Titel: | Neuere mechanische Kraftübertragungen. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 217 |
Download: | XML |
Neuere mechanische
Kraftübertragungen.
Mit Abbildungen.
Neuere mechanische Kraftübertragungen.
I. Treibriemen.
In dem Wettbewerb der verschiedenen Materialien zur Verwendung als Treibriemen
scheint im grossen und ganzen dem Leder der Sieg zuzufallen, von denjenigen Fällen
abgesehen, in welchen der Riemen der Nässe oder der Einwirkung von angreifenden
Gasen ausgesetzt ist. An den Baumwollenriemen tadelt man vielfach die zu geringe
Elasticität, die den Betrieb derselben hart macht. Der frühere Einwand, dass sich
nur eine ziemlich niedrig begrenzte Kraft mit Lederriemen übertragen lasse, ist
hinfällig geworden, seitdem man nach amerikanischem Vorgange Lederriemen bis zu 550
mm – der grössten Breite des Kernleders – angefertigt hat; wobei noch alle weichen
und wenig zuverlässigen Theile der Haut, die Halsseiten und Bauchtheile wegfallen.
Bei doppelten Riemen ist es bei Anwendung der nöthigen Sorgfalt auch zu erreichen,
dass die Spannung im Riemen ziemlich gleichmässig wird. Auf diese Weise ist es
erreicht worden, eine Leistung von 500 anstandslos mittels Riemen zu
übertragen.
Gutes Kernleder erträgt eine Belastung von 400 bis 600k/qc, für den Betrieb rechnet man 25 bis
35k/qc.
Die Wahl der Stärke eines Riemens geschieht gewöhnlich nach praktischen Regeln; und
in Rücksicht darauf, dass einem massig belasteten Riemen eine verhältnissmässig viel
längere Dauer beschieden ist, als einem stark belasteten, fällt der Riemen meist
etwas reichlich aus.
Zur Erleichterung der Auswahl hat Carl Tostmann in Mainz
eine Tabelle entworfen, in welcher unter Voraussetzung mittlerer
Betriebsverhältnisse alle einschlägigen Grössen sorgfältig berechnet sind. Wir
lassen dieselbe umstehend folgen.
Zur Erläuterung der Tabelle macht Tostmann nachstehende
Angaben:
»Gebrauch der Tabelle:
Man multiplicirt den Scheibendurchmesser (in Centimeter) mit der minutlichen
Umdrehungszahl und dividirt das erhaltene Product durch die Zahl der zu
übertragenden Pferdestärken. Das Ergebniss wird in der Tabelle in der ersten Spalte
unter „Zahlen“ aufgesucht und dann unmittelbar rechts daneben die Breite des
Riemens für mehrere Lederstärken abgelesen. Man kann sich hierbei an die Regel
halten, dass die Dicke des Riemens 1/100 des Scheibendurchmessers nicht übersteigen soll.
Die Scheibe soll 10 bis 15 Proc. breiter sein als der Riemen. Dünne Riemen laufen
besser als dicke, doch sind den einfachen Riemen über 300 mm Breite entsprechende
Doppelriemen vorzuziehen.
Der Verfasser der Tabelle bemerkt weiter:
Bei der Spalte „Umfangskraft für 1 qc Querschnitt“ wird es auffallen,
dass die kleineren Riemen nur mit verhältnissmässig geringeren Kräften beansprucht
werden als die grossen, was sich daraus rechtfertigt, dass bei kleinen Maschinen die
Widerstände im Allgemeinen stärker schwanken, häufig auch zu klein angegeben werden.
Bei letzteren stehen die üblichen Riemenberechnungen in grossem Widerspruch mit der
Praxis. Während in manchen Fällen theoretisch ein dünnes Treibschnürchen genügen
müsste, findet man selten Riemen unter 4 bis 5 cm Breite in Anwendung. Auch sind in
Fachwerken die Angaben über die für die Querschnittseinheit zulässige Umfangskraft
sehr verschieden; sie schwanken zwischen 10 bis 15 k für 1 qc Querschnitt.
Ingenieure, die vorzugsweise mit leichteren Transmissionen zu rechnen haben, pflegen
die Beanspruchung des Riemens niedriger zu nehmen als solche, die hauptsächlich
schwere Maschinen construiren.
