Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 92 |
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Fortschritte in der Thonindustrie.
Fortschritte in der Thonindustrie.
Einen Beitrag zur Geschichte des Porzellans gibt Dr. Hirth in seinem Werke „Ancient porcelain: a study in chinese mediaeval industry and
trade“ (Verlag von G. Hirth in Leipzig 1888). Während Julien aus seinen Forschungen in der altchinesischen
Literatur den Schluss zog, dass die Erfindung des Porzellans in die Zeit 185 v. Chr.
bis 88 n. Chr. falle, welche Zeit mit der Regierung der Kaiser aus der Han-Dynastie
zusammenfällt, verlegt Hirth auf Grund neuerer
Untersuchungen die Erfindung des Porzellans in eine viel spätere Epoche.
Das Wort tz'u, d.h. „Porzellan“, findet sich allerdings in Schriften aus der
Han-Periode, hat jedoch nach Hirth seine Bedeutung
geändert und wurde damals für Töpferwaare im Allgemeinen gebraucht.
Die erste schriftliche Aufzeichnung über Porzellanerde findet sich bei dem Gelehrten
T'ao Hung-ching, der 536 n. Chr. starb. Derselbe
erwähnt die Verwendbarkeit des „Pai-ngo“ (Porzellanerde) in der Medicin und
Malerei, schweigt jedoch über ihren Gebrauch in der Töpferei.
In der 1108 n. Chr. herausgegebenen Pharmakopöe der Sung-DynastieChên-lei-pên-ts'ao. wird aus der Pharmakopöe der
T'ang-Dynastie (herausgegeben um 650 n. Chr.) über Porzellanerde Folgendes
wiedergegeben: „Sie (pai-ngo) wird heutzutage in der Malerei, selten aber zur
Anfertigung von Medicamenten verwendet; seit einigen Generationen gebraucht man
sie zur Herstellung von weissem Porzellan.“ Daraus, dass ein Gelehrter
ersten Ranges in China 536 n. Chr. über die Anwendung der Porzellanerde in der
Keramik ganz schweigt, dagegen 100 Jahre später dieselbe als seit einigen
Generationen bestehend erwähnt wird, schliesst Hirth,
dass das Porzellan etwa 600 n. Chr. erfunden wurde.
Ueber die Porzellanknopffabrikation zu Briare berichtete
ein Pariser Blatt Folgendes:
Briare versorgt die ganze Welt mit Porzellanknöpfen.
Für den kleinen Porzellanknopf sind immense Hallen und Oefen mit
zahllosen hohen Schornsteinen erbaut, die eher an eine grosse Eisengiesserei
erinnern. 1500 Arbeiter sind ununterbrochen beschäftigt und für denselben Knopf
liefern 100 Kühe täglich fast 800 l Milch. Der Porzellanknopf ist eigentlich nicht aus
Porzellan gemacht, denn er enthält nicht ein Atom von Kaolin; er wird durch
Verglasung von Feldspath erzeugt. Der französische Feldspath ist nicht sehr rein und
wird daher sehr viel davon aus Norwegen bezogen. Der Feldspath wird fein gepulvert,
um dann wie Thon verarbeitet zu werden, doch fehlt ihm alle Plasticität und trotz
der Maschinenpressung springt die mit Wasser angemachte Masse und zerfällt bei der
geringsten Berührung in Staub. Diese Hauptschwierigkeit hat der Begründer der
Industrie, M. Bapterosse, dadurch überwunden, dass er
den Feldspath mit Milch befeuchtet, die von gedachten 100 Kühen geliefert wird.
Die Knöpfe werden auf Metallplatten im Ofen gebrannt; mehrere
Gattungen aber sind so zart, dass sie auf einem Blatt Papier fertiggestellt werden
müssen, und um sie zur Verglasung auf die Metallplatte zu briugen; ohne sie zu
berühren, wird das ganze Papier auf eine vorher glühend gemachte Metallplatte
gebracht; das Papier verbrennt und die Knöpfe liegen nun wie die anderen auf der
Platte.
Die Fabrik erzeugt auch Porzellanperlen. Die Gesammterzeugung
beträgt etwa 1500 bis 2000 k für den Tag.
