Titel: | Neuere Schieberconstructionen für Dampfmaschinen. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 145 |
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Neuere Schieberconstructionen für
Dampfmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neuere Schieberconstructionen für Dampfmaschinen.
Die beinahe ausschliessliche Verwendung hin und her gehender Schieber mit
vollständiger oder wenigstens theilweiser Entlastung bei den zur Dampfvertheilung
schnelllaufender Motoren dienenden Steuerungen führte zu einer grossen
Vervollkommnung dieser Abschlussorgane und auch zu neuen Schieberconstructionen,
über welche in dem Nachfolgenden berichtet werden soll.
Unter den entlasteten Schiebern haben sich namentlich die Kolbenschieber äusserst
zuverlässig erwiesen und finden aus diesem Grunde eine immer grössere Verbreitung,
während keine Construction entlasteter Flachschieber, obgleich auch hier
verschiedene Verbesserungen erdacht und erprobt worden sind, bisher einen
durchschlagenden Erfolg erreichte.
Flachschieber.
Textabbildung Bd. 284, S. 145Fig. 1.Schieberentlastung von McDonald.J. Mc Donald in Tokio, Japan, ist in England eine
besonders für Locomotivsteuerungen geeignete Schieberentlastung patentirt worden,
welche nach der, Industries 1891 entnommenen Abbildung
(Fig. 1) aus einem Schieber A besteht, dessen Ausströmkammer so breit als möglich
gehalten und auf dem Rücken des Schiebers durchbrochen ist; in diese Oeffnung legt
sich ein Rahmen B, der behufs dampfdichten Abschlusses,
ebenso wie auch der Schieber A mit je einer umlaufenden
Nuth versehen ist, in denen Liderungen CC liegen,
welche durch Federn DD oder durch den Dampf selbst
gegen ihre Dichtungsflächen gedrückt werden. Auf der Innenseite des
Schieberkastendeckels ist parallel zur Schiebergleitfläche eine Platte E befestigt, gegen welche der Rahmen B durch Federn angedrückt wird, so dass kein Dampf
durch den Schieber in den Cylinder eintreten kann. Die Platte E ist ferner mit einer mittleren Bohrung versehen,
durch welche nach erfolgtem Oeffnen des auf dem Schieberkastendeckel aufgeschraubten
Ventiles G atmosphärische Luft über den Schieber A treten kann. Hierdurch wird erreicht, dass, wenn der
Dampf nach dem Cylinder abgesperrt ist und Luft in denselben gelangt, welche ein
etwa vorhandenes Vacuum vernichtet, sich die Maschine dennoch ungezwungen
bewegen kann.
Wenn das Ventil G geschlossen wird, arbeitet der
Schieber wie ein gewöhnlicher Muschelschieber.
Bei der in Fig. 2 und
3 ersichtlichen
Schieberentlastung von W. C. Church in London ist nach
Engineering vom 1. Mai 1891 die mit seitlichen und
inneren Flanschen versehene Platte F mittels
Stiftschrauben auf dem Cylinder befestigt. Die inneren Kanten des Schiebers
reguliren die Einströmung des durch die Kanäle P3 und P4 in den Cylinder tretenden Dampfes, während die
äusseren Kanten desselben zur Regulirung des Ausströmdampfes dienen.
Textabbildung Bd. 284, S. 145Schieberentlastung von Church. Der Kesseldampf tritt durch das Rohr S und
eine mittlere Oeffnung P in das Innere des Schiebers,
dessen erhöhte Seitenwandungen einen federnden Ring R
tragen, der behufs dampfdichten Abschlusses eines übergreifenden Rahmens C leicht abgerundete Aussenkanten besitzt. Der
vorstehende mittlere Theil des Rahmens C legt sich in
eine auf dem Schieberrücken angebrachte Vertiefung und ist, damit kleine
Schwankungen des Schiebers stattfinden können, ringsum ebenfalls leicht abgerundet;
eine Spiralfeder drückt den Rahmen gegen den Schieberkastendeckel C. Der Rahmen ist ferner, um die Druckfläche für den im
Schieberkasten befindlichen Auspuffdampf zu vergrössern, mit vorstehenden Flanschen
und, damit ein Entweichen des etwa zwischen die reibenden Flächen getretenen Dampfes
möglich ist, auf seiner oberen Fläche mit einer kreisförmigen Nuth und seitlichen
Aussparungen versehen.
