Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 186 |
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Fortschritte in der Thonindustrie.
(Fortsetzung des Berichtes S. 116 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Fortschritte in der Thonindustrie.
Glasuren und Verzierung von Thonwaaren.
Im Anschlusse an den Artikel „Kupferrothe und geflammte
Glasuren“ von Lauth und Dutailly (vgl.
1890 276 591) und denselben kritisch behandelnd, spricht
sich Prof. Seger in der Thonindustrie-Zeitung, 1890, über den gleichen Gegenstand aus. Die
Ausführungen des Verf. – basirend auf den Erfahrungen mehrerer Hundert Versuche –
gewinnen dadurch bedeutend an Interesse, dass sie ein Streiflicht auf die
Erkenntniss der wahren Natur der durch Kupfer roth gefärbten Gläser zu werfen
geeignet sind. Bekanntlich hat P. Ebell (1874 213 135 141 ff.) aus seinen Versuchen den Schluss
gezogen, dass die Rothfärbung der Kupfergläser dem durch Reduction entstehenden und
im Glase gelöst bleibenden Kupfermetall zuzuschreiben ist. Der gleichen Ansicht sind
auch Lauth und Dutailly. Nicht so Prof. Seger; gestützt auf die Erfahrung, dass zur
Hervorbringung der rothen Glasur abwechselnd reducirende und oxydirende Flamme
nöthig ist, schreibt Verf. die Rothfärbung der Glasurfritte dem Entstehen von
Kupferoxydul im Glase zu.
Eine Glasurfritte von der Zusammensetzung 0,5 Na.2O,
0,5 CaO, 2,5 SiO2, 0,5 Pb2O3, die etwa bei Silberschmelzhitze glatt
schmilzt und mit 1 Proc. CuO verrieben wurde, wurde im Porzellantiegel unter
Einleiten von Wasserstoff oder Kohlenoxyd (nach dem bekannten, von Röse für analytische Untersuchungen angegebenen
Reductionsverfahren) auf 400 bis 500° C. erhitzt. Nach dem Erkalten ist die Mischung
höchstens gefrittet und erscheint durch das gebildete metallische Kupfer roth
gefärbt. Bei weiterem Erhitzen im Wasserstoffstrome, etwa bis Silberschmelzhitze,
verschwinden die metallischen Flitterchen im geschmolzenen Glase und mit ihnen auch
die rothe Färbung, welche einer grünlichgrauen Färbung Platz gemacht hat.
Wird dieses Glas nun gepulvert und mit einer weissen Glasurfritte von derselben
Zusammensetzung, die aber an Stelle des Kupferoxydes eine Kleinigkeit eines oxydirenden Mittels, etwa 1 Proc. Fe2O3, SnO2 oder CaSO4,
enthält, gemischt und am Luftstrome
zusammengeschmolzen, so entwickelt sich alsbald die schön rothe Kupferfarbe.
Seger erklärt diese Erscheinung so, dass die oxydirenden
Mittel, welche in der kupferfreien Glasur enthalten sind, das im Glase metallisch
gelöste, schwarzfärbende Kupfer in Oxydul verwandeln nach dem Vorgange:
2Cu + Fe2O3
= Cu2O + 2FeO
2Cu + SnO2
= Cu2O + SnO
2Cu + SO3
= Cu2O + SO2.
Thatsächlich kann man in letzterem Falle auch das Auftreten von schwefliger Säure
beobachten.
Eine ähnliche Erscheinung beobachten wir auch beim Erhitzen einer schwerer
schmelzenden Glasur, etwa einem Gemenge von 75 Th. Porzellanglasur
\left(\left. {{0,3\ \mbox{K}_2\mbox{O}\atop{0,7\ \mbox{CaO}}} \right\}0,5\
\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\ 4\ \mbox{SiO}_2\right)
Die leichtflüssigste überhaupt mögliche Porzellanglasur.
mit 25 Th. obiger Steingutglasur (ein Gemenge, welches erst
bei 1000° C. frittet), im Wasserstoff- und darauf im Luftstrome. Bei diesem Gemenge
genügt die Luft allein, um die Oxydation des Kupfers zu Oxydul hervorzurufen, die
allerdings bald bis zur Oxydbildung und damit zur Grünfärbung fortschreitet. Einmal
geschmolzen, nimmt das Glas durch Lufteinwirkung nur oberflächlich eine rothe
Färbung an.
