Titel: | Mix und Genest's Neuerungen auf dem Gebiete der Haustelegraphie. |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 250 |
Download: | XML |
Mix und Genest's Neuerungen auf dem Gebiete der
Haustelegraphie.
Mit Abbildungen.
Mix und Genest's Neuerungen auf dem Gebiete der
Haustelegraphie.
Textabbildung Bd. 284, S. 250Fig. 1.Haustelegraphie von Mix und Genest. Bei dem starken Herabgehen der Preise der in der Haustelegraphie zu
verwendenden Apparate lassen sich diese in einer gleichmässig guten und allen
Ansprüchen genügenden Weise jetzt nur noch als Massenfabrikate herstellen. Die
Actiengesellschaft Mix und Genest in Berlin, welche
ausser ihren Telephonapparaten (vgl. 1891 279 * 85. *
300. 282 112) auch Artikel für Haustelegraphie im Grossen
fabricirt, hat kürzlich einige der dahin gehörigen Apparate in einer neuen Weise
ausgeführt, welche die Aufmerksamkeit weiterer Kreise verdient. Bei der Herstellung
der Apparate wird dabei nach der sogen. amerikanischen Fabrikationsweise
verfahren, welche auf einer sozusagen automatischen Herstellung der verschiedenen
einzelnen Theile beruht, so dass bei der Massenfabrikation die grösste
Uebereinstimmung und Gleichmässigkeit der Theile erreicht wird, was ein genaues
Zusammenpassen derselben und eine unwandelbare Zusammensetzung der einzelnen Theile
im Gefolge hat; dies alles aber verbürgt eben ein gleichmässig gutes Arbeiten der
Apparate. Die Gesellschaft hat sich ihre Verbesserungen durch Patente geschützt
bezieh. auf dieselben sich den Fabrikationsmusterschutz gesichert. Von den neuen
Apparaten sollen hier nur eine schwingende Fallklappe, welche bei Bedarf auch als
Relais benutzt werden kann, und zwei Arten von elektrischen Klingeln oder Weckern
besprochen werden.
Textabbildung Bd. 284, S. 251Fig. 2.Haustelegraphie von Mix und Genest.Textabbildung Bd. 284, S. 251Fig. 3.Haustelegraphie von Mix und Genest. Die neue Fallklappe (Tableauklappe), welche in der Fig. 1 abgebildet ist und aus einer sogen. Pendelklappe besteht, lässt sich besonders für kleinere
Haustelegrapheneinrichtungen zweckmässig verwenden, da sie keine Abstellung besitzt;
letztere wird ja bekanntlich in kleineren Haustelegrapheneinrichtungen häufig
vergessen. Die Fig. 2 zeigt ein geöffnetes
Fallklappenkästchen (Tableau) zu acht Klappen. Wie die Abbildungen erkennen lassen,
ist die aus einem gestreiften Cartonblatt bestehende Klappe an einer Eisenplatte
beweglich aufgehängt, welche den Anker eines liegenden Elektromagnetes bildet. Wenn
man, um ein Klingelsignal zu geben, auf einen Knopf drückt, so wird der Anker
des liegenden Elektromagnetes angezogen, die Klappe bewegt sich nach links und fällt
beim Aufhören des Knopfdruckes wieder ab; die leicht bewegliche Klappe geräth
alsdann mit der Platte in Schwingungen, welche etwa eine Minute lang andauern, also
lange genug, um einem aufmerksamen Beobachter kund zu thun, von woher das Signal
gegeben worden ist.
Eine unter Umständen grösseren Widerstand bietende Auslösungsvorrichtung ist in der
neuen Klappe nicht vorhanden, und deshalb wird die Pendelklappe auch noch durch
einen schwächeren Strom in Schwingungen versetzt werden; demnach ist aber die
Pendelklappe nicht den Unzuträglichkeiten ausgesetzt, welche durch ein Schwachwerden
der galvanischen Batterie hervorgerufen werden, denn in diesem Falle haben höchstens
die Schwingungen nicht die normale Weite und hören früher auf, als bei einer
Batterie von ausreichender elektromotorischer Kraft.