Textabbildung Bd. 284, S. 145Flachschieber von Hanna. Um zu schnelle Abnutzungen der Gleitflächen bei hohen Dampfdrücken zu
vermeiden; hat H. Hanna in Indianapolis, Nordamerika,
nach Mittheilungen in Engineering 1890 die in den
Abbildungen (Fig. 4 und
5) ersichtliche
Einrichtung getroffen. Der Schieber A besitzt die
Gestalt eines Paralleltrapezes und bewegt sich in einem mit vier Aussenrippen
versehenen Gehäuse C; dasselbe ist mittels Bolzen g auf der Tragfläche des Schiebers fest gemacht und mit
Kanälen für die Ein- und Ausströmung des Arbeitsdampfes versehen, welche denjenigen
im Cylinder entsprechen. Damit ein Abheben des Gehäuses von der Schiebergleitfläche
bei übermässigem Druck und Condensationswasser im Cylinder der Maschine möglich ist,
sitzen die Köpfe der Schrauben g nicht auf, sondern
lassen noch etwas Spielraum zwischen sich und dem Gehäuse, und um ein Zurückgehen
des letzteren auf seinen Sitz zu sichern, sind am Schieberkastendeckel befestigte
Federn h angeordnet oder an deren Stelle kleine Federn
unter die Köpfe der Bolzen g gelegt.
Um auch die vom Eigengewicht des Schiebers herrührenden Abnutzungen zu vermeiden,
sind in der Schiebergleitfläche kleine Oeffnungen i
vorgesehen, welche durch Bohrungen j mit dem Dampfraume
in Verbindung stehen.
In ähnlicher Weise bewirken auch J. Marshall und B. Wigram in Leeds nach Engineering vom 24. April 1891 die Entlastung des Grund- und
Expansionsschiebers einer Doppelschiebersteuerung dadurch, dass sie den ersteren
kastenförmig ausbilden und letzteren in die Oeffnung des Grundschiebergehäuses
hineinlegen. Eine in Nuthen des Schieberkastendeckels liegende, durch von aussen
mittels Schrauben nachstellbare Federn gegen das Schiebergehäuse gedrückte Liderung
dient zur Herbeiführung eines dampfdichten Abschlusses. Der Raum zwischen dem
Schiebergehäuse, dem Schieberkastendeckel und der Liderung steht, um das erstere zu
entlasten, mit dem Condensator oder der Atmosphäre in Verbindung. American Machinist vom 9. October 1890 bringt die in
den Abbildungen (Fig. 6
und 7) ersichtlichen
Entlastungsconstructionen für Flachschieber, die aus ähnlichen Ausführungen ja wohl
bekannt sein werden.
Textabbildung Bd. 284, S. 146Grund- und Expansionsschieber von Marshall und Wigram. Behufs Entlastung eines gewöhnlichen Muschelschiebers ist derselbe mit
einem schmalen Liderungsring M (Fig. 6) umgeben und über
denselben ein Rahmen L gelegt, welcher durch kleine
zwischen ihm und Vorsprüngen des Schiebers liegende Federn dampfdicht gegen den
Schieberkastendeckel gedrückt wird. Eine im Schieberrücken angebrachte Oeffnung N hält den Raum über dem Schieber, um eine Ansammlung
von gespanntem Dampf zu verhüten, in steter Verbindung mit dem Ausströmkanal. Fig. 7 veranschaulicht
einen theilweise entlasteten D-Schieber mit zwei Ausströmkammern. Der frische Dampf
gelangt durch eine mittlere Oeffnung des Cylinders in den ausgehöhlten Raum des
Schiebers und von hier je nach Stellung des letzteren in einen der beiden nach den
Cylinderenden führenden Kanäle. Um den Schieber zu entlasten, ist der Schieberkasten
mit gespanntem Dampf angefüllt, dessen Spannung in einem passenden Verhältniss
zum Kesseldampf stehen muss. Um dies zu erreichen, sind besondere, am besten
selbsthätig wirkende Regulirvorrichtungen nöthig, doch lässt sich ein Ueberdruck im
Schieberkasten schon dadurch vermeiden, dass man nach dem Dampfraume und der
Auspuffkammer hin kleine Bohrungen im Schieber anbringt, durch welche nun allerdings
fortwährend Dampf strömt, was nicht gerade als zweckmässig betrachtet werden
kann.