Bei Anwendung von Leuchtgas an Stelle von Wasserstoff scheidet sich Kohle im Gemenge
aus und macht dieses schwerer schmelzbar. Wird hierauf Luft eingeleitet, so brennt
der Kohlenstoff heraus und gleichzeitig oxydirt sich das Kupfer zu Oxydul; die
Glasur kann nun zusammenfliessen und erscheint dann roth.
In ganz analoger Weise verhält sich das glasirte Porzellan beim Brennen.
Verglühte Porzellanstücke wurden mit einer Glasurmischung, bestehend aus 25 Th. mit
1 Proc. CuO versetzter Steingutglasur und 75 Th. Porzellanglasur, versehen, in dem
in der Thonindustrie-Zeitung, 1889 Nr. 2, beschriebenen
Versuchsofen zunächst mit oxydirendem Feuer gebrannt, bis eine Glut überhaupt
sichtbar wird, dann mit stark reducirender Flamme, so dass die Feuergase etwa 10
Proc. CO enthalten, bis zu einer die Goldschmelzhitze nicht übersteigenden
Temperatur. Die Glasur erscheint grau, von Kohletheilchen herrührend. Wird
schliesslich oxydirend gebrannt, etwa bis Kegel 10, so zeigt sich die Farbe wohl
röthlich oder bräunlich, niemals aber schön roth.
Ein schönes Roth wird dagegen erhalten, wenn man erst bis etwa Silberschmelzhitze
reducirend brennt und dann bis zum Schlusse abwechselnd oxydirend und reducirend,
etwa 2 Minuten oxydirend und 5 Minuten reducirend. Die einmal rothe Glasurschicht
hält sich auch bei gut oxydirender Flamme 5 bis 6 Stunden ohne Veränderung der
Farbe.
Eine derartige genaue Regulirung der Flamme lässt sich mit Steinkohlenfeuerung nicht
bewerkstelligen, wohl aber bei Pultfeuerung mit Holz. Durch Oeffnen der Luftzugänge
unter der Holzeinlage kann man fast augenblicklich den Wechsel zwischen Reductions-
und Oxydationsfeuer eintreten lassen, andererseits aber auch leicht eine lang
andauernde rauchende Flamme erzielen. Die Holzfeuerung wird deshalb stets die
geeignete Feuerung für die Erzeugung der rothen Glasur sein.
Auch über die Menge des Kupferoxydes spricht sich Seger
aus. 5 bis 6 Proc. hält er für viel zu viel, dagegen 0,5 bis 1 Proc. für das
richtige Maass. Bei einem Gehalte von 0,5 Proc. Cu2O
ist die rothe Glasurschicht noch völlig opak, dagegen vollkommen durchsichtig bei
einem Gehalte von 0,10 bis 0,15 Proc. CuO.
Lauth und Dutailly besprechen in ihrem bekannten Buche
über die Sèvres-Manufactur u.a. die Herstellung der sogen. Schildkrotglasur auf Hartporzellan. Das Gelingen dieser hochgeschätzten
Porzellanglasur ist leider häufig zweifelhaft und es treten Sprünge oft erst nach
langer Zeit ein. Das Recept von Brognart
Pegmatit
56
Proc.
Calcinirte Umbra
8
„
Braunstein
24
„
Englisch-Roth
12
„
lässt häufig im Stich; stärker aufgetragen reisst die Farbe
leicht und erhält metallisches Aussehen.
Die Verf. stellten zunächst zwei Fritten her, die eine aus 40 Th. Englisch-Roth und
60 Th. Pegmatit, die andere aus 40 Th. MnO2 und 60
Th. Pegmatit. Erstere Fritte erscheint schwarz, letztere bräunlichgelb.
