Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 116 |
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Fortschritte in der
Thonindustrie.
(Fortsetzung des Berichtes S. 91 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Fortschritte in der Thonindustrie.
Einiges über Formgebung, Trocknen und Brennen von
Thonwaaren.
Textabbildung Bd. 284, S. 116Fig. 1.Thonreiniger von Jüngst. Nach F. Wagner hat sich der C. Jüngst'sche Thonreiniger namentlich in der vom Verf. (Thonindustrie-Zeitung, 1891 S. 237) gegebenen Form bewährt. Nach der
Patentbeschreibung (D. R. P. Kl. 80 Nr. 47130 vom 19. August 1888) besteht derselbe
aus einem Siebkopfe AB (Fig.
1), an welchem zwei oder mehrere sich gegenüberliegende Siebflächen E aus gespannten Drähten angeordnet sind, deren
Gesammtflächen bedeutend grösser sind, als die der Eintrittsöffnung in den Siebkopf
A. Die Siebrahmen D,
welche die leicht auswechselbaren Siebe E tragen,
werden durch eine Presschraube G oder eine andere
geeignete Verschlussvorrichtung verschlossen, nach deren Lösung die um die
Scharnierbolzen F drehbaren Wände zur Reinigung des
Siebkopfes umgeklappt werden können.
Textabbildung Bd. 284, S. 116Thonreiniger von Jüngst. Die von F. Wagner beschriebene Form (Fig. 2 und 3) besteht aus einem
kurzen Thonschneider, welcher die zu reinigende Masse dem quadratischen Drahtsiebe
zuführt. Dasselbe ist in einer thürartigen Verlängerung des Thonschneiders
angebracht und leicht auswechselbar befestigt. An jeder Seite des Thonreinigers
befindet sich eine derartige Siebthür mit Siebrahmen, so dass, wenn das eine Sieb in
Thätigkeit ist, das andere gereinigt werden kann. Während des Wechselns der
Siebthüren wird der Betrieb des Reinigers ausgeschaltet, die Schraube gelöst, die
Thür herumgeschlagen, die andere zugemacht und eine Schraube angezogen.
Die ganze Manipulation dauert ½ Minute, wodurch der Betrieb nicht gestört wird. Der
Reiniger hat während einer ganzen Campagne stündlich den Thon zu etwa 1400 Steinen
gereinigt; die erforderliche Kraft ist nicht grösser als die zu Walzwerken
gebrauchte, der Stein ist tadellos und steif gepresst.
A. Pein construirt, um Brüchen, die bei Thonwalzwerken
leicht eintreten können, vorzubeugen, andererseits die Leistungsfähigkeit der
Thonwalzen zu erhöhen, ein Thonwalzwerk mit
Abreissbolzen,
Fig. 4 (Thonindustrie-Zeitung, 1891 S. 83). Die bisher gebräuchlichen Gummioder
Federpuffer sind unzuverlässig, weil sie nachgeben, wenn eine grössere Schaufel voll
zu verarbeitendes Material aufgegeben wird, wodurch ein schlechteres Verarbeiten
desselben bedingt wird.
Andererseits ist das Abrücken der Walzen von einander begrenzt, was wieder zu Brüchen
Veranlassung geben kann. Bei dem vorliegenden Walzwerke, dessen Construction aus der
Zeichnung Fig. 4 ersichtlich ist, sind diese
Uebelstände vermieden.
Textabbildung Bd. 284, S. 116Fig. 4.Thonwalzwerk mit Abreissbolzen von Pein.H. J. B. Schäfer schlägt vor, in der Chamotteindustrie zur Zerkleinerung des
Thon es die Rüben- oder Kartoffelreibe anzuwenden; nur müsste man die
gezahnten Bleche durch glatte Stahlbleche ersetzen. Diese Maschinen hätten den
Vortheil, zähen Thon ohne vorherige Trocknung zu zerkleinern. Demselben Zwecke
könnten auch die Holländer der Papierfabriken dienen. In derselben Abhandlung ist
eine Maschine zur Herstellung von Formsteinen beschrieben, die dort Verwendung
finden kann, wo es sich um Herstellung derselben in grösser Menge handelt (Thonindustrie-Zeitung, 1890 S. 338; vgl. die Entgegnung
Thonindustrie-Zeitung, 1890 S. 426).
Textabbildung Bd. 284, S. 116Kachelpresse von Krüger. Die durch grosse Einfachheit sich auszeichnende Kachelpresse von A. Krüger in Wittenberge (D.