Der Werth der Knöpfe ist geringer als jener der Knopfkarten und
des Arbeitslohnes für das Aufnähen derselben. Die letztere Arbeit beschäftigt auf
mehrere Meilen im Umkreise an beiden Ufern der Loire Greise, Frauen und Kinder. Die
Schafhirten nähen auf der Weide Knöpfe auf, nicht minder die Kranken. Sie verdienen
damit kaum 25 Cts. im Tage, doch darf man nicht übersehen, dass diese Arbeit in der
freien, sonst nicht verwerthbaren Zeit vollbracht wird.
Ueber die künstliche Erzeugung von Sillimanit und die
mineralogischen Bestandtheile des Porzellans von W.
Vernadsky (Comptes rendus, 1890 S. 1377). Sainte-Claire Deville und Caron haben gezeigt, dass Disthen bei hoher Temperatur in Sillimanit
übergeht. Verf. hat durch Messung diese Temperatur zu annähernd 1350° bestimmt. Es
gelang ihm auch, bei höchster Weissglut ein inniges Gemenge von Thonerde und
Kieselsäure vorübergehend in Fluss zu bringen. Die glasige milchweisse Schmelze (am
besten aus 1 Th. Al2O3 auf 2 Th. bis 3 Th. SiO2) besteht aus
einer amorphen Masse, durchsetzt von mikroskopischen Krystallnadeln. Wässerige
Flussäure löst in der Kälte die amorphe Masse (grösstentheils Kieselsäure) und lässt
die Kryställchen ungelöst zurück. Die Analyse von 0,434 g dieser Kryställchen ergab
folgende Werthe:
Gefunden
Berechnet
SiO2
37,31
37,02
Al2O3
63,65
62,98
Die optische und krystallographische Untersuchung ergab, dass Sillimanit vorlag. Das
gleiche Mineral entsteht auch, wenn man Kaolin und seine Gemenge auf hohe Temperatur
bringt, und ist im Porzellan enthalten.
Wir haben vor einem Jahre auf die Arbeit von E.
Hussak1890 276 373. Bezug genommen, in welcher
die in dem Porzellan suspendirten doppeltbrechenden Nadeln erwähnt werden, mit dem
Bemerken, dass dieselben dem Sillimanit ähnlich sind. Vernadsky ist es nun gelungen, dieselben – wenn auch nicht vollständig –
mit Flussäure zu isoliren.
Die Analyse
29,7
SiO2
70,3
Al2O3
stimmt nun zwar nicht auf Sillimanit, die Abweichung ist aber
auf eine Verunreinigung der Masse durch ungelöste Thonerde zurückzuführen, die sich
ja in der Form von Korund durch Flussäure nicht aufschliessen lässt.
Ueber Risse im Steingut und deren Vermeidung von G. Steinbrecht (Sprechsaal, 1891 S. 3 und 22). Die Risse, welche beim Formen, Trocknen
entstehen, ferner die Brandrisse und Glasurrisse werden besprochen. Verf. spricht
auf Grund eingehender praktischer Erfahrung über die Entstehungsursachen der
Risse und gibt Rathschläge zur Vermeidung derselben. Zum Schlusse werden mehrere
Massecompositionen für Steingut nebst der Zusammensetzung der dazu passenden
Glasuren angeführt.
Ueber den gleichen Gegenstand spricht sich H. Stein aus
(Sprechsaal, 1891 S. 181). Eine Steingutglasur von
der Formel RO, 0,18 Al2O3, 1,6 SiO2, 0,5 B2O3 blieb nur
rissefrei, wenn der Scherben so hart gebrannt wurde, dass er seine Porosität
theilweise eingebüsst hatte. Es wurden die Glasuren
VI.
1 RO
0,18 Al2O3
1,75 SiO2
0,56 B2O3
VII.
1 RO
0,18 Al2O3
1,98 SiO2
0,57 B2O3
VIII.
1 RO
0,18 Al2O3
2,12 SiO2
0,58 B2O3
IX.