Textabbildung Bd. 284, S. 146Schieberentlastung von Thomas. Bei der Schieberentlastung von E. Thomas in
Kansas (Nordamerika) besitzt der Schieberkastendeckel D
(Fig. 8 und 9) nach Mittheilung in
Engineering vom 24. Juli 1891 auf seiner Innenseite
eine Aussparung von genügender Tiefe, in welche sich eine regulirbare Platte F und zusammendrückbare Liderung E legt; die Platte F wird
durch Schrauben g (Fig. 9), welche durch
diese und die Liderung E gehen und im Deckel D durch Muttern h
gesichert sind, in ihrer Lage gehalten. Ueber die Schraubenbolzen g greifen eicheiförmig gestaltete Muttern G mit Aushöhlungen g1, welche in den Deckel D streng eingeschraubt sind und, indem sie auf die Muttern h drücken, ein Lockerwerden derselben verhüten. Die
Liderung E dient dazu, jedes Eintreten von Dampf
zwischen der Platte F und dem Schieberkastendeckel D zu verhüten. Eine Stange I ist mit dem Schieber H verbunden und nach
aussen durch eine Stopfbüchse R abgedichtet.
Auf dem Rohr M sitzt behufs Schmierung des Schiebers H ein mit Oel gefüllter Behälter.
Kolbenschieber.
Bei den mit Liderungsringen arbeitenden Kolbenschiebern sind erstere gewöhnlich um
den Kolben selbst herum gelegt, sowie zwischen diesem und der angrenzenden Fläche
des Schieberkastens Büchsen eingesetzt, welche, um die Liderungsringe beim
Ueberschreiten ihrer ringförmigen Oeffnungen zurückzuhalten, mit Rippen versehen
Sind, die quer in den Oeffnungen liegen und so deren wirksame Fläche verringern
bezieh. die Abmessungen des ganzen Schiebers vergrössern.
Textabbildung Bd. 284, S. 146Fig. 10.Schieberconstruction von May.C. May in Philadelphia sucht diesen Uebelstand durch
die nachstehend beschriebene Schieberconstruction zu vermeiden. In der, Industries vom 4. September 1891 S. 238 entnommenen
Abbildung (Fig. 10) ist A der seitlich am Cylinder angegossene Schieberkasten, in welchem
ringförmige, nach den Cylinderenden führende Oeffnungen B
liegen. Auf der
Schieberstange C sind zwei Kolbenschieber D befestigt, welche die Regulirung des durch E eintretenden und nach vollbrachter Arbeit im Cylinder
durch die Oeffnungen F ins Freie oder in einen
Condensator entweichenden Kesseldampfes besorgen. Auf beiden Seiten der
Dampföffnungen B sind ferner ringförmige Nuthen im
Schieberkasten angebracht, in welche sich Liderungsringe legen, die durch an den
Kolben D sitzende Flügel H
in ihrer Stellung festgehalten werden und, um ungleiche Abnutzungen der Ringe zu
verhüten, spiralförmig oder schräg zur Kolbenachse angeordnet sein können (vgl. auch
Engineering vom 28. August 1891).
Mit Hilfe des Kolbenschiebers von C. Mellin in Richmond,
Nordamerika, lässt sich nach Industries vom 14. August
1891 S. 167 bezieh. Engineering 1891, ein schnelles
Ein- und Ausströmen des Dampfes erreichen.
