Titel: | Lüftungsanlagen im Anschlusse an die gebräuchlichen Heizungssysteme und eine kritische Beleuchtung dieser letzteren. |
Autor: | F. H. Haase |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 135 |
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Lüftungsanlagen im Anschlusse an die
gebräuchlichen Heizungssysteme und eine kritische Beleuchtung dieser
letzteren.
(Eine Artikelfolge von F. H. Haase, gepr.
Civilingenieur, Patentanwalt in Berlin.)
(Fortsetzung des Berichtes S. 109 d.
Bd.)
Lüftungsanlagen im Anschlusse an die gebräuchlichen
Heizungssysteme.
X. Heizungseinrichtungen im Dienste der Lüftung.
Die bisherigen Betrachtungen haben ergeben, dass eine angenehme Lüftung auch eine
zweckmässige Heizungseinrichtung für die kalte Jahreszeit bedingt und dass man in
vielen Fällen unter Zuhilfenahme von Heizkörpern in sehr einfacher Weise eine allen
Anforderungen entsprechende Lüftung zu beschaffen vermag. Es wurde aber bisher noch
nicht der für Lüftungszwecke erforderlichen Einrichtungen der Heizkörper gedacht,
welche bekanntlich nicht nur in ökonomischer, sondern, wenn die Frischluft an ihnen
vorgewärmt wird, bevor sie in die zu lüftenden Räume einströmt, auch in hygienischer
Beziehung von sehr grosser Bedeutung ist.
1) Die sogen.
Lüftungsöfen.
Handelt es sich nur darum, während der kalten Jahreszeit genügenden Luftwechsel
für einen Raum zu beschaffen, so kann diesem Zwecke unter Umständen jeder
gewöhnliche Zimmerofen dienstbar gemacht werden, wenn man denselben in geringem
Abstande mit einem ringsum geschlossenen Blechmantel umgibt und diesen am
unteren Ende mit einem ins Freie mündenden, in Holz, Blech oder Stein
ausgeführten Kanäle verbindet, in grösserer Höhe aber nach dem Raume hin
offen lässt. Es strömt dann Frischluft von aussen durch den besagten Kanal dem
Ofen zu und steigt, sich an demselben erwärmend, in dem Zwischenraume zwischen
ihm und seinem Mantel in die Höhe, um endlich durch die obere Oeffnung des
Mantels in den Raum selbst einzutreten.
Zur Vollendung der Lüftung ist dann noch für Luftabströmung an geeigneter Stelle
des Raumes zu sorgen. Hierzu eignen sich naturgemäss in unmittelbarer Nähe der
Decke gelegene Oeffnungen, die aber entweder sehr klein und dafür zahlreich sein
müssen oder nicht unmittelbar ins Freie münden dürfen, weil sonst nicht nur
Raumluft durch sie nach aussen entweicht, sondern auch gleichzeitig äussere Luft
durch sie in den Raum eindringt.
Für Räume, deren Luft nur massiger Verunreinigung ausgesetzt ist und deren
Zugangsthüren nur selten geöffnet werden oder in geheizte und gelüftete
Nebenräume führen, ist eine solche Lüftungseinrichtung für den Winter genügend
und angenehm, wenn die einströmende Frischluft genügend rein ist und stets für
einen zuträglichen Feuchtigkeitsgrad derselben gesorgt wird. Ist dagegen ein
Raum stark besucht oder seine Luft sonstwie starker Verunreinigung ausgesetzt,
so muss man die Abströmungsöffnungen für die Raumluft auch an solchen Stellen
wählen, an welchen die Abströmung nicht ohne künstliche Förderung in
hinreichendem Maasse vor sich gehen würde; es ist dann insbesondere sehr oft die
Anlegung von Abzugskanälen unvermeidlich, in welchen erforderlichen Falles die
Abströmungsluft durch Erhitzung oder durch andere Mittel beschleunigt wird.