1 RO
0,18 Al2O3
2,23 SiO2
0,59 B2O3
hergestellt und es zeigte sich, dass mit zunehmendem
Säuregehalt die Rissigkeit abnahm bis zum völligen Verschwinden. Die Versuche werden
noch weiter fortgesetzt.
Unter dem Titel „Masse- und Glasurmaterialien für die
Steingutfabrikation“ gibt G.
Steinbrecht im Sprechsaal, Jahrg. 13 S. 378,
398 ff., eine Beschreibung der Rohmaterialien der Steingutfabrikation nebst einer
populären Anleitung zur chemischen Untersuchung derselben, die finden Praktiker
gewiss von Nutzen sein wird, wenn der chemische Theil der Arbeit auch hier und da
einige Ungenauigkeiten aufweist. So kann man die reine Kieselsäure in einem unreinen
Sande gewiss nicht durch Behandlung desselben mit concentrirter Schwefelsäure
bestimmen, da eine Menge anderer Körper und namentlich Silicate, die öfter dem
Quarzsande beigemengt sind, die Eigenschaft der Unlöslichkeit in Schwefelsäure mit
diesem theilen; im Rückstande wird man dann Kieselsäure nebst unlöslichen Silicaten
finden und diese gemeinsam wägen. Bei einigermaassen unreinem Sande wird man sich
schon zu einer Aufschliessung mit kohlensaurem Natronkali bequemen müssen.
Ueber die Porosität der Bausteine im Zusammenhange mit
der Frostbeständigkeit derselben spricht sich der
Architekt Péroche im Moniteur
de la Céramique et de la VerrerieMoniteur industrielle, 1890 S. 329.
aus. Im Gegensatze zu Parvillée (vgl. 1890 276 371) ist Verf. der Ansicht, dass durchaus nicht immer
die Frostbeständigkeit mit Abnahme der Porosität zunimmt. Er constatirt als Beleg
hierfür die Thatsache, dass es Bausteine gibt, welche bei grosser Porosität der
Zerstörung durch den Frost nicht unterworfen sind.
An den Ufern der Oise werden zweierlei natürliche Bausteine gewonnen; der
kieselhaltige Kalkstein „Vergelet“, welcher die obere Partie eines mächtigen
Lagers bildet, und der darunter liegende unter dem Namen „Saint Leu“ in
dortiger Gegend bekannte Stein. Ersterer ist porös und vollkommen frostbeständig,
letzterer, auch „Pierre grasse“ genannt, blättert unter dem Einflüsse des
Frostes trotz seiner grossen Dichte leicht ab, in Schichten parallel zu den Flächen,
nach welchen der Stein behauen wurde.
Die Erklärung, welche Michelot für das abweichende
Verhalten der beiden Materialien gab, ist folgende: Während der poröse Stein
Vergelet aus runden Muscheltheilen und Sandkörnern besteht, welche nur an den
Berührungsflächen mit einander verkittet sind, das Wasser also ungemein leicht bei
seiner Ausdehnung aus den Poren wieder entweichen kann, setzt der andere Baustein
dem allerdings nur in geringer Menge absorbirten Wasser grossen Widerstand entgegen, verhindert
seinen Austritt bei Frostbildung und gibt so zu Zerstörungen Veranlassung.
Verf. schliesst aus dem Verhalten dieser beiden Gesteinsarten, dass das in der
Keramik für Erlangung frostbeständiger Wandfliesen zu erstrebende Ziel darin
besteht, eine möglichst porös brennende Thongattung einseitig mit dicker Emaille zu
versehen. Das in dieselbe eindringende Wasser wird dann immer Gelegenheit finden,
nach innen zurückzuweichen und der Frost wird die Wand nicht beschädigen.
Dieser letzteren Anschauung widerspricht lebhaft Em.
Bourry, Redacteur des Moniteur de la Céramique et
Verrerie (Monit. industrielle, 1890 S. 359).
Gerade dadurch, dass wir die Fliesen emailliren, verwehren wir dem Wasser seinen
freien Austritt aus dem Steine. Das absorbirte Wasser beginnt dort zu frieren, wo es
der kalten Atmosphäre am nächsten steht, und wie gross auch die Poren sein mögen,
welche den emaillirten Ziegel durchsetzen, fast immer werden sie dem durch die ganze
Steindicke zurücktretenden Wasser einen grösseren Widerstand entgegensetzen als die
dünne Emailschicht, welche feinere Fayancen bedeckt.