4 Th. Manganfritte mit 1 Th. Eisenfritte und 25 Proc. des Gemenges Pegmatit versetzt,
geben eine gute Glasur, welche in der Sèvres-Manufactur von 1882 bis 1886 benutzt
wurde.
Da sich späterhin die Risse des öfteren wieder zeigten, so suchte man nach der
Ursache dieses Uebelstandes. Man fand dieselbe in der veränderten Zusammensetzung
des Pegmatits, der in den tieferen Schichten immer quarzärmer und feldspathreicher
wurde. Der Gehalt an SiO2 ging von 75 Proc. auf 70,6
Proc. zurück, derjenige der Thonerde stieg von 15 Proc. auf 17 Proc.
In der Folge wurden mit gutem Erfolge die Alkalien ganz weggelassen. Man
vermischt sehr innig
Sand
37,69
Proc.
Kaolin
35,38
„
Braunstein
21,54
„
Englisch-Roth
5,39
„
und frittet diese Mischung bei möglichst hoher Temperatur.
Nach geschehener Abkühlung wird die Masse gemahlen, abermals gefrittet und nochmals
gemahlen. Alsdann ist sie zum Gebrauche fertig und enthält:
Kieselerde
57,36
Proc.
Thonerde
14,20
„
Manganoxyd
22,77
„
Eisenoxyd
5,69
„
Die Schildpattglasur unterscheidet sich von dem als Glasur in Sèvres verwendeten
Pegmatit nur durch den Mangel an Basen, welche durch einen etwas höheren Gehalt an
Eisen ersetzt erscheinen. In folgender Tabelle geben wir eine Uebersicht der
Zusammensetzung von Schildpatt und Pegmatit zu verschiedenen Zeiten.
Bestandtheile
AlterPeg-matit
NeuerPeg-matit
Schild-patt 1alterPeg-matit
Schild-patt 1neuerPeg-matit
Schild-patt 2alterPeg-matit
Schild-patt 2neuerPeg-matit
Schildpatt 3
Kieselerde
75,00
71,00
45,06
42,82
51,00
48,28
57,21
Thonerde
14,25
16,87
10,54
12,22
10,20
12,24
14,25
Eisenoxyd
0,75
0,73
14,80
14,80
6,40
6,40
5,71
Manganoxyd
0,75
0,73
24,00
24,00
25,60
25,60
22,83
Alkalien undKalk
10,00
11,00
5,60
6,16
6,80
7,48
–
Die Schildpattglasur wird wie das Scharffeuerblau auf das fertige Porzellan, auf die
glattgebrannte Glasur aufgetragen, und zwar nach Bedarf in mehreren Lagen. Es ist
vortheilhaft, bei sehr hoher Temperatur und mit bewegter Flamme zu brennen. In der
Muffel erhöht sich die Schönheit der Glasur.
Ueber Zubereitung der Glasur für Steingut von G. Steinbrecht (Sprechsaal, 1891 S. 222 und 242). Die Steingutglasuren werden meist
zusammengesetzt aus Fritte und Zusatz, letzterer so beschaffen, dass er ebenso gut
gleich in die Fritte mit eingeschmolzen werden könnte. Verf. vermuthet, dass der
Zusatz dazu dient, die specifisch schwere Fritte am schnellen Untersinken im
Schlämmbottich zu verhindern. Für diesen Zweck eignet sich nach des Verf.
Erfahrungen am besten Marienglas gebrannt und gepulvert. Wichtiger als die Zusätze
ist aber ein dauerndes Rühren des Glasurschlammes und die richtige Consistenz des
letzteren, die leicht mit Hilfe eines Aräometers oder in Ermangelung eines solchen
mit einer passend zugerichteten Glasröhre festgestellt werden kann.
Steingutfarben unter der Glasur geben häufig zum
Abspringen der letzteren Veranlassung, namentlich dann, wenn sie viel Thonerde
enthalten. Diesem Fehler kann leicht abgeholfen werden, wenn man den Farbkörper mit
Glasur oder Fluss mischt und nachher nochmals frittet. Der Procentsatz des Zusatzes
variirt nach der Beschaffenheit von Glasur und Farbkörper zwischen 10, 20 und 30
Proc. (C. T., Sprechsaal, 1891 S. 550.)
