6,0 Proc; Stickstoff: 52,0
Proc., somit verbrennliche Gase: 42 Proc; unverbrennliche Gase: 58 Proc. Der
Heizwerth für 1 cbm ist im Mittel 1322 Cal.; 1 k Kohle gibt 4,7 cbm Dowson-Gas; die
Brennwerthausnutzung betrug 89 Proc; die Gestehungskosten für 1 cbm 0,9 bis 1,0 Pfg.
Der Verbrauch zu 1
effectiven Pferdekraftstunde ist 3,0 bis 3,3 Pfund im Betrage von 2,7 bis 3,3 Pfg.
(Separatabzug aus: Bayerisches Industrie- und
Gewerbeblatt, 1890.)
Dreiflüglige Gassauger.
Textabbildung Bd. 284, S. 42Fig. 1.Gassauger der Berlin Anhaltischen
Maschinenbau-Actiengesellschaft.Textabbildung Bd. 284, S. 42Fig. 2.Gassauger der Berlin Anhaltischen
Maschinenbau-Actiengesellschaft. Die Berlin-Anhaltische
Maschinenbau-Actiengesellschaft stellt dreiflüglige Exhaustoren für
Gasfabriken her; bei denselben stimmt der Kolben im Innern des Gehäuses mit
demjenigen im Beale'schen Exhaustor überein und dient
zur Führung von drei Flügeln, welche auf einer gemeinschaftlichen Achse in der Mitte
des cylindrischen Gehäuses mittels Röhren gelagert sind, durch cylindrische, am
Umfange des Kolbens drehbar gelagerte Büchsen gehen und je nach den auf einander
folgenden Stellungen zum Kolben bei der Umdrehung in diesen Büchsen radial hin und
her gleiten. Dabei drehen sich die cylindrischen Büchsen entsprechend, um den
Flügeln freien Raum zur Aenderung der Winkel, welche sie mit einander schliessen, zu
gewähren, und sie selbst erhalten an den Deckeln des Gehäuses angebrachte
excentrische Führungen. Durch die an der Achse des Gehäuses aussen am Deckel
angebrachte Schmierbüchse bezieh. Oelspritze erhalten die Flügel an ihren die Achse
umfassenden Büchsen die erforderliche Schmiere, welche sich von hier aus durch die
Wirkung der Centrifugalkraft nach den cylindrischen Führungen im Kolben, dem inneren
Umfange und an den Seiten des Gehäuses vertheilt. Die Abmessungen des Gehäuses mit
den Flügeln und des Kolbens sind so gehalten, dass das Gas ausreichend und reichlich
freien Querschnitt beim Eintritt, Durchgang und Austritt findet. Die Gassauger
werden für 85 bis 3000 cbm stündlicher Production gefertigt, und zwar sind
hierfür 80 Umdrehungen in der Minute angesetzt. Der Gassauger wird entweder direct
mit der Dampfmaschine verbunden (vgl. Fig. 1) oder
mit Riemenbetrieb in Umdrehung versetzt, und sind hierzu Stufenscheiben für 53, 80
und 120 Umdrehungen in der Minute vorgesehen (Fig.
2); es steht aber nichts im Wege, die Umdrehungszahl zu vergrössern. Es können
auch zwei Gassauger mit Riemenbetrieb an einer Achse gekuppelt werden, und zwar ist
die Kuppelung so angeordnet, dass die drei Flügel des einen Saugers um 60° gegen die
des zweiten versetzt sind. Hierdurch werden die Schwankungen im Drucke auf ein
geringstes Maass beschränkt. (Uebersicht über neuere
Apparate für das Gasfach, Berlin-Anhaltische
Maschinenbau-Actiengesellschaft.)
Gasverbrauchsregler von F.
Lux.