Textabbildung Bd. 284, S. 147Fig. 11.Kolbenschieber von Mellin. An jedem Cylinderende befinden sich zwei Oeffnungen A und B (Fig. 11), entsprechend den ringförmigen Oeffnungen A und B im Schieberkasten
C, welche letztere durch die Kanäle E mit einander in Verbindung stehen. Der Kolbenschieber
besteht aus zwei Hälften D, die sich in eingesetzten
Büchsen ihrer Gehäuse hin und her bewegen und in solcher Entfernung auf der
Schieberstange befestigt sind, dass zwischen ihnen ein genügend grosser Raum J für den Auspuffdampf verbleibt. Der an den äusseren
Enden des Schieberkastens einströmende Kesseldampf geht durch die Oeffnungen A direct und durch die in jeder Kolbenhälfte
angebrachten Durchlässe G, die Oeffnungen F und B indirect in den
Cylinder. Aehnliche, mit den Oeffnungen I im Kolben
verbundene Durchlässe H sind auch für den Auspuffdampf
vorgesehen. Diese Durchlässe F und G für den Ein- und Ausströmdampf kreuzen sich
gegenseitig in der Weise, dass der frische Dampf von den Enden des Schieberkastens
in die Oeffnungen B, sowie durch die Oeffnung F über die Ausströmöffnung I im Schieber gelangt, und gestatten dem wirksam gewesenen Dampf den
Austritt aus den Oeffnungen A durch die Kolbenöffnung
I über die Dampföffnungen F hinweg in den Auspuffkanal J.
L. Brunton und G. Statter
in West Drayton ist in England die Construction eines Kolbenschiebers patentirt
worden, der in Verbindung mit dem Schieberkasten zur Regelung der Dampfvertheilung
zweier oder auch mehrerer Cylinder dienen kann. Die Industries 1891 entnommene Abbildung (Fig.
12) zeigt den Schieber in Verbindung mit einer doppeltwirkenden
Tandem-Verbundmaschine. A ist der unter dem
Niederdruckcylinder B liegende Hochdruckcylinder und
beide Cylinder sind mit Kanälen C in der gewöhnlichen
Anordnung versehen, welche durch ringförmige Oeffnungen mit dem gemeinschaftlichen
Schieberkasten D beider Cylinder verbunden sind;
in diesem ist eine Büchse F eingesetzt, welche
gegenüber den ringförmigen Oeffnungen ebenfalls mit solchen von passender Grösse
versehen ist. Ausser diesen vier Oeffnungen besitzt die Büchse F jedoch noch drei andere Oeffnungen, von denen zwei
FF mit dem Ausströmkanal, die dritte H mit dem Einströmrohr in Verbindung stehen. Der mit
oder auch ohne Dichtungsringe hergestellte Kolben N
arbeitet wie ein gewöhnlicher Schieber mit Ueberdeckungen und Voreilungen von
genügender Grösse, und zwar regelt der Theil des Kolbens von J bis K die Ein- und Ausströmung des
Hochdruckcylinders A, während der Theil von L bis M dasselbe für den
Niederdruckcylinder B besorgt. Die innere Höhlung des
Kolbens und die ringförmigen Räume zwischen den Kolben KL und LP bilden den Zwischenbehälter für den
aus dem Hoch- nach dem Niederdruckcylinder strömenden Dampf.
Textabbildung Bd. 284, S. 147Fig. 12.Kolbenschieber von Brunton und Statter. Die Wirkungsweise des Schiebers ist folgende:
Der in den ringförmigen, zwischen den Kolben J und K liegenden Raum geströmte Dampf tritt bei der Bewegung
des Schiebers abwechselnd oben oder unten in den Hochdruckcylinder, während der in
dem letzteren wirksam gewesene Dampf in das Innere des Kolbens tritt und von hier
durch die Oeffnungen des zwischen den Kolben L und P gelegenen Theiles in den Niederdruckcylinder strömt;
der in diesem expandirte Dampf geht nach dem Durchstreichen des zwischen den Kolben
LL und P M gelegenen
ringförmigen Raumes nach dem Auspuffkanal G.
Die Erfinder beschreiben noch verschiedene Aenderungen an diesem Schieber, um
denselben auch bei Verbundmaschinen mit Cylindern Seite an Seite und bei
Dreifach-Expansionsmaschinen mit über einander liegenden Cylindern anordnen zu
können.
