Titel: | Neue Gasmaschinen. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 169 |
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Neue Gasmaschinen.
(Patentklage 46. Fortsetzung des Berichtes S. 150
d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Gasmaschinen.
Die Steuerung von A. Seeger in Berlin (* D. R. P. Nr.
55131 vom 17. März 1889) ist für solche Gasmaschinen bestimmt, welche den Lauf durch
Lufteinsaugung an Stelle ausgefallener Kraftschübe regeln. Die Steuerung wirkt auf
Gasabsperr- und Auslassventil. Fig. 34 zeigt die
getroffene Ausführung.
Bei zu hoher Tourenzahl wird sowohl das Gas abgesperrt, als auch das Auslassventil
geöffnet gehalten, dabei kann aber durch ein selbsthätiges Einlassventil bei jeder
im Cylinder auftretenden Saugwirkung Luft eingesaugt werden. So lange die Maschine
eine gewisse Geschwindigkeit nicht überschreitet, wird in jeder Saugperiode durch
das Einlassventil Gemenge angesaugt, in der darauf folgenden Periode comprimirt,
sodann entzündet und expandirt. Wird bei grösserer Geschwindigkeit das Gas
abgesperrt und das Auslassventil über die Auspuffperiode hinaus offen gehalten, so
werden in der darauf folgenden Saugperiode durch dieses Ventil Verbrennungsproducte
zurückgesaugt, und wenn der Widerstand dieser Gase grösser ist als der Widerstand,
welchen die Luft zu überwinden hat, so wird durch das selbsthätige Einlassventil
auch Luft eingesaugt. Da die eingesaugten Gase in der Compressionsperiode nicht
comprimirt, sondern durch das offene Auslassventil ausgestossen werden, so entsteht
in der Arbeitsperiode abermals eine Saugwirkung und es findet in Folge dessen wieder
Eintritt von Verbrennungsproducten und Luft statt u.s.f.
Durch diese Art der Regulirung wird ein leichter Druckausgleich zwischen den Gasen in
der Maschine und der Atmosphäre erzielt; die Rücksaugung der Verbrennungsproducte
erfolgt nur insoweit, als dies ohne nennenswerthen Kraftaufwand und somit ohne
Belastung der Maschine geschehen kann. Da die eingesaugte Luft stets durch das
Auslassventil wieder ausgestossen, also durch die Maschine hindurchgepumpt wird, so
bewirkt diese Regulirung eine Ausspülung der Verbrennungsproducte. Auch werden
gewisse unangenehme chemische Einflüsse auf die innere Wandung der Maschine
vermieden, welche mit einer massenhaften Rücksaugung von Verbrennungsproducten
verbunden sind.
Um eine besondere Steuerungsvorrichtung für den Gasabschluss zu ersparen und um
die Abhängigkeit des Gaszuflusses vom Regulator auf eine möglichst einfache Weise zu
erreichen, ist das Gasventil mit dem Auslassventil durch besondere Ausbildung eines
Gliedes des zur Steuerung des Auslassventils dienenden Mechanismus oder durch einen
diesem angehängten Mechanismus so in Wechselwirkung gesetzt, dass das Gasventil beim
Schluss des Auslassventils geöffnet, beim Oeffnen des Auslassventils geschlossen
wird und so lange geschlossen bleibt, als das Auslassventil geöffnet bleibt. Der
Schluss des Gasventils oder des demselben entsprechenden Organes (z.B. eines
Gasschiebers) wird durch eine Feder oder eine sonstige selbsthätig sich äussernde
Kraft bewirkt, derart, dass dieser Feder u.s.w. der Steuerungsmechanismus freie
Wirkung verstattet, wenn das Gasventil sich schliessen soll, dagegen beim Oeffnen
des Gasventils der Steuerungsmechanismus die Kraft der Feder u.s.w. zu überwinden
hat. Das Gasventil kann der Gasleitung zugekehrt oder abgekehrt sein.
Durch diese Art der Steuerung wird der Gaszufluss nicht nur unter Einwirkung des
Regulators, sondern auch bei normalem Gange der Maschine während jeder
Auspuffperiode abgesperrt. Das Herabsinken der Spannung in der Maschine unter den
atmosphärischen Druck in Folge des Beharrungsvermögens der entweichenden
Verbrennungsproducte wird also unter Umständen ein regelmässiges Nachsaugen von Luft
und somit eine vortheilhafte Ausspülung der Maschine, niemals aber ein Nachsaugen
von Gemenge bewirken.