Textabbildung Bd. 284, S. 42Fig. 3.Lux Gasverbrauchsregler. Für die sogen. Regenerativ-Intensiv- oder invertirten Lampen ist es
vortheilhaft, einen Consumregler anzubringen, um ein Verrussen der Abzugskanäle zu
verhüten. Dieselben waren früher in die Steigleitung eingesetzt, zeigten aber
verschiedene Mängel, hauptsächlich grossen Druckverlust, welcher zum grossen Theil
daher rührt, dass das Gas in wechselnder Richtung auf und nieder steigen musste.
Fig. 3 zeigt den „Glockenregler“ bei
welchem das Gas einfach seinen Weg nach abwärts fortsetzt. Das Gehäuse besteht aus
zwei Theilen, der Glocke mit der Einströmung A und dem
Untertheil, dem Deckel mit der Ausströmung B. Das bei
A eintretende Gas verzweigt sich in der Kammer C in zwei Theile, von denen der eine, im Allgemeinen
überwiegende, durch die Oeffnung D, welche mittels der
Schraube E nach Belieben vergrössert oder verkleinert
werden kann, direct in die Hauptkammer des Reglers tritt, während der andere,
kleinere Theil, nur etwa 50 bis 100 l in der Stunde, durch den Kanal F in den ringförmigen Raum G, aus diesem
durch die Löcher H unter den an dem Ventilrohr K befestigten Wellblechschwimmer L tritt, um an dessen Umfang vorbei gleichfalls in die
Hauptkammer zu gelangen. Die nunmehr wieder vereinigten Gasströme treten durch die
Schlitze des dem Schwimmer gleichzeitig als Führung dienenden Rohres J nach unten und verlassen den Regler bei B. Ein Führungsstift M
sitzt an der Cylinderwand und verhindert den Schwimmer L, sich in wagerechter Richtung zu drehen, indem er in eine kleine
Einkerbung des Schwimmers eingreift. Der Stift hat den Zweck, ein Steckenbleiben des
Schwimmers bei etwaiger Drehung zu verhindern. – Die Wirkungsweise des Reglers ist
die, dass der Schwimmer so lange in Ruhe bleibt, bis der zwischen der Vorkammer C und dem Raum unterhalb des Schwimmers einerseits und
der Hauptkammer andererseits herrschende Druckunterschied in Centimeter Wassersäule
gleich dem Gewicht des Schwimmers in Gramm getheilt durch seine Fläche in
Quadratcentimeter ist. Bei Druck Vermehrung wird der Schwimmer von seinem Sitz
gehoben und die Schlitze J um so viel durch das
Ventilrohr K verlegt, bis der unveränderliche
Druckunterschied wieder hergestellt ist, die auf den Schwimmer in entgegengesetzter
Richtung wirkenden Kräfte somit im Gleichgewicht sich befinden. Um denselben Betrag,
um den in C der Druck wächst, vermehrt sich auch der
Druck in der Hauptkammer, der Druckunterschied bleibt unveränderlich, die
Durchströmungsquerschnitte an den Druckgefällstellen bei D und am Umfang des Schwimmers bleiben gleichfalls unveränderlich, und
damit bleibt auch der Verbrauch in der Zeiteinheit, unabhängig vom wechselnden
Leitungsdruck, ein unveränderlicher. Der Druckverlust durch den Glockenregler
beträgt bei 100 l 4 bis 5 mm, bei 200 l 5 bis 6 mm, bei 300 l 6 bis 7 mm
Wassersäule. (Metallarbeiter, 1891 Bd. 17 S. 226.)
Sicherheitsgasbrenner von F.
Manoschek, Wien.