Der Sprechsaal gibt folgende Mischung für schwarzbraune,
bronzefarbig schillernde Steingutglasur:
Hammerschlag
3
Maasstheile
Eisenschlacke vom Hochofen
12
„
Eisenvitriol
2,5
„
Kupfervitriol
2,5
„
Ziegellehm
3
„
Soda
7
„
Pottasche
2
„
Bleiglätte
2
„
Die Mischung wird in gut mit Sand oder Kreide ausgestrichenen Kapseln gefrittet.
Ueber Cobalt und Chlor in der keramischen Fabrikation
von Gustav Steinbrecht (Sprechsaal, 1890 S. 645 und 665).
E. Cramer theilt in der Thonindustrie-Zeitung, 1891 S. 693, die chemische Analyse einer schwarzbraunen Dachsteinglasur mit:
SiO2
58,80
Proc.
Al2O3
8,15
„
Fe2O3
7,98
„
CuO
9,36
„
K2O, Na2O
6,30
„
Glühverlust
8,39
„
Aus dieser Zusammensetzung berechnet sich die empirische Formel:
0,7 CaO, 0,3 Na2O, 0,3 Al2O3, 0,2 Fe2O3, 4 SiO2,
welche mit der des Seger'schen
Schmelzkegels Nr. 1 übereinstimmt.
Nach einem von G. Gehring patentirten Verfahren wird ein
dauerhafter Schmelzüberzug für Eisen, Stahl und andere Metalle, Glas- und Thonwaaren
dadurch hergestellt, dass man 100 Th. Leinöl, 5 Th. Bleioxyd, Bleiborat u.s.w. mit
Graphit oder Hochofenschlacke u.s.w. mischt, auf den zu decorirenden Gegenstand
streicht und einbrennt. Der Ueberzug kann durch Zusatz von beständigen
Farbmischungen auch gefärbt werden und soll besonders Temperaturwechsel gut
vertragen.
Textabbildung Bd. 284, S. 188Fig. 15.Lässker's Vorrichtung zum Bemalen der Ränder des
Porzellangeschirres.Vorrichtung zum Bemalen der Bänder ovalen und runden
Porzellangeschirres von R. Lässker (D. R. P.
Nr. 53702 vom 3. October 1889). Die Scheibe k, welche
mittels einer senkrechten Achse i mit Handgriff l in Drehung versetzt wird, steht in Verbindung mit dem
Wagen g, welcher in Führungen gleitet, die gegen die
Horizontalebene geneigt sind. Auf dem Lagerbocke b ist
eine Rolle c befestigt, gegen welche das auf die
Scheibe k befestigte Werkstück durch Wirkung der
schiefen Ebene e gedrückt wird. Das Bemalen der
Geschirre geschieht dadurch, dass man den Farbpinsel in geeigneter Entfernung von
der Rolle c an das Geschirr hält.
Herstellung matter Verzierung auf Porzellan in einem
Brande von der Ilmenauer Porzellanfabrik,
Actiengesellschaft in Ilmenau (D. R. P. Nr. 57644 vom 20. November 1890).
Auf den verglühten rohen Scherben wird die Porzellanglasur in bekannter Weise
aufgetragen und hierauf mit einem Ueberzuge von Firniss versehen. Auf die durch
Firniss geschützte Schicht wird eine feingeriebene Masse aus 57 Proc. Thon- und 43
Proc. Kieselgehalt, in verdünnter Gummilösung vertheilt, aufgetragen.
Darauf trägt man die zur Vervollständigung dienenden Verzierungen auf, mit einem
Gemenge von 73 Proc. Kiesel, 19 Proc. Thon, 6 Proc. Kali und 2 Proc. Kalk für
Hochreliefs und 76 Proc. Kiesel, 12 Proc. Thon, 4 Proc. Kali und 4 Proc. Kalk für
Basreliefs, und brennt nun erst die ganzen Aufträge im Porzellanbrande ein. Man
erhält so Scherben mit matten Stellen, auf denen sich glänzende Reliefs befinden.