Textabbildung Bd. 284, S. 169Fig. 34.Steuerung von Seeger. In der Zeichnung Fig. 34 bedeutet o die Steuerwelle eines Viertaktgasmotors, auf welcher
ein Hebedaumen angebracht ist, A das Auslassventil, B das Gasventil, C das
selbsthätige Einlassventil, i ist die das Gasventil B schliessende Feder; eine stärkere Feder, welche das
Auslassventil A schliesst, bewegt gleichzeitig den
gesammten Steuerungsmechanismus in die entsprechende Lage. In Fig. 34 ist das Auslassventil geöffnet, das Gasventil
geschlossen.
Das Oeffnen des Auslassventils geschieht in der Weise, dass eine mit Rolle versehene
Stosstange s durch den Daumen der Steuerwelle o abwärts bewegt wird. Mit der Steuerstange s ist ein gebogener Arm p
fest verschraubt; derselbe kann daher als ein Theil von s angesehen werden. Bei der Abwärtsbewegung der Stosstange s und des Armes p gibt der
Arm p die Ventilstange des Auslassventils B frei, so dass die Feder i den Schluss desselben bewirken kann. Erfolgt bei weiterer Drehung der
Steuerwelle der Schluss des Auslassventils A und die
Aufwärtsbewegung der Stosstange s unter der Einwirkung
der stärkeren Feder, so hebt sich gleichzeitig der Arm p und öffnet das Gasventil B, wobei die Feder
i zusammengedrückt wird. Die Abmessung der Theile
wird vortheilhaft so gewählt, dass das Gasventil B
bereits ganz geschlossen ist, bevor das Auslassventil A
vollständig geöffnet ist; alsdann bildet sich bei der tiefsten Stellung der
Stosstange s und des Armes p ein entsprechender grösserer Zwischenraum zwischen dem Arm p und der Ventilstange des Gasventils, und es erfolgt
das Oeffnen des Gasventils erst dann wieder, wenn das Auslassventil zum Theil
bereits geschlossen ist. Der Schluss bezieh. das Oeffnen des Gasventils erfolgt beim
Austritt bezieh. Eintritt der Rolle aus bezieh. in eine mit der Steuerwelle
concentrische Zone, welche in der Zeichnung durch einen unterbrochenen Kreis
angedeutet ist. Der Zwischenraum zwischen dem Arm p und
der Ventilstange des Gasventils bei der tiefsten Stellung des Armes entspricht der
Ueberschreitung jener Zone durch die Rolle bei dieser Stellung.
Wird nun die Stosstange s in ihrer tiefsten oder
annähernd tiefsten Stellung über die Auslassperiode hinaus festgehalten, so bleibt
das Auslassventil A geöffnet, das Gasventil B geschlossen; dem Einlassventil C dagegen verbleibt freies Spiel. Der Eintritt von
Verbrennungsproducten bezieh. Luft kann alsdann sowohl durch das Auslassventil A als auch durch das selbsthätige Einlassventil C erfolgen, das Ausstossen dieser Gase aber nur durch
das Auslassventil.
Die Festhaltung des Steuerungsmechanismus in solcher Stellung, dass das Auslassventil
geöffnet, das Gasventil geschlossen bleibt, kann mittels Einstellung einer Klinke
oder Falle durch den Regulator geschehen. Die besondere Einrichtung der Arretirung
wie des Regulators ist hier unerheblich. Ebenso ist die Mischvorrichtung nicht
Gegenstand des Patentes. Der Zeichnung zufolge tritt das Gas nach Passiren des
Mischventils in einen das Einlassventil umgebenden Ringkanal, von welchem Bohrungen
oder Schlitze senkrecht zum Sitz des Ventils geführt sind. Das Ventil schliesst
daher, wenn es auf seinem Sitz aufruht, sowohl das Gas und die Luft von der Maschine
als auch das Gas von der Luft ab. Es verbleibt niemals unverbranntes Gemenge in
dieser Mischvorrichtung; auch vermag die bei geschlossenem Gasventil das
Einlassventil passirende Luft kein Gas auszuspülen.