Der ebenfalls für Tandemmaschinen construirte Kolbenschieber von H. Cafield in Moristown zeigt nach der in Engineering vom 3. Juli 1891 S. 27 ersichtlichen
Abbildung eine ähnliche Zusammensetzung und Wirkungsweise; derselbe ist ebenso wie
der nachstehend beschriebene Vertheilungsschieber der Doppelschiebersteuerung von
Marshall und Wigram in
Leed mit einer Anzahl von Kolben versehen, welche federnde Dichtungsringe tragen und
in geeigneter Entfernung von einander über ein mit entsprechenden Oeffnungen
versehenes cylindrisches Rohr gezogen sind.
Einen anderen für Tandem-Verbundmaschinen vorgeschlagenen Kolbenschieber von F. Tosi in Legnano, Italien, bringt Engineering vom 4. September 1891.
Es hat hier jeder Cylinder seinen besonderen Kolben, doch sind beide in demselben
Schieberkasten untergebracht und auch auf einer gemeinschaftlichen Stange
befestigt.
Der Hochdruckkolben v (Fig.
13) zeigt die gewöhnliche Anordnung derartiger Schieber, während der
Niederdruckkolben V eine der Führung des Dampfes entsprechende
Form besitzt. Wäre der letztere ebenfalls wie der Hochdruckkolben ausgebildet, so
würde der Dampf gleichzeitig auf der Kurbelseite des Hochdruckcylinders und der
oberen Seite des Niederdruckcylinders zur Wirkung kommen und umgekehrt, während
jetzt der Dampf durch die ringförmigen Oeffnungen s und
s1 an den
äussersten Enden der Büchse l in den
Niederdruckcylinder gelangt.
Textabbildung Bd. 284, S. 148Fig. 13.Kolbenschieber von Tosi. Die auf der Abbildung ersichtlichen Pfeile zeigen den Ein- und Austritt
des Dampfes für beide Cylinder und zwar in dem Augenblicke, wo die Kurbel sich in
ihrer oberen Todtpunktlage befindet.
S. Marshall und R. Wigram
in Leed benutzen zur Regelung der Ein- und Ausströmung des Dampfes in
Zweicylindermaschinen (Compound- oder Zwillingsmaschinen) mit gekuppelten Cylindern
zwei in einander liegende Kolbenschieber, deren Construction aus der, Industries vom 26. Juni 1891 entnommenen Abbildung
(Fig. 14) hervorgeht.
Textabbildung Bd. 284, S. 148Fig. 14.Kolbenschieber von Marshall u. Wigram. Der zwischen den beiden Cylindern liegende ausgebohrte Raum nimmt eine
Büchse A auf und ist mit ringförmigen Oeffnungen, die
mit den zu den Cylinderenden führenden Kanälen in Verbindung stehen, sowie in der
Mitte mit einer grösseren Oeffnung für den Ausströmdampf versehen. Die Büchse A besitzt eine Anzahl gebohrter Löcher und in derselben
bewegt sich der röhrenförmige Vertheilungsschieber B,
welcher eine Anzahl von Kolben trägt, die sämmtlich mit federnden Liderungsringen
umgeben sind. In dem Schieber B bewegt sich der
ebenfalls als Kolbenschieber ausgebildete Expansionsschieber C. Die den Vertheilungsschieber B mitnehmende
Stange D ist hohl und in dieser Höhlung liegt die mit
dem Expansionsschieber verbundene Stange E; beide
Stangen werden in geeigneter Weise mittels Excenter oder Daumen hin und her
bewegt. Der frische Dampf tritt an den beiden Enden des Schieberkastens in diesen,
sowie den mittleren Theil des Expansionsschiebers C und
durch Oeffnungen in letzterem sowie ähnliche Oeffnungen des Vertheilungsschiebers
und die in der Büchse A befindlichen Bohrungen zu den
bezüglichen Cylinderenden, wie dies im Uebrigen die Abbildung zur Genüge erkennen
lässt.
P. Brotherhood in Lambeth erhielt nach Engineering 1891, unter Nr. 435794 vom 25. Juni 1890
auf die in der Abbildung (Fig. 15) ersichtliche
Verbindung zweier Kolbenschieber für Verbundmaschinen mit gekuppelten Cylindern ein
englisches Patent.