Ausserdem ist es dann auch besser, anstatt eines
grossen mehrere kleinere ummantelte Oefen anzuordnen, damit die Frischluft von
mehreren Stellen her in den Raum einströmt.
Die beschriebene Lüftungseinrichtung setzt übrigens, wenn der Luftwechsel ohne
fortwährende Regulirung vor sich gehen soll, voraus, dass die Temperatur der
ummantelten Oefen, die man als Lüftungs-(Ventilations-)öfen zu bezeichnen
pflegt, nur innerhalb gewisser Grenzen schwanke. Man verwendet deshalb dafür
gewöhnlich nur Oefen, die fortwährend geheizt werden, und zwar am besten Oefen
mit Füllschacht (Schüttöfen oder Füllöfen).
Um die mit solcher Einrichtung versehenen Räume während ihres Nichtgebrauches vor
Abkühlung zu schützen und sie beim Anheizen der Oefen möglichst rasch auf
normale Zimmertemperatur bringen zu können, sind nicht nur die
Abströmungsöffnungen und der von dem Ofenmantel ins Freie führende Kanal
verschliessbar zu machen, sondern es ist auch am Fusse des Ofenmantels eine nach
dem Raume hin freilegbare Durchbrechung anzubringen.
Für den Verschluss dieser Durchbrechung und des ins Freie führenden Kanales kann
man sich einer einzigen Klappe oder auch einer Schiebevorrichtung bedienen,
welche beim Abschliessen der einen von beiden Mantelfussausmündungen die andere
freilegt.
Klappen und Schieber, welche diesem Zwecke dienen, werden gewöhnlich als
Wechselklappen, Wechselschieber und wohl auch als Mischklappen bezieh.
Mischschieber bezeichnet, weil sie, in einer Mittelstellung stehend, eine
Mischung der zu erwärmenden Raumluft mit frischer Luft gestatten; zumeist wird
jedoch die letztere Bezeichnung nur für solche Wechselklappen und Schieber
angewendet, welche in einer Mittelstellung die Mischung erhitzter Frischluft mit kühler
Frischluft gestatten, zum Zwecke, die Temperatur der einem Raume zuzuführenden
Frischluft zu reguliren; eine Einrichtung, welche bei Centralheizungsanlagen
vielfach Verwendung findet.
Wird die am Fusse des Ofenmantels nach dem Raume zu vorgesehene Durchbrechung
geöffnet, so strömt die Raumluft am Fusse des Ofens diesem zu und steigt, sich
an diesem erwärmend, im Zwischenraume zwischen ihm und dem Mantel in die Höhe
und durch die obere Oeffnung des letzteren in den Raum zurück, breitet sich in
diesem an der Decke aus, sinkt dann nach Maassgabe ihrer Abkühlung allmählich
wieder zu Boden und stömt alsdann aufs Neue dem Fusse des Ofens zu, so dass also
ein förmlicher Kreislauf der Raumluft durch den Zwischenraum zwischen dem Ofen
und dessen Mantel hindurch erfolgt. Man spricht deshalb wohl auch bei solcher
Heizung von Umlaufheizung, bezieht indessen im Allgemeinen diese Bezeichnung
mehr auf Centralheizungsanlagen, bei welchen man zum Zwecke der Anheizung der
Räume die Raumluft dem Heizkörper zuströmen lässt, um sie erhitzt als
Zuströmungsluft wieder in die Räume zurück zu leiten.
Näher auf die Einrichtung von Lüftungsöfen verschiedener Construction hier
einzugehen, ist um so weniger nöthig, als ich solche bereits in diesem Blatte in
grösserer Zahl unter dem Titel „Neuheiten in Heizungs- und
Feuerungsanlagen“ beschrieben habe.
Dem Zwecke der Sommerlüftung sind solche Oefen zwar an und für sich nicht
dienstbar, sie bieten aber, vermöge ihres ins Freie mündenden Kanales, immerhin
die Möglichkeit einer zweckmässigen Lüftung der Räume, wenn man die jeweilige
Verschiedenheit zwischen der Raumtemperatur und der Aussenlufttemperatur
beobachtet und den durch diese Verschiedenheit verursachten natürlichen
Luftwechsel in geeigneter Weise, mittels einfacher Hilfsmittel, fördert.