R. P. Nr. 58809 vom 28. Januar 1891), Fig. 5 bis 7, besteht aus dem vom
Tische A, den Füssen B,
den Säulen C und dem Presskopfe D gebildeten Gestelle, an welchem die beweglichen Theile in der folgenden
Weise angeordnet sind: Auf dem Tische A sind in
wagerechter Richtung zwei Formenhälften EE
verschiebbar. Die Bewegung derselben wird durch mit denselben gelenkig verbundene
Stangen F herbeigeführt, welche ihrerseits an die
Kurbeln GG der im Gestelle gelagerten Wellen HH angeschlossen sind. Die Haken N mit dem Hebel P dienen
dazu, ein Auswärtsgleiten der Formtheile während des Pressens zu verhindern.
Der Presstempel M ist mittels zweier Gelenke an ein Paar
von Stangen VV angeschlossen, welche den unteren Theil
des Kniehebels V1V1 bilden, deren
Scheitelpunkte mittels einer mit Rechts- und Linksgewinde versehenen Spindel R gegen einander verstellt werden können.
Der äussere und untere Theil des Presstempels, sowie das eigentliche Profil der
Formen ist aus Gyps hergestellt.
Zum Entfernen der fertig gepressten Kachel werden die beiden Formhälften EE von einander gerückt; die noch an dem etwas
konischen Presstempel hängende Kachel verliert ihren Halt und fällt herunter.
Das Verfahren zum setzfertigen Bearbeiten von Ofenkacheln und
anderen glasirten Thonwaaren von H. Herzog (D.
R. P. Nr. 50427 vom 26. Juli 1889) besteht darin, dass die Kacheln u. dgl. der
Arbeitsfläche eines rotirenden Schleifsteines in der Weise zugeführt werden, dass
der Schleifprocess an der Glasurseite beginnt, wodurch einem Absplittern der Glasur
vorgebeugt wird.
Maschine zum Abschneiden von Kacheln, Fliesen u. dgl. vor dem
Brennen von Paul Windisch in Meissen (D. R. P.
Kl. 80 Nr. 51236 vom 10. August 1890). Die Kachel wird mittels einer geeigneten
Vorrichtung auf dem an seiner Oberfläche gehobelten, ebenen Tisch festgehalten. In
letzterem sind für vier Messerpaare je zwei sich rechtwinklig kreuzende
Prismenführungen angeordnet; durch ein entsprechendes Verschieben je zwei
gleichliegender Prismen werden je zwei sich gegenüberliegende Kachelränder genau
rechtwinklig zu einander abgeschnitten.
Nach der Herausnahme der Kacheln aus der Maschine werden die gebildeten Einschnitte
durch Einstreichen des entstandenen Grates in einer dünnen Schicht gedeckt, damit
die aufzubringende Glasur nicht in dieselbe eindringen und eine feste Verbindung
zwischen den getrennten Theilen herstellen kann. Nach erfolgtem Brennen lässt sich
das überstehende Material leicht in genau gleich breiten Stossflächen abtrennen.
Bock sprach in der 27. Generalversammlung des Vereins
für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren u.s.w. über die Falzziegelfabrikation. Von Jahr zu Jahr hat sich die Fabrikation von
Falzziegeln gehoben und so enorme Fortschritte gemacht, dass es nur eine Frage der
Zeit sein wird, dass dieselben allein von Bedeutung sein werden und andere Waare
sich nur in jenen Gegenden halten wird, in denen sie seit alter Zeit mit Erfolg
fabricirt wird. So ist man der Vorzüglichkeit der Lausitzer Biberschwänze wegen von
der Festsetzung eines Normalformates für Falzziegel wieder abgekommen.
Die wirklichen Falzziegel, die französischen, werden bekanntlich stückweise zwischen
zwei Gypsformen gepresst; die Strangfalzziegel treten dagegen aus einer Walzenpresse
als continuirliches Band heraus und werden in irgend einem Abschneideapparate
geschnitten. Die erste und bekannteste Construction ist eine Constanzer Erfindung
von Stabler bezieh. Schmitz.
Redner führte der Versammlung nun eine neue Form der Falzziegel vor, auf welche ein
Herr Schmidt in der Schweiz und in Oesterreich ein
Patent erlangt hat. Dieser Ziegel unterscheidet sich von den Schmitz-Stabler'schen dadurch, dass ein Abschneiden des Blättchens nicht
nöthig ist, um die gleichmässige Bedeckung zu erreichen. Ein zweiter Vortheil,
den man erreicht, ist das Hohlmachen des Scherbens, wie wir es aus der
Verblenderindustrie kennen. Man erzielt hierdurch eine bessere Trocknung und
Materialersparniss. Die Oeffnung der hohlen Theile ist so dünn, dass durch einen
Drahtabschnitt die Oeffnung geschlossen wird. Man hat hier die Rippen der
französischen Ziegel verlassen und ist auf den alten Biberschwanz zurückgegangen,
nur dass die gefährliche Stelle des Biberschwanzes, die Vertikalfuge, in Rippen nach
dem Princip des Falzes umgeändert wurde. Die durchgehenden Löcher lassen ein
Anbringen des Falzes in der Mitte zu; man erhält mit diesen Ziegeln ein Dach vom
Aussehen eines Biberschwanzdaches. Die Fugen sind durch Falze gänzlich gedeckt.