Einen willkommenen Ausweg bietet hier die von Prof. Lincke in Darmstadt nach praktischen Ausführungen aufgestellte, in der
Tabelle bis zu etwa 200 k Umfangskraft angewendete Formel:
b=8\,\sqrt{3}{P^2}, wobei b die Riemenbreite in Millimeter
für 5 mm dicke Riemen und P die Umfangskraft bedeutet.
Beispiel: Die Scheibe habe 140 cm Durchmesser, mache 110 Touren in der Minute und
übertrage 18 :
P=\frac{4500\,.\,18}{3,14\,.\,110}=\frac{81000}{483}=168\,k
b=8\,\sqrt{3}{168^2}=8\,\sqrt{3}{28224}=240\ mm\ (\mbox{5 mm
dick}).
Diese Rechnung wird durch Anwendung der Tabelle wesentlich vereinfacht, wie aus
vorstehendem Beispiel hervorgeht.
Bei schwereren einfachen Riemen ist die Umfangskraft für 1 qc Querschnitt constant
mit 15 k (gleichbedeutend mit 1000 qc Riemenabwickelung in der Secunde und
für 5 mm dicke Riemen) angenommen, eine Beanspruchung; die erfahrungsgemäss nicht
überschritten werden sollte und welche bei dem in der Praxis allgemein empirisch
angenommenen Anspannungsmodul 2 eine Spannung von 30 k für 1 qc Querschnitt (15 k
für die Umfangskraft, 15 k für die Selbstspannung) ergibt, also immer noch eine hohe
Sicherheit gegen Zerreissen in Anbetracht eines Bruchmoduls des Leders von 290 k für
1 qc Querschnitt.
Für Doppelriemen empfiehlt man gewöhnlich 0,7 mal die Breite des einfachen Riemens,
der die gleiche Kraft übertragen würde. Nach neueren Ermittelungen genügt jedoch
0,65 mal die Breite des einfachen Riemens, so dass sich für die meisten Doppelriemen
die Umfangskraft für 1 qc Querschnitt auf 11,5 stellt, wie in der Tabelle gilt.
Von der Berechnung 8 mm dicker Riemen ist Abstand genommen, da bei dieser Dicke das
Leder oft geschwellt ist und nur geringe Zugfestigkeit aufweist.
Zahlen
=\frac{D\,}{N}
Einfache Riemen
Doppelte Riemen
TreibendeKraft P
amScheibenumfang(Umfangskraft)
Umfangskraftauf 1
qcQuerschnittbei einfachenRiemen
Dicke in mm
Dicke in mm
4
5
6
7
10
12
14
Riemenbreiten in mm
k
k
20000–16400
40
32
–
–
–
–
–
8,0
5,00
16400–13800
45
36
–
–
–
–
–
9,5
5,28
13800–11900
50
40
–
–
–
–
–
11,2
5,60
11900–10000
55
44
–
–
–
–
–
12,9
5,86
10000–8530
–
50
41
36
–
–
–
15,6
6,24
8530–7450
–
55
46
39
–
–
–
18,0
6,54
7450–6570
–
60
50
43
–
–
–
20,5
6,82
6570–5850
–
65
54
47
–
–
–
23,1
7,10
5850–5250
–
70
58
50
–
–
–
25,9
7,40
5250–4750
–
75
63
54
–
–
–
28,7
7,66
4750–4330
–
80
67
57
–
–
–
31,7
7,92
4330–3950
–
85
71
61
–
–
–
34,5
8,12
3950–3650
–
90
75
64
–
–
–
37,5
8,34
3650–3360
–
95
79
68
–
–
–
41,1
8,65
3360–3000
–
100
83
71
–
–
–
44,2
8,84
3000–2620
–
110
91
79
–
–
–
51,2
9,31
2620–2320
–
120
100
86
–
–
–
58,1
9,68
2320–2060
–
130
110
93
–
–
–
65,5
10,08
2060–1850
–
140
117
100
–
–
–
73,4
10,48
1850–1680
–
150
125
107
–
–
–
81,2
10,82
1680–1530
–
160
133
114
–
–
–
89,4
11,18
1530–1400
–
170
141
121
–
–
–
98
11,54
1400–1280
–
180
150
129
–
–
–
107
11,88
1280–1190
–
190
158
136
–
–
–
116
12,20
1190–1110
–
200
166
143
–
–
–
125
12,50
1110–1030
–
210
175
150
–
–
–
134
12,76
1030–961
–
220
183
157
–
–
–
144
13,00
961–901
–
230
191