Solange die Raumtemperatur höher ist als die Temperatur der Aussenluft, sind zur
Unterstützung des natürlichen Luftwechsels die bereits oben erwähnten
Hilfsmittel zur Verstärkung der Abströmung der Raumluft durch die vorgesehenen
Abzugsöffnungen anwendbar.
Dazu kann man entweder den vom Ofen ins Freie führenden Kanal für sich allein
öffnen und die durch ihn einströmende Luft wie im Winter aus der oberen Oeffnung
des Ofenmantels in den Raum einströmen lassen oder aber man legt ausser diesem
Kanal auch die nach dem Raume zu gelegenen Durchbrechungen des Ofenmantelfusses
frei und lässt die Frischluft durch diese Durchbrechungen einströmen. Die
erstere Einstellung ist im Allgemeinen vorzuziehen, wenn die
Temperaturverschiedenheit zwischen Innen- und Aussenluft 10° C. übersteigt,
während bei geringerer Temperaturverschiedenheit die Lufteinströmung am Fusse
des Ofenmantels mehr oder weniger ermöglicht werden muss.
Ist die Aussentemperatur höher als die Raumtemperatur, so ist das Bestreben der
Aussenluft, von oben her durch die Abzugs-Kanäle oder -Oeffnungen einzuströmen
und durch den am Fussboden liegenden, ins Freie führenden Ofenkanal abzuströmen,
in geeigneter Weise zu unterstützen. Zu diesem Zwecke genügt es in vielen
Fällen, die Temperatur der Raumluft durch Wasserverdunstung noch weiter zu
erniedrigen. Sind senkrechte Abzugskanäle vorhanden, welche in der Nähe der
Raumdecke und am Fusse der Raumwandung eine Oeffnung haben, so ist es
zweckmässig, in die obere Oeffnung eine Wasserverdunstungsvorrichtung (vgl.
unter VII) einzusetzen. Die Durchbrechungen am Fusse des Ofenmantels sind in
diesem Falle ebenfalls gleichzeitig mit dem ins Freie führenden Ofenkanal offen
zu halten.
Maschinelle, etwa durch Wasserleitungswasser oder elektromotorisch betriebene
Ventilatoren verdienen aber immer den Vorzug, weil sie eine bequemere Regulirung
der Lüftung und auch eine dem jeweiligen Bedürfnisse besser entsprechende
Luftbefeuchtung zulassen.
2) Die
Centralheizkörper.
Im Verlaufe der Betrachtungen über ausgeführte Lüftungsanlagen habe ich darauf
aufmerksam gemacht, dass eine unzweckmässige Vertheilung der zur Beheizung eines
Raumes bestimmten Heizkörper unter Umständen sehr unangenehm bemerkbare
Luftbewegungen verursachen kann.
Besonders empfindlich ist ein bei starker Winterkälte von den Fenstern her durch
deren Spaltöffnungen in einen sonst gut geheizten Raum eindringender kalter
Luftstrom für die in der Nähe der Fenster befindlichen Personen. Ausserdem ist
auch die Nachbarschaft von Aussenwänden innerhalb gut geheizter Räume oft sehr
empfindlich, wenn diese Wände zufolge geringer Dicke oder sonst ungünstiger
Beschaffenheit bedeutende Abkühlungsflächen darbieten.