Wenn dennoch manche Sorten emaillirter Waare dem Froste widerstehen, so liegt der
Grund darin, dass die bleireiche Glasur bis zu einer gewissen Tiefe in die Masse
eindringt, sich mit ihr vereinigt und die Oberflächen schiebt auf diese Weise
widerstandsfähiger macht.
Wer emaillirte, poröse Waare verwenden will, wird gut thun, dieselbe dort
anzubringen, wo kein Wasser in dieselbe oder in die umliegende Ziegelmasse dringen
kann. An exponirten Stellen dagegen, an geneigten Wänden, für Dachbedeckung,
verwende man unglasirte Steine oder, um sicher zu gehen, dichte, nicht poröse
Thonwaaren, wie das Porzellan.
Die Prüfung und die Festigkeitseigenschaften der
Ziegelsteine bespricht Max Gary (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 15 S. 501 und 521). Verf.
hebt u.a. den Unterschied hervor, welcher zwischen den Bestimmungen der Münchener
Conferenz und der jetzt gebräuchlichen Methode der Prüfung der Frostbeständigkeit in
der königl. preussischen Prüfungsstation für Baumaterialien besteht. Während die
Münchener Conferenz ein 25maliges Gefrieren der Steine verlangt, begnügt man sich
daselbst mit einem 24 Stunden langen Verweilen der Steine in einem mit einer
Kältemischung umgebenen Kasten.
Aus den Tabellen der kgl. preussischen Versuchsstation hat Verf. eine kleinere
Tabelle über die Festigkeitseigenschaften der Ziegelsteine zusammengestellt und
mitgetheilt.
Wir ersehen aus denselben, dass die Festigkeit der Klinker etwa zwischen den Grenzen
450 und 790k/qc,
die der Hartbrandsteine zwischen 360 und 400k/qc, die der Mittelbrandsteine zwischen 224 und 366
und die der Schwachbrandsteine zwischen 140 und 220k/qc im lufttrockenen Zustande
schwankt.
Die Festigkeit der Steine ist unabhängig vom specifischen Gewichte derselben.
Bei allen Steinen hat durch die Wasseraufnahme eine Festigkeitsverminderung
stattgefunden, die indessen zur Wasser aufnähme selbst in keinem Verhältnisse steht,
denn während z.B. einige Ziegel mit 17, 24, 26 und 28 Proc. Wasser aufnähme weniger
als 1 Proc. Festigkeitsverlust erleiden, haben andere Steine mit 5 und 14 Proc.
Wasseraufnahme mehr als 4 Proc. Festigkeitsverlust durch Wasseraufnahme
erlitten. Im Durchschnitte ist der Festigkeitsverlust durch Wasseraufnahme
unabhängig von dem Grade des Brandes der Steine, denn Klinker und Schwachbrandsteine
gleicher Dimensionen haben 1,8 bezieh. 2,2 Proc. Festigkeitsverlust erlitten.
Durch Gefrierenlassen der mit Wasser gleichmässig durchtränkten Ziegel entsteht im
Inneren derselben eine Spannung, welche die Theilchen
der Ziegel zu trennen sucht. Bei Frost unter Wasser steht diesen Spannungen der
Druck des umgebenden Eises entgegen und hält einem Theil des ersteren das
Gleichgewicht. Der Festigkeitsverlust der unter Wasser gefrorenen Steine liegt
durchaus dem der wassersatt ohne Frost geprüften näher, als dem der trocken
ausgefrorenen Steine.
Der Aufsatz enthält auch eine Beschreibung der zur Festigkeitsprüfung gebräuchlichen
Methoden und Apparate.
Eine Reihe interessanter Gesichtspunkte enthält eine Arbeit von Prof. L. Petrik über die Constitution
der Pink-colour. Obwohl die Herstellung dieser Farbe seit den ersten
Decennien dieses Jahrhunderts bekannt ist, so haben sich doch nur wenige Chemiker an
das Studium dieses interessanten Körpers gemacht, während über Ultramarin und den
Cassius'schen Purpur ganze Reihen von Abhandlungen
vorliegen.