Textabbildung Bd. 284, S. 251Haustelegraphie von Mix und Genest. Durch Fig. 3 und 4 wird die eine neue
elektrische Klingel, Modell 1892, vor Augen geführt. Für die Art und Weise der
Ausführung dieser elektrischen Glocke ist nicht allein die Gewinnung einer
zweckmässigen Form und Zusammensetzung der einzelnen Theile maassgebend gewesen,
sondern es ist ganz besonders danach gestrebt worden, dass die beweglichen Theile in
eine unwandelbare gegenseitige Stellung zu einander gebracht wurden, wodurch allein
ja ein dauernd gutes Arbeiten verbürgt werden kann. Der ganze Glockenmechanismus
befindet sich hier auf einem kräftigen Gusseisengestell, welches auch den Ständer
für die Anschlagschraube der Unterbrechungsfeder trägt. Ferner ist der Anker und
Hammerstiel nach einem völlig neuen Verfahren aus einem einzigen Stücke gefertigt,
damit dadurch ein Versagen der Wecker, welches sonst häufig durch eine Lösung beider
Theile von einander veranlasst wird, wesentlich seltener gemacht werde. Der
Platincontact auf der Unterbrechungsfeder ist eingenietet, während er bisher
eingelöthet zu werden pflegte. Der Druck der Ankerfeder gegen den
Unterbrechungscontact und die dadurch bedingte Beweglichkeit des Ankers lässt sich
durch eine Stellschraube reguliren; ferner ist der Contactständer für den
Unterbrechungscontact geschlitzt und kann durch eine Schraube zusammengezogen
werden. Die Klemmschrauben besitzen Cordelmuttern mit Einschnitt, damit man
dieselben sowohl mit der Hand, als mit einem Schraubenzieher anziehen kann. Endlich sind
die Verbindungen auf der Vorderseite des Kastenbodens montirt, wodurch die Gefahr
einer Störung durch Feuchtigkeit oder Nebenschluss auf der Rückwand beseitigt ist.
Die eine der Verbindungen ist, wie Fig. 3 sehen
lässt, durch einen Blechstreifen hergestellt.
Die Fig. 5 zeigt einen
eisernen Wecker, Modell 1892, bei dessen Herstellung die Absicht verfolgt worden
ist, dass man ohne Beeinträchtigung des guten Arbeitens den Wecker sowohl im Freien,
als in feuchten Räumen dauernd aufhängen könne; sind dergleichen Apparate auf
Holzplatten montirt, so versagen sie da bald vollständig den Dienst. Zu dem
genannten Zwecke sind alle vorhandenen leitenden Theile isolirt auf der Vorderseite
der Eisenplatte montirt worden und der gusseiserne Glockenkasten ist in folgender
Weise gegen äussere Einflüsse geschützt: auf der eisernen Rückwand befindet sich ein
niedriger Rand, auf welchem der eiserne Deckel in bequemer Weise wasserdicht
aufgesetzt werden kann. Es geschieht dies durch Vermittelung einer mit Talg
getränkten Schnur, die durch das Aufschrauben in eine Rinne am Rande der Zarge so
fest eingedrückt werden kann, dass ein zuverlässig wasserdichter Verschluss erzielt
wird. Ferner sind die Zuleitungsklemmen am unteren Theile des Kastens angebracht,
und zwar sind dort zwei Oeffnungen zur Einführung der Drähte vorhanden. Im Uebrigen
besitzen diese Wecker auch alle Verbesserungen, welche in der obenbezeichneten
Glocke für Hausbetrieb angewendet worden sind. Die eisernen Wecker, welche in
Grössen von 12 bis 24 cm Glockendurchmesser gefertigt werden, lassen sich
insbesondere auch für den Eisenbahndienst empfehlen und in Fabrikgeschäften
vortheilhaft verwenden.