Die Porzellangegenstände können nachher in der Muffel noch mit Glanzgold u.s.w.
decorirt werden. Man erhält so in einem Brande
glänzende und matte Farben neben einander, was bisher nicht möglich war.
Bedeutende Mengen von bedrucktem Porzellan werden gegenwärtig in den Handel gebracht,
und der Verbrauch derselben steigert sich von Jahr zu Jahr. Gegenwärtig wird meist
ein Druckverfahren auf warmem Wege zur Anwendung
gebracht, dessen genauere Beschreibung sich im Sprechsaal, 1891 S. 388, befindet.
Ein mit Chamotte bekleideter Ofen, der zum Anwärmen der Druckplatten und Farben
dient, steht in der Nähe der Druckwalzen.
Der zu verwendende Druckfirniss wird durch Kochen von
Steinöl
400
Gew.-Th.
Rüböl
100
„
Colophonium
11
„
Bleiweiss
5
„
Bleiglätte
5
„
gelbem Schiffs- oder Holztheer
6
„
gewonnen. Das Kochen wird unter fortwährendem Umrühren so
lange fortgesetzt, bis die Masse Syrupsconsistenz erlangt hat. Nach halbstündigem
Erkalten wird der Mischung noch Schiffstheer zugesetzt.
Die Mischung von Farbe und Druckfirniss soll möglichst lange lagern vor der
Verwendung. Sie wird auf die angewärmte Druckplatte mittels Spatel aufgetragen und
der Ueberschuss derselben durch Abreiben entfernt.
Auf die gereinigte Platte wird nun das Druckpapier gelegt, das vorher mit einer
Mischung von 20 Th. Marseiller Seife, 20 Th. kryst. Soda und 400 Th. weichem Wasser
(auf ½ eingekocht) bestrichen wurde; auf dieses Papier kommen mehrere Lagen von
Zeitungspapier, hierauf wird die Druckplatte auf das Brett der Druckpresse gebracht
und das Ganze durch die Walzen gezogen.
Ist das geschehen, so wird das Papier losgelöst und auf den zu bedruckenden
Porzellangegenstand mit Hilfe eines weichen Schwamm es aufgedruckt. Nach dem
Loslösen des Papiers erscheint der Druck auf dem Porzellangeschirr und kann
eingebrannt werden. Sollte nach öfterem Gebrauche die Farbe zu dick werden, so kann
dieselbe mit einem zur Hälfte eingekochten Gemisch von 4 Th. Steinöl, 1 Th. Rüböl
und 1 Th. gelbem Theer verdünnt werden.
Verfahren und Apparat zum Bedrucken von Thonwaaren von
W. Hales Turner (D. R. P. Nr. 41959 vom 26. Januar
1887). Die Erfindung soll ermöglichen, Zeichnungen oder Muster auf Thonwaaren
schnell in Mineralfarben zu drucken, welche einen grossen Gehalt an Oxyden
enthalten, die unter gewöhnlichen Umständen sowohl die druckende Fläche, als auch das
Abstreichmesser stark abnutzen würden. Das Vermählen und Auftragen von Farben
geschieht in möglichst hoher Temperatur. Das Umdruckpapier läuft zunächst über
Rollen, die das Auftragen der zur Präparirung nöthigen Masse (hergestellt durch
Kochen von 0,907 k Soda, 4,5 l H2O, 0,227 k
Bleiweiss mit 0,56 l Leinöl) bewirken, und hierauf unter die hohle und geheizte
Umdruckwalze. Die zu verwendenden Farben werden in eine Mischung eingetragen, welche
auf folgende Weise erhalten wird: Zu 4,5 l kochendem Oel werden 0,454 k Theer
gesetzt, welche Mischung man ½ Stunde und nach dem Zusätze von 0,113 k Bleiweiss
noch 3 Stunden lang kochen lässt. Nach dem Zusätze von 0,0110 k Zucker erfolgt ein
einstündiges Kochen. Die so erhaltene Mischung von gehöriger Dicke und Klebrigkeit
wird langsam abgekühlt und kann zum Zwecke künftiger Verwendung aufgehoben
werden.