Bei anderen in der Patentschrift dargestellten Anordnungen der Steuerung erfolgt die
Bewegung des Auslassventils anstatt durch eine Stosstange durch zwei auf einer
gemeinschaftlichen Achse sitzende Hebelarme, sowie eine Lenkerstange. Letztere ist
an beiden Enden gegabelt und durch Bolzen so mit dem Hebelarm und der Ventilstange
des Auslassventils verbunden, dass das Auslassventil der Vorwärts- wie
Rückwärtsdrehung der Hebel folgen muss und somit sich auch die Wirkung einer
Zugfeder auf das Auslassventil überträgt. Auch bei diesen Anordnungen kann ohne
Schwierigkeit die Einrichtung getroffen werden, dass der Abschluss des Gases
erfolgt, bevor das Auslassventil vollständig geöffnet ist.
In dem Zusatz Nr. 58479 vom 4. März 1890 ist eine Vorrichtung zum festen Schluss
des Gasabschlussventils B geschützt.
Um dies zu erreichen, ist im Hauptpatent die Feder i
angeordnet, welche so zu wählen ist, dass sie die unvermeidliche Reibung, sowie die
durch massige Verschmutzung verursachten Widerstände zu überwinden vermag. Es ist
bekannt, dass Federn bei Gasmaschinen, wenn die Wartung keine sorgfältige ist, öfter
in Unordnung gerathen, sich seitlich verschieben, brechen, schlaff werden. Ein
mangelhaftes Functioniren der Feder f würde sogleich
bemerkt werden und in den meisten Fällen überhaupt die Maschine zum Stillstand
bringen, nicht aber würde sich ein mangelhaftes Functioniren der Feder i und unvollkommenes Schliessen des Organs B sofort bemerkbar machen, nichtsdestoweniger aber ein
beträchtlicher Gasverlust damit verbunden sein. Es erscheint daher zweckmässig, die
das Gasabschlussorgan B schliessende Feder i des Hauptpatentes durch ein in seiner Wirkung
wohlberechnetes Gewicht zu ersetzen, welches selbsthätig das Organ B zum Schliessen bringt.
Als Gewicht dient ein mit Blei oder Quecksilber gefüllter Hohlkörper.
Auch der zweite Zusatz Nr. 58503 vom 1. April 1890 bezieht sich auf eine Vorrichtung
zum sicheren Abschluss des Gasabsperrventils.
Das Gasabschlussorgan B soll nunmehr mit dem
Steuergetriebe zweitriebig verbunden werden, so dass das Organ durch das
Steuergetriebe beim Hingange des letzteren geschlossen wird. Wenn das Organ B als Ventil ausgeführt wird, so ist die Bewegung
desselben beim Schliessen durch den Sitz des Ventils begrenzt; diese Grenzlage aber
muss das Organ erreichen. Um daher einerseits das sichere Schliessen des Organs B zu erzielen, andererseits schädliche Spannungen in
dem Steuergetriebe zu vermeiden, wird in das Steuergetriebe ein elastischer Theil
eingeschaltet, welcher auf Schliessen des Organs B
wirkt.
Textabbildung Bd. 284, S. 170Fig. 35.Vorrichtung zum sicheren Abschluss des Gassperrventils von
Seeger. Die Fig. 35 zeigt den in das Getriebe
eingeschalteten elastischen Theil E, der als eine Feder
dargestellt ist, welche sich einerseits auf den mit der Ventilstange verschraubten
und durch Gegenmutter y1 gesicherten Federteller y, andererseits auf
den Theil p des Getriebes stützt. Der Getriebetheil p ist am unteren Ende wie ein Federteller mit hohem
Rande gestaltet und mit einer Durchbohrung versehen, welche der Ventilstange
ungehinderten Durchgang gestattet. Diese Feder, welche unmittelbar am Organ B angebracht ist, kann auch an eine andere Stelle des
Getriebes verlegt werden; auch kann statt der Feder ein Luftbuffer oder ein
beliebiges anderes elastisches Glied verwendet werden.
Unter Zusammendrückung der Feder f hat das Getriebe das
Auslassventil A geöffnet und dabei durch Vermittelung
der Feder E das Organ B
geschlossen. Der Zwischenraum, welcher sich zwischen dem Theile p
des Getriebes und der Mutter x des Organs B gebildet hat, entspricht der Bewegung, welche das
Getriebe nach Schluss des Organs noch ausgeführt, und der Zusammendrückung, welche
Feder E bei dieser Bewegung erfahren hat. Das
Steuergetriebe öffnet das Organ B mittels der Mutter
x und Gegenmutter x1, wenn die Rolle der
Steuerstange s in eine mit der Steuerwelle
concentrische Zone gelangt, welche in der Zeichnung durch einen punktirten Kreis
umgrenzt ist; der in Fig. 35 erkennbare Zwischenraum
zwischen Getriebetheil p und Mutter x entspricht der Entfernung der Rolle von dieser
Zone.