Dieser Ziegel wiegt 2,6 k, der Stabler-Schmitz'sche 2,4
k und der französische durchschnittlich 2,9 k.
Andere Arten neuerer Falzziegel verlangen eine Deformirung, eine Abänderung des
Stranges auf mechanischem Wege im Abschneideapparate. Das System Schlickeisen construirt seinen Strang so, dass in der
Mitte genug Material aufgespeichert ist, um die Ueberdeckung einerseits und die Nase
andererseits hervorzubringen. Zwei Formen, welche auf einander drücken, bewirken
dies und man hat dann ein Abschneiden der Nase unter der ganzen Fläche nicht
nöthig.
Textabbildung Bd. 284, S. 117Vorrichtung zur Herstellung hohler Steine von Weyhe. Zur Herstellung profilirter Formsteine ist die Anwendung von Druck,
welcher aus dem Inneren gegen die Aussenwände gerichtet ist, vortheilhaft. Dieser
Forderung sucht W. Weyhe in Bremen durch seine Vorrichtung zur Herstellung hohler Steine Genüge zu leisten (D. R. P. Nr. 57458 vom 2. September 1890). Ein
Pressbeutel AA (Fig. 8 und 9) findet an dem
Mundstücke D und an dem bei C siebartig durchlöcherten Rohrstücke B
Befestigung. Diese Vorrichtung wird in den Formkasten gelegt und letzterer mit
schwach angefeuchteter pulverförmiger Mörtel- oder Thonsubstanz angefüllt. Nach
Verschluss des Formdeckels wird durch den Rohrstutzen E
comprimirte Druckflüssigkeit in den Pressbeutel gedrückt, während am Rohrende, bei
F, gleichzeitig eine Evacuationspumpe angesetzt
wird. Erstere drückt den Formbeutel gegen die Wände, letztere saugt die
überschüssige Luft durch C aus dem Füllmaterial. Nach
genügender Pressung wird der Ablaufhahn G geöffnet und
bei F Luft eingepumpt. Die Luft, von aussen wirkend,
drückt den Pressbeutel zusammen, so dass letzterer sammt Rohrstück aus dem
fertigen Hohlkörper entfernt werden und zu neuer Pressung verwendet werden kann.
P. Larsen fasst die Vortheile des Cohrs'schen Trockenverfahrens für Ziegeleien in folgenden zwei Punkten zusammen27.
Generalversammlung des Vereins für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk
und Cement 1891.:
Textabbildung Bd. 284, S. 118Fig. 10.Trockenvorrichtung von Cohrs. 1) erreicht man eine Concentrirung des Betriebes, sowie den Vortheil, dass
der Transport unter Bedachung vor sich geht; 2) eine recht bedeutende Erhöhung der
Temperatur der zum Trocknen auszunutzenden Luft, so dass man die Ziegeleicampagne 2
bis 3 Monate über die frühere Zeit des Betriebes ausdehnen kann, was für die
Rentabilität von grosser Bedeutung ist.
Die jetzt in Kopenhagen angewendete Form hat sich allmählich aus der alten
herausgebildet (Fig. 10). Im Gegensatze zu anderen
Constructionen wird der Transportgang ausserhalb der Trockenkammern angebracht; es
wird dadurch ein Isolirungsraum gegen die äussere Wand gebildet und die Wärme
zusammengehalten; die Luftkanäle werden in zwei unter dem ganzen Ofen dache laufende
Kanäle ausmünden gelassen, die gleichfalls als Isolirungsraum vor Abkühlung
schützen.
Durch die neue Construction ist es ermöglicht, die Bauholzdimensionen bedeutend zu
reduciren; eine Reihe von Klappen ermöglicht passende Regulirung der
Luftcirculation.
Der Betrieb wurde manchmal bei – 15 bis 16° C. fortgesetzt, wobei im Innenraume die
Temperatur auf + 10° C. erhalten werden konnte.
