Titel: | Ueber die Fabrikation des Phosphors. |
Autor: | J. B. Readman, B. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 115 |
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Ueber die Fabrikation des Phosphors.
Von J. B. Readman in
Edinburg.
(Journal of Society of
Chemical Industry, 1891 445.)
Ueber die Fabrikation des Phosphors.
Readman hat schon früher Versuche mitgetheilt, welche in
der Absicht angestellt wurden, die Fabrikation des Phosphors dadurch billiger zu
gestalten, dass die Anwendung von Schwefelsäure zur Zersetzung der Calciumphosphate,
sowie von feuerfestem Thon zur Ausfütterung der Retorten, in denen die getrocknete
Mischung von Phosphorsäure und Kohle destillirt wird, ganz umgangen wird. Diese
Versuche zeigten, dass Kieselsäure in Form von Sand, Quarz, Feuerstein u.s.w. innig
und im bestimmten Verhältniss mit Calciumphosphat und Kohle gemischt, bei höherer
Temperatur im Stande ist, allen Phosphor aus der Mischung auszutreiben, und dass bei
guter Condensationsvorrichtung eine sehr grosse Menge Phosphor gewonnen werden
kann.
Weitere Versuche wurden angestellt, um ausfindig zu machen, ob zur
Phosphorfabrikation natürliche Phosphate des Kalkes, welche aus den Vereinigten
Staaten, Canada, Frankreich, Spanien, Belgien und Norwegen u.s.w. eingeführt werden
und als Rohmaterial für die Super- und Doppelphosphatfabrikation dienen, ebenfalls
verwendbar sind, ebenso ein Aluminiumphosphat, welches unter dem Namen „Redonda
Phosphat“ in den Handel kommt. Es ergab sich, dass diese Phosphate bei
Anwendung geeigneter Flussmittel ebenso gut zu verarbeiten sind als Calciumphosphat.
Manche Schwierigkeiten verursachte die Auffindung eines passenden Apparates für
diese Art der Destillation. Retorten waren aus ökonomischen Rücksichten und wiegen
ihrer geringen Haltbarkeit nicht am Platze, ebenso wenig der Hochofen.
Dagegen ergaben Versuche, den Phosphor elektrolytisch abzuscheiden, so
vielversprechende Ergebnisse, dass am 18. October 1888 ein diesbezügliches
vorläufiges Patent angemeldet wurde.
Zwecks Prüfung des Verfahrens im Grossen schloss Readman
einen Vertrag mit der Firma Cowles and Co. Ld. in
Milton bei Stoke on-Trent, der bekannten Aluminiumfabrik,
betreffs Ueberlassung der gesammten elektrischen Energie für gewisse Stunden des
Tages, sowie für Abtretung eines kleinen Theiles ihrer Werke. Die Werke besitzen
Dampfkessel System Babcock-Wilcox und eine 600pferdige
wagerechte Compoundmaschine (Tandem). Die Dynamomaschine liefert einen Strom von
5000 Ampère bei 50 bis 60 Volt Spannung und war 1888 die grösste Maschine, was
Stromerzeugung anbetrifft. Ein im Stromkreise eingeschalteter Sicherheitsschluss,
dessen Durchschmelzbarkeit zu 8000 Ampère berechnet ist, besteht aus einem Gitter
von 12 Bleiplatten, von denen jede 3½ Zoll × 1/10 Zoll (engl.) dick ist. Ein Voltameter, welches
8000 Ampère zu messen gestattet, ist in den Stromkreis eingeschaltet. Die Elektroden
bestehen aus einem Bündel von 9 Kohlestäben. welche in einem gusseisernen Kopfe
befestigt sind. Diese Eisenköpfe sind durch Kupferstreifen an die Leitungsdrähte
angeschlossen.
Die elektrischen Oefen sind rechteckige Wannen aus feuerfesten Steinen von einem
inneren Fassungsraum von 60 20 × 36 Zoll (engl.). An beiden Seiten befinden sich
Röhren, durch welche die Elektroden eingeführt sind. Durch einen
Schraubenmechanismus lassen sich die Elektroden auf- und niederschrauben. Durch
einen solchen Ofen wurde der ganze erzeugbare Strom geleitet und als Rohmaterialien
reines Magnesium, Aluminium- oder Calciumphosphat ohne jeglichen Zusatz verarbeitet,
denn nur, wenn sich aus diesen der Phosphor direct abscheiden liess, war es möglich,
die übliche Erzeugungsweise an Billigkeit zu übertreffen. In den Oefen, wie sie in
Milton construirt wurden, war die Vertheilung der Wärme im Inneren eine äusserst
ungleichmässige. An einigen Stellen war dieselbe so intensiv, dass aller Sauerstoff
aus dem Rohmaterial ausgetrieben wurde und sich Legirungen von Eisen, Aluminium und
Calcium mit mehr oder weniger Silicium und Phosphor bildeten. Einige derselben sind
von wissenschaftlicher Bedeutung und werden später beschrieben werden.