Dieser neue Brenner hebt den Gasdurchgang sofort auf, sobald die Flamme aus irgend
einem Grunde erlischt. Das Wesentliche des Brenners liegt in einem mit elastischer
Wand versehenen Gefäss, welches eine geringe Menge einer schon bei niederer
Temperatur verdampfenden Flüssigkeit einschliesst. Letztere, durch die Wärme der
Flamme zum Verdampfen gebracht, hält unter dem Druck ihrer Dämpfe mittels der nach
aussen gedrückten elastischen Wand ihres Behälters das Gasausströmungsventil offen,
solange die Flamme brennt. Erlischt dieselbe, so hört auch die Dampfbildung der
Flüssigkeit und der Auswärtstrieb der elastischen Wand ihres Behälters auf, so dass
sich das Gasausströmungsventil in Folge des im Zuleitungsrohr herrschenden Gasdrucks
selbsthätig schliesst. Das erwähnte Flüssigkeitsgefäss ist in Fig. 4 innerhalb des Metallgehäuses a am Brennerrohre g
befestigt und trägt an seiner unteren, aus einer elastischen Metallmembran
bestehenden Wand mittels eines Gewindestiftes d ein
Ventil e, welches sich beim Nichtbrennen der Flamme
gegen einen darüber befindlichen Ventilsitz des Gehäuses a legt und ein Entströmen des durch das Anschlusstück b ankommenden Gases verhindert. Von dem mit elastischer
Wand versehenen Gefässe laufen zwei Röhren f und h aus, von welchen erstere, f, zur Einfüllung der erwähnten Flüssigkeit dient, während letztere, h, zu einer Heizkappe k
des Brenners i hinaufgeführt ist und vermöge der
dort durch Leitung und Strahlung empfangenen Wärme die Verdampfung der in dem
genannten Gefäss und den Röhren h und f enthaltenen Flüssigkeit aufrecht erhält. Dieselbe
besteht zweckmässiger Weise aus Benzol, welches schon bei einer Temperatur von 81°
C. verdampft. Für gewöhnlich, d.h. bei Nichtbenutzung des Brenners, ist das Ventil
e in Folge des in der Rohrleitung herrschenden
Gasdrucks geschlossen. Soll die Gasflamme entzündet werden, so genügt es, während
weniger Augenblicke das Flüssigkeitsrohr h in der Nähe
des Brenners i mit einem Zündholze zu erwärmen, um im
Flüssigkeitsbehälter diejenige Spannung zu erzeugen, welche durch Druck auf die
elastische Gefässwand das Ventil öffnet. Das dabei entweichende Gas entzündet sich
sofort an dem zur Vorwärmung des Rohres h benutzten
Zündholze, worauf die Gasflamme ihrerseits die weitere Heizung des Rohres h bewirkt. Solange die Flamme brennt, wird in Folge
dessen das Ventil e geöffnet bleiben. Erlischt sie
jedoch aus irgend welchem Grunde, so kühlt sich das Flüssigkeitsgefäss schnell ab,
die Spannung in demselben lässt nach und das Ventil schliesst sich beim
Einwärtsziehen der elastischen Wand.
Textabbildung Bd. 284, S. 43Fig. 4.Manoschek's Sicherheitsbrenner. Der Abschluss des Ventils ist in Folge des in der Rohrleitung herrschenden
Gasdrucks ein absolut sicherer. (Uhland's praktischer
Maschinenconstructeur, 1891 S. 250.)
Erfahrungen über Gasheiz- und -kochapparate von Epplen.
Von den grösseren Kochapparaten hat sich der Kochherd der Warsteiner Hüttenwerke eingeführt, der am besten der süddeutschen
Kochmanier entspricht. Die Verbrennungsproducte sowohl der oberen Plattenbrenner als
von den Brat- und Backöfen ziehen in den Kamin ab; ausserdem ist ein eigens
geheiztes Spülwasserschiff vorhanden. Bei dem Gebrauch hat es sich gezeigt, dass die
Anbringung der Hahngarnituren zu complicirt war. Es werden nun die Hähne so
angebracht, dass die Zugehörigkeit eines Hahnes zu dem gewünschten Brenner sofort
ersichtlich ist. Ferner werden die Hähne statt mit Kurbeln mit Hebeln versehen, die
auf den ersten Blick controlirt werden können. An der Anordnung der Züge musste eine
Aenderung eintreten, indem den abziehenden Heizgasen ein etwas langer Weg zugemuthet
wurde, so dass sie zu sehr abgekühlt in den Kamin treten mussten. Bei nicht sehr
stark ziehenden Kaminen war deshalb die Einsaugung von Luft für die Brenner
ungenügend, so dass diese nicht gut brannten. Ein Fehler des Herds ist die Anordnung
des Wasserschiffs, das eigens erwärmt werden muss und bei seinem grossen Volumen
mehr Zeit in Anspruch nimmt, als das sonstige Kochen, besonders Morgens und Abends.