Die Verbindungen des Zinnes mit Chrom hat hauptsächlich Leykauf untersucht. Nach LeykaufJourn. pr. Chem., Bd. 19 S. 127.
erhalten wir:
1) Zinnsaures Chromoxyd durch lebhaftes Glühen des
chromsauren Zinnoxydes als dunkelviolette Masse, welche die Glasuren rosenroth bis
violett färbt.
2) Uebersaures zinnsaures Chromoxyd, Minerallack (Laque
minerale). 50 Th. SnO2 mit 1 Th. Cr2O3 heftig geglüht
liefern eine aus feinen Krystallen und Glaskügelchen bestehende Masse von schöner,
dauerhafter Lilafarbe.
Pink-colour wäre nach Leykauf Minerallack, gemengt mit
zinnsaurem Kalk, und wird nach Malaguti erhalten durch
Glühen von 100 Th. Zinnoxyd, 34 Th. Kreide und 1 bis 1,5 Th. Chromoxyd oder 3 bis 4
Th. K2CrO4.
3) Chromsaures Zinnoxyd, Die Lösung von Zinnchlorid gibt
mit chromsaurem Kali einen gelben Niederschlag. Derselbe geht nach dem Glühen in
zinnsaures Chromoxyd über.
Petrik denkt sich den Vorgang bei der Operation 3) wie
folgt:
SnCl4 + 2K2CrO4 + H2O = H2SnO3 + 4KCl + 2CrO3
oder
SnCl4 + 2K2Cr2O7 + H2O = H2SnO3 + 4KCl
+ 4CrO3.
Die nach dieser Formel ausgeschiedene Zinnsäure hält die Chromsäure nur mechanisch
zurück, wie man sich durch vollständiges Auswaschen derselben überzeugen kann.
Die Analyse der bei 100° C. getrockneten, nicht vollständig ausgewaschenen Zinnsäure
bestätigt diese Voraussetzung. Wir finden die Zahlen: SnO2 81 bis 71 Proc., H2O 8,5 bis 7,6 Proc.,
CrO3 6,4 bis 12,1 Proc. und KCl 3 bis 8,0
Proc.
Durch Brennen dieser Masse erhält man violetten Minerallack und nicht zinnsaures
Chromoxyd, wie Leykauf meint, der aber immer noch
lösliche Chromsäure enthält.
Verf. versuchte durch Zusammenschmelzen von Kaliumchromat, Salpeter und Zinnchlorür
das zinnsaure Chromoxyd zu gewinnen, immer aber erhielt er Körper, die nur wenig
Chromoxyd enthalten, z.B.:
a
b
SnO2
95,93
95,98
Cr2O3
3,28
4,03
––––
–––––
99,21
100,01
a wurde auf Umwegen, b direct gewonnen.
Selbst Spuren von Chromoxyd genügen, um grosse Mengen Zinnoxyd violett zu färben.
Um zu sehen, ob das Entstehen der Pinkfarbe an Zinnoxyd allein gebunden sei, dehnte
Verf. seine Versuche auf Thonerdesalze aus. Petrik
corrigirt bei dieser Gelegenheit die Angaben von Fairrie,
Eliot u.a., dass der Niederschlag, den Kaliumchromat in Alaunlösung
hervorbringt, Aluminiumchromat Al2O3CrO3 sei. Er konnte
das von diesen Forschern angegebene, der obigen Formel „nahe“ Atomverhältniss
nicht finden. Der chemische Vorgang ist nach Petrik
folgender:
Al2(SO4)3 + 3CrO4K2 + 3H2O
= Al2(OH)6 + CrO3 + 3K2SO4.
Der durch Pressen erhaltene Niederschlag wird durch Glühen grün. Wäscht man nun das
überschüssige Kaliumchromat aus, so erhält man einen, dem Pink ähnlichen rothen
Körper.