Textabbildung Bd. 284, S. 171Steuerung der Berliner Maschinenbau-Actiengesellschaft. Eine Steuerung, welche mittels eines Nockens zwei neben einander liegende
Abschlussorgane beeinflusst, ist in Fig. 36 dargestellt.
Dieselbe ist an die Berliner Maschinenbau-Actiengesellschaft
vorm. L. Schwartzkopff in Berlin (* D. R. P. Nr. 60837 vom 15. November
1890) patentirt.
Es bedeutet A die Maschinenwelle, welche durch
Zahnradübersetzung 1:2 die Steuerwelle B in Umdrehung
versetzt; an der Steuerwelle ist eine Kurbel oder ein Excenter befestigt, welche
mittels der Verbindungsstange C dem Gleitstück D eine hin und her gehende Bewegung ertheilt. An dem
Gleitstück befindet sich ein Bolzen E, auf welchem der
Winkelhebel FF1 drehbar
gelagert ist; ferner ist mit dem Gleitstück eine Coulisse G verbunden, welche den Ausschlag des Winkelhebels nach beiden Seiten
genau begrenzt. In der Verlängerung des einen Schenkels F des Winkelhebels FF1 ist das Ventil H
angeordnet, welches in geöffneter Stellung den Gas- oder Erdölzufluss gestattet, in
geschlossener Stellung den Brennstoff aber absperrt. Oberhalb dieses Ventils
befindet sich ein Absperrschieber J, welcher beim
Aussetzen der Zündungen geschlossen wird, um ein Einsaugen von atmosphärischer Luft
zu verhindern. An dem Maschinengestell ist noch eine kleine, um einen Bolzen
drehbare Klinke K angebracht, deren Zweck sogleich
näher angegeben werden soll. Wird das Gleitstück und der Winkelhebel durch die
Steuerkurbel aus seiner Endstellung rechts nach links bewegt, so wird der Arm F1 des Winkelhebels FF1 an die Klinke K anstossen und dadurch der ganze Winkelhebel um einen
bestimmten, durch die Coulisse G begrenzten Winkel
verdreht. Geht das Gleitstück noch weiter nach links, so wird der Schenkel F1 wieder frei und der
Winkelhebel nimmt nun die in Fig. 36a dargestellte Lage ein; der Schenkel F wird, unterstützt durch das Gewicht L, das Bestreben haben, wieder nach unten zu fallen,
und ist dann in seiner unteren Lage im Stande, das Gas- bezieh. Erdölzuflussventil
H aufzudrücken, der Maschine also den nöthigen
Brennstoff zuzuführen.
Dies ist der Vorgang bei normalem Gang der Maschine; ist die gewünschte Umlaufzahl
aber durch irgend welche Veranlassung überschritten worden, so hat der Schenkel F des Winkelhebels nicht mehr Zeit, an dem Kopf O des Schiebers J
vorbeizukommen (Fig. 36a), sondern trifft mit seiner oberen Schneide P in die Einkerbung des Kopfes O und schliesst mithin den Schieber, gleichzeitig bleibt das Ventil H geschlossen, die Maschine kann also auch keine Ladung
einsaugen, eine Zündung wird somit ausfallen.
Durch Verschieben des Gewichtes L oder der Klinke K kann der Zeitpunkt des Einfallens der Schneide P in die Einkerbung verändert und dadurch die
Umlaufzahl der Maschine beliebig eingestellt werden. Ganz besonders soll
hervorgehoben werden, dass der Ausschlagwinkel des Winkelhebels FF1, vollständig unabhängig von der Geschwindigkeit der
Maschine, immer durch die Coulisse G in denselben
Grenzen gehalten wird und dass die Zeitdauer der Wiedererlangung der normalen Lage
des Winkelhebels nur von der Stellung des Gewichtes L
oder der Klinke K abhängig ist; statt des Gewichtes
könnte auch eine beliebig zu belastende Feder angewendet werden.
Bei Rückgang des Gleitstückes D hebt der Schenkel F1 des Winkelhebels die
Klinke K, welche nachdem wieder durch eine Feder
herabgedrückt wird, so dass der Mechanismus wieder die äusserste Lage rechts
einnimmt und sich der ganze Vorgang wiederholen kann.