Statt desselben wurde eine Heizschlange aus Kupfer angebracht, die, über einem
eigenen Brenner erhitzt, das zutretende kalte Wasser sofort heiss auslaufen lässt.
Die kleinen Zündflammen an jedem Brenner wurden entfernt, weil sie nicht alle
sichtbar waren und
deshalb zu Irrthümern und Explosionen führen konnten. Jeder Brenner muss nun vor dem
Gebrauch eigens entzündet werden. Vortheilhaft ist die solide Abdichtung des Herdes
nach unten, um ein Auslaufen von Condensationswasser zu vermeiden.
Ein ziemlich verbreiteter Heizapparat ist der Aachener
Badeofen–, an der ursprünglichen Construction wurde eine Aenderung dahin
getroffen, dass die früher im Inneren des Ofens befindliche Zündvorrichtung nun
aussen angebracht ist und durch eine Drehvorrichtung brennend in den Ofen eingeführt
wird. Zur Abfuhr der Verbrennungsgase, welche früher als überflüssig galt, wurde ein
Sammelrohr mit Abzug in den Kamin angebracht, da die Rauchgase doch die Zimmerluft
erheblich verschlechterten. Bei sehr stark ziehenden Kaminen ist es nothwendig, eine
Regulirklappe im Abzug anzubringen, indem sonst die Flammen zu hoch gesogen wurden
und russten. Für gewöhnliche Badewannen dient Ofen Nr. IV, für aussergewöhnlich
grosse Nr. V.
An Gasheizöfen sind solche von Kutscher, von Schäffer und Walcker (mit
Asbest) in Gebrauch, hauptsächlich aber das Wybauw'sche
System in der von Houben in Aachen abgeänderten Form
mit Weglassung der automatischen Zugregulirung. Dieser Ofen hat sich am besten
bewährt, weil die Wärme durch den Reflector hauptsächlich gegen den Fussboden
gestrahlt wird, weil das Anzünden einfach ist, Explosionen vermieden sind und der
Ofen ein gefälliges Aeussere hat. Hauptbedingung ist ein gut ziehender Kamin, ist
ein solcher nicht vorhanden, so wird im senkrechten Abzugsrohr eine Lockflamme
angebracht, welche nach einigem Brennen des Ofens wieder gelöscht werden kann. Im
Allgemeinen ist eine zu grosse Ausnutzung der Wärme für die Reinhaltung der Luft im
Zimmer ein Nachtheil; das Abzugsrohr muss sich stets noch handwarm anfühlen, wenn
eine genügende Abfuhr der Verbrennungsproducte erreicht werden soll. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 418.
Vortrag, gehalten im Bayerischen Gasfachmännerverein in
München.)
Das Auer'sche GlühlichtVgl. 1891 280 168. von J. Pintsch.
In neuerer Zeit wurde der zu dem Auer'schen Glühlicht
gehörige Bunsenbrenner weiter ausgebildet, so dass die Gas- und Luftmischung eine
möglichst heisse Flamme ergab, die nicht rauschte und trotzdem den Glühkörper in
helle Weissglut versetzte, und dass das Zurückschlagen der Flamme zu der
Gasausströmungsdüse vermieden blieb. Ein Fortschritt wurde auch in der
Präparationsflüssigkeit gemacht, so dass der Brenner nicht mehr wie früher häufig
nach einigen Hundert Stunden ein grünlich blaues Licht gibt; dasselbe ist jetzt
zuerst gelblich weiss, nach kurzer Zeit rein weiss und behält diese Farbe 600 bis