Derselbe Körper kann auch durch Glühen von gefällter Thonerde mit etwas K2CrO4, Auswaschen
und abermaliges Glühen erhalten werden, die rothe Farbe ist demnach nicht an die
Gegenwart von Zinnoxyd gebunden.
Zu ähnlichen Resultaten kommt man auch durch Fällen von gleichen Molekülen Bittersalz
und Ammoniakalaun und ½ Mol. Chromalaun mit Ammoniak und Glühen des Niederschlages.
Ersetzt man die Magnesia durch Kalk, Baryt, Strontian, so erhält man Körper, die bei
Tageslicht grün, bei Lampenlicht roth erscheinen.Die durch
Cr2O3
gefärbte Porzellanglasur erscheint bei Tageslicht grün, bei Lampenlicht
grau. (D. Ref.)
Petrik schliesst aus seinen interessanten Versuchen,
dass im Pink kein zinnsaures Chromoxyd vorliege, sondern dass eine rothe
Chromverbindung, wahrscheinlich Chromoxyd im fein zertheilten Zustande auf der
indifferenten Zinnsäure niedergeschlagen, die rothe Farbe verursacht.
Die Entdeckung, dass man Pink auch mit Thonerde herstellen kann, ist für die Praxis
insofern von Bedeutung, als es auf Grundlage dieser Erfahrungen gelingen dürfte, ein
im Scharffeuer beständiges Unterglasurroth zu gewinnen.
Roth unter der Glasur auf Steingut von G. Steinbrecht (Sprechsaal, 1891 S. 123).
Ueber die Herstellung der mit Gold gefärbten
Steingutglasuren schreibt H. Hecht (Thonindustrie-Zeitung, 1891 S. 694).
Die Verwendbarkeit der Titansäure1 k Titansäure
kostet 50 M., gereinigter Rutil mit 99 Proc. TiO2 nur 6 M. das Kilo.
in der Keramik wurde im Sprechsaal, 1891 S. 570, hervorgehoben.
Chemisch reine Titansäure gab, mit einer Fritte für Unterglasurfarben versetzt, auf
kalkigem Steingut unter bleiischer Glasur eine röthlichgelbe, Rutil eine dunkelgelbe
Farbe von prachtvoller Wirkung.
Wird im Pinkpräparate das Zinnoxyd durch Titansäure oder Rutil ersetzt, so erhält man
brauchbare, röthlichgelbe Unterglasurfarben.
Ersetzt man in gelben Farbkörpern, die aus Zinnoxyd, Antimonsäure und Bleioxyd
bestehen, das Zinnoxyd durch Titansäure, so erhält man eigelbe, sowohl als
Unterglasurfarbe, als auch mit Fluss 1 : 9 versetzt, als Majolikafarbe verwendbare
Farbkörper. Titansäure mit Kobaltoxydul versetzt, gibt gelbgrüne Farbkörper. Endlich
werden Glassätze mit Rutil und etwas Zinkstaub versetzt prächtig violettblau
bis rothviolett gefärbt.
Als Beispiel sei hier die Mischung für den Farbkörper III für Gelb angeführt:
Rutil
18
Th.
Antimonsäure
36
„
Minium
46
„
In der 27. Generalversammlung des deutschen Vereins für
Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement hielt Prof. Seger einen Vortrag über Thonfärbung durch Eisenoxyd. Es wurden Thone mit verschiedenem
Eisengehalte gemischt und die Färbung der durch Brennen dieser Thone erzielten
Scherben beobachtet. Folgende fünf Thone kamen dabei in Betracht: Der Helmstedter
mit 21,3 Proc. Fe2O3, der Rathenower Thon mit 8,02 Proc. Fe2O3, der Belgernsche Thon mit 4,63 Proc. Fe2O3, dann der
Tschirner mit 1,02 Proc. Fe2O3 und der Löthhainer mit 0,8 Proc. Fe2O3 im geglühten
Zustande.
Es ergab sich zunächst als interessantes Resultat, dass der Eisenoxydgehalt von mehr
als 9 Proc. die Farbe des Thones nicht erheblich beeinflusst, so dass ein Thon von
21 Proc. Fe2O3 nach
dem Brennen ebenso dunkelroth gefärbt erscheint, als ein Thon von 9,9 Proc.