Textabbildung Bd. 284, S. 148Fig. 15.Kolbenschieber von Brotherhood. Zwischen den Cylindern liegen in dem durch eine Zwischenwand getheilten
Schieberkasten die zur Regelung der Ein- und Ausströmung des Dampfes dienenden
beiden Kolbenschieber; dieselben sind an dem Querstück einer gemeinschaftlichen
Stange angeschlossen und werden demnach von einem einzigen Excenter hin und her
bewegt.
Der Kesseldampf tritt in die am Hochdruckcylinder gelegene Schieberkastenhälfte und
von hier je nach der Stellung des darin befindlichen Kolbenschiebers vor oder hinter
den Kolben des Hochdruckcylinders; nach erfolgter Arbeit in diesem gelangt der Dampf
durch die vom Kolbenschieber vordem geschlossen gehaltene Oeffnung am oberen oder
unteren Ende des Hochdruckcylinders in eine zwischen den beiden Cylindern gelegene
Kammer, von hier in den Niederdruckcylinder und schliesslich durch die an letzteren
angrenzende Schieberkastenhälfte ins Freie.
Es lassen sich bei dieser Anordnung nur constante Füllungen in beiden Cylindern
erreichen.
Textabbildung Bd. 284, S. 148Kolbenschieber von Turner und Bayliff. Der Kolbenschieber von H. Turner in Hoylake,
Chester, W. und D. Bayliff in Birkenhead besteht nach
Industries 1891 S. 551, bezieh. Engineering vom 29. Mai 1891 aus vier einzelnen
Theilen, die sich vollständig unabhängig von einander gegen ihre Gleitflächen legen
können. Zwischen diese gleich grossen Theile A, B, C
und D (Fig. 16 und 17) sind keilförmige
Stücke J geschaltet, wie solche in den je zur Hälfte im
Schnitt dargestellten Theilen B und C (Fig. 17) zu erkennen
sind. E ist die mit Oeffnungen F bezieh. G für die Ein- bezieh. Ausströmung
des Dampfes versehene Gleitfläche des Schiebers; HH
sind die nach den Cylinderenden führenden Dampfkanäle und der Ausströmkanal ist mit
I bezeichnet. Die Keile J sind doppelt mit Rücken an Rücken angeordnet und drücken auf
entsprechend gestaltete Oeffnungen in den verschiedenen Theilen des Schiebers,
welche von einem zum anderen Ende des letzteren führen und demnach mit dem Inneren
des Schieberkastens in steter Verbindung bleiben, so dass der Dampf auch in die
zwischen den Keilen liegenden Kammern K gelangen kann.
In den geneigten Flächen der Keile J sind Vertiefungen
L vorgesehen, welche durch die Löcher N mit der Ausströmkammer M
des Schiebers in Verbindung stehen. Hierdurch wird erreicht, dass der auf die
Grundflächen der Keile wirkende Druck stets gleich dem Unterschiede der im
Schieberkasten und dem Ausströmkanal herrschenden Spannung ist. Federn O drücken die Schiebertheile senkrecht gegen ihre
Sitzflächen. Die Keile werden durch Platten P, welche
mit den Schiebertheilen verschraubt sind, in ihrer Lage gehalten; letztere sind in
gewöhnlicher Weise mit der Schieberspindel verbunden und werden entsprechend der
Wirkung des Dampfes auf die Gleitflächen der Keile sowie auf den schmalen von den
Keilen nicht bedeckten Theil des Schiebers gegen den Schieberspiegel gedrückt. Der
durch die Keile auf die einzelnen Theile des Schiebers übertragene Druck ist
natürlich von der grösseren oder geringeren Neigung der letzteren abhängig.
Textabbildung Bd. 284, S. 149Kolbenschieber von Stoll. In einer abgeänderten Construction sind die einzelnen Theile des Schiebers
von dem mit der Schieberstange verbundenen Theil desselben getrennt und auch die
Keile in etwas anderer Weise angeordnet.
Um ein augenblickliches Oeffnen des Einströmkanals für den in den Cylinder tretenden
Dampf bei grösster Einfachheit der Wirkungsweise zu erzielen, hat J. Stoll in Paris nach Industries vom 14. August 1891 S. 166, bezieh. Revue générale de mécanique appliquée 1891 S. 72 dem Schieber die in Fig. 18 ersichtliche
Gestalt gegeben.