800 Brennstunden.
Die Leuchtkraft eines sogen. C-Brenners beträgt im Mittel 20 Kerzen bei rund 100 l
stündlichem Gasconsum; eine bemerkbare Abnahme tritt erst nach etwa 500 Brennstunden
ein und geht nach etwa 1200 Brennstunden auf 10 bis 12 Kerzen zurück. Die Glühkörper
sind noch sehr difficil in der Behandlung und halten starkes Berühren mit harten
Gegenständen nicht aus. Es ist aber nicht mehr nothwendig, den Körper zu
berühren.
Zum Transport ist der Glühkörper durch Eintauchen in eine Harzlösung
widerstandsfähig gemacht. Der Consument braucht nicht mehr den Glühkörper zu
veraschen, sondern hängt ihn einfach in dem Brenner auf. Der Glühkörperträger, der
sich früher am Rande des Brenners befand, ist jetzt in der Mitte angebracht; in
dieser früheren Stellung war er häufig die Ursache des Zerspringens des Cylinders.
Zum Befestigen des Glühkörpers am Träger dient jetzt Asbestschnur statt des früheren
Platindrahtes.
Zur Herstellung einer intensiveren Beleuchtung mittels Auerbrenner gibt es zwei Wege,
entweder dem Gase Druckluft zur Verbrennung zuzuführen oder das Gas unter erhöhtem
Druck, 1,5 bis 2 m Wassersäule, einzuleiten. Der erste Fall ist complicirt, weil er
doppelte Rohrleitung erfordert; für den zweiten Fall ist die Einschaltung einer
Pumpvorrichtung in die Gasleitung nöthig, die aber in Fabriken, welche
Motorenbetrieb besitzen, nicht viel Schwierigkeiten bietet. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 619. Vortrag, gehalten im Deutschen Gasfachmännerverein in Strassburg.)
Hydraulischer Aufzug in der Gasanstalt Charlottenburg.
Textabbildung Bd. 284, S. 44Fig. 5.Hydraulischer Aufzug für die Gasanstalt Charlottenburg. Bei Neuanlagen von Gasanstalten wird zur Ersparung von Arbeitskräften auf
leichte Beförderung von Kohle und Koks Bedacht genommen. Wo eine Hochbahn nicht
möglich ist von der Verladestelle zu den Kohlenschuppen, wird man zu hydraulischen
Hebevorrichtungen greifen müssen. Für Eisenbahnanschluss sind hierbei zwei Wege
gegeben. Entweder man hebt die Wagen im Ganzen auf ein höher liegendes Geleise, von
welchem aus das Abstürzen erfolgt, oder man hebt die Kohle von dem Kohlenschuppen
oder Kohlenlagerplatz aus mittels hydraulischer Aufzüge in kleineren Wagen auf eine
in das Ofenhaus führende Hochbahn, von welcher aus ein Abstürzen der Kohle vor den
Oefen stattfindet. Die leeren Wagen werden auf gleichem Wege zurückbefördert und
mittels des Aufzuges niedergelassen. Auch die Hochbeförderung von Koks auf
Verladegeleise wird zweckmässig mittels hydraulischer Hebevorrichtung ausgeführt.
Fig. 5 ist die Anordnung eines hydraulischen Aufzuges,
welcher in der neuen Gasanstalt II Charlottenburg ausgeführt wird. Die zu hebende
Nutzlast beträgt 2000 k; die Hubhöhe 4,76 bezieh. 4,00 m. Der zur Verfügung stehende
Wasserdruck ist 50 at, der Kolbendurchmesser 105 mm. Der Aufzug ist mit den üblichen
Sicherheitsvorrichtungen versehen. Die Abschlussklappen und Abschlusstangen öffnen
sich selbsthätig beim Hochgehen des Fahrstuhls und schliessen sich selbsthätig beim
Niedergehen.