Erhebliche Farbenschwankungen treten erst bei niederem Eisengehalte auf. Ferner
spielt bei der Färbung der Thone nicht bloss die Quantität des Eisens eine grosse
Rolle, sondern auch die Constitution der Thone, die Art der mechanischen
Vertheilung, die Stärke des Brandes und der Gang des Feuers eine Rolle. Belgernscher
Thon mit 4,6 Proc. Fe2O3 brennt intensiv gelb; ein Gemenge von Helmstedter und Löthhainer Thon
mit 4,2 Proc. Fe2O3
dagegen blassroth.
In folgenden Tabellen sind die Resultate der Versuche zusammengestellt.
I.
Helmstedter Thon
mit Löthhainer Thon.(Eisenoxydgeh. 21,3 Proc.)
(Eisenoxydgeh. 0,8 Proc.)
Färbung
Eisen-oxydgeh
Reiner
Helmstedter
Thon
21,3
10 Th.10 „10 „ 8 „
Helmstedter„„„
4 Th. 8 „10 „10 „
Löthhainer„„„
dunkelrothnichtwesentlichverschieden
15,412,211,0 9,9
6 „
„
10 „
„
roth
8,5
5 „
„
10 „
„
heller roth
7,6
4 „
„
10 „
„
noch heller
6,6
3 „
„
10 „
„
hellroth
5,5
2 „
„
10 „
„
gelb
4,2
1 „
„
10 „
„
hellgelb
2,7
½ „
„
10 „
„
weissgelb
1,8
¼ „
„
10 „
„
fast weiss
1,3
Reiner
Löthhainer
weiss
0,8
II.
Rathenower Thon
(geschlämmt).(Eisenoxydgeh. 8,0 Proc.)
Belgernscher Thon.(Eisenoxydgeh. 4,6
Proc.)
Färbung
Eisen-oxydgeh
Reiner
Rathenower
dunkelroth
8,0
10
Th.10 „10 „10 „10 „10 „ 8 „ 4 „ 6 „ 2 „ 1 „
½ „
Rathenower„„„„„„„„„„„
1 Th. 2 „ 4 „ 6 „ 8 „10 „10 „10 „10 „10 „10 „10 „
Belgernscher„„„„„„„„„„„
Die Färbungen nehmenganz regelmässig ab
7,77,47,06,76,56,36,15,95,65,24,94,8
Reiner Belgernscher Thon gelb
4,6
Bei stärkerem Brande sind die Färbungen etwas dunkler, mehr ins Braune gehend, aber
gleichmässig nachlassend.
III.
Helmstedter Thon und Tschirner
Thon.(Eisenoxydgeh. 21,3 Proc.) (Eisenoxydgeh. 1,0
Proc.)
Färbung
Eisen-oxydgeh
10 Th.
Helmstedter
4 Th.
Tschirner
dunkelroth
15,5
10 „
„
8 „
„
„
12,3
8 „
„
10 „
„
„
10,0
6 „
„
10 „
„
„
8,6
½ „
„
10 „
„
hellgelb
2,0
¼ „
„
10 „
„
heller gelb
1,5
Reiner Tschirner Thon
fast weiss
1,0
Die zwischen der 4. und 5. Reihe ausgelassenen Proben ergaben sehr wechselnde
Färbungen und konnten dieserhalb nicht benutzt werden.
IV.
Belgernscher Thon und
Löthhainer Thon.(Eisenoxydgeh. 4,6 Proc.) (Eisenoxydgeh. 0,8
Proc.)
Färbung
Eisen-oxydgeh
Reiner
Belgernscher
Thon
gelb
4,6
10 Th.
Belgernscher
2 Th.
Löthhainer
heller
4,0
10 „
„
6 „
„
gelb
3,2
10 „10 „ 8 „ 6 „ 4 „ 2 „ 1 „
„„„„„„„
8 „10 „10 „10 „10 „10 „10 „
„„„„„„„
ganz allmählichin weiss
über-gehend
2,92,72,52,21,91,41,1
Reiner Löthhainer Thon
0,8
(Fortsetzung folgt.)