Zur Bethätigung des Steuerventils dient die in Fig. 37
dargestellte Steuerung von J. Kayser in Nürnberg (* D.
R. P. Nr. 60297 vom 26. Mai 1891). Diese Steuerung hat drei Haupttheile und besteht
aus
1) der in den Lagern l1
und l2 gelagerten
Lenkerstange L, welche in ihrer Längsrichtung
verschieblich und drehbar ist. An dem den Ventilen zugekehrten Ende trägt der Lenker
L eine mit Vor Sprüngen v und Einbuchtungen o versehene Scheibe a, während das der Kurbelwelle zugekehrte Ende des
Lenkers L von einem der Scheibe d ähnlichen Rad r gebildet wird, das die
doppelte Anzahl Zähne oder Einschnitte n besitzt, als
die Scheibe a Vorsprünge hat;
Textabbildung Bd. 284, S. 171Fig. 37.Steuerung von Kayser. 2) dem Daumen D, der fest auf der Kurbelwelle
W sitzt und den Zweck hat, dem Lenker L die geeignete Bewegung in seiner Achsenrichtung zu
ertheilen, wonach sich sein Profil bestimmt. Mittels der Rolle i, die im Zwischenstück z
gelagert ist, wird die gleitende Reibung zwischen L und
D in rollende umgesetzt. Die Feder f soll den Lenker L
zwingen, stets der Daumenbewegung zu folgen;
3) einem Knaggen, welcher ebenfalls auf der Kurbelwelle W festsitzt und den Lenker L mittels des
Zahnes m bei jeder Umdrehung der Kurbelwelle um eine
Theilung des Rades r weiter dreht, und zwar in der
Zeit, während der
Daumen D in Folge der Form seines Profils dem Lenker
L keine Bewegung ertheilt.
Indem sich eine Feder nach jeder Theildrehung von r in
eine Lücke einlegt, wird der Lenker L und die damit
fest verbundene Scheibe a in ihrer richtigen Stellung
festgehalten.
Die Bewegung des Lenkers L kann nun entweder mittels der
Scheibe a direct oder auch durch Zwischenhebel auf das
Ventilgestänge übertragen werden.
Bei jeder Umdrehung der Kurbelwelle W wird durch die
Wirkung des Daumens D die Scheibe a eine halbe Umdrehung lang angehoben und diese
Bewegung durch einen Vorsprung der Scheibe a auf das
Gestänge des Auslassventils A übertragen, während das
einer Einbuchtung o gegenüberstehende Gestänge des
Zündventils Z nicht an der Bewegung theilnimmt. In der
nächsten halben Umdrehung hat der Knaggen durch seinen Zahn m die Scheibe a so gestellt, dass nunmehr das
Gestänge des Auslassventils einer Einbuchtung o der
Scheibe a gegenübersteht und das des Zündventils einem
Vorsprung, wobei jedoch in Folge der entsprechenden Entfernung zwischen Gestänge und
Scheibe a, sowie der geeigneten Form des Daumens D das Zündventil Z erst in
der zweiten Hälfte der nächsten halben Umdrehung in richtiger Weise bethätigt
wird.
Während der Expansionsperiode wird dann weiter der Lenker L mit Scheibe a so gestellt, dass in der
darauf folgenden halben Umdrehung wieder das Auslassventil zur Wirkung kommen kann,
wobei die eigenartige Form des Daumens D ein
absatzweises Anheben des Auslassventils im Gefolge hat, das aber der Wirkungsweise
desselben keinen Abtrag thut.
Drehschieber mit doppelter Bewegung von Dr. S. Hamburger
in Berlin (* D. R. P. Nr. 59793 vom 29. März 1891) Fig.
38.
Textabbildung Bd. 284, S. 172Fig. 38.Drehschieber mit doppelter Bewegung von Dr. Hamburger. Um bei Rundschiebern oder Ventilen, welche mit dem Explosionsraum von Gas-
oder Erdölmotoren in Verbindung stehen, ein rasches Verschmutzen und dadurch
bedingtes Festsetzen zu vermeiden, gibt man solchen Organen eine zusammengesetzte
Bewegung in der Weise, dass entweder zu der steuernden Drehbewegung eine axiale
Verschiebung oder aber zu der steuernden axialen Verschiebung eine Drehbewegung
tritt. Durch diese zusammengesetzte Bewegung (Einschleifbewegung) erreicht man
erfahrungsgemäss einerseits ein dauerndes Dichthalten der Ventilsitze, andererseits
aber bei Rundschiebern ein Herausarbeiten etwaiger zwischen die Schieberflächen
kommender Schmutztheilchen.