Derartigen, dem Gesundheitszustande der betreffenden Raumbewohner jedenfalls
nicht zuträglichen Verhältnissen vermag man mit Zimmerheizöfen, selbst wenn
dieselben als Lüftungs- oder Mantelöfen ausgeführt werden, nicht immer in
genügendem Maasse entgegen zu wirken, weil sich solche Oefen, wegen ihrer
directen Feuerung und ihres Anschlusses an Rauchröhren, nicht an jeder Stelle
eines Raumes unterbringen lassen und insbesondere nur selten in unmittelbarer
Nähe der Fenster aufgestellt werden können; man kann vielmehr dem misslichen
Einflüsse solcher Verhältnisse mit Sicherheit genügend nur durch Anwendung von
feuerungsfreien Heizkörpern entgegenwirken, denen eine Wärmequelle von
beliebiger Stelle aus zugeleitet werden kann, d. i. durch Anwendung von
Heizkörpern, welche entweder von einem an anderer Stelle Wärme aufnehmenden
Medium, wie Heisswasser, Warmwasser, Dampf u.s.w., durchströmt werden, oder
durch welche ein leitungsfähiges, Wärme erzeugendes Agens, wie beispielsweise
elektrischer Strom, unter besonderen, die Wärmeentwickelung ermöglichenden
Verhältnissen hindurchgeleitet wird.
Man kann solche Heizkörper wegen ihrer Eigenschaft, an beliebiger Stelle
aufgestellt und in grösserer Zahl von einer einzigen Stelle aus gemeinschaftlich
der Erhitzung zugängig gemacht werden zu können, als Centralheizkörper
bezeichnen.
Die gebräuchlichsten Heizquellen für solche Heizkörper sind Heisswasser, mehr
oder weniger hochgespannter Dampf, Niederdruckdampf, sowie Vereinigungen von
Wasser und Dampf. Die Anlagekosten und der Raumbedarf für gleiche Wärmeabgaben
sind bei Anwendung von Hochdruckheisswasser am niedrigsten und steigen der
angeführten Reihenfolge der Heizquellen entsprechend.
Für Kirchenschiffe und ähnliche Räume bietet die Hochdruckheisswasserheizung ganz besondere Vortheile, indem sie nicht
nur bei äusserst geringem Raumbedarf eine Gleichmässigkeit der Vertheilung
ermöglicht, wie kein anderes System, sondern auch zweckentsprechendste Lüftung
mit vorgewärmter Frischluftzuströmung von den Sitzen her ermöglicht, unterhalb
welchen sich die Heizrohrschlangen bequem verlegen lassen, ohne irgend einen
besonderen Raum zu beanspruchen und ohne dass zufällige unvorsichtige Berührung
der heissen Rohre zu befürchten wäre, in den Gängen aber unter durchbrochenem
Fussbogenbelag in Luftkanälen untergebracht werden können. Ausführungen dieser
Art bestehen in grosser Zahl und haben sich vorzüglich bewährt. Auch in anderen
Räumen jeglicher Art bietet die Hochdruckheisswasserheizung, in zweckmässiger
Weise verlegt, der genannten Eigenschaften wegen mancherlei Vortheile; es muss
dabei aber vermieden werden, zu viel Heizfläche auf kleine Räume
zusammenzudrängen, weil erstere sonst durch starke Wärmestrahlung beschädigend
auf ihre Umgebung wirkt und ausserdem ihre Eigenschaft, gleichmässigste
Wärmevertheilung zu ermöglichen, bei der Heizungsanlage nicht zur Geltung
kommt.
Man hat früher vielfach die Hochdruckheisswasserheizung ihres hohen Druckes wegen
als nicht ganz ungefährlich betrachtet; diese Ansicht kann indessen, nachdem sie
die Erfahrung nicht als begründet erwiesen hat, kaum noch in Erwägung kommen. In
der That ist bei den derzeitigen Einrichtungen und der vor Abnahme einer
Hochdruckheisswasserheizungsanlage erfolgenden Prüfung eine Gefahr ohne äussere
Beschädigung der Leitung als ausgeschlossen zu bezeichnen.