In dem mit Oeffnungen B und C versehenen Gehäuse A befindet sich nach
aussen, durch eine Stopfbüchse D abgedichtet, eine in
Führungen F und G
gleitende Spindel E, auf welcher ein Ventil J in Gestalt eines abgestumpften Kegels befestigt ist,
welches ebenso wie auch der zugehörige im Gehäuse A
liegende Ventilsitz H ringsum mit einer grösseren
Anzahl von Oeffnungen versehen und auf seinem oberen durchbohrten Boden mit einer
Entlastungsscheibe K verschraubt ist. Das Ventil wird
durch die in Fig.
20 ersichtliche Muffe L, welche mit ihren
schraubenförmigen Erhöhungen gegen eine im oberen Theile der Spindel E gelagerte Rolle trifft, nach unten bewegt und, da die
Muffe mit dem Regulator in Verbindung steht, die Durchlasskanäle je nach der
Geschwindigkeit der Maschine längere oder kürzere Zeit offenhalten.
Fig. 19 zeigt die
Anordnung in Verbindung mit den beiden vom Regulator mittels Winkelhebel N eingestellten, in der Längsrichtung verschiebbaren
Muffen LL, welche durch ein Zwischenstück M mit einander verbunden sind. Die unteren zur
Ausströmung des Dampfes dienenden Ventile werden in gleicher Weise, wie vordem
beschrieben, von je einer festen Daumenscheibe bethätigt.
Nach demselben Grundprincip ordnete übrigens bereits Prof. C.
Pfaff in Wien die Steuerung an einer von Brand
und Lhuillier zur Jubiläums-Gewerbeausstellung in Wien
1888 gebrachten Dampfmaschine an (vgl. Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure 1888 S. 1068), doch wurden hier die konisch
geformten Gitterschieber in einer weniger einfachen Weise durch Schaltvorrichtungen
in ruckweise fortschreitende Drehbewegungen versetzt.
Textabbildung Bd. 284, S. 149Fig. 21.Kolbenschieber von Bellis und Morcom. Einen Kolbenschieber von Bellis und Morcom in
Birmingham für Verbundmaschinen, mit Cylindern Seite an Seite, welcher sich aus zwei
einzelnen Kolbenschiebern für den Hoch- und Niederdruckcylinder, deren Treibkolben
auf zwei um 180° gegenseitig versetzte Kurbeln wirken, zusammensetzt, die zufolge
der Anordnung der Dampfkanäle in den Cylindern mittels gemeinschaftlicher Stange von
einem einzigen Excenter ihre Bewegung ableiten, veranschaulicht die Industries 1891 entnommene Abbildung (Fig. 21). Beide Kolbenschieber sind an ihren Enden
offen und es strömt der frische Dampf aus dem Einströmkanal F in die Kammer G des zum Hochdruckcylinder
A gehörigen Schiebers C, von hier durch die Kanäle H in den
Hochdruckcylinder; der in diesem wirksam gewesene Dampf geht direct in den
Niederdruckschieber D und durch die Kanäle J in den zugehörigen Cylinder B. Der Abdampf des letzteren entweicht in die Kammer K und tritt durch den Ausströmkanal L in die Atmosphäre oder einen Condensator.
Die Bewegungen des Dampfes beim aufwärts gerichteten Hube des Hochdruckkolbens und
abwärts gerichteten Hube des Niederdruckkolbens sind auf der Abbildung durch Pfeile
genügend gekennzeichnet und es ist auch für die entgegengesetzten Kolbenbewegungen
die in ähnlicher Weise wie vordem stattfindende Dampfvertheilung leicht zu
erkennen.