164
150
–
–
154
13,40
901–846
–
240
200
171
156
–
–
164
13,68
846–796
–
250
209
179
162
–
–
175
14,00
796–752
–
260
216
186
170
–
–
185
14,24
752–711
–
270
225
193
175
–
–
196
14,54
711–674
–
280
233
200
182
151
–
207
14,80
674–647
–
290
241
207
188
157
–
218
15,00
647–616
–
300
250
214
195
162
–
225
„
616–579
–
320
266
230
208
173
150
240
„
579–546
–
340
283
243
221
184
158
255
„
546–516
–
360
300
257
234
195
167
270
„
516–490
–
380
316
271
247
205
176
285
„
490–466
–
400
333
286
260
216
186
300
„
466–445
–
420
350
300
273
228
195
315
„
445–425
–
440
366
314
286
238
204
330
„
425–406
–
460
383
329
299
250
214
345
„
406–390
–
480
400
343
312
260
223
360
„
390–372
–
500
416
357
325
270
232
375
„
372–354
–
–
440
377
343
286
245
396
„
354–339
–
–
460
394
360
300
256
414
„
339–325
–
–
480
411
374
312
267
432
„
325–307
–
–
500
430
390
325
280
450
„
307–290
–
–
–
460
420
350
300
483
„
290–278
–
–
–
480
437
364
312
504
278–266
–
–
–
500
455
380
325
525
Bei Doppel-riemen
266–255
–
–
–
–
480
400
343
552
11,50
255–242
–
–
–
–
500
417
357
575
„
242–231
–
–
–
–
–
440
377
607
„
231–221
–
–
–
–
–
460
394
635
„
221–212
–
–
–
–
–
480
411
662
„
212–205
–
–
–
–
–
500
429
690
„
205–198
–
–
–
–
–
–
440
708
„
198–189
–
–
–
–
–
–
460
740
„
189–181
–
–
–
–
–
–
480
773
„
181–174
–
–
–
–
–
–
500
805
„
Vorstehende Regeln sind das Ergebniss vieler Erfahrungen und Erkundigungen des
Verfassers auf seinen Reisen. Die Tabelle kann bei allen einigermaassen normalen
Transmissionsanlagen benutzt werden. Sie gibt Auskunft über Riemenbreiten unter
Berücksichtigung der Lederdicke, des Verhältnisses der doppelten zu den einfachen
Riemen, sowie der grösseren Schwankungen bei kleinen Maschinen und es bedarf dazu
nur einer Multiplication bezieh. Division von Durchmesser, Tourenzahl und Anzahl der Pferdekräfte.
Die „Zahlen“ in der ersten Colonne sind folgendermaassen ermittelt:
Wenn P die Umfangskraft in Kilogramm; N die Zahl der zu übertragenden Pferdekräfte; D
den Scheibendurchmesser in Centimeter; n die Tourenzahl in der Minute bedeutet, so
gilt:
P=\frac{450000\,k/cm\,.\,N}{D\,.\,\pi\,.\,n}=143240\,\frac{N}{D\,n};
\frac{P}{143240}=\frac{N}{D\,n};
\frac{D\,n}{N}=\frac{143240}{P}.
Letzteren Werth repräsentiren die „Zahlen“ bezieh. das arithmetische Mittel
derselben.« –
Ein Riemen von ungewöhnlich grossen Abmessungen ist nach der Elektrotechnischen Zeitschrift vom 30. October 1891 von Domange, dem Nachfolger der Riemenfabrik E. Scellos, auf Bestellung Cosserat's in Amiens hergestellt worden. Der Riemen ist zur Uebertragung
von 1000 bestimmt. Er setzt sich zusammen aus einer Menge auf die hohe
Kante gestellter Lederstreifen, die mittels besonders hergestellter starker Schnüre
mit einander verbunden werden. Seine Länge beträgt 37 m, seine Breite 2,10 m, seine
Dicke 2 cm, sein Gewicht 1400 k. Derselbe wird über ein Schwungrad von 6,75 m
Durchmesser und ein kleineres Rad von 2,54 m Durchmesser geführt werden. Seine
Geschwindigkeit soll 20,18 m in der Secunde betragen.