Man hat, um die Vortheile der Heisswasserheizung in gewissem Grade zu geniessen,
ohne den hohen Druck mit in Kauf nehmen zu müssen, auch
Heisswasserheizungsanlagen für geringen Druck (Mitteldruck) gebaut und dieselben
haben sich theilweise auch gut bewährt; es ist indessen bei näherer Erwägung ein
stichhaltiger Grund, derselben vor der Hochdruckwasserheizung den Vorzug
einzuräumen, nicht ausfindig zu machen, zumal sie bei äusserer Verletzung der
Leitung auch nicht vollständig gefahrlos ist und der dem Mehrgehalte an Wasser
für gleiche Wärmeabgabe entsprechende grössere Wärmevorrath, welcher die
Abkühlung der abgestellten Heizkörper vermindern könnte, zu unbedeutend ist, als
dass man darin einen Vorzug erblicken könnte.
Wo man dem im Wasser enthaltenen Wärmevorrathe einen besonderen Vorzug
einzuräumen genöthigt ist, wird es empfehlenswerther, Niederdruckwarmwasserheizung anzulegen, welche zwar in der Anlage die
theuerste ist, aber wegen der grossen Wassermenge ihrer Heizkörper sehr
angenehme Wärmespeicher darbietet, die ihrerseits die Einhaltung einer immer
gleichen Zimmertemperatur erleichtern und auch zur Verhinderung zufälliger
Berührung der Heizflächen keiner Verdeckung oder Schutzmittel bedürfen, wenn die
Heizkörper nicht als Lüftungsöfen zur Verwendung kommen.
Bei allen Wasserheizungsanlagen sind die Leitungsröhren vollständig mit Wasser
angefüllt und es findet eine fortwährende Bewegung desselben in dem Sinne statt,
dass das höher temperirte Wasser von dem zumeist im Kellergeschoss aufgestellten
Wasserheizofen oder Kessel an höher gelegener Stelle aufsteigt, durch das
Heizungssystem hindurchströmt und an tiefer gelegener Stelle demselben Ofen oder
Kessel wieder zuströmt.
Diese Kreislaufbewegung des Wassers ist eine natürliche Folge des
Ausdehnungsbestrebens desselben, zufolge dessen es der grösseren über der
Heizstelle befindlichen Wassersäule einen Ueberdruck über die kleinere ertheilt
und wobei von der der Erhitzung unmittelbar ausgesetzten Wassersäulenhöhe (im
Ofen oder Kessel) nur derjenige Theil als Gegendruckhöhe in Frage kommt, welcher
nach Abzug der durch die Temperaturerhöhung bewirkten specifischen Druckerhöhung
(Spannungserhöhung) verbleibt. Es genügt dabei schon eine sehr geringe
Temperaturverschiedenheit und ein sehr geringer Höhenunterschied zwischen der
aufsteigenden und der zurückführenden Leitung, um eine lebhafte
Kreislaufbewegung des Wassers durch das ganze Röhrensystem hindurch
herbeizuführen.
Hochgespannter Dampf wird in der Regel für den Zweck
der Raumbeheizung nur in Fabrikgebäuden angewendet, in welchen man ohnehin
gespannten Dampf zu industriellen Zwecken benöthigt, und zwar mit Recht; denn
obwohl man auch für hochgespannten Dampf Dampfkessel baut, die in und unter
bewohnten Räumen aufgestellt werden können, weil sie als explosionssicher
gelten, so erfordern doch derartige Dampfkessel immer eine gewisse Wartung, wie
sie für den Zweck der Raumbeheizung nicht immer am Platze ist, und ausserdem
sind diese explosionssicheren Dampfkessel ihres geringen Wassergehaltes wegen
nicht gerade als sparsame Brennmaterialverzehrer zu bezeichnen. Ganz verfehlt
aber ist es, für den Zweck der Raumbeheizung hochgespannten Dampf zu erzeugen
und denselben dann in unmittelbarer Nähe des Dampfkessels für die Heizleitung
auf geringen Druck zu reduciren, da nicht nur alle Reductionsventile ohne
Ausnahme an Unvollkommenheiten leiden, sondern auch das, was man durch
Verwendbarkeit dünnwandiger patentgeschweisster Rohre anstatt der für gespannten
Dampf nothwendigen dickwandigen auf der einen Seite an Kosten erspart, auf der
anderen Seite, zufolge des für Niederdruckdampf nöthigen grösseren
Rohrdurchmessers und des im Reductionsventil durch Reibungswiderstand
entstehenden Dampf Verlustes bei weitem aufgewogen wird.