Textabbildung Bd. 284, S. 189Fig. 16.Meyer's Ofenkachel. Die Ofenkacheln mit Luftzügen von Reinhold Meyer in München (D. R. P. Kl. 36 Nr. 50514
vom 21. Juni 1889) sind innen mit einer zweiten Platte abgeschlossen und besitzen an
der oberen und unteren Seite Ausbuchtungen a, Kippen
b und Auskehlungen c.
Zwischen dieselben werden die hohlen Platten e oder,
wenn kein Feuerzug gebildet werden soll, die Leisten B
mit ihren Erhöhungen fg eingefügt.
Die äusseren Kanten der Leisten oder hohlen Platten erhalten Ausschnitte und die
oberen und unteren Seiten der Kacheln Oeffnungen d, um
die Wärmecirculation zu ermöglichen.
Neue Massen.
Der Ziegeleitechniker Kristoffowitsch in St. Petersburg
hat ein neues, Pyrogranit bezeichnetes Baumaterial
hergestellt, das, aus Thon gewonnen, sich wie Granit poliren lässt. Nach einem
Vortrage von Prof. Dietrich im Architekten-Verein zu
Berlin wird zu dessen Herstellung leicht schmelzbarer Thon gebrannt, pulverisirt,
mit rohem, schwer schmelzbarem Thon vermischt, worauf unter massiger Anfeuchtung
durch Wasserdampf die Gegenstände unter hohem Druck gepresst werden. In Folge dieser
Behandlung hat der leicht schmelzbare Thon fast allen Wassergehalt verloren, wodurch
das Werfen und Schwinden verhindert wird, wie das auch die scharfen Kanten an den
Gegenständen aus Pyrogranit erweisen. Durch Mischen des Kaolins mit anderen
Thonarten von farbigem Brande erhält man bunte Tafeln, die dem Stuckmarmor gleichen,
aber viel dauerhafter sind. Steine aus Pyrogranit, die etwa um ¼ theurer sind als
gute Verblender, haben u.a. in Petersburg für die Bekleidung der Flächen einer
Kirche Verwendung gefunden.
Ueber den gleichen Gegenstand spricht E. Hotop in der
27. Generalversammlung des Vereins für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und
Cement.
Pyrogranit sei mit viel Reclame in die Oeffentlichkeit gebracht worden, es liege im
Pyrogranit durchaus nichts Neues vor, jeder der Herren, die Steinzeug fabricirten,
hatte auch (unbewusst) Pyrogranit fabricirt; zur Erhärtung seiner Ausführungen liess
Hotop einige Stücke polirten Steinzeugs circuliren.
Als neu könne allerdings die Anordnung erscheinen, dass der leichtflüssige Thon, der
als Zusatz, also als Flussmittel zu dem feuerfesten Thon gesetzt wird, gebrannt
sein soll.
Nachdem Vortragender sich dafür ausgesprochen, dass von Seiten des Vereins gegen das
eventuell zu ertheilende Patent die Nichtigkeitsklage eingeleitet werden solle,
spricht derselbe dem Erfinder Krystoffowitsch seinen
Dank aus dafür, dass derselbe zum Vorwärtsschreiten in der Fabrikation von Klinkerwaaren Veranlassung gegeben habe durch
Anfertigung polirter Schaustücke. Durch Anwendung polirter gesinterter Massen würde
man ein vollständig frostsicheres, hochfeines Material für Wandbekleidung gewinnen.
Für das Schleifen und Poliren dieser Gegenstände müssten natürlich besondere
Einrichtungen getroffen werden, wie überhaupt die Fabrikation derartiger Massen
besondere Einrichtungen erfordern würde.
Herr Borchardt corrigirt einige Zahlenangaben Hotop's dahin, dass die Pyrogranitsteine 1054 bis
1861k/qc
Druckfestigkeit ergaben.
Auch der Vorsitzende findet das Aeussere der neuen Steine sehr bestechend.