Fig. 38 zeigt einen Drehschieber, als Steuerorgan
einer Glührohrzündung, bei welchem zu der steuernden Drehbewegung eine davon
unabhängige axiale Verschiebung durch Benutzung der Spannungsdifferenzen im
Arbeitscylinder tritt.
Der mit einer Durchbohrung m versehene Schieber a führt zwischen den äussersten Stellungen eine
Schwingbewegung aus, die ihm durch die Triebstange, die Mitnehmerscheibe k, den Bügel c und den
Ventilstift b mitgetheilt wird. Ausserdem enthält
Schieber a eine Bohrung i,
welche den Cylinderkanal f mit der gleichzeitig als
Rückständeraum dienenden Kammer h so verbindet, dass
während der ganzen Schieberbewegung die Spannungen im Raume h mit denen im Arbeitscylinder übereinstimmen. Tritt nun im
Arbeitscylinder beim Ansaugen der Maschine Depression ein, so bewegt sich der
Schieber, seinen Ventilsitz verlassend, so weit nach dem Raume h hin, als ihm das Spiel zwischen dem Bügel c und dem Ventilsitz e
gestattet; während er sich wieder auf seinen Ventilsitz zurückbewegt, sobald
Compression im Arbeitscylinder und im Raume h
eintritt.
Im Moment der Explosion ist der Schieber also wieder auf seinem Ventilsitz und
dichtet nach aussen ab. Wird der Raum h als
Rückständekammer bei Verwendung einer anderen Zündung entbehrlich, so kann auch die
Bohrung i wegfallen und durch eine Bohrung o ersetzt werden, oder es kann das Schieberende direct
in den Cylinder hineinragen.
Bei dem gezeigten Antrieb gestattet der Bügel c, welcher
in Einschnitten der Mitnehmerscheibe k gleiten kann,
die axiale Bewegung.
Regulirvorrichtungen.
Die Regulirvorrichtung von R. Herrmann in Stötteritz (*
D. R. P. Nr. 56751 vom 14. September 1890) wirkt auf den Gaszulass und sperrt
denselben völlig ab, wenn die Maschine zu schnell läuft (Fig. 39, 39a und 39b).
An irgend einem auf und nieder gehenden Theil, z.B. dem Schieber L (Fig. 39a und b) wird zu gleicher
Bewegung der Greifer A angeschlossen, durch welche
Bewegung er mit einem um Bolzen C schwingenden Pendel
B in solcher Weise zusammen arbeitet, dass
letzteres bei regelmässigem Gang der Maschine durch Wirkung des Herabganges des
Greifers zunächst seitlich abschwingend bewegt und darauf senkrecht
heruntergedrückt, hingegen bei zu schnellem Lauf der Maschine, ohne die senkrechte
Bewegung, bloss auf die Seite geschleudert wird, was letzteres eine Folge der zu
schnellen Bewegung bezüglich der Fliehkraft des Pendels B ist. Die Folge der verschiedenen Bewegungsweisen des Pendels B während eines Greiferspieles bezüglich
Bewegungsspiels der Maschine ist, dass das Pendel B im
ersten Fall im Stande ist, ein in die Gaszuleitung eingeschaltetes, von Feder- oder
anderem Druck stets abgesperrtes Ventil G kurzfristig
zu öffnen, d.h. dem Gas Durchgang zu verschaffen, während im zweiten Fall, während
der zu schnellen Greiferspiele, das Ventil G
geschlossen bleibt, d.h. kein neues Arbeitsgas zutreten kann.
Um nun diese Bewegung des Pendels B zu ermöglichen, ist
dasselbe mit seinem Vordertheil so in die Spiellinie von A gelegt, dass A zunächst an höchster Stelle
der als schräge Fläche i gebildeten Oberkante von B auftrifft; am unteren Ende von i ist eine Grube k
angebracht, in der sich A fangen kann. Ferner ist B an einer Achse C, die von Lagern D und E festgehalten wird,
so gelagert, dass es sich sowohl in der Achsenrichtung von C, als in einer Ebene senkrecht zu derselben bewegen kann. Seine
Ruhestellung erhält das Pendel B dadurch, dass es von
einer Feder F ebensowohl an D, in Richtung der Achse
C, als wagerecht an den Anschlag H angedrückt wird, zu welchem Zweck die Feder F mit einem Ende an B, mit
dem anderen an E befestigt ist. Auf das Ventil G tritt B durch seine
Unterkante, bis an welche die Ventilstange von G
emporlangt, so dass dasselbe die Abwärtsbewegung von B
mitmacht, sofern B selbst von A zur Abwärtsbewegung gebracht wird.