Der Kolbenschieber von Patten, Robertson und Fraser in Yarmouth besteht nach Mittheilungen in Engineering
vom 19. Juni 1891
S. 747 aus zwei Kolben E1 und E2
(Fig. 22 und 23), welche mit den
Verbindungen F und F1, von denen die erstere, als Gleitfläche für den
Flachschieber G dienend, die auf der Abbildung (Fig. 23) ersichtliche
Gestalt zeigt, ein einziges Gusstück bilden. Die im Schieberkasten D liegenden Ein- und Ausströmkanäle werden unter
Mitwirkung des Flachschiebers G durch die Kolben
abwechselnd geöffnet und geschlossen und es bewegt sich zu dem Zwecke die mit dem
Hilfsschieber G in gewöhnlicher Weise verbundene Stange
H ungezwungen durch die Mitte der an ihren äusseren
Enden noch mit kreisförmigen Vertiefungen E3 und E4 versehenen Kolben hindurch. In die genannten
Vertiefungen treten kleinere, auf der Schieberstange H
befestigte, mit Dampfeinführungskanälen j und K versehene Kolben I und
I2, welche bei der
Schieberstangenbewegung ebenso wie auch der Hilfsschieber G mitgenommen werden, und indem sie in einem bestimmten Augenblicke mit
den Kolben E1 und E2 zusammentreffen,
durch Vor- oder Rückwärtsbewegung der letzteren die Ein- und Ausströmung des Dampfes
regeln.
Textabbildung Bd. 284, S. 150Kolbenschieber von Patten, Robertson und Fräser. Im Anschluss an vorstehend beschriebene Constructionen hin und her
gehender Schieber ist in dem Nachstehenden noch eines kreisenden, sowie eines
schwingenden Schiebers neuerer Construction Erwähnung gethan.
Zur Vertheilung des Arbeitsdampfes bei schnelllaufenden Motoren schlägt S. Psaroudaki in Paris nach Mittheilungen in Industries vom 18. September 1891 S. 286 die in den
Abbildungen (Fig. 24
und 25) ersichtliche
Schieberconstruction vor.
Textabbildung Bd. 284, S. 150Schieberconstruction von Psaroudaki.A und B sind zwei in einer
unteren Platte liegende Oeffnungen, durch welche der Dampf nach den beiden
Cylinderenden gelangt. In der Mitte der Platte befindet sich eine Bohrung E, welche zur Lagerung einer durch den kreisenden
Schieber (Fig. 25)
gehenden Welle dient; ersterer ist ebenfalls mit zwei breiten Oeffnungen b und G, ausserdem noch
mit vier schmalen Oeffnungen H, I, J und K versehen. Der Schieber kreist mit der halben
Geschwindigkeit der Kurbelwelle zwischen der Unterplatte und einem oberen Deckel,
welcher vier, den Oeffnungen in der Unterplatte entsprechende Aushöhlungen besitzt.
Die vier schmalen Oeffnungen im Schieber dienen nun dazu, die Oeffnungen in der
Unterplatte mit den entsprechenden Aushöhlungen des Deckels in Verbindung zu
bringen, während die breiten Oeffnungen im Schieber wie diejenigen eines
gewöhnlichen Schiebers wirken.
Textabbildung Bd. 284, S. 150Kolbenschieber von Shenton.J. Shenton in Oldham, Lancashire, schaltet nach
derselben Zeitschrift, um eine veränderliche Fällung zu erhalten, zwischen dem
gewöhnlichen Schieber A (Fig. 27) und dem
Cylinder B einen konisch geformten schwingenden Hahn
G ein, dessen oberes Ende mit zwei kreuzweise über
einander liegenden Oeffnungen D, D1 versehen ist, welche bei der schwingenden Bewegung
des Hahnschiebers G und entsprechender Stellung des
Schiebers A das obere Cylinderende durch den Kanal E mit dem Auspuffkanal in Verbindung bringen. Zwei
andere Oeffnungen F, F1
im unteren Ende des Hahnschiebers C vermitteln in
ähnlicher Weise die Verbindung des unteren Cylinderendes durch den Kanal E1 mit dem
Auspuffkanal. Um Abnutzungen des Hahnschiebers auszugleichen, stützt sich der in die
untere Fläche desselben geschraubte Bolzen C gegen das
abgerundete Ende einer im Schieberkastendeckel befestigten und durch eine
Gegenmutter gesicherten Kopfschraube. Die zur Abdichtung der Spindel C2 dienende Stopfbüchse
H ist in eine Bohrung des oberen
Schieberkastendeckels eingeschraubt und durch eine Gegenmutter H1 gegen Losdrehen
gesichert; im Inneren derselben liegen zwei mit Flanschen versehene Büchsen I, welche durch eine Spiralfeder aus einander gehalten
werden.
Fr.