Uebrigens ist zu bemerken, dass eine directe Heizung mit hochgespanntem Dampf an
und für sich nicht zweckmässig ist, weil die Heizkörper entweder für
fortwährende Heizung zu gross bemessen werden und dann häufig abgestellt werden
müssen, oder, wenn klein bemessen, zumeist nicht genügende Berührungsfläche für
die vorbeistreichende Luft darbieten; zudem sind einfache Dampfheizkörper für
hochgespannten Dampf, der starken Wärmestrahlung wegen, weder den in ihrer Nähe
befindlichen Personen, noch für die in der Nabe befindlichen Möbelstücke und
Wände zuträglich. Bei Verwendung hochgespannten Dampfes sind deshalb nur
Heizkörper zu empfehlen, die theilweise mit Wasser angefüllt sind, durch welches
Dampfröhren in Schlangenwindung oder in anderer Constructionsausführung
hindurchgelegt sind.
Niederdruckdampf entwickelt in den Heizkörpern
weniger intensive Hitze und ist deshalb für gleichmässige Raumerwärmung
zweckmässig verwendbar, insbesondere wenn die Heizkörper über einander oder
unmittelbar neben einander in der Weise angeordnet werden, dass man bei
geringerem Wärmebedarf einen Theil derselben für sich allein abstellen kann; die
Anordnung einzeln stehender, nur im Ganzen abstellbarer grosser Dampfheizkörper
bietet bei gleichmässiger Dampflieferung den Nachtheil, dass sie, an die
Dampfleitung angeschlossen, bei geringem Wärmebedarf zu viel Wärme abgeben,
und abgestellt sehr rasch vollständig abkühlen und dann die Gleichmässigkeit der
Raumerwärmung wesentlich beeinträchtigen. Das gleiche Ergebniss findet statt,
wenn die Dampfzuleitung zu den Räumen durch Verkleinerung der Durchlassöffnung
des Hauptventils am Dampfkessel vermindert wird, indem in diesem Falle wohl
hinreichend Dampf in die dem Dampfkessel zunächst befindlichen Heizkörper
einströmt, entfernter liegende Heizkörper dagegen oft völlig kalt bleiben.
Soll der Dampf für Niederdruckdampfheizungsanlagen nicht von besonderen
Niederdruckdampfkesseln, die gewöhnlich im Kellergeschoss aufgestellt werden,
sondern als Abdampf von Hochdruckdampfmaschinen
geliefert werden, wie es in Fabriken, die Maschinenbetrieb haben, vielfach
üblich ist, so darf man nicht erwarten, dass bei theilweiser Drosselung des
Abdampfes im Auspuffrohre der Maschine ein der Verkleinerung der
Abströmungsöffnung dieses Rohres proportionaler Dampf betrag in die vorgesehenen
Heizkörper einströme, wenn die zu denselben führende Rohrleitung so dimensionirt
ist, wie sie sonst für dieselben erforderlich erscheint; die Erfahrung lehrt
vielmehr, dass man hierbei eine gute Heizung im Allgemeinen nicht erzielt und
dass eine weitere Verkleinerung der Abströmungsöffnung des Auspuffrohres zum
Zwecke der Verbesserung der Heizung zumeist eine Erhöhung des Gegendruckes der
Maschine zur Folge hat, wobei sich die Verbesserung der Heizung in der Regel als
zu theuer erkauft erweist.
Die Ursache dieser Erfahrung ist unschwer zu übersehen.