Textabbildung Bd. 284, S. 219Symmetrische Querschnittsform für Riemen. Bezüglich der Querschnittsform macht in American
Machinist vom 15. August 1889 J. Müller den
Vorschlag – in Betracht der Vortheile, die ein gesäumter Riemen dadurch bietet, dass
er eine stärker gewölbte Riemenscheibe zulässt –, die Form des in Fig. 1 dargestellten
Riemens in eine solche nach Fig. 2 umzuändern. Die Form würde in flachliegendem Leder wohl nicht
vortheilhaft auszuführen sein, wohl aber in Kautschuk oder in Fasermaterial, als
Wolle, Baumwolle, Jute, Aloe u. dgl. Der Vortheil dieser Riemen soll in dem
gleichmässigen Anliegen auf der ganzen Riemenscheibenfläche und in dem
zuverlässigeren Halten der Richtung liegen. Ausführungen dieses Vorschlages sind von
der Rossendale Belting Co. versucht worden.
Die Zeitschrift Dampf macht auf die Segeltuchriemen und
Elevatorgurte der Firma C. F. Wallroth in Berlin
aufmerksam, welche grosse Festigkeit, Geschmeidigkeit und geringe Dehnbarkeit
besitzen soll. Bei den angestellten Zerreissungsversuchen hat sich der
Segeltuchtreibriemen haltbarer als Leder-, Baumwollen- und Kameelhaartreibriemen
erwiesen; derselbe ist daher für schwere Betriebe besonders zu empfehlen. Vor allem
braucht dieser Riemen nicht nachgespannt zu werden. Ausserdem hat sich der
Segeltuchriemen, der sich sehr gut für Gabellauf eignet, gegen jede Temperatur als
unempfindlich bewährt und bleibt stets geschmeidig, während er gegen Fäulniss durch
eine besondere Imprägnation widerstandsfähig gemacht wird. Der Riemen stellt sich
wesentlich billiger als andere Fabrikate.
Nachfolgend eine Vergleichungstabelle über die Zerreissungsversuche mit verschiedenen
Treibriemen, angestellt durch Kirkaldy in London. Die
nachbenannten Riemen rissen bei der in der Tabelle angegebenen Belastung:
6''
(150 mm) breit doppelt prima Kernleder
2985
k
6''
(150 mm) „ „ „ Helvetia- Kronleder
3821
„
6''
(150 mm) breit 8fach E. Hagen und Co. Baumwolltuchtreibriemen
5485
„
6''
(150 mm) breit 8fach Tullis amerik.
5600
„
6''
(150 mm) breit 8fach Gandy-Baumwoll- patenttreibriemen
5976
„
6''
(150 mm) breit 8fach Reddaways-Baum- wollpatenttreibriemen
8133
„
6''
(150 mm) breit 8fach Segeltuchtreibriemen der obenbenannten Firma
riss erst laut Zerreissungsversuch des
Magdeburger Dampfkesselvereins bei einer Belastung von
12852
„
Die Riemen von Kameelhaaren scheinen in Amerika eine zahlreiche Verwendung zu finden.
Zur Herstellung derselben ist nach einer Mittheilung des Engineering and Mining Journals von der Rossendale
Belting Company in Newark, N.-J., eine grössere Fabrikanlage errichtet,
welche mit einer Betriebsmaschine von 150 ausgerüstet 12 Webstühle treibt,
die für eine Riemenbreite von 100 bis 1020 mm eingerichtet sind. Bei den Riemen
besteht die Kette aus Kameelhaaren, der Einschlag aus Baumwolle. Nach dem Weben wird
der Riemen mit „Antifriction“ getränkt und durch ein Bad von Eisenoxyd und
Oel geleitet; das Imprägnirungsverfahren wird als Fabrikgeheimniss betrachtet. Bei
Versuchen sollen sich die Riemen als wetterbeständig und unempfindlich gegen Wärme,
Kälte und Nässe gezeigt haben. Bezüglich der Tragfähigkeit werden von der Rossendale Belting Company folgende Angaben
gemacht:
Riemenbreite
Belastung in Pfund/Quadratzoll
Kameelhaarriemen
Lederriemen
2''
2490
968
3''
3740
1452
6''
7480
2904
10''
12460
4840
Als Beispiel für die Verwendbarkeit wird angegeben, dass ein solcher Riemen von 12''
Breite, 60' Länge die Leistung einer 150 Corlissmaschine überträgt.