Textabbildung Bd. 284, S. 45Fig. 6.Hydraulischer Aufzug für die Gasanstalt Charlottenburg. Für die Beförderung so grosser Lasten reicht der übliche Wasserdruck nicht
aus, da bei 3 bis 4 at Wasserdruck der Wasserverbrauch zu gross werden würde.
Aufzüge der beschriebenen Art erhalten die zweckmässigsten Abmessungen bei Anwendung
von mindestens 20, möglichst 50 at Wasserdruck. Dieser Druck wird durch Anwendung
von Kraftsammlern (Fig. 6) erzeugt. Mittels einer
durch Dampf- oder auch Gaskraft betriebenen Pumpe wird der mit Gewichten u.s.w.
belastete Kolben B hoch getrieben. Beim Niedergehen des
Kolbens gibt dieser das Wasser unter dem seiner Belastung entsprechenden Druck nach
den Aufzügen oder Kr ahnen ab. Der Wasserinhalt des Kraftsammlers wird so gross
genommen, dass er für eine Reihe von Hüben der Aufzüge ausreicht. Hierdurch kann die
Kraftleistung des die Druckpumpe betreibenden Motors wesentlich verringert werden.
Sei z.B. die Last von 1000 k auf 6 m Höhe in 24 Stunden zu heben, so ist die
erforderliche Kraftleistung ohne Berücksichtigung der Reibungsverluste
\frac{1000\,.\,6}{24} Secundenkilogrammeter oder
\frac{1000\,.\,6}{24\,.\,75}-3,33 . Unter
Berücksichtigung der Reibungsverhältnisse, Verluste u.s.w. würde man demgemäss einen
fünf- bis sechspferdigen Motor zu nehmen haben. Da nun das Heben der Last immer nur
zeitweise geschieht, so wird man, wenn der Kraftsammler Wasservorrath für eine Zahl
von Hüben (etwa 4 bis 5) des Aufzuges hat, das Heben des Stempels mit Gewicht beim
Kraftsammler auf längere Zeit vertheilen können. Demgemäss wird durch die geringere
erforderte Geschwindigkeit beim Heben die nöthige Kraft von 6 sich
vielleicht auf 2 HP verringern lassen. Derartige Kraftsammleranlagen bieten daher
den Vortheil gleichmässig vertheilter Leistung über einen grösseren Zeitraum hinweg
und bedürfen demnach einer geringeren Motoren anläge. Der Kraftsammler stellt, wenn
er in seine höchste Stellung kommt, selbsthätig den Motor ab und rückt ihn wieder
ein, kurz ehe er in seine tiefste Stellung gelangt. Bei Dampfpumpen wird das
selbsthätige Anlassen der Pumpen durch Anordnung von Zwillingsmaschinen ermöglicht.
Wird die Pumpe durch Gasmotor oder von einer auch anderen Zwecken dienenden
Betriebsmaschine aus mittels Riemen betrieben, so muss der Motor ständig laufen
bezieh. es wird der Gasmotor nur in grösseren Pausen abgestellt, und es
verschiebt der Kraftsammler dann den Riemen von der Festscheibe auf die lose Scheibe
und umgekehrt. Eine solche kleinere Anlage mit Gasmotorenbetrieb wird in der
Gasanstalt der Imperial Continental Gas Association in
Frankfurt a. M. ausgeführt. (Uebersicht über neuere Apparate
für das Gasfach, 1891. Berlin-Anhaltische
Maschinenbau-Actiengesellschaft, Martinikenfelde.)
Gaswascher mit Kunath'schen Zackeneinlagen.