Herr Schaaf bespricht das von ihm eingeführte
Trockenverfahren, das, auf dem Principe des Gegenstromes beruhend, die nasseste
Waare mit der feuchtesten Luft in Berührung bringt und die trockenere Waare mit der
trockenen warmen Luft. Eine Reihe von Einzelzellen, gegen die Horizontale geneigt,
sind mit Leisten versehen und werden mit Trockenbrettchen beschickt. Eine wagerechte
Strecke dient als Bremse für das Uebergewicht der abwärts gleitenden Steine; die
getrockneten Steine werden unten abgenommen. Die Luft streicht der Bewegung der
Steine entgegen, von unten nach aufwärts.
Nach St. Quast genügt für das Halbtrockenverfahren bei der Ziegelsteinfabrikation ein
Feuchtigkeitsgehalt von 12 bis 15 Proc. des zu pressenden Rohmaterials. Die
wichtigste Bedingung zur Herstellung guter Ziegelsteine ist die vollkommen
gleichmässige Vertheilung des Wassers im Ziegelthon und seine möglichst homogene
Beschaffenheit. Dies wird erreicht durch Zerkleinern des Thons im Desintegrator.
Sehr fetter Thon muss bis zu etwa 5 Proc. Wassergehalt getrocknet werden, vor seiner
Behandlung in der Schleudermühle, und wird nachher wieder angefeuchtet.
Das so vorbereitete Material hat vor der Pressung noch zwecks der Entfernung der
überschüssigen Luft die mit dem Thonschneider verbundene Heizschnecke zu passiren.
Nach Quast hat das Halbtrockenverfahren gegenüber dem
Nassverfahren folgende Vortheile:
1) Wegfall des Ueberwinterns des Rohmaterials:
2) Wegfall des Ein- und Ausbringens der Steine in und aus den Trockengerüsten;
3) geringeren Kraft- bezieh. Kohlen verbrauch;
4) grössere Jahresproduction in Folge längerer Campagne und Unabhängigkeit von den
Witterungsverhältnissen;
5) geringeren Raumbedarf in Folge des Wegfalles der Trockenschuppen;
6) geringere Anlagekosten.
(Thonindustrie-Zeitung, 1890 S. 623.)
Textabbildung Bd. 284, S. 118Trockenvorrichtung für ununterbrochenen Betrieb von Holzmann.Ueber den Wärmeverbrauch beim Trocknen und Brennen von
Ziegelsteinen von Ohle (Thonindustrie-Zeitung, 1890 S. 422, 484, 500, 527).
Eine Trockenvorrichtung für ununterbrochenen Betrieb bei
Ziegeleien, bei welcher die dem Ofen entströmende Wärme weniger zur Erwärmung der
Trockenluft, als zu der Erzielung einer guten Ventilation verwendet wird, ist von
Ph. Holzmann in Frankfurt am Main angegeben.
Die Luft strömt in Kanälen (Fig. 11 bis 14) unterhalb der
Ofensohle gegen eine Zungenmauer, an der sie bis zur Decke h emporsteigt. Von hier aus vertheilt sich dieselbe in die einzelnen,
durch die beweglichen Vertikalwände l in
Unterabtheilungen zerlegten Kammern und streicht von da senkrecht abwärts durch die
regulirbaren Oeffnungen K in die Luftabführungskanäle
V. Sowohl Eintritt als Austritt der Luft wird durch
passende Regulirklappen in jeder einzelnen Partialkammer auf das richtige Maass
gebracht.
Textabbildung Bd. 284, S. 119Trockenvorrichtung für ununterbrochenen Betrieb von Holzmann.A. Zebisch versuchte Torf als
Brennstoff beim Brennen von Porzellan zu verwenden, indem er die ersten 7
Stunden mit Torf und dann mit Steinkohlen feuerte. Bei längerem Schüren mit Torf
zeigte die Waare Neigung zum Gelbwerden; wurde damit aber früher abgebrochen, so
zeigten die Porzellangegenstände in den oberen Theilen des Ofens das sogen.
Rauchfangen der Glasur. Dies ist wohl so zu erklären, dass in letzterem Falle die
Temperatur im Ofen noch nicht hoch genug gestiegen war, um bei der darauf folgenden,
kräftig reducirenden Feuerung mit Kohle ein Beschlagen der Geschirre mit Russ
hintanzuhalten; der Russ setzt sich in den Poren der Glasur fest, kann später nicht
mehr vollständig verbrennen, wird vielmehr von der schmelzenden Glasur aufgenommen,
dieselbe verunreinigend. Bei länger fortgesetzter Feuerung verschwand der
Uebelstand. – Bei richtiger Wahl des Zeitpunktes des Ueberganges von Torf zu Kohle
wurden ganz günstige Resultate und eine Ersparniss an Brennkosten erzielt.
(Fortsetzung folgt.)