Textabbildung Bd. 284, S. 173Fig. 39.Regulirvorrichtung von Herrmann. Die Zusammenwirkung der Theile ergibt sich aus Folgendem:
Textabbildung Bd. 284, S. 173Regulirvorrichtung von Herrmann. Greifer A ist, wie erwähnt, mit einem hin und
her gehenden Theil, z.B. dem Schieber L, verbunden,
dessen Bewegung; die sich bei jedem Umlauf der Maschine wiederholt, er annimmt. Beim
Niedergang (Fig. 39a)
trifft der Greifer A oben auf die schräge Fläche i des Pendels B und drückt
letzteres durch seine Abwärtsbewegung und Herabgleiten auf der schiefen Fläche i zur Seite. Da das Pendel B schiebbar auf der Spindel C sitzt, drückt
der Greifer dasselbe nach unten, sobald er sich nach Ablauf der Fläche i in der Grube k des
Pendels B gefangen hat, was bei regelmässigem Gang
stets eintritt, und findet somit auch ein Abwärtsschieben des letzteren statt (Fig. 39b), und die
Folge hiervon ist, dass das Gaseinlassventil G geöffnet
wird, bis das Pendel B mit Rückgang von A die Stange von G wieder
frei lässt, B auch selbst von A frei wird, wenn es an D anlegt und darauf
an H zurücktritt, letzteres beides durch Wirkung der
Feder F, worauf sich das Spiel von neuem
wiederholt.
In vorbeschriebener Weise arbeitet die Vorrichtung bei regelmässiger Umlaufzahl der
Maschine. Tritt hingegen eine zu grosse Geschwindigkeit auf, so ist die Wirkung eine
andere, nämlich die folgende:
Bei zu raschem Auf- und Niedergang wird das Pendel B
bezieh. dessen schräge Fläche i mit solcher
Lebhaftigkeit getroffen, dass es schneller aus dem Bereich des Greifers A gelangt, als letzterer in die Grube k des Pendels eintreten kann, d.h. der Greifer geht
abwärts, ohne das Pendel niederzudrücken und ohne dass das Gaszulassventil G geöffnet wird. Die Maschine erhält sonach bei allzu
grosser Geschwindigkeit kein Gas und keine Triebkrafterneuerung, bis wieder
regelmässige Geschwindigkeit eingetreten ist.
Regulirung von O. und R. Wilberg in Magdeburg-Sudenburg
(* D. R. P. Nr. 58086 vom 6. November 1890) Fig.
40.
Textabbildung Bd. 284, S. 173Fig. 40.Regulirung von Wilberg. Der dargestellte Mechanismus hat den Zweck, das Regulirventil direct vom
Schieber aus zu steuern und gleichzeitig durch den eingeschalteten Pendelregulator
den Abschluss des Ventils veränderlich zu machen, um dadurch eine
Geschwindigkeitsregelung, sei es durch Ausfall von Verpuffungen oder durch
schwächere Ladungen, zu erzielen.
Ein in dem am Schieber A sitzender, im Drehpunkt c beweglicher Hebel wird beim Aufwärtsgang des
Schiebers mit dem Schenkel d1, an dessen äusserem Ende sich ein durch die
am Schenkel d2 sitzende
Feder f ausgeglichenes Pendelgewicht d3 befindet, im
bestimmten Moment gegen den Stift m gedrückt, bewegt
sich dadurch, unterstützt vom Pendelgewicht, nach unten und zieht mittels des Hebels
b den Bolzen a mit
Knaggen a1 vom Hebel
k zurück; so dass sich das Regulirventil l schliessen kann. Ueberschreitet die Bewegung des
Schiebers die durch Spannen oder Lösen der Feder f
mittels der Schraube h eingestellte Geschwindigkeit, so
wird durch das Anschlagen an Bolzen m der Ausschlagt
des Pendels d3 ein
grösserer, der Bolzen a tritt dadurch weiter unter
Hebel k, der in diesem Falle den Auslass öffnet, und
hebt denselben beim Aufwärtsgang des Schiebers A so
lange, bis der Schenkel d1 gegen den Bolzen m schlägt und dadurch den
Bolzen a mit Knaggen a1 mittels des Schenkels b zurückzieht und ein Schliessen des Ventils ermöglicht. Bei langsameren
Schwingungen
des Pendels d3 tritt
der Knaggen a1 nur
wenig unter den Hebel k und hebt denselben in Folge
dessen beim Aufwärtsgang des Schiebers A auch nur
wenig, ermöglicht also in diesem Falle ein früheres Schliessen des Ventils, oder
aber der Knaggen a1
greift überhaupt nicht unter Hebel k, es kann somit
frisches Explosionsgemisch nicht zugesaugt werden und bleiben in Folge dessen
Kraftimpulse aus.