Nach all diesen Ausführungen scheint im Pyrogranit doch etwas Neues vorzuliegen.
Nach einer Notiz im Sprechsaal, Bd. 13 S. 941, besteht
die neue, bei 1300 bis 1400° C. gar werdende Porzellanmasse von Sèvres aus
Kaolin von St. Yrieux
35,6
Proc.
Natron und Kalifeldspath je die Hälfte
38,0
„
Quarz
26,4
„
–––––––––––
100,0
Proc.
Weiche Porzellanmasse für Figürchen und andere kleine
Gegenstände:
Zettlitzer Kaolin
30
Th.
Meissener plast. Thon
10
„
Feldspath norw.
60
„
mit 5 bis 6 Th. Rutil färbt man die Masse elfenbeingelb (Sprechsaal, Bd. 13 S. 862).
Verfahren zur Herstellung von Verblendsteinen durch
Ueberziehen von gebrannten Ziegeln mit künstlicher Steinmasse aus
Chlormagnesiumlösung und gebranntem Magnesit von E.
O. Schmiel (D. R. P. Nr. 55428 vom 27. Februar 1890).
Nach F. Wallbrecht in Hannover gewinnt man bei Anwendung von Chloriden porzellanartige Thonwaaren. Das
Thonmaterial wird mit Chloriden (Chlormagnesium, Chlornatrium, Chlorkalium)
angemacht und die aus der Mischung geformten Gegenstände werden noch im feuchten
Zustande gebrannt. Die Chloride haben die Wirkung, dass die damit hergestellten
Massen bei niedriger Temperatur sintern und es soll ein wetterfestes
porzellanartiges Product selbst aus minderwerthigen Thonen gewonnen werden. (D. R.
P. Nr. 54210 vom 28. September 1888.)
Im Moniteur de la céramique et verrerie macht der
Erfinder F. Gillet in Paris einige Mittheilungen über
seine patentirte sogen. Lavamasse.
Die Lavamasse ist ein Gemisch aus pulverisirter natürlicher Lava, Flussmittel und
Thon, welches jede Färbung annimmt und in der Formerei, Bildnerei und Dreherei
ausserordentlich verwendbar ist.
Durch ein Zusatzpatent, welches dem Erfinder die Verwendung der Mischung:
2
Th.
Lava,
1
„
Flussmittel,
1
„
plast. Thon
sichert, wird dieselbe für Schleifsteine und andere
Werkzeuge der Metallbearbeitung, wie zum Glätten und Poliren verwendbar.
Das letzte Zusatzpatent (Juni 1890) theilt das Verfahren mit, durch welches auf dem
Wege der Verglasung Lava, Basalt u. dgl. mit einander verbunden werden können. Die
Verglasung wird durch einen glasigen Fluss aus Alkalien, Thon, Sand u.s.w.
herbeigeführt.
Ein Verfahren zur Herstellung poröser Steine als Isolir- und
Wärmeschutzmittel (D. R. P. Nr. 55919 vom 18. April 1889) beschreibt E. Hofmann, Prag-Karolinenthal. Verf. benutzt
Reactionen, bei welchen Gasentbindung und gleichzeitige Erhärtung eintritt, zur
Herstellung poröser Massen, welchen Gyps, Thon, Porzellanerde, Magnesia u.s.w.
einverleibt wird. Als Beispiel möge hier die Herstellung poröser Gypsmassen
Erwähnung finden. Man mischt Gyps mit stark verdünnter Schwefelsäure und fügt
gemahlenen Marmor hinzu. Durch die entweichende Kohlensäure wird die Masse vor dem
Erhärten schwamm artig aufgebläht. Je nach der Art der Zubereitung können nach
diesem Verfahren Massen von der Feinheit der Knochenkohle bis zur Aehnlichkeit mit
Seifenschaum hergestellt werden, welche zur Bekleidung von Wänden, Dächern,
Eiskellern u. dgl. Verwendung finden können und, falls sie gleichzeitig als
Isolirmittel für nasse Räume dienen sollen, mit Asphalt u. dgl. überzogen
werden.
(Schluss folgt.)