Behufs Entfernung des Ammoniaks aus dem Rohgase ist eine möglichst innige Berührung
des fein zu zertheilenden Gasstroms mit dem in den Wascher eintretenden
Ammoniakwasser oder reinen Wasser geboten. Man pflegt daher den Waschern bei grossem
Querschnitt eine möglichst grosse Höhe zu geben, damit das Gas mit dem Wasser
möglichst lange in Berührung bleibt. Ferner legt man in die Wascher Horden, Reisig,
durchlochte Bleche, Koks ein, um das Wasser fein zu vertheilen und dem Gase eine
grosse benetzte Oberfläche zu bieten. Kunath setzt
statt dessen zackenförmige, ausgestanzte Bleche ein. Diese Blechdächer sind an ihren
Auflagerkanten sägeförmig ausgezahnt, damit das auftropfende Wasser nicht an den
Kanten entlang fliessen kann, sondern in so vielen Tropfen oder feinen Strahlen
ablaufen muss, als Zahnspitzen vorhanden sind. Die Blechdächer werden so dicht an
einander gelegt, dass die Summe der zwischen den Auflagerkanten frei bleibenden
Räume etwa den 1½ fachen Querschnitt des Betriebsrohres beträgt. Die Trennung je
zweier Lagen erfolgt durch Zwischenlagen schwacher Eisenstäbe. Aus dem Gase
ausgeschiedener Theer kann bei der Steilheit der Dächer nirgends liegen bleiben,
sondern muss von einer Dachfläche zur anderen hinabgleiten bis auf den Boden des
Waschers. Zur Vertheilung des Waschwassers ist eine Kippvorrichtung verwendet nebst
einem Ventil zur Vertheilung, welches von aussen regulirbar ist; das Wasser wird
durch eine Kugelfläche nach allen Seiten im Wascher vertheilt. Für kleinere
Gasanstalten genügt ein Zackenwascher, welcher mit Ammoniakwasser berieselt wird;
legt man Werth auf grössere Ammoniakausscheidung, so ist ein Doppelwascher
anzuwenden, dessen erste Abtheilung mit Ammoniakwasser und dessen zweite Abtheilung
mit reinem Wasser berieselt wird. (Uebersicht über neuere
Apparate für das Gasfach. Berlin-Anhaltische
Maschinenbau-Actiengesellschaft, Martinikenfelde.)
Versuche an Gasmessern mit einem multiplicirenden Druckmesser
von Th. Teller.
Verf. stellte Versuche an zur Construction einer Trommel für nasse Gasmesser, die das
Sinken des Wasserspiegels ausgleichen und die dadurch bedingten Verluste beseitigen
sollte. Hierbei mass er die Druckschwankungen des Gasmessers mit einem Elster'schen multiplicirenden Druckmesser und brachte
an demselben eine elektrische Selbstregistrirung an, indem er am Schwimmer einen
versteiften Platindraht ansetzte und von diesem durch eine mittels Laufwerk
betriebene Papierscheibe Funken überspringen liess. Die Funken zersetzten auf dem
Wege zu der mit Platinblech überzogenen Metallplatte, auf welcher die präparirte
Papierscheibe aufgesteckt war, deren Tränkung mit Blutlaugensalz und bildeten so
einen fortlaufenden blauen Streifen. Der Apparat erwies sich abermals zu complicirt
zur Prüfung einzelner Gasmesser, und so wurde die elektrische Einrichtung durch eine
Feder ersetzt, welche die Curven ebenso schön aufschrieb. Die Druckschwankungen bei gewöhnlichen,
nicht überanstrengten Gasmessern lagen meist innerhalb 1 bis 2 mm, während sie bei
lange Zeit ausser Betrieb gewesenen schon sich beträchtlich erhöhten, ebenso bei
mangelhaften Messern. Die Druckschwankungen zeigten in manchen Fällen, wo ein Fehler
an der Uhr zu finden war, ob an der Trommel, an der Schnecke oder an dem Index.
Zwischen einer Gasuhr und einem Gasmotor abgenommene Curven schwankten bis zu 6 mm,
waren aber nach Einschaltung von Regulatoren ziemlich gleichmässig, ebenso bei
einfachem Reguliren des Gaszuflusses durch zwei Hähne vor und nach dem Gummibeutel.
(Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 416.
Vortrag im Bayerischen Gasfachmännerverein in
München.)
W.
Leybold.