Die früher beschriebene Regulirvorrichtung von B. Lutzky
in Harburg (D. R. P. Nr. 48902 vom 20. Januar 1889) hat die in Fig. 41 und 42 dargestellte
Ausbildung gemäss Patent Nr. 57 869 vom 13. Mai 1890 erfahren (276 *193). Von der Hauptwelle des Motors aus wird, wie bei den übrigen
Constructionen, welche mit Viertakt arbeiten, mit halber Geschwindigkeit der
ersteren das auf Welle d2 sitzende drehbare Zahnrad z in Rotation
versetzt. Welle d2 ist
im Bügel b gelagert, der seitlich am Motor befestigt
ist. Die Nabe des Zahnrades z ist mit den beiden
versetzt angeordneten Excentern und Nocken n und n1 versehen, von denen
erstere mittels ihres zu Welle d2 concentrischen Schlitzes f und Schraube m verstellbar um die Nabe ist,
zum Zwecke, den Fallmoment zu bestimmen.
Textabbildung Bd. 284, S. 174Regulirvorrichtung von Lutzky. Wie im Hauptpatent, ist um d1 Hebel r mit Rolle i und Kerbe w, welcher
durch das Gestänge es mit dem Auspuff in Verbindung
steht, drehbar, ebenso um d3 die Winkelklinke pg, welche die aus Fig. 41 ersichtliche
Form erhält. Hebel r wird vom Nocken n1 beeinflusst, während
Winkelklinke pg, deren Bewegung durch Stift g1, sowie durch den
regulirbaren Stift g2
des Bügels begrenzt wird, einerseits durch die Feder g3, die in
der Pfeilrichtung einen Zug ausübt, andererseits durch das bei h aufgehängte Pendel a
beeinflusst wird, dessen Ansatz a2 auf dem Nocken n im
Ruhezustand aufliegt. Pendel a kann mittels Mutter a2 auf der Pendelstange
etwas verschoben werden, ebenso ist auf der nach oben verlängerten Pendelstange
eine Kugel verschiebbar zum Zwecke der Ausregulirung des Pendels.
Ansatz a1 des Pendels
ist seitlich etwas verlängert und mit einer Plattfeder a3 versehen, welche auf der Winkelklinke
p im Ruhezustand aufliegt.
Beim Arbeiten beeinflusst der Nocken oder das Excenter n
fortwährend das Pendel a an seinem Ansatz und bewegt
denselben derart, dass bei normalem Gang die Klinke, bei welcher mittlerweile Feder
g3 zur Wirkung kam,
vom Ansatz des Pendels wieder in ihre normale Lage zurückgedrückt wird. Bei zu
raschem Gang wird das Pendel stärker nach aussen geschleudert, hat also einen
längeren Rückweg zu machen und kommt in Folge dessen der Aufwärtsbewegung des Hebels
r nicht mehr nach, was zur Folge hat, dass der
untere Arm der Winkelklinke, der spitz zuläuft, sich in die Kerbe w des Hebels r einlegt und
auf diese Weise das Auspuffventil offen hält, bis die normale Tourenzahl wieder
erreicht ist.
Die Plattfeder a3
bezweckt, beim Zurückfallen des Pendels, wenn die Winkelklinke in die Kerbe
eingefallen ist und also der seitlich verlängerte Ansatz a4 des Pendels das Excenter n nicht mehr erreichen würde, dennoch zur Erzielung der
richtigen Bewegung eine Berührung von Ansatz und Excenter zu erzielen. Die
Plattfeder schleift dabei über die äussere Spitze der Klinke p weg, indem sie sich zusammendrückt.
(Fortsetzung folgt.)