Der oft sehr nasse Abdampf hat nicht, wie man anzunehmen geneigt ist, vorwiegend
das Bestreben, aufwärts zu steigen, sondern strömt im Gegentheil, wie ich
wiederholt zu erfahren Gelegenheit hatte, mit Vorliebe abwärts, wenn ihm hierzu
günstigere Veranlassung geboten wird, so dass man in einem mehrstöckigen
Gebäude, dessen Stockwerke alle mit Abdampf geheizt werden sollen, in den ebener
Erde gelegenen Räumen zu viel Dampf erhält, während in die oberen Geschosse
unter Umständen auch nicht eine Spur Dampf gelangt. Drosselt man nun den Dampf
in dem Auspuffrohre stärker als zuvor, um in die Heizungsanlage mehr Dampf
einzuführen, so gelangt zwar auch in die oberen Geschosse etwas Dampf, die
Dampfströmung in dem Erdgeschoss wird aber dabei ebenfalls vermehrt, und will
man letzteres durch theilweise Absperrung der Zuleitung des Erdgeschosses
vermeiden, so wächst der Widerstand des Dampfes in der, mit Rücksicht auf die
Erdgeschossheizung zu eng gewählten Steigleitung in ganz erheblichem Maasse.
Es erscheint hiernach am zweckmässigsten, für die Beheizung eines mehrstöckigen
Gebäudes mit Abdampf das Auspuffrohr der Maschine ganz zu schliessen und die
Weite der Steigleitungen derart zu wählen, dass dieselben in ihrer Gesammtheit
mindestens den gleichen lichten Querschnitt wie das Auspuffrohr haben. Von
diesen Steigleitungen sind dann in den einzelnen Stockwerken Röhren abzuzweigen,
welche in den oberen Stockwerken für gleiche Dampflieferung weiter sein müssen
als in den unteren und nicht von den Steigrohren aus aufwärts, sondern
thunlichst abwärts geneigt oder vollständig wagerecht verlaufen sollen, an
zahlreichen Stellen aber Anschluss an abwärts geführte enge Condenswasserröhren
erhalten müssen.
Zum Anheizen der Heizkörper ist es bei solcher Anordnung immer zweckmässig,
frischen (hochgespannten) Dampf in besonderen (starkwandigen, aber weit engeren)
Steigröhren den Geschossleitungen zuzuführen.
Die Verwendung elektrischer Ströme zu Heizzwecken
befindet sich zur Zeit noch im Versuchsstadium und die bis jetzt damit erzielten
Resultate sind wenig verlockend, da bei den bisherigen Einrichtungen, nach
oberflächlichen Untersuchungen, nur ein Nutzeffect von 1 Proc. gewonnen wird.
Man verwendet hierzu mehr oder weniger dicken Eisendraht, durch welchen man zum
Zwecke seiner Erhitzung mittels angeschlossener Kupferdrähte starke Ströme
hindurchleitet. –
Für den Zweck der Lüftung bezieh. der Vorwärmung der Frischluft, deren
Herbeiströmung sie begünstigen, werden die besprochenen Centralheizkörper in
gleicher Weise wie die durch directe Feuerung geheizten Lüftungszimmeröfen mit
Mänteln oder Vorsetzern umgeben, in deren Umschlussraum am Fusse desselben an
einer Stelle ein Frischluftkanal einmündet und der entweder nur oben offen oder
mit durchlochtem Blech überdeckt ist, zumeist aber auch am Fusse dem Raume zu
verdeckbare Oeffnungen zwecks Ermöglichung einer Umlaufheizung (nach ihrer
Freilegung) besitzt.
Der Frischluftkanal ist in der Regel mittels einer Klappe abschliessbar, deren
Einstellung ausserhalb des Mantels oder Vorsetzers bewirkt werden kann.
Zum Zwecke der Regulirung der Wärmeabgabe der Heizkörper nach dem Raume hin macht
man vielfach auch die Mäntel oder Vorsetzer an ihrem oberen Ende mittels
einstellbarer Klappen oder Schieber oder sonstiger geeigneter Vorrichtung
vollständig verschliessbar.
(Fortsetzung folgt.)