Nach Revue Industrielle vom 28. Februar 1891 hat Michelin einen Kautschuktreibriemen angegeben, welcher
von den Uebelständen derartiger Riemen frei ist und die doppelte Leistung des
Lederriemens ergibt. Die Angaben der Quelle sind indess etwas dunkel.
Die Einführung der Dynamomaschinen für die Beleuchtung hat den Treibriemen die
Aufgabe gestellt, möglichst gleichmässigen Gang zu liefern, da der geringste Schlag
das elektrische Licht zucken macht. Zu diesem Betriebe kommen die geleimten
Treibriemen immer mehr in Anwendung, da sie, wie Metallarbeiter mittheilt, „äusserst geräuschlos arbeiten,
nicht schleudern, sondern schnurgerade laufen; sie bedürfen auch geringer
Ausbesserungen, weshalb sie auf die Dauer billig werden. Leimt einmal ein Ende
auf, was sehr selten vorkommt, oder will man einem geleimten Riemen ein Stück
ansetzen, so benutze man folgende Mischung, die sich sehr gut bewährte. 100 Th.
gewöhnlicher Leim werden in Wasser aufgeweicht und das aufgesaugte Wasser nach
Verlauf von 100 Stunden abgegossen, worauf der Leim über gelindem Feuer nicht
gekocht, sondern nur geschmolzen wird. Dann folgt ein Zusatz von 2 Th. Glycerin
und 3 Th. doppelt-chromsauren Kalis; das Ganze wird noch einmal
zusammengeschmolzen und warm verwendet. Die Riemenenden oder aufgeleimten
Stellen sind mit einer Holzraspel aufzurauhen und die geleimten Partien zwischen
zwei harte Brettstücke in die Hobelbank zu spannen oder mit Schraubenzwingen
zusammenzupressen. Der Leim trocknet etwa in 20 bis 24 Stunden.“
Textabbildung Bd. 284, S. 220Riemenverbindung von Bristol.Textabbildung Bd. 284, S. 220Riemenverbindung von Boudard. Für den Betrieb der Dynamomaschinen sind schwere Riemenschlösser nicht zu
verwenden, da mit denselben das Schlagen des Riemens unvermeidlich verbunden ist.
Zwei leichte Riemenverbindungen sind in den beistehenden Figuren dargestellt, die
wohl ohne weiteres Eingehen auf ihre Verwendung verständlich sind. Die erste
derselben (Fig. 3a und
3b) rührt von W. H. Bristol in Waterbury bezieh. von J. W. Phillips in London her; die Spitzen werden auf
einer Unterlage von weichem Holz eingeschlagen und an den etwa vortretenden Enden
umgenietet.
Die andere Riemenverbindung (Fig. 4a, b, c) ist von Marcel
Boudard erfunden und von den Peveril Works in
Nottingham zur Anfertigung übernommen. Die Verbindungsstücke sind von Stahl.
Von den Riemenverbindungen erwähnen wir die von H.
Hering in Dortmund (D. R. P. Nr. 56159 vom 21. August 1890), welche, wie
Fig. 5 und 6 zeigen, eine seitliche
Klemmung des Riemens auf der hohen Kante durch Anziehen zweier Klemmbacken a mittels der Schraube b
bewirkt. Im Mittelstück d sind geriffelte Sperrklinken
gg gelagert, welche durch Stellschrauben f gegen die Riemenfläche gedrückt werden und den Riemen
um so fester spannen, je stärker der Riemenzug wird.
Textabbildung Bd. 284, S. 220Hering's Riemenschloss. Eine Riemenverbindung, die nach Engineer vom
12. October 1888 in England eine grosse Verbreitung gefunden hat, ist das in Fig. 7 und 8 dargestellte Sargent's selbsthätige Riemenschloss, welches von Adams und Co. in Northampton angefertigt wird. Der
Riemen wird bei dieser Verbindung nicht von Durchlochungen o. dgl. geschwächt und
spannt sich durch den Riemenzug.