Am 5. December 1888 nahm Parker in Wolverhampton
ebenfalls ein vorläufiges Patent, Phosphor auf elektrischem Wege zu erzeugen. Readman und Parker
vereinigten sich nun und gründeten eine Gesellschaft und eine Fabrik in der Nähe von
Wolverhampton zwecks Durchführung ihrer Verfahren im Grossen. Die Anlage ist kurz
folgende: Drei Kessel, System Babcock-Wilcox, welche in
der Stunde je 2500 k Wasser verdampfen können, erzeugen eine Dampf kraft von je 160
. Die Wasserröhren sind 18 Fuss (engl.) lang und 4 Zoll (engl.) im
Durchmesser. Die Gesammtheizfläche jedes Kessels ist 1619 Quadratfuss (engl.), die
Rostoberfläche 30 Quadratfuss. Die Kessel werden auf 160 Pfd. = 80 k Ueberdruck
gehalten. Die Maschine (eine Triple-Compoundmaschine) ist der für Torpedoboote
ähnlich und wurde von der Yarrow Shipbuilding Co.
erbaut. Die Maschine liefert mit Condensator 1200 ind. und ohne Condensator
250 weniger. Bei 85 k Druck läuft die Maschine 350 Touren in der Minute; dieselbe
ist aber für 700 ind. mit 80 k Dampfdruck ohne Condensation und 300 Touren
in der Minute umgeändert. Die Dynamomaschine, System Elwell-Parker, erzeugt Wechselstrom von 400 Einheiten = 536 ind. .
Der Erregerstrom wird durch eine kleine Elwell-Parker-Maschine erzeugt, welche einen Strom von 90 Ampère und 250 Volt
bei 800 Touren in der Minute liefert. 60 bis 70 Volt werden von der
Wechselstrommaschine ausgenutzt, der übrige Strom dient zur elektrischen Beleuchtung
mit Accumulatorenbetrieb.
Der Process wird wie folgt ausgeführt: Der Strom wird durch die mit den
Rohmaterialien beschickten Oefen geleitet und die dem Ofen entweichenden Dämpfe in
Kupfercondensatoren verdichtet, von denen der erste von heissem, die übrigen von
kaltem Wasser umspült werden. Die Schlacke wird durch ein Ausflussrohr am Boden
abgelassen und von oben frisches Rohmaterial aufgegeben. Dieser Betrieb kann Tage
lang ununterbrochen geführt werden.
Die Charge kann bis zu 15 Proc. Phosphor enthalten, und das Gewicht der Schlacke
beträgt etwa die Hälfte der ursprünglichen Rohmaterialien; da die Schlacke nur noch
1 Proc. Phosphor enthält, so ist daraus ersichtlich, wie vollkommen die Zersetzung
bewirkt wird. Den Rohphosphor, obgleich schon ziemlich rein, raffinirt man auf die
gewöhnliche Art und Weise.
An diesen im Auszuge mitgetheilten Vortrag, welcher in der Philosophical Institution
zu Edinburg gehalten wurde, knüpfte sich eine Discussion, in deren Verlauf Readman noch folgende Mittheilungen machte:
Thomasschlacke war das erste Rohmaterial, welches versucht wurde, jedoch erwies sich
dasselbe nicht als tauglich, weil sich ein Theil des Phosphors bei der Fabrikation
mit Eisen zu Phosphoreisen umsetzte, welches 23 bis 24 Proc. Phosphor enthält, und
da Eisen in der Thomasschlacke genug vorhanden ist, so wurde fast aller Phosphor vom
Eisen aufgenommen. Das Phosphoreisen entspricht der Formel Fe2P3 und stellt eine
stahlgraue, harte und sehr spröde Masse von krystallinischem Bruch dar. Es ist
leicht schmelzbar und ganz unlöslich in Salz- und Salpetersäure, in Schwefelsäure
dagegen löst es sich allmählich. Die Schwierigkeit, die Temperaturdifferenzen in den
Oefen anlangend, wurde dadurch überwunden, dass man die Grösse des Ofenraumes etwas
verringerte.
Die Chamottesteine der Oefen wurden nicht so sehr angegriffen, da die Hitze zwischen
den Polen concentrirt war. Die Kohlestäbe werden in Amerika fabricirt und kosten 8
bis 10 M. das Stück. Das Ziehen der Schlacke geschieht ähnlich wie beim Hochofen.
Die Schlacke ist flüssig genug, um unter dem Druck der obenauf lastenden Charge
ausgetrieben zu werden. Der leichte Fluss der Schlacke ist ein Zeichen, dass der
Phosphor ausgetrieben ist. Der Verlust an Phosphor in Form von Phosphoreisen geht
aus folgenden Zahlen hervor: 127 Th. Rohmaterial wurden verarbeitet; dieselben
enthielten bei 13 Proc. Phosphor 16,6 Th. Phosphor, von denen 14,3 Th. verflüchtigt
und 2,3 Th. als Phosphoreisen verloren wurden. Es gingen somit 86 Proc. des
Phosphors in die Condensationsapparate.
B.