Ueber die Stahldrahtriemen von Gustav Pickhardt in Bonn
theilt Uhland's praktischer
Maschinenconstructeur Folgendes mit:
Die Stahldrahtriemen sind nicht unmittelbar als Riemen für Transmissionen geeignet,
vielmehr für Aufzüge bestimmt.
Textabbildung Bd. 284, S. 220Sargent's Riemenschloss. Der Riemen besteht aus einem Geflecht, das im Wesentlichen aus
Drahtspiralen von flachem rechteckigen Querschnitt zusammengesetzt ist. Diese
Drahtspiralen, deren Länge der Breite des Treibriemens gleich sein muss, sind je
eine mit der folgenden in einander geschraubt, und zur Ausfüllung der Hohlräume der
dabei entstandenen Gelenke ist zwischen je zwei Spiralen ein Stift
hindurchgeschoben. Unsere Abbildung Fig. 9 zeigt das
Drahtgeflecht in äusserer Ansicht. In der uns vorliegenden Probe haben die
Drahtspulen einen Querschnitt von etwa 25 × 5 mm, eine Länge (= Riemenbreite) von 75
mm bei einer Drahtstärke von 1,5 mm. Die am meisten verwendeten Sorten haben jedoch
grössere Breite, von 100 bis 1000 mm, und eine entsprechende Drahtstärke von 2 bis 4
mm. Dadurch, dass die einzelnen Glieder des Riemens in einer so zweckmässigen Weise
verbunden werden, dass sie gegen einander vollkommen leicht drehbar sind, ist dem
Ganzen eine Biegsamkeit und Geschmeidigkeit gesichert, wie sie einem Lederriemen von
gleicher Stärke nicht besser eigen ist. Die scharfen Enden der durchgesteckten Drähte, sowie
der Spiralen selbst sind dergestalt nach innen gebogen, dass eine Verletzung durch
Berührung des Riemens mit der Hand unmöglich ist. Diese Stahldrahtriemen haben gegen
die sonst zu gleichem Zwecke zu Transport- und Verladebändern, zu Aufzuggurten u.
dgl. verwendeten Baumwoll- oder Hanfgurte ganz wesentliche Vorzüge. Vor allem
gewähren sie vermöge ihrer ausserordentlichen Festigkeit eine unbedingte Sicherheit
gegen die Möglichkeit des Zerreissens. Für Elevatoren sind die Schraubenlöcher zur
Befestigung der Becher in den Gurten durch Eintreiben eines spitzen Dornes leicht
und sicher anzubringen, ohne dass ein Ausreissen der Löcher oder wegen der
Schwächung gar ein Reissen des Gurtes befürchtet werden müsste. An jeder beliebigen
Stelle lassen sich die Gurte ohne Schwierigkeiten öffnen, verkürzen oder verlängern
und wieder verbinden; die stumpf gegen einander stossenden Enden der Gurte können
mittels runder Spiralen durchaus zuverlässig und unbemerkbar verbunden werden. Der
Betrieb mit diesen Gurten ist in Folge der mathematisch genauen Arbeit durchaus
gleichmässig und die Abnutzung derselben ausserordentlich gering. Zieht man die
grosse Dauerhaftigkeit der Drahtgurte in Berücksichtigung, so ist auch das
Preisverhältniss derselben gegenüber Hanf- oder Baumwollgurten ein sehr günstiges.
Durch Anwendung von verzinktem Draht oder durch öfteres Einölen werden die Gurte vor
der nachtheiligen Einwirkung von Nässe und Feuchtigkeit vollständig geschützt.
Textabbildung Bd. 284, S. 221Fig. 9.Pickhardt's Stahldrahtriemen. Ein solcher Stahldrahttreibriemen von ungewöhnlicher Grösse wurde kürzlich
im Auftrage der Maschinenfabrik Hohenzollern,
Actiengesellschaft für Locomotivbau in Düsseldorf-Grafenberg, aus 3,4 mm starkem
verzinkten Stahldraht angefertigt, als grösstes Exemplar, welches bis jetzt von der
Fabrik hergestellt worden ist. Derselbe ist als Briquetteverladeband für die Zeche
Zollverein bei Altenessen bestimmt und besitzt eine Länge von 104 m und eine Breite
von 600 mm; das Gewicht desselben beträgt über 2000 k, der Preis 3400 M.
(Fortsetzung folgt.)